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“ 1905.
VERITANDLUNGEN
DER
KAISERLICHKRÖNIGLICHEN
2 IIISCHE RICHSÄNSLL
dahrgandga 1908.
Nr, 1.bis 18 (Schluss)
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Wien; 1903.
Verlag der.k, k. geolor schen Reichsänstalt.
In >Commission bei.R. Lechner. (Wilh. Müller), kw. %k,Ilofbuchhandlunz,
T., ab 31,
1903.
VERHANDLUNGEN
DER
KAISERLICH-KÖNIGLICHEN
bEULOGISCHEN REICHSANSTALT
Jahrgang 1903.
Nr. 1 bis 18 (Schluss).
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or 0)
Wien, 1903.
Verlag der k. k. geologischen Reichsanstalt:
In Commission bei R. Lechner (Wilh. Müller), k. u. k. Hofbuchhanälung,
I., Graben 31.
Verhandlungen dark, k a Reichsanstalt.
Jahressitzung am 20. Jänner 1903.
Inhalt: Tee für 1902 des Direc Sn Dr. =. ER
Tahreshericht des Directors Dr. E. Tietze.
komme, einen Jahres-
as Berichtsjahres 1902
‚en Ereignisse, sowie
>38 zu besprechen habe,
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0 Jahre hindurch die
traut war. Ich habe
»mber vorigen Jahres,
rache an uns richtete,
zesichtspunkte hervor-
'es langjährigen Amts-
bleibt mir heute nur
ıen persönlichen Dank
Hofrath Stache uns
Er Kur8 ıf die Fortentwicklung
unserer Anstalt hinzielende Wırksamkew. Auun wollen wir nochmals
die Freude darüber betonen, dass Hofrath Stache die Absicht ge-
äussert hat, trotz seines Scheidens aus dem officiellen Verbande des
Institutes unser Arbeitsgenosse zu bleiben, insofern er mehrere
wissenschaftliche Arbeiten, die er schon vor langer Zeit begonnen
hatte, die zu vollenden ihm jedoch bisher unter dem Drucke der
Amtsgeschäfte versagt blieb, nunmehr in freier Thätigkeit dem Ab-
schluss zuführen will.
Daran anknüpfend ‚lassen Sie mich gleich jetzt erwähnen, dass
ein anderes früheres Mitglied unserer Anstalt, Herr Hofrath v. Mojsi-
sovics, der in ähnlicher Absicht nach seinem im Jahre 1900 er-
folgten Rücktritt sich als freiwilliger Mitarbeiter an unseren Bestrebungen
betheiligte, vor Kurzem sein grosses paläontologisches Werk über
Hallstatt zur Vollendung gebracht hat, wodurch der betreffende Band
unserer Abhandlungen nunmehr vervollständigt erscheint. Auch hat Herr
v. Mojsisovics in der letzten Zeit die Darstellung, seiner lang-
K. k. geol. Reichsanstalt. 1903. Nr. 1 Verhandlungen. 1
Calsfornia a cademy f or
RECEIVED BY PURCHASE
JULY 29, 1909
FROM
DR. GUSTAVv HAMBACH
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Verhandlungen der k.k. Seolosischen] Reichsanstalt.
Jahressitzung am 20. Jänner 1903.
Inhalt: TanrenppRicht für 1902 des Dezien Dr. E. Bez
Jahresbericht des Directors Dr. E. Tietze.
Sehr geehrte Herren!
Da ich heute zum erstenmal in die Lage komme, einen Jahres-
bericht vorzutragen, indem ich die im Laufe des Berichtsjahres 1902
stattgehabten und unsere Anstalt berührenden Ereignisse, ‘sowie
unsere Thätigkeit während dieses Zeitabschnittes zu besprechen habe,
inöchte es geziemend erscheinen, zuerst mit einigen Worten meines
Vorgängers zu gedenken, dem durch nahezu 10 Jahre hindurch die
Leitung der geologischen Reichsanstalt anvertraut war. Ich habe
indessen bereits in der Sitzung vom 18. November vorigen Jahres,
als Herr Hofrath Stache eine Abschiedsansprache an uns richtete,
in meiner Antwort auf diese Ansprache die Gesichtspunkte hervor-
gehoben, welchen wir beim Rücktritte unseres langjährigen Amts-
vorstandes Ausdruck geben durften, und es bleibt mir heute nur
übrig, nochmals unsern ailgemeinen und meinen persönlichen Dank
zu wiederholen für das Wohlwollen, welches Hofrath Stache uns
stets entgegengebracht hat und für seine auf die Fortentwicklung
unserer Anstalt hinzielende Wirksamkeit. Auch wollen wir nochmals
die Freude darüber betonen, dass Hofrath Stache die Absicht ge-
äussert hat, trotz seines Scheidens aus dem officiellen Verbande des
Institutes unser Arbeitsgenosse zu bleiben, insofern er mehrere
wissenschaftliche Arbeiten, die er schon vor langer Zeit begonnen
hatte, die zu vollenden ihm jedoch bisher unter dem Drucke der
Amtsgeschäfte versagt blieb, nunmehr in freier Thätigkeit dem Ab-
schluss zuführen will.
Daran anknüpfend ‚lassen Sie mich gleich jetzt erwähnen, dass
ein anderes früheres Mitglied unserer Anstalt, Herr Hofrath v. Mojsi-
soviecs, der in ähnlicher Absicht nach seinem im Jahre 1900 er-
folgten Rücktritt sich als freiwilliger Mitarbeiter an unseren Bestrebungen
betheiligte, vor Kurzem sein grosses paläontologisches Werk über
Hallstatt zur Vollendung gebracht hat, wodurch der betreffende Band
unserer Abhandlungen nunmehr vervollständigt erscheint. Auch hat Herr
v. Mojsisovices in der letzten Zeit die Darstellung seiner lang-
K. k. geol. Reichsanstalt. 1903. Nr. 1 Verhandlungen. 1
2 Verhandlungen. Nr. I
jährigen Aufnahmen in einem der wichtigsten Theile des Salzkammer-
gutes soweit vollendet, dass diese Darstellung nunmehr der Publication
zugeführt werden kann, sobald die begleitenden Textworte vorliegen
werden. Wir beglückwünschen unseren früheren Herrn Vicedirector
bestens zu den genannten Erfolgen, die für uns um so werthvoller
sind, als damit wenigstens in diesem Falle die Sorge um den formellen
Abschluss wichtiger Arbeiten von uns genommen wurde, welche von
der Anstalt mit grösseren Mitteln subventionirt wurden und deren
Durchführung (diesmal wenigstens) am vortheilhaftesten in derselben
Hand blieb, die hier zuerst an’s Werk gegangen war. Bei derartigen
Dingen bedeutet jeder Uebergang in andere Hände oft die Einführung
neuer Gesichtspunkte oder abweichender Auffassungen und damit ist
dann stets eine weitere Verzögerung des erwünschten Abschlusses
gegeben.
Leider ist es nicht jedem Autor vergönnt, die von ihm unter-
nommenen Arbeiten endgiltig fertig zu stellen. In dieser Hinsicht,
wie ausserdem auch im allgemeineren Sinne und schliesslich nicht zum
geringsten auch vom collegialen Standpunkte aus, beklagen wir noch
immer den jähen Tod unseres ausgezeichneten Collegen Dr. Bittner,
dessen reicher Schaffenskraft und Schaffensfreudigkeit durch sein
Hinscheiden am 31. März vorigen Jahres so unerwartet ein Ziel ge-
setzt wurde. !) Wir standen tief erschüttert an seinem Grabe und wenn
wir auch Trost fanden bei dem Gedanken, dass die rastlose Thätigkeit
des Verstorbenen eine Reihe von positiven Errungenschaften auf dem
Gebiete der geologischen Diseiplinen hinterliess, die seinem Namen
immerdar zur Ehre gereichen und für unsere Wissenschaft stets einen
bleibenden Gewinn bedeuten werden, so empfanden wir doch und
empfinden wir noch heute ebenso lebhaft wie damals die grosse Lücke,
die der Verlust dieses trefflichen Mitarbeiters in unserem Kreise hinter-
lassen hat. Es wird übrigens ebenso wohl einem Gebote der Pietät ent-
sprechen, wie es eine Förderung der betreffenden Erkenntnis bedeuten
dürfte, wenn wir versuchen, aus dem Nachlasse Bittner’s diejenigen
manuscriptlichen Aufzeichnungen zur Publication zu bringen, welche
für den Druck mehr oder weniger genügend vorbereitet gefunden
wurden. Es betrifft dies besonders ein nahezu fertig gestelltes
Manuseript über die Brachiopoden und Lamellibranchiaten aus der
Trias von Bosnien, Dalmatien und Venetien, zu welcher Arbeit aller-
dings noch einige Tafeln und eine Anzahl Illustrationen zu besorgen
waren. Wir sind Herrn Dr. Teller zu besonderem Danke verpflichtet
für die Mühe, die sich derselbe bei der Ordnung des Nachlasses
und der vor dem Drucke erforderlich gewesenen endgiltigen Fertig-
stellung der genannten Arbeit gegeben hat.
Von anderen Todten des verflossenen Jahres, deren Hinscheiden
wir an dieser Stelle zu erwähnen haben, seien im Folgenden die
Namen genannt:
Clarence King, T 24. December 1901 in Phönix, Arizona,
im Alter von 77 Jahren. Oorrespondent der k. k. geol. Reichsanstalt
seit 1879. (Da uns die betreffende Todesnachricht verspätet zukam,
!) Siehe Verhandl. der k. k. geol. R.-A. 1902, Nr. 6, pag. 165.
1903 Jahressitzung am 20. Jänner. Dr. E. Tietze 3
konnte des Verstorbenen im vorjährigen Berichte der Direction nicht
mehr gedacht werden.)
C. M. Guldberg, Professor an der Universität in Christiania,
r 14. Jänner in Christiania. Correspondent der k. k. geol. Reichs
anstalt seit 1862.
Alpheus Hyatt, Professor der Zoologie an der Universität
Boston-Cambridge und Custos am Harvard-Museum, 7 15. Jänner in
Cambridge-Mass. im 63. Lebensjahre.
Iwan Muschketoff, Professer an dem kais. Berginstitute in
St. Petersburg, } 25. Jänner.)
Anton Jugoviz, Oberingenieur der Oesterr. Alpinen Montan-
gesellschaft, $ 12. Februar im 66. Lebensjahr. Correspondent der
k. k. geol. Reichsanstalt seit 1859.)
Cajetan Fabianek, emer. Betriebsleiter der Kohlenwerke
in Kladno, f 15. Februar in Prag. Correspondent der k. k. geol.
Reichsanstalt seit 1855.
Dr. Emil Holub, + 21. Februar in Wien, 55 Jahre alt.
Correspondent der k. k. geol. Reichsanstalt seit 1880. (Zufolge einer
an mich ergangenen Aufforderung der Freunde Holub’s habe ich in
meiner Eigenschaft als derzeitiger Präsident der k. k. geogr. Ges.
dem uneigennützigen Forschungsreisenden an dessen Sarge einen
Nachruf zu halten mich veranlasst gesehen. °)
Friedrich Zechner, k. k. Sectionschef im Ackerbaumini-
sterium, 7 10. April in Wien im 53. Lebensjahre. *) (Dieser ausge-
zeichnete und hochverdiente Montanist war nicht nur ein Freund
unserer Anstalt, sondern wir verloren durch seinen Tod auch ein sehr
seschätztes Mitglied des Organisations-Comite’s des internationalen
Geologen-Congresses.)
Josef Rachoy, Bergverwalter zu Karmel bei Tersische in
Krain, 7 15. April im Alter von 64 Jahren. Correspondent der k. k.
geol. Reichsanstalt seit 1863.)
Henri Filhol, Professor der vergl. Anatomie am Museum
d’Hist. Natur. in Paris, 7 28. April im Alter von 60 Jahren.
Aegidius Vratislav Jahn, k. k. Schulrath und Gymnasial-
director i. P. in Prag, T 18. Mai im 64. Lebensjahr. Correspondent
der k. k. geol. Reichsanstalt seit 1870. (Der Verstorbene war der
Vater unseres früheren Collegen und jetzigen Professors an der
ezechischen technischen Hochschule in Brünn Prof. J. Jahn.)
Dr. Carlo Riva, Docent der Petrographie an der Universität
Pavia, 7 3. Juni in Folge eines Lawinensturzes während des Aufstieges
auf den Monte Grigna.
P. Anselm Pfeiffer, Professor an dem Gymnasium zu Krems-
münster in Niederösterreich, 7 7. Juli im Alter von 54 Jahren.
!) Siehe Verhandl. der k. k. geol. R.-A. 1902, Nr. 4, pag. 119.
2) Siehe Verhandl. der k. k. geol. R.-A. 1902, Nr. 4, pag. 119.
®) Vergl. Mitth. d. k. k. geogr. Ges. 1902, pag. 99.
*) Siehe Verhandl. der k. k. geol. R.-A. 1902, Nr. 7
°) Siehe Verhandl. der k. k. geol. R.-A. 1902, Nr. 7
‚pag. 185.
‚ pag. 186.
4 Verhandlungen. Nr. 1
Rudolf Virchow, 7 5. September in Berlin im 81. Lebens-
jahre. Der berühmte Gelehrte, der so vielseitige Interessen verfolste,
war Correspondent der k. k. geol. Reichsanstalt seit 1854.
J. W. Powell, emer. Director der U. S. Geological Survey in
Washington, 7 23. September im Alter von 68 Jahren. Correspondent
der k. k. geol. Reichsanstalt seit 1888. !)
Dr. Julius Pethö, Chefgeologe der kgl. ungar. geol. Landes-
anstalt in Budapest, 7 14. October im Alter von 54 Jahren. ?)
Dr. A. R. C. Selwyn, emer. Director d. Geological Survey of
Canada, 7 19. October in Vaucouver, 78 Jahre alt, Correspondent
d. k. k. geol. Reichsanstalt seit 1860.
Dr. Hermann v. Tramtseh.old, kais.‘ russ.. Staatsras
7 27. October in Karlsruhe, Correspondent d. k. k. geol. Reichsanstalt
seit 1859.
Wir wollen unserem Brauche gemäss das Andenken aller dieser
Männer ehren. indem wir uns von unseren Sitzen erheben.
Die durch den Tod Alexander Bittner’s, den Rücktritt des
Hofrath Stache und meine Ernennung zum Director in unserem
Personalstand entstandenen Lücken wurden noch im Laufe des Jahres
1902 duch die entsprechenden Vorrückungen ausgefüllt, so dass der
Personalstand des Institutes gegenwärtig wieder complet ist. Eine
Aenderung ist nur insofern eingetreten, als eine Stelle der VIII. Rangs-
classe nunmehr von einem Chemiker und nicht mehr von einem
Geologen besetzt erscheint, während jetzt sämmtliche Stellen der
IX. Rangsclasse von solchen Mitgliedern der Anstalt eingenommen
werden, die sich berufsmässig an den geologischen Aufnahmen zu
betheiligen haben.
Wir sind unserer vorgesetzten Behörde, dem hohen Ministerium
für Cultus und Unterricht den ergebensten Dank schuldig für die
Fürsorge, welche uns dieselbe bei dieser und anderen Gelegenheiten
angedeihen liess. Insbesondere gebührt dieser Dank Sr. Excellenz
Dr. v. Hartel, der schon durch die ganze Zeit seiner Amtswirksamkeit
als Unterrichtsminister bewiesen hat, dass er die Thätigkeit an unserer
Anstalt und die Vorgänge an derselben mit stetem Wohlwollen im Auge
behält. Unsere aufrichtige Erkenntlichkeit muss aber auch dem Herrn
Sectionschef Stadler v. Wolffersgrün und dem Referenten über
unsere Angelegenheiten Herrn Sectionsrath v. Ham pe entgegengebracht
werden, die sich unserer Interessen immer mit Wärme und mit dem
Bestreben angenommen haben, der Anstalt zu nützen, soweit dies nur
immer die jeweilige Sachlage gestattet hat.
Erfreulich war es, dass es im Anschlusse an die im Laufe des
Jahres 1902 durchgeführte Regelung der Verhältnisse der Kanzlei-
sehilfen ermöglicht wurde, unserem Zeichner und Kartographen Herrn
Eduard Jahn, der bereits seit den Zeiten Haidinger’s an unserer
1) Siehe Verhandl. der k. k. geol. R.-A. 1902, Nr. 1!, pag. 290
?\ Siehe Verhandl. der k. k. geol. R.-A. 1902, Nr. 12, pag. 299 und Nr. 13,
pag. 320.
1903 Jahressitzung am 20. Jänner. Dr. E. Tietze. 5
Anstalt eine hoch erspriessliche Thätigkeit entwickelt, die Pensions-
fähigkeit, und zwar auf Grund seiner bisherigen Bezüge zu sichern.
Wir hoffen zwar, dass dieser verdienstvolle Veteran noch lange nicht
von diesem ihm nunmehr zustehenden Rechte Gebrauch machen wird,
aber wir empfinden doch eine lebhafte Genugthuung bei dem Gedanken,
dass es nunmehr gelungen ist, dem Genannten eine für die Zukunft
seines Alters beruhigende Gewissheit zu verschaffen. Auch in diesem
Falle haben wir das wohlwollende Eingreifen unseres Ministeriums
mit aufrichtigstem Danke zu begrüssen.
Ausser Herrn Jahn wurde auch der Zeichner Herr Guido Skala
der Wohlthat der vorher erwähnten Regelung theilhaftig.
Endlich habe ich bei der Besprechung der Personalfragen noch
des Umstandes zu gedenken, dass noch über Antrag meines Herrn
Vorgängers eine Präparator-Stelle bei uns creirt wurde, welche,
nachdem sich bei dem hierfür ausgeschriebenen Concurse andere
geeignete Bewerber nicht eingestellt hatten, dem bisherigen Amtsdiener-
gehilfen Franz Spatny übertragen werden konnte. Derselbe hatte
durch zahlreiche entsprechende Arbeiten seine Eignung für jene
Stelle übrigens schon seit lange nachgewiesen.
Im Anschlusse an die erwähnten Personalangelegenheiten mag
als am passendsten Platze der Auszeichnungen gedacht werden, deren
sich einige Mitglieder unseres Institutes im Verlaufe des Berichts-
jahres zu erfreuen hatten.
Vor Allem erwähne ich die Allerhöchste Anerkennung,
welche Herrn Hofrath Stache bei seinem Scheiden von der Leitung
der Anstalt bekannt gegeben wurde. Sodann darf ich mit besonderer
Befriedigung an die Ehrung erinnern, die unserem werthen Oollegen
Herrn Dr. Teller zu Theil wurde durch die im Mai erfolgte Wahl
zum correspondirenden Mitgliede der kais. Akademie der Wissen-
schaften. Diese Würdigung der wissenschaftlichen Verdienste unseres
Collegen seitens der hiesigen akademischen Kreise fand überdies
eine weitere Illustration noch dadurch, dass der Genannte im ver-
gangenen-Frühjahre primo loco für die Besetzung der Lehrkanzel für
Paläontologie an der hiesigen Universität in Vorschlag gebracht wurde.
Wir alle hielten diese Werthschätzung -des Genannten für ‚vollauf
verdient und empfanden darüber eine umso lebhaftere Genugthuung,
je mehr wir in der Lage waren, die schlichte, von jeder Vordring-
lichkeit freie und wahrhaft selbstlose Art unseres Collegen zu erkennen,
der stets das Interesse an der Wissenschaft und das Interesse an
seinem Wirkungskreise jedem persönlichen Ehrgeize voran gestellt hat.
Dennoch freuen wir uns andererseits ebenso selbstverständlich darüber,
dass es, wie ich hoffe, gelungen ist, unserem Institute die bewährte
Kraft Teller’s zu erhalten. Ueberdies möchte ich glauben, wenn
man von so zu sagen partieularistischen Erwägungen ganz absieht und
rein sachlichen Betrachtungen Raum lässt, dass die Leistungsfähigkeit
einer arbeitsfreudigen Natur innerhalb gewohnter Verhältnisse viel
bessere und reichlichere Früchte zeitigen kann, als in einem neuen
Interessenkreise, sofern nur jene gewohnten Verhältnisse an und für
6 Verhandlungen. Nr. 1
sich für die Bethätigung von Kräften ausreichende und angemessene
Gelegenheit bieten, und das ist ja bei uns der Fall.
Eine weitere Auszeichnung, von der ich zu sprechen habe, ist
meine Ernennung zum Ehrenmitgliede der belgischen geologischen
Gesellschaft in Lüttich, deren correspondirendes Mitglied ich bisher
gewesen war, und endlich darf ich es wohl auch als eine besondere
Ehre und jedenfalls als einen Beweis auszeichnenden Vertrauens
ansehen, dass ich kürzlich laut einer im December an mich gelangten
Zuschrift, von der deutschen geologischen Gesellschaft in Berlin zum
Beirath gewählt wurde.
Die einzige im formellen Sinne so zu nennende Auszeichnung,
die wir unsererseits zu vergeben haben, besteht bekanntlich in der
Zuerkennung des Titels eines Correspondenten unserer Anstalt. Wir
haben davon im Berichtsjahre nur einmal Gebrauch gemacht, ge-
legentlich der feierlichen Eröffnung des Krahuletz-Museums in Eggen-
burg. Wir glaubten diese Feier nicht vorübergehen lassen zu sollen,
ohne dem sehr verdienten Gründer dieses speciell an geologischen
Objecten reichen Local-Museums einen Beweis unserer Werthschätzung
seiner Bestrebungen und Leistungen zukommen zu lassen. Herr Dr.
Abel hat damals Herrn Krahuletz unser Diplom überreicht. Wir
sprechen betreffend die Weiterentwicklung der genannten Stiftung die
besten Wünsche für Glück und Gedeihen aus.
Ausserdem hatten wir Veranlassung verschiedenen Körperschaften
und Personen Jubiläums-Glückwünsche darzubringen. Ich erwähne unter
diesen Veranlassungen das hundertjährige Jubiläum des uugarischen
National- Museums in Budapest, das hundertjährige Jubiläum der
Universität Juriew (Dorpat), bei welchem Herr Professor Andrusson
die Güte gehabt hat unsere Adresse zu überreichen und das Jubiläum
unseres hochverdienten langjährigen Correspondenten, des Herrn Pro-
fessor Gosselet in Lille. Auch betheiligte ich mich (damals noch als
Vicedireetor der Anstalt) an der Subscription für eine zur Ehrung
Albert Gaudry’s geprägte Medaille, die dem allverehrten Meister
in einer zur Feier seines 50 jährigen Jubiläums veranstalteten festlichen
Versammlung am 9. März 1902 zu Paris überreicht wurde.
Endlich darf ich bei dieser Gelegenheit nicht vergessen, an die
am 12. Mai 1902 im grossen Festsaale der hiesigen Universität statt-
gefundene Suess-Feier zu erinnern, bei welcher ich die Ehre hatte,
unsere Anstalt zu vertreten und dabei sowohl das lebhafte Interesse
zu betonen, welches wir an dem Zustandekommen der an jenem Tage
in’s Leben getretenen Suess-Stiftung besitzen, als dem Danke
Ausdruck zu geben, den wir dem Manne schulden, der in seiner lang-
jährigen Wirksamkeit als akademischer Lehrer eine grosse Reihe von
tüchtigen Vertretern unseres Fachs auch für unsere Anstalt heran-
gebildet und der in so hervorragender Weise für unsere Wissenschaft
searbeitet hat.)
1) Siehe Heft III und IV des 14. Bandes der Beiträge zur Paläontologie und
Geologie Oesterreich-Ungarns und des Orients. Wien und Leipzig 1902, wo die bei
der genannten Feier gehaltenen Reden und Ansprachen abgedruckt erscheinen.
1903 Jahressitzung am 20. Jänner. Dr. E. Tietze. 7
Gestatten Sie mir nun zunächst einige Worte über denjenigen
Theil unserer Thätigkeit, welcher vorwiegend sozusagen bureau-
kratischer Natur ist, an welchem zwar zufolge einer eigenthümlichen
bisherigen Gepflogenheit die meisten der Herren keinen oder doch
keinen wesentlichen Antheil hatten, der aber dafür die Direction
selbst oder diejenigen Mitglieder relativ stark zu belasten pflegt,
welche jeweilig dem Director ihre Unterstützung bei der Aufarbeitung
des betreffenden Materiales leihen. Ich meine (ganz abgesehen von
den rein administrativen Aufgaben) die Beanspruchung durch die von
Aemtern und ausseramtlichen Personen herrührenden Zuschriften,
Anträge, Anfragen und dergleichen, kurz die Bearbeitung des Acten-
materials.
Wir hatten im abgelaufenen Jahre 583 Stücke zu erledigen, wo-
runter verschiedene Erledigungen von ziemlichem Umfange sich be-
fanden. 223 Stücke entfielen allerdings auf das chemische Laboratorium,
welches die ihm zufallenden Agenden zumeist im eigenen Wirkungs-
kreise abzumachen pflegt, und für einen Theil des Restes (worunter
allerdings gerade verschiedene wichtige Stücke) hat die Direction auf
die Mitwirkung der Herren Rechnungsrath Girardi und Bergrath
Teller bei der betreffenden Arbeit sich stützen können. Einzelne
Referate wurden unter Anderem auch von den Herren Vacek,
Geyer, Matosch, Rosiwal, Dreger, F. E. Suess, Kossmat,
Kerner und Abel besorgt. Ein sehr grosser Theil der bewussten
Arbeit jedoch (und ich glaube dazu berechtigt zu sein, dies hervor-
zuheben) fiel der Direction und speciell mir selbst zur Besorgung zu.
Es ist nicht meine Absicht, hier in Einzelheiten einzugehen.
Nur zwei jener zum Theil recht umfangreichen Elaborate, welche
dabei von mir persönlich ausgearbeitet werden mussten, seien kurz
erwähnt, weil sich dieselben auf Fragen von allgemeinerem Interesse
bezogen.
Die eine jener Fragen war Gegenstand einer Interpellation im
Hause der Abgeordneten und betraf unsere Thätigkeit in Dalmatien,
sowie das Vorkommen von Mineralschätzen in diesem Lande. Schon
vor der erwähnten Interpellation waren wir mehrfachen Angriffen in
Vorträgen, Zeitschriften und Zeitungen ausgesetzt gewesen, in welchen
uns eine allzu grosse Reserve in der Werthschätzung mancher jener
keichthümer zum Vorwurf gemacht wurde und wobei andererseits ange-
deutet wurde, dass es unserer Lauheit und Lässigkeit zuzuschreiben
sei, wenn bislang nicht noch mehr von jenen nutzbaren Mineral-
produeten entdeckt werden konnte.
Wir haben jene Angriffe unerwidert gelassen. Doch gab uns
die erwähnte Interpellation Gelegenheit, wenigstens an massgebender
Stelle unsere auf die Sache bezüglichen Ansichten zum Ausdrucke zu
bringen.
Fachleute werden nicht in Erstaunen versetzt werden, wenn
sie erfahren, dass wir eine allzu sanguinische Auffassung von der
Bedeutung der dalmatinischen Mineralschätze nicht in jedem Falle
theilen können, dass wir z. B. bei aller Anerkennung des positiven
und thatsächlichen Werthes der dalmatinischen Tertiärkoblen uns
nicht zu der Auffassung aufschwingen können, dieselben könnten den
8 Verhandlungen. Nr’
bedeutendsten Kohlenvorkommnissen der Monarchie an die Seite ge-
stellt werden, dass nach unserem Dafürhalten die unregelmässigen und
zumeist wenig ausgedehnten Nester von Bohnerzen in den Karstgebieten
keine Grundlage für eine schwungreiche Eisenindustrie abzugeben ver-
mögen, dass uns die Asphaltvorkommnisse jenes Landes nicht als
Beweise für das Vorhandensein besonderer Petroleumreichthümer er-
scheinen und was dergleichen unhaltbarer Vorstellungen mehr sind.
Was aber das grössere und weitere Publicum einschliesslich
Derjenigen betrifft, die eigene Arbeit und eigenes Capital bei der
Ausbeutung jener Schätze einsetzen wollen, so wird sich dasselbe
später gewiss von der Unparteilichkeit unserer Auffassung überzeugen
gegenüber den übertriebenen Hoffnungen, die einzelne Personen an
gewisse Mineralvorkommnisse in dem besagten Lande knüpften oder
geknüpft zu sehen wünschten. Man wird auch leicht zu der Einsicht
gelangen, dass es nicht immer die Schuld des Geologen ist, wenn der
Bergmann oder der Speculant an diesem oder jenem Orte nicht finden,
was sie suchen und dass andererseits der Geologe Niemanden ver-
hindert, dort etwas zu fördern, wo angeblich das Gesuchte gefunden
wurde und in reichlicher Menge vorhanden ist. Vielleicht hat übrigens
schon heute auch in den interessirten weiteren Kreisen eine unbe-
fangene Würdigung der Sachlage sich Bahn gebrochen, wofür gewisse
Nachrichten zu sprechen scheinen. Das Gewicht der Thatsachen ist
eben schliesslich doch zumeist mächtiger als die Worte einzelner
in bestimmten Tendenzen befangener Beurtheiler.
Wir wünschen den natürlichen Hilfsquellen Dalmatiens sicherlich
die beste Entwicklung und soweit eine genauere Kenntnis der geolo-
gischen Verhältnisse auf diese Entwicklung Einfluss haben kann, werden
wir das Nöthige leisten, sowie wir schon bisher der Förderung dieser
Kenntnis nicht unwesentlich gedient haben. Die Erweckung zu weit
gehender Hoffnungen aber könnte der besagten Entwicklung mehr
schaden als nützen, und je früher man in der Lage ist, den Epilog
zu der Episode zu schreiben, welche sich durch einen derartigen
Optimismus ausgezeichnet hat, desto besser ist dies für die Sache
selbst, und desto mehr dürfen wir nachträglich mit der reservirten
Haltung, die wir eingenommen haben, zufrieden sein.
Der andere Fall aus unserem Actenmaterial, den ich erwähnen
wollte, aber, um heute nicht zu weitläufig zu werden, nur in Kürze
andeute, betraf eine der Direction abverlangte Meinungsäusserung über
die Erschrotung bedeutender Warmwassermengen an einem Punkte
des Falkenauer Reviers in Nordböhmen und über die Möglichkeit
einer Beziehung dieses Warmwassers zu den Karlsbader Thermen.
Es ist das dieselbe Warmwassererschrotung, derentwegen, wie später
noch erwähnt wird, Herr Ingen. Rosiwal als Sachverständiger der
3ezirkshauptmannschaft Karlsbad im März vorigen Jahres intervenirte
und die, wie ich hinzufügen muss, auch schon zu einer Discussion
zunächst allerdings nur in wissenschaftlichen, bezüglich engeren Kreisen
Veranlassung gegeben hat. Es ist derselben nämlich unter Anderem
bereits in einer Publication des Herrn Hofrathes Hans Hoefer über
die sogenannte Kohlungswärme gedacht worden und es wurde dieser
Fall auch schon in gewissen Erörterungen bei der letzten Karlsbader
1903 Jahressitzung am 20 Jänner. Dr. E. Tietze. 9
Naturforscherversammlung erwähnt. In einem späteren Stadium der
Angelegenheit wird sich vielleicht auch hier die Veranlassung bieten,
ausführlicher auf den genannten Gegenstand zurückzukommen.
Geologische Aufnahmen und Untersuchungen im Felde.
Ich gehe nun über zu der Beschreibung der Aufnahmsthätigkeit,
die sich im vergangenen Jahre wie im früheren auf verschiedenen
Schauplätzen abgespielt hat.
Die Hauptaufgabe unseres Institutes liegt in der Darstellung der
geologischen Verhältnisse des ausserungarischen Antheils der Monarchie.
Mit der Erfüllung dieser Hauptaufgabe hängt schliesslich unsere ganze
übrige Thätigkeit direct oder indireect zusammen. Wir müssen der
ersteren entsprechen durch die Aufnahme und Herstellung geologischer
Karten, wie nicht minder durch die thunlichst ausführliche Beschrei-
bung der bei diesen Aufnahmen beobachteten Verhältnisse, insofern
ein Kartenblatt allein noch keineswegs genügt, alle Erscheinungen fest-
zuhalten oder zum Ausdruck zu bringen, welche für die geologische
Kenntnis einer Gegend zu wissen nothwendig sind und welche für die
Lösung wissenschaftlicher und praktischer Fragen in dieser Gegend
früher oder später von Bedeutung sein können.
Doch muss natürlich die Thätigkeit im Felde der Arbeit am Schreib-
tische vorausgehen, und wenn auch die abschliessenderen Darstellungen
des bei dieser Thätigkeit Erreichten naturgemäss erst im Laufe der Zeit
gegeben werden können, so lassen sich doch oft schon baid nach der
Rückkehr unserer Geologen aus den Aufnahmgebieten gewisse Er-
gebnisse, die dort erzielt wurden, feststellen.
Ich gebe in dem Folgenden eine Zusammenstellung über die
Aufnahmsthätigkeit des Berichtsjahres nach den Mittheilungen, welche
die betreffenden Herren selbst mir zur Verfügung gestellt haben.
Wir beginnen die betreffende Besprechung mit der Aufzählung
der Arbeiten, welche in den ausseralpinen Gebieten des Nordens der
Monarchie vorgenommen wurden.
Sectionsgeologe (jetzt Chefgeologe) Ing. Aug. Rosiwal hatte vor
Weiterführung der Aufnahmsarbeiten in dem krystallinischen Antheile
des im Vorjahre neu begonnenen Blattes Senftenberg die Fertigstellung
der Neuaufnahme der Blätter Freiwaldau (Zone 5, Col. XVI) und
Jauernig— Weidenau (Zone 4, Col. XVI) vorzunehmen.
Hierbei erforderte die Feststellung der sehr complieirten Detail-
verhältnisse hauptsächlich im NW-Abschnitte des erstgenannten Blattes,
das die zwischen der Reichsgrenze und Hannsdorf im Norden und
Süden, ferner zwischen dem Haupt-Gneisszug (rothen Gneiss) im Westen
und dem Abfalle des Hauptkammes der Sudeten gelegenen Gebiete
umfasst, den grössten Theil der Aufnahmszeit, von welcher übrigens
blos 70 Tage in Verwendung gebracht werden konnten.
Das an der Westgrenze des Blattes Freiwaldau gelegene Gebiet
zeigt nach den Resultaten der neuen Aufnahme längs seiner ganzen
Erstreckung zwischen Janauschendorf und dem Marchthale im Süden
K.K&. geol. Reichsanstalt. 1903. Nr. 1. Verhandlungen. 9
10 Verhandlungen. Ne
bis zum Spieglitzer Schneeberg und weiter anschliessend - an der
Reichsgrenze bis zu den Quellgräben der Graupa und des Kunzen-
baches im Norden einen gleichförmigen Aufbau, indem sich an den
nahezu meridional (h 1—2) streichenden Grenzzug des rothen Gneisses
ostwärts ein 1/,—1 km breiter Zug von Glimmerschiefer und Museovit-
gneiss und darauffolgend ein noch, mächtigerer Zug von Hornblende-
schiefern anschliesst. Die Hornblendeschiefer werden östlich: wieder
von Biotitgneiss flankirt, der vielfach die als Perlgneiss beschriebene
Ausbildung der grauen Gneisse des böhm.-mährischen Grenzgebirges
zeigt und durch Aufnahme von Hornblende, gröberes Korn und dick-
bankige Ablagerung bei zurücktretender Parallelstructur zu einem
amphibol-granititähnlichen Granitgneisstypus wird. Auch dieser lässt
sich durch das ganze Kartenblatt von Tschödrich über den Altvater-
wald, quer über das Marchthal bei Blaschke, ferner über Waltersdorf,
Hohenseibersidorf, Altstadt und Kunzendorf bis zur Reichsgrenze am
Saalwiesenberg verfolgen. Weiter ostwärts schliesst wieder Horn-
blendeschiefer an, der im südlichen Theile des Kartenblattes: die
oberen Theile des westlichen Marchthalgehänges bildet, das Marchthal
oberhalb der Hannsdorfer Thalkrümmung übersetzt, beiderseits an
den Steilhängen des unteren Graupathales ansteht und sich sodann
über Altstadt nördlich fortsetzt. Alle diese Schichten zeigen zumeist
ein steil westliches Einfallen.
Zwischen den vorgenannten Zug von Hornblendeschiefern, welche
häufig epidotführend und in zahlreichen lichteren Zwischenlagen als
Hornblende- oder auch Augitgneisse ausgebildet sind, im Westen, und
den von der Hockschar nach SW streichenden centralen Granitgneiss
im Osten, legen sich die kalkführenden Schichten der Phyllitformation.
Während sie im südlichen Theile des Blattes zwischen Eisenberg
und Hannsdorf eine etwa 2—3 km breite, ostwärts geneigte Synklinale
bilden, die sich vom Fusse des westlichen Marchthalgehänses bis über.
die Höhen der östlichen Thalseite hinaus erstreckt, verbreitert sich die
Phyllitmulde im mittleren Theile des Blattes zwischen Ebersdorf und
Heinrichsthal auf fast 4 km.
Nördlich von Ebersdorf und Platsch verengt sich Jedoch die Zone
der Phyllitgesteine plötzlich auf kaum 1!/s km Breite, um dann über
(Goldenstein und den Ramsausattel, 2 bis 21/, km breit, nordnordöstlich
weiterzustreichen. Der diese Zone östlich begrenzende Granitgneiss der
Hockschar greift an zwei Stellen über das Bordbachthal an dessen
westliche Lehnen herüber: einmal zwischen Franzensthal und Neu-
Ullersdorf, und ein zweitesmal unterhalb der Station Heinrichsthal bis.
zur Lauterbacher Thalmündung. Längs seiner ganzen Grenzregion
gegen die Phyllite liessen sich innerhalb derselben die charakteri-
stischen Erscheinungen ihrer Contaetmetamorphose — Umwandlung zu
Granat- und Staurolithglimmerschiefern mit. Andalusitquarz-Zwischen-
lagen — verfolgen.
Sehr complieirt stellte sich gegenüber den vorbesprochenen:
Regionen der Aufbau der Gebiete zwischen der Goldenstein — Ramsauer
Phyllitmulde und der Gegend von Altstadt— Gross-Würben dar. Zwischen
den. die graphitführenden Kalke begleitenden Glimmerschiefern treten
mehrfach Diabase und amphibolitisirte Diabase auf, und es haben. die
1903 Jahressitzung am 20. Jänner. Dr. E. Tietze. 11
Begehungen mannigfache Detailabweichungen von der jüngst (Jahrbuch
1897) von F. Kretschmer publieirten geologischen Aufnahme dieses
Gebietes ergeben.
Adjunet Dr. Franz E. Suess setzte seine Aufnahmen in der
Brünner Eruptivmasse fort. Ueber die endgiltigen Ergebnisse dieser
Arbeit kann allerdings erst nach erfolgter Untersuchung der Handstücke
berichtet werden. Doch wurde bereits bei der Begehung die grosse
Mannigfaltigkeit der Differentiationen innerhalb der: Masse erkannt.
Normaler, grobkörniger Syenit findet sich hauptsächlich nördlich und nord-
östlich von Brünn. Im Westen und im Süden der Stadt gewinnen mannig-
fache grobkörnige und feinkörnige. dioritische Gesteine. mit sehr
wechselndem Feldspathgehalte grosse Verbreitung, sie folgen im
grossen Ganzen der bereits von Makowsky und Rzehak unter-
schiedenen Zone, verbreiten sich aber auch viel weiter gegen Westen
durch das Obrawathal bei Womitz, in der Umgebung von Hhna bei
Eibenschitz und im Iglawathale. Sehr bezeichnend sind innerhalb
dieser oft rein amphibolitischen Gesteine ungemein. zahlreiche und
oft sehr mächtige Gänge von grobkörnigem Aplit und Muscovitgranit.
Muscovitführende Gesteine von aplitischem Habitus, sowie auch
Granitite sind als selbständige Zonen von unregelmässiger Um-
grenzung überhaupt am Westrande der Eruptivmasse bis Wolframitz
sehr verbreitet und wechsellagern häufig unvermittelt mit den ge-
schieferten Dioriten.
Im Osten, wo die Eruptivmasse unter:dem Tertiär verschwindet,
zwischen Morbes und Schöllschitz, erscheinen ganz: dunkle, mittel-
bis feinkörnige Dioritvarietäten, stellenweise übergehend : in Diallag-
fels und Serpentin und durchsetzt von mächtigen aplitischen und
lamprophyrischen Gängen.
Im Süden besteht die Kuppe des Mistkogels bei Mährisch-
Kroman. aus ziemlich feinkörnigem, zum Theile flaserig geschiefertem
Granitit, der den Granititen von Eggenburg in Niederösterreich sehr
ähnlich ist.
'Sectionsgeologe Dr. K. Hinterlechner setzte die Aufnahms-
arbeiten auf dem Blatte Deutschbrod. (Zone 7, Col. XIII) fort
und beendete sie, worauf Genannter die Kartirung des Blattes Iglau
(Zone 8, Col. XIII) in Angriff nahm. Auf das Blatt Iglau entfielen
heuer nur einige wenige Touren, die in dem Bereich der NW-Section
gemacht wurden.
Im Gebiete des Blattes Deutschbrod bewegten sich die Aufnahms-
arbeiten der abgelaufenen Saison in den beiden westlichen Seetionen
im Anschlusse an die Arbeiten des Vorjahres. Dabei konnten. in der
NW-Section muthmasslich diluviale Lehm- und Schotter-
bildungen als die Bedeckung eines Cordierit-Granitgneisses
über ein sehr weites Gebiet constatirt werden. Das Liegende des
genannten Cordierit-Granitgneisses bildet en Zweiglimmer-
Granit, der: nördlich von der Sazawa etwas grobkörniger. erscheint,
als südlich davon, im übrigen. aber stets denselben Habitus aufweist.
An verschiedenen Stellen wurden auch Eklogite und Hornblende-
schiefer nachgewiesen. Das herrschende Gestein im Gebiete der
SW-Section ist im Gegensatze zu der älteren Kartirung nach der
Ps
19 Verhandlungen. NH
Ansicht Hinterlechner's der schon aus der NW-Section bekannte
Zweiglimmer-Granit. Hier sieht man unzweifelhaften Cordierit-Granit-
gneiss einen Mantel um den Granit bilden. Schreitet man vom West-
rande des Blattes gegen Osten (Deutschbrod) fort, so sieht man den
Cordierit-Granitgneiss sich gleichsam „auflösen“, so dass er an vielen
Orten nur mehr eine Art „Schleier* über dem Granite bildet.
Erwähnt sei an dieser Stelle nur noch die Thatsache, dass östlich und
nördlich von Deutschbrod ein Gneiss vorkommt, der nördlich von der
genannten Stadt walzeuförmige Rollstücke einschliesst, im Osten davon
aber als flache Geschiebe zu bezeichnende Bildungen aufweist. Das
Nähere darüber folgt in unserem Jahrbuche.
Assistent Dr. W. Petrascheck verwendete seine Zeit wieder
zur Aufnahme des Blattes Josefstadt-Nachod (Zone 4, Col. XIV),
deren N-Sectionen dem Abschlusse nahe gebracht wurden, während
auf der noch zu kartirenden SW-Section nur einige Grenztouren
ausgeführt wurden. Hierbei ist die Untersuchung auf das böhmisch-
schlesische Carbon und das Perm sowohl des Braunauer Landes wie
des Südrandes des Riesengebirges ausgedehnt worden, ein Umstand,
der eine Reihe von Orientirungstouren in die angrenzenden Gebiets-
theile erheischte. Mit besonderem Danke ist zu erwähnen, dass sich
der königl. preussische Landesgeologe Herr Dr. E. Dathe der Mühe
unterzog, Herrn Petrascheck in dieser mehrtägigen Excursion die
bis jetzt nur zum kleinen Theile publieirten Resultate seiner viel-
jährigen Untersuchungen und Kartirungen der Horizonte im angren-
zenden Schlesien vorzuführen. Diese Tour war für die Aufnahme des
in Untersuchung befindlichen Blattes von unmittelbarer Bedeutung,
denn sie ergab unter Anderem das Resultat, dass das Rothliegende
nördlich von Nachod nur das nach Dathe transgredirende Oberrotl-
liegende umfasst. An Stelle der Dreigliederung desselben auf der alten
Karte wurde eine Trennung in nur zwei Stufen vorgenommen. In den
Permablagerungen wurden die zum Theil schon Beyrich bekannten
Vorkommnisse archäischer Gesteine wiedergefunden und als Klippen
erkannt. In der Kreide wurde die Verbreitung der Perutzer und
Korycaner Schichten genau verfolgt und hierbei die gegenseitige Ver-
tretung beider constatirt; über dem Korycaner Quader konnte die Zone
des Actinocamazx plenus ausgeschieden werden, worüber eine Publication
in Vorbereitung ist. Der verschiedenartigen Ausbildung des unterturonen
Pläners wurde viel Beachtung geschenkt, doch gelang es nicht, einzelne
petrographisch wohl charakterisirbare Complexe über weitere Strecken
zu verfolgen. Als jüngste Kreidebildung sind die in älteren Karten als
„oberer Pläner* oder „Priesener Schichten“ bezeichneten Mergel auf-
zufassen, über deren Stellung sich Mangels geeigneter Leitfossilien noch
nichts Bestimmtes sagen lässt, von denen jedoch sehr wahrscheinlich
ist, dass sie für zu jung gehalten wurden. Im Diluvium wurden drei
Schotterterrassen constatiert. An Störungen sind manche Theile des
Gebietes reich. Neben NW—-SO-Verwerfungen sind auch solche von
NS-Streichen vorhanden. Viel Zeit wurde wegen der damit verbundenen
praktischen Bedeutung auf das Studium der complieirteren Tektonik
des Steinkohlengebirges verwendet.
1903 Jahressitzung am 20. Jänner. Dr. E. Tietze. 13
Herr Professor Dr. Jaroslav Jahn endlich setzte seine in
unserem Auftrage begonnenen Aufnahmen in Böhmen (Blatt Senften-
berg) fort, war jedoch leider wegen in seiner Familie eingetretener
Krankheitsfälle genöthigt, seine Untersuchungen ziemlich bald abzu-
brechen.
Ein grosser Theil der uns verfügbaren Kräfte war in den alpinen
und subalpinen Gebieten thätig.
Chefgeologe M. Vacek verwendete zunächst einige Tage zu
einem Besuche des steirischen Erzberges, um an Ort und
Stelle das Programm für eine Excursion zu entwerfen, welche von
Seite des Comites für den IX. internationalen Geologen-Congress
in Vorschlag gebracht wurde.
Sodann begab sich derselbe nach Vorarlberg und setzte hier
die im Vorjahre begonnenen Studien in der Kalkzone der Lech-
thaler Alpen fort. Die Neuaufnahmen bewegten sich in diesem
Sommer vorwiegend in der NO-Ecke des Blattes Stuben (Zone 17,
Col. II) und in dem unmittelbar angrenzenden Theile des nördlich
anstossenden Blattes Reute— Oberstdorf (Zone 16, Col. II). Die
Aufnahmsarbeiten wurden hauptsächlich von den Standorten Steeg
im Lechthale und von Schröcken im Bregenzer Walde aus durchge-
führt. Im ersteren Falle umfassten dieselben südlich vom Lech die
Thalsysteme von Bockbach, Krabach, Almejur, Kaisers und
Sulzel, nördlich vom Thale die Ööstlichsten Ausläufer des Zuges der
Algäuer Alpen, wie Biberkopf, Hochalpenspitz,Wildekasten.
Von Schröcken aus wurde sodann anschliessend die Gegend der
Wasserscheide zwischen Bregenzer Ache und Lech, also einer-
seits die Umgebung von Hochkrummbach mit dem Warth-
berger Horn und Widderstein, andererseits die Gegend des
Schadonapasses mit dem Rothorn und Hochkinzelspitz bis
an die natürliche Grenze absolvirt, welche hier den Südrand der
Flyschzone bildet.
Die Hauptmasse der in diesem Arbeitsgebiete beobachteten
Ablagerungen gehört dem Muschelkalke und der oberen Trias an. Doch
spielen auch die Bildungen des Rhät und des Lias (Algäuschiefer) in
einzelnen Theilen eine wesentliche Rolle. In Bezug auf Lagerung
und tektonischen Aufbau gehört die vorliegende Gegend zu den
complieirtesten Stellen der Kalkalpenzone und erfordert eine um so
sorgfältigere Untersuchung, als gerade hier gewisse Lagerungsprobleme
vorliegen, die schon in der classischen Arbeit v. Richthofen’s gestellt
erscheinen und deren Lösung angestrebt werden musste.
Nach Schluss der Aufnahmen in Vorarlberg begab sich Chef-
geologe M. Vacek für einige Tage nach Südtirol, um daselbst
durch Aufsammlungen an einigen Fossilfundorten das vorhandene
Petrefactenmaterial der Anstalt so weit als thunlich zu ergänzen.
Sectionsgeologe Dr. Otto Ampferer verwendete den grösseren
Theil der Aufnahmszeit zur Fertigstellung der Specialaufnahme des
Blattes Innsbruck— Achensee, wobei die grossartigen Verhältnisse
des Karwendel-Gebirges die meisten Schwierigkeiten verursachten.
14 7 . \ Verhandluiigen. jeaardal Nr: 1
Es: gelang, in diesem "Gebirge eine bedeutende,gegen Norden
sekehrte Ueberschiebung nachzuweisen, ‚die bei Schwaz im ‘Innthal in
steiler Neigung beginnt, dann aber sich‘flacher legt und stellenweise
bis 4 km übertritt. Da die überschiebende Decke vorzüglich aus
Muschel- und Wettersteinkalk besteht, an der Zusammensetzung des
überschobenen Gebirestheils aber Jura-, Lias- und Kössener-Schichten
in’ ausgesprochener Weise betheiligt sind, so’ ist die Orient wid
Verfolgung dieser Erscheinung eine sichere,
Neben ' der ‚Aufdeckung. dieser Störung. wurde en die einge-
hende Kartirung der glaci alen Schuttmassen das Bild der eiszeitlichen
Verhältnisse des Karwendels beträchtlich verdeutlicht... 5 alles
Auch ‚heuer konnten wiederum an den Abhängen des A
machers“, nördlich von Innsbruck, wohlerhaltene Versteinerungen
des Muschelkalks gewonnen werden. Auf der Südseite. des Innthales
fesselte vor Allem das Schwazer Erzgebirge das Interesse, dessen
Begehung zeigte, dass der erzführende Dolomit aus mehreren durch
Schiefer getrennten Linsen besteht, die fast durchwegs ‚gegen ‚Norden
über Schiefer oder Buntsandstein vorgepresst sind. re
Die Darstellung der von den Bergbauen erschlossenen, äußerst
verworrenen Lagerungen im Innern dieser zu den nördlichen Kalk-
alpen, gehörigen Ecke der Zillerthaler Voralpen, konnte in Ram
Jahre noch nicht zum Abschlusse gebracht werden.
Die in Süden angrenzende Masse des Augengneisses, Sowie die
Schieferalpen fanden mit Hilfe. Herrn Theodor Öhnesorge’ s eine
sehr eingehende Bearbeitung, was nur dadurch ermöglicht wurde,
dass Herr Ohnesorge, der sich diesmal als Volontär bei unseren
Arbeiten betheiligte, schon mehrere Jahre vorher diese Alpen
untersucht hatte und ausserdem seine Forschungen auf einen weit
grösseren Teil der Uralpen ausdehnen konnte. Die umfangreiche, von
ihm begonnene mikroskopische Untersuchung der betreffenden Gesteine
wird in einiger Zeit zur Veröffentlichung gelangen.
Ausser diesen Unternehmungen wurde die Specialaufnahme des
Blattes Zirl—Nassereith soweit gefördert, dass es voraussichtlich
im nächsten Jahre gelingen wird, dasselbe fertigzustellen. Als wich-
tigstes Ergebnis ist hier zu erwähnen, dass die Karwendelüberschiebung
am Scharniz-Passe durch die Kette der Arnspitzen in’s Wetterstein-
gebirge übergeht und bis Ehrwald zu verfolgen ist.
Herr Prof. Fugger hat im Laufe des Sommers 1902 im An-
schlusse an seine Arbeit des Vorjahres die südlichen Sectionen des
Blattes Schafberg— Gmunden (Zone 14, Col. IX) begangen, sowie
den westlichsten Theil der NW-Section des Blattes Kirchdorf
(Zone 14, Col. X) bis zur Grenzlinie der Flyschzone gegen die Kalk«
berge untersucht. Diese Zone verläuft am Fusse des Drachenstein bei
Mondsee bis gegen St. Lorenz und zeigt sich dann wieder am Abfluss
des Mondsees in den Attersee. Hier bricht sie unvermittelt ab, um
sich dann viel weiter nördiich längs des linkseitigen Gehänges des
Steinbachgrabens bis zur Aurachklause und von da weiter bis in den
Mühlbacherahen bei Traunkirchen verfolgen zu lassen. Nun bricht die
Südgrenze der Flyschzone abermals ab, um wieder weiter nördlich
am. Ostufer. des Traunsees bei Hoisen und im Gschliefgraben bis ins
1903 Jahressitzung am 20: Jänner. Dr. E. Tietze. 15
Baudachthal ‘und weiterhin fortzusetzen. Die Lagerung‘ der Flysch-
bänke ist in der Regel nach Süden geneigt; das Gestein ist im ganzen
untersuchten Gebiete dasselbe. wie im Salzburger Vorlande, eine
Trennung in verschiedene Etagen ganz unthunlich. Die Grenzlinie ist
an vielen Stellen mit mächtigen Lagen ‘Gebirgsschutt überdeckt.
Die in ‘den älteren Karten im Laudachthale eingezeichneten
Parallelzüge von Neocomkalken sah‘ man nirgends, sie dürften auch
nicht vorhanden sein, Prof. Fugger beobachtete wenigstens nirgends
einen Aufbruch oder eine"Antiklinale.
Die Lagerung im Gschliefgraben übersieht man am deutlichsten,
wenn man vom Gschirrkopf in der Richtung nach Süden den Graben
in der Meereshöhe von etwa 820 m durchquert. Am Gschirrkopf und'
herab bis zum Jagdhaus Radmos sieht man überall den Filysch: mit
südlichem Einfallen, dann geht man “über die Schichtenköpfe der
Nierenthaler-Mergel und bei der sogenannten „rothen Kirche“ hat man
die Nummulitenschichten, ebenfalls nach Süden fallend, vor sich. Die:
in der Literatur angeführten Conglomerate des Gschliefgrabens, welche
in der Nähe der „rothen Kirche“ vorkommen, sind entweder diluvial
oder Gebirgsschuttbreecien.
Eine grosse Rolle spielen die Moränen auch in dem südlichen
Theile des "Blattes Schafberg— Gmunden, so im Thale der oberen
Vöckla, am Nordrande des Mondsees, im :Wangauerthal und dem
Thale der „dürren Ager*, an den Westufern des Atter- und des
Traunsees, sowie an der Seeache, welche den Mondsee mit dem
Attersee verbindet, ferner am Gmundner Grasberg, an dessen Süd-
und Ostgehänge, sowie auf seiner Höhe. Vereinzelte Moränen finden
sich im Steinbachgraben und in fast gleicher Höhe jenseits der
Wasserscheide bei der 'Grossalm im Aurachthale. Sehr interessant
sind die Moränen am Gehänge längs der Nordseite des Mondsees bis
hinüber gegen Unterach deshalb, weil sie fast nur aus Flyschbrocken
bestehen, denen nur sehr vereinzelte Kalke beigemengt sind. Im oberen
Aurachthale bei Winterleiten tritt ein hartes diluviales Conglomerat auf,
welches hier zu Uferschutzbauten verwendet wird.
Sectionsgeologe Dr.. O0. Abel beendete im Sommer 1902 die
Aufnahme. des Blattes St. Pölten (Zone 13, Col. XIID, in welchem
noch zwischen der Traisen und Pielach einige Begehungen durchzu-
führen waren, und nahm sodann: die Kartirung des Blattes Ybbs
(Zone 13, Col. XII) in Angriff. Dieselbe konnte in der NO-, SO-
und SW-Section zu Ende geführt werden ; in der NW-Section sind jedoch
(und zwar in der Umgebung von Amstetten und Ybbs) noch einige
Begehungen nothwendig, ehe das Blatt zum Abschluss gebracht werden
kann.
Die Tertiärablagerungen des untersuchten Gebietes bilden die
Fortsetzung jener, welche. dem Aussensaume der Alpen im Blatte
Tulln vorgelagert sind. Es sind fast ausschliesslich helle oder dunkel-
graue mergelige Schiefer, welche nur: äusserst selten Fossilein-
schlüsse enthalten, dann weisse oder hellgelbe Quarzsande (Melker
Sande), die ohne Zweifel die küstennäheren Aequivalente der fossil-
armen Mergelschiefer darstellen.’ An einigen Stellen konnte dieser
Uebergang thatsächlich‘ beobachtet werden. Die ganze ‘Ablagerung:
16 Verhandlungen. Nr. 1
scheint dem Oligocän anzugehören, soweit bis jetzt ein Urtheil darüber
gefällt werden kann. Jüngere tertiäre Bildungen treten, mit Aus-
nahme des Belvedereschotters, in dem untersuchten Gebiete nicht auf.
Bergrath F. Teller hat im verflossenen Sommer die geologischen
Aufnahmen im Blatte Radmannsdorf unterbrochen, um mit
Kartirungsarbeiten in dem nördlich angrenzenden Blatte Villach—
Klagenfurt (Zone 19, Col. X) zu beginnen. Es wurde zunächst
die SW-Section dieses Blattes in Angriff genommen, welche den
westlichen Theil des Karawanken-Hauptkammes und dessen Abdachung
gegen die Längsdepression Faaker See-Rosenthal umfasst, ein Gebiet,
dessen genauere Kenntnis in stratigraphischer und tektonischer Be-
ziehung für die richtige Deutung der Aufschlüsse im Karawanken-
Tunnel ganz unerlässlich erscheint. Insofern aber Dr. Teller, wie
später an anderer Stelle nochmals erwähnt werden muss, mit dem
Studium der Verhältnisse gerade in diesem Tunnel betraut ist, schien
eine Verlegung seiner Aufnahmsthätigkeit nach der genannten Ge-
send nöthig.
Ueber St. Canzian reichen von West her die altpaläozoischen
Sedimente des Gailthales in dieses Gebiet herein. In den Schluchten
an der Nordseite des Mittagskogels sind sie in grosser Ausdehnung
aufgeschlossen und lassen sich von hier nach Ost bis an den Fuss
der „Grauen Wand“ verfolgen.
Dunkle sandig-schiefrige Schichten, graue Bänderkalke und helle,
durch Erzführung (Kupfercarbonate) ausgezeichnete Riffkalke setzen
diese Silur und Devon vertretende Zone zusammen, welche hart
am Fusse des höheren, aus Triasbildungen aufgebauten Gebirges hin-
zieht und schon in der Gegend von Latschach und von hier nach
Ost an einem auffallenden Längsbruche unmittelbar gegen Gesteine
des Muschelkalkes abschneidet. Obercarbonische Schichten,
welche im Savethale in mächtigen Aufbrüchen an der Basis der Trias
hervortreten, konnten an der Nordseite der Mittagskogelgruppe
nirgends beobachtet werden. Sie kommen erst im Osten des Rosen-
bachthales am Suchi vrh und im Radischgraben bei Maria-Elend in
schmalen, mit Nordüberschiebungen zusammenhängenden Aufpressungen
(am Suchi vrh noch in einer Seehöhe von 1000 »n) zum Vorschein.
Dagegen konnten an der Nordseite des Mittagskogels kalkige und
dolomitische Gesteine des Permocarbons constatirt werden, stellen-
weise verknüpft mit grellrothen Sandsteinen vom Habitus des Grö-
dener Sandsteines. Es handelt sich hier um Faltenrudimente, welche
der altpaläozoischen Aufbruchszone nordwärts vorgelagert sind. Die
permocarbonischen Kalke und Dolomite bilden eine ostwestlich
streichende, nordwärts von tertiären Conglomeraten ummantelte Ge-
steinszone mit einzelnen klippenartigen Erhebungen, deren eine die
Ruine Alt-Finkenstein bei Latschach trägt.
Reste glacialer Schuttbedeckungen und mächtige Gehängschutt-
ablagerungen jüngeren Datums verhüllen vielfach die ältere Gebirgs-
basis und behindern insbesondere am Fusse des Gebirges den Fort-
schritt der Kartirungsarbeiten. Die Deckgebilde glacialen Ursprungs
sind durch Vorkommnisse von Blöcken paläozoischer Gesteine des
Gailthales meist gut gekennzeichnet, vor Allem durch die harten,
1903 Jahressitzung am 20. Jänner. Dr. E. Tietze, 17
dunklen Sandsteine und Grauwacken des älteren Paläozoicums und
die lichtrosa bis dunkelfleischroth gefärbten Fusulinenkalke des Permo-
carbon. Besonders die letzteren bilden einen auffälligen Bestandtheil der
erratischen Ablagerungen und sie erscheinen an einzelnen Punkten
in Blöcken von solchen Dimensionen, dass sie von den Anwohnern
als Bausteine ausgenutzt werden können.
Chefgeologe G. Geyer kartirte zunächst von Villach aus die
südlichen und östlichen Abhänge des Drobatsch bis zum Gailfluss und
zur Drau, wodurch seine Aufnahmen des triadischen Antheiles auf
dem Blatte Bleiberg und Tarvis (Zone 19, Col. IX) zum Ab-
schluss gebracht wurden. Im Einklange mit der vorjährigen Aufnahme
des Bleiberger Revieres erwies sich das Dobratschmassiv als eine
mächtige, im Süden an diagonalen Störungen abschneidende Platte
von Wettersteinkalk, welche in der Gegend westlich von Villach
unter eine breite, gegen Bleiberg zu immer enger zusammengepresste
Hauptdolomitmulde untertaucht.
In der zweiten Hälfte des Sommers beendigte Chefgeologe
G. Geyer die Neuaufnahme der Lienzer Dolomiten im Süden des
Drauflusses auf den Blättern Lienz (Zone 18, Col. VII) und Möll-
thal (Zone 18, Col. VIII), so dass nunmehr das gesammte Trias-
terrain zwischen Drau und Gail auf der Strecke Innichen— Villach
von dem Genannten kartirt worden ist.
Als Hauptergebnisse der diesbezüglichen Untersuchung sind die
Feststellung einer in die centrale Gruppe der Lienzer Dolomiten ein-
dringenden Antiklinale von Wettersteinkalk, die genaue Verfolgung
zweier im Norden und Süden daran anschliessender Synklinalen aus
Hauptdolomit, Rhät und Lias, sowie die Detailfixirung der grossen
Draubruchlinie anzusehen.
Die letztere schneidet das erwähnte Faltensystem im Norden
von den krystallinischen Schiefern des Pusterthales zum Thale schräg
ab und bot wohl auch die Veranlassung für das Zutagetreten einer
kleinen Porphyritmasse, welche am rechten Drauufer bei Thal noch
die Liasgesteine durchbricht.
Geologe Dr. J. Dreger vollendete die Neuaufnahme des Blattes
Marburg (Zone 19, Col. XII). Die jüngsten Bildungen (Alluvium,
Diluvium und pliocäne Schotter) setzen den nordöstlichen Theil des
Blattes zusammen, sie werden ziemlich scharf im Süden von der Mur
abgegrenzt, und nur östlich von Mureck breitet sich das Alluvium
auch auf dem rechten Murufer aus.
Die östliche Kartenhälfte, südlich des genannten Flusses, nehmen
bis zur Drau durchwegs tertiäre Schichten ein, und zwar sind es im
Westen miocäne marine, schlierähnliche, sandige oder schotterige
Bildungen, während gegen Osten sarmatische und pliocäne Schichten
überhandnehmen. Leithakalke treten in mehr oder weniger grossen
Partien in diesem Theile der Windisch-Büheln auf.
Während der nördliche Abschnitt der westlichen Kartenhälfte
auch noch von tertiären Schichten, zu denen sich aber hier noch die
Süsswasserbildungen vom Eibiswald gesellen, eingenommen wird, treten
nur noch zwischen Marburg, Maria-Rast und St. Lorenzen tertiäre
Gesteine auf. Der übrige Theil des Possruckgebirges am linken und
K. k. geol. Reichsanstalt. 1903. Nr. 1. Verhandlungen. 3
18 Verhandlungen. Neun
des Bachergebirges am rechten Murufer besteht aus krystallinischen
Gesteinen. Letzterer hauptsächlich aus Glimmerschiefer, Gneiss und
Granit, das Possruckgebirge aus Glimmerschiefer, Gneiss und Phylliten.
Hornblendeschiefer und Lagen krystallinischen Kalkes sind beiderseits
vertreten.
Bemerkenswerth ist im Possruck das vereinzelte Auftreten von
Kalken und Schiefern, welche als die Reste einer einst ausgebreiteten
triadischen Gesteinsdecke anzusehen sind.
Ausläufer der devonischen Bildungen Mittelsteiermarks konnten
an der nordwestlichen Blattgrenze eingetragen werden.
Der Adjunkt Dr. Franz Kossmat führte die Aufnahme der
Nordost-Section des Blattes Bischoflack—Ober-Idria mit Aus-
nahme der nördlichen Umgebung der Stadt Bischoflack durch und
beendete die im Sommer 1900 angefangene Begehung der NW-Section,
innerhalb welcher besonders das Gebiet des Batathales in Folge seiner
complieirten tektonischen und stratigraphischen Verhältnisse Schwierig-
keiten bereitete. Die überkippte Lias-Jura-Serie, welebe den Abfall
der Dachsteinkalkmasse der Urna prst begleitet, ist in der Umgebung
von Podbrdo durch einen Aufbruch von Carbon, einem Ausläufer des
grossen paläozoischen Gebietes, welches weiter östlich an das Trias-
plateau unmittelbar herantritt, gegen die im grossen synklinal gelagerten
Kreidebildungen der Porezen abgeerenzt und kommt jenseits derselben
im Hangenden der obertriadischen Hornsteindolomite zum Vorschein.
Weiter im Westen verschwindet der paläozoische Aufbruch, und die
Kreide erscheint nur mehr als schmale Mulde zwischen zwei Jura-
zügen. Im Osten stösst die Porezenmasse unmittelbar an das
paläozoische Terrain des Zeierthales, welches aus einer mächtigen
Schichtfolge von Kalken, Grauwackensandsteinen und Thonschiefern
besteht. Im Allgemeinen sind diese Gesteine fossilleer; nur an einer
Stelle bei Salilog kommen Posidonomyen in einem dünnspaltenden
Thonschiefer vor, während sich bei Vandrove in der Nähe von
Hotaule zwei gut erhaltene Exemplare eines Productus aus der Gruppe
des P. Cora d’Orb. in dunklen Kalkbänken fanden, wodurch das
carbonische Alter der betreffenden Abtheilung sicher erwiesen ist.
Die auf dem paläozoischen Untererunde auflagernden Trias-
schollen des Koprivnik, Mladi vrh, Stari vrh und Lubnik haben eine
Basis von Grödener Sandstein und sind ganz normale Denudations-
reste, während der westlich von ihnen liegende BlegasS nur aus oberem
Triasdolomit besteht und gegen seine paläozoische Umrandung durch
Dislocationen abgetrennt ist.
Einige Excursionstage wurden zu Touren in dem durch seine
interessanten Ueberschiebungserscheinungen ausgezeichneten Gebiete
südlich des Pöllanderthales (aufgenommen im Jahre 1901) verwendet.
Sectionsgeologe Dr. W. Hammer verwendete den ersten Theil
der heurigen Aufnahmszeit zur Fertigstellung der SW-Section des
Blattes Meran (Zone 19, Col. IV) auf Grund der im Sommer 1901
gemachten Vorarbeiten. Dieses Viertelblatt umfasst im Wesentlichen
den zwischen dem Ultenthale und dem Vintschgau liegenden Gebirgs-
kamm; die beiderseitigen Hänge werden von steil aufgerichteten
Gesteinen der Gmneissformation aufgebaut, während der im Streichen
1903 Jahressitzung am 20. Jänner. Dr. E. Tietze. 19
der Schichten verlaufende Kamm des Gebirges von einer flachen
Mulde von granathältigen Phylliten und Glimmerschiefern eingenommen
wird, die gegen SW zu an Ausbreitung bedeutend gewinnen, In den
Gneissen finden sich Einlagerungen von Pegmatiten, Marmor und Horn-
blendeschiefern, im ganzen Gebiete traten häufig porphyritische Gesteine
auf. Ausser dem schon lange bekannten Tonalitstock am Eingang des
Ultenthales, dessen Ausdehnung gegen SW als grösser befunden wurde
als bisher bekannt, und dem von Stache aufgefundenen Granit des
Kuppelwieserthales wurden noch an der Nordseite des Gebirges
mehrere Granitstöcke beobachtet.
Im Anschlusse an die Fertigstellung dieses Viertelblattes wurden
dann in den übrigen Theilen des Blattes Meran, besonders im
krystallinischen Bereiche desselben, Uebersichtstouren unternommen,
so im Iffingerstock, in der Texelgruppe und in der Gruppe der
Marzollspitzen.
Der übrige Theil der Aufnahmszeit wurde der genaueren Be-
sehung der NO-Section des Blattes Bormio-Tonale gewidmet.
Dieses Viertelblatt umfasst den Hintergrund des Martell- und Ulten-
thales, sowie den grössten Theil des Rabbithales und des Val della
Mare. Hier beherrschen, besonders im nördlichen Theile, die Gesteine
der Kalkphyllitgruppe den Aufbau der Bergkämme. Diese Kalkphyllite
bilden die Fortsetzung der Granatphyllite des Ulten-Vintschgaukammes,
sind hier aber selten granathältig (Cima Marmotta), im Martellthal
besonders treten in ihnen Einlagerungen von Bänderkalken, Kalk-
glimmerschiefern und Marmor auf. Im südlichen Theile dieser Section.
den tiefen Thaleinschnitten entsprechend, treten mehr die Gneisse
und Gneissphyllite hervor und in ihnen Granite, beziehungsweise Granit-
gneisse, so an der Tremenesa, am Monte Polinar und an der Cima
Vedrignana. Im ganzen Gebiet, besonders in der Gruppe der Eggen-
spitzen treten vielerorts Porphyritgänge auf, am grossen Grünsee
auch Diorite. Bezüglich der Tektonik ist bemerkenswerth, dass die eng
zusammengeschobenen Falten des Kammes der Eggenspitzen sich gegen
Westen, im Gebiete des Moosferners in ganz flache Wellen auflösen;
im Cevedalekamm stellen sich dann wieder steile Auffaltungen ein.
Sectionsgeologe Dr. Giovanni Battista Trener setzte die im
vorigen Jahre begonnene Aufnahme des Blattes Borgo und Fiera
di Primiero (Zone 21, Col. V) fort und hat dieselbe beinahe zum
Abschlusse gebracht. Die Begehung der Lagoraigebirge hat zur
Gliederung der Quarzporphyrtafel geführt. Es lassen sich vorläufig
mit Hilfe der Lagerungsverhältnisse, sowie der Untersuchung der
verrucanoartigen Conglomerate und der Quarzporphyr-Conglomerate
drei bis vier Eruptionsperioden feststellen. Zur ältesten Eruptions-
periode dürfte der quarzarme, durch grossen Feldspath charakte-
risirte Porphyr, welcher vom oberen Val di Calamento über
Bocea delManghen nach Val Piana hinzieht, gerechnet werden.
Porphyritgänge kommen in Val delle Stue vor und Aueitporphyr
durchbriceht im oberen Val d’Aste die Quarzporphyrtafel.
Im Bereiche der krystallinischen Schiefer kamen folgende Aus-
scheidungen zur Kartierung: Augenoneisse, Quarzlagenphyllite, Quarz-
phyllite und Albitphyllite.
DIN) Verhandlungen. Nr. 1
Die Masse des Granites der Cima d’Asta wurde genauer be-
grenzt. Was die Details betrifft, so wurden die Aplitgänge, die
zahireichen inselförmigen, auf der Granitmasse liegenden Schiefer-
partien, die im Gravit eingekeilten Schieferstreifen, Granat führende
Hornfelse, sowie die als Randfacies ausgebildeten Partien eingehend
aufgenommen. Es wurde ferner festgestellt, dass die Reganel--
Dioritpartie und die mit letzterer eng verbundene Goltando-Granit-
masse von der Granithauptmasse ganz isolirt auftreten.
Es wurde darnach die Aufnahme des sedimentären Gebietes
des Blattes in Angriff genommen. Zur Kartierung kamen die östlich
vom Cismone- Thal liegenden Kalkgebirge, während in dem etwa
ein Zehntel des Blattes umfassenden Pavionezug nur Orientirungs-
touren vorgenommen wurden. Der Schlerndolomit wurde vom Haupt-
dolomit getrennt, obwohl hier Zwischenbildungen fehlen. Es gelang
ferner, die Brachiopodenschiehten (Unter: Dogger) von den grauen
Kalken des Lias, sowie die Acanthieuszone von den Tithonbildungen
abzuscheiden. Bei den Biancone- (Valangien bis Aptien?) und Scaglia-
bildungen (Albien bis Danien ?), welche in dem SO-Theile des Blattes
eine weite Fläche einnehmen, wurden mit Berücksichtigung der damit
verbundenen stratigraphischen Fragen specielle Untersuchungen unter-
nommen, welche jedoch erst im nächstfolgenden Jahre zum Abschlusse
gebracht werden sollen. Die Schioschichten und die Bildungen der
zweiten Mediterranstufe wurden bis in die Tesino-Mulde, wo sie
discordant auf der Scaglia lagern, verfolgt.
Ueber die Thätigkeit unserer dalmatinisch - küstenländischen
Section ist Folgendes zu berichten.
Chefgeologe G. v. Bukowski begab sich im August nach
Süddalmatien, um dort im Bereiche des Kartenblattes Spizza
Revisionsarbeiten durchzuführen und die geologische Untersuchung
dieses Terrains zum Abschlusse zu bringen. Von Budua aus, wo auf
der Durchreise ein kurzer Aufenthalt genommen wurde, hat derselbe
zunächst noch einige Excursionen in das bereits kartirte Gebiet von
Nord-Pastroviechio gemacht. Der Zweck dieser FExeursionen war,
an etlichen Punkten, deren Besuch gelegentlich des 1903 hier tagen-
den internationalen Geologen-Öongresses in Aussicht steht, gewisse
Verhältnisse nochmals in Augenschein zu nehmen. In Spizza blieben
die Arbeiten auf die Begehung der Veligrader Region nördlich von
Sutomore beschränkt. Schon nach wenigen Tagen erkrankte Bu-
kowski daselbst an Malaria und musste, nachdem er längere Zeit
in Budua, vergebens völlige Genesung abwartend, zugebracht hatte,
Anfangs October die Rückreise nach Wien antreten.
Sectionsgeologe Dr. Fritz v. Kerner begann die Detailaufnahme
des Blattes Sinj—Spalato in dessen SW-Section.
Von Mitte April bis Mitte Juni wurde das Küstengebiet von
Spalato und die Südseite des Mosor, in der ersten Octoberhälfte die
Gegend von Konjsko, nördlich von Salona kartirt. Im Mittel- und
Obereocän der Küstenzone konnten mehrere von einander abweichende
Schichtfolgen festgestellt und deren Glieder theilweise parallelisirt
werden. In der typischen Flyschregion von Spalato und Salona gelang
1903 Jahressitzung am 20. Jänner. Dr. E. Tietze. 21
es, durch Feststellung einer ein mittleres Niveau einnehmenden Zone
von Nummulitenkalkklippen die vielen dem Flysch eingelagerten Kalk-
sandstein-, Breccienkalk- und Plattenkalkzüge in eine obere und
untere Gruppe zu scheiden und die Faltentektonik des Gebietes zu
entwirren.
Die Untersuchung des Mosor führte zu dem paläogeographisch
interessanten Ergebniss. dass das von diesem Berge eingenommene
Gebiet schon aus dem Meere der älteren Eoeänzeit als Insel auf-
geragt haben muss. Zugleich wurde an der Südseite des Mosor ein
eigenthümlicher, in Norddalmatien bisher nicht beobachteter tekto-
nischer Typus: steile Sättel von Domstructur angetroffen. Bei der
Begehung der Gegend von Konjsko zeigte sich ein den bisher kar-
tirten Gebieten gleichfalls fremder karstmorphologischer Typus:
Poljen, bei denen der Südrand aus untereocänen Kalken, das Innere
aus obereocänen Mergeln und der Nordrand aus auf diese letzteren
aufgeschobenem Kreidekalk besteht.
Sectionsgeologe Dr. Richard Joh. Schubert kartirte die Nord-
west- und Südwest-Section des Kartenblattes Zaravecchia—Stretto
(Zone 30, Col. XIII) und stellte dieses Kartenblatt fertig. Auf der
NW-Section trennt das (antiklinale) Niederbruchgebiet des Vranasees
und -Sumpfes ein vorwiegend verkarstetes, durch die Ueberschiebung
des Vk. Bak bei Vrana interessantes inneres Faltengebiet von dem
Küstengebiete von Zaravecchia—Torette, welches durch das reich-
liche Vorhandensein von alttertiären und quartären Schichten zu dem
südöstlich sich anschliessenden Küstengebiete auch landschaftlich
einen Gegensatz darbietet. Auf der Insel PaSman wurden Reste
dreier Falten nachgewiesen, die weiter südwestwärts vorhandenen
Sceoglien und Inseln als zu vier Faltenzügen gehörig erkannt. Auf
mehreren dieser Inseln und Scoglien konnten tertiäre Schichten, auch
Cosinakalk nachgewiesen werden. Der Bau des Festlandgebietes,
sowie des Inselzuges von Incoronata wurde in zwei Reiseberichten
(Verhandlungen Nr. 7 und 9) dargelegt.
Die Kartirung der Insel Veglia wurde von dem Sections-
geologen Dr. Lucas Waagen fortgesetzt und erstreckte sich diesmal
auf die ganze Insel, soweit dieselbe auf das Kartenblatt Veglia und
Novi (Zone 25, Col. XI) fällt. Im Wesentlichen besteht die Insel
aus einer grabenförmig versenkten Synklinale, die von eocänen Ab-
lagerungen erfüllt wird und Veglia seiner ganzen Länge naclı von
NNW nach SSO durchsetzt. Beiderseits schliessen sich dann ein
oder mehrere Kreideaufwölbungen an, die im Westen ein breites,
geologisch sehr einförmiges Plateau bilden. Der zweite östliche
Eocänzug von Porto Voz verliert sich gegen Süden in der Gegend
von Silo. Im Uebrigen brachte die heurige Aufnahme das Ergebnis, dass
die ihm Vorjahre kartirten Züge sich ziemlich regelmässig weiter fort-
setzen. In zwei Reiseberichten (Verhandlungen Nr. 8 und 9) wurden
bereits zahlreiche Details mitgetheilt.
Anhangsweise theile ich hier das Wesentliche mit über die Unter-
suchungen und Arbeiten, welche formell unabhängig von der geolo-
22 Verhandlungen. Nr#1
gischen Reichsanstalt im Laufe der letzten Jahren in Galizien und
Böhmen ausgeführt wurden. Auf diese Weise kann ein vollständigeres
Bild von dem Stande der Forschung in unserer Reichshälfte gewonnen
werden. Für Galizien verdanke ich die betreffenden Daten Herrn Prof.
Dr. Felix Kreutz, für Böhmen Herrn Hofrath Dr. K. Koristka.
Beiden Herren spreche ich für ihre Gefälligkeit den besten Dank aus.
In Galizien wurden in den zwei letztverflossenen Jahren mit
Subvention der physiographischen Commission der Akademie der
Wissenschaften in Krakau und des galizischen Landesausschusses
die schon seit einiger Zeit von diesen Körperschaften ins Werk gesetzten
geologischen Studien und Aufnahmen fortgesetzt.
Es wurden Aufnahmen durchgeführt:
Auf Blatt Sambor (des geologischen Atlasses von Galizien) von Dr. W.
Friedberg. Diese Aufnahme wurde bereits im Jahre 1901
begonnen, musste jedoch damals unterbrochen und konnte erst
im Jahre 1902 vollendet werden.
Auf den Blättern Turka und Ustrzyki Dolne von Dr. J. Grzybowski.
Auf den Blättern Drohobyez, Smorze und Dydiowa von Prof. Dr.
Szajnocha.
Auf Blatt Dobromil von Dr. T. Wisniowski.
Auf den Blättern Skole und Stary Sambor von Dr. R. Zuber.
Auf den Blättern Stanislawöw, Kolomyja, Sniatyn von Professor J.
Lomnicki.
Herr Assistent K. Wöjcik untersuchte die oligocänen Ab-
lagerungen bei Przemysl und UZok, Herr V. KuZniar die Triasab-
lagerungen zwischen Szezakowa und Libiaz und Herr A. Stasicki die
Diluvien des Krakauer Gebietes.
Im Jahre 1902 wurde Dr. W. Teisseyre mit einer Revision
der von ihm aufgenommenen Blätter: Komarno—Rudki, Böbrka—
Mikolajöw, PrzemySslany, Zydaczöw—Stryj, Rohatyn, Haliez—Kalusz
beauftragt. — Alle diese Blätter (inclusive des oben schon erwähnten
Sambor) werden voraussichtlich im Frühjahr 1. J. druckfertig sein.
Von dem geologischen Atlasse Galiziens erschienen im Jahre 1901:
1. der von Prof. M. Lomnicki verfasste Text zu den im 9. Hefte
herausgegebenen, von Prof. F. Bieniasz aufgenommenen Blättern:
Pomorzany. Brzezany, Buczaez—Czortköw, Kopyezynce, Borszezöw,
Mielnica— Okopy; 2. das Heft 13, zusammengesetzt aus den Blättern:
Przemysl, Brzozöw—Sanok, Lupköw—Wola Michowa sammt Text
von Prof. Dr. W. Szajnocha.
Unter der Presse befinden sich theils Karten, theils Texte zu
Heft 11 mit den Blättern: Wieliczka, Bochnia, Nowy Sacz, von Prof.
Dr. W. Szajnocha,
sowie zu Heft 14, enthaltend die Blätter: Pilzno — Ciezkowice,
Brzostek—Strzyzöw, Tyezyn—Dynöw von Dr. J Grzybowski,
dann zu Heft 15: Chwalowice, Tarnobrzeg, Mielec—Majdan,
Janow—Bilgoraj, Rozwadöw—Nisko, Tarnow—Dabrowa, Szezuein,
Useie Solne, Nowe Miasto--Korezyn von Prof. M. Lomnicki,
1903 Jahressitzung am 20. Jänner. Dr. E. Tietze. 23
und zu Heft 16: Ropezycee—Debica, Rzeszow—Lancut, Rudnik—
Raniszöw von Prof. Dr. W. Friedberg,
endlich zu Heft 17: Skole und Stary Sambor von Prof. Dr.
BuZ uber:
Im Archive der physiographischen Commission befinden sich die
Blätter: Bolechöw von Dr. J. Grzybowski, Kolomyja und Sniatyn
von Prof. J. Lomnicki, welche nach Vollendung der Aufnahme der
angrenzenden Blätter zur Herausgabe im geologischen Atlasse von
Galizien gelangen werden.
Die zu dem Comite für die naturwissenschaftliche
Landesdurchforschung von Böhmen gehörige Abtheilung
für geologische Arbeiten hat in den letzten zwei Jahren folgende
Arbeiten ausgeführt: Prof. Dr. A. Fritsch veröffentlichte mit Dr.
E. Bayer eine Studie über die Perutzer Schichten der böhmischen
Kreideformation, sowie eine Arbeit über neue Fische derselben
Formation und Dr. E. Bayer arbeitet an einem grösseren Werke
über neue Pflanzen aus den Perutzer Schichten, welches eine grosse
Anzalıl neuer Arten enthalten wird. Prof. Fritsch arbeitet an einem
Werke über die Arachniden der Steinkohlenformation. Prof. Dr.
F. Po&ta publieirte die V. Section (Prag) der geologischen Ueber-
sichtskarte von Böhmen sammt Erläuterungen zu derselben auf Grund
eigener Begehungen. In der Tertiärformation wurde ein neuer Fund-
ort von Pflanzen am Südrande des Saazer Gebietes aufgeschlossen
und ausgebeutet. Museumsadjunct J. Kafka nahm zwei wichtige
Detailprofile des Kutschliner Berges und bei Sullotitz auf. — Prof.
Dr. G. Laube beschäftigte sich mit dem Studium des Tepler Hoch-
landes. Er beging die im Baue befindliche Eisenbahnstrecke Elbogen —
Schönwehr, die nähere und weitere Umgebung von Tepl, sowie von
Neumarkt und Weseritz, grenzte die dort vorkommenden gneissartigen
und granitischen Gesteine im Detail voneinander ab und beschäftigte
sich weiters eingehend mit den Gesteinen des auf diesem Terrain
vorkommenden Trachytgebietes. — Prof. Dr. J. Woldrich und
dessen Sohn, Assistent Dr. J-e Woldrich, haben die geologische
Durchforschung des Wolynkathales im Böhmerwalde abgeschlossen
und wurde die umfassende Arbeit, sowie eine zu derselben entworfene
geologische Karte im Maßstabe von 1:50.000 bereits dem Drucke
übergeben, auf welcher ausser einer Reihe von mineralischen und
structurellen Abänderungen des Gneisses auch Urkalk, Graphit, Quarzit,
Granulit, Granit, Aplit, Syenitporphyr und Minette, ferner kaenozoische
und diluviale Ablagerungen unterschieden werden. Woldfich jun.
hat ausserdem die ausserhalb dieses Gebietes im Böhmerwalde be-
findlichen aphanitischen Gesteine studirt. — Dr. F. Slavik befasste
sich mit dem Studium der Eruptivgesteine des mittelböhmischen
Präcamhriums, zu welchem Behufe er die Gegenden von Rakonitz,
Pürglitz, Radnitz und Kralowitz besuchte und die gesammelten Gesteine
aufihren petrographischen Charakter und ihre geologischen Beziehungen
untersuchte. Erwähnt mögen noch hier werden zwei Abhandlungen
mehr praktischer Richtung, welche in der letzten Zeit vom Comite
publieirt wurden, nämlich „Betrachtungen über den Ursprung des
24 Verhandlungen. Nr. 1
Goldes bei Eule“ von Prof. Dr. H. Barvff und „Ueber die Boden-
beschaffenheit und das Nährstoffeapital böhmischer Ackererden“ von
Director Dr. J. Hanamann. Obwohl mit der Landesdurchforschung
nur in indirecter, Verbindung möge auch noch die Fortsetzung des
Barrande’schen Werkes durch den Museumsadjuneten Dr. J. Perner
erwähnt werden, welcher die Gastropoden bearbeitet, von. denen
der erste Band (Patelliden und Bellerophontiden) demnächst er-
scheinen wird.
Reisen und Localuntersuchungen in besonderer Mission.
Unterbrechungen der regelmässigen Thätigkeit unserer Geologen
durch die Ausführung besonderer Aufgaben sind der Natur der Sache
nach nicht zu vermeiden.
Hier sei zuvörderst unserer Mitwirkung an der Thätigkeit der
von der kais. Akademie der Wissenschaften eingesetzten Tunnel-
Commission gedacht, welche nach gepflogenem Einvernehmen mit
dem hohen k. k. Eisenbahn-Ministerium die Aufgabe hat, die Arbeiten
bei den gegenwärtig in Durchführung begriffenen grossen Alpen-
durchstichen wissenschaftlich zu verwerthen und die durch jene Arbeiten
gebotene Möglichkeit einer Erweiterung unserer Erfahrungen nicht
ungenützt vorübergehen zu lassen.
Von den vier in Betracht kommenden grossen Tunnelbauten
wurden bekanntlich drei der k. k. geologischen Reichsanstalt zur
Beobachtung überwiesen, während die Untersuchung beim Tauern-
Tunnel den Herren Professoren Becke und Berwerth anvertraut
worden ist. Am Karavanken-Tunnel hat Herr Bergrath Teller, am
Wocheiner Tunnel Herr Dr. Kossmat die betreffenden geologischen
Beobachtungen übernommen und beide Herren haben bereits ver-
schiedene Besichtigungen der im Zuge befindlichen Arbeiten und der
dabei gemachten Aufsammlungen ausgeführt. Was den Bosruck-Tunnel
anlangt, so wurde nach dem Hinscheiden des Chefgeologen A. Bittner
von Seite der Direction Chefgeologe G. Geyer der erwähnten Tunnel-
eommission behufs Vornahme der gewünschten fortlaufenden geolo-
gischen Beobachtungen empfohlen. Der Genannte hatte auch bereits
mehrmals Gelegenheit, über seine Wahrnehmungen an die Tunnel-
commission zu berichten.
Die Thätigkeit unserer Geologen diente in diesem Falle in
erster Linie einem rein wissenschaftlichen Zwecke. Doch wird es
keinem Urtheilsfühigen einfallen, zu bestreiten, dass die Vervollstän-
digung unserer Kenntnisse über die Beschaffenheit der untersuchten
Gebirgsmassen in gegebenen Fällen auch für die Praxis sich als ver-
werthbar erweisen könnte.
Es hat übrigens im abgelaufenen Jahre ebenso wenig wie früher
an Gelegenheiten gefehlt, bei welchen die Mitglieder der Anstalt
auch ganz direct zu der Anwendung ihres Wissens auf praktische
Fragen veranlasst wurden, und im Hinblick auf die stets wieder-
kehrende Behauptung mancher Kreise, dass die Anstalt zu einseitig
1903 Jahressitzung am 20. Jänner. Dr. E. Tietze. 95
nach der rein wissenschaftlichen Seite sich entwickle, will ich der
schon von meinem Herrn Vorgänger besonders in den letzten Jahren
befolsten Uebung folgen und eine Aufzählung der Fälle geben, in
welchen unsere Intervention bei Fragen praktischer Natur verlangt
und gewährt wurde.
Chefgeologe G. Geyer intervenirte als Sachverständiger bei
der Neuanlage oder Erweiterung von Steinbrüchen in Hirschwang,
im Myrthengraben und bei Wildon.
Dem Genannten wurde anlässlich der Eröffnung der ersten
Wasserleitung von Urfahr in der dabei am 9. November v. J. ver-
anstalteten Festsitzung von Seite der Stadtgemeinde-Vorstehung ein-
stimmiger Dank votirt für die seinerzeitige Ausarbeitung eines wissen-
schaftlichen Gutachtens, auf Grund dessen das nun vollendete Werk
angelegt worden ist.
Chefgeologe G.v. Bukowski hat zusammen mit Herrn Bergrath
J. Korsic aus Idria die Quecksilbererz-Lagerstätten von Spizza in Süd-
dalmatien behufs Abgabe eines Gutachtens über deren Abbauwürdigkeit
untersucht, wobei ihm die Aufgabe zufiel, speciell die geologischen
Verhältnisse, unter denen dort der Zinnober auftritt, möglichst genau
festzustellen. Ueber die wissenschaftlichen Resultate dieser Unter-
suchung liegt bereits eine Mittheilung in den Verhandlungen der
k. k. geologischen Reichsanstalt vor.
Chefgeologe Ingenieur August Rosiwal wurde auch in diesem
Jahre als geologischer Sachverständiger der k. k. Bezirkshaupt-
mannschaft Karlsbad den Commissions-Verhandlungen in Sachen
des Karlsbader Quellenschutzes beigezogen, welche seit einigen Jahren
bereits sich als zeitweilig nothwendig erwiesen haben. Diesmal handelte
es sich um eine vom k. k. Revierbergamte in Falkenau aus
Anlass eines neuerlichen Einbruches grosser Warmwassermengen in
den Maria II-Schacht der Britannia-Gewerkschaft in Königswerth im
März d. J. einberufene Commission, bei der andererseits als geo-
logische Sachverständige der genannten Bergbehörde die Herren
Hofrath Hoefer und Prof. Uhlig fungirten. (Vergl. oben Seite 8
dieses Berichtes.)
Bei dieser Gelegenheit nahm Ing. Rosiwal auch in Karlsbad
selbst an einer Berathung von Sachverständigen der k. k. Bezirks-
hauptmannschaft und der Stadtgemeinde über die Neufassung des
Schlossbrunnens theil.
Auf Grund der im Vorjahre vorgenommenen Terrainuntersuchungen
der Steinbrüche der Commune Wien am Exelberge bei Neuwaldegg
erstattete Ing. Rosiwal an den Magistrat Wien ein ausführliches
Gutachten über die Erweiterungsmöglichkeit dieser Steinbruchsanlage
und die technische Qualität des dortigen Sandsteinschotters im Ver-
gleiche mit anderen Wiener Strassenschotter-Materialien. Ausserdem
wurde im Herbste ein Dolomit-Strassenschotter von St. Aegyd für
Zwecke der Wiener Strassenbeschotterung der exacten technischen
Qualitätsbestimmung unterzogen.
Ausserdem fungirte Ing. Rosiwal als Sachverständiger anlässlich
eines Processes der Firma Djörup gegen die Commune Wien wegen
K. k. geol. Reichsanstalt. 1903. Nr. 1. Verhandlungen. 4
96 Verhandlungen. Nest
einer Schotterlieferungs - Reallast, haftend auf einer Bauparcelle
in Grinzing.
Für den Stadtrath des Curortes Marienbad erstattete Ing.
Rosiwal ein Gutachten über eine neu projectirte Trinkwasserleitungs-
anlage und die hiebei zu beobachtenden Sicherungsmassnahmen zur
Verhinderung einer schädlichen Rückwirkung auf die Marienbader
Heilquellen.
An einer Reihe eingesendeter, für Strassenbauzwecke bestimmter
Pflasterungs- und Beschotterungs-Materialproben hat Ing. Rosiwal die
technische Qualitätsbestimmung vorgenommen und hierüber Gutachten
abgegeben u. zw. für das Bürgermeisteramt in Göding, die Betriebs-
direction der elektrischen Strassenbahnen in Brünn, die Firma
A. Loewenfeld’s Witwe in Wien.
Dr. J. Dreger wurde von der k. k. Bezirkshauptmannschaft
Marburg a. d. Drau als Experte bei einem beabsichtigten Schulhausbau
in der Gemeinde St. Peter, östlich der Stadt, in Anspruch genommen.
Derselbe arbeitete überdies auf Veranlassung der k. u. k. Schloss-
hauptmannschaft Schönbrunn einen Vorschlag für das Project einer
Nutzwasserversorgung des kaiserlichen Lustschlosses Schönbrunn aus.
Dr. Franz Kossmat untersuchte im Mai v. J. für eine Berg-
werksunternehmung das kohlenführende Tertiär der Umgebung von
Johannesthal in Unterkrain und führte im Juni eine Reise nach Sie-
benbürgen aus, um das Manganerzvorkommen von Macskamezö, sowie
einen Kohlenschurf in der Gegend von Magyar-Läpos geologisch zu
begutachten.
Sectionsgeologe Dr. OÖ. Abel wurde im Jahre 1902 mehrfach
als Experte zu Rathe gezogen. Derselbe gab auf Ansuchen der
Generaldirection der k. k. Tabakregie in Wien ein Gut
achten über die Aussichten einer artesischen Bohrung in Göding ab
und wurde von der Direction als Sachverständiger betreffs der An-
lage eines artesischen Brunnens in Neu-Erlaa zufolge Ansuchens
der Ersten österr. Glutinwerke-Actiengesellschaft entsendet. Der Ge-
nannte unternahm ferner für die Hof-Canditenfabrik Ch. Cabos in
Wien eine Untersuchung der Baustelle in Baumgarten und gab ein
Gutachten über die Aussichten einer Tiefbohrung dortselbst ab.
Endlich wurde Dr. OÖ. Abel auf Ansuchen der k.k. Bezirks-
hauptmannschaft Tulln als Sachverständiger einer Commission
beigezogen, welche sich mit der Umänderung des Steinbruchbetriebes
der Firma Redlich & Berger bei Greifenstein zu befassen hatte und
befürwortete als solcher die Durchführung von Sprengungen mittelst
Kammerminen.
Im Frühjahre 1902 gab Dr. W. Hammer über Ersuchen des
Directors Teleki in Steinamanger ein Gutachten ab über die Asbest-
vorkommen bei Badersdof (Eisenburger Comitat).
Dr. Richard Schubert begleitete im Frühjahre Herrn Hofrath
Stache bei der Abgrenzung eines Schutzrayons für die Wasserleitung
von Pola. Ausserdem gab er dem k. k. Wirthschaftsamte in Zara-
vecchia (Dalmatien) Gutachten über Wasser- und Ziegeleiangelegen-
heiten, sowie Herrn Director Skall in Hinterbrühl über eine
Brunnenanlage ab.
1903 Jahressitzung am 20. Jänner, Dr. E. Tietze, 97
Von den Herren Dr. Bloch und Van Ess wurde Sections-
geologe Dr. Waagen nach Fiora di Primiero in Südtirol berufen,
um als geologischer Experte ein Gutachten über die Abbauwürdigkeit
eines Fahlerzvorkommens bei Transaqua und der Zinnoberablagerungen
von Valalta-Sagron abzugeben. Nach den an Ort und Stelle ange-
stellten Erhebungen und Untersuchungen konnte der Bergbau auf
Zinnober als aussichtsreich bezeichnet werden, während zu einer
grösseren Anlage bei Transaqua nicht gerathen werden konnte.
Dr. Waagen wurde ferner von der fürstlich Khevenhüller’schen
Herrschaft Riegersburg in Niederösterreich aufgefordert, wegen
Kalkgewinnung in dieser Gegend zu interveniren. Endlich wandte sich
die Gemeinde Veglia wegen Versorgung dieser Stadt mit Wasser
an Dr. Waagen, und konnte dortselbst in Befolgung des abge-
gebenen Gutachtens ein günstiges Resultat erzielt werden.
Dr. 0. Ampferer hat über Antrag des Hrn. Abtes Wildauer
vom Stift Fiecht das Bergwerk am Tristkogel einer Untersuchung
unterzogen und auf Grund derselben behufs Anlegung von Versuchs-
stollen ein Gutachten abgegeben.
Herrn G. B. Trener bot sich im Aufnahmsgebiete selbst oft
die Gelegenheit, für Private die Lösung von praktischen Fragen zu
übernehmen. Es seien hier erwähnt: Die Abgabe eines Gutachtens
über die geplante Verwerthung der Eisenquellen von Bieno; die
Besichtigung des Steinkohlenbergbaues von Ospedaletto mit Rücksicht
auf die Frage des Weiterbetriebes; die Begehung des Schurfterrains
nach Kiesen von Torrente Mandola und Bosentino, und die
Besichtigung eines Gementbruches am Monte Zaccon.
Dr. G. B. Trener übernahm ferner die Abgabe eines Gut-
achtens über die Anlage eines neu zu eröffnenden Steinbruches auf
schwarzen Marmor in Judicarien.
Ich selbst endlich wurde von der Güterdirection des Deutschen
Ritter-Ordens zu Rathe gezogen in Bezug auf verschiedene Kohlen-
schürfe in der Nähe von Hrabin bei Troppau. Da die betreffende
Gegend, abgesehen von wenig bedeutsamen Diluvialbildungen, fast
ausschliesslich aus Schiefern und Sandsteinen des Culm zusammen-
gesetzt erscheint und daselbst nicht die geringste Aussicht auf die
Erschliessung von Steinkohlenlagern besteht, so musste zur Auflassung
der angemeldeten Freischürfe gerathen werden. Doch sei bemerkt, dass
diese Anmeldung nur deshalb vorsichtsweise erfolgt war, weil sich
Speculanten und Schürfer in der Gegend bewegt hatten, welche den
Glauben an die Möglichkeit des Vorkommens abbauwürdiger Kohlen-
lager daselbst verbreitet hatten.
Ueber Wunsch der Stadtgemeinde Brünn, die bekanntlich schon
wiederholt in Angelegenheit der Wasserversorgung dieser Landes-
hauptstadt meine gutachtliche Meinungsäusserung eingeholt hat, !)
begab ich mich im vergangenen Jahre (und zwar im September) nach
Brünn. Da sich die Ausführung der projectirten Brüsauer Wasser-
leitung in Folge mancher Schwierigkeiten noch verzögert, anderer-
!) Vergl. dazu die längeren Artikel im Jahrb. der k, k. geol, R.-A. 1898,
pag. 179—206 und 190i, pag. 93—148.
4*
98 Verhandlungen. Nr. 1
seits aber eine rasche Abhilfe der heute bezüglich des Nutz- und
Trinkwassers in Brünn bestehenden Uebelstände von vielen Seiten
als dringend geboten betrachtet wird, so war der Vorschlag aufgetaucht,
zunächt wenigstens provisorisch ein gewisses Wasserquantum dem
Becken von Sebrowitz bei Brünn zu entnehmen und nach dieser Stadt
zu leiten. Es wurde mir Gelegenheit geboten, meine Ansichten über
dieses Projeet in einer Sitzung des Brünner Gemeinderathes in münd-
lichem Vortrage zu entwickeln, soweit dabei das Urtheil eines Geo-
logen in Betracht kam, während Herr Professor Forchheimer aus
Graz die hydrologisch-technische Seite der Angelegenheit ebenfalls in
eingehender Weise erörterte. Die Publication dieser Vorträge und
der sich daran anschliessenden Discussion erfolgte vorläufig durch den
Abdruck des stenographischen Protokolles dieser Gemeinderaths-
Sitzung.
An den Bericht über diese speciellen Untersuchungen wird sich
am geeignetsten eine Mittheilung über diejenigen Reisen von Anstalts-
mitgliedern anschliessen lassen, welche zum Zwecke rein wissenschaft-
licher Orientirung mit Inanspruchnahme unserer Urban Schlönbach-
Stiftung ausgeführt wurden.
Dr. Urban Schloenbach-Reisestipendien-Stiftung.
Herr Dr. Dreger konnte durch die Mittel dieser Stiftung in
den Stand gesetzt werden, die in München befindlichen Stücke aus
der Gegend von Haering in Tirol einer genaueren Untersuchung zu
unterziehen und die dabei gewonnenen Erfahrungen mit den Ergebnissen
zu verbinden, welche er bei der Durchsicht des hierorts vorliegenden
Materials von derselben Fundstelle erhalten hatte.
Für den Sommer 1902 wurde Dr. W. Hammer ein Stipendium
aus derselben Stiftung zugewiesen, um in dem an sein Aufnahmsgebiet
in Südwesttirol anstossenden italienischen Terrain vergleichende
Studien zu unternehmen. Da eine übersichtliche Durchwanderung
dieser Gegend für diese Zwecke und mit der gleichen Unterstützung
schon im Vorjahre ausgeführt wurde, so wurde heuer das Augenmerk
auf ein genaues Studium der Geologie des Val Furva und des Val Zebru
gerichtet. Besondere Aufmerksamkeit wurde dem Südrande der Ortler-
kalkmasse zugewandt, bezüglich dessen beobachtet wurde, dass eine
jruchlinie Ortlerkalk und Phyllite trennt, an der die Phyllite theils
nordfallend vom seiger stehenden Ortlerkalk abschneiden, theils in
seigerer Stellung, welche rasch in Südfallen übergeht, an letzteren
angelehnt sind. Ferner konnten in diesen Thälern Anhaltspunkte für
die Stratigraphie der Phyllite gewonnen werden und endlich mag als
bemerkenswerthes neues Ergebnis angeführt werden, dass die in der
Ortlergruppe so verbreiteten dioritischen und porphyritischen Gesteine
nicht nur, wie bisher angenommen wurde, in den Kalkphylliten (und
ausnahmsweise auch noch in den im nächsten Hangenden derselben
1903 Jahressitzung am 20. Jänner. Dr. E. Tietze. 29
befindlichen Phylliten) auftreten, sondern auch im Ortlerkalke,' wie die
Diorite an der Cima della Miniera zeigen.
Ein weiteres Stipendium wurde Herrn Dr. W. Petrascheck
zum Zwecke einer Studienreise in das Verbreitungsgebiet der Kreide-
formation Norddeutschlands verliehen. Bei Gelegenheit dieser Reise
wurde aber von dem Genannten nicht versäumt, am Wege liegende
elassische Localitäten und Aufschlüsse anderer Formationen zu besich-
tigen. Zunächst wurde das Vorland des Harzes besucht und die be-
kannten Profile von Halberstadt, Quedlinburg, Thale, Harzburg, Goslar
und Salzgitter begangen. Auch wurde dem Contacthofe im Bodethale
und dem Brockenmassiv je ein Tag gewidmet. Gelegentlich der ‚Be-
fahrung der Eisensteingrube Friederike in Harzburg wurden von deren
Direction Herrn Petraschek prächtige Fossilien für die Anstalt als
Geschenk überwiesen. In der Umgebung von Hannover wurde der
Jura, die Grenzbildungen zwischen Jura und Kreide und diese selbst
in Deister studirt. Sehr zu statten kamen hierbei die freundlichen
Unterstützungen und Rathschläge, die Herr Prof. Dr. F. Rinne dem
Reisenden zutheil werden liess. Nach Besuch des berühmten Profils
an der Porta Westphalica wurden die Plänerablagerungen bei Bielefeld
besichtigt und sodann unter der liebenswürdigen Führung des k. Geo-
logen Dr. H. Stille einige Touren in die von diesem bearbeitete
Kreide von Altenbecken und Paderborn unternommen. Endlich wurden,
Dank einer gütigen Einladung des Herrn Landesgeologen Dr. A.
Denekmann mehrere Tage dem Studium der hervorragend lehr-
reichen und mit bewunderungswürdiger Genauigkeit durchforschten
Devonablagerungen von Menden und Iserlohn in Westphalen gewidmet,
von wo eine schöne Oolleetion devonischer Ammoneen mitgebracht wurde.
Herrn Dr. G. B. Trener endlich wurde dureh Zuwendung eines
Betrages aus der Schloenbach-Stiftung die Gelegenheit geboten, die im
vorigen Jahre begonnene Untersuchung im Vicentinischen fortzusetzen
und dieselbe auf die Euganeen zu erstrecken. Es handelte sich
hauptsächlich darum, die Frage über das Vorkommen von granitischen
Geröllen aus der Cima d’Asta in den dortigen Basalttuffen zum Ab-
schlusse zu bringen.
Vorbereitungen für den internationalen Geologen-Congress.
Zu den Arbeiten, welche mehr oder weniger in die verschiedenen
Kategorien von Thätigkeiten gehören, welche den traditionell an uns
gestellten Anforderungen entsprechen, kam in diesem Jahre mehr noch
als bereits in dem vorhergehenden eine neue Gruppe von ausser-
ordentlichen Arbeiten hinzu, die nicht wenig Zeit und Kraft in An-
spruch nahmen. Ich meine die Arbeiten für den bevorstehenden inter-
nationalen Geologen-Üongress.
In der Zusammensetzung des Exeeutiv-Comites dieses Congresses
haben sich im Laufe des Jahres 1902 verschiedene Aenderungen voll-
zogen. Herr Professor Eduard Suess war selbst durch den einstimmig
ausgesprochenen Wunsch aller Mitglieder des Comites nicht zu bewegen,
30 Verhandlungen. Nr. ]
das Präsidium dieses Comites zu behalten, wenn er auch an den
Berathungen des letzteren nach wie vor mit Eifer theilnimmt und
seine reichen Erfahrungen für diese Berathungen zur Verfügung stellt.
In Folge dessen musste ein neuer Vorsitzender gewählt werden und
da ich selbst aus dieser Wahl als Präsident des Comites hervorging,
so habe ich heute an dieser Stelle nochmals für das grosse Ver-
trauen zu danken, welches mir die Herren durch ihr Votum ge-
schenkt haben.
Die mit Arbeit reichlich bedachte Stelle eines Generalsecretärs
des Congresses, welche ich bis zur Vorbereitung des ersten, später
vom 12. Juni datirten Cireulars bekleidet hatte, ging gleichzeitig mit
meiner Wahl zum Vorsitzenden an Herrn Professor Dr. Diener über,
dem im Secretariat die Herren Bergrath Teller, Chefgeologe Geyer
und Professor v. Böhm zur Seite stehen.
Abgesehen davon, dass demgemäss mehrere Mitglieder unseres
Institutes (Teller, Geyer und ich selbst) an den Arbeiten des ge-
nannten engeren CGomites betheiligt waren, erschienen die meisten
unserer Geologen überdies beschäftigt durch die Vorbereitung der
für den Congress projeetirten Excursionen, wie das theilweise schon
aus früheren Stellen des heutigen Berichtes hervorgeht. Dem Studium
der zu besuchenden Gegenden musste mehr oder weniger Zeit gewidmet
werden, denn wenn auch diese Landstriche bereits relativ gut bekannt
sind, so handelte es sich naturgemäss für den jeweilig gegebenen Fall
um die Auswahl der zu zeigenden Punkte und der diese Punkte ver-
bindenden Wege. Diese Auswahl aber musste getroffen werden im
Hinblicke auf die Anforderungen, welche eine aus Fachleuten bestehende
Reisegesellschaft an die betreffende Führung nicht nur in wissenschaft-
licher Hinsicht, sondern auch im Hinblick auf die technische Durch-
führbarkeit eines Reiseprogrammes stellen kann. Endlich mussten auch
die erläuternden Worte zu den Exeursionen geschrieben, sowie theil-
weise auch illustrirende Beilagen zu diesen Worten verfasst werden,
eine Arbeit, deren Vollendung wir schon seit einiger Zeit erwarteten
und die nun wenigstens von den meisten der Herren, die mit diesem
Abschlusse noch im Rückstande waren, zu Ende geführt wurde oder
die doch in der Mehrzahl der Fälle schon weit vorgeschritten ist.
Für die unermüdliche Mühewaltung, der sich Herr Bergratli Dr.
Teller bei der Sichtung des in der genannten Hinsicht theils bei
uns verfassten, theils von ausserhalb der Anstalt stehenden Autoren
herrührenden Materials unterzieht, wozu noch eine zeitraubende
Correspondenz kommt, verdient der Genannte hier noch specielle
dankende Erwähnung.
Arbeiten im chemischen Laboratorium.
Wie in früheren Jahren, so war auch heuer wieder das chemische
Laboratorium mit der Ausführung von zahlreichen Analysen und Unter-
suchungen von Kohlen, Erzen, Gesteinen etc. sowohl für Parteien
als auch für wissenschaftliche Zwecke beschäftigt.
1903 Jahressitzung am 20. Jänner, Dr. E. Tietze. 31
Die Zahl der im verflossenen Jahre für Parteien vorgenommenen
Untersuchungen beträgt 223 und vertheilt sich auf 167 Einsender,
von welchen 165 die entsprechenden amtlichen Taxen zu entrichten
hatten.
Die der Untersuchung zugeführten Proben für Parteien waren
86 Kohlen, von denen die Elementaranalyse nebst der Berthier’schen
Probe, und 20 Kohlen, von welchen nur die Berthier’sche Probe
nebst Wasser- und Aschenbestimmung vorgenommen wurde, ferner
3 Graphite, 65 Erze, 5 Metalle und Legirungen, 16 Kalksteine und
Mergel. 3 Thone, 7 Mineralien, 8 Wässer, 8 Erdöle und 2 Kohlenaschen.
Die obigen Zahlen beweisen, dass die Inanspruchnahme unseres
chemischen Laboratoriums seitens der Parteien heuer eine abermalige
Steigerung erfahren hat, was sich besonders bei den von uns ver-
langten Elementaranalysen zeigt (1900 43, 1901 74, 1902 86).
Wenngleich die Ausführung der oben erwähnten amtlichen Arbeiten
für Parteien die Zeit der beiden Chemiker unseres Laboratoriums
fast gänzlich ausfüllte, so konnte dennoch auch eine Anzahl von Unter-
suchungen für wissenschaftliche Zwecke vorgenommen werden.
Der Vorstand des chemischen Laboratoriums, Herr Regierungs-
rath ©. v. John, beendete seine petrographischen und chemischen
Untersuchungen der interessanten Gabbro- und Granititeinschlüsse
im Basalt von Schluckenau in Böhmen, welche durch ihren hohen
Gehalt an Spinell ausgezeichnet erscheinen. Die Resultate dieser
Untersuchungen wurden im 1. Heft des Jahrbuches für 1902 publieirt.
Der Genannte begann ferner die chemische und mikroskopische Unter-
suchung des Manganvorkommens von Magyar-Läpos in Siebenbürgen,
wo Herr Dr. F. Kossmat neben kohlensaurem Manganoxydul und
Braunstein auch noch zahlreiche Mangansilicate gefunden hatte, deren
Untersuchung interessante Resultate verspricht. Endlich untersuchte
Herr C. v. John chemisch neben verschiedenen, einzelnen Gesteinen
und Mineralien eine Serie der von Herrn Dr. W.Hammer aus den
Bergen des Ultenthales gelegentlich der dortigen geologischen Auf-
nahme gesammelten Eruptivgesteine. Dieselben schliessen sich den
von Dr. G. Stache und ©. v. John schon früher beschriebenen Por-
phyriten (Suldeniten und Ortleriten) aus dem Ortlergebiete an.
Der Chemiker des Laboratoriums, Herr C. F. Eichleiter, be-
fasste sich in der von den vielen amtlichen Arbeiten für Parteien
spärlich erübrigten Zeit mit der chemischen Untersuchung von ver-
schiedenen Mineralien, die zum Theile aus den Aufnahmsgebieten
unserer Herren Geologen stammen. So untersuchte derselbe ein Bohn-
erz, welches Herr Dr. F. Kossmat aus Krain mitbrachte, ferner fünf
zinnoberhältige Barytstufen aus der Umgebung von Sutumore in Dal-
matien und einen Noritporphyrit aus der Gegend von Golubovie in
Dalmatien, erstere auf den Gehalt an Quecksilber, letzteren auf den
etwaigen Gehalt an Barium, welche Handstücke Herr Chefgeologe
G.v. Bukowski dortselbst aufgesammelt hatte. Ausserdem begann
Herr C. F. Eichleiter mit der Untersuchung eines Erdharzes aus
Steiermark und mehrerer neuer Beauxit-Vorkommen.
Herr Ohefgeologe Ing. A. Rosiwal setzte seine Special-Unter-
suchungen über die technischen Prüfungsmethoden von Steinbau-
39 Verhandlungen. Nri@}
materialien fort. An einer Reihe von zur Untersuchung eingesendeten
Pflasterungs-: und Schottermaterialien wurde die Dichte, Porosität,
Härte, Bohrfestigkeit und Abnützbarkeit zahlenmässig bestimmt und
insbesondere die Versuche zur Aufstellung einer neuen Vergleichs-
einheit zur Bemessung der relativen Abnützbarkeit der Ge-
steine, beziehungsweise ihres Widerstandes gegen die Abnützbarkeit-
nach einer vereinfachten Methode neu aufgenommen. Das Ergebnis
dieser Untersuchungen bildete die Einführung des reinen Quarzes
(Bergkrystalls)alsStandard-Material für die Abnützbarkeitsgrössen
der Steinbaumaterialien, deren Abnützungszahlen und Abnützungs-.
widerstände in Procenten der gleichsinnigen Beanspruchungsfestigkeit
des Quarzes auszudrücken sind.
Im weiteren Verlaufe dieser Arbeiten gelangte Ing. Rosiwal
dazu, ein neues Kriterium für die Qualität von Strassenschotter-
Materialien aufzustellen, indem dieselben einer zermalmenden Schlag-
probe unterworfen wurden.
Durch genaue Ermittlung der Zermalmungsarbeit wurde ein
mechanisches Mass für die Zermalmungsfestigkeit der Ge-
steine gefunden, welche analog wie die Bohrfestigkeit die Arbeits-
grösse angibt, welche nöthig ist, um einen Kubikcentimeter des Probe-
materials zu Sand und Staub (von bestimmter Maximaldimension der
Abfallsproducte) zu zermalmen.
Die Resultate dieser Untersuchungen sind in den Verhandlungen
in Publication begriffen ; der erste Theil der betreffenden Mittheilungen
ist in Nr. 9 der Verhandlungen von 1902 bereits erschienen.
Herr Sectionsgeologe Dr.@. B. Trener benützte einen Theil
seiner Zeit dazu, um in unserem Laboratorium eine eingehende
chemische Untersuchung des Gesteins-Materials aus seinem Aufnahms-
gebiete und speciell aus der granitischen Masse der Cima d’Asta
in Angriff zu nehmen.
Bibliothek.
Ueber den Stand der Bibliothek am Schlusse des Jahres 1902
gibt der von unserem Bibliothekar, Herrn Dr. Anton Matosch, ver-
fasste Ausweis die näheren Daten: |
I. Einzelwerke und Separatabdrücke.
a) Der Hauptbibliothek:
11.901 Octav-Nummern = 13.203 Bände und Hefte.
2.575 Quart- R — N n n; 4
151 Folio- R = 313 N e R
Zusammen 14.627 Nummern — 16.562 Bände und Hefte.
Hiervon entfallen auf den Zuwachs des Jahres 1902: 441 Nummern
mit-474 Bänden und Heften.
1903 Jahressitzung am 20. Jänner. Dr. E. Tietze. 33
b) Der im chemischen Laboratorium aufgestellten Bibliothek:
1811 Octav-Nummern — 1944 Bände und Hefte.
202 Quart- a = 213 £ u .
Zusammen 2013 Nummern — 2157 Bände und Hefte.
Hiervon entfallen auf den Zuwachs des Jahres 1902: 23 Nummern
mit 27 Bänden und Heften.
Der Gesammtbestand an Einzelwerken und Separatabdrücken
beträgt demnach: 16.640 Nummern mit 18.719 Bänden und Heften.
Hierzu kommen noch 266 Nummern bibliographischer Werke (Hand-
und Wörterbücher, Kataloge etc.).
II. Periodische Schriften.
a) Quart-Format:
Neu zugewachsen sind im Laufe des Jahres 1902: 3 Nummern.
Der Gesammtbestand der periodischen Quartschriften beträgt
jetzt: 297 Nummern mit 7442 Bänden und Heften.
Hiervon entfallen auf den Zuwachs des Jahres 1902: 216 Bände
und Hefte.
b) Octav-Format:
Neu zugewachsen sind im Laufe des Jahres 1902: 5 Nummern.
Der Gesammtbestand der periodischen Octavschriften beträgt
jetzt: 734 Nummern mit 24.104 Bänden ‘und Heften.
Hiervon entfallen auf den Zuwachs der Saison 1902: 782 Bände
und Hefte.
Der Gesammtbestand der Bibliothek an periodischen Schriften
umfasst sonach: 1031 Nummern mit 31.546 Bänden und Heften.
Unsere neugeordnete ganze, von dem zu fremdartigen Material
entlastete Bibliothek erreichte demnach mit Abschluss des Jahres 1902
an Bänden und Heften die Zahl 50.551 gegenüber dem Stande von
49.031 Bänden und Heften am Schluss des Jahres 1901, was einem
Gesammtzuwachs von 1500 Bänden und Heften entspricht.
Druckschriften.
In Bezug auf unsere Druckschriften ist zunächst das Erscheinen
des bereits oben erwähnten Supplementheftes zu Band VI der
Abhandlungen hervorzuheben, welches nach der Absicht des Autors
dazu bestimmt ist, die in den Jahren 1373 und 1875 veröffentlichten
Studien von E. v. Mojsisovics über die Cephalopoden der
Hallstätter Kalke dem gegenwärtigen Stande unserer Kenntnis
entsprechend zu ergänzen und abzuschliessen. Da der zweite umfang-
reichere Theil dieser Monographie, die Darstellung der Ammonea
trachyostraca der Hallstätter Kalke, bereits im Jahre 1893 publieirt
worden ist, so ist mit dem am 1. Juli 1902 ausgegebenen Supplement-
K. k. geol. Reichsanstalt. 1903. Nr. 1. Verhandlungen. 5
94 Verhandlungen. Nr. 1
hefte das ganze, die Cephalopoden der Hallstätter Schichten umfassende
Werk von E. v. Mojsisovies zum Abschlusse gelangt. Das in
Band VI unserer Abhandlungen vereinigte Gesammtwerk über diese
formenreichste aller alpinen Cephalopodenfaunen gliedert sich in zwei
Abtheilungen:
Band VI. Erste Abtheilung.
Dibranchiata, Nautilea, Ammonea leiostraca und Nachträge zu ei-
nigen Familien der Ammoneca trachyostraca (Veratitoidea und Tropitoidea).
1. Heft, S. 1—82, Tafel I-XXXI, ausgegeben 1. Juli 1873. —
2. Heft, S. S3—174, Tafel XXXIII-— LXX, ausgegeben 31. October
1875. — Supplementheft, S. 175—356, Tafel I-XXIII, ausgegeben
1. Juli 1902.
Band VI. Zweite Abtheilung.
Ammonea trachyostraca. Ein Textband (X und S. 1-—-828) und
ein Atlas mit 130 Tafeln. Ausgegeben December 1893. |
Die Abänderung des den beiden älteren Lieferungen des Werkes
aus den Jahren 1873 und 1375 vorangestellten, allgemeiner gefassten
Haupttitels, die sich in Folge des raschen Anwachsens von Unter-
suchungsmaterial an Cephalopoden bald als unvermeidlich erwiesen
hat, wurde schon gelegentlich des Erscheinens der die Trachyostraca
behandelnden Abtheilung des VI. Bandes durchgeführt. Dem Supplement-
hefte zur I. Abtheilung wurde nun abermals ein besonderes Titel-
blatt beigegeben, das an Stelle jenes älteren Haupttitels der beiden
ersten Lieferungen einzufügen ist.
Zum Schlusse des Jahres 1902 wurde mit der Drucklegung
eines weiteren Heftes unserer Abhandlungen begonnen, in welchem
Custos E. Kittl die Cephalopodenfauna der oberen Werfener Schichten
von Muc in Dalmatien zur Darstellung brinst. Die von 11 Tafeln
begleitete Monographie wird das erste Heft des XX. Bandes der
Abhandlungen bilden.
Von unserem Jahrbuche sind im verflossenen Jahre das
Doppelheft 3—4 des LI. Bandes und das 1. Heft des LII. Bandes zur
Ausgabe gelangt. Der Druck des 2. Heftes des letzterwähnten Jahr-
ganges ist bereits abgeschlossen, Heft 3 und 4, welche wieder als
Doppelheft behandelt werden sollen, sind in Vorbereitung. Das am
15. November ausgegebene Doppelheft, mit welchem der LI. Band des
Jahrbuches abschliesst, wurde von einer einzigen Publication, der von
mir selbst verfassten geologischen Beschreibung der Gegend
von Landskron und Gewitsch in Anspruch genommen. Das
erste und zweite Heft des LII. Bandes enthalten Origimalmittheilungen
der Herren: B. Baumgärtel, H. Bock, W. Hammer, V. Hilber,
K. Hinterlechner, C. v. John, H. Graf Keyserling, A. Liebus,
K.'A. Redlich, F. Schäffer, R. J. Schubert, Kr Ay eTE
hofer und R. Zuber.
1903 Jahressitzung am 20. Jänner, Dr. E. Tietze. 35
Im 3. und 4. Heft des Jahrganges 1902 wird eine Arbeit von
Bergingenieur F. Kretschmer über die nutzbaren Minerallager-
stätten Westmährens und die von mir bereits am Eingange dieses
Berichts erwähnte posthume Publication von Dr. Alexander Bittner
über Brachiopoden und Lamellibranchiaten aus der Trias von Bosnien,
Dalmatien und Venetien (mit 10 lithogr. Tafeln und 19 Zinkotypien
im Text) erscheinen.
Von den Verhandlungen des Berichtsjahres sind bis heute
13 Nummern ausgegeben worden. Die anderen Nummern sind in
Vorbereitung und theilweise bereits fertig gedruckt Einschliesslich
der noch nicht erschienenen Nummern enthalten die Verhandlungen
Originalmittheilungen und Vortragsberichte der Herren: OÖ. Ampferer,
Bebittiner, G. v. Bukowski, J. Dreser, H. Engelhardt,
V.Graber, W. Hammer, R. Handmann, K. Hinterlechner,
H-Höfer, H. Graf Keyserling, F.’y; Kerner, F. Kossmat,
A.Liebus, E.v. Mojsisovics, L. K. Moser, W. Petrascheck,
C.R.v. Purkyn&,M.Remes, A.Rosiwal, A.Rzehak, F.Schaffer,
Br Schubert, E. Slavik, G. Stache, J. B. Trener, F. Toula,
BWaasen, H. Vetters, 'K, A, Weithorfer, Th. Wisnrowski
und J. V. Zeltzko.
Von den Erläuterungen zur geologischen Special-
kartesind im Jahre 1902 für die demnächst zur Ausgabe gelangende
4. Lieferung zwei Hefte gedruckt worden, und zwar:
Erläuterungen zum geologischen Specialkartenblatte SW-Gruppe
Nr. 70, Sillian und St. Stefano del Comelico (Zone 19, Col. VII)
von G. Geyer (kl.-8°%, 50 Seiten) und
Erläuterungen zum geologischen Specialkartenblatte SW-Gruppe
Nr. 123, Sebenico-Trau (Zone 31, Col. XIV) von Dr. F. v. Kerner
(kl.-8%, 88 Seiten).
Es liegen bis heute 14 Hefte solcher Kartenerläuterungen vor.
Abhandlungen, Jahrbuch und Kartenerläuterungen wurden wie
bisher von Bergrath F. Teller, die Verhandlungen anfänglich vom
Chefgeologen M. Vacek, später von Dr. L. Waagen redigirt, der
sich der betreffenden Aufgabe mit Eifer annimmt.
Ausserhalb des Rahmens unserer Druckschriften gelangten von
Mitgliedern der geologischen Reichsanstalt noch folgende Arbeiten
zur Veröffentlichung:
OÖ. Abel. Les Dauphins longirostres du Bolderien (Miocene superieur)
des environs d’Anvers. Deuxieme partie. — Extrait des Memoires
du Musee royal d’Histoire naturelle de Belgique. Tome II, annee
1902, Bruxelles. pag. 103—188, pl. XI-XVII, 3 Textfiguren.
F. Kossmat. Geologie der Inseln Sokötra, Semha und Abd el Küri.
Aus d. LXXI. Bande der Denkschr. der kais. Akad. d. Wissensch.,
Wien 1902, pag. 1—62, Taf. I-V und 13 Textfiguren.
W.Petrascheck. Die Ammoniten der sächsischen Kreideformation.
Beiträge zur Paläontologie Oesterreich-Ungarns u. d.. Orients,
5*
36 Verhandlungen. Nr. 1
Bd. XIV, Heft 3 und 4, pag. 131—162, Taf. VII-XI, 8 Text-
figuren. Wien 1902.
J. V. Zelfzko Ueber den Fluorit von Harrachsdorf im Riesengebirge,
sowie von einigen anderen Fundorten. (O fluoritu od Harrachova v
Krkonosich, jakoz i z n&kolika jinych nalezist.) Casopis pro prümysl
chemieky. — Zeitschr. für chemische Industrie. Prag 1902.
J. V. Zelizko. Beiträge aus der Kreideformation der Umgebung
von Eisenstädtl bei Jitschin. (Prispevky z kffdoveho ütvaru okolf
Zeleznice u Jiöina.) Vestnik der kgl. böhm. Gesellschaft d. Wissen-
schaften. Prag 1902.
Kartensammlung.
Unsere Kartensammlung hat, wie aus dem anschliessenden
Verzeichnisse ersichtlich ist, im Ganzen einen Zuwachs von 109 Blättern
erfahren. Es sind im Laufe des Jahres 1902 eingelangt:
3 Blätter. Geologischer Atlas von Galizien. Herausgegeben von
der physiographischen Commission der Akademie der Wissenschaften
in Krakau. Maßstab 1 : 75.000.
Heft XIII, Krakau 1901, mit den Blättern: Przemysl (VIII 5),
Brzozöw Sanok (VII 6) und Lupköw-Wola Michowa (VII 8).
Bearbeitet von Prof. Dr. W. Szajnocha.
1 Blatt. Topographische Uebersichtskarte des Königreichs Sachsen
im Maßstabe 1 : 250.000. Im Auftrage des kgl. sächsischen Finanz-
ministeriums als Grundlage für die geologische Uebersichtskarte
bearbeitet im kartographischen Institute von Giesecke und Devrient
in Leipzig. Abgeschlossen im Jahre 1901.
4 Blätter. Geologische Karte von Preussen und den Thürin-
gischen Staaten im Maßstabe 1: 25.000. Herausgegeben von
der kgl. preuss. geologischen Landesanstalt und Bergakademie in
Berlin.
105. Lieferung, Berlin 1901, mit den Blättern: Rambow,
Schnackenburg, Schilde, Perleberg.
15 Blätter. Geologische Karte von Preussen und benachbarten
Bundesstaaten im Maßstabe 1: 25.000. Herausgegeben von
der kgl. preuss. geologischen Landesanstalt und Bergakademie in
Berlin.
97. Lieferung, Berlin 1901, mit den Blättern: Grandenz, Okonin,
Linowo, Gr.-Plowenz. Nebst Bohrkarte zu jedem der 4 Blätter.
96. Lieferung, Berlin 1902, mit den Blättern: Gülzow, Schwessow,
Plathe, Moratz, Ziekerke, Gr.-Sabow. Nebst Bohrkarte zu
jedem der 6 Blätter.
102. Lieferung, Berlin 1901, mit den Blättern: Lippehne,
Schönow, Bernstein, Soldin, Staffelde. Nebst Bohrkarte zu
jedem der 5 Blätter.
1903 Jahressitzung am 20. Jänner. Dr. E. Tietze. 371
1 Blatt. Geognostische Karte von Württemberg. Herausgegeben
von dem kgl. statistischen Landesamte. Maßstab 1: 50,000.
Nr. 33, Urach. Zweite, von E. v. Fraas revidirte Ausgabe, 1901.
12 Blätter. Geologische Detailkarte von Frankreich im Maßstabe
1: 80.000. Paris. Ministere des traveaux publies.
Nr. 16 Les Pieux, Nr. 25 Longwy, Nr. 356 Metz, Nr. 119 Saumur,
Nr. 189 Briancon, Nr. 205 Agen, Nr. 252 Bedarieux.
Nr. 162 Angoulöme, Nr. 169 Chambery, Nr. 194 Gourdon,
Nr. 209 Alais, Nr. 243 Carcassone.
15 Blätter. Geologische Karte von Belgien im Maßstabe 1 : 40.000.
Herausgegeben im Auftrage der Regierung von der „Commission
geologique de Belgique“.
Nr. 69 Denterghem-Deynze, Nr. 82 Gheluvelt-Moorseele,
Nr. 83 Coutrai-Harlebeke, Nr. 123 Braine-Lecomte-Feluy,
Nr. 136 Limbourg-Hestreux-Brandehaeg, Nr. 141 Roeulx-
Seneffe, Nr. 144 Namur-Champion, Nr. 145 Andenne-Couthuin,
Nr. 155 Malonne-Naninne, Nr. 156 Gesves-Öhey, Nr. 161
Roisin-Erquennes, Nr. 171 Vielsalm-Houvegnez, Nr. 180
Bovigny-Beho, Nr. 203 Libin Bras, Nr. 219 Habay-La-Neuve-
Arlon.
2 Blätter. Tektonische Karten der Umgebung von Moutier und
Bellelay (Jura Bernois) von L. Rollier. Maßstab 1: 25000.
Herausgegeben von der Commission geologique Suisse. 1900,
1 Blatt. Geologische Karte der Lägernketteim Maßstabe 1: 25.000.
Aufgenommen von F. Mühlberg. Beiträge zur geologischen Karte
der Schweiz. Winterthur 1901.
3 Blätter. Geological Survey of England and Wales. Aufnahme
im Maßstabe 1: 63.360 (One inch scale).
Blatt 123, Stoke upon Trent, in 2 Ausgaben. (Drift and Solid.)
Blatt 314, Ringwood.
27 Blätter. Geologische Untersuchung von Schweden.
Serie Aa. Maßstab 1: 50.000. Nr. 115 Blatt Medevi, Nr. 117
Blatt Ystad.
Serie Ac. Maßstab 1 : 100.000. Nr. 1 Strömstad, Nr. 2 Fjellbacka,
Nr. 3 Uddevalla, Nr. 4 Göteborg, Nr. 6 Kalmar.
Serie bb. Nr. 9 Norbergs Bergslag. Atlas mit 6 Tafeln. Be-
arbeitet von W. Perterssen.
Serie ©. Nr. 183 Jukkasjärvi Malmtrakt. Atlas mit 3 Tafeln.
Stockholm 1900.
Geologische Karte von Blekinge Län im Maßstab 1 : 100.000 in
2 Blättern.
Geologische Uebersichtskarte im Maßstab 1: 1.500.000. „Sveriges
Berggrund“ in 2 Blättern. Stockholm 1901.
Serie Ca. Maßstab 1: 125.000. Nr. 2. Uebersichtskarte des
„Nerike och Karlskoga Bergslag samt Fellingsbro Härad*
von A. Blomberg. In 2 Blättern,
38 Verhandlungen. h Nr. 1
1 Blatt. Geologische Untersuchung von Finland. Geologische Ueber-
sichtskarte im Maßstab 1: 400.000. S. Michel, Sect. (2.
‘9 Blätter. Geologische Karte von Japan im Maßstabe 1 :’200.000.
Herausgegeben von der Geological Survey of Japan.
5III Saga, 11V Shibushi, 2IV Migazaki, 4V Sukumo, 5 VI Susaki,
7 VI Marugame, 11 IX Fukui, 13 XI Yoneyama, 16 XII Sakata.
8 Blätter, Geologische und topographische Karte der Oelfelder
von Japan im Maßstabe 1: 20.000.
Section I. Higashiyama oil field, Echigo. In 6 Blättern mit 2
Blättern Durchschnitte. Imp. Geolog. Surv. of Japan, Direction
Kochibe. Tokyo 1902.
2 Blätter. Agronomische Karte der Yamato Provinz von
M. Matsuoka in 2 Blättern. Maßstab 1 : 100.000. Herausgegeben
von der Imp: Geolog. Surv. of Japan.
4 Blätter. Topographische Karte von Japan im Maßstabe 1: 400.000,
(Reconnaissance Map, Divis. I in 4 Blättern.) Tokyo 1900.
5 Blätter. Topographische Karte von Japan im Maßstabe 1: 200.000,
Grundlage der geologischen Karten desselben Maßstabes. Heraus-
gegeben von der Imp. Geolog. Survey of Japan.
2.IV Miyazaki, 4V Sukumo, 5 V Hwajima, 5 VI Susaki, 17 XIV
Kamaishi.
Museum ‚und Sammlungen.
Dass die von meinem Herrn Vorgänger in’s Werk gesetzte
totale Umgestaltung unseres Museums nicht so rasch zu einem be-
friedigenden Abschluss gebracht werden kann, ist wohl begreifllich.
Doch ist, um mich so auszudrücken, der äussere Rahmen für die neue
Aufstellung im Wesentlichen hergestellt worden und hat sich Herr
Hofrath Stache noch im letzten Sommer mit dieser Arbeit persönlich
beschäftigt. Was die Hauptsache des Museums, nämlich die Samm-
lungen betrifft, so ist zwar auch hier bereits unter der Leitung
des Genannten sehr viel geschehen, um die Stücke an ihren Platz zu
bringen, immerhin jedoch bleibt zu diesem: Zwecke eine recht grosse
Arbeit noch zu leisten übrig, ehe eine vollständige Ordnung sowohl
äusserlich wie sachlich herbeigeführt sein wird und namentlich ehe
sämmtliche Sammlungen wieder wissenschaftlich benützbar
erscheinen werden,
In jedem Fall freuen wir uns, dass es hinsichtlich jener Ordnung
auch für das abgelaufene Jahr möglich ist, einige zum Theil nicht
unwichtige Fortschritte zu verzeichnen.
Herr Dr. J. Dreger arbeitete an der Vervollständigung der
Aufstellung grösserer Schauobjeete im Kaisersaale und an der Ordnung
des Tertiärmateriales in den beiden benachbarten Sälen SW I und
SW II. Ausserdem unterzog er ältere Sammlungsmaterialien, welche
seinerzeit wegen Raummangels in den Souterrain-Localitäten der
Anstalt untergebracht werden mussten, einer sorgfältigen Revision und
1903 Jahressitzung am 20. Jänner. Dr. E. Tietze. 39
löste einen grossen Theil dieser Bestände theils zu Gunsten der
Hauptsammlung,? theils zu Gunsten unserer Doubletten-Vorräthe für
Schulsammlungen auf.
Herr Dr. F. v. Kerner hat seine im. Jahre 1901 durch die
Theilnahme an der Expedition nach Brasilien unterbrochene Thätigkeit
bezüglich der Ordnung und Aufstellung der fossilen Localfloren von
Oesterreich und Ungarn im verflossenen Sommer wieder aufgenommen
und in erfolgreichster Weise gefördert. Es gelangten insbesondere zur
Aufstellung: Die Dyasflora von Fünfkirchen, die Liasflora von Steier-
dorf und Reschitza, die Kreideflora von Deva, die Tertiärfloren Nord-
ungarns von den Localitäten Kremnitz, Schemnitz, Szanto, Erlau,
Tokaj, Tallya, Erdöbenye und Arvashegy — und endlich die Tertiär-
flora von Radoboj. Diese durchwegs der jenseitigen Reichshälfte ange-
hörigen Floren wurden in den Wandschränken des sogenannten zinen>
rischen Saales* (SO III) untergebracht.
Herr Dr. F. Kossmat hat sich im Frühjahre 1902 mit. grossem
Erfolge der Aufstellung einer Lagerstätten-Sammlung cewidmet;: die
hierzu bestimmten Musealräume geben schon jetzt eine gute Ueber-
sicht über die wichtigsten Erzvorkommnisse der Ostalpen und der
böhmischen Masse, sowie über die Gesteine und Mineralien der öster-
reichischen Salzlagerstätten.
Herr Dr. R. J. Schubert war in den Monaten Juli und August
fast ausschliesslich mit Arbeiten im Museum beschäftigt und hat sich
besonders um die wissenschaftliche Ordnung und Neuaufstellung der
im Tatra- und Lemberger-Saal (NO I und NO II) eingereihten
Materialien sehr verdient gemacht.‘ "Vorübergehend hat sich auch
Herr Dr. L. Waagen an diesen Arbeiten betheiligt. Auch Herr
Amtsassistent J. V. Zelizko war mit Installationsarbeiten in den
letztgenannten Sälen beschäftigt, im Uebrigen aber durch Zusammen-
stellung und Bestimmung von Materialien für die Doubletten-Sammlung
in Anspruch genommen,
In Betreff der durch Aufsammlungen, Kauf und Geschenke er-
zielten Vermehrung unseres Sammlungsmateriales ist Folgendes zu
berichten:
Herr J. V. Zelizko wurde von der Direction in das Ver-
breitungsgebiet des von Herrn Prof. A. Hofmann in Piibram ent-
deckten Untersilurs von Rozmitäl in Böhmen entsendet, um reicheres
und besser erhaltenes Material von dieser interessanten neuen Fund-
stätte für unsere Sammlung sicherzustellen. Die fossilführende Ge-
steinslage wurde erst 10 m unter der Ackerkrume erreicht; das
Resultat der Grabungen. bei welchen vier Arbeiter beschäftigt waren,
war ein recht befriedigendes.
Durch Kauf erwarben wir eine reichhaltige Sammlung von
tertiären Süsswasser-Conchylien aus der Gegend von Leobersdorf.
im Tauschwege erhielten wir durch Herrn Karl Reidl in
Wien: Skolezit aus dem Pinzgau, Magnesit aus dem Mürzthale, Ara-
gonit von Deutsch-Altenburg u. a. m.
Als Geschenk gelangte in das Museum der geologischen
Reichsanstalt:
40 Verhandlungen. T Nr. 1
Von Herrn P. L. Handmann in Linz eine Sammlung, schöner
Cordieritgesteine (mit Sillimanit, Pinit, Graphit) aus dem Kürnberger
Revier bei Linz in Oberösterreich.
Von Herrn Dr. K. A. Redlich in Leoben eine Collection von
Gesteinen und Erzen der Kieslagerstätte Walchen bei Oeblarn in
Steiermark.
Von unserem langjährigen Correspondenten, Herrn Schulrath und
Gymnasialdirector i. R. Dr. Carl Schwippel eine grössere Suite
von Gosaupetrefacten, welche er in den Jahren 1897—1902 im Mergel
der Gosauformation des Einödthales (Steinbruch nächst der Restau-
ration Einöd) bei Baden in Niederösterreich gesammelt hat. Dieselbe
enthält wohlerhaltene Rudistenreste aus den Gattungen Hippurites,
Sphärulites und Caprina, sodann Gastropoden (Glauconia und Nerinea)
und schöne Anthozoen.
Von Herrn G. Buechich in Lesina, dessen Bemühungen unsere
Sammlung schon so viele werthvolle Erwerbungen zu verdanken hat,
erhielten wir einen neuen Fischrest aus den cretacischen Platten-
kalken der Insel Lesina in Dalmatien.
Mit den vorstehend gemachten Angaben dürfte das Wesentliche
von dem aufgezählt sein, was wir seit dem letzten Berichte meines
Herrn Vorgängers über die Vorfälle bei uns, sowie über unsere Arbeiten
zu berichten haben. Von der Zukunft zu reden, Pläne auseinander-
zusetzen oder gar Versprechungen abzugeben, möchte ich vermeiden.
Nur im Allgemeinen möchte ich mir erlauben, die Hoffnung auszu-
sprechen, dass das soeben begonnene Jahr die Mitglieder unseres
Institutes so arbeitsfreudig finden möge als dies im Hinblick auf die
mannigfach gesteigerten Aufgaben dieses Jahres erwünscht sein wird, und
dass es Andere, namentlich die massgebenden Factoren fortdauernd
geneigt finden möge, die betrefiende Arbeit anzuerkennen und die
Bedeutung unserer Anstalt nach jeder Richtung hin zu würdigen.
Verlag d. k. k. geolog. Reichsanstalt, Wien, III., Rasumofiskygasse 23.
Gesellschafts-Buchdruckerei Brüder Hollinek, Wien, 11I., Erdbergstrasse 3.
1903.
Verhandlungen herk) k nn Reichsanstalt,
Bericht vom 31. ‚Jänner 1903.
Inhalt: EingesendeteMittheilu ngeı en: Dr .0.Am pferer: Die neueste Erforschung
des Sonnwendgebirges im Unterinnthal. — H. Beck: Geologische Mittheilungen aus den Kleinen
Karpathen. — Literatur-Notizen: Dr. J. E. Hibsch.
NB. Die Autoren ‚sind für den ‚Inhalt ihrer Mitthellungen verantwortlich.
Eingesendete Mittheilungen.
. ©. Ampferer. Die neuesteErforschungdesSonn-
wendgebirges im Unterinnthal.
Jeder, der sich einmal genauer und mit Begeisterung der Er-
forschung eines Theiles der Alpen gewidmet hat, wird vor der Fülle
der eigenartigen Erscheinungen des Oefteren fast machtlos und staunend
innegehalten haben, die sich vielfach schon in einem Anblicke wunder-
bar zusammendrängt. Der Reichthum der Formen, das ewig Neue,
Schöpferische in den Entwürfen, die weite, unübersehbare Ferne der
Möglichkeiten, die endlosen Einzelheiten der Ausführung geben ja
der Mehrzahl der Gebirge den Charakter einer Lebensaufgabe, sofern
es sich um eine völlige, in allen Theilen getreue Untersuchung und
Darstellung derselben handelt. Den wenigsten nur ist eine solche
Musse gegönnt und die wenigsten hinwiederum fänden in ihr die
Geduld und Einschränkung der Pläne, die Verzichtkraft auf weithin
schweifende Arbeit, die allein zu solchem Thun Muth und Freude
zu verleihen und zu befestigen vermag. Das eine aber ist sicher,
dass jeder ernste Forscher, wenn seine begrenzte Zeit ihn von einer
solchen Aufgabe weiter zu anderen reisst, mit einem schmerzlich
unbefriedigten Gefühle von ihr Abschied nimmt, noch lange Jahre
vielleicht im Geheimen sich nach der letzten gründlichen Vollendung
sehnend.
In dem eben erschienenen Werke von Dr. F. Wähner: „Das
Sonnwendgebirge im Unterinnthal. Ein Typus alpinen
Gebirgsbaues“ haben wir eine solche lange Lebensarbeit theilweise
vor uns liegen, und es wird niemand sagen können, dass sie eine
nutzlose gewesen, wenn man die tiefen Einblicke bedenkt, die all-
mälig und immer reicher dadurch sich eröffneten.
Heute, kann man sagen, ist die geologische Durchsichtigkeit des
Sonnwendgebirges Dank dieser Arbeit eine so helle, wie sie über-
haupt nur geringe und kaum so verwickelt gebaute Theile der Alpen
K. k. geol. Reichsanstalt. 1903. Nr. 2. Verhandlungen. 6
42 Verhandlungen. Nr. 2
bisher erlangt haben. Das wird nun viele nicht sehr wundern, hat
doch gerade dieses Gebirge jahrzehntelang für eines von sehr einfachem
Bau gegolten, und die schlichte, flache Lagerung, die die weitaus
meisten Bestandtheile zur Schau tragen, schien dafür ein sicherer
Beleg. Hier hat aber die Aufhellung der Verhältnisse nicht eine
Vereinfachung, sondern eine ganz bedeutende Vielfältigkeit klarlegen
müssen. Die eigenthümlichen Verschlingungen allerdings, die in den
Felskronen dieses Gebirges weisse Dachsteinkalke mit Liasfossilien
und rothe Liaskalke zeigten, sowie andere merkwürdige stratigraphische
Beobachtungen hatten dem Gebiete schon seit langer Zeit eine Aus-
nahmsstellung zugewiesen, die immer von Neuem zu frischer Unter-
suchung herausforderte.
Was war natürlicher, als dass man immer wieder mit. den
anderortig festgestellten Frgebnissen von Aufnahmen ähnlicher
Schichten auch hier die Erklärung zu suchen strebte und bei der
Mannigfaltigkeit der Formen mehrere Male in ganz falsche Bahnen
gedrängt wurde. Am ehesten schien noch eine Transgression oder
gleichzeitige Wechsellagerung mit einem Riffte den schier unüberseh-
baren Wechsel rother und weisser Kalke verständlich zu machen.
Beide Erklärungen wurden versucht, aber sie versagten, obgleich
besonders die letztere sehr viele Anhänger gewann und sich einer
grossen Wahrscheinlichkeit erfreute. Beide mussten durch thatsächliche
Anwendung erst auf die Berechtigung geprüft werden, die ihre Un-
haltbarkeit ergab und so endlich den Weg zu einer Begründung der
Erscheinungen auf tektonischem Wege öffnete, die es gestattete, durch
gesetzmässige Bewegungen die Verworrenheit der Lagerung in die
Einfachheit der Uranlage aufzulösen.
Diesem langwierigen Gange, den die Erkenntnis solchergestalt
genommen, ist die ungemein genaue und ausführliche historisch-
kritische Abhandlung über die Veröffentlichungen der Vorgänger ge-
widmet. Die Ausführlichkeit und Gründlichkeit dieser vergleichenden
Anatomie der vorangegangenen Arbeiten ist eine staunenswerthe, leider
auch an vielen Stellen die persönliche und ätzende Schärfe, welche
sich gegen Diener und Geyer richtet.
Dieselben waren von im Osten gelegenen Arbeitsplätzen herge-
kommen und glaubten auch hier die Anzeichen einer Transgression
zu erkennen und haben in diesem Sinne berichtet, freilich nach allzu
kurzer, ganz ungenügender Anwesenheit (1—1!/, Tage) und auf Grund
von vielfach ungeklärten Beobachtungen.
Natürlich lassen sich diese Berichte nicht: mit denen vergleichen,
die andere wissenschaftliche Besucher mit weit reicheren ÖOrts-
kenntnissen und nach. langen Untersuchungen abzustatten vermochten.
Die Fehler dieser Angaben aber haben längst durch Lechleitner
und Wähner ihre Richtigstellung erhalten und sind selbstverständ-
lieh durch jede genauere Untersuchung berichtigt und ergänzt worden.
Das wird einem Detailforscher in jedem Gebiete begegnen, dass er
vieifache Fehler seiner Vorarbeiter, besonders zu leichte Verall-
gemeinerung und ungenaue Beobachtungen entdeckt, aber ich glaube,
es genügt, die. neue Beobachtung an die Stelle der alten zu setzen
und sachlich auf den Irrthum hinzuweisen.
1903 Bericht vom 31. Jänner. Dr. 0. Ampferer. 43
Zu bedenken ist ausserdem noch, dass selbst heute die Grenz-
verhältnisse zwischen weissem Rifikalk und rothem Liaskalk noch
nicht völlig entwirrt sind, und dass kein zwingender Beweis dafür
gefunden ist, dass die Hornsteinbreceien nicht doch vielleicht Spuren
einer Transgression bedeuten. Eilen wir über diese Sache hinweg,
von der der Verfasser selbst gesteht, dass sie ihm fast die Freude
an seiner Arbeit verleidet hätte und die sicherlich hätte wegbleiben
können, ohne der vornehmen Wahrhaftigkeit des Werkes auch nur
im Geringsten zu schaden. Dieser kritischen Einleitung schliesst sich
nun eine Beschreibung der vorkommenden Gesteine an, die vom
Buntsandstein bis zur Kreide reicht und mehrfach bemerkenswerthe
Ergebnisse zu Tage fördert. Die reichlichen, an organische Structur
erinnernden Einschlüsse des Wettersteinkalkes werden mit Hilfe
zahlreicher Dünnschliffe untersucht und von einem Theil derselben
wird nahe gelegt, dass es sich nicht um Thier-, sondern um Pflanzen-
reste handle, die eine enge Verwandtschaft mit der Gattung Udotea
der Chlorophyceen besitzen.
Jedenfalls sind die besprochenen Formen durchaus nicht selten
und ich habe mehrmals ganz ähnliche wie die auf Seite 82 abge-
bildeten in den Schutthalden der Arzlerscharte nördlich von Inns-
bruck und in vielen anderen Schuttlagen der Karwendelkare ebenfalls
in grossoolithischem Wettersteinkalke gefunden. Raibler Schichten,
Hauptdolomit und Plattenkalk sind ziemlieh normal ausgebildet, den
Kössener Schichten dagegen, die in schwäbischer und karpathischer
Facies vertreten sind, fehlt auffallenderweise sowohl die Brachiopoden-
als auch die Cephalopoden-Facies.
Im Hangenden zeigen Bänke von Lithodendronkalk bereits den
Beginn reicher Korallenentwicklung an, die im darüber liegenden
weissen Riffkalke, der stratigraphisch und faciell dem oberen Dach-
steinkalk entspricht, ihren Höhepunkt erreicht. Es ist ein grosses
Verdienst, einmal auf Grund so reichen und umfassenden Materials
den Nachweis zu erbringen, dass diese hellen, festen Kalke that-
sächlich zumeist aus Korallen, dann aus Hydrozoen und Algenresten
bestehen. Von Korallen betheiligen sich am stärksten T’hecosmilia-,
Thamnastraea- und Dimorphastraea-, seltener Stromatomorpha-Formen,
von den. Hydrozoen Ellipsactinia- Typen, die Algen erinnern an die
Gattungen Corallina und Cheilosporum.
Aeusserst wichtig für die Entwirrung der vielfachen Störungen
erweist sich der Nachweis, dass in dem unteren Theile des weissen
_ Riffkalkes typische Versteinerungen der Kössener Schichten vorkommen,
Ja dass gelbe bis röthliche, graue Mergelkalke darinnen eingeschaltet
sind, die eine den höheren Lagen der Kössener Schichten eigenthüm-
liche Fauna umschliessen und kurzweg als oberrhätische Mergelkalke
ausgeschieden werden. Nach oben zu stellt sich im weissen Riffkalke
eine unterliasische Fauna ein, die vor Allem durch Brachiopoden
charakterisiert wird und sehr an die der Hierlatzkalke erinnert. Auch
äusserlich unterscheidet sich dieser oberste weisse Riffkalk durch
Enthalt von Crinoidengliedern vom unteren, doch ist eine thatsächliche
Durchführung der Trennung kaum zu gewinnen. Darüber folgen die
6*
44 Verhandlungen. Nr. 2
rothen Liaskalke, in denen sich drei Stufen, und zwar oberer Unter-
lias, Mittellias und Oberlias, nachweisen lassen.
Wichtig zu bemerken ist besonders mit Rücksicht auf die
früher aufgetauchten Ideen von Transgressionen, dass zwischen
weissem Riffkalke und rothem Liaskalke sowohl allmäliger Uebergang
als scharfe Abgrenzung vorkommen, wobei häufig die Grenzfläche
kleine wellenförmige Erhöhungen bildet oder der rothe Kalk selbst
spaltenförmige Hohlräume im weissen ausfüllt und so anzeigt, dass
er sich erst auf dessen schon verfestigten Bänken abgelagert hat.
Die höher folgenden röthlichen, grünlichen, gefleckten, kieseligen
Mergelschiefer werden insgesammt als Radiolarienschiefer bezeichnet,
nachdem die mikroskopische Besichtigung lehrte, dass sie’ durchaus
von Radiolariengerüsten, und zwar sowohl von Spumellarien als auch
von Nasselarien erfüllt sind. Wenn Wähner anführt, dass sich in
ihnen keine Spuren von Cephalopoden und Aptychen gefunden haben,
so kann ich dem entgegen fünf Funde von Belemniten und zwei von
Aptychen bezeichnen, aus anstehendem Gesteine der Grenzzone über
den rothen Liaskalken in den untersten Absätzen der Nordwand des
Spieljochs.
Aus dem reichen Vorkommen von Radiolarien wird auf eine
Entstehung dieser Ablagerungen in tiefem küstenfernen Meere ge-
schlossen. Ueber ihnen lagert theilweise durch Wechsellagerung ver-
bunden eine eigenartige Folge von Hornsteinbreccien, deren Unter-
suchung ganz merkwürdige Verhältnisse enthüllte. Es finden sich
nämlich in dieser Breccie, wie ich selbst vielfach gesehen habe,
nicht blos Gesteine des Plattenkalkes, der Kössener und Liasschichten,
sondern auch solche des erst darüber folgenden Hornsteinkalkes, was
den Verfasser zu der Anschauung drängt, dass es sich hier um eine
grossartige Anhäufung von Dislocationsbreecien handle.
Regelmässig geschichtete Hornsteinkalke, die Nerineen der
höheren Stufen des Malms enthalten, breiten sich darüber aus, die
in den höchsten Theilen mergelige Einlagen mit Aptychen besitzen.
An drei Stellen im Gebirge sind noch Reste von Gosau-Ablagerungen
vorhanden, die aber keinen wesentlichen Antheil an seinem Bestande
erlangen.
In vieler Hinsicht interessant sind die Ausführungen über die
Eigenschaften und die Entstehung von Dislocationsbreceien, die im
Gegensatze zu den Breccien der Ablagerung durch tektonische Ge-
walten zertrümmerte oder zerriebene Gesteinsmassen darstellen. Wenn
Wähner angibt, dass solche Breccien einen viel wesentlicheren An-
theil an den Gebirgen nehmen, als gewöhnlich angenommen wird, so
kann ich wenigstens für das Karwendelgebirge diese Ansicht be-
stätigen, indem solche Gesteine in weiter Verbreitung und nicht ge-
ringer Mächtigkeit dort auftreten und auch meistens tektonisch be-
eründet erscheinen.
(Ganz ansgezeichnete Stellen, dies zu beobachten, gewähren die
kumermur bei Innsbruck, das Vomperloch zwischen Huderbankklamm
und Au, die Schluchten vom Sonnjoch, Gamsjoch und Falken, end-
lich die Bärenalpscharte und die Sulzelklamm in der nördlichen
Karwendelkette. Nahezu jede grössere Störung ist von solchen
1903 Bericht vom 31. Jänner. Dr. O. Ampferer. 45
Bildungen begleitet, ja sie setzen zum Beispiel einzelne Lagen im
unteren Muschelkalke an der Grenze gegen den Buntsandstein fast aus-
schliesslich zusammen. Ich meine damit jene Massen von Rauch-
wacken des unteren Muschelkalkes, die von Rothpletz seinerzeit als
Myophorienschichten eigens ausgeschieden wurden.
An zahlreichen Stellen kann man in ihnen die verschiedensten,
meist scharfkantigen Gesteinsbrocken beobachten, die meistens aus
jüngeren Schichtgliedern entnommen sind und in einem feinen ver-
kitteten Gereibsel gebettet liegen. Aber nicht blos diese Rauch-
wacken dürften grösstentheils tektonischen Ursprungs sein, sondern auch
die, welche fast regelmässig den obersten Raibler Schichten an der
Grenze gegen den Hauptdolomit eingeschaltet sind. Und wie reichlich
finden sich zum Beispiel im Hauptdolomit, aber auch im Wetterstein-
kalke einzelne Lagen, die förmlich zu einem mehr oder weniger
groben Steinmehl, zu einer mörtelartigen Masse geworden sind.
Auffallend ist dabei, dass nicht selten solche Trümmerlagen
zwischen scheinbar ganz feste Bänke desselben Gesteins eingefügt
liegen. Man kann sich des Eindruckes nicht erwehren, als ob in
jedem grossen bewegten Gesteinskörper einzelne ganz zermalmte
Zonen gleichsam die leichter beweglichen Gelenke bildeten. Ohne
Zweifel wurden diese Erscheinungen trotz ihrer Häufigkeit bislang zu
wenig beobachtet und dargestellt, obwohl fast kein alpines Profil von
ihnen leer sein dürfte. Eine kartographische Darstellung der haupt-
sächlichsten tektonischen Trümmerungszonen eines Gebirges wäre
jedenfalls eine sehr interessante Aufgabe.
Im Sonndwendgebirge nun zeigen sich nicht nur in allen Schicht-
gruppen Spuren solcher Druck- oder Reibungsbreccien, sondern eine
als eigene Schichtzone ausgeschiedene Masse von sogenannten Horn-
steinbreecien ist vorhanden, für die Wähner eine tektonische Ent-
stehung wahrscheinlich zu machen sucht. Diese zwischen den
Radiolarienschiefern und den Hornsteinkalken eingelagerten Breccien
führen nicht nur Stücke aus älteren, sondern auch solche aus jüngeren
Schichten und enthalten von diesen Gesteinen oft ganz riesige Blöcke,
ganze Schichtpackete. In der Unterlage zeigen sie an einigen Stellen
eine Wechsellagerung mit den kieseligen Radiolarienschiefern. Als
Hauptgrund gegen eine sedimentäre Entstehung, die eine Transgression
anzeigen würde, führt Wähner ihre unmittelbare Einschaltung
zwischen Ablagerungen von bedeutender Meerestiefe an, die sowohl
vorher als nachher lange an dieser Stelle geherrscht haben soll.
Der Umstand allerdings, daß diese Hornsteinbreceien die Unter-
lage der ruhigen Juraschichten über den unteren wilden Ueber-
schiebungen und Auswalzungen bilden, zeugt für ihre tektonische
Natur, wenn auch die Möglichkeit einer sedimentären Entstehung und
nachherigen tektonischen Umarbeitung nicht ausgeschlossen erscheint.
Eine orographisch-geologische Uebersicht des äusserst compli-
eirten Baues der Gruppe sowie Erörterungen über den Uebergang
von liegenden Falten in Ueberschiebungen mit Wegschaffung des
Mittelschenkels stellen die Einleitung zum tektonischen Theil der
Arbeit vor, von dem der erste Band das Haiderjoch, den Rofan und
das Sonnwendjoch behandelt. Hier lehren diese außerordentlich ein-
46 ' Verhandlungen. Nr. 2
gehenden Untersuchungen eine ganz unglaublich innige Ueber- und
Ineinanderschiebung der Schichten kennen, die kaum ihresgieichen
hat und eine Schuppenstructur zeigt, die vielfach noch ihren Bildungs-
gang aus zerrissenen flachen Falten deutlich bekundet.
Es ist vielleicht nicht ohne Interesse, zu erfahren, daß der
Verfasser dieses Aufsatzes ohne Kenntnis der Wähner’schen Arbeiten
in den zwei letzten Jahren im Auftrage der k. k. geologischen Reichs-'
anstalt gerade in diesem Gebirge und seinen Nachbargebieten Neu-
aufnahmen vornahm, die allmälig.zu einer weitgehenden Bestätigung
dieser Arbeitsergebnisse geführt haben. Ich konnte im Jahre 1901 im
Herbst etwa 14 Tage und im Spätherbst des Jahres 1902 noch einige:
weitere Tage hier zu Bergwanderungen verwenden und ich weiss
daher aus meiner eigenen Erfahrung, wie der anfänglich so sicher
scheinende Eindruck ruhiger, flacher Lagerung immer mehr erschüttert
und haltlos gemacht wurde.
Heute muss ich gestehen, dass ich davon überzeugt bin, dass
die merkwürdigen Lagerungen des weissen Riffkalkes, der rothen
Liaskalke sowie der Radiolarienschiefer auf vielen schiebenden
quetschenden Bewegungen beruhen, die in ganz seltsamer Ausbildung.
hier in Wirkung getreten sind. Schon bei diesen kurzen Arbeiten
vermochte ich eine gewisse Gesetzmässigkeit im Auftreten der über-
schobenen Falten zu verfolgen, aber mir fehlten Zeit und Mittel,
alle diese einzelnen zahlreichen Stellen zu untersuchen und getreulich
abzubilden, was allein zu einer strengen Wiedergabe der Bauweise
verhelfen kann.
. Jetzt liegt in dem mit gewaltiger Mühe und Aufwand von vielen
Jahren fleissiger Arbeit geschaffenen Werke das vor, an dem ich
damals, offen gesagt, verzweifelte und muthlos meine Waffen sinken
lassen musste, Daher mag es wohl kommen, dass mich beim Lesen
dieser Ergebnisse öfters ein frohes, ein befreiendes Gefühl überkam,
wenn ich die prächtigen Bilder, die stattlichen, genauen paläonto-
logischen Nachweise für einzelne Bergstellen fand, an denen ich oft
noch vor kurzer Zeit mit Hammer und Bergstock, Aufschlüsse suchend,
gestanden habe. In einer kurzen, ganz vorn im Buche eingeschobenen
Bemerkung bezieht sich Wähner auf einen Vortrag, in dem ich
einige Bemerkungen über den Zusammenhang vom Karwendelgebirge
und Sonnwendgebirge in grossen Zügen vorbrachte. Wenn er dabei
vermuthet, ich wäre der Ansicht, dass der Unterbau dieses letzteren
Gebirges, zu dem ich auch noch ‘den Unutz-Guffertkamm rechne,
vollständig von Störungen unberührt geblieben sei, so ist dem nicht
so, denn mir waren damals zum Beispiel die Verhältnisse im Osten
und Norden des Unutzkammes schon genau bekannt, aus welchen ich
den Schluss gezogen habe, dass hier jüngere Schichtentheile mit
riesiger Gewalt unter die grosse Wettersteinplatte hineingepresst
wurden.
Wenn ich jetzt die Verhältnisse noch einmal erwäge, ist es mir
allerdings auch wahrscheinlicher geworden, dass es sich nieht so sehr
um eine Hineinpressung als vielmehr um eine von Südosten her
vorschreitende Ueberschiebung handle. Am deutlichsten tritt das wohl
am Ausgange des Steinberger Thales zwischen hinterem Unutz und
EEE nn sn
1903 Bericht vom 31: Jänner. Dr. ©. Ampferer. an
1 — Wettersteinkalk und Dolomit.
2— Raibler Schichten. Hink Unutz 2008"
3 — Hauptdolomit und Platten-
kalk.
4 — Kössener Schichten.
5 — Weisser Riffkalk.
6 — Jura-Schichten.
Maßstab 1: 25.000.
Grat zwischen Hint,unaHoh.
Unutx eircz 2000 M
Achental
W
Achental
W
48 Verhandlungen. Nr. 2
Guffert hervor, wo der ganz zertrümmerte Hauptdolomit im Thale wie
eine Zunge in das Wettersteingebiet hineinragt und so ein etwa 1 km
betragendes Uebergreifen des letzteren auf jüngere Schichten beweist.
In derselben Richtung stellen sich auch noch weiter im Norden
überkippte Faltungen ein, besonders die mächtige Ampelsbacher
Ueberkippung, an welcher der Umstand auffällt. dass sie in der Tiefe
stärker nach Norden überbogen ist als in der Höhe. Aehnliche Ver-
hältnisse, wie wir sie hier am hinteren Unutz (Fig. 1) und am Guffert
bemerken, finden sich längs der ganzen Nordgrenze dieser riesigen
Wettersteintafel.
Aber auch im Westabfall der Unutze (Fig. 2, 3) bieten sich in
den steilen, schwer begehbaren Schluchten prächtig aufgeschlossene
Schichtlagerungen, die eine Ueberwältigung jüngerer Zonen durch die
vordringende Wettersteinkalkplatte anzeigen. Ganz leicht erkennt man
eine eingeklemmte Falte, über der der Wettersteinkalk thront. Gegen
Süden zu, am Abhange der Köglalpe, glättet sich diese Faltung wieder
aus und es bilden dort Raibler Schichten und Hauptdolomit das regel-
mässig Hangende über dem Wettersteinkalke, der hier und im Gebiete
von Steinberg ganz hell, krystallin und dolomitisch wird. Gegen Norden
zu verschwindet die enggedrückte Mulde nahezu ganz unter der
Wettersteinkalkmasse des hinteren Unutz, wobei aber zugleich wieder
die Hauptdolomitmulde selbst auf jurassische Kalke und Schiefer auf-
geschoben erscheint.
Hier haben wir zwei ungefähr || aufeinander liegende Ueber-
schubsflächen. Auch längs der Raibler Zone, die den nördlichen Wetter-
steinkalksockel von der südlichen Hauptdolomitplatte trennt, dürften
Verschiebungen eingetreten sein, denn die im Westen des Kögljoches
regelmässig eingebauten Raibler Schichten verschwinden im Ostverlaufe
auf längere Strecken, wo dann unmittelbar und oft diskordant über
dem weissen Wettersteindolomit der zerdrückte bräunliche, bituminöse
Hauptdolomit zu liegen kommt.
Wenn Wähner hier die Mächtigkeit des letzteren auf 2000 m
schätzt, so glaube ich, dass man höchstens auf eine solche von
1100— 1200 m schliessen kann. Bemerkenswerth ist die Erscheinung,
dass an vielen Stellen, wo über der Hauptdolomitplatte die hohen
Gipfelfelsen zurückgewittert sind, der freiliegende, von dem gewaltigen
Druck befreite Saum mit lebhaft stärkerer Neigung sich aufrichtet,
etwa so, wie es in dem beigegebenen Schema (Fig. 8) versinnlicht ist.
Im Grossen aber bewahrt sich sowohl die Wettersteinkalk- als
auch die Hauptdolomitplatte doch eine einfache flache Lagerung, die
auch dadurch nicht verwischt wird, dass entlang der grossen, im
Süden vom Karwendel über den Schichthals in’s Innthal streichenden
Störungszone allenthalben der äusserste Rand der Hauptdolomitplatte
kräftig nach abwärts gestülpt ist.
Dieser Stülprand beginnt in der Gegend von Buchau am Achen-
see am Gehänge der Tureralpe und zieht sich bis zur Postalpe
hinüber, wo er endet, da der weiter nordöstlich befindliche Pletzach-
kopf schon wieder bereits ganz der flacheren inneren Tafel aufsitzt.
Die Figuren 4—7 geben in der Reihe von West gegen Ost einige
charakteristische Stellen dieses Bugrandes wieder.
rn
1903 Bericht vom 31. Jänner. Dr. O. Ampferer. 49
Auf dieser Unterlage und dem Zwischenmittel der Kössener
Schichten ruhen nun die obersten Theile der Sonnwendgruppe auf,
die vorzüglich aus weissem Riffkalke, dann aus Liaskalk sowie ver-
schiedenen Abtheilungen des mittleren und oberen Jura in äusserst
verwickelter Weise erbaut sind,
Interessant ist die Art der Verwitterung der hohen, zumeist aus
weissem Riffkalke bestehenden Aussenwände, die in mancher Beziehung
der Arbeit der Meeresbrandung ähnelt, indem durch Wetter und
Sickerwässer die Unterlage der Kössener Schichten herausgehöhlt oder
doch ganz erweicht wird, so dass sich endlich die ihrer Stütze
beraubte mächtige Felssäule von der Wand abspaltet und in riesige
Trümmer zerbricht, die allmälig erst verkleinert werden (Fig. 8).
Deshalb schreiten die aus diekbankigem Kalke aufgesetzten Wände von
aussen nach innen in lothrechtem Abbruche fort, deswegen umgürten
auf breiten Sammelleisten Zonen von ungeheurem Trümmerwerke ihre
Füsse, während auf der Oberfläche die Verwitterung nach den Linien
der Architektur aus dem Angesichte der Felsen langsam alle weicheren
Theile entfernt.
Die kahle Nacktheit der Hänge, die freie Helle des Hoch-
gebirges aber enthüllen bei gutem Wetter die seltsamen Schnörkel
der Schichten, die ihrerseits wieder durch lebhafte Eigenfarben, durch
Enthalt von Versteinerungen deutlich und klar in viele nicht besonders
mächtige Glieder zerlegt sind. Darin aber scheint mir der hohe Werth
dieser kleinen Gruppe für die Erforschung der Alpen zu liegen, dass
hier die tektonischen Verhältnisse mit einer ganz seltenen Klarheit
und Feinheit frei aufgerissen vor uns liegen, dass sie nicht wie ge-
wöhnlich unübersehbare Räume erfüllen, sondern schmal und zierlich
auf- und übereinander geordnet sind. Die Kleinheit der Gruppe schliesst
ihre grössere Bedeutung für das ganze Alpengefüge aus, aber sie
gewährt in der Durchschaubarkeit ihres Baues einen tiefen Einblick
in die Gesetze der Alpenbewegung.
Merkwürdig ist vor Allem die Zunahme der tektonischen Ver-
wicklung von West gegen Ost, von einfacheren Faltformen zu den
sechsfachen Ueberschiebungen des Sonnwendjochs. Wähner beginnt
die tektonischen Untersuchungen mit dem Haiderjoch, dessen hoher
Felskörper sich als eine vierfach überschobene Masse von weissem
Riffkalke, rothen Liaskalken und Juragesteinen erweist. Am Rofan
enthüllen sich zwei Riffkalkmassen, von denen die obere über die
untere von OSO her geschoben ist. Der bekannte schöne Aufschluss
in der Nordwand dieses Berges erklärt sich also nicht als Wechsel-
lagerung, sondern als eine überschobene Falte. Das Sonnwendjoch
ist auf’s engste mit dem Rofan vereinigt, dessen obere Masse hier für
den nördlichen Theil die Unterlage von drei weiteren darüber-
gethürmten Schubkörpern bildet.
Noch reicher zergliedert und verschoben erscheint sein südlicher
Theil, in dem sechs einzelne Schubmassen unterscheidbar sind. Dabei
stehen die südlichen Massen mit den nördlichen nicht in derselben
Beziehung, indem die ersteren einem selbständigen Faltgebiete an-
gehören und gegen SW überschoben sind, während die letzteren gegen
W und NW sich kehren. An vielen Stellen finden sich deutliche
K. k. geol. Reichsanstalt. 1903. Nr. 2. Verhandlungen. 7
50 Verhandlungen. Nr. 2
Hinweise, dass diese Ueberschiebungen aus eingeknickten Falten
hervorgegangen sind, wobei der Mitteltheil mehr oder weniger stark
verzehrt wurde.
An diesen lebhaften Verknetungen und Einklemmungen betheiligen
sich nur die weissen Riffkalke mit ihren oberrhätischen Mergelkalken,
die rothen Liaskalke sowie die Radiolarienschiefer und kleine Theile
der Hornsteinbreceecie. Die jüngeren Schichtglieder setzen darüber
eine ziemlich flache Decke zusammen, die durch Erosion in einzelne
längliche Lappen zerschnitten ist. Wenn sie nun auch nicht aller
Störungen bar sein dürften, so sind sie doch jedenfalls im Vergleiche
zu ihrer unmittelbaren Unterlage von denselben weit mehr verschont
geblieben.
Die Erscheinung dieser schuppenförmigen Uebereinanderpressung,
wo die einzelnen Schuppen nur wenige Schichtglieder umfassen, findet,
in der Nähe im Karwendelgebirge eine Wiederholung, da am Stirn-
rande der grossen südlichen Ueberschiebungszone ein Wall steil ge-
stellter Schollen von Muschelkalk und Wettersteinkalk sich aufrichtet,
in dem dieselben dreifach übereinander geworfen sind. Am Gamsjoch
und am Falkenkamm sind diese Verhältnisse klar und tief aufge-
schlossen.
Indessen sind dort die Bedingungen doch vielfach andere, gleich-
mässige, grosszügige Ausbildung beherrscht eine lange Strecke, es
treten riesige Platten in’s Spiel und es fehlen unserer Einsicht wenigstens
jene davon unabhängigen Ober- und Unterlagen, die im Sonnwend-
gebirge so merkwürdig sind. Es wird vielleicht eine genauere Unter-
suchung sowohl in der Unterlage wie in der Decke noch weitere
Unregelmässigkeiten und Störungen entziffern können, die beweisen,
dass auch sie von Bewegungen getragen wurden, aber das eine ist
schon jetzt sicher zu erkennen, dass sich die eigenthümlichen Gebilde
der Mittelzone weder nach aufwärts noch nach abwärts fortsetzen
lassen.
Sie besitzt einen ganz ausgesprochenen tektonischen Charakter
in den eigenthümlichen flachen Ueberschiebungen und den unter-
drückten Faltungen, die aus ihrer Form schon schliessen lassen, dass
sie unter einer schweren, anders bewegten Decke zusammengeknebelt
wurden. In der Intensität, in der Niedrigkeit und dem raschen ge-
zwungenen Wechsel erinnern diese Formen geradezu an die Schub-
und Faltzeichnungen, die oft an der Basis von gleitenden diluvialen
Schichten in einzelnen Lehmgängen sich zeigen. Hier haben wir drei
Stockwerke übereinander liegen, jedes von anderer Architektur durch-
drungen und von seinem Nachbar mit scharfem Schnitte geschieden.
Solche Erscheinungen sind schwer mit der Ansicht zu vereinen, dass
die Alpen durch alles beherrschenden Druck zusammengedrückt sein
sollen, sie weisen im Gegentheil auf eine weitgehende Individualität
einzelner Zonen hin, für die ja auch die grosse Häufigkeit und Aus-
dehnung der Ueberschiebungen redet.
Unmittelbar scheint aus diesen Formen eine gleitende, einseitige
Bewegung als Veranlassung und ein sehr hoher Grad von Bildfähig-
keit zu solcher Ausführung hervorzugehen. Dass in diesem Falle
vornehmlich die durch Aufnahme von Wasser ganz schlüpfrigen
1903 Bericht vom 31. Jänner. H. Beck. 51
Kössener Schichten das Rutsch- und Schmiermittel der Bahn abgegeben
haben, ist sehr naheliegend, weniger klar aber ist der Grund der
Abtrennung der oberen Decke, wo höchstens die Radiolarienschiefer
eine, wenn auch lange nicht so nachgiebige Zwischenlage ausmachen.
Hier dürfte die Reibung der verschieden laufenden Gesteinslagen eine
weit gröbere und reissendere gewesen sein, was wiederum dafür
spricht, dass die hier eingeschalteten Breceien doch Dislocations-
breccien sind. Für die Unterlage habe ich manche hierhergehörige
Beobachtung gemacht, indem ich an zahlreichen Stellen die Sohle
des weissen Riffkalkes über den Kössener Schichten von Rutschstreifen
ganz gestriemt fand.
Einen ganz besonderen Schmuck des Wähner’schen Werkes
stellen die Abbildungen dar, von denen alle gut, viele, wie die grossen
Tafeln, aber ganz herrliche Bilder sind, deren Klarheit den Beschauer
in die Pracht des Hochgebirges versetzt. Wer einmal dieses Gebirge
gesehen hat, wird sich «mit Hilfe dieses Buches einen sehr nach-
haltigen und klaren Einblick in seine Geologie verschaffen können.
Es ist nur zu wünschen, dass sich an den stattlichen ersten Band
bald ein ebenso schön ausgestatteter zweiter schliesse.
H. Beck. Geologische Mittheilungen aus den
Kleinen Karpathen.
Von dem Wunsche geleitet, sichere Anhaltspunkte für die Fest-
stellung des geologischen Alters der Kalke von Hainburg und
Theben zu finden, hatte ich im Frühjahre 1902 einige Excursionen
in dem genannten Gebiete ausgeführt, jedoch ohne Erfolg. In der
Hoffnung nun, aus dem Zusammenhange zwischen dem Gebiete des
Donaudurchbruches und der Hauptmasse der Kleinen Karpathen
zu einer Lösung der Frage zu kommen, benützte ich den Sommer
dazu, eine Revision der alten Aufnahmen dieses Gebirges durch-
zuführen und den stratigraphischen und tektonischen Zusammenhang
mit dem Thebener Kogel und den Hainburger Bergen herzustellen.
Das Ergebnis dieser Arbeit gestattet nun nicht blos sichere Schlüsse
auf das Alter der Kalke von Hainburg und Theben, sondern hat im
Vereine mit den Resultaten, die Vetters aus seinen Untersuchungen
im nördlichen Theil der Kleinen Karpathen gewonnen hat, dazu geführt,
in diesem Gebirge den Bautypus der Hohen Tatra wiederzufinden,
eine hochtatrische und eine subtatrische Entwicklung
der mesozoischen Schichtglieder zu unterscheiden !), die in zwei, zum
Theil durch eine Hauptüberschiebungslinie voneinander getrennten
Zonen dem krystallinischen Kern an- und aufgelagert sind.
Ueber das durch die reiche Entwicklung mesozoischer Sedimente
ausgezeichnete Gebiet subtatrischer Entwicklung liegt bereits eine
!) Als subtatrische Entwicklung bezeichnet Prof. Uhlig in seiner „Geologie
des Tatragebirges“ (Denkschr. d. k. Akad. d. Wissensch. in Wien 1897 und 1899) die
lückenlose Ablagerung der Sedimente vom Perm bis in die untere Kreide; die
hochtatrische Entwicklung charakterisirt sich durch das Fehlen der bezeichnenden
Triasglieder, an deren Stelle in der Hohen Tatra den Werfener Schiefern ähnliche
Sedimente von sehr geringer Mächtigkeit treten,
7*
52 Verhandlungen. Nr. 2
kurze Skizze von Vetters!) vor; über das der hochtatrischen Ent-
wicklung will ich hier in wenigen Worten berichten, eine eingehende
Sehilderung der Verhältnisse sowie die genaue Besprechung der ein-
sehlägigen Literatur soll an anderen Orten nachfolgen.
Von Königswart bei Wolfsthal in Niederösterreich setzt ein
Zug krystalliner Gesteine, Granite in Verbindung mit Gneissen und
darüberlagernden Thonschiefern über die Donau hinüber, bildet das
Gebirge zwischen Theben und Pressburg und wird durch die Tertiär-
bucht von Blumenau von der Hauptmasse der Kleinen Karpathen
getrennt, deren krystalliner Kern sich nun ununterbrochen in ziemlich
gleichmässiger Breite mit schwacher sigmoidaler Krümmung bis an
den Südfuss des Geldek zwischen Schattmannsdorf und Breitenbrunn
fortsetzt. Ein kleiner Aufbruch von Granit zeigt sich noch am Nord-
ostabhange des Geldek und eine andere, durch einen mächtigen Zug
von Permquarzit von der Hauptmasse abgetrennte krystalline Partie
bildet das Gebirge zwischen Zuckersdorf und Pila, die sogenannte
Modereiner Granitmasse, von wo eine breite Phyllitzone, den Abhang
der Kleinen Karpathen gegen die oberungarische Tiefebene bildend,
sich bis Ober-Nussdorf hinzieht. Zu den krystallinen Gesteinen ist
noch eine ziemlich mächtige Gruppe blassgrüner bis graugrüner
Schiefer zu rechnen, die namentlich an der Westseite des Gebirges
in grosser Ausdehnung vorhanden sind. Wir treffen sie an der Süd-
seite des Thebener Schlossberges, auf der Glavica bei Kaltenbrunn,
am Szäntöberg zwischen Ballenstein und Mariathal, am Szamärhegy,
auf der Hutje bei Apfelsbach und der Kasparowa bei l’erneck. Ueberall
liegen sie auf dem Granit und werden von den permisch-mesozoischen
Bildungen überdeckt. Wahrscheinlich sind es metamorphe paläozoische
Sedimente. In dem trefflichen Aufschluss am Thebener Schlossberg
liegen zwischen ihnen und dem permischen Quarzit hellgrüne schiefrige
Gesteine, die zu den von Rosenbusch als veränderte Eruptivmassen
unter dem Namen Porphyroide zusammengefassten (resteinsarten
gehören. In jüngster Zeit wurden solche Gesteine an verschiedenen
Punkten der Karpathen beobachtet, von Schafarzik?) wurden sie
aus dem Zips-Gömörer Erzgebirge beschrieben. Vermuthlich besteht
zwischen diesen Vorkommnissen eine enge Beziehung. - Dieselben
Porphyroide bilden auch im Modereiner Gebirge die Unterlage des
Permquarzits.
Darüber folgen die Sedimente der Permformation. Meist
rothe, graue und grünliche, ausserordentlich feste Quarzite, Quarz-
conglomerate und Sandsteine bezeichnen diese Gebilde, die heute
unter dem Einfluss der Denudation nur mehr in grabenartigen Ver-
senkungen des Grundgebirges und als Basis der mesozoischen Schicht-
köpfe sich erhalten haben, aber an vielen Punkten in Folge ihrer
ausserordentlichen Widerstandsfähigkeit in Form von gewaltigen zer-
zackten Mauern aus dem waldbedeckten Hügellande aufragen.
In dem Gebiete subtatrischer Entwicklung geht der Permquarzit
nach oben ohne scharfe Grenze in den fossilführenden rothen Sand-
ı) H. Vetters, Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1902, Heft 16.
°?) Schafarzik, Földtani Közlöny 1902, XXXII. Bd., Heft 7—10.
1903 Bericht vom 51. Jänner. H. Beck. 53
stein der Werfener Schichten über, während er im Gebiete hoch-
tatrischer Facies die Kalkmassen des Lias unterteuft.
Kalkige Ablagerungen. Unterhalb der Ruine von Ballen-
stein bei Stampfen treten mit steil nach Süden fallenden Schichten
diekbankige, hellgrau verwitternde Kalke mit verschiedenen charak-
teristischen Eigenthümlichkeiten auf. Im frischen Bruche ist das Gestein
dunkel blaugrau. Es enthält zahlreiche gelbe Mergellinsen, theils
verstreut, theils in dünnen Bänken angeordnet und ist nach allen
Richtungen von Kalkspathadern der verschiedensten Dimensionen
durchzogen, so dass es geschliffen ein marmorartiges Aussehen er-
hält. Mit den Adern des Kalkspathes sind fast überall Quarzaus-
scheidungen vergesellschaftet. Besonders wichtig ist das mitunter
massenhafte Auftreten von Crinoidenstielgliedern in einzelnen Bänken,
die dann den Charakter von Crinoidenkalk annehmen. Als sehr auf-
fallende morphologische Erscheinung ist die Neigung zu Karst-
bildungen zu bezeichnen, namentlich in der westlichen Zone zwischen
Ballenstein und Pernek.
Zwischen der Ruine und dem Orte Ballenstein lässt sich ein
allmäligser Uebergang der Kalke in Kalksandstein beobachten. Durch
die immer grössere Beimengung von Quarzkörnern und das gleich-
zeitige Zurücktreten der Kalkkörner sowie des kalkigen Bindemittels
geht der Kalksandstein schliesslich in einen quarzitischen Sandstein
über, der jedoch nur in sehr geringer Ausdehnung angetroffen wird.
Als anstehendes Gestein ist er nirgends zu finden, sondern immer
nur in losen Stücken. (Troubska cesta oberhalb Ballenstein.) .Ver-
wittert ist er stark porös und dunkel gefärbt, frisch röthlichgrau und
feinkörnig. Dieselben Kalke wie an der Ruine treffen wir eine halbe
Stunde hinter Ballenstein im ganzen Verlaufe des Ballensteiner Propadle
in den steilen, oft senkrechten Wänden dieses engen, schluchtartigen
Thales aufgeschlossen. Einzelne isolirte Felspartien finden sich ver-
streut in den Wäldern als Kämme der Berge oder als niedrige Wände
gegen die tief eingeschnittenen Bachrunsen. Auf einem derartigen
Felsvorsprunge steht das. Jagdhaus Kosariska, und das Jagdhaus Skala
ist an einen solchen Felsen angebaut. Der scharfe Kamm des Hextun
bei Pernek besteht gleichfalls aus diesem Kalke. Am Fusse des Zailer
Kogels durchschneidet die Pernek—Bösinger Strasse eine kleine, mehr
krystalline Partie eines dickbankigen dunklen Kalkes, der, blos von
dem etwas höher krystallinen Gefüge abgesehen, ganz dem Kalke der
Ballensteiner Ruine entspricht. Derselbe feinkörnige Kalk bildet den
Dolinki vrh bei Kralovan. Zwischen dem schon erwähnten Quarzit-
zug Pila—Nussdorf und dem Triaszug des Geldek und Polamane liegt
eine breite Zone gegen NO zu mehr plattig schiefrig ausgebildeter
Kalke, der Kalkzug der Ribnikarka, der ganz dieselben Eigenthümlich-
keiten aufweist wie die dickbankigen Kalke der Westseite.
Verfolgen wir den mesozoischen Aussenrand der Kleinen
Karpathen von Ballenstein nach SW über den Thebener Kogel bis in
die Hainburger Berge, so finden wir in dem kleinen Vorgipfel des
Holi vrh bei Bisternitz und ebenso bei der Cementfabrik von Neudorf
am Nordabhange des Thebener Kogels abermals diekbankige hell-
verwitternde Kalke mit all den petrographischen Eigenthümlichkeiten,
54 Verhandlungen. Nr
die wir an den Kalken von Ballenstein beobachten können. Die nur
durch die miocänen Ablagerungen des Sandberges von der grossen
Kalkmasse des Kogels oberflächlich getrennten Kalkpartien am linken
Marchufer sind stratigraphisch von jener gewiss nicht zu trennen,
zeigen auch die charakteristischen Eigenschaften derselben, doch
daneben eine Anreicherung an Dolomit und im grossen Steinbruche
an der March am Südende von Neudorf sericitische Belege auf den
Schiehtflächen.
Die Kalke des Hainburger Gebietes endlich, dessen Zusammen-
hang mit den Kieinen Karpathen bereits Hofrath Kornhuber als
logische Forderung bezeichnet hat!), zeigen die vollste Ueberein-
stimmung mit den Vorkommnissen am Thebener Kogel; auch hier
tritt stellenweise eine bedeutende Anreicherung an Dolomit auf.
In Verbindung mit diesen dickbankigen hellverwitternden Kalken
von Ballenstein steht eine ziemlich mächtige Ablagerung dünn-
schiefriger Kalke, die wir in verschiedener Ausbildungsweise an-
treffen. In Mariathal bei Stampfen wird dieses Gestein als Dach-
schiefer seit langer Zeit grubenmässig abgebaut, wonach sich die
Bezeichnung Mariathaler Schiefer für alle schiefrigen Kalke in den
Kleinen Karpathen in der geologischen Literatur eingebürgert hat.
Im frischen Bruche ist das Gestein schwarz, enthält neben Kalkspath-
adern auch zahlreiche Quarzadern, in denen sich häufig rundum aus-
gebildete Pyritkrystalle und reines Bitumen vorfinden. Von dem ausser-
ordentlich grossen Gehalt an feinvertheiltem Bitumen stammt auch
die schwarze Farbe des Schiefers. Häufig sind auch serieitische
Schüppchen auf den Schichtflächen bemerkbar. Bei der Verwitterung
nimmt der Schiefer eine graubraune Farbe an und wird nicht selten
auch etwas sandig, oft erdig. In schmaler Zone treten die Maria-
thaler Schiefer am Westrande des Gebirges zwischen Ballenstein und
dem Holi vrh bei Bisternitz auf. Ihr südlichstes Vorkommen ist in
dem vorhin erwähnten Steinbruche am Südende von Neudorf zu beob-
achten. Die dickbankigen Kalke gehen hier am Rande allmälig
in sericitische Schiefer über, die am Nordende des Dorfes an der
Strassenböschung abermals gut aufgeschlossen sind. Ganz dieselben
etwas sericitischen Schiefer finden sich oberhalb Ballenstein im soge-
nannten Volavetz und wechsellagern in verschiedenen Aufschlüssen
mit den diekbankigen Kalken. In besonders grosser Ausdehnung
scheinen sie auf der Hutje zwischen Apfelsbach und Pernek vorzu-
kommen. Sehr bemerkenswerth ist das Auftreten von Manganerzen
in diesen Schiefern. Die mit den Erzen angereicherten Schichten
zeigen erdige Beschaffenheit, sind rothbraun bis dunkelbraun gefärbt
und leicht zerreiblich. An einigen Punkten ist die Anreicherung mit
Mangan so bedeutend, dass eine Ausbeutung im Tagbau eingeleitet
wurde, so auf der Hutje bei Apfelsbach und in der Nähe des Jagd-
hauses Skala bei Lozorn. Bei Ballenstein wird aus einigen kleinen
‘) Kornhuber, Beiträge zur phys. G. der Pressburger Gespanschaft 1865,
und Verh. des Vereines für Natur- und Heilkunde zu Pressburg, Neue Folge,
X. Jahrgang, 1897—98.
—
1905 Bericht vom 31. Jänner. H. Beck. 55
Gruben Umbraerde gewonnen, die wohl nur zersetzte Mangan-
schiefer darstellt.
Als eine dritte kalkige Ablagerung ist ein kleines Vorkommen
bei dem Dorfe Pila in dem engen, tief eingeschnittenen Bruchthale
zwischen dem Quarzit der Bibersburg und dem Berge Kukla zu
nennen. Nur in sehr dürftigen Aufschlüssen, meist in losen Blöcken
tritt ein röthlichgelber Kalk auf, der häufig die Durchschnitte grosser
Crinoidenstielglieder aufweist. Leider fanden sich darin gar keine
sicher bestimmbaren Fossilien, die einen Schluss auf das geologische
Alter zuliessen. Das Vorkommen geht nicht über das Pilathal hinaus.
Diese letzterwähnte Partie röthlichgelpen Kalkes bei Pila, die
ihre Erhaltung offenbar der Einklemmung zwischen Brüchen verdankt,
dürfte vielleicht in das Niveau der Grestener Schichten des
Unterlias fallen. Wir kennen ähnliche Bildungen aus demselben Niveau
in der Hohen Tatra, wo die Kalke und Sandsteine des Unterlias
stellenweise in rothe Crinoidenkalke übergehen, !) doch ist derselbe
Facieswechsel auch bei oberliasischen Bildungen der Hohen Tatra
nachgewiesen, so dass mangels bestimmbarer Fossilien die Stellung
der Kalke von Pila im Niveau der Grestener Schichten durchaus
nicht als gesichert zu betrachten ist.
Die zwischen der Ruine und dem Orte Ballenstein auftretenden
Kalksandsteine und Quarzite stellen zweifellos den Horizont der
Grestener Schichten dar und sind analog dem Pisanasandsteine Uhlig’s
in der Hohen Tatra, da sie nach oben ohne besondere Grenze in die
diekbankigen Kalke von Ballenstein übergehen, in denen bereits von
Andrian und Paul das Vorkommen von mittelliasischen Petrefacten
erwähnt wird.?) Man fand dieselben in den Kalken, auf denen die
Ruine von Ballenstein steht, und zwar gehören sie nach den Bestim-
mungen von Peter’s folgenden Arten an:
Terebratula Sinemuriensis Opp.
Terebratula (Waldheimia) numismalis Lam.
Ichynchonella Austriaca Suess.
Spiriferina rostrata Schloth. sp.
Ithynchonella sp. ähnlich Rh. Moorei Davids sp.
Ausserdem wurden noch zahlreiche Spuren von Crinoiden und
Belemniten gefunden. Andrian und Paul kommen zu dem Schlusse,
„dass die vorliegende Liasfacies als weit mehr verwandt erscheine
mit der von den Festländern abhängigen subpelagischen Facies von
Fünfkirchen u. s. w. als mit der pelagischen alpinen Facies der
Adnether und Hierlatzschichten“.
Die von mir selbst an derselben Stelle gefundenen Fossilien
bestätigen die vorliegenden Angaben. Leider wurden bisher an all
den anderen Vorkommnissen von Ballensteiner Kalk nirgends sicher
!) Uhlig, Geologie des Tatragebirges. Denkschriften d. k. Akad. d. Wiss.
Wien 1897, Bd., 64 und 1899, Bd. 68.
?) Andrian und Paul, Die geologischen Verhältnisse der Kleinen
Karpathen und der angrenzenden Landgebiete im nordwestlichen Ungarn. Jahrb,
der k. k. geol. R.-A. 1564, Bd. XIV.
56 Verhandlungen. Nr. 2
bestimmbar Petrefacten aufgefunden, wohl aber berichten Paul und
Andrian über den Fund eines Belemniten in den Kalken der
Ribnikarka bei Ober-Nussdorf und in den Felsen des Schlossberges
von Theben. !) Ich selbst war so glücklich, am Nordeingange in das
Ballensteiner Propadle in den Felsen unterhalb KoSari ska mehrere
3elemnitenquerschnitte, die mit denen von der Ballensteiner Ruine
vollkommen identisch sind, und verschiedene, allerdings unbestimmbare
Brachiopodendurchschnitte im Bachbett des Propadle aufzufinden. Fast
überall finden sich Crinoidenstielglieder.
Die Kalke der Hainburger Berge haben bisher noch keine
sicher bestimmbaren Fossilien geliefert, doch ist ein Zweifel über
ihren unmittelbaren Zusammenhang und somit über ihre stratigraphische
Uebereinstimmung mit den Kalken von Theben und Ballenstein nach
dem Urtheile aller Geologen, welche diese Gebiete untersuchten, voll-
kommen ausgeschlossen.
Die schiefrigen Kalke von Mariathal gestatten gleich
den Kalken der Ballensteiner Ruine eine genaue stratigraphische
Bestimmung. Sie haben eine wenn auch ärmliche, so doch sehr
charakteristische Fauna geliefert, über welche eine Abhandlung von
Dr. Schaffer vorliegt?) und die folgende Formen enthält:
Harpoceras bifrons Brug.
boreale Seebach
s metallarium Dum.
Coeloceras commune Sow.
Lytoceras sp.
Nucula sp.
Chondriten. Belemniten.
n
Das häufigste Fossil ist, abgesehen von zahllosen, meist gezerrten
Belemniten, Harpocer as bifrons Brug., der schon frühzeitig aufgefunden,
aber lange Zeit als Goniatit angesehen wurde, wonach man die Maria-
thaler Dachschiefer als devonisch bezeichnete. 3) Prof. Ed. Suess
hat jedoch die Form richtig erkannt; danach ist also der Schiefer von
Mariathal dem oberliasischen Horizonte e e Quenstedt’s zuzutheilen. ®)
Mariathal ist der einzige Punkt, wo in den Kalkschiefern Fossilien
gefunden wurden. Blos die Uebereinstimmung in den petrographischen
Verhältnissen gestattet den Schluss auf die Zusammengehörigkeit der
an der Westseite der Kleinen Karpathen auftretenden Kalkschiefer. ®)
!) Herr Dr. Schaffer hatte die Freundlichkeit, mir mitzutheilen, dass er
selbst dort deutliche Querschnitte von Belemniten beobachten konnte, doch waren
die Stücke ohne Sprengungen nicht zu bekommen.
?) Schaffer, Die Fauna des Dachschiefers von Mariathal bei Pressburg.
Jahrbuch der k. k. geol. R.-A. in Wien 1899, 49. Bd., 4. Heft.
°») Kornhuber, Die geognostischen Verhältnisse von Ballenstein. Verhand-
lungen des Vereines für Naturkunde zu Pressburg 1856. — Paul Partsch, Erläuternde
Bemerkungen zur geognostischen Karte des Beckens von Wien und der Gebirge,
die dasselbe umgeben. 1844.
#) Kornhuber, ]. c. V. Bd., 1860.
5) Andrian und Paul und ebenso Kornhuber haben angenommen, dass
zwischen Ballenstein und Pernek eine breite Zone von Ballensteiner Kalk liege,
an die sich westlich eine Zone von Mariathaler Schiefer lege. In Wirklichkeit
1903 Bericht vom 31. Jänner. H. Beck. 57
Es ist wohl anzunehmen, dass die Ballensteiner Kalke, die eine
bedeutende Mächtigkeit aufweisen, nicht blos auf den mittleren Lias
beschränkt sind, sondern dass sie eine continuirliche Ablagerung
vom Unterlias an repräsentiren ; ebenso ist die Möglichkeit vorhanden,
dass der oberliasische Mariathaler Schiefer noch in höhere Horizonte
des Jurasystems hinaufreicht. Aehnliche Verhältnisse sind ja auch im
hochtatrischen Gebiete der Hohen Tatra nachgewiesen worden. !)
Die grosse Lücke zwischen Perm und Lias erscheint dort theil-
weise überbrückt durch die Einschaltung rother Schiefer und Sand-
steine, ähnlich den Werfener Schichten; in der hochtatrischen Zone
der Kleinen Karpathen aber konnte zwischen dem Permquarzit und
den liasischen Kalken auch diese wenig mächtige und lückenhafte
Vertretung der Trias nicht nachgewiesen werden, was darauf hinzu-
deuten scheint, dass zur Zeit der Trias der centrale Kern des Ge-
birges eine seichte Untiefe darstellte, in der eine Sedimentation völlig
unterbunden war, vielleicht stellenweise auch trockenes Land.)
Bei einem Vergleiche zwischen der Ausbildungsweise der Lias-
Juraablagerungen in den Kleinen Karpathen mit jener, wie sie von
Prof. Uhlig aus der Tatra beschrieben wird, ergeben sich gewisse
Unterschiede. Vor Allem fällt die grosse Eintönigkeit der Entwicklung
auf. Es zeigt sich eine kaum differenzirte eontinuirliche Ablagerung
von mehr oder weniger thonigen und bituminösen Kalken, in die nur
durch die Einlagerungen von Crinoidenbänken eine Abwechslung ge-
bracht wird, während in der Hohen Tatra auch im Gebiete hoch-
tatrischer Entwicklung eine bei weitem reichere Schichtgliederung
auftritt und aus der Zeit des oberen Jura auch typische Tiefsee-
bildungen, wie Knollenkalke mit Hornsteinlagen, nachgewiesen werden
konnten. Ferner sind auch die Kalke der Hohen Tatra reiner und
mächtiger, so dass es angemessen erscheint, für die Entwicklung der
hochtatrischen Facies in den Kleinen Karpathen eine besondere Be-
zeichnung zu verwenden.
Da wir nun in der Umgebung des Ortes Ballenstein den
Grundtypus dieser Ausbildungsweise vorfinden, ist der Ausdruck
Ballensteiner Facies hierfür ganz wohl berechtigt. Der Ver-
gestalten sich jedoch die Verhältnisse complicirter, denn der ganze Complex der
Quarzite, Ballensteiner Kalke und der Schiefer ist nachträglich durch ein System
von Brüchen in einzelne Schollen aufgelöst worden und in den am tiefsten ab-
gesunkenen Schollen haben sich die Schiefer erhalten, während sie an anderen
Orten denudirt wurden.
5) Audi IE GE
?) In den Verhandlungen des Vereins für Arznei- und Naturkunde zu Press-
burg 1901 berichtet allerdings Hofrath Toula über den Fund von Encrinus-
stielgliedern in den Kalken der Cementfabrilk bei Neudorf und am Pfafferberge
bei Deutsch-Altenburg sowie über den Fund eines sauriehthys-ähnlichen Zähnchens
bei der Neudorfer Cementfabrik und stellt danach die Kalke von Theben und
Hainburg zur Trias. Der Erhaltungszustand der Crinoidenstielglieder ist leider sehr
schlecht und jene Funde scheinen daher nicht geeignet zu sein, die Alters-
bestimmung umzustossen, die sich aus den Belemnitenfunden von Andrian und
Schaffer und aus der Identität dieser Kalke mit jenen von Ballenstein ergibt.
Ein dem Zähnchen von der Cementfabrik sehr ähnliches hat College Vetters in
den durch Spiriferinen und Belemniten es als liasisch erwieseren Crinoiden-
kalken bei Kuchel gefunden.
RK. k. geol. Reichsanstalt. 1903. Nr. 2. Verhandlungen. 6)
58 Verhandlungen. Nr. 2
breitungsbezirk dieser Facies ist nicht blos auf die Kleinen Karpathen
beschränkt, sondern reicht noch über die meisten der oberungarischen
Kerngebirge.
Bildungen der Kreide fehlen den Kleinen Karpathen ganz.
Das Eocän, im subtatrischen Gebiete mächtig entwickelt, ist im hoch-
tatrischen nirgends vertreten. Erst im Jungtertiär stellen sich wieder
Ablagerungen mariner Sedimente ein. Am Hundheimer Kogel, bei
Wolfsthal, Neudorf und Blumenau wird aus grossen Steinbrüchen
Leithakalk und -Conglomerat gewonnen. Bei Neudorf liegen
darüber die fossilreichen miocänen Sande des Sandberges.
Dieselben Kalk- und Sandbildungen setzen die Höhen östlich von
Stampfen zusammen, wo sie an ihrer Basis von mächtigen Schotter-
massen miocänen Alters umgeben sind. Nördlich von Stampfen be-
ginnt am Westrande der Karpathen eine breite Zone von Vorbergen,
zu denen dieselben Schotter und Sande das Material geliefert haben
und deren Kuppen sich bis zu einer Höhe von nahezu 400 m aufbauen.
Von marinen Tegelbildungen sind vor Allem die Vorkommnisse
miocänen Tegels in Stampfen und Neudorf zu nennen.!) Die
breite Marchniederung ist bedeckt von Diluvium. Am Rande des
Gebirges gegen die oberungarische Tiefebene finden sich nach den
Angaben Hofrath Kornhuber’s?) stellenweise Schichten, die in das
Niveau der Wiener Cerithien- und Oongerien- Schichten zu
stellen sind.
Fassen wir die Verbreitung des hochtatrischen Gebietes in
den Kleinen Karpathen näher in’s Auge, so stellt es sich als eine
centrale Region dar im Gegensatze zu der randlichen sub-
tatrischen Region. Von dieser letzteren ist nur ein kleiner Tlıieil im
NW des Gebirges erhalten, während der übrige Theil an der Linie
Kuchel—Jablonitz abgesunken und von den jungen Bildungen des
Wiener Beckens bedeckt ist. Die Fortsetzung haben wir im subalpinen
Gebiete von Niederösterreich zu suchen. Die hochtatrische Region
umgibt den centralen Kern fast allseits. Im Süden bezeichnen die
Kalke des Spitzerberges bei Edelsthal die Grenze der Kleinen Kar-
pathen. In geringer Breite verläuft die Zone der permisch-meso-
zoischen Ablagerungen von Hundsheim über die Hainburger Berge,
über Theben und Ballenstein in nordnordwestlicher Richtung nach
Pernek. Dort treffen sie mit der Zone subtatrischer Entwicklung zu-
sammen, die, wie schon erwähnt, grösstentheils über die hochtatrischen
Ablagerungen hinaufgeschoben erscheint. Entsprechend den nach SO
überschobenen subtatrischen Faltenzügen ist auch die Richtung dieser
Hauptüberschiebung südöstlich. Die hochtatrische Zone ist hier ausser-
ordentlich schmal, die Schichten fallen 30—60° nach NW. An der
Ostseite des Gebirges tritt uns in dem Pila—Nussdorfzuge wieder
die hochtatrische Facies entgegen. Das Fallen der Schichten ist hier
!) Schaffer, Der marine Tegel von Theben—Neudorf in Ungarn. Jahrb.
d. k. k. geol. R.-A. 1897, Bd. 47, 3. Heft.
°) Kornhuber, Neue Funde von Tertiärpetrefacten am östlichen Abhange
der Kleinen Karpathen zwischen Bösing und Modern. Verhandlungen des Vereines
für Naturkunde zu Pressburg I. Jahrg. 1856.
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I}
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!
)
1903 Bericht vom 31. Jänner. Dr. J. E. Hibsch. 59
gegen das Gebirge gerichtet, während auf der Westseite die Schichten
gegen die Ebene einfallen.
Im westlichen Zuge haben wir ein ziemlich complicirtes Bruch-
gebiet vor uns. Grosse Längsbrüche bedingen eine dreimalige Wieder-
holung der permisch-mesozoischen Schichtfolge vom kıystallinen Kern
bis zu den miocänen Vorbergen. Ausserdem lässt sich eine grosse
Anzahl kleinerer Brüche in verschiedenen Richtungen erkennen. Im
Gebiete von Ballenstein stellen sich besondere Complicationen ein.
Während das allgemeine Streichen nach NO oder NNO gerichtet ist,
erscheint hier ein System OW streichender Brüche, die an einem
jüngeren Grabenbruche, in dem das Ballensteiner Propadle verläuft,
scharf abstossen.
In den Bergen von Theben und Hainburg besteht die permisch-
mesozoische Zone aus einem einzigen Complex. von Quarzit und regel-
mässig darüber liegenden Kalken des Lias, das Fallen ist normal, durch
untergeordnete Brüche kommt es zu unbedeutenden Complicationen.
Im ganzen hochtatrischen Gebiete der Kleinen Karpathen kann
man häufig Serieitisirung und andere Erscheinungen von Metamorphose
an den Kalken und Schiefern der Ballensteiner Facies wahrnehmen.
Es ist sehr eigenthümlich, dass die so stark gefalteten, in Schuppen
übereinandergeschobenen subtatrischen Gesteine keine Spuren der
Metamorphose erkennen lassen, die uns so oft in dem ungefalteten,
nur von Brüchen durchzogenen hochtatrischen Gebiete entgegentritt,
wo tektonische Kräfte nicht zur Erklärung der Erscheinungen heran-
gezogen werden können. Die Dachschiefer von Marienthal sind ein
typisches Beispiel einer solchen Veränderung. Offenbar haben diese
Erscheinungen nichts mit tektonischen Vorgängen zu thun, sondern
scheinen bedingt zu sein durch die unmittelbare Nähe der krystallinen
Gesteine des centralen Kernes.
Literatur-Notizen.
Dr. J. E. Hibsch. Geologische Karte des böhmischen
Mittelgebirges. Blatt V (Gross-Priesen). Sep.-Abdr. aus Tscher-
mak’s Mittheil. XXI. Bd. 1902.
Die überaus sorgfältigen Untersuchungen und hervorragend genauen Karti-
rungen, die Hibsch mit Unterstützung der Gesellschaft zur Förderung deutscher
Wissenschaft, Kunst und Literatur in Böhmen ausführt, haben das böhmische
Mittelgebirge zu einem der ‚bestbekannten und lehrreichsten Studiengebiete der
Monarchie gemacht. Als viertes der zwölf in Aussicht genommenen Blätter der
Mittelgebirgs-Karte liegt jetzt im Maßstabe 1:25.000 Blatt Gross-Priesen vor. Auf
dem engen Raume von circa 60 qkm enthält es über vierzig verschiedene Aus-
scheidungen, ein Beweis für die grosse Mannigfaltigkeit des Terrains. Ausführliche
Erläuterungen mit mehreren Detailprofilen sind der Karte beigegeben. Es ginge
weit über den Rahmen eines Referats hinaus, wollte man alle Ergebnisse dieser
Untersuchunger aufzählen. Während wegen der petrographischen Resultate auf
das Original verwiesen wird, seien hier die den geologischen Aufbau der Gegend
betreffenden Ergebnisse resumirt.
Die älteste zugängliche Sedimentärformation wird durch die 220 m mächtigen
oberturonen Cuvierimergel gebildet; darüber folgen in 150 m Mächtigkeit die
Sande, mürben Sandsteine und grüuen Thone des als Süsswasserbildung aufzu-
fassenden Unter- und Mitteloligocän. Hierauf liegt das Oberoligocän mit Tuffiten,
schwachen Braunkohlenflötzen und an Pflanzenresten reichen Brand- und Diatomeen-
8*
60 . Verhandlungen. Nr. 2
schiefern, denen gewaltige und mannigfache Auswurfsmassen wiederholter Erup-
tionen, die im SW-Theile des Kartenblattes auf 400 m anschwellen, aufgelagert
sind. Es sind folgende nach ihrer Erputionsfolge geordnete Gesteine zu beob-
achten: Aa TH
1. Aeltere Phonolithe,' in der Regel in Lakkolithen, meist trachytisch
und tephritisch. NR
2. Basalte und Basalttuffe. Mächtige Decken, Gangstöcke, Gänge und
Ausfüllungen von Schloten, welch letztere ıicht selten kuppelförmig über die Um-
gebung hervorragen. Vorhanden sind Feldspathbasalt (in olivinarmen bis -freien
Abänderungen mit primärem Analeim), Nephelin-, Leueit- und Magmab. Manche der
Decken sind schlackig porös entwickelt. Eine als Schlotausfüllung auftretende
Eruptivbreccie enthält Bruchstücke von Quarz, Mergel, Sandstein, Gneiss und
Granit.
3. Hauyn- und Sodalithtephrite (Trachydolerite), als Ober-.
flächenergüsse, aber auch stockförmig oder als Gänge auftretend. Als ihre Tiefen-
facies sind die für das Gebiet neuen Sodalitlisyenite (in einer früheren Arbeit als
Analcimsyenit bezeichnet) anzusehen; sie sind in ihrer chemischen Zusammen-
setzung dem Essexit sehr ähnlich. An den aus Sodalithsyenit bestehenden Lakko-
lithen des Gross-Priesener Schlossberges ist die Kreide zu Hornfels contactmeta-
morphosirt. Als Ganggefolge treten Hauynophyr, Sodalithbostonit ‚und Sodalith-
gautäit auf. An die Sodalithtephrite schliesst sich noch ein Vorkommnis von Augit-
porphyrit bei Wittine an.
4. Nephelintephrite, Nephelinbasanite, Leucittephrite und
Tephrittuffe. im Kartenblatte recht verbreitet ist hiervon nur das erstgenannte
Gestein, und zwar hauptsächlich in den basaltoiden Typen. Penck’s Peperin vom
Mückenhübel ist eine Randfacies des Nephelintephrits. Als Tiefenfacies dieser Er-
gussgesteine ist der in Stöcken, aber auch in Gängen auftretende Essexit aufzu-
fassen. Bemerkenswerth sind in ihm schmale randliche Zonen von abweichender
Zusammensetzung, die als endogene COontactwirkungen (z. B. durch Einschmelzung
von Sandsteinen) zu betrachten sind. Die Contacthöfe sind nicht so schön auf-
geschlossen wie bei dem Rongstocker Stocke. Auch Erze fehlen denselben fast
völlig. Metamorphosirt wurden der Quvierimergel, oligocäne Sandsteine und Basalt-
tuffe. Ein sodalithführender Essexit tritt bei Wittine auf. Als Ganggefolge des
Essexits findet sich Camptonit, Monchigquit, der für das Gebiet nene Mondhaldeit
(bei Pömmerle sehr schön als Eruptivbreccie aufgeschlossen) sowie Bostonit und
Gautäit.
5. Trachyt tritt sowohl in Form von Oberflächenergüssen wie (bei Welhotta)
als Lakkolith auf. Trachyttnff findet sich am Nordrande des Blattes. In ihm
kommen neben Brocken von Trachyt auch Gneiss, Glimmerschiefer und gehärteter
Thonmergel vor.
6. Jüngere Phonolithe (in der Mehrzahl Nephelin-Phonolith und Gänge
von Tinguait und Nephelinporphyr) beenden die Reihe der Eruptivgesteine. Die
Phonolithe treten: meist als Lakkolithen auf, daneben sind noch einige Oberflächen-
ergüsse und Intrusionen ohne Lakkolithencharakter vorhanden. Eine Gesetzmässig-
keit im Ausbruche der verschiedenen Phonolitharten ist nicht vorhanden. Noch
fast völlig von den rings von ihm abfallenden gehärteten Thonmergeln umhüllt
ist der Lakkolith von Kojeditz; steil aufgerichtet sind an ihm auch die Sande
des Oligocän, auf welchen in scharf ausgeprägter Discordanz horizontal der Basalt-
tuff liegt. >
Ausser den durch die Intrusion der Lakkolithen hervorgerufenen Aufwöl-
bungen der Schichten sind noch auf Verwerfungen zurückzuführende Störungen
vorhanden. Ein System paralleler, NW—SO verlaufender Dislocationen tritt zwischen
dem Lecherberge und dem Matzensteine auf. Entlang aller derselben ist der nördlich
der Spalte gelegene Gebietstheil gehoben gegenüber dem südlich davon gelegenen.
Senkrecht zu dieser Richtung verlaufen zwei Verwerfungen, denen das Elbthal
streckenweise folgt, sowie zwei parallele Brüche im Südwestwinkel des Blattes.
(Dr. W. Petrascheck.)
Verlag d. k, k. geolog. Reichsanstialı, Wien, III, Rasumofskygasse 23.
Gesellsehafts-Buchdruckerei Brüder Hollinek, Wien, 1II., Erdbergstrasse 3,
Verhandlungen Bi N El Reichsanstalt.
Sitzung vom 3. Februar 1903.
Inhalt: Diagenandete Mittheilu ngen: mer: Zi ARossilien der Kainacher
Gosau*. — J. V. Zelizko: Ueber das neue ne n einer untersilurischen Fauna bei Lhotka
(Mittelböhmen). — Vorträge: Dr. O. Abel: Studien in den Tertiärbildungen am Aussen-
saume der ostalpinen Flyschzone zwischen der Donau und Erlauf. — Dr. G. B. Trener: Ueber
das Vorkommen von Vanadium, Molybdän und Chrom in Silicatgesteinen. — Literatur-
Notizen: A. Baltzer, H. Cramer, Th. Fuchs, €. Diener, R. Hoernes, E. Wein-
schenk, B. Schwalbe, E. Koken und F. Noetling, A. Rothpletz, J. Günther.
NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mittheilungen verantwortlich.
Eingesendete Mittheilungen.
V. Hilber. Zu „Fossilien der Kainacher Gosau“.
An Stelle des letzten Satzes auf S. 283 der im Jahrbuche der
k. k. geol. R.-A. Band 52, Heft 2, veröffentlichten Arbeit soll es
heissen: „Penecke fand in dem Schliffe auch einen Alveolites.*
J. V. Zelizko. Ueber das neue Vorkommen einer
untersilurischen Fauna bei Lhotka (Mittelböhmen).
Im September 1902 erhielt Herr Prof. Dr. J. J. Jahn in Brünn
eine grosse Oollection (mehrere Kisten) untersilurischer Fossilien von
einem neuen Fundorte der Bande d,y (Kvän-Öseker Schiefer) von
I,hotka bei Beraun in Böhmen. Ueber mein Ansuchen übersandte
mir später Herr Prof. Jahn diese interessante Collection zur Be-
stimmung.
Etwa zur selben Zeit erhielt auch das königl Landesmuseum
in Prag mehrere Fossilien von demselben Fundorte. Herr Dr. J. Perner
besuchte daraufhin den Fundort bei Lhotka und referirte über diesen
neuen Fund in einer Sitzung des böhmischen Landesmuseums. Sein
Referat mit einem Verzeichnis der bei Lhotka vorkommenden Fossilien
erschien sodann in der populären Zeitschrift „Vesmir“.t)
Unter den zahlreichen, mir von Lhotka vorliegenden Fossilien
befindet sich eine Reihe von Arten, die n Perner’s Verzeichnisse
nicht angeführt sind; einige darunter waren bis jetzt aus der Bande
d,y überhaupt nicht bekannt.
a 2) Nove nalezist& zkamene&lin z pasma D—d,y. Vesmir Jahrg. XXXIJ, S. S1
rag 1903.
K. k. geol. Reichsanstalt. 1903. Nr. 3. Verhandlungen. 9
62 Verhandlungen. Nr..3
Dieser Umstand bewog mich zur Veröffentlichung des vorliegenden
Berichtes, der als Ergänzung meiner früheren Beiträge zur Kenntnis
der Fauna des böhmischen Untersilurs dienen soll.)
Der in Rede stehende neue Fossilienfundort der Bande dıy
befindet sich in dem eirca 6 km NNO von Beraun gelegenen Dorfe
Lhotka. In diesem Dorfe wurden anlässlich einer Brunnengrabung
die fossilienführenden Schiefer der Bande d,y in der Tiefe von eirca
17 m angetroffen. Nach Perner’s Angabe befindet sich der betreffende
Brunnen im östlichen Theile des genannten Dorfes, am Waldrande,
in der Nähe der Bande ds, welche hier einen länglichen Hügel —
Kozinee genannt — bildet. Auf dem Schiefer der Bande d,y liegen
hier Anschwemmungen, in denen zahlreiche Quarzitgerölle der Bande
d, sowie auch viele Conglomeratgerölle des Carbons vorkommen.
Das letztere Gestein stammt aus den kleinen Oarboninseln, die in
dieser Gegend seit langer Zeit bekannt sind.
In der nächsten Umgebung des erwähnten Brunnens befindet
sich kein Aufschluss des d,y-Schiefers, an dem man das Streichen
und Fallen desselben feststellen könnte. Erst in einigen Waldschluchten
südwestlich von Lhotka und südöstlich von PleSivee tritt dieser Schiefer
zu Tage; er streicht hier nach Südwest und enthält für die Bande
d,y charakteristische Fossilien.
J. Krejöt, der sich in seinen Arbeiten mit der Tektonik des
Plesivec-Berges wiederholt befasste, constatirte zwar an einigen Stellen
am Plesivec Schiefer der Bande d,y, allein er fand hier keine für
diese Bande charakteristische Fossilien vor.
Perner führt in seinem oben eitirten Berichte von Lhotka sowie
von Plesivee folgende Fossilien an:
Orthoceras. Placoparia Zippei Boeck.
Bellerophon (Salpingostoma) avus Acidaspis Buchi Barr.
NS: Dalmania atava Barr,
Nucula faba Barr. Asaphus nobilis Barr.
„ dispar Barr, Aeglina prisca Darr.
Paterula bohemica Barr. Calymene.
Lingula cfr. rugosa Barr. Tereleus.
Orthis socialis Barr.? Niobe sp.
Crinoidenreste.
Dendrograptus ?
Conularia.
Orthotheca sp.
Plumnlites compar Barr.
Der petrographische Charakter sowie die Fauna des Schiefers
von Lhotka entsprechen vollständig denen des Schiefers aus dem
Profile am Bahnhofe der k. k. Staatsbahn in Prag?) und jenes von
!) Siehe: Einige neue Beiträge zur Kenntnis der Fauna des mittelböhmischen
Untersilurs. Verhandl. der k. k. geol. R.-A. 1901, S. 225.
Weitere neue Beiträge zur Kenntnis der Fauna des böhmischen Untersilurs.
Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1902, S. 61.
2) OÖ geologieck&m profilu v nädra2i c. k. stätni drähy cisafe Frantiäka Josefa
v Praze. VeStnik der kgl. böhm. Gesellsch. der Wissensch., Prag 1892.
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1903 Sitzung vom 3. Februar. J. V. Zelizko. 63
Eipovic bei Pilsen‘). Der Fundort in Lhotka ist jedoch bezüglich
der Fauna bei weitem reicher als die beiden letztgenannten Orte.
Der Schiefer der Bande d,y ist auch bei Lhotka dunkelgrau
bis schwarz und enthält zahlreiche kleine{Glimmerschüppchen; auf
den Flächen der transversalen Schieferung sowie auch auf den Schicht-
flächen selbst ist er durch Eisenhydroxyd bräunlich, röthlich und gelb-
lich gefärbt. Einzelne Fossilienfragmente von Lhotka sind in Pyrit
verwandelt.
Eine besondere Erscheinung im Schiefer von Lhotka sind häufige
Concretionen von verschiedener Form, Dicke und Länge. Einige sind
walzenförmig, andere verzweigt, andere wiederum verschiedenartig
verdrückt. Einige sind innerlich hohl, von auffallend glatter Ober-
fläche und lassen sich leicht aus dem Gesteine auslösen. Interessant
ist der Umstand, dass solche Coneretionen durch ihre Form an ver-
schiedene obersilurische Cephalopodentypen erinnern. Ueber diese
interessanten Ooncretionen werde ich anderenorts ausführlicher be-
richten.
Im Schiefer von Lhotka kommen stellenweise auch die von Osek
und Rokycan aus der Bande d,y bekannten Kieselknollen vor, allein
sie enthalten bei Lhotka keine Fossilien.
Von dem erwähnten Fundorte von Lhotka bestimmte ich nach-
stehende Fossilien:
I. Trilobiten ?).
**Placoparia Zippei Boeck sp. — Diese Art kommt hier von
allen Versteinerungen am häufigsten vor, ähnlich wie bei Eipovie
und Prag. Obgleich in dem Fundorte bei Eipovie meist nur kleine
Exemplare oder einzelne Thoraxtheile vorkommen, finden sich bei
Lhotka auch grosse, vollständige und sehr gut erhaltene Stücke vor.
Aeglina princeps Barr. — Theile eines Exemplars; Barrande
erwähnt diese Art aus der Bande d, von St. Benigna.
* Aeglina speciosa Corda sp. — Ein gut erhaltenes Pygidium;
Barrande erwähnt diese Art von verschiedenen Fundorten des
böhmischen Untersilurs.
Aeglina prisca Barr. -— Die untere Hälfte des Körpers; Bar-
rande erwähnt diese Art von verschiedenen Fundorten der Bande d,.
”*Dalmania atava Barr. — Einige Kopfschilde und verdrückte
Thoraxtheile. Barrande erwähnt diese Art aus der Bande d, von Vosek.
*Dalmania sp. — Ein verdrückter, schwer bestimmbarer Kopf-
schild und ein Pygidium.
** Asaphus nobilis Barr. — Einige Fragmente der Thoraxtheile
und zwei Pygidien. Diese Art ist bekannt von verschiedenen Fund-
orten des böhmischen Untersilurs.
Ogygia sp. — Ein kleines, schlecht erhaltenes Exemplar; Pocta
erwähnt auch Ogygia sp. von Prag.
!) Weitere neue Beiträge zur Kenntnis der Fauna des böhmischen Unter-
silurs. Verhandl. der k. k. geol. R.-A. 1902, 8. 61.
*) Die mit * bezeichneten Arten sind bekannt von Eipovic und die mit **
von Eipovie und Prag.
9*
64 Verhandlungen. Nr. 3
* Acidaspis Buchi Barr. — Ein gut erhaltener Thoraxtheil einer
grösseren Art. Barrande erwähnt diese Art von verschiedenen Fund-
orten der Bande d,—d,.
*]llaenus Salteri Barr. — Zwei vollständige Exemplare, einige
Kopfschilde und die obere Hälfte des Körpers. Diese Art ist bekannt
von verschiedenen Fundorten des böhmischen Untersilurs.
Illaenus Panderi Barr. — Ein kleines, gut erhaltenes einge-
rolltes Exemplar. Barrande erwähnt diese Art von verschiedenen
Fundorten der Bande da—d,;.
Trinucleus sp. — Ein Theil des sehr zerdrückten Kopfschildes.
Perner erwähnt von Trilobiten auch Oalymene und Niobe sp.
Il. Cephalopoden.
*Orthoceras sp. — Einige verdrückte, schlecht erhaltene Stücke,
die zu verschiedenen Arten gehören.
Ill. Brachiopoden.
* Paterula bohemica Barr. — Kommt ziemlich häufig vor; Bar-
rande erwähnt diese Art von verschiedenen Fundorten der Bande
d,, ds und d,.
Discina sp. — Ein Exemplar.
Perner erwähnt von Brachiopoden auch Orthis socialis
Barr.? und Lingula efr. rugosa Barr.
IV. Gastropoden.
* Pleurotomaria sp. — Einige undeutliche Stücke. Perner er-
wähnt von Gastropoden auch eine neue Art Bellerophon (Salpin-
gostoma) avus n. Sp.
V. Conulariden.
Conularia bohemica Barr. — Bei Lhotka wurde eine auffallende
Menge von Conularien von sehr gut erhaltenem Habitus gefunden.
Diese Versteinerung, welche hier in verschiedenen Entwickiungsstadien
vorkommt, gehört zu einer Gattung und stimmt mit der Barrande-
schen Beschreibung und Abbildung von Conularia bohemica überein.
Barrande erwähnt dieselbe von verschiedenen Fundorten der Bande
d‚—d,. Bei Lhotka kommen auch manche sehr verdrückte Stücke vor.
Conularia Proteica Barr. — Ein Fragment von sehr gut er-
haltenem Habitus. Interessant ist, dass Barrande erst diese Art
von verschiedenen Fundorten der Bande d,—d, des Untersilurs, dann
aus der Bande e,—e, des Obersilurs und aus der Bande g, des De-
vons erwähnt.
Hyolithes elegans Barr. — Ein 40 mm langes, sehr gut erhaltenes
Exemplar. Barrande erwähnt diese Art von verschiedenen Fund-
orten der Bande d, und d,
Hyolithes indistinctus Barr. — Ein gut erhaltenes Exemplar,
welches mit der Barrande’schen Beschreibung und Abbildung der
1903 Sitzung vom 3. Februar. J. V. Zelizko, Dr. O. Abel. 65
erwähnten Art, die von verschiedenen Fundorten der Bande d,, d,
und d, bekannt ist, übereinstimmt.
** Fyolithes sp. — Einige sehr verdrückte und schlecht erhaltene
Exemplare.
VI. Lamellibranchiaten.
*Filius antigquus Barr. — Ziemlich häufig; Barrande erwähnt
diese Art von verschiedenen Fundorten der Bande dı —d,.
Nucula dispar Barr. — Einige Exemplare; diese Art ist von
verschiedenen Fundorten der Bande d,, d, und d, bekannt.
Nucula faba. — Einige Exemplare; Barrande erwähnt diese Art
von verschiedenen Fundorten der Bande d,, ds—d,.
Leda bohemica Barr. — Einige Exemplare; diese Art ist von
verschiedenen Fundorten der Bande d,—d, bekannt.
VII. Crinoiden.
*Entrochus primus Barr. — Einige Reste von Stielen; diese Art
ist aus der Bande d,y von Vosek bekannt.
Enerinites sp. — Einige Reste.
VIll. Cystideen.
Anomalocystites sp. — Einige Exemplare.
IX. Hydrozoen.
Desmograptus sp. — Einige nicht näher bestimmbare Stücke.
Ptilograptus ramale Podta. — Einige Fragmente, die durch das
Mikroskop sehr deutlich zu beobachten sind. Po@ta erwähnt diese
Art aus der Bande d, von Trubin.
Aus dem Profile der k. k. Staatsbahn in Prag sind bis jetzt
12 Arten, von Eipovic 23 Arten und von Lhotka 35 Arten von
Fossilien bekannt. Von diesen 35 Arten sind 21 bisher weder in
Prag noch bei FEipovie vorgefunden worden.
Vorträge.
Dr. ©. Abel. Studien in den Tertiärbildungen am
Aussensaume der ostalpinen Flyschzone zwischen der
Donau und Erlauf.
Der Vortragende bespricht die Ergebnisse seiner Aufnahmen in
den Blättern der österreichisch-ungarischen Specialkarte im Maßstabe
1:75.000: Tulln (Zone 12, Col. XIV), Baden— Neulengbach
(Zone 13, Col. XIV), St. Pölten (Zone 13, Col. XIH) und Ybbs
(Zone 13, Col. XII). — Eine ausführliche Mittheilung über die Resultate
dieser Studien wird im Jahrbuche der k. k. geolog. Reichsanstalt ver-
öffentlicht werden.
66 Verhandlungen. NEN
Dr. G.B. Trener. Ueber dasVorkommenvonVanadium,
Molybdän und Chrom in Silicatgesteinen.
Der Vortragende bespricht einige Resultate der chemischen
Untersuchung von Gesteinen des Cima d’Asta - Eruptivdistriets. Das
Mitgetheilte, welches einen kurzen Abschnitt des betreffenden chemi-
schen Capitels bildet, soll gleichzeitig mit der petrographischen und
geologischen Beschreibung des Cima d’Asta-Gebietes erst später im
Jahrbuche publieirt werden. R
Literatur-Notizen.
A. Baltzer. Die granitischen Intrusivmassen des
Aarmassivs. Mit 4 Tafeln und 7 Textfiguren. Neues Jahrbuch für
Mineralogie, Geologie und Petrographie XVI. Beil.-Bd., 2. Heft, 1903.
Auf Grund der grossartigen Untersuchungen E. v. Fellenberg’s über
den westlichen Theil des Aarmassivs sowie nach denen Heim’s im östlichen und
den eigenen im mittleren, sammt neuen Begehungen im westlichen gibt Baltzer
ein anschauliches Bild des gewaltigen Granitzuges Bietschhorn—Aletschhorn sowie
seiner jetzt gewonnenen Ansichten über dieses Gebirge, die in vieler Hinsicht von
den früheren abweichen, welche daher zurückgenommen werden. Zuerst finden einige
ausgezeichnete Berührungsstellen des Protogingranits mit krystallinen Schiefern
eine Besprechung, so Profile der Fusshörner am oberen Aletschgletscher, des Faul-
horns am grossen Aletschgletscher, der Grünhornlücke, des Aletsch- und Bietsch-
horns, von welch letzterem eine sehr scharfe Photographie mitgetheilt wird.
Als sehr wichtig für das Verständnis der Auffassung zeıgt sich der Nach-
weis, dass der Granit an den meisten der obigen Stellen und noch an vielen anderen
bereits von v. Fellenberg beschriebenen eine deutliche Contactzone besitzt und
in ihm häufig Schollen von den umhüllenden Grünschiefern enthalten und um-
gewandelt sind. Reichliche Contactmineralien, besonders Zoisit, Orthit, Titanit,
Magnetit, Eisenglanz, Sillimanit und Caleit, treten in den angrenzenden Grünschiefern
hervor, die auch Spuren von Einschmelzung zeigen.
Diese Erscheinungen beweisen, dass es sich weder um die mechanischen
Ausstülpungen v. Fellenberg’s, noch um einen mechanischen Contact im früheren
Sinne von Baltzer handeln kann, die nur Breccienbildung, gewaltige Kataklase
und Zermalmung hervorbringen könnten. ‚Interessant ist, dass hier im westlichen
Theil des Aarmassivs an mehreren Stellen noch ausgedehntere Decken von oft
discordant grenzenden Schiefern den Granit überlagern. Nach Prüfung aller mög-
lichen Erklärungshypothesen neigt sich Baltzer dahin, dass hier wahrscheinlich
ein sehr larggestreckter Laccolith oder Batholith vorliege, der jünger sei als die
umhüllenden Schiefer, mit denen er überdies gefaitet wurde.
Ob an seinem Vorbrechen Faltungen veranlassend waren oder nicht und ob
es die carbonischen oder die tertiären waren, kann nicht mit Sicherheit entschieden
werden. Die Ausdehnung des Aletschhorn-Laccolithen beträgt in der Länge etwa
30 km, in der Breite durchschnittlich 1:75 km, dabei erhebt er sich im Aletsch-
horn bis 3600 m, der Gipfel des Bietschhorns (3953 m) aber besteht noch ganz aus
ihm. Im Vergleiche mit dem Adamello-Laccolithen wird er als weniger typisch,
weil umgefaltet, betrachtet. Der Gotthardgranit kennzeichnet sich ebenfalls als
Laccolitb, der aus demselben Stammherd gekommen ist.
Anschliessend wird dann der nördliche Granit der Aarmasse besprochen,
wo sowohl ein secundärer mechanischer Contact als auch ein älterer primärer vor-
liegt. Der Granit des Gasterenthales endlich ist ebenfalls als ein Laceolith dem
des Aletschhorns im Norden vorgelagert, von dessen Gesteinen im Verrucano öfters
schon Gerölle angetroffen wurden.
Die Protogingerölle, die vielfach im Verrucano auf der Nordseite. der Alpen
auftreten, veranlassen den Verfasser, Salomon entgegenzutreten, der glaubt, dass
man aus solchen charakterlosen Granitgeschieben gar keine verlässlichen Schlüsse
ziehen könne. Es ist jedenfalls die wahrscheinlichste Annahme, bei solchen Ge-
röllen das nächste gleichartige Anstehende für ihre Heimat anzusehen, wenn nicht
andere Gründe dagegen sind. (Dr. Ampferer.)
a
1903 Sitzung vom 3. Februar. Cramer, Fuchs, Diener. 67
H. Cramer. Das Alter, dieEntstehung und Zerstörung
der Salzburger Nagelfluh. Neues Jahrbuch für Mineralogie,
Geologie und Petrographie XVI. Beil.-Bd, 2. Heft, 1905.
Das Conglomerat von Salzburg ist in der letzten Zeit bezüglich Alters und
Entstehung Gegenstand von sehr verschiedenen Ansichten gewesen, da Penck in
ihm die Deltazuschüttung eines grossen interglacialen Sees zu erkennen glaubt,
während Fugger dasselbe Gestein für eine Ablagerung des jüngeren Tertiärs ansieht.
Penck hat nun am Rainberg im Liegenden des Conglomerats Spuren einer
Grundmoräne gefunden, während an der Oberfläche sich bis vor Kurzem deutliche
Gletscherschliffe erhalten hatten. Der Einwand von Fugger, dass eiszeitliche Ab-
lagerungen damals nicht so verfestigt sein konnten, um für einen Schliff den nöthigen
Widerstand zu leisten, ist allerdings recht hinfällig, da sich ja nicht selten solche
geschliffene ältere Glacialbildungen finden. Der Verfasser hat nun im Auftrage
Penck’s künstliche Grabungen veranlasst, aus welchen hervorgeht, dass, soweit
man hineinkam (bis 8 »), überall Grundmoräne das Conglomerat unterteuft, und
zwar in ungestörter Ausbildung, die eine gewaltsame Eiupressung ausschliesst.
(Dr. Ampferer.)
Th. Fuchs. Ueber einige Störungen iin den Tertiär-
bildungen des Wiener Beckens. Sitzungsber. d. kais. Akad.
d. Wiss., math.-naturw. Classe, Bd. OXI, Abth. I, S. 454—471, mit
1 Tafel und 5 Textfig. Wien 1902.
In vorliegender Publication wird die Störung am Steilrande längs
der von Wien nach Nussdorf führenden Strasse zwischen dem
Krotenbach und Nesselbach behandelt und durch eine Verwerfung ver-
bunden mit Schleppung und Ueberkippung erklärt.
Die Schichtenstörungen in den Grunderschichten vonSitzen-
dorf werden auf Absitzungserscheinungen zurückgeführt und zugleich der Ver-
muthung Ausdruck gegeben, dass diese Störungen längs des Steilrandes der Schmieda
sich von Sitzendorf bis Platt erstrecken.
Unter 3. werden steilaufgerichtete Miocänschichten von Steina-
brunn beschrieben.
Die schon lange bekannte gestörte Schichtenlagerung in den sar-
matischen Ablagerungen von Wiesen bei Oedenburg wird einfach als
Abrutschung und nicht als discordante Anlagerung jüngerer Schichten an ältere
aufgefasst.
Zum Schlusse werden noch abnorme Lagerungsverhältnisseinden
sarmatischen Ablagerungen von Hauskirchen erwähnt, deren Deutung
Jedoch dahingestellt bleibt. (Dr. L. Waagen.)
©. Diener. Die Stellung der croatisch-slavonischen
Inselgebirge zu den Alpen und dem dinarischen Ge-
birgssysteme. Mittheilungen der k. k. geograph. Ges. Wien XLV,
1902. Seite 292—298.
Der Verfasser erörtert die Stellung der croatisch-slavonischen Inselgebirge
(des Agramer, Kalniker, Moslaviner, PoZeganer, Orljava und Frusika
Gora oder Vrdnik-Gebirges) zu der südlichen Kalkzone der Ostalpen und den
Ketten des dinarischen Faltensystems, Diese alten, von tertiären (oberoligocän-
pliocänen) Ablagerungen umgebenen Gebirgskerne wurden Anfangs (Lenz, Hauer,
E. Suess) als Theile der Ostalpen aufgefasst. Später wurden besonders von Mojsi-
sovics und E. Suess diese Inselgebirge als eine den Östalpen fremde Masse
von dreieckigem Umriss gedeutet.
Abweichende Zusammensetzung (weniger vollständige Serie der pelagischen
Sedimente als in den Alpen) und Abwesenheit junger faltender Bewegungen sollten
diesen Unterschied erkennbar machen, doch besteht diesbezüglich kein so scharfer
Gegensatz zwischen den Südalpen und den Inselgebirgen wie zwischen den jungen
Falten der Ostalpen und dem nördlichen Vorlande derselben. Die Schichtenfolge
68 Verhandlungen. Nr. 3
der Inselgebirge ist nicht unvollständiger als die der ostalpinen Centralzone.
Carbonische Binnenablagerungen, marine Trias, Gosauschichten und Eocän, also
dieselbe Serie von Transgressionen, wie z. B. am Nordrande des Beckens von
Klagenfurt. Auch Anzeichen junger tektonischer Bewegungen sind aus dem die
Gebirgsinseln umgebenden Tertiär bekannt. Ferner zeigten die neuesten Aufnahms-
arbeiten von KR. Kramberger-Gorjanovic, dass zwischen den westlichsten
Inselgebirgen und den Ketten des südalpinen Savesystems ein inniger tektonischer
Zusammenhang besteht. Nach alledem sind die croatisch-slavonischen Gebirgsinseln
nicht Reste einer den Ostalpen fremden Masse, sondern Bestandtheile, krystalli-
nische Aufbruchzonen der Ostalpen selbst. Nur die kleine Gebirgsmasse bei Brod,
die aus Phyllit und einem von jenem (des nahen Orljava-Gebirges verschiedenen
Granit besteht, könnte ein Ausläufer der serbischen Masse sein. Das Gebiet der
eroatisch-slavonischen Inselgebirge dürfte jedoch als eine Region älterer Faltung
stauend auf die Entwicklung eines Theiles der dinarischen Falten gewirkt haben.
Während der jüngeren Tertiärzeit wurde dieses Gebiet gleichwie die dinarische
Region nochmals von faltenden Bewegungen betroffen, ist also ein tektonisches
Element, das während verschiedener Phasen der Gebirgsbildung eine verschiedene
tektonische Rolle spielte. (R. J. Schubert.)
R. Hoernes. Chondrodonta (Ostrea) Joannae Choffat
in den Schiosischichten von Görz, Istrien, Dalmatien
und der Herzegowina. Sitzungsber. d. kais. Akad. d. Wissensch.
Wien, math.-naturw. Classe, Bd. CXI, 1902, pag. 667, II. Taf.
Der Verfasser bespricht in eingehender Weise die von G. Böhm, Futterer
und Redlich gegebenen Nachrichten über das Vorkommen der Chondrodonta
Joannae-Gruppe in der venetianischen und Görzer-Istrianer Kreide. Er pflichtet
auf Grund seiner Untersuchungen vollkommen der Ansicht bei, dass diese Formen
Austern und nicht Pectiniden sind. Ausserdem lag ihm Chondrodonta Joannae, die
er nur aus dem Niveau der Schiosischichten kannte, von der dalmatinischen Insel
Pago und aus der Gegend von Mostar vor. Der Referent konnte in einer ungefähr
gleichzeitig veröffentlichten Arbeit (Jahrb. d. geol. R.-A. 1902, „Ueber einige Bivalven
des istrodalmatinischen Rudistenkalkes 1*) nachweisen, dass diese Austerngruppe
in der österreichischen Karstkreide in mindestens drei verschiedenen Niveaus vor-
kommt: in bituminös-kalkigen und dolomitischen Schichten, dem darüber befind-
lichen Niveau der Repener Breceie (Schiosischichten) und in noch jüngeren (mittel-
oberturonen) plattigen Kalkmergeln. (R. J. Schubert.)
E. Weinschenk. Einige Beobachtungen über die Erz-
lagerstätte im Pfundererberg bei Klausen in Südtirol.
Zeitschrift für prakt. Geol. XI. Jahrg., Heft 2, pag. 66.
Der Autor berichtet über Beobachtungen, die er auf einer kurzen Exeursions-
tur in jenes Gebiet gemacht hat. Besondere Aufmerksamkeit wird dem als „Feld-
stein“ aus dortiger Gegend bekannten Gesteine gewidmet, das aus ungefähr 60°,
Orthoklas, 40°/, Quarz, beide oft in mikropegmatitischer Verwachsung, wenig Glimmer
und Plagioklas und gelegentlich Turmalin besteht and concordant und oft durch
Uebergänge verbunden im Phyllit liegt. Jene Zusammensetzung einerseits und
andererseits der Umstand, dass das Gestein nicht nur parallel zu den Schiefer-
lamellen, sondern auch durchgreifend durch dieselben zu finden ist, führen den
Autor zum Schlusse, dass hier ein den Schiefern injieirter Granitaplit vorliegt.
An zahlreichen Stellen des Klausener Gebietes ist mit seltener Klarheit zu sehen,
dass der Phyllit und der in ihm liegende Feldstein vom Diorit durchbrochen
werden, und Teller hat dies in seiner Bearbeitung eingehend dargestellt. W. hat
jedenfalls diese Stellen auch gesehen bei dem Besuche dieser Gegend, gibt er aber
an, dass er an einer Stelle einen 1 cm mächtigen Gang eines plagioklasführenden
Aplits der in Verbindung mit dem Feldsteine des Phyllits steht im Diorit gesehen habe.
Von den von Teller beschriebenen Eruptivbreccien fand er keinen hinreichend
frischen Aufschluss, um das Cement derselben als dem Diorit zugehörig erkennen
zu können. Auf derartige Beobachtungen von so zweifelhafter Beweiskräftigkeit
1903 Sitzung vom 3. Februar. B. Schwalbe. 69
hin unternimmt es W. einer vorgefassten Meinung zuliebe, die Beobachtungen
Teller’s. dass die Diorite jünger sind als die Feldsteine, als unrichtig hinzu-
stellen! Von gleicher Werthigkeit wie diese Behauptungen ist jene, dass der
Aplit das Eruptivgestein sei, in dessen Gefolge die Erze emporgedrungen sind.
(W. Hammer.)
B. Schwalbe Grundriss der Mineralogie und
Geologie, beendet und herausgegeben von H. Böttger und
E. Schwalbe. Mit 418 Abbildungen und 9 Tafeln, 766 Seiten
Grossoktav. Braunschweig, Vieweg u. S., 1903.
Das vorliegende Werk ist eine Neubearbeitung des geologischen und
mineralogischen Theiles von Schoedler’s Buch der Natur (23. Aufl.). Seine
Aufgabe soll es sein, sowohl dem gebildeten Laien zum Selbstunterrichte zu dienen
als auch besonders den Lehrer an höheren Unterrichtsanstalten beim Unterrichte
dieser Fächer zu unterstützen. Das Streben des noch vor Vollendung seines
Werkes gestorbenen Verfassers war besonders darauf gerichtet, den innigen
Zusammenhang dieser Fächer mit den vielen angrenzenden Disciplinen der reali-
stischen Wissenschaftsgruppe darzuthun, um so die Einheitlichkeit des Naturganzen
zu zeigen. So haben wir hier ein Compendium vor uns, das nicht blos Mineralogie
und Geologie im engeren Sinne umfasst, sondern noch auf eine Anzahl anderer
(ebiete hinübergreift, die man sonst in Lehrbüchern dieser Fächer nicht oder nur
kurz angedeutet findet. So wird zum Beispiel verhältnismässig eingehend über
Darwinismus und die damit zusammenhängenden biologischen Fragen gesprochen.
Verschiedene Tabellen und Eintheilungsschemas suchen das umfangreiche Einzel-
wissen zum Ganzen zu gruppiren. Der Verfasser bemüht sich, den Leser möglichst
systematisch stufenweise in das Gebiet einzuführen. In dem Bestreben aber, manche
Capitel zuerst nur so weit vorzuführen, als für das Verständnis des folgenden
nothwendig und die Detaildarstellung später eigens nachzutragen, entsteht stellen-
weise eine ungünstige Vertheilung des Stoffes und Wiederholungen sind unerlässlich.
So wird anfangs die Mineralogie in knapper Kürze durchgenommen, am Schlusse
des Buches aber wird dann die Krystallographie noch einmal und eingehend
gebracht und vollständige Zusammenstellungen über die Mineralien nachgetragen.
Auf die ebenerwähnte anfängliche Darstellung der allgemeinen und speciellen
Mineralogie, die kurz und klar dargestellt ist, folgt dann die Petrographie. Hier
scheint mir das genetische Moment doch zu wenig berücksichtigt: Glimerschiefer,
Chloritschiefer u. s. w. werden bei den „krystallinen Gesteinen“ zwischen Granit
und Syenit eingeschaltet, während die Phyllivte dann bei den klastischen Gesteinen
zugetheilt sind. Auch hier ist dann später wieder eine Wiederholung nöthig, um
die Altersverhältnisse etc. nachzutragen. Daran schliesst sich, kurz gehalten, die
historische Geologie mit Anschluss der wichtigsten Elemente der Paläontologie.
Nomenclatur, geologische Karten und Profiie und andere kleine einschlägige
Capitel laufen mit. Sehr erfreulich ist es, dass im Weiteren die dynamische Geo-
logie bedeutend eingehender als alle vorhergehenden Abschnitte behandelt wird
und so fast den Grundstock des Buches ausmacht; sie ist jedenfalls auch der
Theil der Geologie, welcher für den Unterricht an höheren Mittelschulen für die
allgemeine naturwissenschaftliche Bildung der wichtigste und belehrendste ist.
Manche Theile werden wohl unverhältnismässig stark ausgedehnt; so hätten die
Zusammenstellung aller Erdbeben seit 1700 und andere rein statistische Zusammen-
stellungen, als für den Zweck dieses Buches geringwerthig, unbeschadet wegbleiben
können. Die Abtheilung über die Wirkungen des Eises hätte ruhig auch hier
eingeschaltet werden können, statt sie in einem dem ganzen Eintheilungsprineip des
Stoffes wenig entsprechenden Abschnitt mit der Schilderung des Quartärs und der
Prähistorik zusammenzureihen. Auch die Orogenie und die Höhlenkunde gehörten
doch hier herein, statt sie so im Anhang nachhinken zu lassen. Dieser Anhang
umfasst eben ausser diesen Capiteln die genauere Darstellung der Krystallographie
und Zusammenstellungen der kosmischen und terrestrischen Minerale sowie eine
kurze Notiz über geologische Experimente. Bei den Schilderungen aus der dyna-
mischen Geologie wird auch im Einzelnen stets auf die einschlägigen anderen
Wissensgebiete hingewiesen, um so das Zusammenwirken aller der verschiedenen
Kräfte und Stoffe als ein einheitliches Grosses erscheinen zu lassen, wie es der
K. k. geol. Reichsanstalt. 1903, Nr. 3. Verhandlungen. 10
70 Verhandlungen. Nr;(3
Tendenz des ganzen Werkes entspricht. Sehr hervorzuheben ist die treffliche
buchdruckerische Ausführung des Werkes, vor Allem das reiche Material an
Bildern und Karten. Unter ersteren ist eine grosse Anzahl neuer sehr hübscher
und instructiver Ansichten in treftlicher Weise wiedergegeben. Dafür hätten manche
aus älteren Werken entnommene Bildchen besser wegbleiben können.
Das Buch kommt jedenfalls seiner Absicht, dem Lehrer eine gute Quelle
für seine Vorträge zu bieten, in trefflicher Weise nach und es wäre nur zu wünschen,
dass auch die für den Unterricht in diesen Fächern zur Verfügung stehende Zeit
in einem besseren Verhältnis zur Grösse des hier dargestellten Stoffes stünde.
(W. Hammer.)
E. Koken und F. Noetling. Geologische Mittheilungen
aus der Salt-range (Pandschab). Mit 12 Abbildungen. Central-
blatt f. Min., Geol. u. Paläontologie 1903, 2., 3., 4. Heft.
Die Verfasser geben in einigen Reiseberichten Nachricht von ihren neuen
Beobachtungen im Gebiete der Salt-range, wo sie zum Studium der permischen
Glacialablagerungen Untersuchungen anstellten. Diese alten indischen Ablagerungen
mit den verschiedenen Anzeichen glacialer Entstehung sind wiederholt schon Gegen-
stand von Forschungen und von vielfachen Erklärungen geworden, unter denen
manche ihre glaciale Natur überhaupt unwahrscheinlich zu machen suchten. Nach
diesen Berichten aber ist an ihrer Bildung durch Gletscher und deren Gefolge nicht
zu zweifeln. Ueber die meist durch Sandsteine vertretenen cambrischen Schichten-
lager legen sich discordant die Gebilde der permischen Pandschabstufe, deren
unterste Abtheilung, die Talchirgruppe, die glacialen Geschiebemergel und Sand-
steine umfasst. Im Allgemeinen besteht diese Gruppe aus einer unteren Zone von
Geschiebemergel, der durch eine oder mehrere auskeilende Lagen von Sandstein
vom oberen blauen Geschiebemergel gesondert wird. Die Structur dieser Mergel
ist eine typisch glaciale mit zahlreichen geschliffenen Geschieben, die unregelmässig
darin verstreut sind. Interessant ist die Angabe, dass der untere Mergelzug durch
Aufarbeitung des zu Grunde liegenden rothen cambrischen Bhangawallah-Sandsteins
nicht blos selbst ganz röthlich gefärbt wird, sondern dass sich sogar abgerissene,
bis 30 m lange Schollen der Grundlage in ihm eingehüllt finden. Wo immer aber
die Grundlage genügend fest ist, zeigt sie deutliche und ausgedehnte Schliffe. Die
Geschiebe dieser Ablagerungen sind zu sehr grossem Theil erratisch und bestehen
aus den verschiedensten Gesteinen, unter denen sich Granite, Granitporphyre,
Quarzporphyre nebst verkieselten Tuffen und metamorphen Schiefern am meisten
häufen. In den Aräwalibergen von Rajputana wurden einige diesen Geschieben
ähnliche Gesteinsarten getroffen, weshalb man diese Gebirge für ihre Heimat
ansehen kann.
Sehr beachtenswerth ist, die eigenthümliche Ausbildung, welche einzelne der
geschliffenen Geschiebe besitzen. Neben den massenhaften kantengerundeten Stücken
finden sich nämlich in allen Gesteinsarten, sogar in Kalken, nicht selten solche,
die eine grössere ganz eben geschliffene Fläche oder deren mehrere sich ver-
schneidende aufweisen.
Erstere werden als Reibsteine, letztere als Facettengeschiebe benannt und
es ist klar, dass diese einen Uebergang zu den völlig rundlich geschliffenen
Formen darstellen.
Ihre Entstehung war bisher ziemlich unklar, jetzt aber liegen von den
Verfassern Beobachtungen vor, die man übrigens sehr oft schon gemacht hat und
die zu einer Erklärung führen,
Es wurde an mehreren Stellen die Wahrnehmung gemacht, dass der Geschiebe-
mergel auf Sandsteinen lagerte, die sammt den eingeschlossenen Geröllen an der
Grundmoräne glatt abzefegt waren. Von dieser Thatsache ausgehend, wird der
Schluss gezogen, dass die Reibsteine dadurch gebildet wurden, dass Gerölle in
Sand oder Schlamm eingebettet und festgefroren waren und so durch Eis und
Geschiebeschlamm von oben niedergeschliffen wurden. Thauten sie ein wenig aus
oder wurden sie losgeschoben und froren in veränderter Lage wieder ein, so konnten
Facettenschliffe sich bilden. (Dr. OÖ. Ampferer.)
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I
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1903 Sitzung vom 3. Februar. A. Rothpletz. 71
A. Rothpletz. Ueber die Möglichkeit, den Gegensatz
zwischen Contractions- und Expansionstheorie aufzu-
heben. Sitzungsbericht der math.-phys. Classe der königl. bayrischen
Akademie in München 1902, Heft III.
Den grossen Schwierigkeiten, welche einerseits der Contractionshypothese
die Erscheinungen des Vulcanismus bereiten, stehen diejenigen gegenüber, welche
der Expansionshypothese aus den Aufschlüssen der Faltengebirge erwachsen. Beide
scheinen sich in der Geltungsmöglichkeit vollständig auszuschliessen, was aber nach
Rothpletz nur dann der Fall ist, wenn man für ihre Wirkung Gleichzeitigkeit
in Anspruch nimmt.
Vorausgesetzt, dass die Contractionshypothese wirklich sämmtliche Formen
der Faltungsgebiete zu erklären vermöchte und die Expansionshypothese ebenso
jene der Vulcane, so ist allerdings bei der Schwierigkeit der zeitlichen Vergleichung
so riesenhafter Processe der Beweis für ihre Gleich- oder Ungleichzeitigkeit von
vornherein ein ziemlich aussichtsloser. Der Verfasser geht von der historischen
Zeit aus, in der eine reiche vulcanische, aber keine nachweisbare faltende
Erdbewegung zu beobachten ist. Dem kann man aber entgegenhalten, dass die
ersteren Erscheinungen eine sehr rasche, die letzteren eine sehr langsame Ent-
stehung besitzen.
Dann wird am Kaukasus, am Kettenjura und an den Alpen gezeigt, dass
sich auch hier die zwei Arten von Vorgängen zeitlich ausschliessen. Wenn man
erwägt, wie schwankend gerade der genaue Nachweis der Eruptionszeit und Dauer
ist, und andererseits, wie unsicher die Feststellung der Faltungsdauer, so ist das
jedenfalls mit grosser Vorsicht aufzunehmen. Die ausserhalb der Faltungszonen
liegenden Eruptionen lassen sich natürlich noch schwerer mit ihnen zeitlich ver-
gleichen, doch bemerkt Rothpletz, dass ihm kein Fall erwiesener Gleichzeitigkeit
bekannt ist. Sicherlich bedeuten die Faltungen mehr periodisch auf- und abschwellende
Wirkungen, während die vulcanischen Vorgänge sich wahrscheinlich als dauernde
Begleiter der bisherigen Erdentwicklung enthüllen.
Zu bedenken ist übrigens, dass die Laccolithen, die fast überall verbreitet
sind, durch Aufhebung und Beiseiteschiebung oft mächtiger Schichtenmassen hier
eine vermittelnde Stellung einnehmen, indem sich da der Vulcanismus im Besitze
bedeutender gebirgsbildender Kraft erweist. Ausserdem schliesst ja eigentlich der
Vorgang einer intensiven seitlichen Zusammendrückung einfach mechanisch die
vulcanische Durchbrechung während dieser Pressung in dem davon betroffenen
Gebiete aus, obwohl es vielleicht innerlich mit gewaltigen Bewegungen des Magmas
innig verbunden sein kann. Und schliesslich sind ja die Durchbrüche selbst jeden-
falls nur Theilerscheinungen der vulcanischen Processe, die durchaus nicht in allen
Fällen zur Entwicklung gedeihen.
Diese Einwände lassen einen solchen Fehlerquellen ausgesetzten Nachweis
von Gleichzeitigkeit oder dem Gegentheil von faltenden und eruptiven Vorgängen
in der obersten Erdkruste als völlig unbrauchbar erscheinen, die Beziehung dieser
beiden gewaltigsten Lebensäusserungen der Erde zueinander zu ergründen. Da-
gegen ist die Frage nach diesen zeitlichen Verhältnissen sonst in mancher Hin-
sicht interessant und untersuchenswerth.
Zum Schlusse sucht der Verfasser noch der von ihm angenommenen Abwechs-
lung dieser zwei Phänomene eine physikalische Unterlage zu geben, indem er nach
den Berechnungen A. Ritter’s annimmt, dass aus der Verkleinerung des Erd-
volumens in Folge Abkühlung eine erhöhte Erwärmung hervorgehe. Er stellt sich
vor, von einem Gleichgewichtszustande der Erde zwischen centripetaler Tendenz
der Massen und 'centrifugaler der Wärme ausgehend, dass dieser durch Ausstrah-
lung gestört werde. Auf das hin findet Einschrumptung statt (Faltung), die wieder
zu einer so starken Nacherwärmung des Kerns führt, dass er die Schale sprengt
und Vulcane entsendet.
Das ist eine scheinbar recht klare und einfache Folgerung. Aber es ist
einmal nicht einzusehen, wie jemals ein Gleichgewicht bestanden haben soll und
dann, wenn die Abkühlung eine stetige, gleichsinnige ist, dennoch so gewaltige
Umkehrungen sich einstellen können. Es ist richtig, dass durch Zusammenziehung
sich Wärme bildet, aber das geht so allgemach, dass sie höchstens den Abkühlungs-
lauf zu einem weit Jangsameren zu machen vermag. Wenn wir bei einzelnen Körpern
eine Unregelmässigkeit und Umkehr in den Abkühlungsveränderungen beobachten,
10*
72 Verhandlungen. Nr. 3
so beruht das auf ihrer molecülaren Eigenart. Bei der Erde, die ein so ungeheuer
zusammengesetzter Körper ist, kann man das nicht gerade so voraussetzen, da
wir ja vor Allem von den Bedingungen des Erdinnern keine messbare Vorstellung haben.
(Dr. Ampferer.)
J. Günther. Glaciale Denudationsgebilde im mitt-
leren Eisackthal. Sitzungsbericht der math. -phys. Classe der
königl. bayrischen Akademie in München 1902, Heft IL.
Die glacialen Ablagerungen der Umgebung von Brixen erfahren eine ein-
gehendere Besprechung. Es lassen sich zwei scharf voneinander getrennte Lagen
unterscheiden, eine grobe obere, fluvioglaciale und eine feinere untere, die viele
Eigenschaften von Grundmoränen zeigt, andererseits aber auch dem Schlamm eines
glacialen Stausees ähnelt, so dass es wahrscheinlich ist, dass an ihrer Bildung
flüssiges und gefrorenes Wasser betheiligt war. Die obere Lage wird mit den
Niederterrassenschottern in Beziehung gesetzt, die stellenweise mit einer Nagel-
fluhe (Deckenschotter) verbunden sind. Der Höhenzug zwischen der Eisenbahn
und dem Eisack wird für einen Drumlin erklärt.
Am Westabfall des Schabser Rückens gegen den Eisack finden sich getrennt
eine Colonie von geologischen Orgeln und eine von Erdpyramiden. Die Entstehung
der ersteren wird auf die vereinigte Erosion von atmosphärischem und strömendem
Wasser zurückgeführt, von den letzteren wird gezeigt, dass nicht so sehr Schutz
durch grössere Steine oder Pflanzenhüte die Bildung der Pfeiler bedingt, als dass
vielmehr erst nach Zerlegung des Schuttkörpers in schmale Streifen jene Detail-
arbeit des Wassers beginnen kann, deren auffallendstes Stadium die Pyramiden sind.
Man kann diese Beobachtung übrigens an vielen Stellen im Gebirge machen.
Ich möchte nur darauf aufmerksam machen, dass im Kalkgebirge, zum Beispiel im
Karwendel, an vielen Orten, wo annähernd saiger gestellte Schichten (Wetterstein-
kalk, Raibler Schichten, Hauptdolomit) vorliegen, die weicheren Zonen vom Wasser
herausgefressen werden, worauf dann die stehengebliebenen Schichtbretter zu
Zäunen von Felspfählen zerschnitzelt werden. Hier bilden Structurverscbiedenheiten
den Anlass zur Zerlegung in schmale Kämme, es können aber auch andere Um-
stände eine solche begünstigen. Ich kenne Stellen zum Beispiel in der Rumer Mur
bei Innsbruck, wo ganz structurloser zermalmter Dolomit ganz ähnliche Thurmreihen
bildet, wie man dies bei Erdpyramiden sieht, und nebenbei noch Thurmzonen aus
Höttinger Breccie und aus Rauchwacken zum Vergleich in der Nähe stehen.
Aber auch fast ebene Sedimentlagen, wie zum Beispiel die Stubaier Kalk-
kögel, gewähren freilich in riesigem Masse ein solches Bild. Wir sehen von der
Scheitellinie des Kammes nach Süden und Norden zahlreiche tiefe und steile Fels-
gassen sich absenken, welche das Gebirge in schmale, quer zum Kamm streichende
Mauern theilen. Diese Mauern bilden nun wieder Scheitel für weit schmälere und
steilere Rinnen, welche sich nach beiden Seiten hin fast senkrecht in die Haupt-
gassen giessen. Beide Systeme zusammen schneiden so aus dem Bergleib jene zahl-
reichen kühnen Felsthürme heraus, die allenthalben unsere Bewunderung erregen.
Das erste System mag wie das zweite vielfach von Sprüngen vorgezeichnet sein,
doch ist der Fortschritt des ersteren ein weit rascherer, da es der Hauptabfluss-
richtung des langgestreckten Kammes entspricht. Ich möchte auf Grund solcher
Beobachtungen, die leicht zu wiederholen sind, keinen wesentlichen Unterschied
zwischen der Verwitterung von Schutt oder Kelsmassen zu Thurmreihen befür-
worten, da er bei sonst gleichen Umständen nur in der Widerstandskraft der be-
arbeiteten Massen zu suchen ist. (Dr. Ampferer.)
Verlag d. k. k. geolog. Reichsanstalt, Wien, III., Rasumofskygasse 23.
Gesellschafts-Buchdruckerei Brüder Hollinek, Wien, III., Erdbergstrasse 3.
no wo €
Verhandlungen dirk k Fan ie Reichsanstalt.
Sitzung vom 10. Februar 1908.
Inhalt: Notiz: V een aber Szabö-Me a > Prof. V. U h me Eingesendete
Mittheilungen: Jaroslay J. Jahn: Ueber die Etage H im mittelböhmischen Devon. — Vor-
träge: Dr. ©. Abel: Die fossilen Sirenen des Wiener Beckens. — Dr. K. Hinteriechner:
Jeber den Granit und die Gneisse aus der Umgebung und westlich von Deutschbrod in Böhmen. —
Literatur-Notizen:V. Uhlig, H. Höfer, Dr. O. Reis, Francois Miron.
NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer MIEBEN ungen verantwortlich.
Notiz.
In der Generalversammlung der ungarischen geologischen Gesell-
schaft vom 6. Februar wurde Herrn Professor V. Uhlig die Szabö-
Medaille verliehen, und zwar speciell in Würdigung seiner Arbeit
„Die Geologie des Tatragebirges“, welche er seinerzeit mit Unter-
stützung der k. k. geologischen Reichsanstalt ausführte.
Die Szabö-Medaille wurde zur Erinnerung an den gewesenen
Präsidenten der ungarischen geologischen Gesellschaft, J. von Szab6,
als Anerkennung für das Gebiet der Länder der ungarischen Krone
betreffende hervorragende geologische Arbeiten gestiftet. Sie gelangt
alle sechs Jahre zur Verleihung und wurde diesfalls zum zweiten Male
zuerkannt. Die erste Szabö-Medaille erhielt der Director der kgl.
ungarischen geologischen Anstalt, Ministerialrath J. Böckh.
Eingesendete Mittheilungen.
Jaroslav J. Jahn. Ueber die Etage MN im mittel-
böhmischen Devon.
Die Etage H bildet das jüngste Glied des Barrande’schen
„Systeme Silurien du centre de la Boh&me*
Barrande hat diese Stufe in drei „bandes“ gegliedert:
1. A, — die unterste „bande* — nach Krejtf’s Benennung
„Schiefer von Srbsko“, besteht aus lichtgrünlichgrauen, graugelblichen,
bräunlichen bis dunkelgrauen Thonschiefern. Die hellen Schiefer sind
gewöhnlich weich, bröcklig, thonig, arm an Glimmer; die dunklen
dagegen zumeist fest, elimmerhaltig. An der Basis dieser Bande sind
in diesem Schiefer einige Kalkbänke eingelagert, im Hangenden (an
der Grenze gegen die folgende Zone hs hin) wechsellagern diese
Schiefer mit Quarziten und Quarzitschiefern. Die Mächtigkeit dieser
K. k. geol. Reichsanstalt. 1903. Nr. 4. Verhandlungen. 1]
74 Verhandlungen. Nr. 4
Bande beträgt nach Krejci 20 bis 60 m. Die untersten Schiefer-
lagen dieser Bande enthalten eine reichhaltige und mannigfaltige Flora
und Fauna.
‚2. Aa — nach Krejers Bezeichnung „Schiefer von -Holin®“ —
besteht aus äbnlichen (hie und da aber auch sandigen, sehr festen)
Thonschiefern wie die vorige „bande“, wechsellagernd mit licht-
srauen und dunkelgrünlichgrauen, wenig mächtigen, oft glimmer-
reichen, feinkörnigen, quarzitischen Lagen. Kreject schätzt die
Mächtigkeit dieser „bande“ an 150—250 m. Sie enthält keine Fossilien’
mehr, aber auf den glimmerreichen Schichtflächen der lichtgrünlich-
grauen quarzitischen Lagen sieht man oft Hieroglyphen, verschiedene
Kriechspuren, auch Rippelmarken und Trocknungsrisse, gerade solche,
wie man sie aus dem Wiener Sandstein und Flysch kennt.
3. hg — die oberste „bande“ — nach Krejti „Schiefer von
Hostin“ ?), ist wiederum aus ähnlich aussehenden, allein stets weichen
und bröckligen Thonschiefern wie die früheren zwei „bandes“ zu-
sammengesetzt; die Schiefer dieser Zone enthalten aber keine Ein-
lagerungen anderer Gesteine und auch keine Fossilien. Die Mächtig-
keit dieser „bande“ wird von Krejci mit 20—40 m angegeben.
Die Schiefer der Etage H sind in ihrer Verbreitung heutzutage
im Centrum der mittelböhmischen „Silurmulde“ blos auf zwei SW—NO
streichende Hauptzüge und nebstdem einige kleine isolirte Vorkommnisse
beschränkt, die uns Denudationsreste einer ehemaligen ausgedehnten
Schieferdecke in Mittelböhmen vorstellen. Diese bis circa 2 km breiten
Züge verengen sich wiederholt in ihrem Verlaufe, es finden auch
Unterbrechungen durch herausragende liegende g,-Kalke oder durch
cenomane und diluviale Bedeckung statt. Der südliche Zug ist 20 km,
der nördliche 13 km lang. Die Gesteine der Etage H sind oft gefaltet,
häufig disloeirt und durch Verwerfungen gestört, zuweileu zeigen sie
aber regelmässige synklinale Lagerung.
Die Barrande’sche Eintheilung dieser Etage in die drei oben
genannten „bandes“ wird heutzutage nicht acceptirt; ‘denn es gibt
erstens in der Wirklichkeit eigentlich keine Grenzen zwischen den
drei „bandes“; dieselben sind durch ganz allmälige Uebergänge sehr
eng verbunden. Zweitens sind die Fossilreste, wie bereits angedeutet
worden ist, blos auf die Basis dieser Etage beschränkt und die an-
geblichen petrographischen Unterschiede zwischen den Gesteinen dieser
drei „bandes“ reichen nicht aus, um blos auf Grund derselben allein
selbständige stratigraphische Horizonte unterscheiden zu können.
Die erwähnten Kalk- und Quarziteinlagerungen in den H-Schiefern
sind oft nur eine locale Erscheinung.
Als die wichtigsten Fundorte in der Etage HF werden in der
Literatur Srbsko, Hostim und Hluboc@Gep angegeben. Die übrigen,
sonst noch eitirten Fundorte (Trebotov, Holin, Choteö, Boubovä, Karlstein)
haben nur spärliche und verhältnismässig unbedeutende Reste geliefert.
Dem Verfasser dieser Zeilen ist es gelungen, vor einigen Jahren
Erlaubnis zur Ausbeutung der erstgenannten zwei Hauptfundorte —
1) Diese Ortschaft heisst ‘Hostim und nicht Hostin, man sollte also das
Leitfossil der Etage H eigentlich nicht Hostinella, sondern Hostimvella nennen.
—
u
1903 Sitzung vom 10. Februar. Jaroslav J. Jahn. 15
Srbsko und Hostim — zu erreichen. Seit 1893 hat er alljährlich seinen
seschulten Sammler Vine. Marek aus Beraun monatelang auf den
beiden Fundorten arbeiten lassen, wodurch ein riesiges Material an-
gesammelt worden ist, welches nun in den Sammlungen der k. k.
geologischen Reichsanstalt, des k. k. naturhistorischen Hofmuseums,
des geologischen und des paläontologischen Instituts der k. k. Uni-
versität — sämmtlich in Wien, ferner in den Sammlungen des
mineralogisch-geologischen Instituts der k. k. böhmischen technischen
Hochschule in Brünn, in jenem der königl. preussischen Landesanstalt
und Bergakademie in Berlin und des geologischen Instituts der Königl.
technischen Hochschule in Aachen sowie zum Theil auch in ‚den
Prager Sammlungen deponirt ist.
Herr Prof. Dr. H. Potonie unternahm es, die auf diese Weise
zusammengebrachten und zugleich auch die aus älterer Zeit her-
rührenden und in verschiedenen Sammlungen zerstreuten Pflanzen-
reste monographisch zu bearbeiten, während Herr Prof. Dr. E. Holz-
apfel in Aachen die Thierreste aus dieser Ausbeute einer genauen
Untersuchung freundlichst unterzogen hat.
Der Verfasser dieser Zeilen spricht hiermit den beiden genannten
Fachgenossen für. die freundliche Uebernahme dieser schwierigen
Arbeit seinen verbindlichsten Dank aus.
Der Fundort Srbsko befindet sich nordöstlich unweit von dem
gleichnamigen Dorfe, unter dem von Srbsko nach Hostim führenden
‘Fahrwege und über der neuen, diese zwei Ortschaften verbindenden
Strasse, in’einem tief eingeschnittenen Wasserrisse. Ueber dem Fund-
‚orte stehen einige Kieferbäume. Der Eigenthümer des betreffenden
‘Grundstückes (Herr Melichar) hat seinerzeit jedes weitere Graben
an. dieser Stelle verboten, weil einerseits der erwähnte Fahrweg
bereits untergraben worden ist und dadurch die Gefahr bestand, dass
er an dieser Stelle abrutschen wird, andererseits wurde das bei der
"Ausbeutung des Fundortes angehäufte massenhafte Gesteinsmaterial
durch spätere Regengüsse auf die unterhalb des Fundortes gelegenen
Felder hinuntergeschwemmt.
Bei Srbsko habe ich in dem fossilführenden Theile der Etage 4
folgende Schichtenfolge beobachtet:
Auf dem schwarzen Kalke der Etage @ liegt hier zuerst
concordant eine 3/, m mächtige Schieferzone, die neben spärlichen
kleinenGoniatiten,Orthoceren,BivalvenundBrachiopoden
fast sämmtliche Pflanzenreste, die aus der Etage H bekannt sind, enthält.
Es folgt eine !/, m mächtige Einlagerung von sehr festem Kalke !)
ohne Fossilien. Diese Kalkbank wird von einer zweiten Schieferzone
überlagert, die im Ganzen denselben paläontologischen Charakter
wie die erste Schieferzone aufweist; unter den Pflanzenresten dieser
zweiten Schieferzone herrschen lange, oben verzweigte.-Hostinellen
und Barrandeina Dusliana vor, Darauf liegt eine zweite,. blos 10 dm
mächtige Kalkeinlagerung, welche von Schiefer mit colossalen Exem-
. .') Diese Kalkeinlagerungen an.der Basis der Etage H bestehen nur stellen-
weise aus compacten Kalkbänken, stellenweise sind sie durch Kalkknollen vertreten
‚und: in: diesem Falle geht der Schiefer in den Kalk allmälig über.
les
76 Verhandlungen. Nr. 4
plaren von Pseudosporochnus Krejei (bis 2 m lang und 25 cm breit) und
zahlreichen Arethusina inexpeetata Barr. überlagert ist. Auf eine dritte,
15 cm mächtige Kalkeinlagerung folgt eine 1?/, m mächtige Schiefer-
zone, die zahlreiche Thierreste, namentlich viele, mitunter riesige
Goniatiten, zahlreiche Orthoceren, Bivalven und Brachio-
poden, ferner die weiter unten angeführten Fischreste und
Dendroiden!?), aber nur spärliche Pflanzenreste (Pseudosporochnus,
Hostinella und das für diese Zone charakteristische Psilophyton =Stur’s
Lessonia) enthält. Die in dieser Schieferzone vorkommenden Thierreste
sind in dem weiter unten citirten Briefe des Herrn Prof. E. Holzapfel
namhaft gemacht. Die vierte Kalkeinlagerung ist 20 cm mächtig; darauf
folgt kein Kalk mehr. Die unmittelbar auf dieser vierten Kalkeinlagerung
ruhende Schieferlage — heller grüner, sehr weicher Schiefer — enthält
von Thierresten hauptsächlich zahlreiche Exemplare von Phacops cf.
breviceps, ausserdem nur noch wenige Goniatiten, unbestimmbare
dünne Orthoceren und wenige Bivalven und Brachiopoden.
Der ganze darauf folgende, nach Krejci gegen 300 m mächtige
Schichtencomplex von Schiefer mit Quarziteinlagerungen enthält ausser
Bruchstücken von Hostinella keine Fossilien mehr, so dass die ganze
Fauna und Flora der Etage 4 blos auf die kaum 4 m mächtige Basis
dieser Stufe beschränkt ist.
Der Fundort Hostim befindet sich südöstlich von der gleich-
namigen Ortschaft am Waldrande über der neuen Strasse, die von
Hostim nach Srbsko führt (das betreffende Grundstück gehört der
Domäne Karlstein). Der hiesige Schiefer ist im Allgemeinen viel fester
als jener von Srbsko, meist dunkelgrau gefärbt, nicht so gut spaltbar.
Die Schichtenfolge bei Hostim ist umgekehrt wie jene bei Srbsko:
zu oberst liegt die an Pflanzenresten reiche Lage, darunter die Zone
der Goniatiten und zu unterst Schiefer mit Fragmenten von Hostinella
und Phacops cf. breviceps.
Ueber die Flora der Etage // schreibt mir mein Freund Prof.
Dr. H. Potonie folgendes:
„Die Flora der Schichten #7 bei Srbsko, Hostim, Karlstein etc.
besteht aus den folgenden Elementen:
1. Spiropteris hostimensis (= Fucoides hostinensis Darr. zum Theil,
Hostinella hostinensis Barr. bei Stur zum Theil etc.): Farn-Wedel-
stücke mit noch eingerollten Fiedern.
2. Rhodea (?) hostimensis (— Hostinella hostinensis Barr. bei Stur
zum Theil ete.): Sehr Ahodea-(Farn)-ähnliche Reste; sie erinnern an
Ihodea Condrusorum aus dem Lenneschiefer etc.
5. Hostimella hostimensis barr. (= Haliserites zonarioides Krejei
zum Theil etec.).
«) typica: dichotom -fiederig- verzweigte Achsen mit knospen-
ähnlicher Bildung am Grunde der Zweigglieder;
£) hodeaeformis wie vorher, aber ohne „Knospen“ oder diese
kaum angedeutet oder selten vorhanden. Stärker verzweigt.
4. Asterocalamites scrobiceulatus ( Calamites transitionis).
!) Merkwürdigerweise fand ich in dieser Schieferzone keine Trilobitenreste.
1903 Sitzung vom 10. Februar. Jaroslav J. Jahn. 7
5. Pseudosporochnus Krejeii (— Chondrites verticillatus Kreje,
Hostinella hostinensis Barr. bei Stur zum Theil, Sporochnus Krejei
Stur): Pflanzen mit grossen bis rund 2dm breiten Stämmen, die
unten auffällig verbreitert und oben fächerig-dichotom verzweigt sind
und endlich in ganz feine, fiederig gestellte Endigungen ausgehen, die
an ihrem Gipfel meist schwach-keulenförmig anschwellen (Sporangien ?).
Stammoberfläche knorrioid vom Typus des Knorria acieularis.
6. Protolepidodendron Karlsteini (= Protolepidodendron Scharya-
num Krejci zum Theil, Chauvinia Scharyana Stur zum Theil): Schmale
Sprosse mit dichtgedrängten oval - lanzettlichen, schuppenförmigen
Blättern. Sprossoberfläche lepidodendroid gepolstert.
7. Protolepidodendron Scharyanım Krejei zum Theil = Chauvinia
Scharyana Stur zum Theil, Dieranophyllum australicum Dawson,
Bothrodendron brevifolium Nathorst). Wie vorher, aber die Blätter schmal
und an der Spitze einmal-gegabelt.
8. Ulodendron (2) hostimense: Dicke dichotom-verzweigte Achsen
mit ulodendroiden Malen.
9. Lyecopodites hostimensis. Lycopodium-ähnliche Reste mit
Sporangien.
10. Barrandeina Dusliana Sfur zum Theil (— Protolepidodendron
Duslianum Krejci zum Theil): Dichotom-verzweigte Stammreste, oft
im Aspidiaria- und Bergeria-Erhaltungszustande, mit Blättern vom
Ginkgo-Typus.
11. Psilophyton spinosum (— Haliserites spinosus Krejei zum Theil,
Protolepidodendron Duslianum Krejci zum Theil, Lessonia bohemica
Stur zum Theil, Fucus Novaki Stur zum Theil, Barrandeina Dusliana
Stur zum Theil): Dicke Sprosse mit schuppenförmigen, in Spiral-
stellung stehenden Blättern besetzt; durch die Sprosse zieht sich oft
eine gut erhaltene Achse (Bündel oder Mark?).
12. Psilophyton bohemicum (Synonyme wie unter 11): Wie vorher,
aber Blätter (respective Anhänge) in Wirteln.
13. Coniferites Fritschi. Coniferen-ähnliche Zweige, im Habitus
ähnlich dem von Saporta als Pachyphyllum crassifolium be-
zeichneten Rest.
Wie der Paläobotaniker schon aus dem Obigen sieht, handelt
es sich in der Flora in keinem Falle um eine solche von Algen,
wie das Stur wollte, sondern um allochthone Reste von Landpflanzen.
Sicher sind unter diesen Farnreste (Nr. 1) wahrscheinlich solche von
Lepidophyten, und zwar vielleicht von Bothrodendraceen (Nr. 6, 7, 8),
ferner, wie es scheint, von Ginkgoaceen (Nr. 10) und Coniferen (Nr. 11
und 12). Die Untersuchung der kohligen Bedeckung einiger Reste
ergab das Vorhandensein von Holzelementen, insbesondere von schön
erhaltenen Hydrostereiden (Tracheiden) mit getöften Tüpfeln (Nr. 5),
wie sie bei den Psilotaceen vorkommen, ferner von Netz- und Treppen-
Hydroiden.
(Ausführliches mit zahlreichen Abbildungen in der zum Druck in
Vorbereitung befindlichen Arbeit von H. Potoni& und Ch. Bernard,
die als Fortsetzung des Barrande-Werkes erscheinen wird.)“
Aus diesen Aeusserungen Potonie’s ersehen wir, dass in den
marinen Sedimenten an der Basis der. Etage H zahlreiche Reste
78 Verhandlungen. Nr. 4
von eingeschwemmten Landpflanzen vorkommen. Für eine solche
Provenienz dieser Pflanzenreste spricht übrigens schon der zumeist
mangelhafte Erhaltungszustand dieser Fossilien, der jedem auffallen
muss, der sich längere Zeit hindurch mit den Aufsammlungen' in
diesen Ablagerungen befasst hat.
Es unterliegt heute keinem Zweifel, dass die Schiefer von Srbsko
und Hostim zum Mitteldevon gehören, Bereits im Jahre 1894 haben
E. Kayser und E. Holzapfel auf die Aehnlichkeit der sandigen
Schiefer. der Etage 4 und der ihnen .eingeschalteten Quarzitplatten
mit einigen Gesteinen im Mitteldevon Ostthüringens und des hessischen
Hinterlandes aufmerksam gemacht..t) Das Vorkommen von Stringoce-
phalus Burtini in den Schiefern von Srbsko und Hostim weist direct
auf die Zugehörigkeit der Etage MH zur Stringocephalenstufe hin.
Herr Prof. Dr. E. Holzapfel äussert sich über die Fauna und
zugleich auch über die Altersfrage der H-Schiefer in seinen an mich
übersandten Briefen wie folgt: „Dass es sich um das Stringocephalen-
Niveau handelt, ist zweifellos. Die Fauna zeigt so ziemlich dieselbe
Combination der Formen wie in: unseren Stringocephalen-Schichten.
Das häufigste Fossil ist der Formenkreis, den ich als. Agoniatites
inconstans Phil. (= A. evexus Fr.) zusammengefasst habe, mit seinen
zahlreichen Varietäten, von denen einige sich gut erkennen lassen.
Es. scheinen aber in 7 noch mehr Varietäten vorzukommen als bei
uns. Besonders interessant ist die var. nodiger Hall, aus New-York
‚aus den Marcelluskalken von Hall beschrieben, aber auch bei uns
vorkommend. Zu Maeneceras terebratum gehören vielleicht zwei zweifel-
hafte Stücke von schlechter Erhaltung, die keine Loben zeigen. Ein
ganz involuter, glatter Goniatit ist meines Erachtens zweifellos Tornoceras
simplex v. Buch, auch wenn die Stücke keine Loben erkennen lassen.
Eine weitere, in vielen Exemplaren vorliegende Art ist wahrscheinlich
Anarcestes. Karpinskyi. Mit diesen drei, beziehungsweise vier Arten
sind die Goniatiten schon erschöpft trotz der massenhaften Individuen,
die mir vorliegen. Sie zeigen fast nie Loben, indessen ist die Form
und Seulptur vieler Stücke eine so charakteristische, dass ich trotzdem
ziemlich sicher in ihrer Bestimmung bin. Unter den Zweischalern: ist
Posidonia hians Waldsch., ein wichtiges Leitfossil, durch. zahlreiche,
sehr gut erkennbare Exemplare vertreten. Dann sind mehrere Arten
der Gattung Uhaenocardiola vorhanden, namentlich einige, die Formen
aus den unteren Stringocephalen-Schichten von Wildungen nahe
stehen oder mit solchen identisch sind (Ch. striatula Beush., Ch. carınata
Beush.). Ferner eine Duchiola von durchaus mitteldevonischem Habitus ;
sie stimmt in ihrer Sculptur mit Buchiola aquarum Beush. überein. Ferner
Allerisma sp., Cardiola af. elegantula Beush., eine Hercynella, sehr ähnlich
einer Form aus g,, und ein Fischrest (Pterichtys?). Ein stumpf kegel-
förmiges Orthoceras ist nach. meimer Ansicht ©. arcuatellum Sandb.,
die anderen Arten von Orthoceras waren für mich nicht bestimmbar.
Der kleine Trilobit ist jedenfalls die Arethusina inewpectata Barr. Die
zahlreichen. vorliegenden Phacops-Reste von unzureichender Erhaltung
gehören zu einer Art aus der Verwandtschaft des Ph. breviceps, vielleicht
1)» Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 11894, Bd. 44, pag. 509, 512) 514.
1903 | Sitzung vom 10. Februar. Jahn, Abel und Hinterlechner. 19
dieser Art selbst an. Von Stringocephalus ist ein wenig deutlicher Rest
vorhanden, dessen Bestimmung unsicher wäre, wenn mir nicht das
typische und gute Exemplar von Srbsko.in der’ Dusl’schen Sammlung
bekannt wäre.!) Die zahlreichen kleinen’ Brachiopoden gehören zu
Meristacf. plebeja. Die grossen Brachiopoden scheinen mir eher eine
der grossen Meganteris oder Centronella-Arten zu sein (die auch bei
uns in Givetien verbreitet sind) als Srringocephalus“. Ausser diesen
von Prof. E. Holzapfel bestimmten Thierresten' führe ich noch
die mir vorliegenden Callograptus exilis Pod, eine Dietyonema n. sp.
und zahlreiche Discina an. „Dass es sich bei H um eine Fauna des
oberen Mitteldevon (Stringocephalen-Niveau) handelt, bedarf nach
diesen Bestimmungen keiner weiteren Auseinandersetzungen. Die
Häufigkeit von Posidonia hians Waldsch. und das Vorkommen der
Anarcesten (Karpinskyi, bezw. latiseptatus) scheint die Zureehnung zum
unteren Theile dieser Stufe zu erheischen, eine Gleichstellung mit
dem Odershäuser Kalke des Kellerwaldgebietes, für den Posidonia hians
sowie die Chaenovardiola-Arten besonders bezeichnend sind, in dem
aber die Agoniatiten mehr zurücktreten, aber doch vorhanden sind.
Im oberen Givet-Kalk kommt bis jetzt bei uns kein Anarcestes mehr
vor und Posidonia hians ist eine grosse Seltenheit.“
Nach diesen Aeusserungen E. Holzapfel’s unterliegt es keinem
Zweifel mehr, dass der untere, fossilführende Theil der
Etage H zu der unteren Stringocephalenstufe gehört. Die
darauf folgenden fossilleeren. Schiefer dieser Etage — wie gesagt —
nach Krejci bis gegen 300 m mächtig, also die sogenannten Barrande-
schen „bandes“ h, und h;, würden dann das mittelböhmische Analogon
der oberen Stringocephalen-Schichten vorstellen.?) Das Oberdevon ist
demnach in Mittelböhmen nicht vertreten.
Vorträge.
Dr. O0. Abel. Die fossilen Sirenen des Wiener Beckens.
‚Der Vortragende bespricht an der Hand mehrerer werthvoller
Reste von Metaxytherium Krahuletzi Dep. aus dem Schindergraben
bei Eggenburg die Stellung der Gattung Methaxytherium zu den übrigen
Sirenen und legt die ihm von Herrn Professor E. Fraas in Stuttgart
zur Bearbeitung übersandten Reste von Kotherium aegyptiacum Owen
und anderer verwandter Sirenen der Eocänformation vor. Eine aus-
führliche Darstellung über die fossilen Sirenen des Wiener Beckens
erscheint im Jahrbuche der k. k. geol. Reichsanstalt.
Dr. K. Hinterlechner. Ueber den Granit und die
Gneisse aus der Umgebung und westlich von Deutsch-
brod in Böhmen.
Der Vortragende legte die SW- und .NW-Section und einen Theil
der. beiden östlichen Sectionen vor. An der Hand von Belegstücken
besprach er dabei zuerst die Figenschaften und das Auftreten des
!) Vel. Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 1894, Bd. 44, pag. 509.
?) Siehe auch Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 1894, Bd. 44, pag. 514.
80 Verhandlungen. Nr. 4
Lipnitzer Zweiglimmergranits, der an der Grenze in einen
Biotitgranit übergeht. Hierauf wurde ein vorläufig als Cordierit-
gsneiss bezeichnetes Gestein, das in östlicher Richtung diesen über-
lagert, in Discussion gezogen. Der Cordieritgneiss besteht wesentlich
aus Biotit, Quarz und Feldspath (Orthoklas und Plagioklas: Labrador,
Bytownit), ferner aus verschiedenen Mengen von Oordierit, sehr wenig
Muscovit und Magnetit, aus wechselnden Mengen von Sillimanit, etwas
Granat und local auch Turmalin. Von einer Verzahnung der Elemente,
wie dies in wirklichen Gneissen der Fall ist, und von der sonst in
Gneissen so häufigen undulösen Auslöschung des Quarzes ist hier bis
jetzt entweder gar nichts oder nur wenig gesehen worden. Die Com-
ponenten grenzen zumeist mit geraden Grenzlinien aneinander.
Speciell der Quarz und der Biotit (wenn er als Einschluss auftritt)
zeigen mehr oder weniger häufig fast regelmässige sechsseitige Quer-
schnitte. Am Quarz konnten an Schnitten, die _Lzu ce getroffen waren,
nicht selten Winkel von 60° (Prismenwinkel) gemessen werden. Die
Struetur erinnert deshalb zumindest sehr lebhaft an die bekannte
bienenwabige Structur der sächsischen Contactgesteine. Bezüglich
des genannten Gesteines wurde ferner bemerkt, dass man Gelegenheit
hat, an verschiedenen Stellen darin Amphibolite und Kalksiliecat-
felsen (nördlich von Ohotebor auch eine kleine Kalklinse) zu con-
statiren. Weiters wurde auch auf das Auftreten von folgenden Mineralen
in der Umgebung von Humpoletz hingewiesen: Wollastonit,
Andalusit, Cordierit, Granat, Rutil und Zinkblende.
Zum Schlusse wandte der Vortragende die Aufmerksamkeit auf sehr
interessante Funde aus der Umgebung von Deutschbrod hin.
Nördlich von der genannten Stadt gelang es ihm, in einem neu ange-
legten Steinbruche ein gneissartiges Gestein nachzuweisen, in
dem linsenförmige, an Geschiebe lebhaft erinnernde Gebilde ein-
gelagert waren. Das einschliessende Gestein selbst bestand aus
Biotit, Quarz, Orthoklas, Plagioklas, aus verschiedenen Mengen von
CGordierit, etwas weniger Muscovit, Granat, Turmalin und aus sehr
wenig Maenetit. Die Structur war auch hier bienenwabenartig bei
theils schiefrigem, theils unregelmässig körnigem Habitus des Gesteins.
Schiefrige Partien sind fast gar nicht zersetzt, in den körnigen ist
der Feldspath caolinisirt. Die linsen-, auch kaffeebohnenförmigen
Gebilde bestanden dagegen aus Quarz und Sillimanit und waren
vom einschliessenden Gestein scharf abgegrenzt. Aeusserlich waren diese
mit Biotit überzogen. Ein halbfaustgrosses Stück war sehr deutlich
kantenrund. Die Structur war schiefrig. Während jedoch diese Linsen
nördlich von Deutschbrod, an der Strasse nach Unterkraupen, etwas
östlich von Cote 483, in der Schieferungsebene des einschliessenden
Gesteins eingelagert waren, findet man ganz gleiche Bildungen
südlich von Deutschbrod im „Cordieritgneisse“ derart vor, dass ihre
Schieferungsebene mit jenerdes „Gneisses“ einen stets
gleichen Winkel (ca. 500) einschliesst. Da es bei dieser Sach-
lage nach der Theorie vom Dynamometamorphismus nicht gut möglich
ist, anzunehmen, dass genannte linsenförmige Gebilde gleichzeitig
und an derselben Stelle wie das einschliessende Ge-
stein schiefrig geworden wären, liest der Gedanke nahe, dass
1903 Sitzung vom 10. Februar. Hinterlechner, Uhlig. 81
man derlei Gebilde als Fremdkörper deuten könnte. Berücksichtigt
man die Form, so könnte man diese Fremdkörper als Geschiebe auf-
fassen. (In dieser Richtung sind weitere Untersuchungen derzeit im
Zuge.) Im Falle, dass dies zuträfe, meinte der Vortragende, könnte
man es vielleicht in diesem Gebiete mit durch den Granit contact-
metamorphosirten alten Sedimenten zu thun haben.
Dieser Gedanke wurde hierauf noch gestützt durch den Fund
von Phylliten an der Sazawa. Angeführt wurde speciell ein Vor-
kommen von der Lehne, auf der in Pribislau das Schloss steht.
Da die definitiven Ergebnisse der diesbezüglichen Untersuchungen
in einem der nächsten Hefte unseres Jahrbuches zur Publication
gelangen sollen und da vor der endgiltigen Stellungnahme vom Vor-
tragenden vermeintlich analoge Bildungen in Sachsen studirt werden
sollen, sei hiermit nach der Intention desselben nur provisorisch auf
den Gegenstand hingewiesen.
Literatur-Notizen.
V. Uhlig. Beiträge zur Geologie des Fatrakrivän-
Gebirges Mit einer geologischen Karte, neun Textfiguren und drei
Profiltafeln. Denkschriften der mat.-naturw. Classe der kais. Akademie
der Wissenschaften. Wien 1902. LXXI. Bd.
Die eigenthümlichen Erscheinungen, welche die Tatrakette besonders in
tektonischer Beziehung aufweist, veranlasste den Verfasser, die Untersuchungen auf
das westliche Nachbargebirge, die Fatrakrivänkette, auszudehnen. In stratigraphischer
Beziehung ist unter den Ergebnissen sehr bemerkenswerth, dass die permisch-
mesozoischen Ablagerungen hier durchaus nur in der subtatrischen Art entwickelt
sind und ausserdem noch in mancher Hinsicht von den dortigen gleichalterigen
Gebilden sich unterscheiden.
Durch die Einschaltung eines weissen porösen Sandsteines, der mit dem
Lunzer Sandstein verglichen wird, zerlegt sich die mächtige triadische Dolomitmasse
in Muschelkalk- und obertriadischen Dolomit, eine Entwicklungsart, die an den
Ramsaudolomit der östlichen Nordalpen erinnert. Die Kössener Schichten führen
Stielglieder von Pentacrinus, die Grestener Schichten enthalten einen grauen sandigen
Crinoidenkalk mit Belemniten, der Lias wird durch schöngeschichtete Fleckenkalke
mit Hornsteinen und Belemniten vertreten. Im Oberjura finden sich rothe und
grünliche Hornsteinkalke, Hornsteinschiefer und Knollenkalke mit imbricaten
Aptychen. In den neocomen Fleckenmergeln ist eine obere sandige Abtheilung
ausgebildet, die Desmoec. liptaviense Zeusch. birgt und den Wernsdorfer Schichten
gleichgeachtet wird. Der Chocsdolomit nimmt an einigen Stellen kalkige Beschaften-
heit an. Die Klippenzone setzt sich aus Lias-, Jura- und Neocomgliedern zusammen,
meist in Fleckenmergel- und Hornsteinfacies, die Klippenhülle besteht aus ober-
cretacischen und alttertiären Gesteinen. Auch der tektonische Theil der Abhandlung
bringt eine weitgehende Bestätigung des in der Tatra blossgelegten Bauplanes.
Wir haben einen starken Granitkern vor uns, der im Süden von einem
scharfen Bruche begrenzt wird, während im Norden zwei nach Süden schuppenartig
überschobene unregelmässige Faltenzüge angeschlossen sind. Hier schneidet die
Strecsnölinie als eine nördliche Randaufschiebungsgrenze durch. Im Osten sinkt
das ganze Gebirge an einem über 14 km langen Qnerbruche in die Tiefe,_ wobei
nur im nördlichen Theil reines Absinken, im südlichen dagegen an der Siplinie
auch Aufschiebung gegen Süden und Westen (gegen den Granitstock) eingetreten
ist. Der im Süden des Granitmassivs gelegene Kessel flacher Schichtlagerung war
schon in voreocäner Zeit ein Tiefengebiet, indem selbst noch die alttertiären
Schichten ihre ebene Lage bewahrten. Dieses Gebiet wurde von keinen Faltungen,
sondern nur von untergeordneten Brüchen betroffen. Die Faltungszone der Klippen
fügt sich in dem Nordfallen ihrer grösseren Gesteinskörper und in der Befolgung
der mächtigen Arväer Sigmoide eng an die Tektonik des Fatrakrivän-Gebirges an.
K. k. geol. Reichsanstalt. 1903. Nr. 4. Verhandlungen. 12
82 Verhandlungen. Nr. 4
Da nun die Faltbewegungen der Klippen schon vor der Oberkreide begannen
und in voreocäner Zeit sich abschlossen, kann man ein ähnliches Verhalten auch
für das Hauptgebirge selbst vermuthen. An der Sigmoide selbst dürfte die Klippen-
reihe über das gesunkene Gebiet des Fatrakrivän-Gebirges vorgedrungen sein. Die
nacheocäne Faltung hat im Bereiche der Klippen noch ihre Einwirkung geäussert,
im Hauptgebirge aber nur mehr den Gegensatz zwischen gehobenen und gesenkten
Theilen verschärft. Ihre Herrschaft übte sie vor allem im Gebiete des Karpathen-
sandsteins, weder sie noch ihre Vorgängerin vermochte die Schichtinsel im Süden
wesentlich zu beeinflussen. Zur Erklärung dieser Verhältnisse dient die Annahme,
dass gleichzeitig mit dem tangentialen Druck eine verticalhebende Kraft im Ur-
gebirge eingegriffen habe. Die Karte und die Profile bringen diese Lagebeziehungen
schön und klar zum Ausdruck. (Dr. OÖ. Ampferer.)
H. Höfer. Erdöl-Studien. Sitzungsber. d. kais. Akad. d.
Wissensch., math.-naturw. Classe. Bd. CXI, Abtheil. I, S. 615—645.
Wien 1902.
Das erste Capitel: Wasser, das Erdöi begleitend, bringt eine Fort-
setzung der früheren Studien Höfer’s, in welchen darauf hingewiesen wurde, dass
die Erdöl begleitenden Wasser meist vollständig frei von Sulfaten gefunden wurden,
da Erdöl und dessen Gase auf das Wasser reducirend wirken und der Schwefel
bei Hinzutritt der Luft aus dem sich bildenden Schwefelwasserstoff ausscheidet.
Diese Erscheinung bringt es mit sich, dass die Chlorbaryumprobe bei Schürfungen
auf Petroleum einen wichtigen Behelf abgibt. Es werden sodann 21 Analysen aus
den verschiedensten Erdöldistricten Oesterreichs, Deutschlands, Rumäniens, aus
dem Kaspigebiet, aus Amerika etc. in einer Tabelle zusammengestellt und besprochen.
Im zweiten Capitel wird der Einfluss der Bitumen auf die Sulfate
im Wasser auseinandergesetzt and gezeigt, dass dabei eine Umwandlung der
Sulfate in Sulfide oder Carbonate (beziehungsweise Bicarbonate) und begleitenden
Schwefelwasserstoff vor sich geht.
Einige Bemerkungen zur Entstehung des Erdöls finden wir im dritten
Capitel, wobei die geläufigsten Hypothesen besprochen werden und jene als die
zutreffendste hingestellt wird, welche die Bildung der Erdöllagerstätten auf die
plötzliche Massenvertilgung von Meeresthieren zurückzuführen sucht. Dass solche
Massenmorde nicht einmal besonders selten vorkommen, zeigen viele Beobachtungen,
und sind in dieser Richtung die Aufzeichnungen von Prof. A. Agassiz, welche
mitgetheilt werden, von besonderem Interesse.
Sehr wichtige und grösstentheils neue Beiträge zur Bildung der Erz-
lagerstätten finden sich im Schlusscapitel, in dem ausführlich dargelegt wird,
welch grosse Rolle dem Bitumen als einem Reductionsmittel, respective Präcipitators
der Metallsulfide zufällt. Während es nun allgemein bekannt ist, dass durch die
Einwirkung von Kohlenwasserstoffen die gelösten Sulfate der schweren Metalle zu
unlöslichen Sulfiden redueirt werden, so gelang es Höfer nachzuweisen, dass
mitunter auch diese auf gleichem Wege in Metalle verwandelt werden können,
wobei Kohle ausgeschieden wird. Die Vorkommnisse in den Kongsberger Silbergängen
brachten Höferzur Vermuthung dieses Vorganges und die angestellten Experimente
haben denselben nicht nur vollauf bestätigt, sondern auch die vielfache Auffindung
von „Organolithen“ erklärt. — Als weitere Belege für diese Ansichten werden
zahlreiche Bitumenvorkommen in Erzdistrieten und ebenso Bitumeneinschlüsse
in Mineralien zusammengestellt und umgekehrt auch angeführt, dass nicht selten
Schwefelkies, Bleiglanz und Zinkblende in Mineralkohlen anzutreffen sind.
(Dr. L. Waagen.)
Dr. O. Reis. Der mittlere und untere Muschelkalk
im Bereiche der Steinsalzbohrungen zwischen Burg-
bernheim und Schweinfurt. Mit 6 Tafeln. Geognostische Jahres-
hefte. 14. Jahrgang 1901. München.
Von den zahlreichen Tiefbohrungen, die zur Feststellung der Ausdehnung
und Entwicklung der Steinsalzlager des mittleren Muschelkalkes unternommen
wurden, gelangen die von Bergrheinfeld, Kleinlangheim, Buchbernheim und Schweb-
heim zu ausführlicher Besprechung. Dieselben beginnen im Grenzbereiche von Letten-
1903 Sitzung vom 10. Februar. Dr, O. Reis. 83
kohle und Keuper und reicht nur die Bohrurg von Bergrheinfeld bis in’s Röth
hinunter. Nach der speciellen Beschreibung der vorliegenden Gesteinskerne werden
die wichtigeren Erscheinungen, die dieselben auszeichnen, noch in mehreren einzelnen
Abschnitten getrennt vorgeführt.
Hierher gehören die häufigen und deutlich entwickelten Zerspaltungs-
vorgänge der Gesteine, welche weit mehr zur Horizontal- als zur Verticalklüftung
neigen. Da diese lebhafte Horizontalspaltung sich auch noch unter dem Salzlager
vorfindet, so wird es unmöglich, dieselbe durch ein Nachsinken der Decke, hervor-
gerufen durch Salzauslaugung, zu erklären. Der Verfasser denkt sich die zahl-
reichen klaffenden und horizontalen Aufspaltungen durch Schub und Hebung in
Folge von seitlichem Drucke veranlasst. Eine an sich unbedeutende Aufneigung
eines Schichtverbandes soll schon genügen, in den verschiedenartigen Schichtzonen
verschiedene Einzelbewegungen auszulösen, die zu reichlichen Zerreissungen und
Gleitungen führen, welche vor Allem den Schiehtfugen zu folgen streben. Diese
Beobachtungen bilden für die sehr interessanten Erörterungen über die Bildung
von Drucksuturen und Stylolithen in Dolomiten, Kalken und Kalkmergeln gewisser-
massen den Leitfaden. Ein reiches und eigenartiges Material aus den Bohrlöchern
sowie den Trochitenkalken der Saar- und Bliesgegend, das in mehrfachen vor-
züglichen Abbildungen wiedergegeben wird, wirft zum Theil auf ganz neue Er-
scheinungen derselben ein Licht. Der Verfasser weist auf Grund seiner Unter-
suchungen nun die Hypothese von einer Entstehung dieser Gebilde durch Druck
zurück und wendet sich jener zu, die vor allem Auflösungsvorgänge für bedingend
ansieht. Einzelne der vorgeführten Ausbildungsarten, wie die mehrfach ineinander-
eeschachtelten Stylolithen sind allerdings vom Standpunkt der Druckhypothese sehr
schwer verständlich. Wenn wir dem Gedankengang des Forschers nun folgen, so
stellt sich seine Anschauung kurz etwa folgendermassen dar.
In einer Schichtfolge befinden sich neben weicheren Zonen auch einzelne
widerstandsfäbigere. Durch seitlichen Druck wird die ganze Lage vorzüglich von
horizontalen Sprüngen durchschwärmt, die zwar im Grossen und Ganzen den
Schichtfugen folgen, dabei aber doch häufig längs einer festen Zone von einer
Seite derselben auf die andere überspringen.
Die auslaugenden Wasser folgen nun der Vorzeichnung dieses Sprunges und
schaffen an den beiden Seiten der widerstandsfähigen Lage abwechselud Hohlräume
mit Hinterlassung eines Häutchen von schwer löslichen Rückständen. Da sich diese
Höhlungen beiderseits der festen Zone so ausbreiten, dass sie sich genau ab-
lösen, so werden sie natürlich mit der Zeit einfach durch den Gesteinsdruck ge-
schlossen, indem die feste Mittelzone nach beiden Seiten abwechselnd in die Lücken
tritt. Dieser Vorgang kann sich sehr lang weiterbilden und bei entsprechenden
Bedingungen zu ganz beträchtlichen Dimensionen der Stylolithen führen. Ist die
feste Gesteinsbank nur sehr wenig mächtig, so wird leichter eine Reihe von un-
regelmässigen conischen Zacken sich bilden; ist sie stärker und sind die Seiten-
wände der einzelnen Zapfen vertical, so können Stylolithen mit bedeutendem
Verticalmass sich entwickeln. Demnach besteht zwischen Drucksuturen und Stylo-
lithen kein wesentlicher Unterschied in der Entstehung.
Ein weiterer Abschnitt ist der Stratigraphie des mittleren und unteren
Muschelkalkes gewidmet. Nach Endriss ist die ziemlich einfache primäre Gliederung
von oben nach unten durch je eine dolomitische Hauptregion, anhydritische Haupt-
region, durch Zwischenbildungen, Steinsalzlager und Grundanhydrit gegeben. Der
Verfasser wendet sich nun gegen einzelne dieser Aufstellungen, welche er jedoch
auch im Grossen und Ganzen bestätigt findet. Die sogenannten Zwischenschichten
werden aufgelöst, indem ein Theil zum Hauptanhydrit geschlagen wird, der Rest
aber den hangenden Anhydrit des Salzlagers zusammensetzt. Aus der genauen
Untersuchung der gleichalterigen Zonen der verschiedenen Bohrlöcher kann eine
weitreichende seitliche Salzvertretung durch Thon, Anhydrit, anhydritischen und
dolomitischen Thon gefolgert werden.
Eine ausführliche Erörterung veranlasst die Untersuchung der Bildungsart
der Schichten der Anhydritgruppe, des Wellenkalkes und Röths. Die auffallende
Verticalverlängerung der Krystalle des körnigen Salzes wird durch einen Ver-
dunstungsversuch A. Schwager’s verständlich gemacht, der eine fast concentrirte
Salzlösung 1'/, Jahre lang der Verdunstung in Zimmertemperatur aussetzte und
so ganz ähnliche Erscheinungen erhielt. Eine nachträgliche Neukrystallisation des
Salzlagers ist an keiner Stelle nachzuweisen.
12*
84 . Verhandlungen. Nr.4
Allenthalben kann als Abschlussursache des Salzlagers und anderer salinischer
Absätze in grösster Regelmässigkeit die Abnahme der Lösungsstärke und als weiterer
Anlass dazu Wassereinschwemmung gezeigt werden, welche bei bedeutender Ufer-
entfernung nach Verdünnung der Lösungen erst Thone und dann allmälig Sande
herbeitragen konnte. Für die Bildung ‚der Anhydritlinsen wird die Hypothese von
Frantzen als unzulänglich hingestellt,. nach der diese Linsen ähnlich wie Graupeln
freischwebend im Meerwasser entstanden und dann zu Boden gesunken sein sollen.
Reiß glaubt annehmen zu müssen, dass am Grunde des Wassers eine Bodenunter-
strömung vorhanden sei, welche die Trübungen niederdrücke. Einzelne ausge-
schiedene Anhydritkrystalle ragen nun über diese niedrige Trüb- und Sedimentzone
hinauf in die klare Lösung und vergrössern sich vor Allem nach oben, da ja an
den Seiten die Sedimentation emporrückt. Natürlich kann so durch Ueberwiegen
des Schlammes die Bildung der Linsen unterdrückt werden.
Wie der Anhydrit der Abschluss des Salzes, so ist der Dolomit derjenige
des Anhydrits. Auch seine Entstehung wird mit einem Lösungsrückgang verbunden.
Die auf den Schichtplatten des Wellenkalkes sehr häufigen Kalkknollen und
Wülste werden ähnlich wie die Anhydritlinsen erklärt. Hier fand in Folge einer
schwachen bodenläufigen Wasserbewegung mit netzförmig sich ausbreitenden Thon-
massen nur eine inselartige Kalkausscheidung aus einer Lösung statt, die immer
wieder von Thon überflügelt wurde,
Zum Schlusse bemerkt noch der Verfasser, dass diese Erscheinungen der
Salzablagerungen sich nur durch die Barrentheorie von C. Ochsenius befriedigend
erklären lassen. — Sämmtliche Abbildungen sind gut und in einem Anhange noch
genau erläutert. (Dr. Ampferer.)
Francois Miron. Etude des phenom£enes voleaniques.
— Tremblements de Terre; Eruptions volcanigques;zie
Cataclysme de la Martinique 1902. Paris 1903, 320.8,
In vorliegendem Buche werden im ersten Theile zunächst die Eräbeben
behandelt. Es werden dabei die Apparate zur Registrirung von Erderschütterungen
besprochen, die verschiedenen Methoden zur Berechnung des Epicentrums angeführt
und Tabellen für die Geschwindigkeit der Erdbebenwellen gegeben. Im zweiten
Capitel finden-sich dann Angaben über einige Nebenerscheinungen, wie magnetische
Störungen und Schwankungen im Luftdruck, sowie auch das Verhältnis der Erd-
beben zur Gebirgsbildung gestreift wird. Im Allgemeinen werden jedoch nur. Erd-
erschütterungen im Zusammenhange mit vulcanischen Vorgängen berücksichtigt.
Der zweite Theil bringt in 8 Capiteln die Besprechung der vuleanischen
Eruptionen. Nach den Vorbereitungen vor einer Eruption und den Vorgängen bei
derselben werden besonders eingehend die Auswurfs- und Exhalationsproducte der
Krater, Fumarolen, Solfataren und Mofetten vom chemischen Standpunkte aus
behandelt. Einzelne Vulcangebiete — Eiffel, Hawai, Santorin ete. — werden auch
besonders besprochen und in den Schlusscapiteln finden noch Schlammvuleane und
unterseeische Eruptionen ihren Platz.
Bei den „Ursachen des Vulcanismus“ — im 3. Theile. — finden sich auch
Angaben über die Vertheilung der Vulcane auf der Erdoberfläche sowie eine
Besprechung der wichtigsten Theorien von Lapparent, Fouque, Meunier,
Gautier, Saintignon und Stubel, während im 4. Theile die Nachwirkungen
der Eruptionen und die Erscheinungen der Contactmetamorphose besprochen werden.
Am umfangreichsten ist der 5. Abschnitt mit seinen 3 Capiteln. Das erste
Capitel bringt die Besprechung der wichtigsten Vulcane, wobei kleine Kartenskizzen
und eine Reihe chemischer Analysen das Verständnis sehr erleichtern. Capitel 2
and 3 sind dagegen den letzten grossen Ereignissen auf vulcanischem Gebiete ge-
widmet: den Ausbrüchen der Montagne Pel&e und der Soufriere. Es ist nicht ohne
Interesse, eine genaue und ziemlich erschöpfende Darstellung (70 Seiten) jener ver-
heerenden Eruptionen zu lesen.
Zum Schlusse finden sich noch ein paar Worte über den Zusammenhang des
Vulcanismus mit Erzlagern, heissen Quellen und — Petroleumvorkommnissen (!), sowie
eine Zusammenstellung sämmtlicher vulcanischen Erscheinungen des Jahres 1902.
(Dr. L. Waagen.)
Verlag’ der k. K. geolog. Reichsanstalt, Wien IT., Rasumofskygasse 23
Gesellschafts-Buchdruckerei Brüder Hollinek, Wien, III., Erdbergstrasse 3.
1903.
Verhandlungen der k Reichsanstalt
Sitzung vom 3. März 1903.
Inhalt: Eingesendete Mittheilungen: Prof. A. Rzehak: Barytführende Septarien
im Alttertiär der Umgebung von Saybusch in Westgalizien. — Vorträge: F. Kerner:
Gliederung der Spalatiner Flyschformation. — Literatur-Notizen: A. Hofmann,
NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mittheilungen verantwortlich.
Eingesendete Mittheilungen.
Prof. A. Rzehak. Barytführende Septarien im Alt-
tertiär der Umgebung von Saybusch in Westgalizien.
Die Umgebung von Saybusch gehört nach Hohenegger’s
Darstellung (Geolog. Karte der Nordkarpathen) vorwiegend dem
Eocän an, aus welchem der hochinteressante Berg „Grojec“ als ältere,
zumeist aus cretacischen Sedimenten bestehende Insel herausragt. Die
herrschenden Sandsteine enthalten hie und da, wenn auch nur an
wenigen Orten, Nummuliten und werden in der Regel von bunt-
farbigen — hauptsächlich rothen und blaugrauen — Mergeln und
Thonen überlagert.
Rothe Thone waren mir aus der Umgebung von Saybusch, die
ich schon vor vielen Jahren kennen gelernt habe, anstehend nicht
bekannt; sie sind jedoch in neuerer Zeit beim Ausheben eines Wasser-
leitungsgrabens bei Obszar (im Thale «der Koszarawa, östlich von
Saybusch) in der geringen Tiefe von 1'7 m angetroffen worden,
dürften also doch wohl hie und da zu Tage treten. In diesen rothen
Thonen fanden sich nun rundliche harte Stücke die nach einer
freundlichen Mittheilung des Herrn E. Zatzek, erzherzoglichen
Fabriksverwalters in Saybusch, „wie Meteoriten“ ausgesehen haben.
Nach den mir von dem genannten Herrn übersandten Proben handelt
es sich hier um Septarien, die ihr meteoritenartiges Aussehen einer
oberflächlichen Ueberrindung mit schwarzen Manganoxyden oder
Hydroxyden verdanken. Derlei manganhaltige Septarien sind im
karpathischen Alttertiär sehr verbreitet; schon Hohenegger
bemerkt, dass die rothen eocänen Thone nicht selten „schmale Flötze“
von Mangancarbonat enthalten, welche ähnlich wie die Sphärosiderite
auftreten, aber an der Oberfläche meist ganz schwarz anlaufen. und
nur im Kerne grau aussehen (Nordkarpathen, S. 34 f.). Ich selbst
habe schon vor längerer Zeit das Vorkommen und die Entstehung
derartiger Manganseptarien und einiger analoger Bildungen in
K. k. geol. Reichsanstalt. 1908, Nr. 5. Verhandlungen. 13
86 Verhandlungen. Nr. 5
„Tschermak’s Mineralog. Mittheil.“ (1884, VI. Bd.) besprochen und
nachgewiesen, dass — wenigstens in den mährischen Karpathen —
die ursprüngliche Substanz dieser Septarien ebenfalls, wie bei den
von Hohenegger erwähnten Flötzen, aus Mangancarbonat oder,
besser gesagt, aus einer isomorphen Mischung von Mangancarbonat
und Ferrocarbonat bestand. An der Oberfläche und längs der meist
reichlich vorhandenen Klüfte findet eine Veränderung der Substanz
insofern statt, als sich die Carbonate beider Metalle in Oxyde und
Hydroxyde umwandeln, wobei die Manganoxyde eine peripherische
Anordnung annehmen, so dass manche aussen ganz schwarze Septarien
einen rothen oder gelben, vornehmlich aus Eisenoxyd, beziehungs-
weise Eisenhydroxyd bestehenden Kern aufweisen.
Die Septarien von Obszar bestehen aus einem festen, dichten
oder sehr feinkörnigen, manganhaltigen Sphärosiderit und zeichnen
sich dadurch aus, dass sie als secundäre Ausscheidungen in Klüften
verschiedene Mineralien enthalten, die sonst in derartigen Gebilden
unseres Alttertiärs nur selten vorkommen. Zunächst treten die Mangan-
hydroxyde auch in der Form von Wad auf, welcher als röthlich-
graues, metallisch glänzendes Häutchen die Kluftflächen überzieht. Die
Klüfte selbst sind hauptsächlich von krystallinischem weissen, stellen-
weise jedoch nahezu farblosem, lebhaft glasglänzendem Baryt aus-
gefüllt, wobei die Spaltrichtungen in allen Verzweigungen der Klüfte
gleich orientirt sind, so dass man die Ausfüllung des gesammten Kluft-
systems als einem einzigen Krystallindividuum angehörig
betrachten muss. Die Dicke der Barytadern übersteigt stellenweise
2 cm; hie und da zieht sich schwarzes Manganoxyd auch in die feinen
Klüfte der Barytmasse hinein.
Neben dem Baryt tritt noch ein gelbliches, durchscheinendes
Mineral auf, welches sich scharf von der Barytsubstanz abhebt und
jünger ist als die letztere. Hie und da lässt es deutlich rhombo&drische
Spaltbarkeit erkennen, wobei die Spaltflächen leicht gekrümmt und
perlmutterglänzend sind. Nach diesen Merkmalen und den Ergebnissen
einer qualitativen Analyse handelt es sich hier um einen Ankerit,
wie er ähnlich auch in anderen Gebieten des karpathischen Alttertiärs
vorzukommen scheint; wenigstens liegt in der Sammlung des mährischen
Landesmuseums in Brünn ein seinerzeit von Hohenegger an den
„Werner-Verein* eingesandtes Stück Ankerit, welches sehr lebhaft
an das Vorkommen von Obszar erinnert und nur durch eine mehr
röthliche Färbung von dem letzteren abweicht. Der Fundort des
Hohenegger’schen Stückes ist leider nicht mehr festzustellen.
Bemerken will ich noch, dass der Ankerit von Obszar nach der von
mir ausgeführten Analyse nur Spuren von Mangan und gar kein
Magnesium enthält. Nach der Methode von W. Meigen (Central-
blatt f. Miner. ete. 1901, S. 577) behandelt, färbt sich das Pulver
des Minerals blaugrau, ganz so wie ich es bei anderen Ankeriten,
aber auch bei den verschiedenartigsten Oaleitvarietäten beobachtet
habe. Eine ähnliche Mineralassociation wie die hier beschriebene
findet sich auf verschiedenen Eisenerzlagerstätten; immerhin sind
aber derartige Vorkommnisse in verhältnismässig jungen Ablagerungen
bemerkenswerth. In unserem Falle ist namentlich das Auftreten des
1903 Sitzıng vom 3. März. W, Kerner. 87
Baryts auffallend, insofern nämlich, als man das Vorkommen von
Baryumverbindungen in dem rothen Thon, der die Septarien enthält,
kaum vorausgesetzt hätte; indessen wurde in neuester Zeit durch
R. Delkeskamp (Zeitschr. £f. prakt. Geol. 1902, S. 117 £.) die
weite Verbreitung der Baryumverbindungen in den verschieden-
artigsten Gesteinen und Wässern nachgewiesen, so dass auch das
Vorkommen von Obszar nichts besonders Merkwürdiges an sich hat,
wenn auch der Baryt in unseren Tertiärablagerungen (Paläogen und
Neogen) eine sehr seltene Erscheinung ist.
Zum Schlusse bemerke ich noch, dass Hohenegger auf seiner
oben erwähnten Karte bei Obszar eine Schwefelquelle verzeichnet;
dieselbe ist schon seit einer Reihe von Jahren verschüttet. Die Fund-
stätte der hier beschriebenen Septarien ist von der ehemaligen
Schwefelquelle ungefähr 1 km (gegen Saybusch zu) entfernt.
Vorträge.
F. Kerner. Gliederung der Spalatiner Flyschfor-
mation.
Das istro-dalmatische Obereocän zeigt bekanntlich zwei ver-
schiedene Entwicklungsweisen: die Flyschfaeies und die vorwiegend
fluviatile Facies der Prominaschichten. Die erstere erscheint im
Norden und Süden des Gebietes, wogegen die letztere in den mittleren
Regionen auftritt.
Zum ersten Male wird Flysch südwärts vom Gebiet der Promina-
schichten bei Sebenico angetroffen !), dann folgt eine Zone, in welcher
obereocäne Schichten fast gänzlich fehlen. Das nächste Vorkommen
von Flysch ist in der Gegend von Trau 2), dann bildet er, von Kreide-
kalk überschoben, die nördlichen Ufergelände des Golfes von Castelli,
um endlich an der Ostseite dieses Golfes bei Spalato und Salona zu
mächtiger Entwicklung zu gelangen.
Die Spalatiner Flyschformation zeigt eine grosse Mannigfaltig-
keit in lithologischer Beziehung, so dass sich das Bedürfnis nach
einer Gliederung geltend macht. Die lithologischen Verschiedenheiten
erscheinen jedoch nicht nur als Merkmal von Altersunterschieden,
sondern auch als Ausdruck von localen Facieswechseln, so dass sich
zur Aufgabe des Horizontirens noch jene des Parallelisirens hinzu-
gesellt.
Die Lösung dieser Doppelaufgabe bietet grosse Schwierigkeiten.
Das nächstliegende Mittel zu ihrer Erreichung, die Rücksichtnahme
auf die faunistischen Verhältnisse, kann nicht allein zum Ziele führen.
Erstens, weil sich ein grosser Theil der Formation aus Gesteinen auf-
baut, die überhaupt nicht oder nur sehr selten Fossilien enthalten,
wie Conglomerate, Breccien, Flyschmergel und Flyschsandsteine,
zweitens, weil die weitaus überwiegende Zahl der organischen Reste
!) F. Kerner, Verh. d. k. k. geol. R.-A. 1898, Nr. 2.
2) F. Kerner, Verh. d. k. k. geol. R.-A. 1899, Nr. 13 u. 14.
13*
88 Verhandlungen. Nr. 5
einer Thiergruppe angehört, die für genaue Horizontbestimmungen
nicht geeignet ist: den Nummuliten.
Schon Stache ist auf Grund seiner eingehenden Untersuchungen
zu dem Ergebnisse gelangt, dass in Istrien und Dalmatien die Leit-
fossilien verschiedener Nummulitenhorizonte de la Harpe’s zusammen
vorkommen, und dass die für einzelne dieser Horizonte als charakte-
ristisch angesehenen Formengruppen in verschiedenen Niveaux zu
Massenentwicklungen gelangen. Das wichtigste Beispiel des ersteren
Falles ist die Mischung der Typen der dritten, vierten und sechsten
Zone im Hauptnummulitenkalke (Stache, Lib. Stufe, pag. 61, 64).
Das massenhafte Auftreten in zwei verschiedenen Niveaux wird von
Stache bezüglich der Num. spira (l. e. pag. 61), Num. Lucasana
und perforata (l. e. pag. 63) das reichliche Erscheinen in drei ge-
trennten Horizonten bezüglich der Assilina exponens (l. e. pag. 65)
angegeben. Was das Gebiet von Spalato betrifft, so ist hier das
Vorkommen der Num. complanata im Hauptnummulitenkalke am
Monte Marian (im Liegenden des Hornsteinkalkes) und ihre Massen-
entwicklung in einem eine viel höhere Position einnehmenden Hori-
zonte bemerkenswerth.
Insofern als man aus dem Dominiren der Formen der oberen
Zonen auf ein höheres, aus dem Vorherrschen der Formen der unteren
Zonen auf ein tieferes Niveau schliessen kann, sind die Nummuliten
allerdings für die Gliederung verwerthbar. Eine genaue Horizont-
bestimmung auf Grund des Vorkommens gewisser Nummulitenarten
ist jedoch nicht möglich.
Man ist so genöthigt, zur Feststellung der Specialstratigraphie die
Lagerungsverhältnisse in Betracht zu ziehen, doch kann auch dies
in einer Gegend, in welcher mit der Möglichkeit des Vorhanden-
seins von schiefen Falten und Ueberschiebungen zu rechnen ist,
nur mit Vorsicht geschehen.
%s macht sich aber hierbei noch eine besondere Schwierigkeit
geltend. Das Gebiet von Spalato ist ein ganz mit Weingärten be-
decktes hügeliges Gelände, das von einer Unzahl schmaler, theils nur
auf kurze, theils auf lange Strecken verfolgbarer, O—W streichender
Kalkzüge durchsetzt ist. In diesen Zügen wiederholen sich nicht
selten dieselben petrographischen Typen, so dass es schwer fällt, zwei
Felszüge mit Sicherheit als einander correspondirende Glieder zu
beiden Seiten eines Sattels oder einer Mulde zu erkennen. Diese
Schwierigkeit wird noch dadurch vermehrt, dass mit der Mög-
lichkeit des Auskeilens solcher Bänke gerechnet werden muss.
Sehr genaue und zahlreiche Begehungen des Gebietes führten
mich zu dem Resultate, dass die Hauptmasse der Spalatiner Flysch-
formation in drei Abtheilungen geschieden werden könne. Am klarsten
lässt sich dies in der Gegend von Neu-Salona feststellen. Man sieht
dort ostwärts von der Ortschaft eine grosse Hemicentroklinale auf-
geschlossen, die nur dem Ostrande einer normalen Schichtmulde ent-
sprechen kann. Denn mit Rücksicht auf das Verhalten der nord-
dalmatischen Ueberschiebungen ist es absolut ausgeschlossen, dass
hier eine muldenförmige FEinsenkung eines flach liegenden oberen
Flügels einer viele Kilometer weiten Ueberschiebung vorliegen würde.
1903 Sitzung vom 3. März. F, Kerner. 89
Die Schichtfolge, welche sich von innen nach aussen hin in dieser
Hemicentroklinale feststellen lässt und einer normalen absteigenden
Schichtfolge entspricht, ist folgende:
I. Blaugrauer mittelkörniger, klotziger Kalk mit kleinen, nicht
isolirbaren Foraminiferen: von variabler, mindestens einige Meter
betragender Mächtigkeit.
II. Lockere Breccie, fast ganz aus Foraminiferen bestehend, in
ihren liegendsten Partien in ein loses Gemenge ihrer Bestandtheile,
in eine Art groben Foraminiferensand übergehend; einige Meter
mächtig.
Die Fauna dieses Horizonts, des fossilreichsten und — wegen
der leichten Isolirbarkeit der Foraminiferen — zu Untersuchungen
geeignetsten der Flyschformation von Spalato, setzt sich nach freund-
lichen Bestimmungen Dr. R. Schubert’s hauptsächlich aus folgenden
Formen zusammen:
Nummulina complanata Lam.
“ Tehihatchefi Arch.
r cfr. Baucheri Harpe
g Cht3 vasca I WE.
Operculina ammonea Leym.
Heterostegina reticulata Rütim.
Orthophragmina ephippium Schloth.
$ “ cfr. Prattü Arch.
aspera Gümb.
dispansa Sow.
stella Gümb.
cfr. stellata Arch.
III. Flyschmergel mit Einlagerung von Klippen von licht-
grauem, Hornstein führenden Kalk und weissem grobkörnigen Kalk
mit Nummuliten, darunter N. complanata und N. Tehihatchefi. Diese
Zone erreicht bis über hundert Meter Mächtigkeit.
IV. Lichtgrauer feinkörniger, bankiger Kalk mit kleinen, dunklen
Schüppcehen von Eisenoxyd; in seinen hangendsten Partien eine
Neigung zu plattiger Absonderung zeigend.
V. Mehr oder minder grobkörniger Nummulitenbreccienkalk.
Jeder dieser beiden Gesteinszüge im Liegenden des Klippenflysches
wenigstens einige Meter mächtig.
Die Hemicentroklinale von Salona ist auch im Landschaftsbilde
klar erkennbar. Die Kalke, welche die Klippen führende Flyschzone
nach oben hin begrenzen, bilden einen Felszug. welcher gegenüber
von Scombro am Ostufer des Jadroflusses beginnt, in einem parabo-
lischen, gegen W geöffneten Bogen den östlich von Neu-Salona befind-
lichen Hügel umgreift und in den Nordrand der Halbinsel von Vranizza
ausläuft.
Das Anfangsstück dieses Felszuges ist ein imposanter Riff, der
steil gegen S fällt, weiterhin geht das Schichtfallen — entsprechend
der Umbiegung des Zuges -— überSW und W in NW und N über und
90 Verhandlungen. Nr. 5
nimmt zugleich an Steilheit ab. Der Horizont mit N. complanata ist
namentlich am Nordfusse des Felsriffes gegenüber von Scombro und
am Wege westlich von den Hütten von Japirko (südlich von Neu-
Salona) sehr fossilreich. Die Kalkbänke, welche das Liegende des
Klippenflysches bilden, formiren einen zweiten bogenförmigen Felszug,
welcher annähernd eoncentrisch zum vorigen verläuft, und streichen
dann gleichfalls in die Halbinsel von Vranizza aus. Hinsichtlich der
Drehung des Schichtfallens und der Abnahme der Neigungswinkel
verhält sich dieser Felszug analog den vorigen. Die zwischen beiden
Zügen befindliche Flyschzone nimmt in der Region des Bogenscheitels
rasch an Breite zu, um sich dann südlich von Salona wieder zu ver-
schmälern. In dieser Zone erscheint eine grosse Zahl von isolirten
Klippen des erwähnten weissen Nummulitenkalkes. Die mächtigste
derselben ist der imposante Felskopf, welcher westlich von Mravince
aufragt.
Der Hügel östlich von Neu-Salona, welcher dem Kern der Hemi-
centroklinale entspricht, besteht aus Flyschmergel. Westlich von ihm
sind keine Aufschlüsse mehr vorhanden und taucht dann der Mulden-
kern unter den Golf von Salona hinab. Dagegen taucht der nörd-
liche Muldenflügel westwärts vom Jadroflusse wieder auf und lässt
sich als Klippenkette bis nach Sucurac verfolgen. Streckenweise, so
zwischen Vukic und Sv. Nicolo (welch’ letzteres auf einer Klippe
steht) und dann besonders längs des Weges, welcher dem Nordfusse
des Hügelrückens folgt, der nordwärts von den Scoglii Barbarinae
verläuft, ist der Hangendzug der Klippenzone mit den blaugrauen
Kalken schön zu sehen. Die an N. complanata reichen Schichten
erscheinen dort, wo dieser Zug in’s Meer hinausstreicht, gut ent-
wickelt. Der Liegendzug ist ostwärts von Sv. Dojmo, bei Dadie und
Petri@ aufgeschlossen, um dann nordwestwärts von der Station Salona
der Bahntrace zu folgen. Er fällt hier 60% gegen SSW ein.
Etwas weiter oben am Gehänge trifft man dann neuerdings die
für die Basis der Klippenzone charakteristischen Gesteine, und zwar
längs einer Linie, die durch die Gehöfte Sesardic, Bubic und Santie
läuft. Dann folgt wieder eine Kette von Klippen des weissen Num-
inulitenkalkes und alsdanı wieder die Nummulitenbrececie und der
körnige Kalk, mit denen die Klippenzone nach oben hin abschliesst.
Die an grossen, glatten Münzensteinen reiche Schichte ist in dem
Hangendzuge nordwärts von CikatidC und bei Milanovie entblösst.
Weiter westwärts, ober Mornar, ist ein breiter 20° N fallender
Felszug von grauem körnigen Kalk vorhanden.
Es ist demnach an dem Gehänge nordwärts vom Golfe von
Salona eine Antiklinalfalte mit steilem Süd- und sanft geneigtem Nord-
flügel constatirbar, welche sich an die Mulde von Salona anlegt. Das
Gehänge zwischen den beiden Klippenketten, welches der unteren
Flyschzone entspricht, ist von mehreren tiefen Wasserrinnen durch-
furcht und dies bietet eine Gelegenheit, die Schichtfolge in dieser
Zone festzustellen, wozu am ÖOstrande der Mulde von Salona keine
sünstige Gelegenheit gegeben ist.
Man beobachtet in jener Aufbruchszone der unteren Flysch-
abtheilung als Einlagerungen in den typischen, zum Theil mit Sandstein-
14
1903
Sitzung vom 3. März. F. Kerner. 91
Fig. 1.
Ns ce
.
7
N,
a
Geologische Skizze der Gegend von Spalato.
Zeichenerklärung:
Alveolinenkalk.
Hornsteinkalk des Monte
Marian.
INN Untere Flyschzone.
R---. Liegendzug der Klippen-
zone.
| | Klippenzone (mittlere
ERKAIR Flyschzone).
Hangendzug der Klippen-
zone.
m
NN Obere Flyschzone.
Grenze des überschobenen
Kreidekalkes.
99 Verhandlungen. Nr. 5
bänkchen alternirenden Flyschmergeln eraue und grünlichgraue, zum
Theil plattige Mergelkalke (ein bis einige Meter mächtig) und blass-
gelbliche, fein- bis mittelkörnige Kalke von wechselnder, mindestens
einige Meter betragender Mächtigkeit. Die Schichten stehen an den
Wänden der Erosionsrinnen thalabwärts saiger, thalaufwärts fallen sie
20— 30° gegen Norden ein. Der Uebergang der ersteren in die letztere
Lagerungsweise vollzieht sich sehr rasch.
Die Feststellung, dass die Klippenkalke ein mittleres Niveau
einnehmen, muss auch für die geologische Gliederung der Halbinsel
von Spalato grundlegend sein. Diese Halbinsel wird in ihrer Mitte
von einer breiten Zone von Klippenflysch durchzogen, die westwärts
von der Mündung des Stobree potok aus den Alluvien dieses Flusses
auftaucht und in die schmale Landzunge ausläuft, welche die Paludi-
bucht gegen N begrenzt. Dieser Zone gehören der Felskopf Kitoje,
die zahlreichen Felszacken auf der Nordseite der Gutjica und des
Sirini vrh und die Felshügel mit der Thurmruine Kula an. Diese
Flyschzone ist beiderseits von je einem Zuge jener Schichten begleitet,
die das obere Grenzniveau des Klippenflysches bilden und muss
deshalb einen Antiklinalaufbruch repräsentiren. Zu dieser Sachlage
stimmt gut der Umstand, dass diese Klippenzone ungefähr von der
doppelten Breite jener Zonen ist, die in der Gegend von Salona an-
getroffen werden und nur je einem Faltenflügel entsprechen. Der
Hangendzug im N dieser Klippenzone fällt sanft gegen NNO ein.
Er folgt zunächst der Südseite des Thales des Torrente Ispod kita
südwärts von Sasso, bildet dann den Südrand jener Tiefenzone, die
den Nordfuss des Sirini vrh begleitet, um endlich am Fond der
Buchten nordwärts von Kula und Sv. Troistvo vorbeizuziehen. Die
Theilstrecke dieses Zuges im Thal des Ispod kita ist wohl der an
großen Münzensteinen reichste Fundort der ganzen Gegend von
Spalato. An der Südgrenze der Klippenzone, welche die Halbinsel
von Spalato durchzieht, ist der graue körnige Kalk zunächst am Süd-
rande des Rückens im Osten der Kitoje sichtbar, dann lässt er sich
über den Rücken der Gutjica bis an die Südseite des Sirini vrh ver-
folgen. Weiter westwärts istıer am Wege, welcher vom Armenhaus
im Borgo Pozzobon zum Kirchlein Sv. Dojmo führt und halbwegs
zwischen dem Seminar und Sv. Troistvo aufgeschlossen. Dieser Gesteins-
zug fällt steil theils gegen N, theils gegen S ein.
In dieser breiten Klippenzone der Halbinsel von Spalato gewinnt
man den Eindruck, dass das Vorkommen von Hornstein in den
Klippen des weissen Kalkes für die oberen Tbeile der mittleren
Flyschzone bezeichnend sei, wenigstens sind die Klippen in der
südlichen Randpartie der Zone, darunter der gıosse Felskopf Kitoje,
reich an Hornstein. In ihrem westlichsten Theile verschmälert sich
diese Klippenzone auf die Hälfte ihrer früheren Breite.
Es ist dies durch einen Einbruch des Südflügels der Antiklinale
veranlasst, der es zugleich bedingt, dass hier längs dem Nordufer des
Porto Paludi der Liegendzug der mittleren Flyschzone zu Tage kommt.
Ausser dieser breiten Zone sind in der Halbinsel von Spalato
noch zwei schmale Ketten von Klippen des weissen Nummulitenkalkes
constatirbar.
1903 Sitzung vom 3. März. F. Kerner. 93
Die eine Kette folgt dem Rücken, welcher das Thal des Torrente
Ispod kita im Norden begleitet. Dieser Kette gehören der imposante
Riff bei dem Dorfe Sasso und der groteske Felsthurm südwärts der
Kila an.
Die zweite Kette von Klippen des weissen Nummulitenkalkes
besäumt das Südufer des äusseren Theiles des Golfes von Salona.
Ihr gehören der Riff an der Nordwestspitze von Piat und die Scogli
Scille an. Die Klippenkette von Sasso ist an ihrem Südrande von
einem Zuge von Nummulitenbreccie mit N. complanata begleitet,
dessen östliche Fortsetzung dem Südwestrand jene: Hügels folgt,
welcher sich nahe der Mündung des Stobree potok zwischen diesem
und dem Torrente Strossanac erhebt. Das Thal des Ispod kita ent-
spricht demnach einer Mulde aus Schichten der oberen Flyschzone.
3:
Fig. 2.
Golo Brdo. Golf von Salona. Gutjiea.
S.
Profil durch die Gegend von Spalato.
kr = Rudistenkalk.. — ce — Conglomerat von Clissa. — f, untere, f, mittlere,
fs; obere Flyschzone.
Zwischen den Blöcken von weissem Nummulitenkalk, welche das
Südufer des äusseren Golfes von Salona besäumen, und dem Nord-
rande der breiten Klippenzone des >Sirine vrh ist gleichfalls eine
Synklinale constatirbar. Die Achse derselben verläuft zunächst nahe
dem Südufer des Golfes von Salona durch den nördlichen Theil der
Gegend von Piat und ist besonders weiter ostwärts zwischen der
Strasse und der Wasserleitung schön verfolgbar. Nordwärts von
diesem östlichen Theile der Synklinale sind jedoch keine Vor-
kommnisse von weissem Nummulitenkalk zu constatiren. Man hat es
hier demnach mit einer Faltenverwerfung zu thun, derzufolge die
Schichten der oberen Flyschzone an jene der unteren im Liegenden
des Südflügels der Mulde von Salona stossen.
Das Vorkommen von Klippen am Südufer des Golfes von Salona
erscheint demnach durch eine Aufpressung von Schichten der mittleren
Zone im Westabschnitte dieser Verwerfung bedingt. Die Klippenkette
von Sasso und jene an der Nordküste von Piat (Südufer des Golfes
von Salona) liegen nicht genau in derselben Linie, die erstere er-
scheint gegen die letztere etwas gegen N verschoben. Es handelt sich
darum entweder um eine Querverschiebung innerhalb derselben
Störungszone oder um zwei verschiedene Verwerfungen.
In der Gegend von Neu-Salona sind — wie erwähnt — fast gar
keine Aufschlüsse zu sehen, so dass dort keine Gelegenheit zu einer
Detailgliederung der oberen Flyschzone vorhanden ist. Dagegen lässt
sich in der Gegend von Piat und in der Landzunge im Norden des
K. k. geol. Reichsanstalt. 1903. Nr. 5. Verhandlungen. 14
94 Verhandlungen. Nr.'5
Convento Paludi ein Profil durch die obere Flyschzone legen. Man
beobachtet dort in der Achsenregion der Schichtmulde mergelige, zum
Theil in dünne Lamellen spaltbare Plattenkalke, für welche eine
wellige Biegung und polygonale Zerklüftung der Schichtflächen
charakteristisch ist, und in den Muldenflügeln vorzugsweise feinkörnige
lichtgraue Mergelkalke als Einlagerungen in den Flyschmergeln.
Daneben treten auch Nummulitenbreccienkalke auf.
Südwärts von der Klippenzone des Sirine vrh treten in der
Spalatiner Flyschformation zwei Gesteinstypen auf, welche von denen
in den bisher besprochenen Gegenden etwas abweichen. Der eine
Typus ist ein lichtgrauer, dichter, dickbankiger Kalk mit Einlagerungen
von grossen Knollen von Hornstein und einer Fauna, die von Mar-
telli genau untersucht worden ist.!) Sie enthält ausser zahlreichen
Foraminiferen auch Korallen, Echiniden, Lamellibranchier und Bryozoen.
Es ist dies dasselbe Kalkniveau, welches südlich von Trau auf der
Insel Bua?) und westlich von Trau bei Seghetto ?) auftritt und dort
das Hangende des Hauptnummulitenkalkes bildet. Auch am Monte
Marian erscheint dieser Hornstein führende Kalk als Mantelschicht
einer Falte, deren Kern aus Hauptnummuliten- und Alveolinenkalk
besteht.
In petrographischer Beziehung ist dieser Kalk den Hornstein-
kalken der mittleren Flyschzone ähnlich, nur sind die Hornstein-
knollen in ihm durchschnittlich viel grösser. Die obersten Partien
des Mariankalkes stimmen petrographisch ganz mit dem weissen
Klippenkalke überein und enthalten auch die in diesem letzteren
vorkommenden Nummulitenformen. Als einen wesentlichen faciellen
Unterschied wird man es aber ansehen müssen, dass dieser Kalk im
einen Falle rings von Flyschmergel umgebene isolirte Klippen bildet, im
anderen aber einen Schichteomplex von grosser Mächtigkeit formirt.
Ein zweiter, der Gegend von Spalato eigenthümlicher Gesteins-
typus ist eine mehr oder minder grobe Breccie aus zumeist weissen
und blaugrauen Kalkfragmenten. Sie findet sich auf den Anhöhen
östlich von der Stadt, in der Localität Krippi und ostwärts vom
Borgo Pozzobon, ferner im Flachlande zwischen dem Borgo grande
und dem Kirchlein Mdna Spinuti. (In Steinbrüchen aufgeschlossen.)
Auch dieser Gesteinstypus steht nicht isolirt da. In dem Felszuge,
welcher sich vom Kirchlein Sv. Dojmo östlich von Vrannizza gegen
OSO erstreckt, treten ähnliche blau- und weissgefleckte klastische
Gesteine auf.
In dem Profile durch die untere Flyschabtheilung bei Alt-Sa-
lona und im Profile durch die obere Flyschzone in der Gegend Piat
sind dagegen solche Breccien, wie sie zu beiden Seiten des Stadt-
gebietes von Spalato erscheinen, nicht vertreten.
Nordostwärts von Salona, in der Gebirgsbucht von Olissa und
an dem Südwestfusse des Mosor treten gleichfalls Gesteine auf,
welche in den vorhin beschriebenen Profilen fehlen. In der Gegend
!) A. Martelli, ] terreni nummulitiei di Spalato in Dalmazia. Atti della
Reale Accademia dei Lincei. Rendiconti. 1902, Serie quinta. Vol XI, Fasc. VIII.
2) F. Kerner, Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1899, Nr. 11 u. 12.
®) FE. Kerwer, Verhand). d. kı k. geol. R.-A. 1899, Nr, 13 u. 14.
1903 Sitzung vom 3 März, F. Kerner. 95
von Clissa und am Abhange des Golo Brdo ober Salona gelangen
bunte Conglomerate zu mächtiger Entwicklung. Sie bestehen aus zu-
meist kleinen Fragmenten, die theils völlig abgerundet sind, theils
nur eine unvollkommene Abschleifung ihrer Ecken und Kanten zeigen,
An der Zusammensetzung betheiligen sich Stücke von Miliolidenkalk
und Nummulitenkalk, zum Theil wohl auch solche von Rudistenkalk
und dunkle Hornsteinkiesel. Von Farben sieht man verschiedene
Nuancen von grau, gelb, roth, braun und schwarz, so dass die Ge-
steine stellenweise ein buntes Aussehen gewinnen. Als Bindemittel
fungirt eine ungleich körnige, sandige Masse, welche mitunter Num-
muliten enthält. Diese Conglomerate erscheinen theils in Schicht-
eomplexen von vielen Metern Mächtigkeit, theils in einzelnen Bänken
als Einlagerungen in Mergelschichten. Als einheitliche Schiehtmasse
und ohne Einlagerungen von Mergelbänken oder nur mit spärlichen
Mergelzwischenlagen bilden diese Conglomerate die oberen Südab-
hänge des Golo Brdo (Ost-Koziak) ober Alt-Salona und den mäch-
tigen Felsriff, welcher vom Torrente Rapotina gegen Clissa hinauf-
zieht, und in dem Felskopfe, den das Sperrfort von Clissa krönt,
seine östliche Fortsetzung findet. Ober Salona fallen die Conglo-
merate unter den Kreidekalk der Felsmauer von Sv. Jure gegen N
ein; im Riffe von Clissa sind sie zum grössten Theil steil aufge-
richtet. In einzelnen, weithin verfolgbaren Bänken zwischen Mergel-
schichten erscheinen die vorerwähnten Conglomerate auf den Rücken
zwischen dem Torrente Rapotina und Torrente Kamenica, auf der
Debela glavica zwischen dem Torrente Kamenica und dem Zavlie
potok und östlich von dem letzteren am Hügel von Sv. Ivan und an
den ihm östlich und nördlich benachbarten Hügelrücken. Ausserdem
trifft man conglomeratische Einschaltungen in den Mergelschichten
an den Abhängen, welche sich von Mravince und Ku£ine gegen den
Torrente Trstenik hinabsenken.
Am Westfusse des Mosor sieht man Breccien von nicht sehr
festem Gefüge, welche aus scharfkantigen Stücken von lichtem Ru-
distenkalk und aus einem rost- bis ziegelrothen thonigen Bindemittel
bestehen. Diese Breccien bedecken — in dünne Bänke wohlgeschichtet
— die unteren Westabhänge des Debelo Brdo (West-Mosor) und be-
dingen jene eigenthümliche, aus nebeneinander hinlaufenden gewun-
denen Streifen bestehende Zeichnung derselben, welche beim Anblicke
des Berges von Olissa aus so auffällig hervortritt.
In der Umgebung des Jadroursprunges erscheinen lichte, sehr
feste Breccienkalke, die hauptsächlich aus Bruchstücken von weissem
Rudistenkalke und solchen von lichtgrauen und bräunlichen eocänen
Kalken bestehen. Diese Breccienkalke bilden die Wände des Fels-
kessels, in dessen Grund der Jadro entspringt, ferner den westlichen
Vorkopf des Hügels von Sv. Ivan, den Felsriff von Sv. Petar und
den nordwärts von ihm zum Jadro hinabziehenden Grat. Man trifft
sie ausserdem an mehreren Stellen der Abhänge unter Mravince und
Kuöine und endlich in sehr mächtiger Entwicklung in den nordwest-
lichen, von Stobree potok durchbrochenen Endstücken der beiden
Vorketten des Mosor.
Die weichen Zwischenlagen zwischen den Conglomeraten sind
14*
96 Verhandlungen. Nr. 5
in der Gegend unterhalb Clissa zum Theil nicht typische splittrige,
grünlichgraue Flyschmergel, sondern schiefrige, gelblichgraue Mergel.
Der Uebergang der typischen Flyschregion in das Gebiet der Conglo-
merate und Breccienkalke vollzieht sich nicht plötzlich, sondern in
der Weise, dass in der Grenzregion der beiden Faciesbezirke die
charakteristischen Gesteine des ersteren mit denen des letzteren zu
wiederholten Malen wechsellagern. So zeigen die Profile durch die
Debela glavica und die ihr west- und ostwärts benachbarten Rücken
ein mehrmaliges Alterniren von Conglomeraten, Kalksandsteinen und
körnigen Kalken als Einschaltungen in der Mergelmasse.
Eine Parallelisirung der an der oftenen Küste und an den Ab-
hängen des Debelo Brdo und Golo Brdo vorhandenen Schichtgebilde
mit den einzelnen Gliedern der Schichtfolge, welche sich für die
Gegend von Salona feststellen liess, lässt sich vorläufig nur theil-
weise durchführen. Was den Hornsteinkalk des Monte Marian betrifft,
so wurde schon erwähnt, dass dessen oberste Partien petrographisch
und faunistisch mit dem Klippenkalke der mittleren Flyschzone über-
einstimmen. Es wurde zwar eingangs hervorgehoben, dass innerhalb
eines eocänen Flyscheomplexes die Gleichheit der Nummulitenfauna
und der Gesteinsbeschaftenheit noch nicht für eine Altersäquivalenz
beweisend sind; es gilt dies aber doch mehr bezüglich der die Haupt-
masse des Complexes bildenden Gesteinszüge von Nummulitenbreccien-
kalken, Kalksandsteinen und Plattenkalken, die man thatsächlich in
gewiss verschieden alten Flyschmergelschichten sich wiederholen
sieht; bezüglich eines Gesteinstypus, der innerhalb eines grossen
Theiles der Region in ganz identischer Entwicklung und — wie aus
dem Vorigen hervorgeht — nur in einem Niveau auftritt. ist es zum
wenigsten unwahrscheinlich, dass derselbe in nächster Nähe dieser
Region in einem anderen Horizonte erscheine. Dass die verschiedenen
Klippenzonen der Gegend von Salona gewiss nicht Einlagerungen in
verschiedenen Horizonten eines einheitlichen Complexes sein können,
erhellt klar aus den erörterten Lagerungsverhältnissen und der diesen
Verhältnissen entsprechenden Art ihrer Begleitung durch Grenzniveaux.
Am Nordfusse des östlichen Theiles des Monte Marian trifft man in
der That die blaugrauen körnigen Kalke, welche das Hangende des
Klippenflysches darstellen. Anstehend konnte ich sie dort allerdings
nicht finden, wohl aber in grosser Menge in den Steinmauern der
Wege südlich von Mdna Spinuti.
Profil durch den westliehen Theil des Monte Marian.
a — Alveolinenkalk. — rn —= Hauptnummulitenkalk. — on = Hornstein führender
oberer Nummulitenkalk. — nb — Nummmulitenbreccienkalk. — f = Flyschı.
|
|
\
ö
nn
1903 Sitzung vom 3. März. F, Kerner. 97
Diese Verhältnisse weisen darauf hin, dass in der Schichtmasse
des Monte Marian die Aequivalente der unterhalb des Hangendzuges
der mittleren Flyschzone gelegenen Schichten vertreten seien. Welche
Bänke der Schichtmasse des Marian den tiefsten in der Gegend von
Salona aufgeschlossenen Flyschschichten entsprechen, lässt sich nicht
sagen. Wahrscheinlich sind die Aequivalente dieser Schichten noch
innerhalb der untersten Partien des Hornsteinkalkes des Monte Marian
zu suchen, da letzterer vom Hauptnummuliten- und Alveolinenkalke
unterlagert ist und es sehr unwahrscheinlich wäre, dass — im Gegen-
satze zu den in ganz Norddalmatien bestehenden Verhältnissen — bei
Salona die Verdrängung der reinen Kalkfacies durch die Mergelfacies
im Eocän schon früher begonnen haben sollte als an der oberen
Grenze des Hauptnummulitenkalkes.
Schwierig ist es auch, die Stellung der Breccie von Spalato
innerhalb des Flyschprofils von Salona zu fixiren. In der Gegend von
Spinuti befindet sie sich in nächster Nähe des blaugrauen körnigen
Kalkes, welcher das Hangende der mittleren Flyschzone bildet. Auf
den Anhöhen ostwärts der Stadt treten aber in Verbindung mit dieser
Breceie auch Kalke auf, welche den Gesteinen des Liegendzuges der
Klippenzone ähnlich sehen. Auch das Vorkommen von Nummuliten
aus der Gruppe der N. perforata spricht eher für ein tieferes als
für ein höheres Niveau. Gleichwohl ist es unwahrscheinlich, dass die
Breccie von Spalato in die untere Flyschabtheilung zu stellen ist.
Tektonisch entspricht das Terrain ostwärts der Stadt Spalato einer
kleinen Falte mit sehr steilem Süd- und mässig steilem Nordflügel.
Auch weiter ostwärts, zwischen dem Sirini vrh und der Kapelle Sta.
Maddalena, ist noch antiklinale Schichtstellung erkennbar. Es fallen
dort die Gesteinszüge, welche man an dem Wege passirt, der zwischen
den Kuppen des Sirini visoki und der Gutjica gegen die Bergkuppe
Kila hinführt, gegen NNO ein; jene Gesteinszüge dagegen, welche
am Nordrande der Einsenkung verlaufen, welcher die Strasse von
Spalato nach Strossanac folgt, steil gegen Süd ein. Falls die Breecien
von Spalato einen Aufbruch von Aequivalenten der unteren Flyschzone
repräsentiren würden, wäre das Fehlen der Klippenkalke an beiden
Längsseiten der Falte nicht leicht verständlich. Es würde dies das
Vorhandensein eines grossen Längsbruches im Hangendflügel einer
steilen Ueberschiebung voraussetzen, eine Form von Störungen, welche
bei den norddalmatischen Ueberschiebungen nicht beobachtet wurde.
Da man in den in Rede stehenden Breceien ein Aequivalent der
Klippenkalke wohl auch nicht vermuthen wird, erscheint es am nächst-
liegenden, sie an die Basis der oberen Flyschzone zu stellen und in
ihnen ein beiläufiges Aequivalent der blaugrauen körnigen Kalke im
Hangenden der Klippenzone zu erblicken. Es würden dann die Küsten-
region ostwärts vom Hafen von Spalato und die Südseite des Monte
Marian der oberen Flyschzone zuzurechnen sein. Man trifft in diesen
Gegenden in grösserer Verbreitung plattige Kalke an, welche denen
der Gegend von Piat ähnlich sehen. An der Küste selbst treten auch
Nummulitenbreccienkalke und körnige Kalke auf. Die Lagerung der
Schichten ist an der Südseite des Monte Marian und östlich vom
Hafen von Spalato mehr oder minder steil synklinal. Die Nummuliten-
98 Verhandlungen. Nr®B
breccienkalke der Küste dürften demnach wieder ein sehr tiefes
Niveau, eventuell die Basis der oberen Flyschzone repräsentiren und
hinsichtlich ihrer Position den Breccien von Spalato und dem Hangend-
zuge der mittleren Flyschzone nahe stehen. Hiermit stimmt es, dass
diese Breccienkalke fast dieselbe Orbitoidenfauna wie jener Hangend-
zug aufweisen. Man findet in ihnen:
Orthophragmina dispansa So.
E aspera Gümb,.
y ephippium Schlot.
n stella Gümb.
ei stellata Arch.
Martelli, welcher bei San Stefano und Botticelli Aufsamm-
lungen machte, erwähnt von dort ausserdem: Orbitordes papyracea
Bomb., O. Fortisi Arch., O. applanata Gümb., O. dalmatrina A. Mart,
Stellenweise, so ostwärts von der Localität Fontana, stimmen die
Breccienkalke an der Küste wohl auch in ihrem Habitus mit denen
bei Spalato überein.
Die Altersbeziehung der klastischen Gesteine an den Abhängen
des Debelo Brdo und Golo Brdo zu den Flyschschichten von Salona
lässt sich insoweit feststellen, als diese Gesteine mit jenen Schichten
in tektonisch klar erkennbare Verbindung treten. Eine Parallelisirung
auf faunistischer Basis ist hier noch schwerer durchzuführen, da
diese Gesteine — abgesehen von den in den Kalktrümmern, welche
an ihrer Zusammensetzung theilnehmen, enthaltenen alteocänen Fora-
miniferen — im Bindemittel oft gar keine organischen Reste führen.
Die Conglomerate unterhalb der Kreidekalkmauer des Golo
Brdo kann man, da sie Nie Flyschschichten im Hangenden der
Klippenzone von Mornar und Cikatic concordant überlagern, der
oberen Flyschabtheilung zurechnen. Dahin sind alsdann auch die Con-
glomerate von Clissa zu stellen, da sie die durch eine Querstörung
im Torrente Rappotina etwas gegen Norden verschobene östliche Fort-
setzung der Oonglomerate unterhalb des Golo Brdo bilden. Die kleinen
Conglomeratvorkommnisse südlich von Mravince wird man dagegen
als der unteren Flyschzone angehörig betrachten.
Was die lichten harten Breceienkalke betrifft, so lässt sich an
einer Stelle deren Aequivalenz mit den Klippenkalken nachweisen.
Die Züge des Liegend- und Hangendkalkes der mittleren Flyschzone,
welche ober Alt-Salona verlaufen, streichen ostwärts vom Jadro gegen
die Südabhänge des Felsriffes von Sv. Petar (bei Kuöine) hinan. Die
von ihnen eingeschlossene Mergelzone ist hier aber nicht, wie weiter
im Westen, von einer Kette von Klippen des weissen Nummuliten-
kalkes, sondern von einem Grate von lichtem Breccienkalk durchzogen,
Der Ersatz des Klippenkalkes durch den Breccienkalk vollzieht
sich noch westwärts vom Jadro am Südwestfusse der Debela Glavica.
Man passirt dort an der Strasse, noch bevor dieselbe den Fluss über-
schreitet, den Liegendzug, dann am Wege, welcher am rechten Ufer
des Jadro weiterführt, bald nach der Brücke eine Bank der lichten
Breceie und gelangt dann oberhalb derselben zu einer Anzahl von
bizarren Kalkklippen und alsdann zum Hangendzuge, dessen untere
1903 Sitzung vom 3. März. F. Kerner. 99
Partie hier durch eine Schichte gebildet ist, die aus Millionen von losen
linsengrossen Münzensteinen besteht.
Die Breceien in der Umgebung des Jadroursprunges und beim
Schrofen von Sv. Petar könnten wohl dasselbe Niveau wie der vor-
erwähnte Grat einnehmen, da die zwischen ihnen gelegene Zone
einer Einfaltung jüngerer Flyschschichten zu entsprechen scheint.
Dagegen ist es zweifelhaft, ob auch die Breccienkalke in den Durch-
brüchen des Stobree potok durch die Vorketten des Mosor demselben
Niveau angehören wie die Breccien am Jadroursprunge, mit welchen
sie in ihrem Habitus ganz übereinstimmen.
Das Niveau der Rudistenkalkbreecien am Westfusse des Debelo
Brdo lässt sieh vorläufig noch nicht näher fixiren.
Das im Vorigen über die Schichtfolge in der Spalatiner Flysch-
formation Gesagte ist nur eine übersichtliche Zusammenstellung der
Hauptergebnisse der von mir anlässlich der Detailaufnahme des Ge-
bietes gemachten Beobachtungen. Eine genauere Beschreibung der
zahlreichen vorkommenden Gesteinstypen und ihrer nicht minder
zahlreichen Abänderungen und eine Mittheilung von Speeialprofilen
muss einer ausführlichen Darstellung der geologischen Verhältnisse
des Gebietes vorbehalten bleiben. Dementsprechend ist auch die fol-
sende Tabelle nur als eine mit Weglassung aller Details gegebene
übersichtliche Gruppirung der Schichtfolgen der Spalatiner Flysch-
formation zu betrachten.
Zur Ergänzung des Gesagten sei hier nur erwähnt, dass in der
Klippenzone ausser den für sie so charakteristischen Gesteinen —
wenn auch nur selten — auch feinkörnige lichtgraue und gelbliche
Kalkeinlagerungen angetroffen werden, ferner, dass die Mergelschichten
selbst, welche die Grundmasse der ganzen Formation bilden, zwei Aus-
bildungsweisen zeigen. Sie erscheinen entweder in Wechsellagerung
mit Sandsteinbänkchen von ein bis einigen Centimetern Dicke, wobei
der gegenseitige Abstand dieser Bänkchen bisweilen selbst weniger als
1 dm beträgt, oder ohne solche Bänkchen und sind dann von einem
weitmaschigen Netze von dünnen Kalklamellen durchsetzt. Eine
stratigraphische Bedeutung kommt dieser Verschiedenheit der Aus-
bildungsweise nicht zu. Beide Flyscharten werden sowohl in den
oberen als auch in den unteren Partien des gesammten Flysch-
complexes angetroffen.
Was die Parallelisirung der drei Zonen der Spalatiner Flysch-
formation mit den Etagen des Eocäns betrifft, so bietet dafür zunächst
der Umstand einen Anhaltspunkt, dass die Orbitoidenfauna der Com-
planataschichten im Hangenden der Klippenzone nach Dr. Schubert’s
freundlicher Mittheilung einen ausgesprochen bartonisch-ligurischen
Charakter trage. Sofern man berechtigt ist, daraufhin diese Schichten
als das Grenzniveau zwischen den beiden obersten Stufen des Bocäns
anzusehen, so würde die obere Flyschzone der ligurischen und die
mittlere Flyschzone der bartonischen Stufe ungefähr entsprechen.
Der Hornsteinkalk des Monte Marian enthält nach Martelli’s Unter-
suchung!) faunistische Bestandtheile, die ihm seine Aequivalenz mit
I) le. pag. 337.
no.
Verhandlungen. Nr. 5
100
Gliederung der Spalatiner Flyschformation.
Küste
Umgebung des Golfes von Salona
Westfuss des Mosor
Obere Flyschzone
Grenzniveau
Mittlere Flyschzone
VERTE TE
Grenzniveau
Untere Flyschzone
Basis der Flysch-
formation
Flyschmergel in Wechsellagerung mit Plattenkalken, Nummuliten-
breccien, körnig-sandigen und mergeligen Kalken.
Breccie von Spalato ?
Weisser Nummulitenkalk
| Lichtgrauer Hornsteinkalk mit
Nummuliten, Antlıozoen, Echi-
niden, Lamellibranchiern und
| Bryozoen
Hauptnummulitenkalk
Körniger Kalk und lockere Brece
Flyschmergel und schiefrige Mergel
| mit Kohlenspuren im Wechsel mit
| bunten Conglomeraten (Conglomerat
von Qlissa)
ie ans Nummuliten und Orbitoiden
Flyschmergel mit Einlagerung von
Klippen von weissem Nummuliten-
kalk und lichtgrauem Hornsteinkalk
Lichter Breccienkalk (Jadrobreecie) |
und Flyschmergel
Feinkörniger Kalk und
Nummulitenbreccienkalk
Alveolinenkalk (am Monte Marian)
Flyschmergel mit Einlagerungen
von feinkörnigen und mergeligen
Kalken
Flyschmergel, Conglomerate,
körnige Kalke |
|
1903 Sitzung vom 3. März. F, Kerner. 101
dem oberen Lutetien sichern. Dazu würde es dann stimmen, dass
Schubert den Hauptnummulitenkalk, welcher den Hornsteinkalk des
Monte Marian unterteuft, als mittleres Mitteleocän betrachtet.
Ich möchte die vorigen Parallelisirungen jedoch nur als
provisorische betrachten. Martelli!) stellt die Breecienkalke der
Küste bei Spalato (S. Stefano und Botticelli), welche dieselbe Orbitoiden-
fauna wie die Complanataschichten zeigen und auch auf Grund der
Lagerungsverhältnisse ein ungefähres Aequivalent derselben sein
könnten, in dieselbe Stufe wie den Monte Marian. Das von Martelli
gewonnene Ergebnis, dass die Schichten von Salona älter als jene
von Spalato und diese älter als die des Monte Marian sind, wäre
dahin genauer zu präcisiren, dass die Localitäten, an welchen
Martelli bei Salona Nummuliten sammelte, älter sind als diejenigen,
an welchen er am Monte Marian Aufsammlungen gemacht hat. Wie
sich aus dem Vorigen ergibt, sind sowohl bei Salona als auch am
Monte Marian eocäne Schichten von sehr verschiedenem Alter ver-
treten. Würde man am Monte Marian am Nordabhange des west-
lichen Bergabschnittes und in der Gegend von Salona nördlich von
Japirko, ostwärts von Scombro oder südwärts von Sv. Nicolo Auf-
sammlungen machen und an der ersteren Localität Alveolinen und
an den letzteren Punkten glatte grosse Nummuliten in grossen Massen
finden und die aus diesen Funden sich ergebende Altersbeziehung
als überhaupt für den Monte Marian und überhaupt für die Gegend
von Salona giltig ansehen, so könnte man. ebenso zu dem Schlusse
gelangen, dass der Monte Marian viel älter sei als die Gegend von
Salona.
Es ist begreiflich, dass die geologischen Verhältnisse einer Gegend
bei einer Specialaufnahme, bei welcher das Gebiet kreuz und quer
nach allen Richtungen hin wiederholt durchstreift wird, viel voll-
ständiger erkannt werden als bei einer Forschungsreise, die ganz
der Aufsammlung von Fossilien gewidmet ist. Umgekehrt wird eine
Reise der letzteren Art über die faunistischen Verhältnisse viel voll-
ständigere Aufschlüsse liefern können als eine geologische Kartirung.
Die Positionsbestimmung der Schichten von Salona als mittleres
Lutetien erscheint aber doch, selbst wenn Martelli dort in der
unteren Flyschzone Aufsammlungen gemacht hat, als auffallend niedrig.
Martelli stützt seine Annahme auf das Fehlen von Alveolinen
einerseits und auf das Fehlen der grossen glatten Nummuliten anderer-
seits. Das Erscheinen von N. complanata betrachtet er als ein Zeichen
dafür), dass schon oberes Lutetien vorliege, weshalb er die Fauna
des Hauptnummulitenkalkes (Mischfauna von Formen des dritten,
vierten und sechsten Nummulitenhorizonts) auch schon dieser Subetage
zuzählt.e Da nun aber der Hauptnummulitenkalk am Monte Marian,
sleichwie in den Eocänprofilen bei Trau und Sebenico, schon von
einem Kalke mit einer Mischfauna von. Nummuliten und Alveolinen
unterlagert wird und das Erscheinen der letzteren bereits auf unteres
') Martellie. C. de Stefani, I terreni eoceniei dei dintorni di Met-
kovich in Dalmazia e in Erzegovina. Atti della Reale Accademia dei Lincei. Rendi-
conti 1902. Serie quinta, Vol. XI., Fasc. IV.
Ele c. pagı 116
RK. k. geol. Reichsanstalt. 1903. Nr. 5. Verhandlungen. 15
102 Verhandlungen. Nr. 5
Lutetien hindeuten soll, würde dann als Aequivalent des mittleren
Lutetien fast nichts mehr übrig bleiben. Es dürfte darum passender
sein, den Hauptnummulitenkalk als mittleres Lutetien aufzufassen und
das Fehlen der Numm. complanata in den von Martelli bei Salona
geinachten Aufsammlungen nicht auf eine für die Möglichkeit des
Vorkommens dieser Art zu tiefe Position, sondern auf irgendeinen
anderen Umstand, etwa auf ungünstige Existenzbedingungen zurück-
zuführen.
Ist auch das Auftreten der Nummuliten (wenn man von ihren
Vorläufern absieht) auf eine relativ kurze geologische Zeitspanne
beschränkt, so scheint es doch, dass sie innerhalb dieser Spanne auf
feinere Zeitunterschiede nicht sehr empfindlich reagirten, dass ihr
Erscheinen in verschiedenen Niveaux auf eine ein- oder mehrmalige
Wiederholung von für sie günstigen Lebensbedingungen hinweist und
ihr Fehlen dann theilweise auch mit dem Fehlen solcher Bedingungen
zusammenhängen kann.
Literatur-Notizen.
A. Hofmann. Vorläufiger Bericht über turmalin-
führende Kupferkiese von Monte Mulatto. Sitzungsberichte
der kgl. böhm. Gesellschaft der Wissenschaften in Prag 1903. Vor-
gelegt am 6. Februar 1903.
Durch Herrn Bergrath J. Billek wurde der montangeologischen Sammlung
der k. k. Bergakademie in Pfibram eine von Karten und Profilen begleitete Suite
von Belegstücken aus der Grube Bedovina am Mulat bei Predazzo zur Verfügung
gestellt, welche bezüglich der genetischen Classification des dortigen Vorkommens
von Wichtigkeit ist. Nur wenige ältere Arbeiten, wie Cotta, Klipstein, Dölter
bringen kurze Mittheilungen über die Erzlagerstätten, obwohl diese ein interessantes
Glied in der Kette der berühmten Eruptiverscheinungen des Fleimser Thales
bilden. Aus den Mittheilungen Billek’s geht hervor, dass in der Bedovinagrube
eine 1'5m mächtige Zertrümmerungszone im Melaphyr vorhanden ist, welche
h 10 streicht, 80° SW fällt und aus schmalen, zum Theil parallelen, zum Theil
sich durchkreuzenden Gangspalten besteht.
Noch zwei andere, aber unbedeutende Gänge sind vorhanden, von denen
der eine hoch oben am Westgehänge, der andere am ÖOstgehänge des Mulat zu
Tage tritt. An den Salbändern findet eine innige Verschmelzung mit dem Melaphyr
statt. Die Ausfüllung der Gangspalten besteht aus Kupferkies, Pyrit und etwas
Malachit in Begleitung von Turmalin, Scheelit, Orthoklas, Quarz und Caleit; auch
Apatit und grüner Glimmer wird von Hofmann angeführt, Der Kupfergehalt
reicherer Graupen betrug 31'2°/,, Silber wurde zu 0'012°/,, Gold in Spuren nach-
gewiesen. In dem tiefer unten anstehenden Turmalingranit von Mezzavalle, welcher
Jünger ist als der Melaphyr, findet sich Kupferkies, Pyrit, gelegentlich auch etwas
Bleiglanz zusammen mit lFluorit, Turmalin, Quarz etc. Die Erzeänge gehören also
entschieden in den seltenen Typus „Telemarken (Norwegen) — Tamaya
(Chile)“, sind genetisch durch das Zusammenvorkommen der genannten Mineralien
mit Metallsulfiden den Zinnsteingängen nahe verwandt und verdanken ihre Ent-
stehung wahrscheinlich „pneumatolytischen“ Vorgängen im Granitmagma, beı
welchen neben Schwefel den Fluor-, Bor-, Phosphor- und Wolframver-
bindungen eine wichtige Rolle zufiel. (Dr. F. Kossmat.)
Verlag der k. k. geolog. Reichsanstalt, Wien, III., Rasumofskygasse 23.
Gesellschafts-Buchdruckerei Brüder Hollinek, Wien, Ill., Erdbergstrasse 3.
VS VNATISS,
Sitzung vom 17. März 1903.
Inhalt: BEingesendete Mittheilungen: Prof. Dr. J. Simionescu: Ueber die Ver-
breitung und Beschaffenheit der sarmatischen Schichten der Moldau (Rumänien). — Dr. Franz
Kossmat: Das Gebirge zwischen dem Balathale und der Wocheiner Save. — Vorträge:
Dr. J. Dreger: Vorlage des Blattes Marburg in Steiermark. Fragliche Gletscherspuren. —
Biteratur-Notizen:! E. Weinschenk, H. Graf Keyserling, Dr. Eckert.
Eingesendete Mittheilungen.
Prof. Dr. J. Simionescu. Ueber die Verbreitung und
Beschaffenheit dersarmatischenSchichtenderMoldau
(Rumänien).
Man betrachtete bis jetzt, grösstentheils nach den Arbeiten
Cobälcescu’s, die geologische Beschaffenheit der hügeligen Moldau
zwischen Sereth und Pruth als eine einfache. Auf den vorhandenen
geologischen Karten dieser Region findet man nur die sarmatische,
pontische und levantinische Stufe eingezeichnet. In einer Reihe kleiner
Mittheilungen und in zwei ausführlichen Arbeiten, die in den Denk-
schriften der rumänischen Akademie erschienen sind, wies ich das
Auftreten der oberen Kreide und der zweiten Mediterranstufe an
der Grenze zwischen Moldau und Bessarabien nach. Hier möchte ich
etwas über die sarmatischen Schichten berichten.
Die sarmatischen Schichten der Moldau sind als die directe
Verlängerung des gleichen Horizonts der Bukowina und Bessarabiens
zu betrachten. Sie bilden den Boden der Moldau vom nördlichsten
Theile bis zu einer fietiven Linie, die oberhalb Corni (Distriet Tecuei)
am Sereth beginnend bis zum Städtchen Faleiu (D. Falciu) am Pruth
reichen würde. Fast zwei Drittel der moldauischen Oberfläche ist aus
sarmatischen Bildungen zusammengesetzt, und zwar erscheinen diese
sowohl auf den bis zur Höhe von fast 600 m emporragenden Hügeln
als auch in den tief eingeschnittenen Thälern, während sie an den
Gehängen und Berglehnen gewöhnlich von Lehmablagerungen ver-
deckt sind. Cobälcescu!) zeigte zum ersten Male — und ihm folste
!) Calcarul de la Repedea 1865; Studii geologice si paleontologice. Bucu-
resti 1883.
K. k. geol, Reichsanstalt. 1903. Nr. 6. Verhandlungen. 16
104 Verhandlungen. Nr. 6
Foetterle!) — dass man in den sarmatischen Bildungen der Moldau
zwei petrographisch verschiedene Horizonte trennen kann: einen
unteren, der als Tegel, und einen oberen, der in Form von Sanden,
Sandsteinen, oolithischen Kalken etc. entwickelt ist. Meine Beob-
achtungen erwiesen diese petrographische Zweitheilung als allgemein
giltig, es zeigen also die sarmatischen Bildungen der Moldau eine
frappante Analogie mit denjenigen des Wiener Beckens. Dem Tegel
von Hernals entspricht hier die untere Abtheilung, dem Cerithien-
sandsteine die obere sandige oder kalkige Gruppe.
Der Tegel erscheint immer dort, wo die Bäche tief einschneiden ;
er enthält manchmal (so bei Folticeni) schwache Lignitflötze, mitunter
Gypsknollen und tritt bei Baia (D. Suceava) auf an der Lehne der
subkarpathischen Hügel, ebenso auch bei Tureatca, Bahna (D. Dorohoi),
bei Cornesci (D. Roman) längs des Sereth oder in der Umgebung
von Jassy bis zum Pruth. Der Tegel ist selten fossilführend. Dort,
wo sich Versteinerungen finden, handelt es sich immer um kleine
Schnecken und sehr zarte, dünne Muscheln, welche in der Nähe der
Grenzfläche zwischen dem Tegel und den oberen Schichten auftreten.
Aus der Tiefe sind mir nur wenige sehr zarte und theilweise frag-
mentarisch erhaltene Conchylien bekannt, die aber nicht den sar-
matischen Habitus besitzen. An verschiedenen Localitäten habe ich
folgende Formen gesammelt:
Modiola navieula Dub.
Cardium irregulare Eichw.
»„ .efr. Barboti R. Hoern.
Ervilia podolica Eichw.
Mactra deltoides Dub.
Syndosmya refleea Eichw.
Rissoa angulata Eichw.
„ inflata Andrz.
Die obere petrographische Abtheilung der sarmatischen Ab-
lagerungen besteht aus verschiedenartigen Gesteinen. Weiche ooli-
thische Kalke, die oft als Bausteine gewonnen werden, überwiegen;
dann kommen auch kalkige und kieselige Sandsteine, Sande mit festen
Sandsteinconcretionen vor, ferner kieselige Conglomerate (die be-
rühmten Mühlsteine von Deleni (D. Botosani) und auch Conglomerate,
die aus Kalkbröckeln bestehen und zur Kalkgewinnung gebrannt werden
(Tureateca [D. Dorohoi]). Diese Bildungen haben manchmal eine Mächtig-
keit von über 300 m und bilden ganze Hügelreihen. Sie sind fossil-
führend; aber die Zahl der Arten ist gering, obwohl sie oft in so
srosser individueller Menge vorkommen, dass sie fast gesteinsbildend
erscheinen. So z. B. findet man bei Burdujeni nur Zrvilia podolica,
während bei Repedea Mactra podolica sehr zahlreich ist, bei Scheia
(Vaslui) Cerithium disjunctum und Cardium ürregulare, bei Bunesei
(D. Suceava) Tapes gregaria und Cer. pietum, bei Baia (D. Suceava)
Hydrobia sp. etc.
!) Die Verbreitung der sarmatischen Stufe in der Bukowina. Diese Ver-
handl. 1870.
1903 Sitzung vom 17. März. Prof. Dr. J. Simionescu., 105
Die von mir gefundenen Versteinerungen !) aus den sarmatischen
Schichten der Moldau sind folgende:
Modiola volhynica Kichw. S.2)
»„. navicula Dub. sh.
Cardium irregulare Eichw. sh.
obsoletum Eichw. h.
”
. Fittoni d’Orb. h.
A latesulcatum Münst. ss.
: plicatum Eichw. 88,
protractum Eichw. 8.
var, ruthenicum Hilb. s.
ee Barboti R. Hoern. S,
cfr. Dongingki Sinz, 8,
Tapes gregaria Partsch. h.
inerassata Eichw. s. (= T. gregaria var.
Rimnicensis Font.)
Ervilia podolica Eichw. h,
Donax lucida Eichw. h.
„. efr. dentigera Ss.
Syndosmya reflewxa Eichw.
Congeria Neumayri ve. var, moldavica
Andrs. ss.
Limnium moldavieum Sabba ss.
Solen subfragilis Kichw. h.
Pholas dactylus Linne ss.
Trochus biangulatus M. Hoern. h.
»„ marginatus Dub. ss.
„» papilla Eichw. 38.
A podolicus Dub. 8.
n„. ..pictus Eichw. S,
Turbo Neumayri Cob,
Buceinum duplicatum Sow. h.
a Pauli Cob. ss.
Cerithium disjunetum Sow. sh.
Duboisi M. Hoern. ss.
lignitarum Eichw. ss.
”
N
.; nodosoplicatum M. Hoern. 8.
5 pietum Bast. sh
£ » var. Be Font. s.
rubiginosum Eichw.
Bulla Lajonkaireana Bast, h.
„ eonvoluta Broccht 8,
Hydrobia ventrosa Mont, h.
- Frauenfeldi M. Hoern. s
kRissoa (Mohrensternia) angulata Eichw. s
inflata Andrz. 8.
”» ”
!) cfr. La faune tortonienne et sarmatique de la Moldavie. Annales sc. de
/’Universite de Jassy. T. II, 1902.
2) 8. = selten; sg, = sehr selten; h, — häufig; sh. =
16*
106 Verhandlungen. Nr. 6
Neritina Grateloupeana Fauj. s.
: rumana Sabba Ss.
» .. lineata Sinz. ss.
„ bessarabica Sinz. SS.
Melanopsis Andrusowi Brus. SS.
> Sinzowi Brus. SS.
Planorbis sp. 88.
Helix sp. ss.
Membranipora lapidosa Pallas.
Microporelia vertebra Sinz.
Serpula gregalis Eichw.
Wenn man die genaue Stellung der sarmatischen Ablagerungen
der Moldau nach dieser Liste feststellen will, muss man die werth-
vollen Arbeiten von Sinzow, Andrusow und Lascarew berück-
sichtigen. Schon im Jahre 1882 hat Sinzow!) auf Grund der von
ihm gemachten Forschungen in Bessarabien die sarmatischen Ab-
lagerungen in zwei Horizonte getheilt, und zwar:
a) unterer Horizont oder Schichten mit Ervilia podolica,
b) oberer Horizont oder Mactra-Kalke.
Später (1893) gab er?) dem letzten den Namen Nubecularia-
Schichten nach der Foraminiferengattung Nubecularia (novorossica
Sin2. und Karrer), die in grosser Menge auftritt; gleichzeitig publi-
eirte er die Versteinerungen, welche jedem Horizonte eigen sind.
Andrusow?°) behielt für das westliche Russland die Eintheilung
Sinzow’s, obwohl er die Namen Ervilien- und Nubecularienschichten
als „nur auf gewisse Facies der unteren und der oberen sarmatischen
Schichten anwendbar“ weglässt. Nach Andrusow wäre in Südrussland
folgende Dreitheilung der sarmatischen Stufe zu finden:
1. Obere Abtheilung; gut entwickelt im Gouvernement Kerson,
in der Krim und weiter bis zum Caspisee.
2. Mittlere Abtheilung (= Nubecularienschichten Sinzow’s).
3. Untere Abtheilung (= Ervilienschichten Sinzow’s).
Da die erste Abtheilung im Gouvernement Kerson wohl entwickelt
ist, die zweite in Bessarabien, die dritte in Volhynien und da die oben
angeführte Dreitheilung als festgestellt zu betrachten ist, so schlage
ich folgende Namen für jede Abtheilung vor:
Kersonsche Unterstufe (Kersonien).
Sarmatische Stufe ‘ Bessarabische Unterstufe (Bessarabien).
Volhynische Unterstufe (Volhynien).
!) Geologische Untersuchungen Bessarabiens. Mat. f. d. Geol. Russlands.
Bd.*XI (russisch). Odessa.
?) Ueber die paläontologischen Beziehungen des neuruss. Neogen zu den
gleichen Schichten Oesterreich-Ungarns und Rumäniens. Zap. novor. Obst. Est.
Bd. XXI (russ. mit deutsch. Resume). Odessa.
%) Die südrussischen Neogenablagerungen. II. Theil 1899, III. Theil 1902.
St. Petersburg. Environs de Kertsch. XXX. Guide du Congres geol. internat. 1897.
1903 Sitzung vom 17. März. Prof. Dr. J. Simionescu, 107
Wenn man die oben angegebenen Versteinerungen, welche man
in der Moldau findet, mit denjenigen vergleicht, welche nach Sin-
zow für je eine Abtheilung charakteristisch sind, so ersieht man, dass
nur Cardium Fittoni und Mactra podolica das Bessarabien andeuten,
während alle anderen dem Volhynien eigenthümlich sind. Aber bei
Bohotin (Pruth) und bei Negri (Sereth) treten auch diese beiden
Formen zusammen mit anderen volhynischen Versteinerungen auf,
während bei Scheia (D. Vaslui) Mactra podolica grösstentheils in
Schichten zu finden ist, welche unter dem Lager des Card. Fittoni
folgen. Aus dem Gesagten geht hervor, dass in der Moldau nur das
Volhynien als sichergestellt erscheint, was auch für Ostgalizien, West-
Volhynien, Podolien und Nordbessarabien zutrifft‘). Das Bessarabien
ist noch nicht sicher nachgewiesen; es wurde weder Nubecularia
sefunden, noch die prächtige Fauna, welche von Sinzow und
R. Hoernes aus der Umgebung von Kischinew beschrieben wurde
und aus vielen Arten der Gattungen Phasianella, Turbo, Trochus etc.
besteht. Höchstens könnte man zu der Annahme gelangen, dass die
obersten sarmatischen Schichten der Moldau in einer Zeit abgelagert
wurden, als die bessarabische Fauna sich zu differenziren begann.
Sie konnte aber in der Moldau nicht zur vollen Entwicklung gelangen
wie in Bessarabien, weil der Boden schon langsam auftauchte. Man
findet in einigen Localitäten sehr viele Tapes incrassata, Formen,
welche nach Sinzow und Andrusow2) nur in den mittleren sarma-
tischen Schichten vorkommen.
Das Kersonien und die maeotischen Schichten fehlen ganz.
Eine einzige Localität scheint eine Ausnahme zu machen. Schon
1896 machte Sabba Stefanescu bekannt°®), dass bei Bohotin
(Distriet Faleiu, Pruththal) Süsswasserconchylien gemengt mit marinen
Formen in denselben Schichten beisammen vorkommen. Hier ist die
Liste der von mir an dieser Localität gesammelten Versteinerungen:
Modiola navicula Dub.
Cardium Fittoni d’Orb.
& irregulare Bichw.
Mactra podolica Eichw.
»„ fabreana d’Orb.
Tapes gregaria Partsch.
Solen subfragilis Bichw.
Limnium moldavicum Sabba.
Öongeria Neumayri Andrs.
vor. moldavica Andrs. *)
Trochus biangulatus M. Hoern.
Turbo Neumayri Oob.
Buccinum duplicatum Sow.
!) Lascarew, Ueber die sarmatischen Ablagerungen einiger Localitäten
des Gouvernements v. Volhynien. Zap. Novoros. Obst. Est. Bd. XXI. Odessa.
2) 1. c. III. Theil, pag. 357.
°) Etude des faunes sarmatiques, pontiques et levantines de la Roumanie
Paris 1896.
*) Gütigst von Herın Prof. N. Andrusow bestimmt.
108 Verhandlungen. Nr. 6
Buceinum Pauli Cob.
Cerithium disjunetum Sow.
3 lignitarum Eich.
5 rubiginosum Bichw.
Neritina bessarabica Sinz.
R rumana Sabba.
lineata Sinz.
Melanopsis Andrusowi Brus.
" Sinzowi Brus.
Wenn die angegebenen Formen auf eine Aussüssung des Meeres
hindeuten, spricht die stratigraphische Lage der betreffenden Schichten
entschieden gegen die Annahme, dass sie als Uebergangsbildung
zwischen dem Kersonien und der pontischen Stufe aufzufassen wären.
Die Schichten mit der citirten Fauna sind die unmittelbare Fort-
setzung der sicher volhynischen Schichten, die unweit Bohotin, bei
Raducaneni und Bazga erscheinen und ihrerseits Formen enthalten,
welche gänzlich mit solchen von Repedea übereinstimmen. In Folge
dessen haben wir es bei Bohotin mit einer Mischung von Süsswasser-
und marinen Conchylien zu thun, die nicht selten in der Erdgeschichte
zu treffen ist. Nicht weiter als in der Umgebung von Kischinew, bei
Lopuschna, wurde eine ähnliche Fauna von Sinzow beschrieben.
Die Lopuschnaer Sande, die diese Fauna beherbergen, gehören nach
Andrusow!) dem Bessarabien an. Ebenso wurde in Siebenbürgen
vonA.Koch?) bei Szakadat eine Fauna gefunden, die auch aus marinen
und Süsswasserconchylien besteht.
Bezüglich der sarmatischen Schichten der Moldau steht noch
eine Frage offen. Sind die Thone, welche das Liegende der sarma-
tischen Sandsteine etc. bilden, nur von sarmatischem Alter? Ich habe
nachgewiesen, dass sich der Thon continuirlich über die ganze nörd-
liche und mittlere Moldau ausdehnt; überall, wo diesbezügliche Beob-
achtungen gemacht wurden, erreicht er eine beträchtliche Dicke.
So besitzt er zum Beispiel in der Umgebung von Jassy eine Mächtig-
keit von über 400 m, da er den Hügel Repedea bis zur Höhe von
240 m bildet und bei einer Tiefbohrung, obwohl man 200 m tief
bohrte, das Liegende nicht erreicht wurde. Ebenso fand man weiter
nördlich, bei Deleni, denselben Thon bis zu einer Tiefe von 300 m.
Auch dort, wo dieser Thon sich an die subkarpathische Salzformation
anlehnt, bei Carligi (District Roman), beträgt seine Tiefe über 76m,
ohne dass man das Liegende erreichte. Der oberste Theil dieser
Bildung ist nach den oben angegebenen Versteinerungen sicher den
sarmatischen Schichten einzureihen, Meiner Meinung nach gehören
die tiefsten Theile des Thones bereits einer anderen Tertiärstufe an
als die darüberliegenden Ablagerungen und stellen in der hügeligen
Region der Moldau die miocäne Salzformation vor.
!) Zur Frage über die Classification der südrussischen Neogenablagerungen.
Dorpat 1898, pag. 40.
?) Die Tertiärbildungen des Beckens der siebenbürgischen Landestheile,
II. Neogene Abth, Budapest 1900, pag. 183.
1903 Sitzung vom 17. März. Prof. Dr. J. Simionescu. 109
Nach den bisher ausgeführten Studien in Galizien ergibt sich
deutlich, dass die Abtheilung. welche man als Schlier zusammenfasste,
nichts anderes ist als eine Facies der ersten und zweiten Mediterran-
stufe. „Der Schlier“, sagt Hilber!), „vertritt wahrscheinlich die erste
Mediterranstufe, sicher die untere, vielleicht auch die obere Ab-
theilung der zweiten.“
In der subkarpathischen Region Galiziens liegt der Schlier ohne
Discordanz unter den sarmatischen Schichten. Dieselben Beziehungen
wurden auch in Rumänien beobachtet. (siegen Osten, bei Radautz am
Pruth, zeigte ich, dass die sarmatischen Schichten in die gypsführenden
Schichten der zweiten Mediterranstufe übergehen, welche transgre-
dirend auf obercretacischer Mergelkreide liegen ?). Gegen Westen,
im Bacäuer Distriet, beobachtete Teisseyre?) Nulliporenkalke,
welche mit Palla und den übrigen Gesteinsgliedern der Salzformation
wechsellagern, dicht im Liegenden der sarmatischen Schichten.
Ebenso wurde im Distriet Ramnicu-Sarat keine Lücke zwischen
der miocänen Salzformation und den sarmatischen Schichten beob-
achtet). Im Osten, also auf dem Rande der russischen Tafel),
gehen Schichten der zweiten Mediterranstufe ohne Unterbrechung in
die sarmatischen Bildungen über, gegen Westen treten diese
letzteren Schichten über der Salzformation auf, welche Bänke von
Nulliporenkalken enthält; dazwischen, in einer tiefen Depression,
die sich vom Rande der Karpathen bis ungefähr zum Pruth parallel
den ersteren ausdehnte, kamen feinkörnige Thone in einem ruhigeren
Wasser zur Ablagerung. Der Thon ist also in seiner unteren Lage
als der subkarpathischen miocänen Salzformation (theilweise zweite
Mediterranstufe) äquivalent aufzufassen. Die Flüsse, welche aus den
schon theilweise emporgehobenen Karpathen kamen, versüssten allmälig
das Meerwasser und ermöglichten das Vorkommen der sarmatischen
Formen.
Ausser den stratigraphischen Beziehungen spricht zu Gunsten der
ausgesprochenen Meinung auch die zuerst vom Prof. P. Poni hervor-
gehobene Thatsache, dass die Thone eine grosse Menge verschiedener
Salze enthalten (hauptsächlich Sulfate und Chloride von Na, K, Mg).
Das Wasser, welches aus der Tiefe von 160 m bei der Tiefbohrung
von Jassy heräusströmte, zeigte folgende Zusammensetzung:
!) Die Stellung des ostgalizischen Gypses und sein Verhältnis zum Schlier.
Diese Verhandlungen 1881.
?) Contributions & la geologie de la Moldavie. Annales sc. de l’Universite
de Jassy. Tome III 1903 (Im Druck). — Ein Profil im nordöstlichen Theile der
Moldau. Diese Verhandl. 1897.
®) Zur Geologie der Bacäuer Karpathen. Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. Bd. 47,
1897, pag. 669.
*) L. Mrazec und W. Teisseyre, Apergu geol. s. 1. formations saliferes
et les gisements de sel en Roumanie. Moniteur des interets petroliferes Nr. 45,
1902, pag. 146.
5) Erreicht die russische Tafel Rumänien? Centralblatt für Min., Geol. u.
Paläont. Stuttgart 1901.
110 Verhandlungen. Nr. 6
0/
00
Nacı Men. 18-8172
Much me. 00042
CaCO: Ma... 0.1318
M980, . 2 2. 02468
08100, Me. 0:0823
Ueberall, wo der Thon entblösst ist, erscheinen an seiner Ober-
fläche nach einer mehrtägigen Trockenheit mächtige Efflorescenzen,
die vorwiegend aus Sulfaten und Chloriden von Na, K und Mg zu-
sammengesetzt sind !).
Berühmt sind die Bitterwasserquellen (Breazu, Väilutza), die
aus dem subsarmatischen Thone entspringen und in ihrer chemischen
Zusammensetzung nicht viel von den Quellen, welche aus der sub-
karpatischen Salzformation heraustreten, abweichen.
Zu den sarmatischen Schichten gehört auch der Stancakalk,
welcher längs des Pruth in den Distrieten Dorohoi und Botoschani
auftritt und als die südlichste Verlängerung der sonderbaren Toltry-
Rücken Bessarabiens anzunehmen ist. Wie es bekannt ist, wiesen
Teisseyre und Hilber nach, dass ähnliche Kalke, welche die
Myodobaren-Rücken Ostgaliziens bilden, zu den sarmatischen Ab-
lagerungen gehören.
Es ist das Verdienst Michalski’s?), die wahre Natur des Toltry-
kalkes gezeigt zu haben. Dieser Geologe wies nach, dass der Kern
des Toltrykalkes aus Vermetus- und Korallenkalk mediterranen Alters
gebildet ist; darüber folgt Bryozoen- und Serpulakalk sarmatischen
Alters. In der Moldau ist nur der letzte zu sehen in Form von
kleinen, parallel verlaufenden Steinrücken, welche gegen Norden an
Höhe abnehmen °).
Die als Steinkerne erhaltenen Versteinerungen (Cardium pro-
tractum, Modiola navicula, Rissoa inflata) weisen auf das sarmatische
— und zwar volhynische — Alter hin. Es ist nicht ausgeschlossen,
dass auch in Rumänien die sarmatischen Kalke in der Tiefe in marine
übergehen, da viele Austernschalen in dem genannten Kalke auf-
gefunden wurden. Dass der Stancakalk sarmatisch ist, zeigen nicht
nur die oben genannten Versteinerungen, sondern auch einige strati-
graphische Beobachtungen. Es wurden nämlich bei Liveni (D. Dorohoi)
auf dem nördlichen Abhange des Kalkrückens dünne Einschaltungen
von Kalk zwischen sarmatischen Sanden und Thonen gefunden; ähn-
liche Verhältnisse wurden auch in Ostgalizien von Teisseyre nach-
gewiesen.
!) P. Poni, Etudes sur les mineraux de la Roumanie. Annales scientifiques
de l’Universite de Jassy t. I, 1901.
?) Sur la nature geologique de la Chaine de Collines de Podolie nommees
Toltry. St. Petersbourg 1895.
®) J. Simionescu, Ueber das Auftreten des „Toltry“-Kalkes in Rumänien.
Diese Verhandlungen 1899.
1903 Sitzung vom 17. März. Dr. Franz Kossmat. 111
Dr. Franz Kossmat. Das Gebirge zwischen dem Bata-
thale und der Wocheiner Save.
Der hohe Dachsteinkalkrücken, weleher die Wasserscheide
zwischen dem Save- und Bacathale bildet, stellt in geologischer und
orographischer Beziehung den südlichsten Abschnitt der julischen
Alpen dar. Von dem bekannten Aussichtsberge Cerma prst (1844 m)
an nimmt die Kammhöhe gegen Westen zu (Skerbina 1997 m, Bogatin
2008 m), und endlich verschmilzt die ganze Erhebungszone oberhalb
des schroffen Thalabschlusses der Wocheiner Save mit dem verkarsteten
Hochgebirge des Triglav; gegen Osten erfolgt ein allmäliger Ueber-
gang in das ausgedehnte Waldplateau der Jelovca, ebenso wie auf
der anderen Seite der Save das Triglavmassiv sich zur Pokluka
herabsenkt.
Der gegenwärtig im Bau begriffene Wocheiner Tunnel, dessen
Achse in der Richtung N 5° W unter der Kobla (1492 m) durchgelegt
ist, wird den Ort Feistritz im Savethal mit Podbrdo (oberes Batathal)
verbinden und den besprochenen Gebirgsrücken circa 3 km östlich der
Cerna prst in einer Länge von 6334 ın durchschneiden, wobei fast
sämmtliche in diesen Gegenden vertretenen Schichtglieder angetroffen
werden müssen, so dass ein sehr wichtiges Profil zu erwarten ist.
Das Hauptinteresse, welches sich an diese Grenzregionen zwischen
den julischen Alpen und dem Baöagebiete knüpft, liegt in der zum
Theil ganz eigenthümlichen faciellen Ausbildung einzelner Schicht-
gruppen, welche auf ziemlich engem Raume ganz erheblichen Aende-
rungen unterliegt. Ich gehe in Folge dessen bei der geologischen
Darstellung von der stratigraphischen Beschreibung aus.
I. Palaeozoische Schiefer.
Im oberkrainischen Hügellande, welches von den beiden Zeier-
thälern durchzogen wird, nehmen palaeozoische Schichten einen sehr
bedeutenden Raum ein und zeichnen sich durch grosse Mannigfaltigkeit
der petrographischen Beschaffenheit aus, indem ausser Thonschiefern,
Grauwackensandsteinen und Conglomeraten auch Kalke und Dolomite
in grosser Mächtigkeit vertreten sind. Das palaeozoische Alter wird
nicht nur durch die Lagerungsverhältnisse, sondern auch durch ver-
einzelte Fossilreste erwiesen; ich fand im Vorjahre Produetus lineatus
Waagen in zwei schönen Exemplaren bei Vandrove am Südfusse des
Blegas und zahlveiche Oyathophyllum sp. bei Leskouc, westlich desselben
Berges. Die Frage, ob ausser Carbon noch andere palaeozoische
Formationen vertreten sind, muss einstweilen offen gelassen werden.
In das Badagebiet ragt dieses älteste Schichtsystem nur in Form eines
schmalen, aus schwarzen Thonschiefern mit dünnen Kalkschmitzen
gebildeten, nördlich einfallenden Aufbruches hinein, welcher westlich
von Zarz die Wasserscheide zwischen dem Isonzo- und Donaugebiete
überschreitet, in der Breite von 200-500 m oberhalb Bada di Pod-
brdo durchstreicht und sich gegen den Ort Steräice wendet, wo er
auskeilt. Innerhalb dieses Verlaufes bildet der Zug eine scharfe
Grenze zwischen den mesozoischen Bildungen des Wocheiner Berg-
&. k. geol. Reichsanstalt. 1908. Nr. 6, Verhandlungen. 17
12 Verhandlungen. Nr. 6
landes und den faciell theilweise abweichendenGesteinen des Porezen-
gebietes, aus welchen am nördlichen Hange des Batathales noch die
Umgebung des Znoileberges besteht. Die petrographische Aehnlichkeit
der palaeozoischen Schiefer mit manchen Gesteinen, welche in den
jurassischen und cretacischen Schichten vorkommen, hat bei den Ueber-
sichtsaufnahmen durch Sturt) und Lipold2) Anlass zu Verwechs-
lungen gegeben, von denen auch meine erste Notiz über das Bacathal
nicht frei ist, obwohl in ihr das cretacische Alter der früher für
silurisch gehaltenen Schiefer von Podbrdo betont ist ?),
Triasformation.
1. Das Dachsteinkalkgebirge.
Die grosse Masse des höheren Gebirges südlich der Wocheiner
Save besteht aus obertriadischen Schichten, welche grösstentheils als
lichte, gut geschichtete Dachsteinkalke entwickelt sind, stellenweise
aber auch stark dolomitisch werden und sich dadurch der Facies des
Hauptdolomits nähern. Von Fossilien findet man ausser Megalodonten-
und Korallendurchschnitten in der Regel nichts.
Die Schichtung fällt von der Cerna prst bis zum Hochkogel steil
nach N und NNW und wird im unteren Theil der Südabfälle flacher,
so dass eine völlige Ueberkippung gegen die anstossende jurassische
Zone zu Stande kommt. Weiter im Westen bleiben die Verhältnisse
eine Zeit lang die gleichen: flaches, bergwärts gerichtetes Einfallen
näher der Grenze gegen die Juraschichten und steile, fast senkrechte
Schichtenstellung in der Kammregion. Zwischen Hochkogel und Spitz-
kogel entspricht die Lagerung in der Höhe einer steilstehenden, fast
O—W streichenden Antiklinale; an der Hradica aber vollzieht sich
eine Aenderung, indem sich das Fallen steil gegen SW, die Streich-
richtung nach SO wendet und sich in dieser Weise bis zum Südabsturze
fortsetzt, so dass sie mit der O—W verlaufenden Grenze gegen die
jüngere Vorlage einen Winkel bildet, mithin durch einen Bruch ab-
geschnitten wird.
In tektonischer Beziehung scheint das Gebirge zwischen der
Öerna prst und der Hradica ein Gewölbe darzustellen, dessen südlicher
Schenkel steil aufgestellt und randlich oft überkippt, ja sogar über-
schoben ist, während der nördliche, wie aus einigen Beobachtungen über
die Fallrichtung hervorgeht, in sanfterer Lagerung gegen die Wochein
absinkt.
!) D. Stur, Das Isonzothal von Flitsch abwärts bis Görz, die Umgebung
von Wippach, Adelsberg, Planina und die Wochein. Jahrb. d. k. k. geol. R.-A.
1858, pag. 324 ff.
2) M. V. Lipold, Bericht über die geologischen Aufnahmen in Oberkrain
im Jahre 1856. Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 1857, pag. 220.
3) F. Kossmat, Geologisches aus dem Ba@athale im Küstenlande. Verhandl.
d. k. k. geol. R.-A. 1901, pag. 103 ft.
Die Verlängerung des palaeozoischen Zuges der Skizzenkarte pag. 104 bis
über Deutsch-Ruth beruht auf einer Verwechslung mit parallel streichenden und
verflächenden Kreideflyschzonen ; die Einzeichnung von zwei palaeozoischen Auf-
brüchen im Badathale zwischen Hudajufna und Podbrdo ist veranlasst durch das
Auftreten von schwarzen Schiefern in den jurassischen Bildungen.
1903 Sitzung vom 17. März. Dr. Franz Kossmat. bis
Oestlich der Crna prst nimmt die Höhe rasch ab, und das Ge-
birge geht in das waldige Plateau der Jelovca über, von welchem
aber nur ein ziemlich kleiner Theil in mein Aufnahmsgebiet fiel. Das
Sehichtenstreichen scheint hier sehr zu wechseln und tritt uuter ver-
schiedenen Winkeln an den südlichen Bruchrand gegen das grosse
palaeozoische Gebiet von Öberkrain hinaus.
Während die Jelovca ganz den Landschaftscharakter des Terno-
waner und Birnbaumer Karstwaldes besitzt, zeigt der Gebirgstheil
westlich der Cerna prst eine Annäherung an die Hochgebirgsformen
der südlichen Kalkalpen; es entwickeln sich scharfe Spitzen, Grate
und an der Nordseite des Kammes karähnliche Mulden. Ein deutliches
schuttbestreutes Kar dieser Art ist auf der Nordseite der Öerna prst
(gegen die OroZzenhütte) vorhanden und reicht bis in eine Höhe von
eirca 1400 m hinab. Nach den in anderen Kalkgebieten gemachten
Beobachtungen ist es möglich, dass die Verbreitung dieser Ober-
flächenformen auch hier mit den alten Gletschergebieten zusammen-
fällt; die Höhe der glacialen Schneegrenze wäre dann auf der Nord-
seite des Kammes nicht viel von 1700 m verschieden gewesen, SO
dass sich kleine Gletscher entwickeln konnten; auf der Südabdachung
dürften kaum nennenswerthe Firnflecken bestanden und Gletscher
überhaupt gefehlt haben, wie schon eine Beobachtung der Terrain-
configuration zeigt. Moränenspuren zu beobachten gelang mir nicht.
2. Die Triasentwicklung im Gebiete des Baöathales.
Wie in meiner oben eitirten Arbeit (Verhandl. 1901) ausgeführt
wurde, beginnt die Triasformation im Bereiche des Batathales mit
einem sandig-schiefrigen Horizont, welcher sich durch seine Fauna
als mitteltriadisch erweist und an die Cassianer oder Carditaschichten
nahe anschliesst. Die darüber folgenden mächtigen grauen Kalk- und
Dolomitmassen, welche ihrer Lagerung nach ein Aequivalent der
oberen Triaskalke darstellen müssen, zeichnen sich durch ihren ganz
ungewöhnlichen Reichthum an Hornsteinconeretionen aus und stechen
dadurch sehr auffällig von den Dachsteinkalken des Wocheiner Gebirges
ab, denen sie sich im Knezathale räumlich schon auf wenige hundert
Meter nähern. Diener erwähnt in seiner Arbeit über den Central-
stock der julischen Alpen das Vorkommen von sehr hornsteinreichen
Kalken der oberen Trias in der Pokluka!); es scheint, dass es sich
hier um ein Analogon zu diesen Schichten des Batagebietes handelt,
so dass also zwischen ihnen und dem echten Dachsteinkalke doch eine
Vermittlung bestünde.
Lias-Jura.
Während die grosse Verbreitung einzelner Lias-Juraschollen inner-
halb der Hochgebirgs- und Plateauregionen der julischen Alpen bereits
durch die ältesten Aufnahmen und durch die Arbeiten Diener’s
festgestellt ist, wurde die randliche Zone dieser Gesteine, welche im
!) C. Diener, Ein Beitrag zur Geologie des Centralstockes der julischen
Alpen. Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. Wien 1884, pag. 695.
17
114 Verhandlungen. Nr. 6
Entwässerungsgebiete der Baca und in der Tolmeiner Gegend eine
sehr bedeutende Rolle Spiei mit den Kreidebildungen zusammen-
geworfen.
Auch zur Zeit der Abfassung meines geologischen Berichtes über
das Bacathal war es mir in Folge der complieirten Lagerungsverhältnisse
und des Fossilienmangels noch nicht möglich, eine Trennung der
beiden Formationen durchzuführen, weshalb ich sie in der Skizzen-
karte als „Jura-Kreide* ausschied. Erst das Studium der Gebirgsregion
zwischen der Baca und der Wochein brachte eine Reihe von Beob-
achtungen, mit deren Hilfe auch die Verhältnisse in den südlicher
gelegenen Theilen zu klären sind.
Unmittelbar südlich des Gipfels der Cerna prst ist ein ganz
schmaler Zug von sehr dunklen, leicht zerfallenden Schiefern steil in
den Schichten des Dachsteinkalkes eingepresst und lässt sich in der
ONO-Richtung bis in den oberen Theil des gegen die Mallnerhütte
hinabziehenden Felsenkessels verfolgen. Ein ähnlicher, aber noch
kürzerer Zug, der sich ebenfalls schon von weitem durch seine Farbe
und Gesteinsbeschaffenheit deutlich von den weissen Kalkmassen
abhebt, durchsetzt den Rücken, welcher eirca !/; km westlich der
Öerna prst den Hauptkamm mit dem 1649 m hohen Lisee im Norden
verbindet. Die gleichen schwarzen Schiefer stehen in Begleitung von
braunen Sandsteinen bei der OroZen-Schutzhütte an, ziehen in ostsüd-
östlicher Richtung auf die Öerna gora hinauf und lassen sich in der
Umgebung der Mallnerhütte zum Ravnickasattel (13563 m) zwischen der
Cerna prst und der Kobla verfolgen, bis sie im oberen Theile des
Trockenthales nördlich vom letzteren Berge als schmale, steil auf-
gerichtete Gesteinszone gänzlich auskeilen.
Die einzelnen Fundstücke von Manganerz und Mangankiesel in
dem Thale scheinen mit dem Auftreten dieser Schiefer zusammen-
zuhängen.
Geht man hingegen vom Ravnickasattel entlang des Aussenrandes
der Kalkmasse nach SW, so sieht man, dass das schmale, von einem
Fusssteig benützte Band zwischen den Felsabbrüchen der überkippten
Dachsteinkalke und denen der tiefer unten anstehenden Gesteine von
demselben schwarzen Schiefer gebildet wird, welcher sien bis an die
mächtige Schutthalde von SterZiSce verfolgen lässt. An verschiedenen
Punkten, wo die Grenze zwischen Dachsteinkalk und Schiefer auf-
geschlossen ist, lässt sich beobachten, dass beide Gesteine mitein-
ander im Verbande stehen, indem sich Bänke des ersteren zwischen
Schieferlagen einschalten und in ihnen allmälig auskeilen.
Die Erhebung der Öerna prst ist demnach im Süden, Osten und
theilweise auch im Norden von diesen jüngeren Bildungen umschlossen,
was mit der früher geäusserten Vorstellung vom sewölbeähnlichen
3jau dieses Gebirgstheiles übereinstimmt. Fossilien haben sich in den
schwarzen Schiefern, welche ich auch weiter im Osten bei Ober-
Daine als isolirten Erosionsrest im Dachsteinkalkplateau auffand, nicht
gezeigt.
Geht man von der Mallnerhütte oder dem Ravnickasattel gegen
Norden, so erhält man folgendes Profil durch eine steil aufgestellte,
OSO streichende Schichtenfolge :
1903 Sitzung vom 17. März. Dr. Franz Kossmat. 115
1. Dachsteinkalk der Oerna prst.
2. Schwarze Schiefer.
3. Graue und röthliche Kalkschiefer und plattige Kalke mit
Hornsteinausscheidungen. Fast senkrechte Schichtstellung.
4. Lichte Crinoidenkalke mit Brachiopoden, Phylloceras Partschi
Stur, Pleurotomaria sp. Hornsteinausscheidungen vorhanden. Schichten
fast senkrecht aufgestellt.
5. Weisser und grauer, splittrig brechender Oolith, welcher jenem
des Ternowanerwaldes gleicht. Sehr steil SSW oder NNO fallend.
6. Dachsteinkalk der Cerna gora.
In dieser Schichtenfolge erweist sich der Crinoidenkalk (4) durch
Fossilführung und Gesteinsbeschaffenheit als sicheres Aequivalent der
liassischen Hierlatzkalke, welche bekanntlich in der Wochein ganz
ausgezeichnet entwickelt sind. Die Aufeinanderfolge der Abtheilungen
2, 3 und 4 stimmt wohl mit einem Profile überein, welches Stur
östlich von Kopriunig beobachtete: 1. Schiefer und Sandsteine;
2. Hornsteine und rothe Mergelschiefer mit Ammonites radians ;
3. weisse Crinoidenkalke ).
Die auch von Stur pag. 19 erwähnten Oolithe der Öerna gora
scheinen das jüngste Glied der hier entwickelten Serie zu sein, ebenso
wie die entsprechenden Gesteine von Garse östlich von Feistritz, und
würden somit auch stratigraphisch den Oolithen des Ternowanerwaldes
entsprechen, welche den Uebergang vom Lias zum Dogger vermitteln.
Demnach muss also die Grenze dieses Juraprofils gegen die
nördlich davon anstehenden Dachsteinkalke der Cerna gora ein Bruch
sein, wofür auch die Thatsache spricht, dass die gegen den MosSie gut
entwickelte Oolithzone im Westen verschwindet, so dass in der Nähe
des OroZenhauses Crinoidenkalk und Liasschiefer mit der nördlichen
Dachsteinkalkmasse zusammentreffen, worauf der Lias-Jurazug bald
gänzlich ausspitzt.
Der Oolith zeigt am MoSic Uebergänge in Dolomite und Crinoiden-
kalke, welche man in der Richtung gegen Zarz über den Zlatnik, Leiner
und Trauck verfolgen kann; das herrschende Verflächen ist N und
NNO, während der Dachsteinkalk auf dem Wege zwischen Zarz und
Deutsch-Gereuth (bei MoZe) und oberhalb von Daine nach NNW fällt,
was gleichfalls auf die Existenz eines Bruches zwischen beiden Gesteins-
gruppen schliessen lässt. Ich erhielt einige Liasfossilien, darunter
!) Manche Aehnlichkeit zeigt auch ein Durchschnitt, den F. Teller durch
die Liasschichten am Südabhang der Vigunsca gibt. (Das Alter der eisen- und
manganerzführenden Schichten im Stou- und Vigunsca-Gebiete an der Südseite
der Karawanken. Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. Wien 1900, pag. 413—417.) Ueber
dem Dachsteinkalke folgt:
1. Grauer mergeliger Plattenkalk und Hornstein
2. Dunkler, sehr klüftiger Schieferthon, dessen Fragmente Manganbeschläge
zeigen (Manganschiefer).
3. Manganerzlager.
4. Rother Kalk mit Liascephalopoden (Adneter Facies) und harte, splittrig
brechende Crinoidenkalke (Hierlatzfacies).
5. Lichte hornsteinführende Plattenkalke.
Im Schlussworte verweist der Autor auf die Beziehung zu den Liasbildungen
des Wocheiner Gebietes.
116 Verhandlungen, Nr. 6
Brachiopodenfragmente und ein Harpoceras sp. von Zarz, wahrscheinlich
aus der Schutthalde des Keräethales, auf welcher ein grosser Theil
des Ortes steht. Die Jurazone findet hier ihr Ende, weiter östlich
trifft der Dachsteinkalk überall, mit Ausnahme der schon erwähnten
Stelle bei Ober-Daine, unmittelbar mit den palaeozoischen Gesteinen
des Zeiergebietes zusammen.
Ich bin bei dieser Erörterung von dem Profile ausgegangen,
welches man vom Ravnickasattel gegen Norden ziehen kann. Verfolgt
man hingegen von dieser Stelle den Fusssteig, welcher knapp am
Gebirgsrande gegen Südosten zur Kobla hinaufführt, so kommt man
aus dem schwarzen Schiefer ebenfalls bald in Mergelschiefer und
hornsteinführende plattige Kalke, welche weiterhin durch 600 NNW
fallende Crinoidenkalke ersetzt werden; aus solchen Gesteinen besteht
der Gipfel des Kobla. Man darf in diesen Schichten den überkippten
Südflügel jener Antiklinale erblieken, deren Achse durch den Aufbruch
der schwarzen Schiefer und weiter im Westen durch das Dachstein-
kalkgewölbe der Öerna prst bezeichnet wird. Die Crinoidenkalke des
Kobla lassen sich zusammen mit den sie begleitenden Hornsteinkalken
und Dolomiten gegen Osten über den Batapass (Rindloch) zum Zlatnik
verfolgen und bilden in dieser Gegend ein Ganzes mit dem oben
beschriebenen Kalkzuge der Öerna gora und des Mosic.
Die Oolithfacies ist mir in der Gesteinszone der Kobla noch auf
der Höhe des Ba@apasses, wo sie von Hornsteinkalken !) und Dolo-
miten begleitet wird, bekannt; daran schliesst sich im Süden, also
gegen den palaeozoischen Aufbruch, eine abwechslungsreiche, gleich-
falls steil bergwärts fallende, also überkippte Schichtenfolge aus
Schiefern mit eingelagerten Kalkbändern an, wobei die letzteren sich
im Terrain sehr deutlich durch ihre schroffen Formen abheben. Unter-
halb der Kobla sind zwei derartige Einlagerungen von grauem horn-
steinführenden Kalke vorhanden, welche in röthlichen und dunkelgrauen,
zum Theil mergeligen, zum Theil kieseligen Schiefern eingeschaltet sind.
Ein häufiges und auffälliges Vorkommen sind röthliche Kieselschiefer,
welche von zahlreichen weissen, scharf begrenzten Caleitadern im
Sinne der Olavageflächen durchsetzt sind; nicht selten findet man auch
Einlagerungen von deutlich geschichteten Hornsteinmassen, welche
oft über 10 m mächtig sind und in Kieselschiefer übergehen. Die
Schiefer sind an verschiedenen Stellen etwas manganhältig, ähnlich
wie die Liasgesteine nördlich der Kobla.
Es liegt also zwischen den Abstürzen der Dachsteinkalkmasse
und dem palaeozoischen Aufbruche eine an dem steilen Abfalle des
Gebirges weithin aufgeschlossene Schichtenfolge vor, welche bis über
1000 m mächtig ist und vom Lias (vertreten durch den Öerna prst-
Schiefer und den Kalkzug der Kobla) in jüngere Horizonte hinaufreicht,
deren genaue stratigraphische Stellung allerdings wegen des Fossilien-
mangels nicht zu bestimmen ist. Aus einem Profile westlich von
Grand geht nur so viel hervor, dass alle diese Schichten älter sind als
!) Im ersten Bericht Verhandl. 1961 (Skizzenkarte) als triadische Hornstein-
kalke bezeichnet.
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1903 Sitzung vom 17. März. Dr. Franz Kossmat. 117
der weitverbreitete Woltschacher Kalk — das Basisglied der Kreide-
formation.
Während diese Lias-Jurazone den Rand des Dachsteinkalk-
plateaus bis weit über die Tolmeiner Gegend hinaus begleitet, sind
Gesteine der gleichen Schichtengruppe im südlich vorliegenden Hügel-
lande auf weite Strecken im Hangenden der obertriadischen Hornstein-
dolomite verbreitet (bezüglich deren Verbreitung vergleiche die eitirte
Skizzenkarte in Verhandlungen 1901) und nach oben durch den
Woltschacher Plattenkalk begrenzt. Eine bedeutende Zone dieser Art
ist am Südabhange des Porezen entwickelt, wo sie in regelmässiger
Entwicklung nach WNW zu verfolgen ist. Sie quert das Batathal bei
Hudajuzna und entsendet thalaufwärts bis Brodar einen breiten Aus-
läufer, der beiderseits von den hier sehr schön und mächtig ausge-
bildeten Woltschacher Kalken begrenzt ist. Der Hauptzug geht aber
in WNW-Richtung weiter über den Oblokesattel in das Thal des Grand-
baches und zur Ploca (Vorberg der Hradica). Ein vollständiges Profil
erhält man im Zapuskagraben zwischen Gorje (ober Kirchheim) und
dem Porezengipfel:
Ueber dem obertriadischen, nach NW und NNW fallenden Horn-
steindolomit folgt:
1. Unreiner, grauer gestriemter Mergelkalk mit gebänderten
Hornsteinausscheidungen; nach oben übergehend in
2. mattgraue, kalkige, dünnplattige Schiefer, über welchen sich
röthliche und dunkle Kieselschiefer einstellen.
3. Kalkeinlagerung mit zahlreichen Trümmern von Örinoiden;
vermuthlich identisch mit dem Kalkniveau der Kobla.
4. Gut geschichtete Lagen von Hornstein (eirca 10 m mächtig) und
röthliche, kieselige Schiefer.
5. Dünne Einlagerung von lichtem Kalk.
6. Graue, dünnspaltende Kalkschiefer und dunkle, fast schwarze
Thonschiefer. In den höheren Partien dieser Abtheilung sind graue,
diekbankige (oft bis 1m stark), hornsteinführende Kalkbänke einge-
schaltet, welche durch Schieferzwischenlagen voneinander getrennt
werden. Wo derartige Kalklagen über den Schiefer vorherrschen,
bilden sie auf den vom Porezen herabziehenden Höhenrücken Felsköpfte,
so Kuppe 1310 und 1281 (etwas südlich der Cöte). Im Allgemeinen über-
wiegt aber der Schiefer, bis man an die zusammenhängende, flach
nördlich auffallende Masse des Woltschacher Plattenkalkes kommt,
aus dem der Porezengipfel und die von ihm gegen das Ba£athal
ziehende Felsmauer besteht.
Zwischen dem beschriebenen Profile und jenem am Südabfalle
der Cerna prst etc. besteht eine grosse Aehnlichkeit, vor Allem in
der Wechsellagerung von Schiefern und Kalken und in der Wieder-
kehr gleicher Gesteinsvarietäten; ein Unterschied liegt nur darin,
dass die Kalke an Mächtigkeit etwas zurücktreten. Eine genaue
kartographische Ausscheidung der einzelnen Einschaltungen begegnet
Schwierigkeiten, denn wenn sich auch die Kalkzüge meist im Terrain
gut ausprägen, so sind sie doch nicht überall in gleicher Zahl nach-
weisbar, und andererseits ist in den Profilen, wo Kalke und Schiefer
bankweise miteinander wechsellagern, die Entscheidung, ob man die
118 Verhandlungen. Nr 6
ersteren oder letzteren als herrschend annehmen soll, ziemlich will-
kürlich. Die Jurazone verschmälert sich in ihrer Fortsetzung gegen
das Bacathal, was offenbar auf ein Absinken entlang einer Verwerfung
zurückzuführen ist, welche sie unmittelbar mit den Carditaschichten
des Nordfusses der Koica in Berührung bringt. Die jurassische Auf-
wölbung, welche in nordöstlicher Richtung vom Hauptzuge abzweigt
und im Batathale von Hudajuzna bis Brodar zu verfolgen ist, scheint
zum grössten Theile oder ganz aus den höheren Schichten der Gruppe
zu bestehen, denn sie zeigt die dunklen, fast schwarzen Schiefer und
ausserdem die dicken grauen Hornsteinkalkbänke, welche regelmässig
mit Schiefern wechsellagern und dadurch der Abtheilung 6 des
Porezenprofils entsprechen.
Stur erwähnt aus diesen Gesteinen oberhalb von Hudajuzna
einen „Belemniten von der Grösse des Kieles einer Rabenfeder*, be-
zeichnet sie aber trotzdem als „Gailthaler Schichten“; auch ich sah
mich bei der ersten Begehung des Batathales veranlasst, die dunklen
Schiefercomplexe für palaeozoisch zu halten.
In den Aufschlüssen südlich von Deutsch-Ruth und Grand bleibt
der Gesteinscharakter der gleiche wie östlich der Bata; auch die
Einlagerung von Crivoidenkalk lässt sich leicht nachweisen und bildet
beispielsweise den Felskopf des Luken, von dem sie auch nach
WNW weit zu verfolgen ist. Das herrschende Schichtfallen ist immer
nach NNO gerichtet, also gegen den Abfall der Wocheiner Berge.
An der Ploca, wo in Folge des Auskeilens der Kreidemulde das
Zusammentreffen mit der Juravorlage des Dachsteinkalkgebirges er-
folgt, sind daher beide Züge in Folge der Ueberkippung des nördlichen
isoklinal gelagert (Einfallen NNO).
Die Triaszone, welche die eben besprochenen Juraschichten
begleitet, verbreitert sich gegen Westen, indem am Jesenicasattel
eine Spaltung des Zuges der Carditasandsteine und Schiefer eintritt,
wobei sich zwischen beide Aeste eine unregelmässig gelagerte Mulde
von Hornsteindolomit (Koica und Koriska gora) einschiebt. Verfolgt
man diese, so trifft man im Koritnicagraben auf NNO fallende Jura-
schichten, welche auf den Kotl und Krenberg ziehen, nördlich des
letzteren in schmaler Verbindung mit dem nördlichen Jurazuge steben
und sich weiterhin in die Tolmeiner Gegend verfolgen lassen.
Die vorwaltenden Gesteine sind dünnspaltende graue Kalk- und
Mergelschiefer, gelegentlich auch kieselige Schiefer in Wechsel-
lagerung mit grauen hornsteinführenden Kalken; Crinoidentrümmer
sind in letzteren häufig. Die Facies steht demnach mit jener des
Porezengebietes in grösster Uebereinstimmung, und auch der durch
sie bedingte landschaftliche Charakter zeigt solche Aehnlichkeit, dass
man zum DBeispiel bei der Wanderung im Knezagraben oberhalb
Tumlina immer lebhaft an das ZapuSkathal (am Südfusse des Porezen)
erinnert wird, mit seinen langen, schräge am Gehänge herablaufenden
Kalkrippen zwischen den weicher geformten Wiesenböschungen der
Schieferhorizonte.
Das von D. Stur im Jahre 1856 gesammelte Brachiopoden-
material von Sabig bei Toolmein, aus welchem E. Suess Terebratula
tubifera n. sp. beschrieb, stammt. nach der Localitätsbezeichnung nicht
1903 Sitzung vom 17. März. Dr. Franz Kossmat. 119
aus Woltschacher Kalken, als welche man die betreffenden Gesteine
ansah, sondern aus der Lias-Juraserie, und zwar. aus einer ziemlich
nahe am obertriadischen Hornsteindolomit gelegenen Abtheilung. Durch
die von A. Bittner!) vorgenommene Neuuntersuchung des Materials
wurde festgestellt, dass zwei Arten von Rhynchonellinen vertreten
sind: Rhynchonellina tubifera Suess sp. und Rh. Sturi Bittner. Die Gattung
ist bisher nur aus obertriadischen und jurassischen Schichten bekannt
und hat ihre Hauptverbreitung im Lias; es erfährt somit die auf
stratigraphischem Wege neu gewonnene Altersbestimmung dieses früher
für eretacisch gehaltenen Complexes auch durch diesen leider bisher
vereinzelt gebliebenen Fossilienfund eine weitere Bestätigung.
Kreideformation.
Die neuen Begehungen im Sommer 1902 zeigten, dass die Kreide-
bildungen des oberen Bacagebietes folgende Gliederung gestatten:
1. Woltschacher Plattenkalk. Die einzelnen Bänke sind
meist weniger als 1 dm stark, von grauer Farbe, dichter Beschaffenheit
und ziemlich bedeutendem Kieselgehalt, der oft zu linsenartigen Horn-
steinausscheidungen concentrirt ist. In den tieferen Lagen sind röth-
liche Mergelschiefer häufig eingeschaltet. Intensive Fältelung, welche
ganz an jene der Bianconeschichten in Südtirol erinnert, bildet ein
fast constantes Merkmal dieses Complexes. Gegen oben werden die
Kalke mitunter etwas massiger, so besonders deutlich am Abfalle des
bereits karstähnlichen Plateaus SW von Grahovo, wo sich auch die
ersten Rudisten- und Chamidenreste einstellen.
Der Woltschacher Kalk besitzt eine sehr grosse Verbreitung, setzt
den Hocberg und den mit ihm in Verbindung stehenden Porezen zu-
sammen, wobei er im Osten unmittelbar mit dem palaeozoischen
Schiefer des Zeierthales zusammentrifit; er lässt sich nach Westen
über den Durnikrücken bis in das Bacathal verfolgen und umrahmt in
diesem beiderseits die Aufwölbung der Juraschichten mit antiklinalem
Fallen. Schöne Aufschlüsse ‚ler stark gefalteten Plattenkalke bietet
der steil eingeschnittene Driselbach und der mittlere Theil des Katzen-
baches. Als eine circa 200 m breite, steil aufgerichtete und zerknitterte
Gesteinszone in der Fortsetzung der oben erwähnten Antiklinale sind
die gleichen Schichten auch im Tunnel durchfahren worden und spitzen
östlich desselben zwischen Flyschbildungen aus.
Auf der Nordwestseite der Juraaufwölbung lassen sich die Wolt-
schacher Kalke mit nordwestlichem Einfallen zum Znoileberg verfolgen,
auf. welchem sie eine sehr breite Zone (Oblocki hrib) einnehmen; sie
ziehen dann über. Deutsch-Ruth und Grand, wobei sie allmälig in
westnordwestliche Richtung übergehen (Einfallen NNO) und spitzen
sich in der Nähe der Ploca aus.
2. Die Flyschbildungen bestehen aus glimmerigen grauen
Thonschiefern und Sandsteinen mit Einlagerungen von sandigen, mit
er 1) A. Bittner, Ueber die Gattung Rhynchonellina Gemm. Jahrb. d. k. k.
geol. R.-A. 1894, pag. 547.
K. k. geol. Reichsanstalt. 1908. Nr. 6. Verhandlungen. 18
120 Verhandlungen. Nr. 6
Caleit durchzogenen Kalkbänken. In der Umgebung von Podbrdo
fanden sich im Flysch Fucoiden (Ühondrites sp.) und zwei grosse
Inoceramenreste.
Diese Abtheilung füllt die tektonische Mulde, welche zwischen
dem Porezen-Hocrücken und der Aufwölbung im Batathale zu Stande
kommt, und stösst oberhalb von Podbrdo mit dem palaeozoischen Auf-
bruche zusammen. Eine landschaftlich ziemlich auffällige Einlagerung
eines Kalkniveaus, in welchem man vereinzelte Radiolitenreste findet,
lässt sich von Podbrdo an durch das Bacathal zu den Porezenhöfen
verfolgen, macht hier eine Schwenkung, an welcher eine kleine Zer-
reissung eintrat, und zieht dann wieder als continuirliches Band im
Flyschterrain unterhalb der Woltschacher Kalke des Porezen und Hoc
gegen das Ostende des Ortes Podbrdo, wo es sich in einzelne Schollen
auflöst. Durch dieses Band kommt der Muldencharakter der Flysch-
bildungen von Podbrdo sehr deutlich zum Ausdrucke. Das Einfallen
ist auf dem Nordwestflügel ziemlich flach gegen die Mulde gerichtet,
während auf der Südost- und Ostseite steile Schichtenstellung verbunden
mit Ueberkippungen (Fallen gegen den Woltschacher Kalk des Ho&)
herrscht.
Auch nördlich der untereretacischen Zone des Znoileberges ist
Flysch vorhanden. welcher in nördlicher Richtung einfällt und Kalk-
einschaltungen enthält. In einer derselben fand ich südlich von SterZiSce
Radiolitenreste. Der Gegenflügel dieser Kreidemulde ist aber durch
den Verwurf abgeschnitten, welcher hier den palaeozoischen Aufbruch
von Podbrdo-SterZiSce in unmittelbaren Contact mit den Flyschbildungen
bringt, wie es auch bei Podbrdo der Fall ist.
Wie schon im ersten Berichte über das Baöathal erwähnt wurde,
ist die Flyschfacies der Kreide auch im Tolmeiner-Gebiete entwickelt.
Fossilführende Schichten (Rudistenkalkeinlagerungen) fanden sich im
KnezZathale und an der Kobilina glava, in der Fortsetzung der Mulde,
welche in meinem Aufnahmsgebiete durch das Auftreten der Jura-
schichten in der Koritnica sowie auf dem Kronberge angezeigt ist
und in gewisser Beziehung für die gegen Westen auskeilende Porezen-
mulde alternirt.
Tertiärformation.
Tertiärbildungen sind nur auf der Nordabdachung des in meinen
Untersuchungsbereich fallenden Dachsteinkalkrückens vorhanden und
füllen einen grossen Theil der Niederung von Wocheiner Feistritz
(Blatt Radmannsdorf) aus. Sie bestehen vorwiegend aus Thonmergeln
und mürben Sandsteinen, welche näher gegen den Gebirgsabfall in
Conglomerate übergehen. Sie führen im Tunnel, wo sie auf eine
Länge von ungefähr 1600 m durchfahren wurden, zahlreiche Reste
von Süsswasserschnecken, vor allem Planorbis sp., nach einer Mit-
theilung von Herrn Bergrath Teller wurden auch Cyrenen ange-
troffen, von denen ich aber keine Exemplare besitze; häufig sind gut
erhaltene Charenfrüchte sowohl in den weichen grauen Thonmergeln
als auch in gelegentlichen Einschaltungen von lichten, muschelig
brechenden Süsswasserkalken.
1903 Sitzung vom 17. März. Dr. Franz Kossmat. 121
Dünne Schmitzen von harter, glänzender Braunkohle erscheinen
in Form von vereinzelten parallelen Einschaltungen zwischen den
Schichten oder als unregelmässige, die Bankung durchschneidende
Adern. Die Lagerung ist im Tunnel eine ausgesprochen muldenförmige,
indem die Bänke vom Portal bis 0'860 km in einem Winkel von 20°
nach SW, von da ab bis zur Triasgrenze, deren Nähe sich durch die
grob klastische Beschaffenheit des Materials ankündet, 30—50° NW
fallen.
Südwestlich von Feistritz fand Stur?!) Pflanzen; südlich von
St. Johann am Wocheiner See ist schon durch einen Fund von Morlot
Cerithium margaritaceum, eine der bezeichnenden Formen der aqui-
tanischen Stufe des Oberoligocän, bekannt, wodurch die aus marinen
und überwiegenden Süsswasserschichten bestehende Ablagerung sich
an jene der kohlenführenden Tertiärbecken von Trifail und Sagor
anschliesst.
Quartär.
Der Südabfall des Dachsteinkalkplateaus ist von zahlreichen
bedeutenden Schutthalden begleitet, deren Entstehung durch die
meist überkippte Auflagerung des Dachsteinkalkes auf weniger con-
sistenten Gesteinen begünstigt wird.
Die Orte Grand, Deutsch-Ruth, SterZiSce, Ober-Zarz, Daine und
Podlonk liegen auf solchen Gesteinshalden, welche gegen die Gräben
auslaufen und theilweise mit Feldern, Wiesen und Wald bedeckt sind.
Von den Thälern zeigt nur das der Wocheiner Save eine be-
deutende Entwicklung von diluvialen Terrassen, während in den südlich
des Gebirges gelegenen, immer grabenähnlichen Einschnitten nur selten
ein kleiner Rest von altem Schotter vorhanden ist, so zum Beispiel
an der Baca bei Grahovo (in der Nähe der Einmündung des Koritnica-
baches); auch alluviale Bildungen finden in der engen Sohle nur
wenig Platz. Erst im Isonzothale sieht man wieder eine bedeutende
Entwicklung der Quartärbildungen.
Tektonische Uebersicht.
Obwohl bei der vorangegangenen Besprechung der einzelnen
Formationsglieder die tektonischen Verhältnisse zur Erklärung der
Vertheilung des Schichtenmaterials herangezogen sind, dürfte eine
kurze Recapitulation der Grundzüge des Baues doch von Nutzen sein,
Innerhalb des Dachsteinkalkgebirges ist in Folge der gleichartigen
Ausbildung der Schichten das tektonische Detail nur schwer zu ent-
ziffern, doch zeigt es sich, dass die Umgebung des Cerna prst den
Charakter eines am Südrande steil aufgerichteten und überkippten
Gewölbes hat, welches von einer ebenfalls überkippten jurassischen
Zone begleitet ist. Zwischen dieser Region und den Triasbildungen
im Badagebiete, welche im Osten auf der Kirchheimer Seite des
Porezen beginnen und vorwiegend in nördlicher Richtung (NNW—-NNO)
einfallen, entwickelt sich in Folge dessen eine Hauptmulde, deren
!) D. Stur, Das Isonzothal etc., pag. 22.
18%
Nr..6
122
Verhandlungen.
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124 Verhandlungen. Nr. 6
mittlerer Theil von Kreidebildungen ausgefüllt ist, während der Rand
im allgemeinen von Juraschichten begleitet wird. Nur im Baßöathale
dringen die letzteren in Folge einer NO streichenden, mehr unter-
geordneten Aufwölbung weit ein und bewirken eine theilweise Trennung
zwischen dem Kreidegebiete von Podbrdo-Porezen und jenem des
Znoileberges; beide hängen südlich von Kal in Folge des Untertauchens
der Juraaufwölbung zusammen.
In der Nähe des überkippten Nordflügels der Hauptmulde bildet
sich eine Dislocation heraus, an welcher die höheren Kreideschichten
anfangs gegen die Jurabildungen absinken, dann aber von SterZiSce an
bis über Podbrdo hinaus unmittelbar mit einem schmalen palaeozoischen
Aufbruche zusammenstossen. Letzterer ist ein Ausläufer des palaeo-
zoischen Gebietes, welches im Bereiche des Zeierthales grosse Aus-
dehnung hat und hier im Norden unmittelbar an den Dachsteinkalk des
Jelovca herantritt,. während es im Westen die verschiedenen meso-
zoischen Abtheilungen des Porezen abschneidet. Oestlich dieser Grenze,
welche sich nahe an die Wasserscheide zwischen dem Isonzo- und dem
Donaugebiete hält, fehlen die jurassisch-ceretaeischen Bildungen. —
Während die Mulde des Porezen-Znoilegebietes gegen Westen in Folge
der Convergenz der beiden Ränder (der Abfall der Wocheiner Berge
streicht WSW—ONO, der südliche Triaszug aber WNW—OSO) auskeilt,
bildet sich südlich davon eine zweite Synklinalregion heraus, welche im
Bereiche meines Blattes zwar nur obere Trias und Jura umfasst, aber
gegen die Tolmeiner Gegend an der Kobilina glava etc. auch cretacische
Schichten aufnimmt. Es tritt also in der allgemeinen Streichrichtung
ein gegenseitiges Ablösen einzelner tektonischer Elemente ein.
Vorträge.
Dr. J. Dreger. Vorlage des Blattes Marburgin
Steiermark. Fragliche Gletscherspuren.
Der Vortrag, der gelegentlich der Vorlage der neuen geo-
logischen Aufnahme des Blattes (1:75.000) Marburg gehalten wurde,
wird in den Erläuterungen enthalten sein, welche dem Blatte beim
Erscheinen im Farbendrucke werden beigegeben werden. Es wird
deshalb davon abgesehen, ihn hier zum Abdrucke zu bringen.
Da es jedoch geplant ist, im August dieses Jahres vor dem
IX. Internationalen Geologencongress in Wien unter Führung Prof.
Hilber’s in Graz eine Excursion in jene Gegend zu unternehmen,
um in einem Kreise von Fachleuten Vorkommnisse in Augenschein
zu nehmen, welche vom Exeursionsführer !) als die Spuren eines
einstigen, mächtigen Koralpengletschers erklärt werden, halte ich es
für geboten, über diese Frage einiges mitzutheilen.
Im Juni vorigen Jahres betheiligte ich mich an einer Excur-
sion, die der Naturwissenschaftliche Verein für Steiermark mit den
Professoren Hilber und Hörnes an der Spitze zur Besichtigung
der fraglichen Blöcke und Moränen veranstaltet hatte.
!) Hilber, Die Wanderblöcke der alten Koralpengletscher auf der steirischen
Seite, Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 1879, pag. 537.
1903 Sitzung vom 17. März. Dr, J. Dreger, 125
Wir begaben uns zuerst nach Radiga, südwestlich von Gross-
Klein, in einen Graben am Nordfusse des Birkkogels, Hier sowohl
wie in dem weiter östlich jenseits der Bezirksstrasse nach St. Johann
gelegenen Gündorfer Graben und später in dem Kleingraben in der
Nähe des gleichnamigen Ortes sahen wir Blöcke von manchmal be-
deutender Grösse (2—3 m Durchmesser und darüber) und zusammen-
getragene Ablagerungen von Schutt und Blöcken. Hilber sieht darin
erratische Blöcke und Moränen, Spuren eines einstigen riesigen
Gletschers, der sich von der Koralpe her bis über 30 Kilometer in
diese Gegend und noch darüber hinaus erstreckt habe. Die höchsten
Erhebungen der Koralpe bewegen sich um 2000 m. Mir scheint diese
Herkunft der Blöcke nicht wahrscheinlich, da, abgesehen von der
weiten Entfernung der Koralpe und der geringen Höhe derselben,
überall, wo wir diese angeblichen erratischen Erscheinungen antreffen,
an Ort und Stelle oder in geringer Entfernung mächtige Conglomerate
anstehen, welche dieselben Gesteinsarten enthalten, wie wir sie in
den Blöcken und in den Moränen Hilber’s vorfinden. Nur die Grösse,
welche die einzelnen freiliegenden Blöcke mitunter erreichen, ist
verblüffend. In dem angeblichen Moränenschutt liegen übrigens auch
Trümmer von noch nicht zerfallenem Conglomerat.
Bei meinen Touren richtete ich bei Besichtigung der Üon-
slomerate mein Augenmerk auch auf die Dimensionen der Bestand-
theille und fand, dass sehr grosse Blöcke in den Üonglomeraten
stecken, ja dass besonders grosse auch manchmal in dem miocänen
Sandstein eingebettet sind, der eine den letzteren gleichzeitige Bildung
ist und den Hangendmergeln der Eibiswalder Schichten aufgelagert
ist. Die Blöcke und die Conglomeratbestandtheile sind sehr häufig
Turmalingneisse und andere krystallinische Gesteine. Die devonischen
Schiefer und Kalke, die bei Radiga auch gefunden wurden, stammen
wahrscheinlich von dem 2'/, km nördlich befindlichen Burgstallkogel,
wo die betreffenden Gesteine anstehen, vielleicht haben wir es aber
hier mit Resten von anstehendem Gestein zu thun. Häufig sind die
Blöcke nicht abgerollt, sondern weisen einige ebene Flächen auf, was
von Hilber auch als ein Zeichen des Transports durch einen
Gletscher angesehen wird. Es stecken aber solche nicht abgerollte
eckige Gesteine auch in dem Miocän.
Wie kommen aber diese und überhaupt die grossen Blöcke in
das miocäne Conglomerat und in den miocänen Sandstein? Vielleicht
wäre Hilber geneigt, die Entstehung der ganzen mächtigen miocänen
Schichten, welche die grossen Blöcke enthalten, einer miocänen Eis-
zeit zuzuschreiben. Gekritzte Gesteinsbrocken wurden bisher übrigens
nieht aufgefunden.
Einige Tage nach der Partie in die Gegend von Klein kam
ich zu der Wallfahrtskirche St. Pankratius (900 m) auf dem Radelberg
(Blatt Unterdrauburg), um auch die dort befindlichen Conglomerate
zu untersuchen, Ich bin hier auch zu der Ansicht gelangt, dass die
unmittelbar unter der Kirche und etwas gegen Norden, vielleicht bis
zu dem Bildstock nördlich vom Wirthshause Wutschnig, ausgebreiteten,
mitunter sehr grossen Blöcke, die von Hilber auch für erratisch
angesehen werden, einem des Bindemittels beraubten Conglomerate
126 Verhandlungen. ch . 6
angehören, über dessen Alter ich mich noch nicht sicher entscheiden
kann (vielleicht gehört es dem Grundconglomerate der untermiocänen
Eibiswalder Schichten an). Weiter abwärts gegen Norden ist das
Conglomerat mit deutlicher Schichtung und erhaltenem, phyllitisch
aussehendem Bindemittel zu sehen. Noch weiter abwärts gehen die
Conglomerate in sicher miocäne Conglomerate und Sandsteine über.
In dem Lateinbach, der am Nordfusse des Radel in nordwest-
licher Richtung dem Saggaubache zufliesst, liegt nun auch wieder
eine grosse Anzahl Blöcke, welche die Ansicht Hilber’s unterstützen
sollen. Dass die Blöcke vom Radel einfach dorthin hinabgekollert sind,
ist für mich ganz zweifellos.
Literatur-Notizen.
E. Weinschenk. Die Tiroler Marmorlager. Mit zwei
Textbildern. Zeitschrift für. praktische Geologie 4. Heft. Berlin 1903.
J. H. L. Vogt war in seinen Untersuchungen über die Geologie, Structur
und mechanischen Eigenschaften des Marmors zu dem Schlusse gekommen, dass
fast der ganze krystalline Handelsmarmor der Regionalmetamorpliose seinen ÜUr-
sprung verdanke, hingegen nur ein verschwindend kleiner Antheil ‘auf Contact-
metamorphose beruhe. Der Verfasser betont nun gegenüber Vogt, welcher den
Werth des Carraramarmors wohl überschätzt, besonders die Vorzüge des tirolischen
Marmors, die neben hoher Reinheit, Festigkeit und dichtem Gefüge in einer weit-
aus grösseren Widerstandsfähigkeit gegen atmosphärische Einflüsse "bestehen.
Während der carrarische Marmor in durchfallendem Lichte einen cr&emefarbigen
Ton hat und beim Erhitzen leicht zerfällt, zeigt der Laaser Marmor rein weisse
Farben und beträchtlich höheren Hitzebestand. Der von Vogt hervorgehobene
Zusammenhang von mehr oder weniger verzahnter Structur mit Contact- oder
Regionalmetamorphismus besteht nicht, doch sind verzahnte Marmore meist die
durchsichtigeren. Die Untersuchung der tirolischen Lagerstätten beschäftigt sich
nun vorzüglich mit denen von Sterzing und von Laas, welche beide neben ziem-
licher Mächtigkeit eine weite Streichdehnung aufweisen. Erstere finden sich als
Einlagerungen im Glimmerschiefer, letztere mehr in phyllitischen Gesteinen, welche
mit Glimmerschiefern und Gneiss verbunden sind. Begleitet erscheinen. sie von
Amphiboliten, Eclogiten und Grünschiefern, von welchen die ersteren im Charakter
von stark veränderten saussuritisirten und uralitisirten basischen Eruptivgesteinen,
besonders im Sterzinger Zug vorherrschen, während im Viuntschgau die dichten
phyllitähnlichen Grünschiefer überwiegen. "Aus allen petrographischen Beobach-
tungen folgert der Verfasser die ursprünglich sedimentäre Natur dieser Kalke,
welche nach dem Enthalt von Crinoiden paläozoischen oder mesozoischen Alters
sein dürften. Diese Kalkablagerungen, welche mit schmächtigen sandig-mergeligen
Zwischenlagern, die reichlich Titansäure führten, wechselten, erlagen einer krystal-
linischen Umwandlung und wurden einestheils zu grob- bis feinkörnigen Marmoren,
anderntheils zu Glimmerschiefern und Phylliten. Durchbrochen wurden sie. von
basischen Eruptivgesteinen, deren Zusammensetzung einem Gabbro nahe gekommen
sein dürfte. Nach allen diesen Processen fanden. ausserdem noch Ergüsse von
granitischen Pegmatiten statt. Für das Sterzinger Gebiet hat sich der Verfasser
etwa folgende Bildungshypothese zurechtgelegt. Langsam drangen die Massen des
Centralgranits empor, erfüllten und erwärmten mit überhitzten Gasen die Neben-
gesteine. Das so erweichte Gestein wurde vom Gebirgsdruck zusammengestaut,
wobei sich besonders der Kalk sehr ‘plastisch schmiegte. Die schmelzflüssigen
Massen kamen dann zur Ruhe, verfielen der Krystallisation, gleichzeitig wieder
Gase und Dämpfe abstossend, welche im Nachbargestein eine völlige moleculare
Umlagerung bewirkten. Mit der Verfestigung des Granits waren auch die Faltungen
und Versehiebungen im Innern der Hauptsache nach zu Ende und die nachfolgenden
Störungen zeigen ohne Plasticität deutliche Zertrümmerung. Durch diese contact-
metamorphe Umwandlung sollen nicht: blos Kalke ‚und Doölomite in Marmor, Mergel
in Glimmerschiefer, sondern auch die basischen Eruptivgesteine in neue Mineral-
1903 Sitzung vom 17. März. H. Graf Keyserling, Dr. Eckert. 127
combinationen übergegangen sein. Für die südtiroler Vorkommnisse liegt der er-
klärende Granit nicht so bequem, doch „wie das Feuer den Rauch aussendet, so
senden vulcanische Intrusionen weithin ihre pneumatolytischen Producte in die Um-
gebung hinaus,“ die Pegmatitgänge, die Turmalinbildungen sind auch im Vintschgau
unleugbare Beweise für einen benachbarten vuleanischen Herd. Danach ist der
tirolische Marmor in allen seinen Theilen in Bezug auf Structur und mineralische
Zusammensetzung das Ergebnis einer intensiven Contactmetamorphose.
(Dr. O. Ampferer.)
H. Graf Keyserling. Der Gloggnitzer Forellenstein
ein feinkörniger Ortho-Riebekitgneiss. Tschermaks mine-
ralogische Mittheilungen 22. Bd., pag. 109—158.
Bei Gloggnitz und im Schachergraben bei Payerbach tritt als concordante
Einlagerung in den Grauwacken und Schiefern des Semmeringgebietes ein äusserst
dichtes metamorphes Eruptivgestein auf — der Verfasser hält es für ein Intrusiv-
lager — das wegen seiner Farbe den Namen Forellenstein seit alters führt. Die
Zusammensetzung ist eine stark wechselnde. Die Bestandtheile sind Hornblende,
Pyroxen, Magnetit, Hämatit, Leukoxen, Quarz, Orthoklas und Mikroklin, Albit
(Oligoklasalbit) und Rutil. Die einzelnen Bestandtheile wurden von Keyserling
mit einer in Rücksicht auf die ausserordentliche Feinkörnigkeit des Gesteins
staunenswerthen Genauigkeit in mineralogischer, physikalischer und chemischer
Hinsicht untersucht und eingehend beschrieben, ‘Durch diese allseitige Durch-
prüfung der einzelnen Mineralien wurde auch die schon von Palache angegebene
Riebekitnatur der auch makroskopisch hervortretenden Hornblende nachgewiesen
(« tiefdunkelblau, 3 blau, Stich ins Violette, „ gelblichgrün, u>p, (y—c) roth — 0'003,
(y—) blau — 0:0051, Auslöschungsschiefe kaum wahrnehmbar, Achsenwinkel
„scheinbar recht gross,* Strich blaugrau). Der nur mikroskopisch sichtbare grüne
Pyroxen stimmt in allen seinen Eigenschaften mit Aegirin überein, was die An- .
gaben Palache's bestätigt. Aegirin und Riebekit sind häufig miteinander ver-
wachsen, und zwar bildet viel öfter Aegirin den äusseren Rand um Hornblende
als umgekehrt; der Autor vermuthet, dass der Aegirin der jüngere Bestandtheil
ist. Die Hauptmasse des Gesteins besteht aus Quarz und Feldspath. Die Structur
ist ganz die der krystallinen Schiefer. Kataklase fehlt vollständig, Quarz und Feld-
spath sind unregelmässig begrenzt, Riebekit und Aegirin dagegen besitzen hohe
Idiomorphie. Eine Contactmetamorphose der angrenzenden Schiefer liegt nicht
vor, wohl aber findet an der Grenze auf einige Centimeter ins Gestein hinein ein
Uebergreifen von Gemengtheilen statt: der Feldspath greift in den Schiefer, der
Glimmer in den Forellenstein über, welch letzterer an der Grenze frei von Riebekit
und Aegirin ist, Keyserling hat das Gestein auch chemisch analysirt und die
Discussion der Analyse führt dazu, das Gestein als Tiefengestein zu den Riebekit-
graniten vom Typus Guincy zu stellen. (W. Hammer.)
Dr. Eckert. Das Gottesackerplateau. Ein Karrenfeld
im Allgäu. Mit einer Karrenkarte 1: 7500, einer Karte der Ifengruppe
1:50.000, 20 Tafeln und 64 Textbildern. Wissenschaftliche Ergänzungs-
hefte zur Zeitschrift des Deutschen und Oesterreichischen Alpenvereins.
I. Band, 3. Heft, Innsbruck 1902.
Eine sehr genaue Karte, welche eines der grossartigsten Karrengebiete der
Nordalpen zur Darstellung bringt, bildet den wesentlichsten Bestand der ein-
gehenden Untersuchung. Wenn man die Schwierigkeiten bedenkt, die sich einer
solchen Kartenaufnahme entgegenstellen, so muss man die vorliegende Arbeit als
eine ganz vorzügliche anerkennen, jedenfalls als den weitaus besten aller bisher
gemachten Versuche. Freilich den Charakter eines Karrenfeldes vollständig wieder-
zugeben ist nicht gelungen, dazu ist auch der gewählte Maßstab entschieden noch
ungenügend. Ausserdem dürfte eine solche Aufgabe wohl auch über das Vermögen
eines Einzelnen hinausgehen. Indessen tritt schon auf dieser Karte eine Anzahl
von Eigenthümlichkeiten einer solchen Landschaft deutlich hervor. Besonders die
Anordnung zu langen Spaltenzügen springt in die Augen, die mehreren sich kreu-
zenden Systemen angehören. Leider ist es fast unmöglich, die Höhenlinien heraus-
K. k. geol. Reichsanstalt. 1903. Nr. 6. Verhandlungen. 19
128 Verhandlungen. Nr. 6
zuheben, um sich genauer von den Schwankungen des Reliefs unterrichten zu
können, dessen Verhalten zu den Spaltenzügen sehr wichtig ist. Was aber die
Karte nicht auszudrücken vermag, ersetzen die genaue Beschreibung und die schönen
beigegebenen Bilder.
Eine umständliche Schilderung des in Betracht kommenden Bergstockes
bildet den ersten Theil, wobei geologische, geographische, meteorologische, bota-
nische, zoologische und culturelle Gesichtspunkte eröffnet werden. Die Untersuchung
über die Verbreitung von Karren und karrenähnlicher Gebilde führt zu dem Schluss,
dass dieselben weder ein specielles Alpen- oder Karstphänomen sind, in ver-
schiedenen Klimaten und verschiedenen Höhenlagen vorkommen, wenngleich ihr
typisches und reiches Auftreten an die Nähe der unteren Schneegrenze gebunden
ist. Interessant ist der Entwicklungsgang der Ansichten über die Entstehung der
Karren, da sich eine grosse Reihe der bedeutsamsten Forscher damit eingehend
beschäftigt hat und fast alle möglichen Ideen zur Erklärung verwendet wurden.
Jede für sich trifft einen wirklich mitbetheiligten Wirkungsfaetor, dem jedoch
irrthümlich die Begründung aller Erscheinungen aufgelastet wurde. So geht schon
aus der Prüfung dieser Ansichten die grosse Verwicklung der Karrenbildung her-
vor, die der Verfasser in seinen eigenen Untersuchungen klar und ausführlich fest-
legt. Vor allem wichtig erscheinen die geologischen Grundlagen, welche in dem
besprochenen Gebiet Schrattenkalk bildet, der zu einem Tonnengewölbe aufgepresst
wurde, das nach Norden in mehrfache Ueberschiebungen und Ueberkippungen übergeht.
Aus der Form jener Spaltensysteme, welche die Karte enthüllte, glaubt der
Verfasser nun schliessen zu müssen, dass die Klüftung von OSO nach WNW eine
Folge des von Süden gegen Norden drängenden Gebirgsdruckes sei, während die
unter 90° oder 30—40° dazu kreuzenden Spalten durch Torsion entstanden sein
sollen. Die beigegebene Abbildung einer gepressten uud gedrehten Porcellanplatte
zeigt eine auffallend ähnliche Anordnung der Risse. Erklären sich hier also die
grossen Spaltenläufe tektonisch, so sind die kleinen Spalten hervorgerufen durch
Ungleichartigkeiten des Gesteins, der Erwärmung und durch den Angriff der
Erosion von Atmosphärilien und organischen Substanzen, was alles seine Berück-
sichtigung in der Schilderung findet. So gelangt der Verfasser zur Definition der
Karren als einer in verhältnismässig reinem Kalkstein auftretenden Oberflächen-
erscheinung, die sich in Furchen und dazwischen stehenden Firsten äussert und
deren Entstehung an die Ungleichheit und an die durch Gebirgsdruck verursachte
Zerklüftungsfähigkeit des Gesteins im Allgemeinen und an die Wirkung der
Atmosphärilien und pflanzlichen Organismen im Besonderen gebunden ist.
(Dr. OÖ. Ampferer.)
Verlag der k. k. geolog. Reichsanstalt, Wien, III., Rasumofskygasse 23.
Gesellsehafts-Buchdruckerei Brüder Hollinek, Wien, III., Erdbergstrasse 3.
Verhandlungen derk k a Reichsanstalt.
Bericht vom 31. März 1903.
Inhalt: Vorgänge an der Anstalt: 70. Geburtstag von Hofrath Dr. G. Stache. —
Eingesendete Mittheilungen: Prof. V. Uhlig: Zur Umdeutung der tatrischen Tektonik
durch M. Lugeon, — Dr. J. A. Ippen: Ueber den Allochetit vom Monzoni. — Reisebericht
Dr. R. J. Sehubert: Zur Geologie des Kartenblattbereiches Benkovac—Novigrad. (29. XII.)
I. Die vier küstennächsten Falten. — Literatur-Notizen: W. Göbl, M. Friederichsen,
E. Koken. — Einsendungen für dieBibliothek. Zusammengestellt von Dr, A. Matosch.
NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mittheilungen verantwortlich.
Vorgänge an der Anstalt.
Am 28. März d. J. vollendete Herr Hofrath Dr. Guido Stache,
welcher gegenwärtig mit geologischen Studien über das Karstgebiet
beschäftigt in Triest weilt, sein 70. Lebensjahr, aus welchem Anlasse
ihm von Freunden, Fachgenossen und wissenschaftlichen Gesellschaften
zahlreiche Glückwünsche zukamen. Die Mitglieder der Anstalt feierten
ihren gewesenen Director durch Zusendung einer künstlerisch aus-
gestatteten Adresse.
Eingesendete Mittheilungen.
V. Uhlig. Zur Umdeutung der tatrischen Tektonik
dureh M. Lugeon.
Vor einiger Zeit legte Professor. M. Lugeon der Akademie der
Wissenschaften in Paris eine Notiz vor, in der er das Tatragebirge
und seinen geologischen Bau zum Gegenstande der Vergleichung mit
dem westalpinen Gebirgsbaue machte !). Wir begrüssen diese Fühlung-
nahme unseres Schweizer Collegen mit besonderer Genugthuung, wenn
wir auch zu unserem Bedauern nicht in der Lage sind, seine Gesichts-
punkte zu theilen.
Prof. M. Lugeon findet den Faltenbau der Tatra, wie ich ihn
dargestellt habe, im Widerspruche zu seiner Auffassung des Baues
der Westalpen und zu der Suess’schen Lehre des Vordringens der
karpathischen Wellen von Süden nach Norden. Hieraus leitet er die
!) Analogie entre les Carpathes et les Alpes. Comptes rendus, 17. Nov. 1902
K. k. geol. Reichsanstalt. 1903. Nr. 7 u. 8. Verhandlungen. 20
130 Verhandlungen. Nr. ur
Nothwendigkeit ab, meine Ansicht über den geologischen Bau der
Tatra einer Umdeutung zu unterziehen.
Nach meiner Auffassung bildet die Tatra ein System von vier
schiefen, zum Theil überschobenen Falten mit nach Süden gerichteten
Scheiteln und nach Norden abfallenden Flügeln. Die Intensität der
Faltung und Emporwölbung nimmt nach Norden ab. Die sogenannte
Centralmasse bildet den Kern der ersten und am mächtigsten empor-
gehobenen Antikline, im Kern der zweiten Antikline kommt noch
Urgebirge und Granit zum Vorschein, während die dritte Antikline
grösstentheils nur noch die untere Trias, die vierte nur noch die
mittlere Trias zum Aufbruche bringt. Die Urgebirgskerne der zweiten
(hochtatrischen) Antikline tauchen nach meiner Auffassung aus der
Tiefe hervor und finden oben ihren Abschluss. Nach Lugeon kommen
sie umgekehrt von oben aus der Luft herab und dringen mit ihren
Stirntheilen in die Erdkruste ein. Ihre eigentliche Wurzel haben sie
weitweg im Süden. Ebenso kommen die beiden subtatrischen Antiklinen
von Süden her aus dem inneren Gebiete jenseits der Centralmasse
und bilden ebenfalls „nappes de recouvrement“. So vollzieht sich die
Umdeutung der tatrischen Tektonik in einfachster Weise: nichts ändert
sich an der gegenseitigen Lage der einzelnen Schichtgruppen, sie
werden nur auf den Kopf gestellt und müssen von Süden her ein-
gewandert sein. !)
Sehen wir nun zu, was Professor Lugeon zu Gunsten seiner
Umdeutung vorzubringen hat. Er erblickt in dem Umstande, dass die
granitischen Kerne der zweiten Antikline ringsum von hochtatrischen
mesozoischen Kalken umgeben sind, eine unumstössliche Stütze seiner
Anschauung. In Wirklichkeit dürfte er nur sagen, dass dieser Umstand
seine Auffassung nicht ausschliesse. Selbst wenn die Kalke ringsum
unter den Granit einfielen, so wäre das noch immer kein unum-
stösslicher Beweis für die Wurzellosigkeit des Granitkernes; die
natürlichen Aufschlüsse zeigen aber, dass sich die Kalke nur im Süden
und Südosten unter den Granit neigen, im Norden und Nordwesten
fallen sie vom Granite ab, genau so, wie es bei der Umrahmung eines
in meinem Sinne aus der Tiefe hervortauchenden Kernes einer schiefen
Antiklinale der Fall sein muss.
Professor Lugeon beruft sich ferner auf das Gebiet des Toma-
nowapasses in den Czerwone wierchy, in dem einzig die Rücken
(charnieres) der Falten erhalten seien und regelmässig Bewegungen
gegen Norden anzeigen. Es ist mir nun nicht verständlich, wie Professor
Lugeon aus dem Rücken einer Falte einen Schluss auf die statt-
gehabte nördliche oder südliche Bewegung abzuleiten in der Lage ist.
Ich selbst könnte aus einem Faltenrücken nicht mehr erschliessen,
als dass eine Krümmung erfolgt sei.
!) Es wird vielleicht nicht überflüssig sein, zu erwähnen, dass ich eine
ähnliche Auffassung, allerdings nur betreffs der hochtatrischen Zone, schon im
Jahre 1889 in einer Sitzung d. k.k. geol. R.-A. (s Verhandl. d. k. k. geol. R.-A.
1839, S. 111) vertreten habe. Aber je mehr sich nachher meine Einsicht in die
tatrische Tektonik durch wiederholte Begehung des Gebirges vertiefte, umso klarer
erkannte ich, dass ich eine falsche Spur verfolgt hatte, und war daher recht froh,
den Inhalt des betreffenden Vortrages nicht dem Drucke übergeben zu haben...
1903 Bericht vom 31. März. V. Uhlig. al
Wiederholt haben Geologen die Faltungsrichtung aus der Lage
der Schenkel schiefer Falten erschliessen wollen, noch niemals aber
meines Wissens aus der Lage der Faltenrücken. Wie belanglos die
Berufung Lugeon’s auf die Faltenrücken ist, geht wohl am besten
aus dem Umstande hervor, dass die Lage dieser Rücken mit meiner
Auffassung auf das beste harmonirt. Somit zerrinnt auch dieser Hin-
weis des Herrn Collegen Lugeon in nichts.
Da Professor Lugeon sonach eine wirkliche Begründung seiner
Auffassung schuldig bleibt und da er ferner nicht einmal in der Lage
ist, einen Widerspruch in meiner Darlegung aufzudecken oder etwas
aufzuzeigen, was auch nur zu einem Zweifel an der Richtigkeit meiner
Betrachtungsweise berechtigte, so könnte ich seinen Umdeutungs-
versuch hiermit als erledigt betrachten. Dennoch fühle ich mich
bemüssigt, noch zwei Punkte zu berühren.
Die Bemerkung des Herrn Collegen Lugeon „linelinaison des
eouches vers le Nord n’est pas une preuve en faveur du plissement
vers le Sud“ kann wohl nur gegen mich gerichtet sein, in dem
Sinne, als hätte ich mich des Fehlers schuldig gemacht, aus der fast
ausnahmslos nördlichen Fallrichtung der tatrischen Schichten auf
südliche Faltungsrichtung geschlossen zu haben. Dem gegenüber muss
ich bemerken, dass ich mich in meiner Tatraarbeit ganz ausdrück-
ech” in bewussten Gegensatz zu dieser Schlussweise
sestellt habe. Wörtlich habe ich in dieser Arbeit S. 112 betont,
dass selbst einseitiger Schub sowohl Nord- wie Südneigung der Schichten
zur Folge haben könne. Nach einer lediglich auf Thatsachen ge-
gründeten Auseinandersetzung habe ich die Unzulänglichkeit des seit-
lichen Schubes zur Erklärung der Tatratektonik erkannt und ge-
schlossen, dass diese specifische Tektonik entstanden sein könnte,
wenn das Urgebirge sich hob und gleichzeitig eine Bewegung der
mesozoischen Schichten gegen die Uentralmasse, und zwar am Nord-
abhange gegen Süden, am Westrande gegen Osten, stattfand (a. a. O.
S. 115). Selbst derjenige, der in das Wesen meiner zum einseitigen
Schube gegensätzlichen Auffassung nicht eingeht, wird zugeben,
dass hier nicht von der Faltungs- und’ Druckrichtung, sondern von
der Massenbewegung die Rede ist und-dass es sich überdies nicht
blos um südliche, sondern um südliche und östliche oder, allgemein
gesprochen, gegen den Oentralkern gerichtete Bewegungen handelt.
Und selbst wenn ich die von Lugeon abgelehnte Schlussfolge-
rung gezogen hätte, so wäre gerade er am wenigsten berechtigt, da-
gegen Einsprache zu erheben.
Was war es denn eigentlich, was neben der stark überschätzten
Bogenform die Vorstellung von dem Vorrücken der karpathischen
Falten nach Norden hauptsächlich begründete, wenn nicht eben die
Bezugnahme auf die schiefen, nach Norden überkippten Falten der Sand-
steinzone, aus denen unmittelbar der nach Norden gerichtete Schub
abgeleitet wurde? Darüber kann in der That nicht der geringste
Zweifel bestehen, dass diese Schlussfolgerung den Haupt- und Grund-
pfeiler der Lehre vom Nordschube der Karpathen bildet, derselben
Lehre, die bei Lugeon gleichsam die Rolle eines tektonischen
Axioms spielt.
20*
132 Verhandlungen. Nr. Taes
Dass Professor Lugeon durch die Ablehnung jener Schluss-
folgerung der Lehre vom Nordschube der Karpathen die wichtigste
Stütze entzieht, ist eine Sache, über die nicht ich mit ihm zu rechten
habe, betonen aber muss ich, dass er sich dadurch der Berechtigung
zu einer Revision der Tatratektonik auf dieser Grundlage begeben
hat. Jedenfalls ist es durchaus unzulässig, eine Schluss-
folgerung, wenn sie eimem nicht passt, "abzulehnen
von dermanselbstden ausgiebigsten Gebrauch gemacht
hat. Und am allerwenigsten ist dieser Einwurf statthaft, wenn die
getadelte Schlussfolgerung gar nicht in Anwendung kam.
Der zweite Punkt, den ich noch berühren muss, betrifft den
Centralkern der Tatra und sein Verhalten zum Eocän. Ueber
die Natur des Centralkernes hat sich Lugeon noch keine bestimmte
Ansicht gebildet, er hält es aber für möglich, dass auch die tatrische
Centralmasse nur eine wurzellose, von Süden her eingewanderte und
über Eocän geschobene Scholle bilde. Gewiss wäre diese Auffassung
consequent, ja man kann sogar behaupten, dass nur durch diese Auf-
fassung eine wirkliche Harmonie zwischen der vermeintlichen westalpinen
und der tatrischen Tektonik hergestellt würde und dass die bisherige
Interpretation Lugeon’s ohne diese äusserste Consequenz eigentlich
die Bemühungen nicht lohne. Als Ursache seiner Zurückhaltung gibt
Lugeon den Umstand an, dass es mir nicht gelungen sei, die wahre
Natur der Südgrenze des Centralkernes festzustellen. Ob das richtig
ist, lasse ich dahingestellt und bemerke nur, dass für mich kein
Zweifel an der Bruchnatur dieser Linie besteht.
Aber sollten denn für ‘das Verhältnis des Centralkernes zum
Eocän nicht auch andere Beobachtungen von Belang sein? Sollten
denn die mitteleocänen Strandeonglomerate nichts zu sagen haben, die
nach dem übereinstimmenden Urtheile aller Beobachter, ich nenne
nur D. Stur, Fr. Hauer und G. Stache, Rollstücke aller älteren
tatrischen Felsarten enthalten und auf den verschiedensten älteren
Ablagerungen, am Westrande der Tatra sogar unmittelbar auf
dem Oentralgranite aufruhen?
Sollte ferner die Thatsache, dass die Tatra ringsum von unge-
falteten, flach oder selbst horizontal liegenden Eocän- und Oligocän-
schichten umgeben ist und dieses Lagerungsverhältnis sich auch in
den übrigen innerkarpathischen Senkungskesseln wiederholt, hier ganz
ohne Bedeutung sein ?
Es bedarf nicht vieler Worte, um den in meiner Arbeit ein-
gehend besprochenen Zusammenhang aufzuzeigen: Die Granitmasse
des Oentralkernes kann nicht zugleich unter und über dem EKocän
liegen, zugleich wurzellos und wurzelnd sein, und ebenso können die
eocänen Thone und Sandsteine nicht flache Lagerung bewahrt haben,
wenn sie mit dem Mesozoicum gefaltet und von diesem und der
Centralmasse überschoben wurden. Auch können die zu Bergmassen
gethürmten Geschiebe des Nummulitenkalkes und Conglomerats nicht
entstanden sein, wenn nicht schon vorher das Mesozoicum gefaltet
und der Centralkern blossgelegt war.
Diese Thatsachen durfte Lugeon nicht übergehen.
Entweder musste er ihre Unrichtigkeit in der Natur erweisen oder er
1903 Bericht vom 31. März. Dr. J. A. Ippen. 133
hatte sich, wenn er dies nicht wollte oder konnte, ihren Öonsequenzen
zu fügen. Da nun Herr Professor Lugeon diese Thatsachen dennoch
übergangen oder übersehen hat, obwohl eine in meiner Arbeit ent-
haltene Abbildung des Eocänconglomerats auf dem Tatragranite hierauf
aufmerksam macht, so erwächst hieraus für mich umsomehr die Ver-
-pfliehtung, auf diesen harten Thatsachen mit allem Nach-
drucke zu bestehen.
Professor Lugeon hat diesmal die Tatra im Lichte der West-
alpen erblickt, sein Umdeutungsversuch scheitert jedoch an der Un-
beugsamkeit der Natur. Die Bemühungen unseres sehr geschätzten
Collegen würden aber vielleicht dennoch nicht ohne Nutzen bleiben,
wenn er sich entschliessen könnte, bei nächster Gelegenheit die West-
alpen im Lichte der Karpathen zu betrachten.
Dr. J. A. Ippen. Ueber den Allochetit vom Monzoni.
Im Berichte der Sitzung der mathematisch-naturwissenschaft-
lichen Classe der kaiserl. Akademie der Wissenschaften vom 23. October
1902 erschien meine Mittheilung über die Analyse eines nephelin-
porphyritischen Gesteines (Allochetit) von Allochet (Monzoni) mit dem
am Schlusse gegebenen Versprechen, eine eingehendere Beschreibung
folgen zu lassen.
Obwohl der dort gegebenen Beschreibung wenig hinzuzufügen
sein wird, so sollen doch in diesen Zeilen Allochetite von anderen
Fundstellen des Monzoni ihre Schilderung finden, damit ein deutlicheres
Gesammtbild dieses Gesteinstypus daraus hervorgehe.
Die Zahl der als Allochetite erkannten Gesteine ist trotz sorg-
fältiger daraufhin erfolgter Durchmusterung der Gesteine des Monzoni
nicht gross.
Ausser dem bereits analysirten Allochetit, entstammend der
Quelle über Le Sellesee gegen SO, gehört zu diesem Typus ein Gestein
mit der Aufnahmsbezeichnung Nr. 15 der Tour am Le Selleweg (Nr. II
dieser Abhandlung), ferner ein Gestein mit der Aufnahmsbezeichnung
„neben den Monzonitapophysen südlich des Predazzitbruches“, endlich
zwei „den Monzonit durchbrechende Gesteine unter Allochet“.
Bei makroskopischer Betrachtung zeigen die einzelnen Allochetite
wenig hervortretende Unterschiede. Gemeinsam ist allen eine eigen-
thümlich grünlichgraue Allgemeinfarbe, aus der besonders auf ange-
schliffenen Flächen des Gesteines immer deutlich die Plagioklase von
zweierlei Grösse hervortreten. Während die Feldspathe grösserer
Dimensionen 10—12 mm und darüber bei tafelförmiger Ausbildung
erreichen, werden die kleineren, jedoch noch sehr gut sichtbaren
Individuen höchstens 2 mm lang und 0'5 mm breit, sind also. abge-
sehen von der Abrundung der Formen durch das angrenzende Magma,
mehr leistenförmig.
Makroskopisch ähneln diese Gesteine also sehr den Labrador-
porphyriten, allgemein gesagt Plagioklasporphyriten.
134 Verhandlungen. Nr. 7 u 8
Dass damit jedoch keine engere Beziehung besteht, ergibt sich
schon genügend aus der von mir im Sitzungsber. d. kais. Akad. d.
Wiss. v. 23. October 1902 veröffentlichten Analyse.
Betrachtet man die Gesteine u. d. M., so sieht man sofort, dass sie
auch bezüglich der Structurverhältnisse, insbesondere der Grundmasse,
nicht nur von den Plagioklasporphyriten abweichen, sondern auch
unter sich theilweise structurelle Verschiedenheiten aufweisen.
Um jedoch Wiederholungen zu vermeiden, sehe ich von einer
Allgemeinbeschreibung der mikroskopischen Structur ab und gehe auf
die Einzelbeschreibung der Grundmassen der Gesteine über.-
I. Allochetit über Le Sellesee südöstlich, in der Nähe des Predazzitbruches.
Die Gesteinsgemengtheile sind Plagioklase der Labradorreihe,
Orthoklas, Titanaugit, Nephelin, Magnetit und Grundmasse (letztere
bestehend aus Augit, Magnetit, Hornblende, Nephelin und Orthoklas).
Nur unter Anwendung sehr starker Vergrösserung (X 440) kann in
guten Dünnschliffen von der Dicke 0'02 mm vollständige Klarheit über
die Verhältnisse der Grundmasse erhalten werden. s
Erst dann findet die Möglichkeit einer genauen Abgrenzung der
Orthoklase und Plagioklase statt, erst dann wird die Menge des
Nephelins in Täfelchen nach oP oder Säulchen nach »P deutlicher
wahrnehmbar; die Säulchen des Nephelins weisen dabei nicht immer
scharfe Contouren auf, sondern es finden leichte concave Einbiegungen
der Prismenkanten sich ziemlich häufig vor.
Neben Augit von gelber Farbe in schlanken Prismen findet sich,
die Menge desselben ziemlich erreichend, auch Biotit. An Längen-
ausdehnung übertreffen zuweilen die Biotitleisten die Augitsäulchen
bedeutend. Sehr leicht vom Nephelin zu unterscheiden sind auch noch
die kleinsten Apatitnädelchen durch ihren Brechungsexponenten.
Die ebenfalls anwesenden Hornblenden zeigen auf den ersten
Anblick sehr grosse Aehnlichkeit mit den Biotiten, nur der etwas
geringere Pleochroismus, der Mangel der lamellaren Streifung und ein
etwas ölgrüner Farbenton unterscheidet sie noch deutlich genug. Die
Polarisationsfarben geben natürlich bei so geringer Grössenentwicklung
keinen genügenden Anhaltspunkt.
Magnetit findet sich ziemlich gleichmässig durch die ganze Grund-
masse vertheilt, und wie er in den Einsprenglingen nicht fehlt, so ist
er auch in der Grundmasse noch in den kleinsten Biotit- und Augit-
individuen als Einschluss vorhanden. Es ist noch zu bemerken, dass
alle die geschilderten Verhältnisse der Grundmasse nur bei Anwendung
bedeutenderer Vergrösserungen wahrnehmbar sind und noch bei
150—200 die Grundmasse durch die vielen Lamellen und Nädelchen
von Biotit, Hornblende und Augit wie ein Mikrolithenfilz aussieht.
Die Einsprenglingsplagioklase weisen zuweilen ganz bedeutende
Dimensionen auf, sie sind reich an Einschlüssen entweder von Grund-
masse oder Augit und Magnetit und zeigen Schichtenbau. Seltener
trifft man als Einschlüsse Knäuel von Biotit oder in Körner auf-
gelösten Augit an.
1903 Bericht vom 31. März. Dr. J. A. Ippen. 135
II. Allochetit am oberen Le Selleplateau 2400 m hoch im Kalk.!)
Dieses Gestein ist dem zuerst als Allochetit erkannten und
analysirten makroskopisch sehr ähnlich sowohl bezüglich der Allgemein-
farbe als auch der breiten Plagioklase, die mattgrau seidenartig ein-
schimmern.
U. d. M. bemerkt man, dass die Grundmasse womöglich noch
reicher an Nephelin ist als das analysirte Gestein. Neben unzer-
setzten Nephelinen finden sich aber auch sehr viele vor, die zum
srossen Theile mit Spreustein bei Erhaltung der ursprünglichen
Nephelindurchschnitte erfüllt sind.
Ausserdem sind an der Bildung der Grundmasse Augite, faserig
zersetzt, betheiligt. Biotit ist hier in weit geringerer Menge vorhanden,
ebenso Hornblende. Auch Maenetit ist seltener. Nothwendig ist zu
erwähnen, dass dadurch, dass weniger Nädelchen von Augit, Biotit
und Hornblende sich finden, die Grundmasse mehr eine hypidiomorph-
körnige Structur besitzt.
III. Allochetit „neben der Monzonitapophyse des Predazzitbruches“.
Bei makroskopischer Aehnlichkeit mit den vorhin beschriebenen
Gesteinen sind hier ausser den Plagioklasen etwas mehr Augite, und
zwar entweder vollständig erhalten oder in Körner aufgelöst, zum
Theil auch in Chloritaggregate umgewandelt, zu bemerken und endlich
knäuelförmige Biotitanhäufungen.
Die Grundmasse verhält sich auch hier ähnlich wie in den vorhin
beschriebenen Gesteinen, auch hier sind die Nepheline deutlich unter-
scheidbar; die langnadeligen Durchschnitte von Hornblenden gewähren
das Bild einer Art Ophitstructur. Magnetit ist ziemlich reichlich vor-
handen und durch die ganze Grundmasse in Körnern verstreut. Biotit
findet sich weniger reichlich als in den früher behandelten Gesteinen.
IV. Den Monzonit durehbrechender Allochetit unter Allochet (nördlich).
Von diesem Vorkommen sind zwei Handstücke vorhanden, die
sich makroskopisch vollkommen gleichen und auch u. d. M. so un-
bedeutende Unterschiede aufweisen, dass diese wohl schon von ge-
ringen Unterschieden der zum Schliffe hergenommenen Stellen her-
rühren können.
Die breittafeligen Plagioklase treten schon bei makroskopischer
Betrachtung in diesen Handstücken mehr zurück und es fehlt hier
auch der eigenthümlich seidenartige Glanz. Grössere Chloritaggregate
deuten auf zersetzten Augit, frische Augite in gut ausgebildeten
Krystallformen wurden nicht angetroffen, einige mehr in breiten Lappen
vorkommende geben ziemlich lebhafte Interferenzfarben und ein
Maximum der Auslöschung über die Vertiecale = 40%. Auch Biotit-
knäuel sind hier vorhanden.
...') Die Gänge sind auf der Karte, welche Prof. Doelter in den Sitzungs-
berichten der kais. Akademie veröffentlichen wird, eingezeichnet.
136 Verhandlungen. Nr. 7 8
Die Grundmasse ist bei diesen Gesteinen schon bei X 150 gut
auflösbar.
Zuerst fallen wohl die Hornblenden auf, deren Pleochroismus
sich zwischen grün und gelbgrün bewegt. Die Hornblende hat die Form
oft scharf eontourirter Krystallfragmente. Vollständige Krystalldureh-
schnitte sind nicht anzutreffen. Sie enthält ziemlich bedeutende
Magnetiteinschlüsse, die oft so gross werden, dass die Hornblende
sich nur wie ein Saum um den Magnetit ausnimmt. Apatit findet sich
in der Grundmasse sowohl in der Form von noch deutlich erkenn-
baren Säulchen mit der Pyramide und deutlichen Querrissen, aber
er sinkt auch herab bis zu jenen geringen Dimensionen, wobei die
wirr liegenden Nädelchen den Eindruck machen wie „gehacktes Haar“.
Orthoklas herrscht in der Grundmasse gegen Plagioklas vor.
Biotit ist weniger vorhanden als in den Allochetiten der anderen
Fundstellen. Nephelin ist hier schwerer zu erkennen, da sowohl die
Schnitte || oP als auch die | © P randlich äusserst selten scharf begrenzt
sind. Spreustein nach Nephelin findet sich auch in diesen Gesteinen.
Vollkommen isotrope Partien in der Grundmasse, zwischen den
Orthoklasen und der Hornblende liegend, dürften Analeim sein; die
Isolation ist wohl schwer möglich, um einen exacten Beleg dafür zu
bringen. Da jedoch bei der mikrochemischen Probe wohl die An-
wesenheit des Natriums nachgewiesen werden konnte, der Chlornachweis
für Sodalith jedoch versagte, andererseits aber der Analeim als
secundäres Product in alkalireicheren Eruptivgesteinen ja keine
Seltenheit ist, so scheint mir die Deutung der isotropen Partien als
Analeim genügend gefestigt.
Als Ergebnis der Untersuchung der Allochetite möchte ich nun
hervorheben, dass diese Gesteine, deren selbständige Stellung durch
die Analyse genügend gesichert erscheint, von den Plagioklasporphyriten
sich, abgesehen vom Nephelin-(Analeim-)Gehalt, schon dadurch unter-
scheiden, dass in der Grundmasse erstens weniger Plagioklas als
Orthoklas vorhanden ist, zweitens dass Hornblende und Biotit in der
Grundmasse reichlicher vorhanden sind als in den meisten Plagioklas-
porphyriten. Unter sich aber sind die Allochetite dadurch unter-
scheidbar, dass es solche gibt, bei welchen die Grundmasse mehr das
Bild eines hypidiomorphen Gefüges besitzt, sowie andere, die bei nicht
zu starker Vergrösserung durch die vielfach wirr gekreuzten Nädelchen
von Apatit, Hornblende, Augit und Biotit eine Art „Mikrolithenfilz*“
darstellen.
Zu erwähnen ist noch, dass sich hie und da, im Ganzen selten,
in den Allochetiten Caleitmandeln, öfters mit Delessitkränzen umgeben,
finden.
Nachzutragen wäre ferner, dass die Altersfolge, wenn man davon
absieht, dass Plagioklas als Einschluss im Aueit sich findet, ebenso
wie Magnetit als Einschluss im Plagioklas, folgende wäre:
Magnetit — Nephelin — Plagioklas — Augit — ÖOrthoklas —
Grundmasse. \
Danach und nach dem Ergebnisse der Analyse sind die Allochetite
charakterisirt als zumeist hypidiomorphe Gesteine von ähnlichem Typus
1903 Bericht vom 31. März. Dr. J. A. Ippen. 137
wie Plagioklasporphyrite, jedoch nephelinführend, vielleicht Zwischen-
slieder zwischen der Labradorporphyritreihe und der der Tinguait-
porphyre, chemisch am nächsten den Theralithen und Tephriten
stehend. Zersetzte Gesteine brausen zum Theil mit Säuren, sie sind
mehr grünlichgrau, während frische Allochetite grünlichschwarz er-
scheinen. Dabei tritt häufiger Saussuritisirung der Plagioklase oder
Spieusteinbildung in den Nephelinen auf.
Zugleich füge ich das Resultat der quantitativen Analyse an:
Allochetit über Le Sellesee südöstlich in der Nähe des Predazzitbruches.
Analytiker: Ippen.
l I I IE
In Mole- Anmerkung
Gewichts- || cular- |
procenten| procente
|
SO 46:86 0846 | 0'846
210 Or 0:86 — a Mr — Die Zahlen in Columne II
AO... 22:24 0:225 |\ 9.950 || sind erhalten nach Be-
EERORe: . .... 4:07 0.025 1 rechnung der Gewichts-
EL 3:32 0:047 | procente in I unter Abzug
1 Der 1:09 0:025 0139 || des Wassers und Division
La A 3:69 0:067 | der so gewonnenen Zahlen
AO 8:92 0:147 \ 0'195 || durch die Molecularge-
MOB .n®,. 4-43 0:048 wichte der betreffenden
Glühverlust . . 2:05 — — Oxyde.
Summe . II:53
Es ergibt sich sonach:
RO R O0: R, Ome1s20:
0.334 : 0:250 : 0:846
sowie
2.0: R" 0" — 0.195= 0139.
Anschliessend an die mikroskopische und chemische Unter-
suchung möchte ich nochmals betonen, dass den Allochetiten jeden-
falls keine grosse Verbreitung unter den Gesteinen des Monzoni zu-
geschrieben werden kann. Sicher aber war es nicht ohne Interesse,
den Nachweis des Vorkommens nephelinhaltiger Gesteine auch im
Gebiete des Monzoni zu erbringen.
Der Beweis der Anwesenheit des Nephelins wäre schon genügend
sicher durch den Nachweis des Vorhandenseins von Umwandlungs-
producten, die vorzugsweise nur dem Nephelin zukommen, gegeben.
Ich erwähne nur den Spreustein und den Hydronephelit.
Dazu treten aber als sichere Nachweise für Nephelin selbst
die optische Charakteristik durch die Bestimmung des Brechungs-
exponenten, ferner der mikrochemische Nachweis. Durch den Einklang
K. k. geol. Reichsanstalt. 1903. Nr. 7 u. 8. Verhandlungen, Dt
138 Verhandlungen. Nr. 7 u.8
beider Beweise im Zusammenhalt mit den Ergebnissen der Analyse
ist der Nephelingehalt erwiesen.
Romberg sagt in seiner Arbeit: „Geologisch-petrographische
Studien in den Gebieten von Predazzo und Monzoni“ III, S. 8 (Sitzungsber.
d. kgl. preuss. Akad. d. Wiss. 1903, IV.):
„Da Doelter wie auch Ippen ziemlich häufig auf einen
Nephelingehalt der Monzonigesteine hinweisen, möchte ich bemerken,
dass solche Vorkommen äusserst selten sind (von den Camptoniten
hier abgesehen), falls dieses Mineral zweifelsfrei festgestellt werden soll.“
Zur Zeit, als Romberg den III. Theil seiner geologisch-petro-
graphischen Studien abfasste, war ihm von meiner Seite zugegangen
meine Arbeit: „Ueber einige Ganggesteine von Predazzo“ (Sitzungsber.
d. kais. Akad. d. Wiss. Wien, Bd. CXI, Abth. D.
Ferner „Ueber einige aplitische Ganggesteine von Predazzo“
(Centralblatt f. Mineralogie, Stuttgart 1902, Nr. 12, S. 369—375) und
während des Druckes seiner Arbeit (siehe Romberg, III. Theil,
geol.-petrogr. Studien, S. 14, Fussnote) meine Arbeit: „Ueber
Melaphyre vom Cornon etc.“ (Centralblatt f. Mineralogie, Stuttgart
1903, Nr. 1, S. 6—13).
In den zwei letztgenannten Arbeiten geschieht keinerlei Er-
wähnung eines Nephelingehaltes von Monzonigesteinen.
In der Arbeit, die in den Sitzungsberichten der kais. Akad. d.
Wiss. erschienen ist, finden sich bezüglich des Vorkommens von
Nephelin in Monzonigesteinen nur folgende Stellen:
1. Der Camptonit am Passe westlich vom Mal Inverno nach
Cadin brut (S. 11 meiner Arbeit);
2. der Camptonit am Nordabsturz der Ricoletta gegen Le Selle
(S. 12 meiner Arbeit). |
Dann findet sich in meiner Arbeit, S. 28 beginnend, der Absatz:
„die nephelinführenden Gesteine (als Einführung für die Nephelin-
gesteine von Predazzo)*.
Und hier S.29 die Bemerkung: „Doelter beschrieb ein nephelin-
führendes Gestein von der Pesmeda.“
Endlich Seite 43 ein längerer Absatz über das nephelinführende
Gestein vom Nordabhange der Pesmeda, worin ich wesentlich gegen
Brögger betonte, dass Vorkommen von Nephelin und geringen
Mengen von Quarz sich nicht durchaus widersprechen.
Es ist aber wichtig, zu betonen, dass das S. 45 besprochene
Pesmeda-Nephelingestein dasselbe ist wie das S. 23 erwähnte. Eine
weitere Erwähnung findet der Nephelin in den Ge
steinen des Monzoni in den genannten Arbeiten nicht
mehr.
Wo bleibt nun die Häufigkeit des Hinweises auf einen Nephelin-
sehalt in den Monzonigesteinen in meiner Arbeit, wenn man die
Camptonite des Monzoni, für die Romberg den Nephelin selbst
angibt, in Abzug bringt?
Nun wollen wir aber sehen, ob nieht vielleicht Prof. Doelter
häufig?! den Nephelingehalt der Monzonigesteine betont. Ausser
älteren Arbeiten kann nur in Betracht kommen, Doelter, Chemische
Zusammensetzung und Genesis der Monzonigesteine; wovon Romberg
1903 Bericht vom 31. März. Dr. J. A. Ippen. 139
bei Abfassung seiner Studien I und II das erste Heft, bei Abfassung
der Studien III auch Heft II und III von Doelter’s Arbeit vorlagen.
Weiteres von Prof. Dr. ©. Doelter’s Arbeiten, was auf unsere
Frage Beziehung hätte, lag Romberg also nicht vor.
In all diesen Arbeiten findet sich nun wieder nur, um die
Häufigkeit (!) der Erwähnung des Nephelingehaltes in den Monzoni-
gesteinen von Seite Doelter’s zu illustriren, Folgendes !):
Seite 69: „Uebrigens ist es wahrscheinlich, dass in einigen
basischen Monzonigesteinen als seltener Bestandtheil Nephelin
vorkam, der aber in Folge der Zersetzung nicht mehr sicher bestimmt
werden kann.“
Seite 97 unter Titel Pyroxenit: „Als grosse Seltenheit
will ich Durchschnitte erwähnen, die mit jenen der Liebenerite über-
einstimmen und vielleicht auf ursprünglichen Nephelin weisen, ich
habe sie nur in einem Gesteine beobachtet.“
Endlich Seite 99, letzte Zeile: „Nephelin oder Sodalith ist aller-
dings in denselben (Zwischenglieder, Gabbro. Anm. d. Verf. d. Arbeit)
bisher nicht gefunden worden und dürften jedenfalls keineRolle
in den Monzonigesteinen finden, obgleich es nicht ausgeschlossen ist,
dass sie als Nebenbestandtheile vorkamen.“ Und im III. Hefte, S. 191:
„Insbesondere wird das Vorkommen des Nephelins, welches ich in zwei
Gesteinen sporadisch fand, noch zu eruiren sein.“
Weitere Stellen über das Vorkommen des Nephelins finden sich
in den von Romberg eitirten Arbeiten Doelter’s nicht. Ich habe
mir die Mühe genommen, diese Stellen herauszuziehen, um zu zeigen,
wie Prof. Doelter die „Häufigkeit“ des Vorkommens von Nephelin
durch die Ausdrücke „sporadisch“, „grosse Seltenheit“,
„spielen keine Rolle in den Monzonigesteinen“ ausdrücklich
hervorhebt.
Dem vorurtheilsfreien Leser dürfte es jedoch wohl richtiger
erscheinen, auf die Möglichkeit der Anwesenheit eines Minerals, auf
ein eventuell neues Gestein neidlos hinzudeuten, um vielleicht anderen
den Fund zu gönnen, als die Methode, Beobachtungen zu unterdrücken,
zu verschweigen, weil man derselben nicht ganz sicher ist. Oder ist
die Bemerkung Romberg’s vielleicht richtiger, wenn er apodiktisch
sagt 2): „indes Nephelin enthielten beide Gesteine sicher nicht“, ohne
irgendwie sicher anzugeben, worauf die Sicherheit seiner Behauptung
beruht.
Es geht aus dem bisnun Gesagten wohl genügend hervor, dass
Romberg genau das Gegentheil über die Arbeit eines Autors sagt,
als was dieser selbst in dieselbe legt, und es beruht ein grosser
Theil von Romberg’s Arbeit darauf, Autoren angebliche Unrichtig-
keiten unterzuschieben, um mit deren Bekämpfung und scheinbarer
1) C. Doelter: Die chemische Zusammensetzung und die Genesis der
Monzonigesteine. Tschermak’s mineral. Mitth. Bd. XXI, Heft 1, 2 und 3.
F ?) J. Romberg: Geologisch-petrographische Studien III. Sitzungsber. d.
königl. preuss. Akad. 1903, 4.
21*
140 Verhandlungen. Nr. 7 u%8
Klarlegung seinen eigenen Arbeiten 1) das höhere Verdienst zuzu-
weisen.
Dass diese Bemerkungen gewiss nicht zu hart sind, sondern nur
den Werth der Ablehnung besitzen sollen, darauf mögen noch folgende
Erwähnungen hinweisen.
Romberg schreibt?): „Mit den erwähnten basischen Pyroxenit-
gängen, die oft grosse spiegelnde Biotite führen (Shonkinite?), treten
zusammen...“ und nimmt damit die Möglichkeit des Vorhandenseins
von Shonkiniten an.
In seinen geologisch-petrographischen Studien... Iund II, S. 4
erwähnt er die inzwischen erschienene Arbeit Doelter’s: Chemische
Zusammensetzung und Genesis der Monzonigesteine, wobei sich S. 4
(Romberg) der Passus findet: „Verschiedene Gesteinsvorkommen
werden detaillirt geschildert, aber für alle interessanten Typen aus
diesem Gebiete (Shonkinit, Essexit, Labradorfels, Nephelingesteine)
nur Namen genannt.“ Abgesehen davon, dass dies nicht richtig ist,
da Doelter mehrere derselben ausführlicher beschreibt, folgt im
selben Hefte I und II Romberg’s, S. 14: „Ganz vereinzelt fand ich
ein essexitisches und ein Shonkinitgestein, die als Verbindungsglieder
zu den theralitischen Nephelingesteinen aufzufassen sind.“ Eine Be-
schreibung dieses Shonkinitgesteines wird nicht gegeben, „also wohl
auch nur der Name genannt“.
Nachdem nun im Hefte I und II, S. 36, noch der „Shonkinit ?“
aus den Vorarbeiten theilweise zurückgezogen wird, zwei Shonkinite
ohne genauere Beschreibung „beiPredazzo“°) als mögliche Elaeolith-
syenit-Essexite hingestellt werden, folgt S. 37: „Dem Shonkinittypus
kommt ein grobkörniges, dunkles, monzonitisches Gestein nahe...
vielleicht enthält es noch zu viel Feldspath für Shonkinit.... Nephelin
ist nicht bestimmt nachweisbar, doch Zeolithbildung vorhanden“ (also
nicht einmal sicher Spreustein nachgewiesen).
Nun zu Heft III von Romberg’s „Geologisch-petrographischen
Studien“, S. 2: „Erstrecken sich Apophysen des Monzonits in den
benachbarten Kalk, so ändert sich fast ohne Ausnahme ihre Zusammen-
setzung, sie erhalten Shonkinitcharakter *) (Orthoklasaugit)“, und
ebenso geht aus der Lecture des Passus S. 15 desselben Heftes
hervor, dass nach Romberg in den Monzonitapophysen, die sich in
!; Gerade in Romberg’s Arbeiten wird eine ruhige Behandlung des Stoffes,
eine genaue petrographische Darstellung sehr vermisst, bei einiger Aufmerksamkeit
ist auch leicht zu bemerken, dass seine Anffassung der Gesteine häufig wechselt
und zahlreiche Widersprüche enthält, und dass er forwährend Behauptungen ohne
Beweise aufstellt, so besonders bei Behandlung der Altersfolge und der Contact-
erscheinungen.
?) J. Romberg: Vorarbeiten zur geologisch-petrographischen Untersuchung
des Gebietes von Predazzo (Südtirol). Sitzungsber. d. königl. preuss. Akad. 1901,
XX (S. 459 [3]).
3) Derselbe Autor wirft aber allen Anderen stets die geringe Genauigkeit
der Fundortsangaben vor.
*) Richtig ist dies auch nicht, da diese Apophysengesteine meistens keinen
Olivin haben, sie sind daher orthoklashaltige Gabbros, aber keine eigentlichen
Shonkinite. Romberg hat also auf 8.2 seine anderen Definitionen des Shonkinits,
in denen er den Olivin betont, wieder vergessen.
1903 Bericht vom 31. März. Dr. J. A. Ippen. 141
Kalk, beziehungsweise Dolomit erstrecken, Plagioklas zurücktritt und
ein Gestein vom Shonkinittypus wesentlich aus Orthoklas und
einem eigenartigen graugrün bis blaugrün gefärbten Augit (bis 42
Schiefe) ... bestehend, entsteht.
Nun kommt S. 16 die Angabe, Doelter habe einen Olivin-
gabbro von der Ricoletta und ein zweites ähnliches Gestein als
Shonkinit bezeichnet.
So herausgerissen, erscheint es freilich, als ob die nothwendige
Orthoklasführung des Shonkinits von Doelter zu gering betont
worden wäre.
Man vergleiche aber die betreffenden Stellen bei Doelter!)
besonders gleich S. 100: „Dadurch, dass die Gesteine Orthoklas und
Biotit aufnehmen, wird der Uebergang zum Shonkinit vermittelt“;
ferner auf derselben Seite die Betonung der Uebereinstimmung eines
von Prof. Pirsson eingesandten Shonkinits vom Yogo Peak mit dem
Gesteine von Le Selle, endlich den durch die Analyse S. 102 ge-
brachten Beweis der Uebereinstimmung der shonkinitischen Gesteine
vom Yogo Peak und Square Butte und der Unterschiede bezüglich
des ÜaO-Gehaltes. .
Es hat also wohl Doelter stets am Shonkinitbegriffe als Orthoklas-
Olivingabbro festgehalten, während aus den Arbeiten Romberg's
hervorgeht, dass er in den Vorarbeiten noch keine feste Definition
des Begriffes Shonkinit sich gebildet hatte, dass er ferner im Hefte
I und Il der geologisch-petrographischen Studien noch die Anwesenheit
des Nephelins oder der Nephelinvertreter als nothwendig für den
Shonkinitbegriff ansah und erst im Ill. Hefte seiner geologisch-
petrographischen Arbeiten zur Annahme der von Pirsson gegebenen
Definition gelangt war.
Ganz ebenso, wie die bisnun behandelten Einwürfe, fällt die
im Hefte III gegen mich gerichtete Bemerkung bezüglich der Monzonit-
aplite: „Die von mir (a. a. OÖ. S. 701) gegebene Analyse dieser zur
Gefolgschaft der Monzonite gehörigen, auf solche beschränkten
Jüngeren Gänge mit 66°56°/, SiO, beweist ohne Weiteres gegenüber
dem Brögger’schen Mittel von 55°88°/, der Monzonite bei Predazzo,
dass eine Identität mit einer zuerst erstarrten älteren, wohl auch
basischeren Randfacies dieser Gesteine ausgeschlossen ist.“
Abgesehen davon, dass Romberg’s zur Analyse gewählter
Monzonitaplit zwischen Canzocoli und Val Orca bei Predazzo (geol.-
petrograph. Unters. Heft I und II, S. 26, beziehungsweise 700) nach
dessen eigener Beschreibung auch etwas Quarz ausgeschieden
enthält und dass dessen Grundmasse besteht aus Orthoklas, Quarz
und feinvertheiltem Erz (von letzterem kann und darf, wenn die
Aplitnatur aufrechterhalten bleiben soll, nicht viel enthalten sein),
beweist eben die Analyse durch ihre hohe Zahl für SiO, = 66:56,
dass der von Romberg herangezogene Aplit wahrscheinlich nicht
der eines Monzconits sein wird. Ganz richtig vergleicht er denselben
1) C. Doelter: Chemische Zusammensetzung und Genesis der Monzoni-
gesteine, S.100. Doelter bezeichnet aber den Olivingabbro nirgends als Shonkinit,
sondern stellt nur neben dessen Analyse eine Shonkinitanalyse.
142 Verhandlungen. Nr. 7u.8°
ja selbst mit dem Quarzalkaliporphyr von Gray Butte sowie mit
Alkalisyenitporphyr und (Quarzalkalisyenit.
Ohne auf Berechnung der Molecularprocente etc. eingehen zu
müssen, zeigt ja die Analyse in dem Verhältnisse von MgO : CaO einer-
seits, in der hohen Alkalienoxydsumme andererseits die Zugehörigkeit
zum Alkalisyenit, aber nicht zu Monzonitapliten, die ja eben nichts
anderes vorstellen, als die aplitischen Ausbildungen monzonitischer,
also eher dioritischer Gesteine, in denen ganz andere Molecular-
verhältnisse herrschen.
Weiteres darüber erspare ich mir hier, da ohnedies Erörterungen
in meiner Arbeit über den Alkalisyenit von Malga Gardone (Central-
blatt) sich finden.
In ähnlichen Bahnen, wie bis jetzt besprochen, bewegen sich
sämmtliche Einwürfe Rombere’s.
Ich will darauf nur bemerken, dass Romberg bisher über-
haupt von keinem einzigen seiner aufgestellten Typen eine eingehende
Beschreibung gegeben hat, an vielen Stellen eine vollständigere Be-
schreibung verspricht, eine Definition, warum er irgendein Gestein
seräde dieser oder jener Gruppe einreiht, häufig unterlässt und zum
Beispiel gerade bei der wichtigen Gruppe der Augit-Camptonite,
wo kein Wort gesagt wird, was darunter zu verstehen sei.
Sonderbar ist noch sein Einwand gegen meine Beschreibung eines
Melaphyrs mit Granatsalband (Gang im Kalk, Satteljoch, Agnelloberg),
in Verbindung mit einem Granitgange auftretend. Abgesehen von
seinem Einwurfe bezüglich der Localität, worüber ich an anderer Stelle
antworten werde, will er nur-behaupten, dass die von mir als barke-
vikitisch erkannte Hornblende keine solche sei, gibt aber wieder keinen
Grund an, womit er dies beweisen könnte. Ich glaube, aus meiner
Schilderung der Camptonite !) geht genügend hervor, dass gerade ich
bezüglich der fortwährenden Feststellung der Barkevikite streng genug
war. Natürlich war sein Einwurf, das geht genau aus der Lecture
von S. 14 (56) seiner geologisch-petrographischen Studien, Heft II,
hervor, nur gewäblt, um Doelter und mir eine Verwechslung von
Porphyriten und Camptoniten imputiren zu können.
Ein eigenthümliches Einschiebsel ist die Fussnote 8. 23 (65)
gelegentlich der Besprechung meines Cancrinitsyenits: „Ippen’s
Abhandlung erschien erst im November 1902.“ Als ob ich vielleicht
tomberg’s Arbeiten hätte abwarten müssen, um danach meine Arbeit
zu modifieiren, die aber nach der im August 1901 mit Prof. Doelter
unternommenen Excursion Ende September in Angriff genommen wurde,
im März 1902 im Manuscripte zum Drucke der kais. Akademie der
Wissenschaften in Wien übergeben wurde, allerdings erst im October
1902 druck- und absendefertig an mich gelangte.
Ebenso charakteristisch ist auch die Beanständung des Fund-
ortes „in der Fortsetzung der Linie Val Maggiore“. Wer eine Karte
!) Gerade Romberg bringt in der Camptonitgruppe grosse Verwirrung
hervor, indem er ohne analytische'Belege alle möglichen Gesteine den Camptoniten
zureiht.
1903 Bericht vom 31. März. R. J. Schubert. 143
zu Hilfe nimmt, wird sofort das Thal, welches in dieser Linie liegt,
finden, es ist das von Romberg „Val Scandole* genannte, welcher
Name aber auf der Specialkarte 1 :25.000 sich nicht findet und
überhaupt nur wenigen Personen bekannt ist; wenn sich der Name
in die Literatur einbürgert, so werde ich gewiss nichts dagegen
einzuwenden haben (und ich habe ihn auch in meiner Arbeit:
Ueber Melaphyre vom Cornon u. Ss. w. Centralblatt 1903, S. 6—13,
bereits gebraucht); aber 1901 war er in der Literatur überhaupt
niemals genannt worden und war es daher wohl richtiger, auf der
Karte den Fundort klar zu machen; es wäre nur von Vortheil ge-
wesen, wenn Romberg seine Namen mit Hinweis auf eine Karte
erläutert hätte, denn vorläufig wird der Geologe wohl bei Fundorts-
angaben zuerst nach der Specialkarte greifen. Dass Herr Romberg,
wie ersichtlich, eine solche nicht in Händen hatte, ist jedenfalls be-
dauerlich und für seine Beobachtungen nicht günstig.
Graz, miner.-petrogr. Institut der Universität, Ende April 1903.
Reisebericht.
R. J. Schubert Zur Geologie des Kartenblatt-
bereiches Benkovac—Novigrad (29, XI).
I. Die vier küstennächsten Falten.
Wie die Uebersichtsaufnahme feststellte, besteht das norddalma-
tinische Festlandsgebiet im Bereiche des Specialkartenblattes Benko-
vac—Novigrad aus einer Anzahl von Küstenfalten, an die sich zwischen
Benkovac und Obrovazzo der nordwestliche Theil der „Prominamulde*“
schliesst. Die Nordostecke des Kartenblattes enthält bereits ältere
als eretacische Schichten und bildet einen Theil des triadischen und
älteren Aufbruchsgebietes des Velebit. Mit der Kartirung des in Rede
stehenden Kartenblattes beauftragt, begann ich im Anschlusse an das
in den Vorjahren aufgenommene Blatt Zaraveechia—Stretto mit der
Detailaufnahme der Küstenfalten, von denen ich bisher die vier
küstennächsten fertigstellte, diejenigen, die sich zwischen dem Canale
di Zara und der breiten Doppelmuldenzone von Zemonico— Nadinsee
erstrecken. Die Grenze dieser vier Falten gegen die erwähnte Mulden-
zone erscheint ungefähr durch die Verbindungslinie der Ortschaften
Smrdelje—Zemonico—Lisane di Tinj—Jagodnje dl. ge-
geben. Die Uebersichtsaufnahme verzeichnete in diesem Bereiche
drei durch zwei Tertiärzonen getrennte Rudistenkalkaufbrüche, während
ich vier Kreidesättel sowie vier zum Theil mit Tertiärresten erfüllte
Muldenzonen feststellte.
Die Schichten, aus denen die Küstenfalten des zu besprechenden
Gebietes aufgebaut sind, sind im Wesentlichen die gleichen wie die
im südlich sieh anschliessenden Gebiete !): eretacische, alttertiäre und
quartäre. Von den ersten tritt der Dolomit nur spärlich zu Tage (vor-
zugsweise in einer schmalen Aufbruchszone des Vröevosattels); eine
!) Diese Verhandl. 1901, pag. 234, 330; 1902, pag. 196, 351.
144 ‚Verhandlungen. Nr. 7 u 8
grosse Verbreitung besitzt der Rudistenkalk, der in den obersten
Lagen subkrystallinisch, weiss, auch röthlich ist, an der Grenze gegen
das Tertiär häufig zu Breceien umgewandelt erscheint. Bei Vujevie
sowie südwestlich von Mostar sind dem oberen, meist diekbankigen
Rudistenkalke plattige Zonen eingeschaltet. Das älteste tertiäre, lim-
nische Glied —- der Cosinakalk — konnte an einigen Punkten fest-
gestellt werden (nordöstlich Galovac, südlich Tinj). Trotzdem diese
Vorkommen nur wenig mächtig sind, beweisen sie, dass Cosinaseen
sich auch im jetzigen norddalmatinischen Festlandsbereiche befanden.
Die Reihe der marinen Schichten beginnt meist mit einigen wenig
mächtigen Milioliden- und Peneroplidenbänken, auf die sehr bald der
typische helle Alveolinenkalk folgt. Dieser verwittert meist scherbig,
bisweilen jedoch auch massig, ähnlich dem Rudistenkalke, von dem
er dann schwer zu unterscheiden ist. Der Uebergang des Alveolinen-
kalkes in den Hauptnummulitenkalk ist meist ein rascher, nur in der
Mulde von Podvrslje—Babindub ist die Grenze schwer zu ziehen, da
sich im Nummulitenkalke noch Alveolinenniveaux einstellen. Die
jüngsten vorhandenen tertiären Glieder sind bläuliche, gelbliche
weiche Mergel, die mit im Ganzen ebenso gefärbten plattigen Mergeln
und kalkigen Sandsteinen wechsellagern. Die Quartärgebilde sind
ausser den später zu besprechenden altquartären meist verschwemmte
Terra rossa, hellere bis dunklere humose Lehme.
Die Küstenstrecke, mit der das Kartenblatt an den Canale di
Zara reicht, wird zum grössten Theile von Rudistenkalk gebildet, der
im Wesen flach nordöstlich einfällt; gegen St. Cassian zu wird
jedoch Streichen sowie Fallen unregelmässig gegen Südwest und Nord-
west, was durch Niederbrüche von geringerem Umfange bedingt sein
dürfte. Der ganze Sattel, von dem die Küste grösstentheils gebildet
wird, der Tustica, ist stark gegen Südwesten geneigt, so dass die
Rudistenkalkbänke im Wesentlichen gegen Nordost einfallen, er ist
jedoch von einigen starken, schräg zum Streichen verlaufenden
Brüchen durchsetzt, die zum Theil zu Schluchten ausgewaschen sind.
Wie die Untersuchung des südlich sich anschliessenden Gebietes
(s. diese Verhandl. 1902, pag. 198, 199) sowie des Küstenvorsprunges
von Krmtine (Krn£ina) ergab, stellt die Küstenstrecke eine
Ueberschiebungszone dar, längs welcher die von dem Tusticarücken
überschobenen tertiären Muldenreste niederbrachen. Im Kartenblatt-
bereiche sind diese nur bei den Gehöften Krmöine erhalten, wo auf
eine. kurze Küstenstrecke unter den 20—30° (local auch steiler) NO
einfallenden Rudistenkalken Hauptnummulitenkalk und Knollenmergel
des überschobenen Hangendflügels der Mulde auftauchen. Ausserdem
erscheint als Muldeninnerstes heller weicher Mergel mit reichlichen
Coneretionen sowie local auch Nummulitenmergel des Liegendflügels
der Mulde. Während an der Stelle stärkster Ueberschiebung (süd-
östlich von Krm£ine, auf Blatt Zaraveechia) der Kreidekalk direct
auf dem mitteleocänen weichen Mergel rulıt, ist die Intensität der
Ueberschiebung im Bereiche des Blattes Benkovac bereits eine ge-
ringere, da die Nummulitenschichten des Hangendflügels der Mulde
wieder geschlossen, wenngleich stark gequetscht, zu Tage treten. Bei
Zara, durch dessen Häfen die grosse Störungslinie verläuft, erscheinen
|
1903 Bericht vom 31. März. R. J. Schubert. 145
bereits Spuren von Alveolinen- und Miliolidenkalk und am Küsten-
vorsprunge von Punta amica ist der überschiebende Kreidesattel so
sehr bereits zırückgetreten, dass auch eine ansehnliche Alveolinen-
kalkzone nebst dem gleichfalls breiten Hauptnummulitenkalke ins Meer
ausstreicht. Bei Krmäine sind die an die Nummulitenschichten
stossenden Kreidekalke rein weiss-röthlich und dürften bereits aus
den obersten Rudistenkalkbänken stammen. Der Küstenvorsprung von
Krmöine ist grösstentheils mit Terra rossa bedeckt, die mir nicht
sowohl jung angeschwemmt, als vielmehr der Rest einer älteren Ab-
lagerung zu sein scheint, da sie den untersten Lagen der altquartären
Gebilde ähnelt.
Im Gegensatz zu dem stark gegen Südwesten geneigten Küsten-
sattel ist der zweite landeinwärts folgende Sattel im grössten Theile
seines Verlaufes fast eine normale Antiklinale. Es ist dies derselbe,
dessen Niederbruch im Bereiche des angrenzenden Blattes Zara-
vecchia den Vranasumpf und -See bedingte und von dem nur einzelne
Flügelreste als Klippen oder Narben aus dem Alluvium des Vrana-
„Sumpfes“ herausragen (s. diese Verhandl. 1902, pag. 200). Dieses
Niederbruchgebiet des Vranasumpfes reicht auch auf das in Rede
stehende Kartenblatt — die Niederung des Torrente Jezera. Gegen
Nordwesten zu ist jedoch der Sattel, mit Ausnahme kleinerer Absen-
kungen bei RaStane, Podjaruga und Glavica sowie den Gehöften von
Sikovo, ganz erhalten, ja im Vr&evo und Debeljäk zu Höhen von
213 und 199 m emporgepresst. Im Oulturengebiete von Glavica und
Podjaruga sind ungefähr in der Sattelachse Dolomitbänke entblösst.
Diese dolomitische Aufbruchszone ist auch am Osthange der südöst-
lichsten Kuppe des Vröevo ersichtlich. Nach Schluss dieses Aufbruches
erstrecken sich gegen Nordwesten die grössten Höhen dieses Sattels
und etwas über 2 km von dem am Fusse der Höhen gelegenen Gehöfte
Debeljäk schliesst der Rudistenkalkaufbruch. Zugleich mit diesem
Aufbruche schliesst auch die nordöstlich sich anschliessende Mulde
von Gorica und an Stelle des Rudisten- und Nummulitenkalkes (be-
ziehungsweise der Mergelzone) streicht ein anscheinend einheitliches
Alveolinenkalkband weiterhin gegen Nordwesten und quert in relativ
geringer Breite die von Zara nach Zemonico führende Strasse.
Zwischen dem Sattel des Vr&evo und der Tustica erstreckt sich
eine durchwegs mit tertiären Resten erfüllte Muldenzone, die Fort-
setzung der (diese Verhandl. 1902, pag. 198 beschriebenen) Mulde von
Bu&ina—Sv. Rok. Während an der Südgrenze des Kartenblattes nur
Alveolinenkalk, höchstens noch dessen obere Grenzzone gegen den
Nummulitenkalk vorhanden ist, erscheint bereits bei den Gehöften
PodvrSlje Nummulitenkalk, der von den Vrljice staje an be-
sonders breit zu Tage tritt. Die Grenze zwischen Alveolinen- und
Nummulitenkalk ist gerade in diesem Muldengebiete, wie ich auch
schon im Bereiche des Kartenblattes Zaraveechia wahrnehmen konnte,
weniger leicht zu ziehen, da die Vertheilung der beiden Foraminiferen-
gattungen eine weniger scharf geschiedene ist, als es sonst meist zu
sein pflegt; Alveolinen, und zwar sowohl aus der Gruppe der Alveolin«a
ellipsoidea und melo als auch vom bacillum-Typus, stellen sich auch in
höheren Nummulitenniveaux ein. Der Hauptnummulitenkalk ist local,
K. k. geol. Reichsanstalt. 1°03. Nr. 7 u. 8. Verhandlungen. 22
22
146 Verhandlungen. Nr. Teug®ß
zum Beispiel nördlich Goles stan, roth gefärbt. Von dem Hügel
an, der die Kapellenruine St. Martin trägt, ist er vornehmlich von
jüngeren mitteleocänen Gebilden — weichen Mergeln und härteren
sandigen Bänken — bedeckt. Diese letzteren sind in einigen (etwa
10 deutlicheren) Lappen auch schon von den Gehöften PodvrSlje an
auf den Muldenflanken, südlich Ra$povic auch in dem sonst von jung-
quartären Gebilden erfüllten Muldenboden in einer kleinen Partie
erhalten. Auffällig ist die Höhenlage und der steile Abfall von St. Martin
dieses jüngsten im Küstengebiete erhaltenen Tertiärs zu dem Num-
mulitenkalk, der zwischen Vrljice staje und Porporas stan um 40 —50 m
tiefer liegt als die von St. Martin an im geschlossenen Zuge gegen
Nordwest streichenden .jüngeren Mergel. Offenbar liegt hier eine
spätere partielle Senkung des Muldengebietes und Auswaschung der
höheren mitteleocänen Gebilde im gesenkten Terrain vor. Da ich hier
keine als diluvial anzusprechenden Gebilde fand, dürfte der Bruch-
und Senkungsprocess ungefähr in den gleichen Zeitraum fallen, wie
der Niederbruch des norddalmatinischen Inselgebietes, des Vranasees
und anderer Festlandstheile, also postdiluvial sein.
An den Kreidenordostflügel der Vr&evoantiklinale schliesst sich
in dessen ganzer Länge ein Alveolinenkalkband, das nur südlich von
Rastane von Quartär überdeckt, wohl auch in diesem Gebiete gesenkt
ist. Daran schliesst sich eine gleichfalls dinarisch streichende schmale
Zone Nummulitenkalk und als Muldenjüngstes an makroskopischen
organischen Einschlüssen leere weiche helle Mergel, in denen aller-
dings auch härtere sandige und plattige Bänke vorhanden sind und
in deren Bereich sich die zahlreichen Lokven (Tümpel) und Brunnen,
unter anderen die Brunnen ÖOatrnja, Lokvenjak, Dubelj, befinden.
Vom Nordostflügel dieser steilschenkligen schmalen Synklinale sind
nur einzelne Reste unter der Quartarhülle hervor ersichtlich, so
westlich des Culturengebietes Gulina, dann an manchen Wegein-
schnitten westlich Galovac, Gorica und RaStani. Zwischen sowie
südlich von diesen beiden letzteren Ortschaften lagert auf dem Tertiär
dieser Muldenzone sowie auf dem Rudistenkalke des nordöstlich sich
anschliessenden (dritten) Sattels eine altquartäre Decke, die an Weg-
rändern und in Hohlwegen mehrfach gut ersichtlich ist; es sind dies
hellbraune, zum Theil röthliche, an stalaktitischen Mergelconeretionen
stellenweise sehr reiche sandige Lehme, denen einzelne vorwiegend
aus fast nicht gerollten Rudistenkalkbrocken bestehende Breccienlagen
(und zwar meist in den oberen Partien) eingeschaltet sind. Die für
diese Gebilde weiter südöstlich‘ charakteristische Lössconchylienfauna
konnte ich zwar bisher darin nicht finden, wahrscheinlich, weil die
feiner sandigen, lössartigen Lagen, an welche die von mir festgestellte
Conchylienfauna (diese Verhandl. 1901, pag. 236) stets geknüpft war,
zu fehlen scheinen. Ein Zweifel an der Identität dieser Gebilde mit
den im Insel- und Küstengebiete gut aufgeschlossenen altquartären —
diluvialen — Gebilden scheint mir jedoch ausgeschlossen. Die Rudisten-
kalkbreceien sind jedoch nicht immer in Lagen angeordnet, bisweilen
auch (zum Beispiel in einer Sandgrube östlich der Kirche von Gorica)
in Butzen im gelben sandigen Lehm eingelagert; die in den oberen
Lagen befindlichen sind bisweilen gleich den Mergelconcretionen zu
1903 Bericht vom 31. März. R. J. Schubert. 147
festen Platten zusammengefügt. Nach Süden zu reichen die altquartären
Gebilde bis an den Torrente Jaruga-Jezera, sind auch längs
der nach Vrana führenden Strasse in einem schmalen Streifen vor-
handen. Sie sind im Ganzen der nordöstlichen Muldenflanke ange-
lagert und wohl zum grösseren Theile äolischer Natur. In ihrem
südlichen Theile unterscheidet sich das mit dem Altquartär bedeckte
Gebiet von dem alluvialen, zum Vranasumpf gehörigen Senkungsgebiete
lediglich durch die etwas höhere Lagerung; es scheint mir daher
wichtig, hervorzuheben, dass die nordwestliche Fortsetzung des Vrana-
sumpfes nicht ein durchwegs mit alluvialen Gebilden ausgefülltes
Niederbruchsgebiet darstellt, sondern noch nicht unbeträchtliche Reste
einer diluvialen Decke enthält. Dass im jetzigen Sumpfbereiche auch
vor dem postdiluvialen Haupteinbruche, der den jetzigen Vranasee-
und -Sumpf veranlasste, einzelne Senkungen stattfanden, beweisen auch
die bei den Gehöften Siko vo vorhandenen altquartären Lehme.
Von diesen diluvialen Gebilden ist das Tertiär der Muldenzone
von Gorica zum grössten Theile überdeckt, nur einzelne flache Klippen
ermöglichen den Verfolg des Tertiärstreichens. Das Tertiär des süd-
westlichen Muldenflügels erscheint erst hart an der Südgrenze des
Kartenblattes östlich des Torrente Jezera in einem zur Zeit frisch
ausgehobenen Graben entblösst, und zwar Alveolinen- und Nummuliten-
kalk. Es ist dasselbe, das im nördlichen Theile von Gor£öina, bei der
Smekvina-Mühle und Cukovac im Vranasumpf wieder auftaucht und
den Südwesthang der Erna gora umsäumt (ef. diese Verhandl. 1902,
pag. 200). Das Tertiär des nordöstlichen Muldenflügels ist südlich
von Rastani an längs des gegen Vrana führenden Fahrweges aufge-
schlossen, und zwar verläuft dieser ungefähr bis Punkt 34 am Ende
der Felder und Weingärten im Hauptnummulitenkalk, sodann bis an
die südliche Grenze des Kartenblattes bis zur Quelle Kakma im
Alveolinenkalk, während ein schmaler Nummulitenkalkstreifen süd-
westlich des Weges sich hinzieht. Bei den Quellen des Torrente
Vrulje sind auch jüngere mitteleocäne Gebilde ersichtlich, von einer
hier nur noch sehr schwachen Altquartärhülle bedeckt. In der Nähe
der Quelle Kakma ist zwischen Rudisten- und Alveolinenkalk eine
schmale Zone gastropodenführenden Cosinakalkes eingelagert.
Gegen Nordwesten zu schliesst die Mulde von Gorica in gleicher
Höhe ungefähr wie der obenerwähnte Kreideaufbruch des Vr&evo und
mit dem Schlusse dieser Falte steht einerseits das Oeffnen der
zwischen Tustica und Vröevo befindlichen Mulde in Beziehung,
andererseits das Breiterwerden des gegen Nordosten folgenden Kreide-
sattels. Dieser ist im Südosten nur in einer schmalen Zone aus dem
Alttertiär emporgewölbt und ist die Fortsetzung desselben, der auf
Blatt Zaravecchia die Höhen Gradina—Orna gora bildete (diese Ver-
handl. 1902, pag. 201, 202). Er streicht quer durch die Südwest-
Section des Blattes Benkovac östlich RaStane und Gorica, an Breite
allmälig zunehmend, in die Gornje grobnice, im Ganzen mit antiklin
gestellten Flügeln. Westlich Galovac zu beiden Seiten des Torrente
Jadova-Jaruga ist ein beträchtlicher Theil desselben nieder-
gebrochen, und zwar anscheinend in derselben Senkungsperiode wie
der Vranasee, da die das Bruchgebiet ausfüllenden Gebilde durchwegs
DDr
148 Verhandlungen. Nr. 7 u8
jungquartär zu sein scheinen. Am Ostausgange der: Häusergruppe
Vujevic ist in einem Steinbruche eine plattige Facies des Rudisten-
kalkes erschlossen, die jedoch ausser Rudistenresten keinerlei organische
Einschlüsse zu enthalten scheint.
An diesen Sattel schliesst sich eine Muldenzone, in deren Bereich
tertiäre Schichten in sehr wechselnder Breite und Mächtigkeit er-
halten. sind und die ihn von dem nordöstlichsten der vier hier zu
besprechenden Sättel trennt.
Die zwischen den Höhen Petrim—Ljukavnak—Debeljak einer-
und Gradina andererseits stark zusammengepresste Mulde von Vrana
(siehe diese Verhandl. 1902, pag. 202) öffnet sich gegen Tinj zu
und stellt im Bereiche dieser Ortschaft eine regelmässige Mulde mit
synklinalen Flügeln dar, von denen der nordöstliche jedoch etwas
steiler gestellt ist als der südwestliche. Auf den Rudistenkalk folgt
Alveolinen- und Miliolidenkalk, sodann Hauptnummulitenkalk und
Knollenmergel. Das Muldeninnerste nehmen die höheren Mergelniveaux
ein, die an einzelnen Stellen aufgeschlossen sind (besonders am Wege:
vom Nordwestausgange von Tin; gegen die Gehöfte Cacie und
Jurjevid), meist jedoch von zum Theil altquartären Ablagerungen
bedeckt sind. Im weiteren Verlaufe gegen Nordwesten erscheint die
Mulde jedoch abermals zusammengepresst und deren Tertiär theil-
weise an Längsbrüchen niedergebrochen (bei den Gehöften Anie und.
Ikie). Eine Querung der Muldenzone sowie der beiden sie begleitenden
Sättel von Gorica und Tinj an dem Wege vom Brunnen Bojana
nach Gorica ergibt, dass auf. den Rudistenkalk des Nordostflügels
des östlichen Sattels der Alveolinenkalk des Nordostflügels der Mulde
folgt und in der zwischen dem Rudistenkalke und dem Alveolinen-
kalke befindlichen Bruchzone nur ein sehr schmaler Rudisten- sowie
Alveolinenkalkstreifen, wahrscheinlich aus dem Mittelschenkel der
Falte stammend, obertags erhalten ist. Auch an der Grenze des
Alveolinenkalkes gegen den Rudistenkalk des südwestlichen Sattels
sind Störungen erkennbar, da die obersten Rudistenkalkbänke fehlen,
offenbar an Längsbrüchen, deren Verlauf durch das Streichen der
Alveolinenkalkzone gegeben ist, niedersanken. Den erwähnten Fahrweg
Brunnen Bojana—Gorica quert, das Alveolinenkalkband ungefähr in
dessen Mitte in einer Breite von etwa !/, km, streicht dann gegen
Vujevic, erscheint jedoch bereits in der halben Entfernung ganz von
der Oberfläche verschwunden, um erst wieder jenseits des oben
besprochenen Senkungsgebietes westlich Galovac aufzutauchen. Die
sruchlinie dürfte über die Lokva (Tümpel) östlich Vujevic verlaufen,
deren Umgebung von einer stellenweise mächtigen Terra rossa be-
deckt ist. Zwischen den beiden südlicheren der westlich von Galovae
über den Torrente Jadova führenden Brücken erscheint der Alveolinen-
kalk der Muldenzone abermals, streicht in einer Breite von 3, —1 km
gegen Nordwesten, ist jedoch bald nördlich der von Zara nach Zemonico
führenden Strasse abermals durch die ihn begleitenden Kreidekalke
der Sättel von der Oberfläche verdrängt. In diesem letzteren Theile
sind kleinere Einstürze der Kalkunterlage, die auch in der Quartär- .
decke sichtbar sind, nicht selten.
1903 Bericht vom 31. März. R. J. Schubert. 149
Die in der Mulde von Tinj den mitteleocänen Mergeln auf-
gelagerten altquartären Lehme enthalten wie auch sonst Breccien und
Coneretionen, beide bisweilen zu Platten verfestigt. Sie sind vornehm-
lich der Nordostflanke der Mulde aufgelagert. Auch beim Altquartär
von Gorica und einigen mir bisher bekannten Localitäten im Bereiche
der Doppelmuldenzone von Zemonico—Nadinsee ist eine ähnliche
Lagerung an den Nordostflanken der Mulden wahrzunehmen, während
im südlich sich anschliessenden Küsten- und‘ Inselgebiete die alt-
quartären Lehme mehr als Ausfüllung von Tiefenzonen verschiedenen
tektonischen Charakters sich darboten. Ich glaube, auf diesen Umstand
binweisen zu sollen, da er möglicherweise mit der Entstehung der
altquartären Gebilde in Norddalmatien zusammenhängt. Weitere dies-
bezügliche Beobachtungen im übrigen norddalmatinischen Festlands-
und Inselbereiche müssen vorangehen, bevor eine befriedigende
Deutung versucht wird. Doch scheint es mir sicher, dass die Staub-
und Sandmengen, die in den oft mächtigen diluvialen Ablagerungen
enthalten sind, zum grossen Theile aus dem diluvialen nordadriatischen
Festlande stammen, in dessen Bereich ja sandigmergelige eocäne
Schichten vorhanden waren.
Der nun landeinwärts folgende, über Tinj—Galovac streichende
Sattel, der durchwegs aus Rudistenkalk emporgewölbt ist, bildet die
Grenze gegen die Muldenzone von Zemonico-Nadinsee. Als Fortsetzung
des Petrimsattels (siehe diese Verhandl. 1902, pag. 202) streicht er
nur wenig gegen Südwest geneigt bis gegen die Gehöfte Viterinci
und Anic. Von hier bis gegen JoSane ist der Südwestflügel grössten-
theils niedergesunken; nach dem Auskeilen des Alveolinenkalkes der
Muldenzone von Tinj stösst der Rudistenkalk dieses Sattels auf eine
kurze Strecke, wie auch nördlich der von Zemonico nach Zara
führenden Strasse, an den von RaStani—Gorica, so dass eine Querung
der Sättel auf dem Wege Vujevic—Josane nur den Rudistenkalk beider
Sättel erkennen lässt, indem auch der südöstlich niedergebrochene
Rudistenkalk des Südwestflügels erhalten ist. Oestlich von Galovae
und westlich von Zemonico ist der Rudistenkalk dieses Sattels grössten-
theils und zum Theil auch der sich nordöstlich daranschliessende
Alveolinenkalk mit Quartär überdeckt, das aus der jüngeren Quartär-
zeit stammen dürfte. Postdiluviale Senkungen waren es offenbar, die
hier von alluvialen Gebilden ausgefüllt wurden und die dem Torrente
Rieina den Durchbruch durch den Kreidesattel ermöglichten. Zwar
sind diese lehmigen Gebilde bisweilen hellgeblich, wie dies bei dem
Altquartär oft der Fall ist, doch ist die Conchylienfauna, welche sie
einschliessen, wie Helicogena cincta, IH. aspersa, Cyclostoma elegans,
Stenogyra decollata. ete., dieselbe, wie sie jetzt noch dort lebt. Die
hellere Färbung, als sie sonst alluvialen Gebilden im Rudistenkalk-
bereiche eigen zu sein pflegt, dürfte davon herrühren, dass die durch
Wind und Wasserwirkung entstandenen Gebilde theilweise dem relativ
weiten Gebiete der hellen Mergel aus der Muldenzone von Zemonico
entstammen. Nordöstlich Galovac fand ich an der Grenze des Rudisten-
kalkes gegen das Alttertiär der nächsten Mulde einige Blöcke von
Cosinakalk mit Gastropoden. Auch im nordwestlichen Theile besitzt
dieser Rudistenkalksattel einen flach antiklinalen Bau, doch scheint
150 Verhandlungen. Nr: 7 08
in der Nordwestecke des Kartenblattes sein Südwestflügel abermals
niedergesunken zu sein, da der oberste Rudistenkalk, der hier den
Verlauf der Muldenzone zwischen dem dritten und vierten Küsten-
sattel andeutet, sehr der Mulde von Zemonico—Smrdelje genähert ist.
Zemonico, 22. März 193.
Literatur-Notizen.
Geologisch-bergmännische Karten mit Profilen von Raibl
nebst Bildern von den Blei- und Zinklagerstätten in
Raibl. Aufgenommen von den k. k. Bergbeamten, redigirt von dem
k. k. Ministerialrathe Wilhelm Göbl. Herausgegeben vom k. k. Acker-
bauministerium. Wien 1903.
Seit dem Jahre 1887 werden vom Ackerbauministerium geologische Einzel-
beschreibungen der wichtigsten ärarischen Bergbane herausgegeben, in denen be-
sonders auf die Darstellung der beim Abbaue gewonnenen und oft nur kurze Zeit
bleibenden Aufschlussbilder Werth gelegt wird. Aus diesem Grunde bildet auch
das vorliegende, von Karten, Profilen und 68 Lagerstättenbildern illustrirte Werk
eine wichtige Ergänzung zu der im Jahre 1873 erschienenen Monographie von
F. PoSepnyg: Die Blei- und Galmeierzlagerstätten von Raibl in Kärnten (Jahrb.
d. k. k. geol. R-A. Bd. XXIII, S. 317 ff.) und liefert ein anschauliches Bild dieses
Bergbaues, der bekanntlich in der Literatur schon seit langem als Typus für eine
in der ganzen Welt verbreitete Lagerstättengruppe aufgestellt ist.
Die beigegebene geologische Karte ist nach der Arbeit von Prof. €. Diener
angefertigt; es erscheinen demgemäss die Fischschiefer, die tauben Schiefer und
die Myophoria Kefersteini-Bänke sammt dem darüber liegenden Megalodontenkalk
(Zwischendolomit) als Cassianer Schichten bezeichnet, während der Name Raibler
Schichten auf das Torer Niveau beschränkt ist. Der erzführende Kalk und Doiomit,
welcher in seinen oberen Partien stellenweise durch Faciesübergänge mit den
mergeligen Schichten unter dem Megalodontenkalke verbunden ist, wird strati-
graphisch in ein Cassianer und Wengener Niveau zerlegt, eine Gliederung, welche
allerdings mit der petrographischen Ausbildung und Erzführung nichts zu thun
hat, weshalb im Text die Bezeichnung „erzführender Kalk und Dolomit“ beibehalten
ist. Es sind übrigens auch für die darüber folgenden mergeligen Horizonte die
alten, in der Literatur eingebürgerten Localbezeichnungen, welche von den theoreti-
schen und manchen Schwankungen unterworfenen Parallelisiruugen unabhängig
sind, vorzuziehen. Bezüglich dieser Fragen vergleiche man: A. Bittner, Zur
Stellung der Raibler Schichten (Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1885, S. 59).
Das Erzvorkommen im Dolomit und Kalk ist enge an Querstörungen (.Blätter“)
geknüpft, welche oft von brecciösem, zertrümmertem Dolomit („typhonische*
Bildungen PoSepny’s) begleitet sind und an der Oberfläche die Entstehung von
tiefen, schmalen Schluchten veranlassen.
Man theilt das ganze Revier nach den hauptsächlichen Erzen ein in die
Sulfuretbaue (mit Bleiglanz und Zinkblende in Begleitung von Pyrit, Markasit,
Dolomit, Caleit, Baryt ete.) und in die Galmeibaue, zwischen denen allerdings
die Grenze nicht immer scharf zu ziehen ist.
a) Unter den Sulfuretbauen haben die grösste Bedeutung jene, welche an
das in der Johanniklamm aufgeschlossene nordsüdliche Kluftsystem des Morgen-
und Abendblattes gebunden sind und vorwiegend innerhalb desselben in Form
einer unregelmässigen Erzsäule ungefähr unter einem Winkel von 45° gegen Süden
hinabziehen, wobei sie in einer relativ kleinen Entfernung unter dem in derselben
Richtung einfallenden Fischschiefer (Hangendschiefer) bleiben. Zum gleichen
Störungssystem gehören in der nördlichen Verlängerung der Hauptlagerstätte die.
Frauenstollen-, die Ost- und West-, die Johannikluft sowie verschiedene Galmei -
klüfte am kleinen Königsberge.
b) Weiter im Osten folgen die Störungen, an welche das Erzvorkommen in
den ehemals Struggl’schen Bauen (grälich Henckel’sches Revier) geknüpft ist,
und schliesslich
1903 Bericht vom 31. März. M. Friederichsen. 151
ec) am Ostgehänge des Königsberges nahe der Thalsohle die sehr lange,
nordsüdlich laufende Vincenzi- und Aloisikluft, an welcher die Lagerstätte sehr
weit gegen Norden verfolgt, aber in verticaler Richtung wenig ausgerichtet wurde.
Die Erze haben häufig krustenförmige Anordnung und stellen der Haupt-
sache nach Hohlraumausfüllungen dar, welche entlang der Klüfte durch Lösungen
abgesetzt wurden. Besonders lehrreich für das Studium der Erzablagerung und
Umwandlung ist die sogenannte „Grotte“, ein höhlenartiger Raum in der „Ostkluft“
am 7. Johanni-Firstenlaufe, dessen Wände vorwiegend mit secundären Mineral-
bildungen, wie tropfsteinartigem Hydrozinkit und Galmei, ausgekleidet sind. In der
Hangendpartie trifft man ausserdem krystallinen Bleiglanz in Verwachsung mit
einer oft erbsensteinartigen Zinkblende, welche durch alle Uebergänge mit Galmei
verbunden ist; nicht selten sind grosse, in Secundärmineralien eingebettete und
von ihnen überzogene Bleiglanzdrusen, deren Octa&der noch centrische Canäle
besitzen. Auf dem „Moth“ (zinkhaltiges, eisenschüssiges Zersetzungsproduct) und
Galmei der Sohle sitzen in Verwitterungslehm eingehüllt häufig Gruppen der be-
kannten Röhrlerze auf.
Das Haupterzrevier zeigt in den oberen Abbauhorizonten ein Zunehmen des
Galmeis (Smithsonit und Willemit mit Hydrozinkit und Moth vergesellschaftet) auf
Kosten der Zinkblende; das sogenannte westliche Galmeirevier ist also
unmittelbar in Folge der secundären Umwandlung der Sulfuretlagerstätte ent-
standen, wobei der Bleiglanz im Allgemeinen grössere Widerstandskraft zeigte
und oft zum Theil erhalten blieb. Die östlichen Galmeibaue (zwischen der
Hauptlagerstätte und der Vincenzi-Aloisikluft) sind selbständig und wahrscheinlich
durch Tageswässer abgesetzt, welche in Klüften und Hohlräumen den aus be-
nachbarten Sulfureten ausgelaugten Zinkgehalt absetzten.
Die Verticalausdehnung der Raibler Lagerstätte ist eine sehr bedeutende.
Von der Thalsohle (892 m) hat man die Erzführung im Oberbau auf eine Seiger-
höhe von 5l4 m, im Unterbau auf eine Tiefe von 2u0 m verfolgt und arbeitet
gegenwärtig an einem mit 4845 m Länge projectirten Stollen, welcher von Mittel-
breth im Küstenlande aus den Bergbau 254 m unter der Thalsohle unterfahren
soll, um die Wässer und Wetter des Unterbaues zu lösen und die weiteren Auf-
schlussarbeiten zu fördern. Dieser tiefe Stollen hat bereits den Hauptdolomit sowie
die Torer Schichten durchfahren und bei 2140 m lichtgraue, Erdpech führende
Dolomite erreicht, welche wohl dem Megalodontenniveau der Raibler Schichten
entsprechen dürften. Vom stratigrapbischen Gesichtspunkte wird diese Anlage bis
zu ihrer im Jahre 1905 erwarteten Fertigstellung eine interessante Ergänzung des
classischen Raibler Triasprofils liefern.
Zum Schlusse möge noch bemerkt werden, dass unter den Lagerstätten-
bildern, welche das vorliegende Werk begleiten, viele den Charakter der Lager-
stätte ausgezeichnet veranschaulichen und als Typen gelten können.
(Dr. Franz Kossmat.)
M. Friederichsen. Forschungsreisein den Centralen
Tiön-schan und Dsungarischen Ala-tau im Jabre 1902.
Vorläufiger Bericht mit 23 Textbildern. Zeitschrift der Gesellschaft
für Erdkunde zu Berlin Nr. 2, 1903.
Die von der Universität Tomsk ausgesendete Expedition, an welcher der
Verfasser als Geolog und Geograph theilnahm, verfolgte zwar vor allem botanische
Absichten, lieferte aber manche interessante geologische Beobachtung. Nach all-
gemeinen Bemerkungen über Ausrüstung und geographischen Charakter des Tien-
schan folgt die Beschreibung des Reiseweges von Prschewalsk über das Külu-,
Irtasch- und Sary-dschass-Hochthal in das Gebiet des gewaltigen Khan - Tengri-
Gebirges. Die Thäler besitzen ausgezeichnete glaciale Wannenformen und zeigen
vielfach Rundbuckel, Moränenwälle, Schliffe und Auvioglaciale Schotter, welche eine
beträchtliche Vereisung beweisen. Die Gletscher selbst sind ganz in die Hinter-
gründe zurückgezogen und in einem lebhaften Auflösungsprocesse. Riesige Wasser-
massen arbeiten an der Oberfläche und im Innern, mächtige Kluftsysteme reissen
auf, weithin ist das Eis von Schutt begraben und der Firn ganz durchweicht. Es
gelang, den grossen Semenowgletscher flüchtig zu vermessen, der links etwa 11,
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152 Verhandlungen. Nr. 7u8
rechts vier Seitengletscher besitzt, die jedoch nicht mehr mit dem Hauptstrom zu
verschmelzen vermögen.
Eigenartige Verhältnisse zeigt das Sary-dschass-Hochthal, welches einer ge-
waltigen schiefen Hochfläche gleicht, deren Seitenkämme viele Kilometer weit von
einander abstehen. Diese Hochfläche besteht aus steilgestellten abradirten krystal-
linen Schiefern, welche ebenso wie die Höhen des Terektypasses von flachen
rothen Sandsteinen und Conglomeraten überlagert werden.
Die Abbildung und Vermessung des Khan-Tengri zeigt einen riesenhaften,
über weiten Eisgefilden aufstarrenden felsigen Gipfel, dem eine Höhe von 6890 m
zukommen soll.
Die Reisen im Dsungarischen Ala-tau bewegten sich grossentheils auf noch
unerforschten Gebieten. Hier sind die Spuren einer alten, weit reichenden Vereisung
noch viel eindrucksvoller und verbreiteter, ebenso zeigten sich die rothen oder
braungelben Sandsteine und Conglomerate vor dem ganzen Südfuss des Dsungarischen
Ala-tau, die der Verfasser schon im Centralen Tiön-schan mehrfach beobachtet
hatte und welche sich auch gleichartig in den Vorbergen des Terskei Ala-tau
wiederfinden. Diese „Han-hai Schichten“ bilden überall sanfte, vom Hochgebirge
wegfallende Hochflächen, die bei ihrem vollständigen Mangel an Fossilien bisher
als Ablagerungen in austrocknenden Binnenseen aufgefasst wurden. Der Verfasser
glaubt, angeregt durch die Untersuchungen Prof. Walther’s, in ihnen nicht aus-
schliesslich Seenbildungen, sondern auch gewaltige continentale Wüsten- und
Steppenschuttgebilde zu erkennen. (Dr. O0. Ampferer.)
E. Koken. Geologische Studien im fränkischen
Ries. Il. Folge Mit 5 Tafeln. Neues Jahrbuch für Mineralogie,
Geologie und Paläontologie. 1902. XV. Beilage-Band.
Die im Frühjahr 1903 in Nördlingen tagende Versammlung oberrheinischer
Geologen, welche sich auch mit den Fragen des Ries zu beschäftigen hat, ver-
anlasst den Verfasser, noch einmal seinen Standpunkt in dieser Angelegenheit
genauer zu bezeichnen. Branco und Fraas haben in ihrer Abhandlung über
denselben Gegenstand versucht, sämmtliche Störungen im Bereiche des Ries
durch «die Wirkungen eines laaccolithen zu erklären. Das gelingt nun für eine
Anzahl von Erscheinungen nur in ziemlich gezwungener Weise, wobei sie selbst
zugeben, dass an diesen Stellen eine Erklärung durch Eiswirkung scheinbar viel
näher liegen würde. Sie sind jedoch der Ansicht, dass, wenn man einen Theil der
Ueberschiebuugen für glacial ansieht, dasselbe für alle anderen gelten müsse,
wobei dem hypothetischen Riesgletscher so riesenhafte Wirkungen zufallen würden,
dass deren Grösse und Ausdehnung den Gedanken an eine solche Entstehung
sofort erdrücken.
Koken hinwiederum glaubt sicher nachweisen zu können, dass es sich
thatsächlich um zwei zeitlich weit getrennte Reihen von Störungen handle, von
denen nur die ersteren Folgen des Vulcanismus sind, während sich für die letzteren
keine andere Kraft als die des Eises auffinden lasse. Für die erste Störungsfolge
glaubt er annehmen zu müssen, dass durch vulcanische Kräfte eine allmälige
Schwellung das Ries erhöhte, wodurch die Ero:ion die Sedimente grösstentheils
bis auf das Urgebirge zu entfernen vermochte. Es kam zu gewaltigen Zerreissungen
und Erschütterungen des Bodens, in den randlichen Zonen fanden Aufpressungen
statt, die sich local in Ueberschiebungen umsetzten. Grosse Einsenkungen schlossen
diese Vorgänge dann ab. Eine Besprechung der randlichen Störungen zeigt ihre
Abhängigkeit von einzelnen kleineren vulcanischen Durchbrüächen, die im Norden
selten, im Süden häufig sich finden. Im ersteren Gebiete spielen Verwerfungen und
zahlreiche kleine, an peripherischen und radialen Sprüngen verschobene Schollen
eine grosse Rolle, im letzteren herrschen neben Tuffanhäufungen Aufpressungen
und locale Ueberschiebungen vor. Der vulcanischen Hebung ist eine erste Senkung
sehr bald nachgefolst. Nun kamen die Tertiärkalke zum Absatz, die aber in nach-
miocäner Zeit noch eine Absenkung von ca. 80 m im centralen Theile erkennen
lassen. Ganz verschieden von diesen, aufs engste mit dem Vulcanismus verbundenen
Erscheinungen treten aber noch zahlreiche andere auf, für die eine glaciale Ent-
svehung wahrscheinlich gemacht wird. Aus den Gründen dieser Ansicht heben wir
einige hervor. Wo sich gegen das Ries geneigte Schliffflächen finden, liegt der
Schutt genau entsprechend der Aufwärtsbewegung. Zudem finden sich Schliff-
1903 Bericht vom 31. März. E. Koken. 153
flächen, die steil aus der Ebene aufsteigen und sich dann flach umbiegen, was
bei Ueberschiebungen selten ist. Im moränenartigen Schuttgebirge findet sich ter-
tiärer Süsswasserkalk und vulcanischer Tuff, Bei Trendel kommen oberflächliche
Stauchungen im obermiocänen Süsswasserkalk vor. Die Höhenlage der entschei-
dendsten Punkte ist eine coordinirte. Der Schub am Lauchheimer Tunnel ging
auf anstehendem ?-Kalk vor sich, und die geschobenen Massen enthalten Tertiär-
gesteine. Aus der ersten Beobachtung folgt, dass der Schub in einer tiefen Ero-
sionsfurche liegt, aus der zweiten, dass er dem Alter nach weit von den vulca-
nischen Vorgängen getrennt ist und in nachmiocäner Zeit erfolgte. Für den
Buchberg ist auf künstliche Weise sichergestellt worden, dass die Scholle von
braunem Jura überschoben wurde und durch eine Lage von Buchberggeschieben
in Grundmoränenpackung vom geschliffenen Anstehenden getrennt wird. Ausserdem
lassen sich in der ganzen Umgebung höher und tiefer als die Schubfläche thonige
Massen mit gekritzten Geschieben nachweisen. Die gekritzten Geschiebe um Bo-
pfingen und Hertsfeldhausen liegen also sowohl frei und dem Thalrelief ange-
schmiegt vor als auch unter grossen Schollen auf geschrammten Flächen. Die
einfachen Senkungen, welche in nachmiocäner Zeit bis ins Diluvium den Boden
des Rieses getroffen haben, können nicht für diese oft grossartigen horizontalen
Verschiebungen herangezogen werden, weshalb der Verfasser an ihrer glacialen
Entstehung festhalten muss. Zeichnungen und Photographien geben einzelne der
für die glaciale Bildung wichtigsten Stellen gut wieder. (Dr. OÖ. Ampferer.)
K. k. geol. Reichsanstalt. 1903. Nr. 7 u. 8, Verhandlungen. 23
Einsendungen für die Bibliothek.
Zusammengestellt von Dr. A. Matosch.
Einzelwerke und Separat-Abdrücke.
Eingelaufen vom 1. Jänner bis Ende März 1908.
Abel, 0. Zwei neue Menschenaffen aus
den Leithakalkbildungen des Wiener
Beckens. (Separat. aus: Centralblatt
für Mineralogie, Geologie . ... 1903.)
Stuttgart, E. Schweizerbart, 1903. 8°,
78. (176—182) mit 2 Textfig. Gesch.
d. Autors. (13910. 8°.)
Arthaber, &. v. Ueber das Palaeozoieum
in Hocharmenien und Persien. Mit
einem Anhange über die Kreide von
Sirab in Persien. Wien, 1900. 4°.
Vide: Frech, F.& G. v. Arthaber,
(2590, 4°.)
Barvif, H. L. Gedanken über den künf-
tigen Bergbau bei Eule in Böhmen
vom geologischen Standpunkte. Mit
einer Anmerkung über Neu - Knin
und Bergreichenstein. (Separat. aus:
Sitzungsberichte der kgl. böhm. Gesell-
schaft der Wissenschaften. 1902.) Prag,
F. Rivnäg, 1902. 8°. 19 S. Gesch. d.
d. Autors. (23911,283))
Barvir, H. L. Myslenky o budoucim do-
loväani a Jiloveho. (Separat. aus: Hor-
nickych a Hutnickych Listy; ro@ IV,
&is. 1.) Prag, typ. K. Mädla, 1903. 8°.
88. Gesch. d. Autors. (13912. 8°.)
Beiträge zur Kenntnis der Wirbelthier-
fauna der böhm. Braunkohlenforma-
tion; im Auftrage der Gesellschaft
zur Förderung deutscher Wissenschaft,
Kunst und Literatur in Böhmen her-
ausgegeben von der hierzu bestellten
Commission. Tl. I und II. (Separat.
aus: Abhandlungen des naturw. Ver-
eines „Liotos“. Bd. II. Hft. 3—4.) Prag,
J. G. Calve, 1901. 4°. 2 Teile. Kauf
aus Dr. Bittner’s Nachlass.
Enthält:
T1.I. Schlosser, M. Zur Kennt-
nis der Säugethierfauna der böhm.
Braunkohlenformation. 43 S. mit
8 Textfig. u. 1 Taf.
Tl. I. Laube, G. C. Synopsis der
Wirbelthierfauna der böhm. Braun-
kohlenformation und Beschreibung
neuer oder bisher unvollständig
bekannter Arten. Im Anhang:
Nachtrag zur Säugethierfauna ..
v. M. Schlosser. 808. mit 15
Textfig. u. 8 Taf. (2589. 4°.)
Benedicks, C. Ueber das Verhalten des
Kanadabalsams in Dünnschliffen. (Se-
parat. aus: Bulletin of the Geological
Institution of the University Upsala. Nr.
10. Vol. V. Part. 2. 1901.) Upsala, typ.
Almquist & Wiksell, 1902. 8°. 5 8.
(271—275) mit 1 Taf. (X). Gesch. d.
Institut. (11814. 8°. Lab.)
Berwerth, F. Der Meteoreisenzwilling
von Mukerop, Bezirk Gibeon, Deutsch-
Südwest - Afrika. (Separat. aus: Sit-
zungsberichte der kais. Akademie der
Wissenschaften; math. naturw. (lasse,
Abtle. I. Bd. CXI. 1902.) Wien,
C. Gerold’s Sohn, 1902. 8°. 21 S. (646
—666) mit 2 Textfig. u. 1 Taf. Gesch.
d. Autors. (11815. 8°. Lab.)
Berwerth, F. Verzeichnis der Meteoriten
im k. k. naturhistorischen Hofmuseum.
Ende Oktober 1902. Mit zwei An-
hängen: I. Alphabetisch geordnete
Liste sämmtlicher Meteoriten mit
Nachweisungen der wichtigsten Na-
mens- und Ortsbezeichnungen. U. Ver-
teilung der Meteoriten nach Ländern.
(Separat. aus: Annalen des k. k. natur-
historischen Hofmuseums. Bd. XVIII.)
Wien, A. Hölder, 1903. 8°. 90 S. Gesch.
d. Autors (11816. 8°, Lab.)
Bock, H. Zur Tektonik der Brünner
Gegend. (Separat. aus: Jahrbuch der
k. k. geolog. Reichsanstalt. Bd. LII.
1902. Ilft. 2.) Wien, R. Lechner, 1902.
8°. 6 S. (259—264) mit 5 Textfig.
Gesch. d. Autors. (13913. 8°.)
—
1903
Böckh, J. & Th. v. Szontagh. Die
königlich ungarische geologische An-
stalt. Im Auftrage des kgl. ungar.
Ackerbauministers J. Daränyi ge-
schrieben. Budapest., typ. Franklin-
Verein, 1900..8°. 75 S. mit 13 Taf.
Gesch. d. Autors. (13914. 8°.)
Böttger, H. Grundriss der Mineralogie
und Geologie... von B. Schwalbe;
unter Mitwirkung von E. Schwalbe
beendet und herausgegeben. Braun-
schweig, 1903. 8°. Vide: Schwalbe,
B. (13909. 8°.)
Bolemann, St. v. Beschreibung der Cur-
orte und Sommerfrischen am Balaton-
see. (Separat. aus: Resultate der wissen-
schaft]. Erforschung des Balatonsees.
hrsg. v. d. Balatonsee-Comission der
Ungar. geograph. Gesellschaft. Bd. II.
Tl. 4) Wien, E. Hölzel, 1900. 4°. 57
S. mit 43 Textfig. u. 9 Taf. Kauf aus
Dr. Bittner’s Nachlass. (2592. 4°.)
Bourgeat, E. Notice stratigraphique sur
le Corallien de Valfın. [Geneve, 1886.
4°.] Vide: Loriol, P. de. Etudes sur
les Mollusques ... de Valfın. pg. 7—34.
(2578. 4°.)
Branco, W. & E. Fraas. Das vulcani-
sche Ries bei Nördlingen in seiner
Bedeutung für Fragen der allgemeinen
Geologie. (Separat. aus: Physikalische
Abhandlungen der kgl. preuss. Akade-
mie der Wissenschaften; aus dem
Jahre 1901.) Berlin, G. Reimer, 1901.
4°. 169 S. mit 17 Textfig. u. 2 Taf.
Kauf aus Dr. Bittner’s Nachlass.
(2576. 4°.)
Clark, W. B. The physical features of
Maryland; including the introduction,
historical sketch and outline of phy-
siography, geology and mineral re-
sources. Baltimore, J. Hopkins Press,
1897. 8°. 228 S. mit 13 Taf. Kauf aus
Dr. Bittner’s Nachlass. (13903. 8°.)
Cole, &. A. J. The topography and geo-
logy of Ireland and irish minerals and
building stones(Separat. aus: „Ireland:
industrial and agrieultural“). Dublin,
Browne & Nolan, 1902. 8°. 29 S. mit
10 Textfig. Gesch. d. Autors.
(13815. 8°.)
Crammer, H. Das Alter, die Entstehung
und Zerstörung der Salzburger Nagel-
fluh. (Separat. aus: Neues Jahrbuch
für Mineralogie, Geologie ... Beilage-
Band XVI.) Stuttgart, E. Schweizer-
bart, 1903. 8°. 10 S. (325—334). Gesch.
d. Autors. (23916.82.)
Credner, H. Die vom Wichert’schen asta-
tischen Pendelseismometer der Erd-
beben-Station Leipzig während des
Einsendungen für die Bibliothek. 155
Jahres 1902 registrirten Nahbeben.
(Separat. aus: Berichte der math.-phys.
Classe der kgl. sächs. Gesellschaft der
Wissenschaften ; Bd. LV.) Leipzig, 1903.
8°, 21 S. mit 3 Textfig, u. 1 Taf. Gesch.
d. Autors. (13917. 8°.)
Dall, W. H. Contributions to the ter-
tiary fauna of Florida, with especial
reference to the miocene Silex - beds
of Tampa and the pliocene beds of
the Calvosa-hatchie river. (Separat.
aus: Transactions of the Wagner In-
stitute of science of Philadelphia. Vol.
II):
Part. III (S. 479—570). A new clas-
sification of the Pelecypoda. Phi-
ladelphia, 1895. 8°.
Part. IV (S. 571—948 u. Taf. XXII
—XXXV). 1. Prionodesmacea:
Nucula to Julia. — 2. Teleodes-
macea: Toredo to Ervilia. — Phi-
ladelphia, 1898. 8°.
Part. V (S.949—1218 u. Taf. XXXVI
—XLVII. Teleodesmacea: Solen
to Diplodonta. Philadelphia, 1900.
8°. Kauf aus Dr. Bittner’s Nach-
lass. (13904. 8°.)
Diener, C. Der Gebirgsbau der Ostalpen.
(Separat. aus: Zeitschrift des Deutsch.
u. Oesterr. Alpenvereines. Bd. XXXII.)
München, J. Lindauer. 1901. 8°. 20 8.
mit 6 Textfig. Kauf aus Dr. Bittner’s
Nachlass. (13918. 8°.)
Douvillö, H. Etudes sur les Rudistes.
Part. II. Distribution regionale des
Ilippurites. (Separat. aus: Memoires
de la Societe geologique de France.
Paleontologie, Tom. VII. Fasc. 3.)
Paris, typ. Le Bigot Freres. 1897. 4°.
48 S. (189—236) mit 6 Taf. (XIII—
XVII). Kauf aus Dr. Bittner’s Nach-
lass. (2588. 4°.)
Dreger, J. Ueber die uuteroligocänen
Schichten von Häring und Kirchbichl
in Tirol mit einem Verzeichnis der
bisher von dort bekannten Lamelli-
branchiaten. (Separat. aus: Verhand-
lungen der k. k. geolog. Reichsanstalt.
1902. Nr. 14--15.) Wien, typ. Brüder
Hollinek, 1902. 8°. 7 S. (345—351).
Gesch. d. Autors. (13919. 8°.)
Etzold, F. Die von Wichert’s astatischem
Pendelseismometer in der Zeit vom
15. Juli bis 31. December 1902 in
Leipzig gelieferten Seismogramme von
Fernbeben. (Separat. aus: Berichte
der math.-phys. Classe der kg]. sächs.
Gesellschaft der Wissenschaften zu
Leipzig. Bd. LV.) Leipzig, 1903. 8°.
17 8. (22—38) mit 1 Taf. (TI). Gesch.
d. Autors. (13920. 8°.)
23*
156
Fischer, P. & D. P. Oehlert. Expedi-
tions scientifiques du Travailleur et
du Talisman pendant les anndes 1880,
1881, 1882, 1883. Ouvrage publie sous
la direction de A. Milne-Edwards.
Brachiopodes. Paris, G. Masson, 1891.
4°, 1408. mit 8 Taf. Kauf aus Dr.
Bittner’s Nachlass. (257722)
Forel, F. A., Lugeon, M. & E. Muret.
Les variations p6@riodiques des glaciers
des Alpes. XIX. Rapport. 1898. (Se-
parat. aus: Jahrbuch des Schweizer.
Alpen - Club. XXXIV.) Bern, typ.
Staempfli & Co., 1899. 8°. 25 S. Kauf
aus Dr. Bittner’s Nachlass.
(13921. 8°.)
Forir, H. Contributions & l’&tude du sy-
steme cretace de la Belgique. IV.
Troisieme note sur des poissons et
crustaces nouveaux ou peu connus. (Se-
parat. aus: Annales de la Societ& g60-
logigue de Belgique. Tom. XVI. Me-
moires.) Liege, typ. H. Vaillant-Car-
manne, 1889. 8°. 16 S. (445 —460) mit
1 Taf. (XIV). Kauf aus Dr. Bittner’s
Nachlass. (13922. 8°.)
Forir, H. Quelques decouvertes interes-
santes faites pendant les excursions
du cours de geologie de l’Universite
de Liege. Liege. 1900. 8°. Vide: Lo-
hest, M. & H.Forir. (13940. 8°.)
[Forir, H.] Publications de H. Forir.
Liege, typ. H. Poncelet, 1900. 8°. 88.
Kauf aus Dr. Bittner’s Nachlass.
(13923. 8°.)
Fraas, E. Das vulcanische Ries bei
Nördlingen in seiner Bedeutung für
Fragen der allgemeinen Geologie.
Berlin, 1901. 4°. Vide: Branco, W.
& E. Fraas. (2576. 4°.)
Fraas, E. Thalassemys marina E. Fraas
aus dem oberen weissen Jura. von
Schnaitheim nebst Bemerkungen über
die Stammesgeschichte der Schildkröten.
(Separat. aus: Jahreshefte des Vereines
für vater]. Naturkunde in Württemberg.
Jahrg. 1903.) Stuttgart, 1903, 8°. 33 8.
(72--104) mit 3 Textfig. u. 3 Taf. (I—
TII). Gesch. d. Autors. (13924. 8°.)
Fraas, E. Rana Danubina H. v. Meyer
ver. rava O0. Fraas aus dem Ober-
miocän von Steinheim. (Separat. aus:
Jahreshefte des Vereines für vaterl.
Naturkunde in Württemberg. Jahrg.
1903 ) Stuttgart, 1903. 8°. 6 S. (105—
110) mit 1 Textfig. Gesch. d. Autors.
(13925. 8°.)
Frech, F. & 6. v. Arthaber. Ueber
das Palaeozoicum in Hocharmenien
und Persien. Mit einem Anhange über
die Kreide von Sirab in Persien. (Se-
parat. aus: Beiträge zur Paläontologie
Verhandlungen.
Nr. 7 u. 8
und Geologie Oesterreich-Ungarns und
des Orients... Bd. XU. Hft. 4.) Wien,
W. Braumüller, 1900. 4°. 148 8. (161
— 308) mit 27 Textfig., 1 Karte u.
8 Taf. (XV—-XXI) Kauf aus Dr.
Bittner’s Nachlass.
(2590. 4°.)
Gemmellaro, 6. @. Sopra due nuovi gene-
ri di Brachiopodi provenienti dai cal-
cari con Fusulina della provincia di
Palermo. Palermo, typ. M. Amenta,
1896. 4°. 14 S. mit 1 Taf. Kauf aus
Dr. Bittner’s Nachlass. (2593. 4°.)
Gemmellaro, &. 6. La fauna dei cal-
cari con Fusulina della valle del Fiume
Sosio nella provincia di Palermo:
Fasc. III. (S. 183—230 u. Taf. XX
—XXIV) Pelecypoda. Palermo,
typ. M. Amenta, 1895. 4°,
Fasc. IV; Part. 1. (S. 231—338 u.
Taf.XXV—-XXXVI).Molluscoidea.
Palermo, typ. D. Vena, 1898—
1899. 4°. Kauf aus Dr. Bittner’s
Nachlass. (2587. 4°.)
Girardot, A, Notice stratigraphique sur
les marnes ä Ammonites Renggeri du
Jura Ledonien. [Geneve, 1900. 4°.]
Vide: Loriol, P. de. Etude sur les
Mollusques et Brachiopodes. ... du
Jura Ledonien. pg. 145—196.
(2583. 4°.)
Gregory, J. W. The Maltese fossil
Echinoidea and their evidence on the
correlation of the Maltese rocks. (Se-
parat. aus: Transactions of the Royal
Society of Edinburgh. Vol. XXXVI.
Part. 3.) Edinburgh, R. Grant & Son.,
1891. 4°. 55 S. (585639) mit 2 Taf.
Kauf aus Dr. Bittner’s Nachlass.
(2591. 4°.)
Haas, H. Begleitworte zum geologischen
Profil des Kaiser Wilhelm-Canals.
Berlin, W. Ernst & Sohn, 1898. 2°.
88. mit 1 geolog. Karte. Kauf aus
Dr. Bittner’s Nachlass. (154. 2°.)
Hager, E. Die geographischen Verhält-
nisse des österreichischen Alpenvor-
landes mit besonderer Rücksicht auf
den oberösterreichischen Anteil. (Se-
parat. aus: Jahresbericht des Colle-
gium Petrinum. IV. 1901.) Urfahr,
1901. 8°. 36 S. mit 3 Textfig. Gesch.
d. Autors. (13926. 8°.)
Hammer, W. Mitteilung über Studien
in der Val Furva und Val Zebru bei
Bormio, Veltlin. (Separat. aus: Ver-
handlungen der k. k. geolog. Reichs-
anstalt. 1902. Nr. 13.) Wien, typ.
Brüder Hollinek, 1902. 8°. 11 8.
(320—330) mit 2 Textfig. Gesch. des
Autors. (13927. 8°.)
—— EEE
1903 Einsendungen für die Bibliothek. 157
Hinterlechner, €. Ueber die petrogra-
phische Beschaffenheit einiger Ge-
steine des westböhmischen Cambriums
und des benachbarten Gebietes. (Se-
parat. aus: Jahrbuch der k. k. geolog.
Reichsanstalt. Bd. LII. 1902. Hft 2.)
Wien, R. Lechner, 1902. 8°. 56 S.
(163—218) mit 2 Taf. (IX—X). Gesch.
d. Autors, (13928. 8°.)
Hinterlechner, C. O nekaterih tujih
hribinah nefelinovega tefrita Kun&tiSke
gore pri Pardubicah na Ueskem. (Se-
parat. aus: Vestnik kral. &eske druZbe
znanosti vw Prazi. 1902.) [Ueber einige
fremde Gesteine aus dem Nephelin-
Tephrit des Kunetitzer Berges bei
Pardubitz in Böhmen.] Prag, Fr.
Rivnäc, 1902. 8°. 10 S. und 1 Textfig.
Gesch. d. Autors, (13929. 8°.)
Hinterlechner, C. 0 petrografiönih
svojstvih nekaterih hribin iz zapadno-
teskega kambrija in iz sosednjega
ozemlja. (Separat. aus: Vestnrik kral.
ceske druzbe znanosti v Prazi. 1902.)
[Ueber die petrographische Beschaffen-
heit einiger Gesteine aus dem west-
bölimischen Cambrium und aus dem
benachbarten Gebiete.] Prag, Fr. Riv-
nät, 1903. 8°. 58 S. Gesch. d. Autors.
(13930. 8°.)
Höfer, H. Das Conglomerat bei Blei-
berg in Kärnten. Aus einem Schreiben
an Herrn Chefgeologen G. Geyer.
(Separat. aus: Verhandlungen der k.k.
geolog Reichsanstalt. 1902. Nr. 11.)
Wien, typ. Brüder Hollinek, 1902. 8°.
3 8. (291—293). Gesch. d. Autors.
(13931. 8°.)
Höfer, H. Erdöl-Studien. (Separat. aus:
Sitzungsberichte der kais. Akademie
der Wissenschaften; math.-naturwiss.
Classe. Abtlg. I. Bd. CXI. 1902.)
Wien, C. Gerold’s Sohn, 1902. 8°.
31 S. (615—645). Gesch. des Autors.
(13932. 8°.)
Högbom, A. 6. Ueber einen Pseudo-
meteorit aus Südamerika und Ver-
zeichnis über die Meteoriten des mi-
neralogischen Instituts an der Univer-
sität Upsala. (Separat. aus: Bulletin
of the Geological Institution of the
University of Upsala. Nr. 10. Vol. V.
Part. 2. 1901.) Upsala, typ. Almqvist &
Wiksell, 1902. 8°. 10 8. (277—286)
mit 1 Textfig. Gesch. d. Institut.
(11817. 8°. Lab.)
Hoernes, R. Bericht über die ober-
steirischen Beben des ersten Halb-
Jahres 1899, zumal über die Erschütte-
zungen vom 1., 7. :und 29. April.
(Separat. aus: Mitteilungen der Erd-
beben-Oommission der kais. Akademie
der Wissenschaften. XIV, bezw.
Sitzungsberichte der kais. Akademie;
math.-naturw. Classe. Abtle. I. Bd.
CVII. 1899.) Wien, C. Gerold’s Sohn,
1899. 8°. 68 8. (617 —684) mit 2 Textfig.
und 3 Karten. Kaufaus Dr. Bittner’s
Nachlass. (13933. 8°.)
Jansson, M. & J. Westman. Quelques
recherches sur la couverture de neige.
(Separat. aus: Bulletin of the Geolo-
gical Institution of the University of
Upsala. Nr. 10. Vol. V. Part. 2. 1901.)
Upsala, typ. Almgvist & Wiksell, 1902.
8°. 27 S. (234— 260). Gesch. d. Institut.
(13935. 8°.)
Knett, J. Ueber ein Schwefelkieslager
bei Jasztrabje in Ungarn. (Separat.
aus: Zeitschrift für praktische Geologie.
Jahrg. XI. 1903.) Berlin, J. Springer,
1903. 8°. 5 S. (106-110) mit 4 Text-
fig. Gesch. d. Autors. (13934. 8°.)
Koby, F. Etude stratigraphique des
coucbes rauraciennes superieures du
Jura Bernois. [Geneve, 1892. 4°.] Vide:
L’oriol, P. de. Etudes sur les Mollus-
ques...du Jura Bernois, pag. 374—413.
(2579. 4°)
Koby, F. Notice stratigraphique sur le
Rauracien inferieur dans la partie
septentrionale du Jura Bernois.[Geneve,
1894. 4°.) Vide: Loriol, P. de. Etude
sur les Mollusques du Rauracien in-
ferieur du Jura Bernois, pag 101—129.
(2581. 4°.)
Kotö, B. Notes on the geology of the
dependent isles of Taiwan. (Separat.
aus: Journal of the College of science,
Imper. University, Tokio. Vo]. XIII.
Part. 1.) Tokio, 1899. 8°”. 57 S. mit
5 Textfig. und 5 Taf. Kauf aus Dr.
Bittner’s Nachlass. (13936. 8°.)
Lajos, F. Das Erdbeben in Südangarn
vom 2. April 1901. (Separat. aus:
Földtani Közlöny. Bd. XXXII.) Buda-
pest, typ. Franklin-Verein, 1902. 8°,
4 S. (822—325) mit 1 Taf. (VI). Gesch.
d. Autors. (13937. 8°.)
Lambe, L. M. On Trionyx foveatus
Leidy and Trionyx vagans Cope, from
the eretaceous rocks of Alberta. (Se-
parat. aus: Summary Report of the
Geologieal Survey of Canada, for the
year 1901.) Ottawa, typ. S. E. Dawson,
1902. 8°. 5 S. mit 4 Taf. Gesch. des
Autors, (13938. 8°.)
Lambert, J. Etude stratigraphique sur
le calcaire sequanien de Tonnerre.
[Geneve,1893.4°.] Vide: Lorio],P. de.
158
Description des Mollusques et Brachio-
podes... .. de Tonnerre, pag. 175—213.
(2580. 4°,)
Laube, 6. €. Synopsis der Wirbelthier-
fauna der böhmischen Braunkohlen-
formation und Beschreibung neuer
oder bisher unvollständig bekannter
Arten, Prag, 1901. 4°. Vide: Bei-
träge zur Kenntnis der Wirbelthier-
fauna der böhmischen Braunkohlen-
formation. T). 1. (2589, 4°.)
Liebus, A. Vorläufige Mitteilung über
Foraminiferen aus dem böhmischen
Devon, Etage @-g, Barr. Wien, 1902.
side: ISichhlüulbient, Re). Zur:
L.iebus. (13965. 8°.)
Liebus, A. & R. J. Schubert. Die
Foraminiferen der karpathischen Ino-
ceramenschichten von Gbellan in Un-
garn, Puchower Mergel. (Separat. aus:
Jahrbuch der k. k. geolog. Reichs-
anstalt. Bd. LII. 1902. Hft. 2.) Wien,
R. Lechner, 1902. 8°. 26 S. (285 —310)
mit 6 Textfig. u. 1 Taf. (XV). Gesch.
des Autorr. (13939. 8°.)
Lörenthey, E. Beiträge zur Decapoden-
fauna des ungarischen Tertiärs. —
Ueber die Brachyuren der paläonto-
logischen Sammlung des bayerischen
Staates. (Separat. aus: Termeszetrajzi
Füzetek. Köt. XXI. 1898) Budapest,
1898. 8°. 152 S. mit 11 Taf. Kauf aus
Dr. Bittner’s Nachlass. (13974. 8°.)
Lohest, M. & H. Forir. Quelques de-
couvertes interessantes faites pendant
les excursions du cours de geologie
de l’Universit€ de Liege. (Separat.
aus: Annales de la Societe geologique
de Belgique. Tom XXVIl. Bulletin.)
Liege, typ. H. Vaillant Carmanne,
1900. 8°. 5 8. (CLXI—CLXIN). Kauf
aus Dr. Bittner’s Nachlass.
(13940. 8°.)
Lorenz v. Liburnau, J. R. Materialien
zu einer Morphogenie der Schotter-
hügel und Terrassen am Nordende des
Gmundener Sees; eine Localstudie.
(Separat. aus: Mitteilungen der k. K.
geograph.Gesellschaft. 1902. Hft.3—6.)
Wien, R. Lechner, 1902. 8°. 55 8.
(55— 109). Gesch. d. Autors.
(15941. 8°.)
Loriol, P. de. Etudes sur les Mollus-
ques des couches coralligenes de
Valfın, Jura; pr&cedees d’une Notice
stratigraphique par E. Bourgeat.
(Separat. aus: M&moires de la Soeiete
paleontologique suisse. Vol. XIII, XIV,
XV.) Geneve, typ. Ch. Schuchardt,
Verhandlungen.
Nr. 7 mE
1886—1888. 4°. 369 S. mit 40 Taf.
Kauf aus Dr. Bittner’s Nachlass.
(2573. 4°.)
Loriol, P. de. Etudes sur les Mollus-
ques des couches coralligenes in-
ferieures du Jura Bernois; accom-
pagndes d’une Notice stratigraphique
par ‚E. Koby. (Separat. aus: Me-
moires de la Soeci6te paleontologique
suisse. Vol. XVI, XVII, XVIII, XIX.)
Geneve, typ. Ch. Schuchardt, 1889 —
1892. 4°. 419 S mit 37 Tat. Kauf aus
Dr. Bittner’s Nachlass. (2579. 4°.)
Loriol, P. de. Description des Mollus-
ques et Brachiopodes des couches
sequaniennes de Tonnerre, Yonne;
accompagnee d’une Etude stratigra-
phique par J. Lambert. (Separat.
aus: Me&moires de la Societ& paleon-
tologique suisse. Vol. XX.) Geneve,
typ. Aubert-Schuchardt, 1893. 4°.
213 S. mit 11 Taf. Kauf aus Dr.
Bittner’s Nachlass. (2580. 4°.)
Loriol, P. de. Etude sur les Mollusques
du Rauracien inferieur du Jura Ber-
nois; accompagnee d’une Notice strati-
graphique par F. Koby. (Separat.
aus: Memoires de la Societe pal&on-
tologique suisse. Vol. XXT). Geneve,
typ. Aubert-Schuchardt, 1894. 4°.
129 S. mit 9 Taf. Kauf aus Dr.
Bittneı’s Nachlass. (2581. 4°.)
Loriol, P. de. Etude sur les Mollusques
et Brachiopodes de l’Oxfordien supe-
rieur et moyen du Jura Bernois. Part.
I et II. (Separat aus: M&moires de
la Societe paleontologique suisse. Vol.
XXIII, XXIV.) Geneve, typ Rey &
Malavallon, 1896—1897. 4°. 158 8.
mit 17 Taf. Mit Fortsetzung: Premier
Suppl@ment. (Separat. aus: M&moires
. Vol. XXVIII.) Geneve, typ. W.
Kündig & Fils, 1901. 4°. 119 S. mit
7 af. Kauf aus DrssBitentere
Nachlass. (2582. 4°.)
Loriol, P. de. Etude sur les Mollusques
et Brachiopodes de l’Öxfordien in-
ferieur ou zone A Ammonites Renggeri
du Jura Ledonien; accompagnee d’une
Notice stratigraphique par A. Girar-
dot. (Separat. aus: Memoires de la
Societe pal&ontologique suisse, Vol.
XXVIl.) Geneve, typ. W. Kündig &
Fils, 1900. 4°. 196 S. mit 19 Textfig.
und 6 Taf. Kauf aus Dr. Bittner’s
Nachlass. (2583. 4°.)
Lugeon, M. Les variations periodiques
des glaciers des Alpes. XIX. Rapport.
1898. Bern, 1899. 8°. Vide: Forel,
F. A, Lugeon, M.. & E. Muret.
(13921. 8°.)
u
1903 Einsendungen für
Meli, R. Notizie scientifico-tecniche sui
travertini e specialmente su quelli
esistenti nella pianura sotto Tivoli.
Roma, typ. Forzani & Co., 1902. 4°.
13 .S. Gesch. d. Autors. (2594. 4°.)
Miron, F. Etude des phenomenes vol-
caniques. — Tremblements de terre.
Eruptions volcaniques; le cataclysme
de la Martinique 1902. Paris, Ch. Be-
ranger, 1903. 8°. VIII—-320 S. mit
46 Textfig. u. 1 Karte. Gesch. d. Ver-
legers. (13905. 8°.)
Missuna, Anna. Ueber die Endmoränen
von Weissrussland und Lithauen.
(Separat. aus: Zeitschrift d. Deutsch
gelog. Gesellschaft. Bd. LIV. 1902.)
Berlin, typ. J. F. Starcke, 1902. 8°.
18 S. (284—301) mit 1 Taf. (X). Gesch.
der Autorin. (13942. 8°.)
Mourlon, M. Essai d’une monographie
des depots marins et continentaux
da Quaternaire Moseen, le plus ancien
de la Belgique. (Separat. aus: Annales
de la Societe geologiqne de Belgique.
Tom. XXV.) Liege, typ. H. Vaillant-
Carmanne, 1900. 4°. 57 8. (123—177)
mit 7 Textfig. u. 1 Taf. (V). Gesch.
d. Dr. J. Dreger. (2595. 2°.)
Muret, E. Les variations periodiques
des glaciers des Alpes. XIX. Rapport.
1898. Bern 1899. 8°. Vide: Fore],
F. A., Lugeon, M. & E. Muret.
(15521. 8°.)
No&, F. Bericht über das niederöster-
reichische Beben vom 11. Juni 1899.
(Separat. aus: Mitteilungen der Erd-
beben-Commission der kais. Akademie
d. Wissenschaften XVI, bezw. Sitzungs-
berichte der kais. Akademie; math.-
naturw. Classe. Abtlg. I. Bd. CIX.
1900). Wien, C. Gerold’s Sohn, 190).
8°. 16 8. (71—86) mit 1 Kartenskizze.
Kauf aus Dr. Bittner’s Nachlass.
(13943. 8°.)
Noetling, F. Ueber die prähistorische
Niederlassung im oberen Zhob-Thale
in Baluchistan. (Separat. aus: Ver-
bandlungen der Berliner anthropolo-
gischen Gesellsehaft. 1898.) Berlin
1898. 8°. 12 S. (460-471) mit 46
Textfig. Kauf aus Dr. Bittner’s
Nachlass. (13944. 8°.)
Noetling, F. Ueber prähistorische Nie-
derlassungen in Baluchistan. (Separat.
aus: Verhandlungen d. Berliver anthro-
pologischen Gesellschaft. 1599.) Berlin,
1899.. 8°. 11 S. (100—110) mit 13
Textfig. Kauf aus Dr. Bittner’s
Nachlass. (13945. 8°.)
Nordenskiöld, E. Ueber die Säugethier-
fossilien im Tarijathal, Südamerika.
die Bibliothek. 159
(Separat. aus: Bulletin of the Geolo-
gical Institution of the University of
Upsala. Nr. 10. Vol. V. Part. 2. 1901.)
Upsala, typ. Almgvist & Wiksell, 1902.
8. 6 S. (261—266) mit 2 Textfig.
Gesch. d. Institut. (13946 8°.)
Oehlert, D. P. Expeditions scientifiques
du Travailleur et du Talisman pen-
dant les annees 1880—1883. Brachio-
podes Paris 1891. 4°. Vide: Fischer,
P. &D.P. Oehlert. (2577. 4°.)
Ortschaften-Verzeichnis, Allgemeines,
der im Reichsrathe vertretenen König-
reiche und Länder nach den Ergeb-
nissen der Volkszählung vom 31. De-
cember 1900; herausgegeben von der
k. k, Statistischen Central-Commission.
Wien, A. Hölder, 1902. 8°. VII—678 8.
Kauf. (324. 8°. Bill.)
Parona, C. F. Sopra alcune Rudiste
senoniane dell’ Appennino meridio-
nale. Memoria. (Separat. aus: Memorie
della R. Accademia delle scienze di
Torino. Ser. I. Tom L.) Torino,
C. Clausen, 1900. 4°, 22 S. mit 3 Taf.
Kauf aus Dr. Bittner’s Nachlass.
(2596. 4°.)
Parona, C. F. Le Rudiste e le Camacee
di S. Polo Matese, raccolte da F.
Bassani. Memoria. (Separat. aus:
Memorie della R. Accademia delle
scienze di Torino. Ser. II. Tom. L.)
Torino, C, Clausen, 1901. 4°, 18 S. (197
—214) mit 3 Taf. Kauf aus Dr.
Bittner’s Nachlass, (2597. 4°.)
Phillippi, E. Die Ceratiten des oberen
deutschen Muschelkalkes. (Separat. aus:
Palaeontologische Abhandlungen, hrsg.
v. W.Dames&E. Koken. Bd. VIII
Hft.4.) Jena, G. Fischer, 1901. 4°.
114 S. (347—458) mit 19 Textfig. u.
21 Taf. (XXX1V—LIV). Kauf aus Dr.
Bittner’s Nachlass. (2584. 4°.)
Philippson, A. Geologie der Pergame-
nischen Landschaft. (Vorläufiger Be-
richt.) Bonn, 1901. 8°. 3 S. Gesch. d.
Autors. (13947, 8°.)
Philippson, A. Vorläufiger Bericht über
die im Sommer 1902 ausgeführte For-
schungsreise im westlichen Kleinasien.
(Separat. aus: Sitzungsberichte der kg].
preuss, Akademie der Wissenschaften.
1903.) Berlin, typ. Reichsdruckerei,
1903. 8°. 13 S. (112—124). Gesch. d.
Autors. (13948. 8°.)
Popoff, B. Beitrag zum Studium der
Sphärelithbildungen. (Separat. aus:
Förhandlingar vid Nordiska Natur-
forskare — och Läkaremötet i Hel-
160
singfors 1902. Sect. IV.) Helsingfors,
1902. 8°. 9: S. mit 2 Textfig. Gesch. d.
Autors. (13949. 8°.)
Popoff, B. Ueber Rapakiwi aus Süd-
Russland. (Separat. aus: Travaux de
la Societ6 Imp. des Naturalistes de
St. Petersbourg. Vol XXXLI. Livr. 5.)
St. Petersburg, 1903. 8°. 193 S. (77—
269) mit 4 Taf. ((V— VII). Russischer
Text mit deutschem Resume Gesch.
d. Autors. (13950. 8°.)
Purkyn&, C. v. Das Nyraner und Rad-
nitzer Kohlenflötz bei Tfemo$nä. (Se-
parat. aus: Bulletin international de
l’Acad@emie des sciences de Boheme
VII, 1902.) Prag, 1902. 8°. 15 Symit
15 Textfig. u 1 Taf. Gesch. d. Autors.
(13951. 8°.)
Raynolds, 0. The sub-mechanics of the
universe. Published for Royal Society
of London. Cambridge, typ. J. & C, FE.
Clay, 1903. 8°. XVII—254 S. Gesch.
d. Society. (13906. 8°.)
Renevier, E. Chronographie geologique.
Texte explicatif; suivie d’un Repertoire
stratigraphique polyglotte. (Separat.
aus: Compte-rendu du Congres geolo-
gique, session VI. Zürich, 1894.) Lau-
sanne, G. Bridel & Co., 1897. 8°. 173
S. (523—695). Kauf aus Dr. Bittner’s
Nachlass. (13907. 8°.)
Richthofen, F. v. Geomorphologische
Studien aus Ostasien. III. Die mor-
phologische Stellung von Formosa und
den Riukiu-Inseln. (Separat. aus: Sit-
zungsberichte der kgl. preuss. Akade-
mie der Wissenschaften. 1902.) Berlin,
typ. Reichsdruckerei, 1902. 8°. 32 8.
(944—975) mit 1 Taf. (III). Gesch. d.
Autors. (1317182)
Ristori, &. Alcuni Crostacei del miocene
medio italiano. (Separat. aus: Atti
della Societä Toscana di scienze na-
turali. Vo]. IX. Fasc. 1.) Pisa, typ. T.
Nistri e Co., 1888. 8°. 8S. (212—219)
mit 1 Taf. (IV). Kauf aus Dr. Bittner’s
Nachlass. (13952. 8°.)
Rzehak, A. Das miocäne Mittelmeer in
Mähren. (Separat. aus: Festschrift zur
Feier des 50jähr. Bestandes der
deutschen Staats-Oberrealschule in
Brünn 1902) Brünn, 1902. 8%. 88.
Gesch. d. Autors. (13953, 8°.)
Rzehak, A. Neue Entdeckungen im Ge-
biete des mährischen Miocäns. (Separat.
aus: Zeitschrift des mähr. Landes-
museums. II. 2.) Brünn, typ. R.M.
Rohrer, 1902. 8°. 8 8. (175—182)-
Gesch. d. Autors. (13954, 8°.)
Verhandlungen.
Nr. 7 WW8
Rzehak, A. Ueber die Aussichten einer
Tiefbohrung auf Wasser im Gebiete
von Jedownitz. (Separat. aus: Tages-
bote aus Mähren und Schlesien. vom
15. Jänner 1902.) Brünn, typ. .F. Irr-
gang, 1902. 8°. 11 S. Gesch. d. Autors.
(13955. 8°.)
Rzehak, A. Die Tertiärformation in der
Umgebung von Nikolsburg in Mähren.
I. Teil. (Separat. aus: Zeitschrift des
mähr. Landesmuseums. II, 1. S. 283—61
und III, 1. S. 53—79). Brünn, typ.
R. M. Rohrer, 1902—1903. 2 Hfte.
Gesch. d. Autors. (13956. 8°.)
Salomon, W. Geologische und palaeon-
tologische Studien über die Marmolata,
mit Ausschluss der Gastropoden. (Se-
parat aus: Palaeontographica, hrsg. v.
C. A.v. Zittel. Bd. XLIL) Stuttgart,
E. Schweizerbart, 1895. 4°. 210 S. mit
14 Textfig. u. 8 Taf. Kauf aus Dr.
Bittner’s Nachlass. (2585. 4°.)
Säringer, J. Temperaturverhältnisse des
Balaton-Wassers. (Aus: Resultate der
wissenschaftl .Erforschung des Balaton-
Sees; herausg. von der Balatonsee-
Commission der ungar. geograph. Ge-
sellschaft. Bd. I. Tl. 5. Sect. 1.)
Wien, E. Hölzel, 1901. 4°. 55 S. mit
15 Textfig. Kauf aus Dr. Bittner’s
Nachlass. (2598. 4°.)
Sars, &. O0. An account of the Crustacea
of Norway. Vol. IV. Part. XI-XIV.
Bergen, A. Cammermeyer, 1902--1903.
8°. 2 Hefte. Gesch. d. Bergen Museum.
(12047. 8°.)
Schafarzik, F. Vorläufige Mitteilung
über das Auftreten von Quarz-Por-
phyren und Porphyroiden in den Co-
mitaten Gömör und Szepes (Zips) in
Nordungarn. (Separat. aus: Földtani
Közlöny. Bd. XXXII. Hft. 7—10.)
Budapest, typ. Franklin-Verein, 1902,
8%. 2 S. Gesch. d. Autors. (13957. 8°.)
Schlosser, M. Die menschenähnlichen
Zähne aus dem Bohnerze der schwä-
bischen Alb. (Separat. aus: Zoolo-
gischer Anzeiger. Bd. XXIV.) Leipzig,
1901. 8°. 11 8. (261— 271) mit 3 Textfig.
(13958. 8°.)
Schlosser, M. Zur Kenntnis der Säuge-
thierfauna der böhmischen Braun-
kohlenformation und Nachtrag dazu.
Prag, 1901. 4°. Vide: Beiträge zur
Kenntnis der Wirbelthierfauna der
böhmischen Braunkohlenformation.
Teil I und Anhang zu Teil Il.
(2589. 4°.)
Schubert, R. J. Ueber eine neuent-
deckte Höhle bei Konieprus, Beraun.
(Separat. aus: Sitzungsberichte des
1903
Deutsch. naturw.-medic. Vereines für
Böhmen „Lotos“. 1900. Nr. 5.) Prag,
typ. H. Mercy Sohn, 1900. 8°. 48.
Gesch. d. Autors. (13959. 8°.)
Schubert, R. J. Neue nnd interessante
Foraminiferen aus dem Südtiroler
Alttertiär. (Separat. aus: Beiträge zur
Paläontologie und Geologie Oester-
reich-Ungarns und des Orients. Bd.
XIV.) Wien u. Leipzig, W. Brau-
müller, 1902. 4°. 18 S. (9—26) und
1 Taf. (I). Gesch. d. Autors.
(2599. 8°.)
Schubert, R. J. Ueber die Foramini-
feren-„Gattung“ Textularia Defr. und
ihre Verwandtschaftsverhältnisse. (Se-
parat. aus: Verhandlungen der k. k.
geolog. Reichsanstalt. 1902. Nr. 3.)
Wien, typ. Brüder Hollinek, 1902. 8°.
6 S. (S0—S5). Gesch. d. Autors.
(13960. 8°.)
Schubert, R. J. Der Bau des Festlands-
gebietes im Bereiche der Nordwest-
Section des Kartenblattes Zaravecchia
— Stretto, Umgebung von Zaravecechia
und Vrana. (Separat. aus: Verhand-
lungen der k. k. geolog. Reichsanstalt.
1902. Nr. 7). Wien, typ. Brüder
Hollinek, 1902. 8°. 8 $. (196—203).
Gesch. d. Autors. (15961. 8°.)
Schubert, R. J. Zur Geologie der nord-
dalmatischen Inseln Zut, Incoronata,
Peschiera, Lavsa und der sie beglei-
tenden Scoglien auf Kartenblatt 30,
XIII. (Separat. aus: Verhandlungen
der k. k. geolog. Reichsanstalt. 1902
Nr. 9.) Wien, typ. Brüder Hollinek,
1902. 8°. 6 S. (246-251). Gesch. des
Auters. (13962... 8°.)
Schubert, R. J. Der geologische Bau
des Inselzuges Morter, Vergada, Pas-
man und der sie begleitenden Scoglien
auf Blatt 30, Zone XIII, Zaraveechia
—Stretto. (Separat. aus: Verhand-
lungen der k. k. geolog. Reichsanstalt.
1902. Nr. 16). Wien, typ. Brüder
Hollinek, 1902. 8°. 13 S. (375 — 387).
Gesch. d. Autors. (13963. 8°.)
Schubert, R. J. Die Foraminiferen der
karpathischen Inoceramenschichten
von Gbellan in Ungarn (Puchower
Mergel).Wien, 1902. 8°. Vide: Liebus,
A.&R. J. Schubert. (13939. 8°.)
Schubert, R. J. Ueber einige Bivalven
des istrodalmatinischenRudistenkalkes.
I. Vola Lapperanti Choff. und Chon-
drodonta Joannae-Munsoni. (Separat.
aus: Jahrbuch der k. k. geolog. Reichs-
anstalt. Bd. LII. 1902. Hft. 2.) Wien,
R. Lechner, 1902. 5°. 12 8. (265— 276)
mit 1 Taf. (XII). Gesch. d. Autors.
(13964. 8°.)
Einsendungen für die Bibliothek.
161
Schubert, R. J. & A. Liebus. Vor-
läufige Mitteilung über Foraminiferen
aus dem böhmischen Devon. Etage
@-9, Barr. (Separat. aus: Verband-
lungen der k. k. geolog. Reichsanstalt.
1902. Nr. 2.) Wien, typ. Brüder Hollinek,
1902. 8°. 1 S. Gesch. d. Autors.
(13965. 8°.)
Schuchert, Ch. A synopsis of american
fossil Brachiopoda, including biblio-
graphy and synonymy. (Separat. aus:
Bulletin of the United States Geological
Survey. Nr. 87.) Washington, Govern.
Printing Office, 1897. 5%. 464 S. mit
6 Textfig. und 1 Taf. Kauf aus Dr.
Bittner’s Nachlass. (13908. 8°.)
Schwalbe, B. Grundriss der Mineralogie
und Geologie. Zum Gebrauche beim
Unterricht an höheren Lehranstalten
sowie zum Selbstunterricht. Unter
Mitwirkung von E. Schwalbe be-
endet und herausgegeben von H.
Böttger. Braunschweig, F. Vieweg
& Sohn, 1903. 8°. XVII—VIII—766 S.
mit 418 Textfig. und 9 Taf. Gesch.
d. Verlegers. (13909. 8°.)
(Schwalbe, E.) Grundriss der Mineralogie
und Geologie... vonB. Schwalbe;
unter Mitwirkung von E. Schwalbe
beendet und herausgegeben von H.
Böttger., Braunschweig. 1903. 8°.
Vide: Schwalbe, B. (13908. 8°.)
Sernander, R. Einige Vertebratenfunde
ausschwedischenTorfmooren. (Separat.
aus: Bulletin of the Geological Insti-
tution of the University of Upsala.
Nr. 10. Vol. V. Part. 2. 1900.) Upsala,
typ. Almquist & Wiksell, 1902. 8°.
11 S. (223—233). Gesch. d. Institut.
(13966. 8°.)
Sigmund, A. Die Basalte der Steiermark.
Schluss. Die Basalttuffe. (Separat. aus:
Tscehermak’s Mineralog. u. petrograph.
Mitteilungen. Bd. XVIII.) Wien, A.
Hölder, 1899. 8°. 31 S. (377—407).
Kauf.aus Dr. Bittner’s Nachlass.
(13967. 8°.)
Sokolow, N. Die Schichten mit Venus
Konkensis am Flusse Konka. (Separat.
aus: Memoires du Comite geologique
Vol. IX Nr. 5.) Russischer Text mit
deutschem Resume. St. Petersburg,
Eggers & Co., 1899. 4°. 96 S. mit 18
Textfig. und 5 Taf. u. 1 Kartenskizze.
Kauf aus Dr. Bittner’s Nachlass.
(2600. 4°.)
Springer, F. Uintacrinus; its structure
and relations. (Separat. aus: Memoirs
of the Museum of comparative zoology
at Harvard College. Vol. XXV. Nr. 1.)
K. k. geol. Reichsanstalt. 1903. Nr. 7 u. 8. Verhandlungen. 94
162 Verhandlungen. Nr. 7u.8
Cambridge, U. S. A., 1901. 4°. 898. Tornquist, A. Ergebnisse einer Berei-
mit 8 Taf. Kauf aus Dr. Bittner’s sung der Insel Sardinien. (Separat.
Nachlass. (2586. 4°.) aus: Sitzungsberichte der kgl. preuss.
Steinmann, &. Milleporidium, eine Hy- Akademie der Wissenschaften. 1902)
drocoralline aus dem Tithon v. Stram- Berlin, typ. Reichsdruckerei, 1902. 8°.
berg. (Separat. aus: Beiträge zur Pa- 22 8. (88-829) mit 2 Textfig. Gesch.
läontologie und Geologie Oesterreich- d. Autors. (13971. 8°.)
Ungarns und des Orients. Bd. XV, ; Ken x
Hft. 1.) Wien u. Leipzig, W. Braumüller, Uhlig, V. Beiträge zur Geologie des
1903. 4°. 8 S. mit 2 Taf. Gesch, d. Fatrakrivän-Gebirges. (Separat. aus:
Autors. (2601. 4°,) Denkschriften der math.-naturw, Classe
der kais. Akademie der Wissenschaften.
Szontagh, Th. v. Die königlich ungarische Bd. LXXII) Wien, C. Gerold’s Sohn,
geologische Anstalt. Budapest, 1900.
20 Vida: Ra r Bi 1902. 4°. 43 S. (519 —561) mit 9 Text-
Be HE Ve " riasss We fig.. 1 geolog. Karte u. 3 Taf. Profile.
Si "u Gesch. d. Autors. (2602. 4°.)
Tenow, 0. Ueber einen mineralführenden
Albitpegmatit von Stripasen in West-
manland. (Separat. aus: Bulletin of ee
the Geological Institution of tlie Uni- 8%. Vide: ‘Jan son) /NISESERIEESSE
f 13935. 8°.)
versity of Upsala. Nr. 10. Vol. V. ee - en
Part. 2. 1901.) Upsala, typ. Almquist & Wiman, €. Ueber die Borkholmer Schicht
Wiksell, 1902. 8°. 48. (267270) mit im mittelbaltischen Silurgebiet. (Se-
Westman, J. Quelques recherches sur
la couverture de neige. Upsala, 1902,
c a Ä parat. aus: Bulletin of the Geological
ST salle: Wer yl Taf ae Institution of the University of Upsala.
N 0% E 2 Nr. 10. Vol. V. Part. 2, 1900.) Upsala,
Tietze, E. Jahresbericht der k. k. geolo- typ. Almquist & Wiksell, 1901. 8°. 74 8.
gischen Reichsanstalt für 1902. (Se- (149222) mit 11 Textfig. u. 4 Taf.
parat. aus: Verhandlungen der k.k. (V-VII). Gesch. d. I
geolog. Reichsanstalt. 1903, Nr. 1.) (13972. 8°.)
Wien. R. Lechner, 1993. 8°. 40 8.
Gesch. d. Autors. (13969. 8°.) Zelizko, J. V. Dr. Emil Holub a jeho
Tommasi, A. Nuovi fossili dei calcari vyzkumne cesty v jizni Africe. (Se-
rossi e grigi del Monte Clapsavon in parat. aus: Sbornik desk&e spole@nosti
Carnia. (Separat. aus: Rendiconti del zem&v&due; roc. VIII. 1902.) [Dr. Emil
R. Istituto Lombardo di scienze e Holub und seine wissenschaftlichen
lettere. Ser. II. Vol. XXX. 1897.) Reisen in Süd-Afrika.] Prag, typ.
Milano, typ. €. Rebeschini & Co., 1897. „Unie“, 1902. 8°. 66 S. mit einem Por-
873787 Kauf aus "DreWBithmemse trät Holub’s und 1 Karte, Gesch. d.
Nachlass. (13970. 8°.) Autors. (13973. 8°.)
Verlag der k. k. geolog. Reiehsanstalt, Wien, III., Rasumofskygasse 23.
Gesellschafts-Buchdruckerei Brüder Hollinek, Wien, III., Erdbergstrasse 3
+
Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt.
Sitzung vom 28. April 1903.
Inhalt: Felix Karrerj. — Vorträge: G. Geyer: Zur Geologie der Lienzer Dolomiten.
— Literatur-Notizen: W. Salomon.
NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mittheilungen verantwortlich.
Felix Karrer 7.
Director Tietze eröffnet die Sitzung mit folgendem Nachruf:
Wir haben die traurige Pflicht, vor Eintritt in die Tagesordnung
eines Todesfalles in der Reihe unserer Freunde zu gedenken.
Am 19.d.M. starb im 79. Lebensjahr ein langjähriger Corre-
spondent unserer Anstalt, der mit uns namentlich im achten und neunten
Decennium des vorigen Jahrhunderts durch mannigfache Beziehungen
näher verbunden war, Herr Felix Karrer.
Geboren zu Venedig am 11. März 1825 wendete sich Karrer
nach Absolvirung juristischer Studien anfänglich einer juristischen
eamtenlaufbahn zu. Doch fand er in dieser Thätigkeit keine be-
sondere Befriedigung und warf sich nach einiger Zeit, schon als ge-
reifter Mann, auf naturhistorische, und zwar speziell auf geologische
Studien. Seine materiellen Verhältnisse gestatteten ihm, unabhängig
zu leben und nach Aufgabe seiner früheren amtlichen Stellung diese
geologischen Studien aus Liebhaberei weiter zu betreiben, ohne eine
bestimmte Stellung anzustreben.
Er war also nicht eigentlich zünftiger Geologe, sondern er trat
bezüglich seiner geologischen Thätigkeit nur als Privatgelehrter auf,
was ein bei uns ziemlich selten vorkommender Fall ist, namentlich wenn
man hierbei die Verhältnisse anderer Länder, insbesondere Englands,
zum Vergleiche heranzieht, wo die Wissenschaft der Mitwirkung
privater Thätigkeit so manchen schönen Erfolg verdankt.
Selbstverständlich rede ich hier nicht einem unberufenen
Dilettantismus das Wort, der sich ohne ausreichende wissenschaftliche
Vorbereitung in der Regel sogar an die schwierigsten Probleme des
Faches heranwagt. An Einmischungen dieser Art hat es der Geologie
leider niemals gefehlt und derartige Bestrebungen werden auch speeciell
bei uns nicht gar so selten bemerkt. Wohl aber spreche ich von solchen
K. k. geol. Reichsanstalt. 1903. Nr. 9. Verhandlungen. 95
164 Verhandlungen. Nr: 9
freiwilligen Mitarbeitern, welche die Mühe nicht gescheut haben, durch
ernste Vorbereitung sich für die Aufgabe, der sie dienen wollen, geeignet
zu machen und die eben deshalb auch zumeist ihr jeweiliges Vor-
haben mit ihrem wirklichen Können in angemessenen Einklang setzen,
indem sie einzelnen engbegrenzten Theilen der Wissenschaft ihre
Kraft zuwenden. Ein solcher Mitarbeiter war für uns und speciell
für die österreichische Geologie der Verstorbene, und der Name, den
sich derselbe dabei erworben hat, ist ein allgemein geachteter.
In erster Linie galt die wissenschaftliche Arbeit Karrer’s dem
Boden von Wien und Umgebung. Zahlreiche Untersuchungen des
Genannten, die er vielfach in Gemeinschaft mit Theodor Fuchs in
unseren Druckschriften veröffentlichte, liegen in dieser Hinsicht vor.
Vor Allem aber gedenke ich des grossen Werkes über die Kaiser
Franz Josef-Hochquellenwasserleitung, welches einen Band unserer
Abhandlungen füllt. Die Fülle der Angaben, die hier und in den
kleineren Schriften Karrer’s besonders über die jüngeren Bildungen
des Wiener Beckens mitgetheilt wurden. nöthigen immer wieder dazu,
diese Arbeiten nachzuschlagen, sobald eine auf die Localverhältnisse
dieses Beckens bezügliche Frage zur Erörterung gelangt. Das Bestreben,
möglichst viele Thatsachen bekannt zu machen, gleichviel ob aus
denselben unmittelbar Folgerungen weittragender Art gezogen werden
können oder nicht, bildet nach meinem Dafürhalten sogar einen be-
sonderen Vorzug der betreffenden Publicationen und verschafft den-
selben einen bleibenden Werth.
Theilweise im Zusammenhange mit seinen Studien über die
stratigraphischen Verhältnisse des Wiener Beckens stand es, dass
Karrer überdies ein Specialist in der Untersuchung Foraminiferen
führender Ablagerungen war. Endlich beschäftigte er sich auch mit
einem technischen Zweige unserer Wissenschaft, nämlich mit der
Kenntnis der Baumaterialien, worüber ebenfalls Veröffentlichungen
von ihm vorliegen.
Seine Thätigkeit beschränkte sich übrigens nicht auf das publi-
eistische Gebiet. Er arbeitete mit Fleiss als Volontär in dem früheren
Hofmineralien-Oabinet und später in der geologischen und paläonto-
logischen Abtheilung des naturhistorischen Hofmuseums. Auch bethätigte
er sein Streben nach gemeinnütziger Wirksamkeit bei verschiedenen
Vereinen, insbesondere bei dem hiesigen „Wissenschaftlichen Club“,
bei dem er jahrelang das zeitraubende Amt eines Generalsekretärs
mit Eifer versah und der die uneigennützige Thätigkeit dieses Funktionärs
schwer vermissen wird. Erwähnen darf ich an dieser Stelle schliesslich
auch noch, dass Karrer eine Zeitlang als Schatzmeister des Executiv-
Comites des bevorstehenden Wiener Geologen-Congresses fungirte, bis
ihn seine zunehmende Kränklichkeit an der Ausübung dieser Thätigkeit
hinderte und einen Ersatz nothwendig machte.
Ein ausserordentlich liebenswürdiges und conciliantes Wesen
machte den Verstorbenen zudem überall beliebt und seine Mitarbeiter-
schaft gesucht. Auf diese Weise hat er sich nicht nur in der Wissen-
schaft ein bleibendes, sondern auch bei allen, die ihn kannten, ein
freundliches Andenken gesichert. Wir wollen dasselbe immerdar ehren.
1903 Sitzung vom 28. April, G. Geyer. 165
G. Geyer. Zur Geologie der Lienzer Dolomiten.
Vorliegende geologische Skizze des südlich von Lienz im tiro-
lischen Antheil des Drauthales als schroffe Felskette aufragenden
Dolomitgebirges fusst auf den jeweils während eines Theiles der
Sommermonate 1901 und 1902 durchgeführten Aufnahmen, welche
die früheren kartographischen Arbeiten des Verfassers insofern zum
Abschlusse bringen sollten, als damit nunmehr das gesammte Trias-
gebiet zwischen den Flüssen Gail und Drau neu aufgenommen er-
scheint.
Das Hochgebirge südlich von Lienz repräsentirt den Westflügel
der Gailthaler Alpen und bildet einen Theil der Kreuzkofelgruppe.
Da hier speziell nur der gegen das Drauthal vorgeschobene, die Haupt-
gipfel der Kette umfassende Theil dieser Gruppe behandelt werden
soll, während die südlichen Partien schon bei anderen Gelegenheiten
besprochen wurden !), so mag es gerechtfertigt erscheinen, wenn Kürze
halber der für diesen engeren Abschnitt vielfach gebr äuchliche Name
Lienzer Dolomiten verwendet wird 2).
Das zu besprechende Terrain lässt sich etwa auf folgende Art
umgrenzen. Während im Norden die Drau eine natürliche Grenze
darstellt, mag im Süden eine freilich ziemlich willkürliche Linie als
Abgrenzung gegen den restlichen Theil der Kreuzkofelgruppe ange-
nommen werden, nämlich zunächst die Tiefenlinie des bei Oberdrau-
burg mündenden Pirkacher Grabens, sodann der obere Theil des
Radegundgrabens bei St. Lorenzen im Lessachthal und schliesslich
die Depressionslinie entlang dem Zuge von Grödener Sandstein, der
den westlichen Theil der Dolomiten vom krystallinischen Rücken bei
Öbertilliach scheidet.
Während viele Theile der Alpen erst in relativ später Zeit
geologisch näher untersucht und hinsichtlich ihrer Zusammensetzung
sowie ihres Aufbaues richtig analysirt worden sind, liegen aus dem
in Rede stehenden Gebiete schon aus früher Zeit einzelne Angaben
und zusammenfassende Mittheilungen vor, welche bereits ein zu-
treffendes und somit noch heute giltiges Bild darbieten. So danken
wir schon Leopold v. Buch’), der die Lienzer Dolomitenkette selbst
überquert hat, eine Reihe von positiven Angaben über die geologische
Zusammensetzung dieses Gebirges.
Spätere Mittheilungen gaben Petzholdt®) und Credner°).
Nicht wenig trugen die von Graf Keyserling und dem Alpenforscher
A. Schaubach mitgebrachten Fossilreste dazu bei, eine frühzeitige
Durchforschung des Terrains anzuregen, indem sie H. Emmrich
!) Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 47. Bd., pag. 295; Verhandl. 1899, pag. 89.
Erläut. Blatt Sillian und San Stefano SW-Gruppe Nr. 70.
?) Vergl. hier die topographisch-touristische Monographie: „Die Lienzer
Dolomiten“ von Ph. W. Rosenthal in der Zeitschr. d. Deutschen u. Oesterr.
Alpenvereines, XXX. Bd., München 1899, pag. 278—320.
®) L.v. Buch, Ueber die karnischen Alpen. v. Leonhard’s Mineralogisches
Taschenbuch 1824, pag. 396—437, Taf. IV.
p A. Petzholdt, Beiträge zur Geognosie von Tyrol. Leipzig 1843, pag. 132.
5) Credner, Geognostische Bemerkungen über die Centralkette der Alpen
in Ostkärnten. Neues Jahrbuch für Mineralogie ete. 1850, pag. 513.
25*
166 Verhandlungen. Nr. 9
veranlassten, seine Schritte diesem Gebirge zuzulenken. Als Frucht
jener Reise ist ein in unserem Jahrbuche !) erschienener inhalts-
reicher Aufsatz anzusehen, worin die Hauptgrundzüge bereits richtig
dargestellt und durch ein Profil illustrirt wurden.
Ungefähr um dieselbe Zeit fiel dieser Abschnitt auch in den
Bereich der ersten officiellen Aufnahmen durch die k. k. geologische
Reichsanstalt. D. Stur?), der diese Arbeiten durchführte, gab schon
eine ziemlich erschöpfende Uebersicht des Gebirges und mehrfache
Durchschnitte geben Zeugnis von seiner Auffassung der tektonischen
Verhältnisse.
Einer späteren Periode gehören die von E. v. Mojsisovics?)
in den Lienzer Dolomiten angestellten Studien an, als deren Ergebnis
neben dem eitirten kurzen Bericht eine bereits alle wesentlichen
Züge aufweisende Manuscriptkarte im Maßstabe 1: 144.000 hervor-
gehoben werden muss.
Endlich sei noch auf die jüngsten Aufnahmsberichte des Ver-
fassers hingewiesen, worin namentlich der südliche Theil der Kreuz-
kofelgruppe behandelt wurde ?).
I. Das Schichtenmaterial.
1. Krystallinische Schiefer.
Die hierher gehörigen Gesteine treten in der Umrahmung des zu
besprechenden Gebirgstheiles, nämlich südlich gegen das Lessachthal
und nördlich der Drau im Pusterthaler Zuge, in ausgedehnten Massen
auf, nehmen aber innerhalb des Terrains nur ganz untergeordnete Räume
ein. Es gehören hierher eigentlich nur jene Gneisse und Glimmer-
schiefer, welche die nördliche Spitze des Gebietes, nämlich jene
niedrige Hügelstufe einnehmen, innerhalb deren südlich von Lienz der
Tristacher See eingebettet liegt. Entlang der von Amlach zum See
führenden Strasse trifft man Aufschlüsse eines lichtgrauen, derben,
knotigen, quarzreichen Gneisses, in welchem zwischen seidenartig
glänzenden, silberweissen Muscovitschüppchen grobe Quarzpartien aus-
geschieden liegen, die dem Gesteine das Aussehen des Augengneisses
verleihen. Dagegen tritt östlich von Jungbrunn am Fusse dieser
Vorhügel ein deutlich parallel struirter gebänderter oder streifiger
Biotitgneiss zu Tage. Diese Gneisse bilden wohl nur untergeordnete
Lagen in einer Hauptmasse von derbschuppigem oder stengeligem,
rostig anwitterndem, da eisenreichem Muscovitglimmerschiefer,
in dem neben dünnen, gewundenen Quarzlamellen nur selten gröbere
ı) H. Emmrich, Notiz über den Alpenkalk der Lienzer Gegend. Jahrb. VI,
1855, pag. 444 —450.
2) D. Stur, Die geologischen Verhältnisse der Thäler der Drau, Isel, Möll
und Gail in der Umgebung von Lienz etc. Jahrb. d. k. k. geol. R.-A, VII, 1856,
pag. 405.
3) E. v. Mojsisovics, Das Gebirge südlich bei Lienz (Tirol). Verhandl.
d. k. k. geol. R.-A. 1873, pag. 235.
#) G. Geyer, Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1897, pag. 114.
— Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 47. 1897, pag. 295.
— Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1899, pag. 89.
— Erläuterungen zu dem Blatte Sillian und San Stefano SW-Gruppe Nr. 70.
|
1903 Sitzung vom 28. April. G. Geyer. 167
Quarzlinsen ausgeschieden liegen. Diese von D. Stur als erzführende
Glimmerschiefer bezeichneten Gesteine bilden die Hauptmasse der
zwischen den Drauthaler Thonglimmerschiefern und den hornblende-
reichen Gneissen der Schobergruppe durchstreichenden krystallinen
Schiefer, in denen der untere Theil des Iselthales eingeschnitten ist.
Aufpressungen von krystallinischen Schiefern an
den Störungen zwischen den triadischen Dolomitmassen konnten an
mehreren Stellen beobachtet werden. So treten an dem Fahrwege
(sogenannter Stadtweg), der aus dem Drauthale (westlich vom Galizen-
schmied) in das Thal der Galizenklamm emporführt, mitten zwischen
Hauptdolomit graue, milde sericitisch glänzende, feinschuppige Schiefer
auf, welche mit ihren Quarzlinsen bereits das Aussehen der das
Pusterthal begleitenden Thonglimmerschiefer annehmen. Sie bilden
offenbar eine Fortsetzung der in der Lienzer Klause am linken Drau-
ufer anstehenden Glimmerschiefer und treten hier an einer Längs-
störung zu Tage. Thatsächlich grenzen diese krystallinen Schiefer auf
mehreren Stellen zum Theil mit Rutschflächen hart an den hier auf
beiden Seiten anstehenden Hauptdolomit an, wovon anscheinend isolirte
Massen in den Schiefern eingekeilt sind.
Das Zutagetreten der erwähnten Glimmerschiefer an dieser
Stelle ist nur durch eine gewaltsame Aufquetschung in einer Störungs-
zone zu erklären.
Aehnlich verhält es sich mit einem ganz isolirten Auftreten von
Glimmerschiefer auf der Südseite des Gebirges, und zwar in einer
Einsattlung südlich der Kuppe 2129 zwischen Breitenstein und Demler
Höhe, an einer Stelle, wo zwischen Wettersteinkalk und Hauptdolomit
eigentlich Raibler Schichten vermuthet werden sollten.
Die Hauptverbreitung der (meisse und Glimmerschiefer
innerhalb unserer Gruppe beschränkt sich also, abgesehen von der
breiten, das Gailthal begleitenden Zone der südlichen Abdachung,
auf die waldigen Vorhügel des Tristacher Sees zwischen Amlach und
Jungbrunn. Darüber lagern hier transgredierend die folgenden Glieder
der permotriadischen Serie.
2. Grödener Sandstein.
Die an der Basis auftretenden Quarzconglomerate führen am
Tristacher See nicht selten Porphyrgerölle und Geschiebe aus krystal-
linischen Gesteinen. Nach oben gehen sie allmälig in rothe, blass-
srünliche oder weisse, röthlich gesprenkelte Quarzsandsteine über,
welche sehr steil nach NW einfallen. Auch in diesen, selten von
kupferrothen, grüngefleckten Schieferlagen unterbrochenen Sandsteinen
finden sich noch Einschlüsse von Porphyrgeröllen.
Der die Lienzer Dolomiten im Süden auf der Lessachthaler
Seite begleitende, beziehungsweise unterlagernde, aber vielfach ver-
brochene Zug von Grödener Sandstein führt, wie schon wiederholt
besprochen wurde (Verhandl. der k. k. geol. R.-A. 1899, pag. 94),
einzelne Lagermassen von braunrothem Quarzporphyr und zeigt wieder-
holte Einschaltungen von feingeschlemmten rothen oder grünlichen
168 i Verhandlungen. Nr. 9
Schieferthonen (Nieschengraben bei Obertilliach, oberer Theil des
Jochgrabens bei Abfaltersbach am Fusse des Spitzenstein).
Im Jochgraben lagert der nördlich einfallende Grödener Sand-
stein discordant über den südlich einfallenden Glimmerschiefern ; die
Conglomerate bilden jedoch hier nicht die tiefsten Bänke, sondern
schalten sich in höheren Lagen des Sandsteines ein. Ueberhaupt
scheinen die basalen Quarzconglomerate, welche als Verrucano
bezeichnet werden können, nur local in grösserer Mächtigkeit ent-
wickelt zu sein und an manchen Orten ganz zu fehlen. Hierher ge-
hört zum Beispiel die Gegend östlich von Oberdrauburg, wo schon
die tiefsten Lagen als röthlicher Sandstein entwickelt sind, wie in
der Simmerlacher Klamm und bei dem Gehöfte Glanz am Westfusse
des Dellacher Kulmberges.
Der südliche Zug von Grödener Sandstein, welcher die Lienzer
Dolomiten gegen die krystalline Zone des Lessachthales abgrenzt,
lässt sich von der Ladstatt im Liesinggraben westwärts verfolgen über
den Abhang des Riebenkofels, wo er am Gailbruch gegen die rothen
Adnetherkalke abstösst, über das Tuffbad (hier zum Theil von Schutt-
massen verhüllt), über den Sattel am Oberalpl, die Lotter Alpe, wo
sich im Liegenden bereits einzelne Zungen von Quarzporphyr ein-
schalten, über den Südfuss des Eggenkofels gegen Alm und Stein-
rastl, über die oberste Wiesenmulde des Sturzelbachgrabens bis in
das höchste Kar der Volmasoi Alpe im Griesgraben. Hier schneidet
er an einer den Südfuss des Spitzenstein streifenden Bruchlinie ab,
um erst im benachbarten Jochgraben wieder an den Tag zu kommen.
Da die zuletzterwähnte Gegend durchwegs aus überkippten Schichten
aufgebaut wird, mag hier eine locale Ueberschiebung der alten Schiefer
nach Norden jene tiefsten Glieder der permotriadischen Serie ver-
hüllen.
Weiterhin zieht der Grödener Sandstein nur mehr als ein ganz
schmaler Zug über die Kaser Alm bis in den Markgraben hinüber,
wo die Kalkalpen an einer südnördlichen Querstörung plötzlich gegen
den Glimmerschiefer des Heisinger Waldes abschneiden.
3. Werfener Schiefer.
Wie in dem ganzen Triasstriehe zwischen Drau und Gail er-
scheinen auch hier die Werfener Schiefer nur in ganz untergeord-
neter Mächtigkeit als eine oft nur einige Meter starke Zone zwischen
den Sandsteinen des Perm und den schwarzen Gutensteiner Kalken.
Es sind braune oder violette sowie grünliche sandige Schiefer
mit dem charakteristischen schillernden Glanz, den die auf den
Schichtflächen fein vertheilten Glimmerschüppchen bedingen. In dem
vom Tristacher See gegen das gleichnamige Dorf hinabziehenden
Graben fand sich ausserdem ein gelbgrauer mergeliger Kalkschiefer
ebenfalls mit Glimmerschüppchen. Violette oder grünliche, quarzitische,
dünnplattige Schiefer, die man an der Strasse zum Tristacher See
trifft, bilden den allmäligen Uebergang in die plattigen Hangendbänke
des Grödener Sandsteines.
1903 Sitzung vom 28. April. G. Geyer. 169
Da die Verbreitung des Werfener Schiefers ganz an jene des
permischen Sandsteines gebunden ist, beschränkt sich dessen Vor-
kommen auf die Gegend des Tristacher Sees, wo derselbe einen steil
stehenden schmalen, von SW nach NO streichenden Zug bildet, und
auf die Südseite des Gebirges, wo er jedoch infolge der vielfach
einsetzenden Brüche (Gailbruch) mitunter aussetzt. So fehlt der Wer-
fener Schiefer anscheinend nächst der Kaser Alm (bei Abfaltersbach),
ferner südlich unter dem Spitzenstein, südlich unter dem Eggenkofel
(in dem tieferen Thaleinriss der Lotter Alpe erscheint er wieder
eine Strecke lang entblösst), er fehlt weiter entlang dem Oberalpl,
Tuffbad und Riebenkofel, wo von Norden die Adnether Kalke an den
Bruch herantreten, und stellt sich erst wieder in der Tiefe des
Liesinggrabens ein.
4. Gutensteiner Kalk.
Ihrer bezeichnenden petrographischen Entwicklung wegen mögen
unter diesem Stufennamen jene dem älteren alpinen Muschelkalk an-
gehörigen schwarzen, weissgeäderten Kalke und Dolomite angeführt
werden, welche in dem ganzen Gebiete das unmittelbar Hangende
des Werfener Schiefers ausmachen.
In der Gegend des Tristacher Sees stehen, die dahin führende
Strasse überquerend, in steiler Schichtstellung und mit einem von
SW nach NO gerichteten Streichen schwarze zuckerkörnige Dolomite
sowie dunkle, etwas mergelige, flaserig-schiefrige Kalke mit weissen
Spatadern an, in denen hier allerdings keine fossilen Reste auf-
gefunden werden konnten.
Nordöstlich von Oberdrauburg gegen Sitnitz lagern über dem
Grödener Sandstein der Simmerlacher Klamm und den sie begleitenden
Werfener Schichten dunkle, körnige, weissgeäderte, aussen auffallend
braun anwitternde Dolomite, welche von grauen plattigen Flaserkalken
überdeckt werden, die dann oben in helle dolomitische Plattenkalke
übergehen. Es kann keinem Zweifel unterliegen, dass diese dunklen
Dolomite sowie die flaserigen Kalke der Muschelkalkstufe angehören
und die Basis des im Sitnitzer Kogel und Rabantberge entstehenden
Hauptdolomits bilden. Da es bisher nicht gelang, auf dem drau-
seitigen Gehänge des Sitnitzer Kogels Aequivalente der Cardita-
schichten nachzuweisen, muss es jedoch vorläufig noch dahin gestellt
bleiben, ob die obenerwähnten hellen dolomitischen Plattenkalke dem
Niveau des Wettersteinkalkes angehören. Auf diesem ganzen Abhang
ist das Streichen gegen NO, das Einfallen nach NW gerichtet, so
dass die gesammte Schichtreihe im Simmerlacher Graben längs einer
Längsstörung (Draubruch) vor den Glimmerschiefern der Kreuzeck-
gruppe abschneidet.
Die isolirte Kuppe des Kulm bei Dellach im Drauthale besteht
zum grossen Theil aus dunkelgrauem, weissgeädertem, plattigem
Dolomit und schwarzen Plattenkalken, welche von den Stollen des
neu in Betrieb gesetzten Dellacher Blei- und Zinkerzbergbaues (vergl.
die Arbeit von OÖ. Sussmann im Jahrb. d. k. k. geol. R.-A., Wien,
170 Verhandlungen. Nr. 9
Jahrg. 1901, LI. Bd., pag. 265, Taf. IX, mit geologischer Karte) durch-
örtert werden).
Auf der südlichen Seite der Lienzer Hauptdolomitmasse tritt
der untere Muschelkalk nur ganz im Westen zu Tage, wo die wilden
Schluchten des Griesbaches und des Sturzelbaches das Dolomitmassiv
durchsägt haben. Weiter im Osten scheint diese Stufe längs des
Gailbruches in die Tiefe gesunken und unter der mächtigen ober-
triadischen Schichtfolge verborgen zu sein. Schon am Ausgange der
erwähnten beiden Gräben trifft man im Bachschutt grosse Blöcke von
dunklen glimmerigen, hie und da gelb anwitternden Netz- und Wulst-
kalken, worin nicht selten Durchschnitte von Brachiopoden sichtbar
werden; ausserdem beobachtet man auch Sandsteinblöcke und Trümmer
von grauem Crinoidenkalk, die derselben Lagerstätte angehören. Aber
erst nach langer, mühsamer Wanderung durch die Klammen und
Falten jener Gräben gelangen wir an das Anstehende dieser dunkel-
gefärbten Gebilde. Dieselben ziehen in überkippter Lagerung von
der Volmasoi Alpe im obersten Griesgraben über den Alplspitz hinter
dem Breitenstein in das Kälberalpl des Sturzelbachgrabens (vergl.
Fig. 4) und sodann über die sogenannten Köfel (südl. von Cote 2129)
gegen den Südfuss der Demler Höhe im oberen Theile des Gärber
Grabens.
Im Norden müssen dieselben längs eines Bruches unmittelbar
am Hauptdolomit des Breitenstein stossen, da keine Spur von Wetter-
steinkalk oder Carditaschichten nachzuweisen war. An dieser Bruchlinie
erscheint merkwürdigerweise in der Scharte südlich der Kuppe
2129 m im Osten des oberen Sturzelbaches eine ganz isolirte Auf-
pressung von Glimmerschiefer, welche an die bereits ge-
schilderten Vorkommen am Fahrwege in die Galizenschlucht (pag. 167)
erinnert. Im Süden der Alplspitze (2298 m) liegt über dem Muschel-
kalk der Werfener Schiefer, welcher seinerseits unter den überkippten
Grödener Sandstein und Glimmerschiefer einfällt.
Im Kälberalpl erweist sich dieser untere Muschelkalk ziemlich
fossilreich, namentlich sind es die grauen glimmerigen Mergel, in
denen reichlich Brachiepoden auftreten, während die blaugrauen,
thonigen, wulstigen Flaserkalke und die Sandsteinbänke nur seltener
Fossilspuren aufweisen.
!) Im Jahre 1902 traf ich auf der Halde des von Sussmann mit Nr. I
bezeichneten Stollens schwärzliche Dolomite in Verbindung mit weissem Gyps,
was wohl bereits auf basale Lagen des Muschelkalkes hindeuten dürfte. An der
südwestlichen Ecke des Kulmberges (bei 6 der erwähnten Karte) steht ein licht-
grauer, zuckerkörniger, drusiger Dolomit mit rostigen Erzpartien an, den Suss-
mann als Wettersteinkalk ausscheidet.
Die von dem Genannten vorgenommene Abgrenzung des Grödener Sand-
steines bei dem Gehöfte Glanz erwies sich gegenüber meiner Ausscheidung auf
dem plublieirten Specialkartenblatt Oberdrauburg und Mauthen als richtig,
dagegen hat Sussmann das Auftreten des rothen permischen Sandsteines im
Sattel hinter dem Kulmberge übersehen, auf welches meine Darstellung sich
stützte; auch sind die unmittelbar östlich von Glanz ausmündenden Gräben that-
sächlich in Glimmerschiefer eingetieft, gegen den allerdings der obenerwähnte
Wettersteindolomit am Draubruch abschneiden dürfte, so dass dort an der Nord-
westseite des Kulmberges der rothe Sandstein fehlt.
1903 Sitzung vom 28. April. G. Geyer. al
Ich konnte folgende Arten an dieser Localität aus dem Schutt
eines zwischen Alplspitze und Breitenstein östlich herabkommenden
Grabens gewinnen:
Lima striata Schloth,
Pholadomya sp.
Terebratula vulgaris Schloth.
Rhynchonella decurtata Gir. sp.
Spirigera trigonella Schloth. sp.
Spiriferina Mentzeli Dkr. sp
fragilis Schloth. sp.
Enerinus lilüformis v. Buch.
Gesteinsausbildung und Fossilführung erinnern sehr an jene der
Recoarokalke der Latschurgruppe am Weissen See (Verhandl. d.k. k.
geol. R.-A. 1901, pag. 120), namentlich gilt dies vom häufigen Auf-
treten der Quarzsandsteine.
Dieser Zug setzt, bedeutend verschmälert, über den Südabsturz
des Spitzenstein in den Jochgraben, von da über die Abfaltersbacher
Kaser Alpe in den Wildgraben und schliesslich bis in den Mark-
graben fort, wo die ganze Trias vor dem Glimmerschiefer quer
abschneidet.
5. Wettersteinkalk.
Dolomitische und zum Theil bituminöse, im Bruche bräunlich-
graue, oberflächlich jedoch weiss ausbleichende Plattenkalke, welche
immer eine ausgezeichnete tafelförmige Schichtung aufweisen und
mitunter in riesigen Schichtplatten die Höhe der Gipfelgrate auf-
bauen. Dieselben werden von den schiefrigen Mergeln der Cardita-
schichten anscheinend ganz concordant überlagert und führen z. B.
auf dem Grate östlich der Zochenscharte (gegen den Simonskopf)
schon weit unterhalb jener schiefrigen Deckgebilde wiederholte
Zwischenlagen von grauen thonigen Schiefermergeln, welche in
ihrem Material vollständig mit dem der Carditaschichten überein-
stimmen. Es ist als ob der Eintritt jener Bedingungen, unter denen
die klastischen Raibler Schichten zum Absatz gelangten, sich schon
während der Bildung der oberen Bänke des Wettersteinkalkes wieder-
holt geltend gemacht, d.h. als ob mehrfache Einschwemmungen von
thoniger Trübung stattgefunden hätten, gewissermassen als Einleitung
des nachfolgenden Absatzes von Schiefern, Sandsteinen und Oolithen
mit den Fossilien der Carditaschichten. Diese Erscheinung lässt uns
darauf schliessen, dass mindestens in’ der betreffenden Region ein
allmäliger Uebergang in der Bildung beider Schichtgruppen platzge-
griffen hat. Wir werden sehen, dass auch die Zusammensetzung der
Carditaschichten nur auf eine Fortdauer jenes allmäligen Wechsels
schliessen lässt, bis endlich die Bedingungen für den Absatz der in
grosser Mächtigkeit überaus gleichförmigen Hauptdolomitmassen ein-
traten.
An organischen Resten wurden hier im Wettersteinkalk ausser
Diploporen nur vereinzelte unbestimmbare Gastropodendurchschnitte
beobachtet.
K. k. geol. Reichsanstalt. 1903. Nr. 9. Verhandlungen. 26
172 Verhandlungen. Nr. 9
Das Auftreten des Wettersteinkalkes in den Lienzer Dolomiten
beschränkt sich fast auf einen schmalen Streifen, der von Pirkach
bei Oberdrauburg westwärts gegen das Centrum der Gruppe vordringt,
den Hauptkamm der Schwärze Spitze überschreitet, um in Form
einer antiklinalen Wölbung im weiten Kar der Kerschbaumer
Alm unter den allseits mantelförmig darüber abfallenden Hauptdolomit
in die Tiefe hinabzutauchen. Bei der Besprechung der tektonischen
Verhältnisse soll noch auseinander gesetzt werden, wie das Pirkacher
Ende dieses Wettersteinkalkaufbruches über dem Rhät der Schatz-
bühelgruppe südwärts überschoben und am Rosenköpfel neben dem
Südschenkel des Hauptdolomits in die Tiefe verbrochen ist. Die
westlichste Spitze des Zuges tritt sehr gestört auf dem Hallebach-
thörl nahe dem Spitzkofel zu Tage. Nur im Westflügel der Gruppe
im Wildgraben bei Abfaltersbach findet sich zwischen den Cardita-
schichten und dem dunklen Muschelkalk noch eine helle plattige
Kalkstufe, welche diesem Niveau zugetheilt werden könnte, auf der
Karte jedoch nicht ausgeschieden wurde.
Wie in dem gesammten Zuge der Gailthaler Alpen und der
Karawanken erweist sich das unter den Carditaschichten liegende
Niveau des Wettersteinkalkes auch in den Lienzer Dolomiten als
„erzführender Kalk*, in dem zwischen Pirkach und dem Hochstadl
schon vor längerer Zeit Blei und Zinkerze bergmännisch nachgewiesen
worden sind.
0.Sussmann führt diese Vorkommnisse in seiner bereits eitirten
Arbeit (Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 1901, LI. Bd., pag. 292) an. Die
alten Baue auf der Pirkacher Alpe im Rosengarten und auf der
Südwestseite dieses Berges im Backstübl sind zum Theil heute noch
sichtbar, auch finden sich noch auf den Alpenweiden da und dort die
rostigen Spuren alter Haldenplätze. Bemerkenswerth ist das von
Sussmann erwähnte Auftreten von Fluorit in den Zinkerzen des
Pirkacher Grabens. Auch im oberen Theile des Kars der Kerschbaumer
Alpe treten unter den vielfach tektonisch zerrissenen Oarditaschichten
des Eisenschuss erzhaltige Partien auf, welche eine Fortsetzung des
Zuges bis in diese Gegend vermuthen lassen.
Nach der Gesteinsbeschreibung und stratigraphischen Position
würde D. Stur’s (Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. VII, Wien 1856, pag. 418)
Halobien- oder Hallstätter Dolomit mit unserem Wetterstein-
kalk übereinstimmen, doch deutet dessen Localisirung anderseits darauf
hin, dass unter jener Bezeichnung nur eine besondere Zone innerhalb
der Hauptdolomite verstanden war.
6. Carditaschiehten.
Wie bereits erwähnt, zeichnet sich das Niveau der Oarditaschichten
innerhalb dieses Gebietes durch eine mehrmalige Einschaltung schwarzer
mergeliger Schiefer und Sandsteine zwischen den grossen Massen
von dolomitischen Kalken und bituminösen Dolomiten aus, welche
den Wettersteinkalk und den Hauptdolomit vertreten.
Wir können diese Schichtfolge an mehreren Stellen deutlich
aufgeschlossen bankweise verfolgen. So findet sich dieselbe ganz nahe
1903 Sitzung vom 28. April. G. Geyer. 173
der Thalsohle des Drauthales an der Mündung des Pirkacher Grabens
westlich von Oberdrauburg (vergl. Verhandl. d. k. k. geol. R.-A.,
Wien 1897, pag. 310), woselbst zwischen einem Zuge von Wetterstein-
kalk im Liegenden und der Hauptdolomitmasse des Hochstadl im
Hangenden, 45° steil nach Nord einfallend, eine Folge: 1. dünn-
blättrige, glimmerreiche Schiefer; 2. feste, graue, sandigglimmerige
Schiefer mit rostbraunen Pflanzenabdrücken; 3. hellgrauer plattiger
Bändersandstein; 4. grauer, wulstiger Mergelkalk bedeckt vom Haupt-
dolomit — ansteht.
Terrainbedeckung oder vielleicht eine locale Störung verhindern
hier die deutliche Beobachtung der wiederholten Schiefereinlagerungen,
doch bemerkt man schon von Weitem auf dem zum Theil bewaldeten
Steilhang, womit sich hier der Hochstadl gegen die Pirkacher Alpe
erhebt, eine mehrfache Wiederholung weicherer Schichten und fester
Dolomitstufen. Einen trefflichen Aufschluss gewährt 1200 m höher
oben der von der Pirkacher Alpe südwärts am Gehänge des
Rosengarten ansteigende Alpweg. Hier zeigen sich deutlich drei,
durch zwei Stufen von dünnbankigem Dolomit getrennte Lagen von
schwarzem glimmerigen Mergelthonschiefer und grauem Sandstein,
weichere Gebilde, in denen die Erosion drei vom Wege überquerte
Gräben eingeschnitten hat. Immer wird die Hangendlage der Schiefer
gegen den darüberfolgenden Dolomit durch gelb verwitternde, oolithische,
blaugraue Plattenkalke mit ausgewitterten ÜOrinoidenstielen und
Cidaritenstacheln gebildet.
Diese Schichten ziehen, steil aufgerichtet, über den Rosengarten
(2209 m) in das vom Hochstadl herabkommende Kar Backstübl
hinüber, wo ich auf dem im Schutt herumliegenden grünlichgrauen
Sandstein Bivalvenabdrücke, wahrscheinlich von Trigonodus sp. her-
rührend, beobachten konnte. Auf dem jenseitigen, durch die Oöte
2500 der Specialkarte bezeichneten Abhang des Backstübl kann
man innerhalb der gelben oolithischen Plattenkalke lagenweise die
charakteristischen Carditaoolithe in typischer Ausbildung wahr-
nehmen. Hier muss bemerkt werden, dass der über dem Rosengarten
verlaufende Zug von Carditaschichten am unteren Ausgange des Back-
stübl um einige Hundert Meter nach Süden verworfen erscheint,
eine tektonische Unregelmässigkeit, die sich weiterhin insofern
wieder ausgleicht, als gerade unter dem Hochstadl eine zweite Quer-
verwerfung gegen Norden einsetzt, durch die der Zug dieser Oardita-
schichten um etwa dasselbe Stück nach Norden zurück verschoben
worden ist. Sie streichen nun zwischen dem Baumgartenthörl und
Kühkopf in steiler, nach Norden neigender Schichtstellung über eine
Anzahl von Seitenkämmen in das oberste Kar der Lavanter Alpe
hinüber und ziehen zum Lavanter Thörl (2511 m) empor.
Wenn man dieses Thörl von weither betrachtet, so markiren
sich die drei Schieferzüge auf das deutlichste durch zwei Dolomit-
zinnen, welche den zwischengelagerten Dolomitbänken entsprechen.
Im Süden vom Thörl erhebt sich der plattige Wettersteinkalk der
Schwärze Spitze (2666 m) mit ihren grossen, nördlich ein-
schiessenden Kalkplatten, im Norden aber thürmt sich darüber der
diekbankige Hauptdolomit des Wildensender (2750 m) auf.
26*
174 Verhandlungen. Nr. 9
Die Carditaschichten ziehen dann weiterhin durch den hohen
Südabsturz des Hauptkammes und bilden hier drei steil geneigte,
zum Theil mit Rasen bekleidete Schieferbänder, die den sehr be-
zeichnenden Namen die „Gefärbten Gänge“ führen; thatsächlich
heben sich die schwärzlichen Bänder scharf von den trennenden
lichten Dolomitstufen ab.
Oberhalb der Zochenscharte (2253 m) streicht nun der
dreitheilige Complex über die Kammhöhe, dann durch das Kar des
Simonskopf zur Kerschbaumer Alpe hinab, wo sich nahe
südlich über der Alphütte wieder ein sehr deutlicher Aufschluss findet.
Mehrere in dem Abhang einschneidende Wassergräben entblössen
hier abermals drei Züge von schwarzen, glimmerreichen, mit Sand-
steinleisten in Verbindung tretenden thonigen Mergelschiefern, zwischen
denen zwei Stufen von dünnbankigem zuckerkörnigen Dolomit ein-
geschlossen sind.
Auf den flimmernden Schichtflächen der dunklen Thonmergel-
schiefer zeigen sich hieroglyphenartige Auswitterungen.
Die Grenzschicht gegen die Hangenddolomite wird meist durch
einen gelb verwitternden, bläulichgrauen Kalk gebildet, in welchem
mit Kalkspath ausgekleidete Hohldrücke von Schnecken spärlich zer-
streut auftreten. Deutliche Fossilreste vermochte ich hier nicht auf-
zufinden. Der Zug verschwindet sodann unter dem Karschutt, aus
dem südwestlich über den Alpenhütten isolirte Schieferpartien zu Tage
treten, und scheint sich in der Richtung gegen das Hallebach-
thörl fortzuziehen. Oestlich von diesem Einschnitt streichen die
Carditaschichten in arg gestörter Schichtstellung quer über die Kante
des Bösen Eck (westlich Cöte 2501) und verschwinden in den
Schutthalden des oberen Hallebachkars. Südlich unter dem Hallebach-
thörl fand sich am Fusswege im Schutt ein Stück gelbgrauen oolithi-
schen Kalkes mit undeutlichen Bivalvenresten, worunter eine
Ostrea sp. cf. montis caprilis Klipst.,
eine bezeichnende Art der Oarditaschichten, erkannt werden konnte.
Während der eben beschriebene Zug von Carditaschichten vom
Pirkacher Graben bis zum Hallebachthörl den Nordflügel des centralen
Aufbruches der Wettersteinkalke in den Lienzer Dolomiten regelmässig
begrenzt, treten diese Schichten entlang der südlichen Grenze jenes
Sattelkernes, entsprechend einer sich dort einstellenden Längsver-
werfung, nur mehr fragmentär auf, um weiterhin an der Bruchgrenze
zwischen dem Wettersteinkalk der erwähnten Schwärze Spitze und dem
Hauptdolomit des Rosenköpfl ganz zu verschwinden.
Schon im Nordabsturz der Weitthalspitze (westlich der Zochen-
scharte) ziehen sich die schwarzen Carditaschiefer zwischen dem
gefalteten Wettersteinkalk und dem hier bereits südfallenden Haupt-
dolomit nur mehr in abgerissenen Fetzen hin, welche von einer
hier einsetzenden tektonischenComplication Zeugnis geben. Sie streichen
über den Hauptkamm auf die Südseite hinüber gegen die Tiefe des
Wildensender Grabens und. begleiten in zerknickten Falten den Südrand
des Wettersteinkalkes längs eines Felsgrabens, der hier von der Zochen-
scharte gegen Tuffbad absinkt. Von der schuttbedeckten Sohle des
1903 Sitzung vom 28. April. G. Geyer. 175
Wildensender Grabens ab gewahrt man keine Spur mehr der dunklen
Schiefer. Dort, wo zwischen dem nordfallenden Wettersteinkalk der
Schwärze Spitze und dem südfallenden Hauptdolomit des Rosenköpfl
eine Verwerfungskluft durchschneidet, sind die Carditaschichten im
Liegenden des Rosenköpfl in der Tiefe verborgen und treten auch
jenseits im Pirkacher Graben bis Flaschberg nicht mehr an die Ober-
fläche empor.
Im Bachschutte der von der Weitthalspitze gegen die Kerschbaumer
Alpe hinabziehenden Wildgräben finden sich zahlreiche Stücke von
Carditaschichten, welche dem halbverquetschten Zuge im Nordwesten
der Zochenscharte entstammen. Es sind zunächst die rostgelben
Oolithe voller oberflächlich ausgewitterter Echinodermenreste, nament-
lich Cidaritenkeulen, sodann ein feinkörniger, rostig gebänderter,
dünnplattiger Sandstein, dessen Schichtflächen mit Glimmerschüppchen
bedeckt sind, endlich bräunlichschwarze sandigthonige Schiefer mit
Hieroglyphen und „Regentropfen* auf den unebenen, mitunter mit
groben Glimmerschuppen bedeckten Schichtflächen.
Ein zweites, jedoch beschränktes und unterbrochenes Ver-
breitungsgebiet der Carditaschichten findet sich auf der Süd-
flanke des Gebirges, wo zunächst in den Gräben am Südfusse des
Eggenkofels, im sogenannten Ochsengarten (Verhandl. d. k. k. geol.
R.-A. 1899, pag. 93), hierher gehörige dunkle Schiefer und Sandsteine
durchziehen. Dann trifft man dieselben Schichten noch im Hinter-
grunde des bei Abfaltersbach ausmündenden Wildgrabens als eine
schmale, zwischen Hauptdolomit und Wettersteinkalk eingeschaltete
Zone sandigglimmeriger, bis in den Markgraben hinüberreichender
Schiefer.
Weder im Sturzelbach noch im Griesbach oder Jochgraben
dazwischen konnte das Durchstreichen dieser hier offenbar ver-
brochenen Zone nachgewiesen werden.
7. Hauptdolomit.
Die in einer Mächtigkeit von mindestens 1000 m aufgethürmten,
das Hauptmaterial des Gebirgsaufbaues darstellenden Gesteine dieser
Stufe bestehen aus hell- oder dunkelgrauen, bald grobklüftigen, bald
sandig körnigen, fast immer bituminösen Dolomiten, welche oft dünn-
bankig geschichtet, oft nach Art der Megalodus-Kalke in dicke Bänke
gegliedert sind, seltener aber in mächtigen Staffeln auftreten, innerhalb
deren eine weitere dünnere Absonderung nicht mehr zu erkennen ist.
Dabei wechseln diese drei Arten der Gliederung zuweilen in kurzen
Intervallen ab, so dass riesig mächtige Platten mit dünnbankigen
Tafeln oder diekschichtigen Lagern alterniren.
Recht oft zeigt der Hauptdolomit eine breccienartige Struetur
und erscheint sodann zumeist von hellen Spatadern allseits durch-
kreuzt. Eine bestimmte Abart dieser brececiösen Gesteine, welche
eigentlich direct als Dolomitbreccie bezeichnet werden kann, scheint
auf die tiefsten Lagen des Niveaus beschränkt zu sein. Es ist dies
eine aus eckigen Brocken eines parallelstreifigen dolomitischen, mit
benachbarten Wettersteinkalken äusserlich übereinstimmenden Ge-
1.76 Verhandlungen, Nr. 9
steines zusammengesetzte Breccie, welche auf verwitterten Ober-
flächen häufig in einer dunkelgrauen Grundmasse eingebackene weisse
Trümmer aufweist.
Ganz ähnliche Breceien wurden auch in dem kärntnerischen
Weissenbachthal (Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1901, pag. 135) an
der Basis des Hauptdolomits beobachtet.
Von diesen basalen Bildungen zu unterscheiden sind die in
verschiedenen Niveaux der Hauptdolomitstufe auftretenden, bräunlich
anwitternden und im Querbruch fein weissgebänderten sowie die
breeciösen Gesteinsvarietäten, welche zu sandigem Zerfall hinneigen.
Hierher gehören zum Beispiel die sandigen Dolomite der Leisacher Alpe
am sogenannten Kofelwege (südlich von Thal), welche auch undeutlicher
seschichtet sind, wie der ganze Gebirgsabschnitt des Eggenkofels, der
Demler Höhe, Gedeindlspitze, Breitenstein u. s. f. Namentlich in der
Gegend der Leisacher Alpe und des Gamsgrabens auf den Abhängen
des Frauenthaleck stellen sich in den dünnbankigen, dunklen, bitu-
minösen Abänderungen des Hauptdolomits Lagen von braunschwarzen,
leichten, kohligen, brennbaren Schiefern ein, welche an die Seefelder
Asphaltschieferentwicklung in Nordtirol erinnern (Verhandl. d. k. k.
geol. R.-A. 1899, pag. 95).
An fossilen Resten ist dieses Niveau auch in dem frasticheh
Gebiete arm. Ausser Megalodonten, deren Steinkerne zum Beispiel im
Almbachgraben am Kofelweg gefunden wurden, und den Holhldrücken
von Gastropoden, die sich zum Theil als Turbo solitarius nahestehend
erkennen liessen, wurden auch undeutliche Auswitterungen von Diplo-
poren beobachtet.
Die Massen des Hauptdolomits bilden mit Ausnahme der
Schwärze Spitze (2666 m, südlich vom Lavanter Thörl) die ge-
sammte Hoch- und Gipfelregion der Lienzer Dolomiten zwischen dem
Spitzenstein bei Abfaltersbach und dem Hochstadl bei Dölsach. Sie
treten hier in mächtigen Synklinalen und Antiklinalen auf, zwischen
welchen zwei Züge jüngerer rhätischer und liasischer Gesteine einge-
faltet sind, während andererseits der schon beschriebene antiklinale
Kern aus Wettersteinkalk von Osten her in das centrale Gebiet der
Kerschbaumer Alpe vorgreift, um dort allseits unter dem Hauptdolomit
abzufallen. Diese Configuration bringt es mit sich, dass die dem Drau-
thale zugekehrte Nordfront ausschliesslich aus sehr steil 60— 70° nach
Norden einschiessenden Bänken besteht, dass in der Region des
Kreuzkofels eine fast horizontale Schichtlage vorherrscht und dass
erst auf der südlichen Abdachung, am Rosenköpfl, auf der Weitthal-
spitze und an der Eisenspitze südliche Neigungen sich einstellen.
s. Kössener Schichten.
Die wenig widerstandsfähigen, zumeist mergeligen Schichten
der rhätischen Stufe blieben fast nur in den Synklinalen der Haupt-
dolomitmassen, also in relativ geschützter Stellung, erhalten, nehmen
aber gerade im Gebiete der Lienzer Dolomiten einen beträchtlichen
Flächenraum ein.
In der Regel ist ihre Grenze gegen den unterlagernden Haupt-
%
1903 Sitzung vom 28. April. G. Geyer. Lyon
dolomit keine scharfe, indem die mergelige Serie zumeist durch
Zwischenlagerungen dunkler Mergelschiefer innerhalb der hangenden
Hauptdolomitbänke eingeleitet wird (Klammbrückel im Galizengraben,
Ploderhaus bei Abfaltersbach). Dagegen treten an einzelnen Stellen
(Altes Lavanter Alpl am Fusse der Keilspitze, Abhang des Reiners-
berges zum Griesbachgraben südlich Mittenwald) an der Basis der
Kössener Schichten grobbankige Breccien auf, deren aus Dolomit
bestehende Brocken auf eine ungleichmässige Abgrenzung gegen den
liegenden Hauptdolomit hindeuten.
An einzelnen Stellen wurden auch lichtgraue dichte Platten-
kalke (südlich von Thal, am Westhange des Mordbichels) beobachtet,
welche entweder noch die Basis des Rhät darstellen oder eine kalkige
Entwicklung der Jüngsten Hauptdolomitbänke repräsentiren.
Das vorherrschende Gestein der rhätischen Schichten unseres
Gebietes wird durch graue, gelb anwitternde oder durch schwärzliche,
dünnbankige, mergelige Kalke gebildet, in denen fast überall Bivalven-
scherben auftreten, häufig in solcher Massenhaftigkeit, dass man diese
Kalke direct als Lumachellen bezeichnen kann. Seltener treten graue
Brachiopodenkalke auf, worin Terebratula gregaria Suess als einzige
Art, aber in zahllosen Individuen vertreten ist. Die Terebrateln wittern
in der Regel massenhaft aus dem mergeligen Gesteine heraus und
liegen neben kleinen Korallenkelchen frei im thonigen Erdboden.
Solche Stellen finden sich auf dem Wege vom Tristacher See zu den
Amlacher Wiesen, am Mordbichl bei Thal, im unteren 'T’heile des
Gamsbachgrabens, am Riebenkofel bei Liesing im Lessachthal u. s. w.
Zusammen mit den Brachiopodenbänken erscheinen graue Korallen-
kalke, erfüllt von den Stöcken der Gattungen Calamophyllia Blainv.
oder Thecosmilia E. H., besonders mächtig auf den Amlacher Wiesen
oberhalb des Tristacher Sees.
Bei der unteren Wallfahrtskirche in Lavant bei Dölsach treten
auch graue Crinoidenkalke im Wechsel mit kohlige Pflanzenreste
umschliessenden Mergeln innerhalb der Rhätserie auf.
Eine sehr häufige Gesteinsart bilden endlich graue, dünnplattige,
slimmerreiche Sandkalke, die äusserlich wie Sandstein aussehen,
ihren vorherrschenden Kalkgehalt aber in Berührung mit Salzsäure
verrathen. (Lavant, Galizenklamm, Lienzer Klause.)
Alle diese Varietäten wechsellagern in dünneren
Lagen oder in mehrere Meter mächtigen Stufen mit
schwarzen blättrig oder griffelig zerfallenden Thon-
mergeln oder schwarzen Schiefern, deren Schichtflächen
mitunter Hieroglyphen aufweisen. Selten, wie im Griesbachgraben und
am rechten Drauufer bei Thal, zeigen sich diese schiefrigen Thon-
mergeln braun oder grünlich gefärbt und abwechselnd gestreift.
Wenn auch fast überall, wo diese rhätischen Schichten anstehend
getroffen wurden, Fossilspuren zu beobachten waren, so zählen doch
besser erhaltene Exemplare der im Ganzen ärmlichen Fauna zu den
Seltenheiten.
In unserem Gebiete konnten nachstehende Formen nachge-
wiesen werden:
178 Verhandlungen. Ne
Ostrea Haidingeriana Em.
Plicatula intusstriata Em.
Avicula contorta Portl.
b sp. ex. af. A. exilis Stopp.
Cardita austriaea v. Hau.
k (Cardium?) sp. !)
Schafhäutelia (Corbis) sp. !)
Myophoria Credneri Em. ?)
Mytilus glabratus Dkr.
Modiola rhaetica Leps.
Uyrenea rhaetica Leps.
Anomia sp.
Pecten ef. acuteauritus Schafh.
Lima sp.
Terebratula gregaria Swess. Sehr häufig.
Spirifer Münsteri ?)
Ithynchonellina Geyeri Bittn.?)
Dazu kommt noch ein zwar unscheinbarer, aber wegen seines
Vorkommens in den Rhätschichten der klassischen Localität Kössen
hier ebenfalls auffälliger pflanzlicher Fossilrest, nämlich
Bactryllium bicarinatum Em. %)
welcher mitunter in grösserer Zahl die mergeligen Schichtflächen
bedeckt.
Man kann im Grossen und Ganzen zwei Verbreitungszonen
der Kössener Schichten im Gebiete der Lienzer Dolomiten unter-
scheiden, wovon die eine durchwegs auf der Nordseite des Gebirges
verläuft, während die andere wohl vorwiegend die südliche oder
Gailthaler Seite einnimmt, dann jedoch in der Gegend des Luggauer
Kofels in einzelnen zum Theil durch die Denudation bereits isolirten
Faltenresten die Wasserscheide überschreitet, um sich im Westflügel
der Gruppe ebenfalls auf der Drauthalseite bei Abfaltersbach hinzu-
ziehen.
Der nördliche Faltenzug streicht als einseitig nordwärts geneigte
Synklinale aus der Gegend von Lavant bei Dölsach über den Weissen-
steinsattel in den Galizengraben hinüber und bildet fortan den steilen,
von der Drau bespülten Nordfuss des Gebirges bis gegen Mittewald.
An einer einzigen Stelle, am Mordbichl unterhalb Thal, tritt derselbe
auch auf das nördliche Drauufer hinüber. Als gewissermassen zu diesem
nördlichen Vorkommen gehörig sind noch die isolirten Vorkommen
am Rudnik bei der Pirkacher Alpe (Hochstadl) und nächst dem
Lavanter Alpl (nördlich unter der Keilspitze) zu erwähnen.
1
} Nach Dr. A. Bittner’s Bestimmung.
) Nach Emmrich. Jahrbuch d. k. k. geol. R.-A. 1855, pag. 448.
') In prachtvollen grossen Exemplaren auf der Pirkacher Alpe bei Ober-
D)
drauburg.
L)
) Jahrbuch d. k. k. geol. R.-A. VI, 1855, pag. 449.
mm I u u
1903 Sitzung vom 28. April. G. Geyer. 179
Dieser nördliche Hauptzug wird fast auf seiner ganzen Er-
streckung von miteingefalteten Liasfleckenmergeln und Kalken be-
gleitet.
Der südliche Hauptzug bildet die Fortsetzung der auf der
Mussenalpe, am Schatzbühel und am Kolben bei Oberdrauburg mächtig
entwickelten Rhätschichten (vergl. Jahrb. d. k.k. geol. R.-A. 47. Bd.,
1897, pag. 298—313) gegen Westen. Derselbe erreicht durch
Faltung am Riebenkofel bei Liesing eine auffallende Mächtigkeit,
verschmälert sich aber sehr rasch und setzt sich dann vielfach unter-
brochen in Form eingeklemmter Reste von Synklinalen über das
Oberalpl (nordwestlich vom Tuffbad), den hinteren Bierbachgraben
und Sandeckgraben gegen die Passhöhe der Leisacher Alpe fort, wo
wieder eine Unterbrechung stattfindet.
Etwas südlich unter der Passhöhe kommt dort vom Sandeck
(2531 m) ein kleiner Graben herab, dessen Schutt einzelne Trümmer
einer etwas höher oben anstehenden Schicht dunkler mergeliger
Kalke herabbringt. Hier wurden ausser einer schlecht erhaltenen
Stockkoralle in den gelblich anwitternden, oft in Form der charak-
teristischen Lumachelle entwickelten Mergelkalken gefunden
Schafhäutelia (Corbis) sp.
Cardita (Cardium?) sp.)
ausserdem in einem kleinen, aber sicher deutbaren Exemplare
Plicatula intusstriata Em.
Dieselbe Art führt auch Emmrich (Jahrb. d. k. k. geol. R.-A.
VI. Bd., 1855, pag. 446) von dieser als „Weissgraben“ bezeichneten
Localität an, glaubt jedoch dem gleichzeitigen Funde von keulen-
förmigen Cidaritenstacheln, ähnlich Cidaris dorsata (St. Cassian)
aus einem oolithischen Gesteine, sowie dem Umstande, dass der un-
mittelbar im Liegenden folgende Dolomit petrographisch wesentlich
abweiche, eine grössere Bedeutung beilegen zu sollen, so dass er die
den „Gervillienschichten* (durch Ostrea intusstriata, Lithodendron
und Astreen) allerdings ähnlichen Schichten als St. Cassian, den
Liegenddolomit jedoch als „unteren“ Dolomit ausscheidet.
Das Fehlen aller für Carditaschiehten, denn nur um diese
könnte es sıch hier handeln, bezeichnenden Gesteine war für mich
bei der Detailaufnahme massgebend, diese Mergelkalke als Rhät und
somit die darunter folgenden, übrigens nach meinen Beobachtungen
kaum zu unterscheidenden Dolomite wieder als Hauptdolomit zu
kartiren.
Auf dem Frauenthaleck sitzen abermals zwei Rhätfalten auf, aber
nur die südliche setzt sich am Südhange des Kaserkopfes gegen das
Jagdhaus im Gamsbachgraben fort, überquert den Thalbach, zieht in
senkrecht aufgerichteten Mergelschichten über die Scharte zwischen
Gedeindlspitze und Feuer am Bichl (Feierabendbichl?) in den nächst-
folgenden Graben des Sturzelbaches hinüber, wo eine namhafte Ver-
breiterung eintritt, setzt über die Scharte im Norden des Breitenstein
!) Nach der Bestimmung des Herrn Dr. A. Bittner.
K. k. geol. Reichsanstalt. 1903. Nr. 9. Verhandlungen. Ö 237
180 Verhandlungen. Nr. 9
in den Griesbachgraben hinüber, wo braune und grünlichgraue Rhät-
mergeln am letzten Thalboden oberhalb der wilden, unzugänglichen
Klamm anstehen, überschreitet den Kamm des Reinerberges und
endet noch vor dem tief eingerissenen Jochgraben. Etwas nach Süden
verschoben setzt hier jedoch eine Parallelfalte an, welche in der
Fortsetzung, mächtig an Breite zunehmend, über die Gräben von Ab-
faltersbach bis an die Drau reicht, an deren Ufer, nahe unter dem
Bahnhofe von Abfaltersbach, diese Ablagerung mit steil aufgerichteten
Dolomitbänken und Schieferlagen ihr westliches Ende findet.
9. Lias.
Innerhalb der die Kössener Schichten überlagernden, ihren
Fossilresten nach ganz dem Lias angehörigen Serie kalkiger oder
mergeliger Gesteine lassen sich hier überall zwei auch paläontolo-
sisch begründete Stufen unterscheiden.
Die untere Abtheilung besteht aus dünnbankigen, röthlich-
srauen oder grünlichgrauen, dichten, muschelig brechenden, hie und
da Hornstein führenden, meist von dunklen Flaserhäuten durchwobenen
Kalken, welche zuweilen auch mit dünnschichtigen braunen Horn-
steinkalken in Verbindung treten, immer jedoch mit grauen Flecken-
mergeln vergesellschaftet sind.
In dieser Serie wurden im Walde ober dem Klausangerl in der
Lienzer Klause unterliasische Ammonitenreste gefunden.
Die obere Abtheilung dagegen, welche bei Lavant sowie west-
lich vom Galizenschmied im Eggengraben (Rother Graben) von der
unteren durch eine geringmächtige Lage einer bunten, roth und
blaugrau gefleckten Breecie getrennt wird, entspricht vollkommen den
typischen Adnether Kalken: Ziegelrothe thonige Flaserkalke mit
zum Theil abgerollten, fast stets nur einseitig erhaltenen Ammoniten
des mittleren Lias. In dem alten Steinbruche ober dem Fahrwege ins
Galizenthal (westlich vom Galizenschmied) treten auch noch braunrothe,
in lange Spiesse zerfallende Mergel hinzu.
Höhere Horizonte konnten bisher paläontologisch nicht nach-
gewiesen werden, doch ist es wohl möglich, dass in den Faltenzügen
stellenweise auch noch mittel- oder oberjurassische Kalke vertreten sind.
Die erwähnten typischen rothen Adnether Kalke werden in La-
vant, auf dem Weissenstein, inder Galizenklamm und auch noch weiter-
hin gegen Thal von grobbankigen oder massigen lichten Kalken be-
gleitet, in welchen grellroth geflammte oder gestriemte Partien einen
Uebergang in homogen roth gefärbte, reine, dichte Kalksteine zu
vermitteln scheinen. Nachstehend die in beiaen Stufen aufgefundenen
Fossilreste:
a) Unterer Lias.
Südwestlich der Lienzer Klause breitet sich am rechten Drau-
ufer, unterhalb dem sogenannten Luggauer Brückele, eine kleine Dilu-
vialterrasse aus, auf welcher das auch in der Specialkarte (südlich
„r“ des Wortes „Lienzer“) verzeichnete Gehöft Klausangerl liegt.
Hinter dem letzteren erhebt sich der bewaldete, von einzelnen Fels-
1903 Sitzung vom 28. April. G. Geyer. 181
partien unterbrochene Steilhang, an dessen Fuss eine schmale Schutt-
zone aufgehäuft ist. Das Schuttmaterial besteht zumeist aus muschelig
scharfrandig oder splittrig bis schiefrig brechenden bräunlichgrauen
mergeligen Kalken, welche sehr oft die für die Fleckenmergelfacies
bezeichnenden dunklen Flecken und Striemen aufweisen. Theils heraus-
gewittert, theils in Gestalt von Abdrücken finden sich hier spärliche
Ammonitenreste, deren Erhaltungszustand auch in anderer Hinsicht, so
zum Beispiel hinsichtlich der Lobenlinien, viel zu wünschen übrig lässt.
Immerhin reicht der Complex der hier vertretenen Formen dazu
aus, um das Niveau zu fixiren, wenn auch die meisten Arten nicht
mit vollständiger Sicherheit zu identificiren sind. Ohne Zweifel hat
man es mit den in den bayrischen Voralpen weit verbreiteten lia-
sischen Fleckenmergeln, und zwar speciell aus der oberen
Region des unteren Lias, zu thun, wie solche seinerzeit von
Schafhäutl, Emmrich, Gümbel u. s. w. bekannt gemacht und
hinsichtlich der Fauna zuletzt durch E. Böse) eingehender beschrieben
worden sind.
Unter den von mir aufgesammelten, zumeist allerdings nur bruch-
stückweise erhaltenen Resten konnten nachstehende Formen erkannt
werden:
Arietites bavaricus Böse. Von dieser zur Gruppe des A. Conybeari Sow.
sehörigen Form liegt eine Scheibe von 8 cm Durchmesser vor.
Dieselbe stimmt mit der von Böse (l. e. Taf. LVI. Fig. 1) abge-
bildeten Form ziemlich gut überein.
Arietites Charpentieri Schafh. Abdruck einer T cm im Durchmesser
haltenden Scheibe und einige andere Exemplare der hochmündigen,
an A. Nodotianus d’Orb. erinnernden, jedoch spärlicher berippten
Form.
Die Rippen sind leicht gebogen, nach vorn concav, in der
Flankenmitte am stärksten ausgeprägt und sowohl gegen den Nabel
als auch gegen die Externseite verschwindend. Kleinere Scheiben
scheinen mit A. Schlumbergeri Reyn. (Reyne’s Monogr. d. Ammo-
nites, Atlas, Pl. XLI, Fig. 20—21) übereinzustimmen.
Arietites cf. Rothpletzi Böse. Bruchstück einer hochmündigen, namentlich
auf den inneren Windungen eng und zart berippten Form.
Arietites raricostatus Ziet. Die engrippige, von E. Böse als Var. Quen-
stedti Schafh. bezeichnete Varietät liegt in mehreren Exemplaren
vor. Einige grössere Windungsbruchstücke zeigen von einander weit
abstehende Rippen. k
Arietites sp. Gruppe des A. geometricus Opp. Nach Dumortier (Etudes
pal. Bassin du Rhöne, II, pag. 32) reicht A. geometricus Opp. in
die Zone des A. oxynotus (uenst. empor.
Aegoceras sp. Spärlich und derb berippte Scheibe von circa 6 cm
Durchmesser. In der äusseren Form dem mittelliasischen Aeg.
acuticostatum Wright. (Whright, Monograph. of the Lias Am-
t) E. Böse, Ueber liasische und mitteljurassische Fleckenmergel in den
bayrischen Alpen. Zeitschrift der Deutsch. Geolog. Gesellsch. XLVI. Bd., Jahre.
1896, Berlin 1895,
DE
182
Am
Rh«
Phi
Kal
im
der
Verhandlungen. Nr.
monites, Palaeontograph. Society London 1878—1886, Taf. XXXV,
Fig. 1—3) nahestehend.
Verwandte Formen treten bereits in der Zone des Am. oxynotus
(u. auf, wie z. B. Aegoe. sagittarium Tate a. Blake. (Yorkshire
Lias, Taf. VII, Fig. 2). Die Form stimmt genau mit der von Schaf-
häutl (Lethaea geognostica, Taf. LXXVII, Fig. 3) als A. brevispina
abgebildeten Art überein.
Uebrigens führt schon F. v. Hauer (Denkschrift. d. kais. Akad. d.
Wissensch. Wien, XI. Bd., 1856, pag. 53, 81) A. brevispina Sow.
aus den Fleckenmergeln des Lienzer Gebirges an. A. brevispina
Sow. aus der Unterregion des mittleren Lias scheint aber nach
der Abbildung von Wright (Lias Ammonites, Taf. L, Fig. 13--14)
viel weiter genabelt und langsamer eingerollt zu sein als die
v. Hauer’schen Formen, welche von dem Verfasser (Lias-Cepha-
lopoden des Hierlatz, Abhandl. d. k. k. geolog. R.-A. Bd. XII,
pag. 266) theilweise zu Aegoc. bispinatum Gey. gezogen worden
sind. Das vorliegende Windungsbruchstück zeigt übrigens nicht
die deutliche Doppelreihe von Stacheln und schliesst sich in dieser
Hinsicht enger an die obenerwähnte Schafhäutl’sche Form aus
dem Fleckenmergel des Gstadtergrabens an.
altheus Guibalianus d’Orb, Die ziemlich geraden flachen Rippen
laufen vom Nabel gerade fort bis nahe an die zugeschärfte Extern-
seite, wo sie scharf nach vorn umbiegen. Zwischen je zwei
Rippen setzt auf halber Flankenhöhe eine Schaltrippe ein. Das
vorliegende Stück stimmt auch mit der Abbildung bei Wright
(l. e. Taf. XLVI) ziemlich gut überein. Es ist ähnlich der von
Reynes (Atlas) Taf. XLVI. Fig. 8 abgebildeten Form von A.
oxynotus Qu. aus der Zone des A. raricostatus, ähnlich auch der von
Quenstedt (Ammoniten d. Schwäb. Jura I.) Taf. 22, Fig. 32 dar-
gestellten Form aus dem Lias von Kirchheim.
scophyllites sp. ind. af. Stella Sow. Eiu in den Windungsverhält-
nissen mit der häufigen Art der Hierlatzschichten ziemlich gut
übereinstimmendes Bruchstück.
jlloceras cf. Zetes d’Orb. sp. Auch diese schlanke, hochmündige
Scheibe steht einer in den Hierlatzschichten auftretenden Art
sehr nahe.
Diese Formen weisen vorwiegend auf die Zone des Anrietites ra-
ricostatum Ziet. hin, wenngleich manche derselben auch der nächst-
älteren Zone des Amaltheus oxynotus Qu. sp. angehören.
b) Mittlerer Lias.
Ueber den vorbeschriebenen unterliasischen Fleckenmergeln und
ken lagern an verschiedenen Stellen, besonders deutlich jedoch
sogenannten Rothen Graben (Eggenbach südlich vom Burgfrieden
Lienzer Klause), rothe, thonig flaserige Kalke und rothe Mergel,
welche in ihrer Facies vollkommen dem Typus des Adnether Kalkes
entsprechen. Dieselben führen ausser Belemniten zumeist nur schlecht
erhaltene Ammoniten des mittleren Lias. Aus einigen Blöcken
kon
nten hier aufgesammelt werden:
1903 Sitzung vom 28. April. G. Geyer. 183
Harpoceras sp. Aus der Gruppe der //. Normannianum d’Orb. sp. !)
Nahestehend dem H. (Grammoceras) Isseli Fueini (Ammoniti del
Lias medio del Appennino centrale. Paleontografica Italica, Pisa,
Vol. VI. 1901, pag. [63], Taf. IX, Fig. 6-8) aus dem Mittellias
der ÜÖentralapenninen.
Harpoceras sp. Aus der Gruppe des I. Kurrianum Opp. Nahestehend
Grammoceras celebratum F'uc., welches nach Fueini mit der vom
Verfasser als 4. Kurrianum Opp. beschriebenen Art vom Schaf-
berg identisch ist.
Aegoceras sp. Aus der Gruppe des JAegoceras capricornum Schloth sp.
Phylloceras sp. ind.
Wenngleich die namhaft gemachten Formen specifisch nicht
genau bestimmt werden konnten, genügen dieselben dennoch, um
das Auftreten von mittlerem Lias zu erweisen.
Die grosse Aehnlichkeit dieser Bildungen mit den Flecken-
mergeln und Adnether Kalken der Nordalpen wurde schon durch
Emmrich hervorgehoben. In der That bildet es eine bemerkens-
werthe Erscheinung, dass hier die nordalpine Facies aus
der Trias bis in den. unteren Theil, der Juraformation
emporreicht, während wenige Meilen weiter im Süden sowohl
innerhalb der triadischen als auch in den liasischen Schichten (graue
Kalke) eine ganz verschiedene Entwicklung zu erkennen ist. Dieselben
Ursachen, das heisst wohl dieselben Communicationen, welche jenen
Verhältnissen zugrunde lagen, müssen somit noch über die Schwelle
der Jurazeit hinaus bestanden haben.
Die Verbreitung des Lias in den Lienzer Dolomiten folgt
so ziemlich derjenigen der Kössener Schichten. Zumeist repräsentiren
die liasischen Gesteine einzelne Muldenkerne, welche innerhalb der
Rhätsynklinalen eingefaltet sind. Complieirte Störungen bringen es
mit sich, dass diese Kerne in einzelne, gegeneinander im Streichen
nicht selten verschobene Linsen zerrissen sind, welche als ein oft
unterbrochener Zug bald in der Mitte der Rhätzonen schwimmen,
bald an den Rand der letzteren hinausgeschoben sind, wenn die
Falte, durch einen Längsbruch verquetscht, einen einseitigen Bau
aufweist (siehe Fig. 1—5). Manchmal treten auch zwei Züge neben-
einander auf. Dies trifft schon am östlichen Ende der drauthalseitigen
Liaszone zu, indem bei Lavant ein Liaskalkzug über die Vorstufen
der Lasertzgruppe gegen die auf der Specialkarte als Rennerthal be-
zeichnete waldreiche Gegend südlich vom Kreithof streicht, während
ein zweiter die Kuppe des Kinnbüchl (1089 m) auf der Südseite be-
grenzt, um dann in der Gegend der Buchwiesen als eine vielfach
zerbrochene und denudirte Decke des dortigen Rhät zu endigen.
Der südliche Zug tritt nach einer Unterbrechung auf dem
Weissenstein neuerdings hervor, setzt sich, etwas gegen Norden ver-
worfen, am Rücken des Masswaldes fort, verquert in einer schön auf-
2) F. v. Hauer (Cephalop. d. Lias u. s. f. Denkschriften d. kais. Akad. XI. Bd.,
pag. 11 und 34) gibt nach Stur vom kiegenkofel und von der Lienzer Klause 4.
radians Rein., eine oberliasische Form, deren Umgrenzung bei verschiedenen
Autoren bekanntlich überaus schwankend ist.
184 Verhandlungen. Nr. 9
geschlossenen Synklinale die Galizenschlucht (Fig. 3) und zieht
sodann in das Drauthal hinüber, wo er den Fluss aufwärts bis Thal
mit seinen zum Theil lebhaft roth gefärbten Wänden begleitet. Nur
an einer einzigen Stelle östlich von Thal wurde der rothe Adnether
Kalk auch am nördlichen Drauufer beobachtet. Es ist dies in einem
Hohlwege östlich unter dem Mordbichl (956 »), westlich über dem
Filgisbach. Der Liaskalk liegt hier hart am Draubruch, der ihn vom
Glimmerschiefer trennt. Ein zweiter, dem Kinnbüchl entsprechender
Parallelzug streicht südlich unter der Kante des Rauchkofels an das
obere Ende der Galizenklamm hin, wo er in einer Störungslinie hart
an den Hauptdolomit stösst, in welchem sich die wildschäumenden
Wässer einen engen Ausgangscanal ausgewaschen haben.
Der südliche oder Gailthaler Zug der Kössener Schichten zeigt
nur an einer einzigen Stelle eine liasische Auflagerung. Es sind dies
die ziegelrothen Adnether Kalke und braunen Hornsteinkalke, welche
am Südwestabhang des Riebenkofels gegen die Lackenalpe bei Liesing
längs des Gailbruches unvermittelt an Grödener Sandstein abstossen
(Fig. 2). Nach Angabe von F. v. Hauer (Denkschr. d. kais. Akad.
d. Wissensch. XI, Wien 1856, pag. 34) wurde am Riebenkofel von
D. Stur ein sicher bestimmbares Exemplar von A. radians kein.
gesammelt.
10. Glaciale und recente Schottermassen.
Das Auftreten von Grundmoräne und glacialen geschichteten
Schottermassen, von hochliegenden erratischen Blockvorkommnissen
und Rundhöckerbildungen in einem solchen an sich schon durch be-
deutende Erhebungen ausgezeichneten, ausserdem in der Nachbarschaft
eines heute noch mächtig vergletscherten Gebietes gelegenen Distriete
darf wohl als eine naheliegende Erscheinung betrachtet werden.
Thatsächlich finden wir auf den einzelnen Terrassen der Lienzer
Dolomiten und der tektonisch dazugehörigen Triaspartien bei Ober-
drauburg am linken Drauufer mächtige Schottermassen ausgebreitet,
welche nach ihrer Zusammensetzung und der Form ihrer Geschiebe
vielfach als Grundmoränendepots zu erkennen sind oder andererseits
durch deutliche Schichtung mit eingelagerten Sandbänken ihre fluviatile
Entstehung verrathen. Auch hier stellen sich aber einer genauen karto-
sraphischen Abscheidung der erwähnten beiden Ausbildungsformen
namhafte Schwierigkeiten entgegen, welche theils auf der späteren
Verwaschung dieser leicht beweglichen Gebilde beruhen, theils schon
ursprünglich begründet erscheinen, indem diese Reste, aus ver-
schiedenen Phasen des Glacialphänomens herstammend. schon
ursprünglich in verschiedenen Höhen abgelagert worden sind. Die zu
höchst liegenden erratischen Geschiebe, aus Glimmerschiefer- und
Hornblendeschiefergeröllen bestehend, wurden von mir am Kosterberg
oberhalb Mittewald in einer Seehöhe von ungefähr 1900 m angetroffen,
was mit der Ansicht von E. Prohaska (Mittheil. d. Deutsch. u.
Oesterr. Alpenvereines 1895, pag. 260) gut übereinstimmt, wenn
derselbe annimmt, dass das Inlandeis im Lienzer Becken die absolute
Höhe von 2000 m nicht mehr erreicht haben dürfte.
1903 Sitzung vom 28. April. G. Geyer. 185
Bei Abfaltersbach zieht sich am rechten Drauthalgehänge in
1200—1300 m eine mit mächtigen Glacialschottern bedeckte Terrasse
bis gegen den Jochbach hin, von wo ab durch die Steilheit des Hanges
jede” Stufenbildung verwischt wurde. Umso vollständiger zieht sich
die correspondire ende Terrassenreihe am linken Drauthalgebirge hin,
wo auf sonniger Höhe zahlreiche Dörfer (Asch, Anras, Wiesen, Ried,
Assling, Panzendorf, Bamberg) gelagert sind.
Es hat den Anschein, als ob die bezeichnete Terrasse am
sonnseitigen Abhange einen Bestandtheil des alten Eisackthales ge-
bildet und die heutige Draufurche sich später darin von Osten her
rückwärts eingeschnitten hätte.
Höher gelegene Grlacialschottermassen mit ortsfremden Ge-
steinen stellen sich auf der rechten Drauseite erst auf den Stufen
südwestlich der Galizenschlucht ein, sie finden sich in der Umgebung
des Tristacher Sees (ca. 900 m), wo auch deutliche Rundhöcker er-
halten blieben, sowie auf den Buchwiesen und der grossen Hochwiese
des Kreithofes. Drauabwärts beobaclıtet man solche Schotterterrassen
weiterhin am linken Ufer auf den Stufen der Triasscholle von Ober-
drauburg in Schrottenberg und Sitnitz.
Eine wesentlich verschiedene Verbreitung weisen die localen, aus
Localgeschieben bestehenden Glacialreste auf, welche offenbar einer
späten Rückzugsperiode angehören. Dazu zählen die mannigfachen
in den Hochkaren der Lienzer Dolomiten auftretenden Grundmoränen.
Solche finden sich in prächtiger wallartiger Erhaltung am Fusse des
Kreuzkofels im Kar der Kerschbaumer Alpe. Auch die durch zwei
kleine Seen geschmückte Rundhöckerlandschaft des Lasertzkares am
Fusse der Sandspitze wird nach unten durch eine typische, bis zur
Insteinhütte hinabreichende Grundmoräne begrenzt, ja die Spuren
dieses Localgletschers lassen sich noch bis zum Klammbrückele abwärts
verfolgen, wo der Holzfahrweg eine lediglich aus Dolomitfragmenten
bestehende Moräne anschneidet.
Zu den jüngeren Bildungen müssen wir die postglacialen Schotter
rechnen, welche sich im Drauknie bei Amlach und Tristach im Lienzer
Becken ausbreiten; ihre niederen Terrassen scheinen einen alten Drau-
lauf zwischen Ulrichsbichl und der Lienzer Schwimmschule anzudeuten.
Dass in einem zumeist aus Hauptdolomit bestehenden Hoch-
gebirge recente Gehängschuttmassen eine allgemein verbreitete Er-
scheinung darbieten, kann uns nicht Wunder nehmen; so sehen wir
alle Hochkare zwischen den Gipfeln der Gruppe durch wüste Schutt-
halden ausgekleidet, während sich am unteren Ende der tief einge-
rissenen Seitenschluchten kegelförmig aufgehäufte Schuttmassen gegen
das Hauptthal vorbauen.
Endlich ist noch ein mächtiger Bergsturz zu erwähnen, der sich
westlich der Wilden Badstube von den schroffen Felshängen der
Gamsalplspitze losgelöst und in der Lienzer Klause bis hoch über
das linke Drauufer aufgeschüttet hat.
186 Verhandlungen. Nr. 9
Il. Tektonische -Verhältnisse.
Wie das gesammte zwischen dem Gailthal und der Drau liegende
Gebiet der Gailthaler Alpen stellt auch die Kreuzkofelgruppe sowie
endlich der hier als Lienzer Dolomiten beschriebene, gegen den Drau-
bug vorgeschobene Hochgebirgstheil der letzteren ein typisches Falten-
gebirge dar, dessen meist eng zusammengeschobene Mulden und Sättel
durch Längsverwürfe in lange Streifen zerlegt werden. Um diese Ver-
hältnisse übersichtlicher darstellen zu können. sollen hier die einzelnen
tektonischen Hauptelemente dieses Terrains der Reihe nach
besprochen werden.
Vorausgeschickt sei zur Orientirung, dass in dem Aufbau der
Lienzer Dolomiten vor Allem eine centrale Antiklinale unter-
schieden werden kann, an die sich sowohl im Norden als auch im
Süden je eine Synklinale anschliessen, welche letzteren nach
aussen durch grosse Hauptstörungen, den Draubruch im Norden und
den Gailbruch im Süden, abgeschnitten und begrenzt werden.
Zwischen diesen beiden Brüchen ist das ganze gefaltete Gebirge
eingesunken, was wohl in dem Sinne zu deuten ist, dass uns bis heute
eben jener Theil dieser mesozoischen Schichtplatte erhalten blieb, der
im Verlaufe der alpinen Faltung durch grabenförmiges Einsinken
zwischen zwei Störungen vor der Abtragung besser geschützt war, während
dessen immer höher herausragende westliche Fortsetzung bis auf die
wurzelförmigen Triasreste von Winnbach und Bruneck (siehe unten)
durch die Denudation fast vollständig vernichtet worden ist.
Ausser den erwähnten Hauptelementen ist endlich noch die durch
den Draubruch abgeschnittene kleine Triasscholle von Tristach bei
Lienz als ein Nebenbestandtheil dieses Hochgebirges namhaft zu machen.
Innere Antiklinale.
Am klarsten kommt der antiklinale Aufbruch von Wetter-
steinkalk, der das Gebirge vom Hallebachthörl an bis zum Ausgang
des Pirkacher Grabens bei Oberdrauburg durchzieht, an der Zochen-
scharte (siehe Fig. 1) zum Ausdruck, woselbst beide Flügel der
hangenden Oarditaschichten entwickelt sind.
Der regelmässig eingeschaltete, bei der Kerschbaumer Alpe
(pag. 174) ausstreichende Nordflügel ist minder steil geneigt, als der
in den Wänden der Weitthalspitze und sodann auf dem Südabhange
hinabziehende, durch Querstörungen vielfach zerrissene Südschenkel,
welcher zuletzt steil gegen den Wildsender Graben einschiesst. Die
Antiklinale ist somit einseitig, und zwar nach Süden, gefaltet.
Noch deutlicher vielleicht ist dieser kuppelförmige Sattel in der
srossen Wölbung des hangenden Hauptdolomits ausgeprägt, welcher
am Eisenspitz nach Süden fällt, in der Mitte am Kreuzkofel horizontal
lagert und auf dem Grate des Spitzkofels steil nach Norden einschiesst,
so dass die weite Kerschbaumer Alpe als ein bis auf den Wetter-
steinkalkkern erodirtes Kar angesehen werden muss.
Die letzten Spuren der Carditaschichten im Westen finden sich
nahe dem Hallebachthörl am Grate des Bösen Eck eingekeilt.
187
Sitzung vom 28. April. G. Geyer.
1903
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28
K. k. geol. Reichsanstalt. 1903. Nr, 9. Verhandlungen.
188 Verhandlungen. Nr48
Verfolgt man unsere Antiklinale von hier gegen Osten, so zeigt
sich der Südschenkel derselben vom Wildsender Graben östlich durch
eine Längsstörung unterdrückt, so dass schon in der Scharte zwischen
Rosenköpfl und Schwärze an den Wettersteinkalk unmittelbar der
Hauptdolomit abstösst (Fig. 2), während noch weiter im Pirkacher
Graben der Wettersteinkalk sogar nach Süden auf Kössener Schichten
überschoben liegt. (Vergl. Profil Fig. 1 auf pag. 302 im Jahrbuch d.
k. k. geol. R.-A. 47. Bd., Wien 1897.)
Der Nordschenkel unserer Antiklinale streicht (pag. 173) dagegen
fast regelmässig gegen den Ausgang des Pirkacher Grabens östlich
weiter. Nur unter dem Hochstadl und am Südabhang des Rosengarten
setzen einige durch Unterbrechungen und Horizontalverschiebungen
der Oarditaschichten angedeutete Querstörungen ein.
Nördliche Synklinale.
Zwischen dem Hauptstock des Gebirges und der gegen Lienz
vorgeschobenen Masse des Rauchkofels ist eine aus weichen rhätischen
und liasischen Gesteinen bestehende, einseitig nach Norden ein-
fallende Mulde eingesenkt, die sich aus der Gegend von Lavant bei
Dölsach über den Weissensteinsattel in das schluchtartige obere Drau-
thal erstreckt, um dort in der Gegend von Mittewald zu endigen.
Die wenig widerstandsfähige Beschaffenheit des diese Synklinale zu-
sammensetzenden Schichtmaterials bedingt einen augenfälligen Contrast
jenes durchaus mit Wald und Matten bekleideten Terrains gegenüber
den in schroffen steilaufgerichteten Tafeln emporstarrenden Dolomit-
zinnen. Eine besondere Bauart zeichnet diese nördliche Muldenregion
aus. Es zeigt sich nämlich, dass deren Südflügel ganz regelmässig
auf den sehr steil nach Norden einfallenden Hauptdolomitmassen auf-
ruht, während der überkippte Nordflügel zum grossen Theil von dem
nördlichen Hauptdolomitschenkel, d.h. dem Rauchkofel, üiberschoben
wurde. Dieses Verhältnis, das besonders durch den Verlauf der das
Rhät begleitenden Liaskalkzüge hervorgehoben wird, kommt in allen
hier dargestellten Profilen klar zum Ausdrucke.
So selıen wir keineswegs, wie unter normalen Verhältnissen zu
erwarten wäre, einen regelmässigen Liaskern die Mitte der ein-
seitigen Rhätmulde durchziehen, sondern zunächst eine mittlere Zone
vielfach auseinander gerissener Liaskalklinsen, welche nordwärts an
Verwürfen abstossen und somit gewissermassen die Trümmer von
halben Synklinalkernen darstellen.
Eine zweite Zone von Liaskalken hält sich an die Grenze
zwischen Rhät und dem nördlichen Hauptdolomitstreifen (Rauchkofel),
somit in einer Position, welche durchaus nicht einer normalen
Zwischenlagerung entspricht, vielmehr wieder die Annahme einer
nordwärts geneigten Ueberschiebungsfläche bedingt, entlang welcher
(Fig. 5) der Hauptdolomit des Rauchkofels über einer fragmentären
nördlichen Liasfalte aufgeschoben wurde. Diese Störung ist es, längs
deren nahe westlich am sogenannten Fahrwege die auf pag. 167 be-
schriebene Aufpressung des krystallinischen Untergrundes erfolgte.
Ihre Nähe an der Drauspalte lässt dieselbe bereits als einen
1903 Sitzung vom 28. April. G. Geyer. 189
Parallelverwurf der ersteren erscheinen. Beide Zonen von Lias-
kernen lassen sich von Lavant bis Thal im oberen Drauthale verfolgen.
Die südliche Zone verquert den oberen Theil der Galizenklamm,
wo sie in einer mehrfach geknickten Synklinale aufgeschlossen ist
(Fig. 3) und zieht dann über den „Rothen Graben“ (Eggenbach),
woselbst nur mehr der Südflügel des Liaskernes erhalten blieb, entlang
dem Drauthale weiter.
Die nördliche Zone findet sich am Kinnbüchl südlich von Jung-
brunn, am Südabsturze des Rauchkofels (Gok) gegen die Klamm (Fig. 5)
und schliesslich in einem kleinen Denudationsrest am Mordbichl bei
Thal erhalten.
Nach Passirung des untersten Theiles der Galizenklamm ver-
quert man die nördliche Ueberschiebung und gelangt aus dem Haupt-
dolomit wieder unmittelbar in den Lias. Noch auffallender ist diese
Störung auf dem sogenannten Fahrwege, wo an dieser Störung jene
Aufschleppung von Glimmerschiefer erfolgte.
Fig. 3.
Galizenklamm. Gok. Drauthal.
N
HD = Hauptdolomit. — Rh=Rhät. — L=Lias.
Der südlichen Zone gehört das am Draubruche zu Tage tretende
postliasische Kersantitvorkommen von Thal (pag. 191) an. Ge-
wissermassen als ein östliches Anhängsel dieser nördlichen Synklinale
erscheint die kleine eng zusammengepresste Rhätmulde des Rudnik
auf der Pirkacher Alpe am Hochstadl.
Der Draubruch !).
Sowohl die centrale Antiklinale als auch die sie auf beiden
Seiten flankirenden Mulden werden entlang dem oberen Drauthal auf
der Strecke von Abfaltersbach, Mittewald und Thal bis gegen Amlach
schräg von den krystallinischen Schiefern am linken Drauufer abge-
schnitten,
!) Auf die tektonische Bedeutung der Draulinie Lienz—Sillian hat zuerst
E. Suess hingewiesen (Antlitz d. Erde, I. 1885, pag. 340.)
28*
190 Verhandlungen. Nr. 9
Es lässt sich nicht leicht eine zweite Stelle in diesem Theile
der Südalpen namhaft machen, wo eine Störung in so auffallender
Weise im landschaftlichen Charakter zum Ausdrucke gelangte, wie am
Draubruch in der Lienzer Klause. In jäh geböschten Plattenlagen
schiessen im Süden die Triasdolomite volle 2000 Meter ab gegen das
enge Thal, während gegenüber am linken Ufer Waldhänge und hoch-
liegende Ackerterrassen mit sonnig hingelagerten Dörfern zu den
Matten des krystallinischen Gebirges sanft ansteigen.
Die Bruchlinie, welche hier die Falten des Triasgebirges unter
einem sehr spitzen Winkel schief abschneidet, ist wohl zumeist durch
Thalschutt maskirt, tritt aber z. B. auf dem Kamme des Mordbichl
bei Thal überaus scharf in Erscheinung. Auf dem am Ostabhang
knapp unter dieser Höhe hinziehenden Fahrwege grenzen Rhät und
Glimmerschiefer gut aufgeschlossen hart aneinander. Etwas weiter
östlich stösst der Lias an Glimmerschiefer ab.
Das die Liaskalke gangförmig durchbrechende Kersantit-
vorkommen am rechten Drauufer unterhalb der Station Thal, das
weiter unten näher geschildert werden soll, liegt ebenfalls unmittelbar
am Draubruche.
In seinem weiteren östlichen Verlaufe schneidet der Draubruch
die Dolomitmasse des Rauchkofels am Südufer des Tristacher Sees
von der kleinen krystallinischen Scholle ab, die hier gegen das Lienzer
Becken vorgeschoben ist, verschwindet dann unter den Drauschottern
von Dölsach und tritt bei Nikolsdorf auf das linke Ufer über.
Scharf stossen am Westhange des Rabanter Berges die seigeren
Glimmerschiefer der Kreuzeckgruppe an dem steil südwestlich ein-
fallenden Hauptdolomit ab. Dieselbe Erscheinung wiederholt sich im
Wurniggraben bei Oberdrauburg und prägt sich besonders deutlich
im Simmerlacher Graben aus, wo die in Folge einer Schleppung
nordöstlich streichenden, sehr steil gegen Nordwest einfallenden Trias-
glieder, die das Liegende jenes Hauptdolomits darstellen, vom Bruch
quer abgeschnitten, mit den Schichtköpfen am Glimmerschiefer
abstossen.
Der Bruch zieht hinter den Kalkhügeln unterhalb Rittersdorf
weiter und schneidet endlich in dem Graben ein, welcher vom Kulm-
berge bei Dellach zum Gehöft Glanz (vergl. pag. 170) herabzieht.
Weiterhin aber scheint sich die Störung auszugleichen, denn
auf dem Sattel hinter dem Kulm stellt sich schon der rothe Sandstein,
das Basalglied der Perm-Trias-Serie ein und am Abhange gegen
Dellach kommt vollends wieder die untere Trias normal unter dem
Dolomit hervor. Nun taucht die Triasgrenze abermals unter den
Drauschottern in die Tiefe, um nächst Steinfeld wieder auf dem
rechten Ufer am Abhange des Nockzuges zu Tage zu treten, wo die
Trias der Latschurgruppe mit dem Verrucano über Gneiss und
Glimmerschiefer des Siflitzgrabens discordant auflagert.
Hiermit findet der Draubruch sein östliches Ende. Nach Westen
hin scheint diese Verwerfung jedoch eine weitere Fortsetzung zu
finden. Wir konnten sie bis Abfaltersbach verfolgen, wo die steil-
stehenden Rhätfelsen von der Drau bespült werden; dann aber ver-
schwindet sie unter dem das Thal auskleidenden Schutt. Wahrscheinlich
1903 Sitzung vom 28. April. G. Geyer. 191
ist es dieselbe Störung, entlang deren bei Winnbach ob Sillian im
Pusterthal (vergl. hier pag. 193) eine Hauptdolomitscholle gegen den
Thonglimmerschiefer des Villgrattener Zuges abstösst und welche,
durch die von F. Teller (Verhandl. d. k. k: geol. R.-A. 1883)
beschriebene Einfaltung diploporenführender Triasdolomite markirt,
auf der Nordseite des Pusterthales über Brunneck hinausstreicht.
Kersantitgänge im Lias am Draubruche bei Thal.
Dieses theoretisch bemerkenswerthe Eruptivvorkommen findet
sich etwa einen Kilometer weit unterhalb der Station Thal am rechten
Drauufer. Die Stelle liegt genau südlich gegenüber der Ausmündung
des Markbaches, welcher den Mordbichl auf seiner Westseite begrenzt.
Es stehen dort über der zum Draudamme absinkenden Schutt-
halde weisse und röthliche bankige Liaskalke in steiler gestörter
Lagerung an. Diese Kalke werden in ihren vorderen Partien hart
über der Schutthalde von einem schwarzen, schuppigen, sehr
biotitreichenEruptivgesteingangförmig durchbrochen,
so zwar, dass das letztere in sich verzweigenden, immer dünneren
Aesten zwischen den hellen Liaskalk eindringt.
Anscheinend hat stellenweise am Contacte eine Veränderung in
der Structur des umschliessenden Liaskalkes stattgefunden, indem
sich entlang der Grenze eine körnige, zertrümmerte Zone bemerkbar
macht, stellenweise ist jedoch davon nichts wahrzunehmen.
Das tiefschwarze blättrige Ganggestein zeigt häufig Einschlüsse
von weissem grobspäthigen Caleit.
Herr Professor F. Becke, welcher die Güte hatte, einige Proben
dieses Gesteines zu untersuchen, bezeichnet dasselbe als einen
biotitreichen Kersantit, der etwa als ein basisches Endglied
der von F. Teller!) beschriebenen Reihe porphyritischer Gang-
gesteine aus dem südöstlichen Tirol angesehen werden könnte. Dieses
Vorkommen, dessen Alter innerhalb einer bestimmten Grenze fest-
gelegt ist, erinnert in dieser Hinsicht zunächst an die von F.Teller?)
entdeckten porphyritischen Intrusionen im Lias und Jura des Ursula-
berges in Unterkärnten. Dasselbe gewinnt auch an Interesse durch
seine Lage am Südrande des krystallinischen VillgrattenerZuges,
welcher von den obenerwähnten porphyritischen Ganggesteinen durch-
schwärmt wird, während sein Nordrand durch die Ausläufer des
Rieserferner Tonalitkernes bezeichnet wird.
An der Basis der von jenen Gängen durchbrochenen hellen
Liaskalke bemerkt man noch eine grössere isolirte Masse von dunklem
gypsführenden Dolomit, der, vielleicht der unteren Trias entstammend,
am Draubruche aufgeschleppt worden sein dürfte. Thatsächlich muss
hier der Draubruch oder mindestens eine Absplitterung desselben un-
mittelbar durchstreichen, denn wir finden knapp daneben ein rostig-
braunes wackenartiges Gestein, das mit einer analogen, aber schmutzig-
graugrünen nahe westlich davon anstehenden Gesteinspartie offenbar
D F. Teiter Porphyritische Eruptivgesteine aus den Tiroler Saul
Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 36. Bd., Wien 1886, pag. 715.
2) F. Teller, Erläuterungen 2. Geol. Specialkarte, Blatt Prassberg a. d. Sn
192 Verhandlungen. Nr. 9
unter dem Schutt zusammenhängt. Herr Professor F. Becke bezeich-
nete mir das wackenartige grünliche oder bräunliche wackenartige
Material als ein kataklastisch veränderteskrystallinisches
Schiefergestein, etwa als einen umgewandelten Gneiss. In der
That erweist sich die Masse schon makroskopisch im hohen Grade
zertrümmert, zerrieben und von Spaltflächen nach allen Richtungen
durchsetzt.
Die krystallinische Scholle von Tristach.
Am Nordfusse des Rauchkofels schiebt sich ein waldiges, das
Becken des Tristacher Sees einschliessendes Hügelland gegen jene
knieförmige Biegung vor, welche der Draufluss bei Lienz an der
Mündung des Iselthales erfährt. Der am Tristacher See durchstreichende
Draubruch schneidet jene aus einem krystallinen Sockel und einer
triadischen Auflagerung bestehende dreieckige Scholle von den Lienzer
Dolomiten ab.
Während die letzteren, wie bereits wiederholt hervorgehoben
wurde, in ostwestlich orientirten Falten verlaufen, zeigen die krystallinen
Schiefer der Tristacher Scholle (pag. 166) einige Unregelmässigkeiten
im Streichen. Noch stärker abweichend in ihrem Aufbau erweisen
sich die den Gneissen und Glimmerschiefern auflagernden Grödener
Schichten, Werfener Schiefer und Gutensteiner Kalke, welche, nach
ONO streichend, im Allgemeinen sehr steil nach NW einfallen.
Die Scholle von Tristach bildet jedenfalls den letzten Ueber-
rest einer im Laufe der Gebirgsbildung besonders starken Dislocationen
ausgesetzten und daher in ihrem Bau von der Umgebung stark ab-
weichenden Zone.
Siidliehe Synklinale.
Das eng zusammengepresste Faltensystem des Schatzbühel
(vergl. Jahrb. d. k.k. geol. R.-A. 47. Bd., Wien 1897, pag. 298) tritt
mit dem Lumkofel und Riebenkofel an die Lienzer Dolomiten heran.
Der die centrale Antiklinale (siehe pag. 172) südlich begrenzende
Bruch bildet eine scharfe Scheide (Fig. 2) zwischen beiden Gebieten.
Am Riebenkofel, dessen Gipfel noch die muldenförmige Lagerung
aufweist, schliesst sich südlich eine secundäre Antiklinale an, deren
durch“Tie Liaskalke der Lackenhöhe sebildeter Hangendflügel längs
des Gailbruches abschneidet.
Westlich über Tuffbad hinaus verschmälert sich die breite Syn-
klinale wieder zu einer eng zusammengepressten, einen Kern von
Rhätmergeln einschliessenden Falte, welche über das Oberalpl und den
Bierbachgraben auf den Abhang des Sandeck fortstreicht, um in dem
zur Leisacher Alpe hinabziehenden Sandeckgraben (pag. 179) ein vor-
läufiges Ende zu finden. Im tiefen Sattel der Leisacher Alpe (am
„Kofel“) erscheint der Rhätkern abgetragen. Wohl aber sitzt derselbe
noch auf dem benachbarten Grate des Frauenthaleck auf und zieht
sich von da ununterbrochen, aber zum Theil verdrückt (siehe
Fig. 4) weiter quer über den Gamsbach- und Sturzelbach-
sraben bis hart an den Jochgraben, wo eine südliche Ver-
1903 Sitzung vom 28. April. G, Geyer. 193
werfung des ganzen Zuges erfolgt. Der verworfene Muldenzug setzt
dann mit zunehmender Breite über den Wildbach bei Abfaltersbach
fort und endet hart am Drauufer an der (auf pag. 180) beschriebenen
Stelle unterhalb des dortigen Bahnhofes. Eine zweite Querstörung
verläuft zwischen dem Marchgraben und dem östlichen Abhange des-
selben. Im Graben selbst trifitt man schon nahe hinter dessen Mün-.
dung das krystallinische Grundgebirge (Amphibolit) unmittelbar am
Rhät abstossend, auf dem östlichen Rücken dagegen reicht die Trias
gleich um volle 2 km weiter nach Süden und beginnt dort normal
mit dem rothen Sandsteine.
Als eine damit ehemals direct zusammenhängende Fortsetzung
dieser südlichen Synklinale kann wohl der in den Thonglimmer-
schiefern des linken Drauufers eingesunkene Faltenrest aus Haupt-
dolomit, Rhät und Lias bezeichnet werden, der nächst Winnbach
Fig. 4.
Drauthal
Gailthal. Golzentipp. Breitenstein. bei Mittewald.
Durchschnitt durch den Sturzelbachgraben.
@Gn — Aeltere Gneisse und Glimmerschiefer. — @! = Glimmerschiefer. —
P = Grödener Sandstein. — W — Werfener Schiefer. M = Muschelkalk. —
HD = Hauptdolomit. — kh=Rhät. — L=Lias.
im Pusterthal durch den Parggenbach aufgeschlossen wird. F.Teller!),
der dieses Vorkommen zuerst bekannt gemacht hat, bezeichnet das-
selbe bereits als ein Fragment des Lienz— Villacher Gebirgszuges,
und zwar als „den in Süd überkippten Nordflügel einer Steilmulde
in der für das Lienzer Gebirge charakteristischen tektonischen An-
lage“. Wie dieser Autor hervorhebt, ziehen sich jene Dolomite mit
einzelnen Unterbrechungen 33 km weit durch die Thonglimmerschiefer-
zone im Norden des Toblacher Feldes bis an den Brunnecker Schloss-
berg hin, während ein nördlicher, nach Norden gefalteter Gegenflügel
analoger diploporenführender Dolamite das Kalchsteiner Thal in Inner-
villgratten durchschneidet.
!) F. Teller. Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1883, pag. 196. Vergl. auch
G. Geyer. Verhandl. 1899, pag. 96.
194 Verhandlungen. Nr. 9
Die ihrem Verlaufe nach eben skizzirte südliche Synklinale ver-
quert im Sattel der Leisacher Alpe den wasserscheidenden Haupt-
kamm der Lienzer Dolomiten und streicht hier aus dem Gail- ins
Draugebiet hinüber.
Bezeichnenderweise tritt nun auf der Nord- oder Drauthalseite
dieselbe tektonische Erscheinung auf, welchean
der nördlichen Synklinale wahrgenommen werden
konnte. Auch hier nämlich trennt ein Längsverwurf den Rhät-
oder Liaskern von dem nördlichen Hauptdolomitflügel, welch letzterer
nach Süden über jenen Kern aufgeschoben ist (Fig. 4).
Diese Erscheinung, welche in Fig. 5 schematisch dargestellt
wurde, ist somit der ganzen, den krystallinischen Schiefern der Tauern
genäherten Nordflanke derLienzer Dolomiten eigenthümlich,
Fig. 5.
HD, — Hauptdolomit, Süd- oder Liegendschenkel. — HD, — Hauptdolomit,
Hangendschenkel. — Rh — Rhät. — L = Lias. — V = Ueberschiebung.
Der Gailbruch.
Unter dieser Bezeichnung hat F. Frech (Die Karnischen Alpen.
Halle 1592—94, pag. 135) eine wahrscheinlich die Fortsetzung der
Judicarienlinie darstellende, östlich bei Weissbriach in den Gitschbruch
von E. Suess (Antlitz der Erde. I, pag. 358) übergehende Störung
bezeichnet, welche, entlang dem südlichen Rande der Gailthaler Alpen
fortstreichend, bei Sillian vom Draubruche unter einem spitzen Winkel
geschnitten wird. Dass diese Störung keine eontinuirliche, vielmehr
als ein System wiederholt aussetzender Sprünge anzusehen sei, für
deren Gesammtheit jener Name beibehalten werden solle, wurde von
dem Verfasser bereits früher (Jahrbuch d. k. k. geol. R.-A. 47. Bd.,
1897, pag. 501; ferner Verhandl. 1899, pag. 97) hervorgehoben. Auf
jener Strecke, auf welcher der Gailbruch die Lienzer Dolomiten be-
gleitet, tritt die Störung als solche besonders prägnant hervor.
So sehen wir Rhät und Lias des Riebenkofels (vergl. Fig. 2)
unmittelbar am Grödener Sandstein abstossen, welcher die Gneisse
und Glimmerschiefer des Gailthales discordant überlagert.
So sehen wir weiter westlich den Hauptdolomit des Oberalpls
und des Eggenkofels hart an den durch Porphyrergüsse ausgezeichneten
Theil dieses Zuges am permischen Sandstein angrenzen. Noch weiter
westlich am Golzentipp bei Ober-Tilliach jedoch scheint die Verwerfung
1903 Sitzung vom 28. April. G. Geyer. 195
auszusetzen und es stellt sich an deren Fortsetzung eine allerdings
überkippte regelmässige Schichtfolge ein (Fig. 4). Statt dessen
erscheint nahe nördlich, gewissermassen als Auslösung derselben
Spannung, eine Parallelverwerfung zwischen Alplspitz und Breitenstein.
Ill. Schlussfolgerung.
Während der Zug der Gailthaler Alpen im Allgemeinen
derart gefaltet ist, dass die zumeist isoklinen, nach Süden einfallenden
Mulden und meist nur theilweise erhaltenen Sättel die Tendenz einer
von Süden nach Norden gerichteten Faltung wahrnehmen lassen !),
zeigt sich in den unmittelbar an die krystallinischen Centralalpen
angrenzenden, keilförmig nach Norden vorspringenden Lienzer
Dolomiten eine entgegengesetzte Faltungsrichtung.
Wie hier dargestellt wurde und aus den Profilen Fig. 1—5 er-
sichtlich wird, neigen die isoklinen Falten, soweit dieselben einer
nördlichen, den Centralalpen genäherten Zone angehören, durchwegs
nach Norden, wobei die Sättel nach Süden vorspringen. Ausserdem
zeigt sich dort entlang der die Falten in einzelne Streifen zerlegenden
Längsstörungen eine nach Süden gerichtete Ueberschiebung
der nördlichen Flügel über den Kern der Synklinalen.
Unter der Voraussetzung, dass die verschiedenen am Aufbau
der Lienzer Dolomiten betheiligten, aus einem Wechsel von starren
Dolomitplatten und weichen Mergelschiefern bestehenden mesozoischen
Schichtglieder im Allgemeinen leichter verschiebbar sind als die
krystallinen Massen der Centralkette, drängt sich eine bestimmte
Erklärung dieser Verhältnisse auf. Es hat nämlich den Anschein, als
ob hier die vordersten Wellen der von Süden her gefalteten Kalk-
alpen an den verhältnismässig minder nachgiebigen krystallinen Schiefern
eine Rückstauung erfahren hätten, der zufolge der Vorderrand
der Dolomitfalten überkippt und nach Süden über die Rhätkerne
zurückgeschoben worden sei. Mit dieser Auffassung lässt sich die in
allen nördlich zur Drau abfallenden wilden Seitenschluchten dieses
Gebirges wahrnehmbare, im Profil Fig. 5 schematisch zum Ausdruck
gebrachte Belastung der nur zur Hälfte erhaltenen Rhätsynklinalen
durch die nördlichen überkippten Dolomitflügel in Einklang bringen.
Wenn E. Suess?) dieses Gebiet mit einer monoklin nordwärts
geneigten Scholle mit aufgeschlepptem oder aufgestauchtem Scheitel
verglichen hat, so lässt sich dasselbe nach dem Gesagten auf Grund
der neuen Detailaufnahme als ein System von Falten charakterisiren,
dessen Nordsaum, wohl infolge der rückstauenden Wirkung stärkerer
Widerstände im Gerüste der Centralkette, durch saädwärts auf-
steigende Sättel und Ueberschiebungen ausgezeichnet ist, trotzdem
die Hauptmasse des Drauzuges in seinem Faltenwurfe nach Norden
drängt.
!) G. Geyer, Ein Beitrag zur Stratigraphie und Tektonik der Gailthaler
Alpen in Kärnten. (Jahrbuch d. k. k. geol. R.-A. 47. Bd., Wien 1897, pag. 363.)
?) E. Suess, Antlitz der Erde. I. Bd. 1885, pag. 340
K. k. geol. Reichsanstalt. 1903. Nr. 9. Verhandlungen. 29
196 Verhandlungen. Nr.’9
Literatur-Notizen.
W. Salomon. Ueber die Lagerungsform und das
Alter des Adamellotonalits. Sitzungsb. d. kgl. preuss. Akad.
d. Wiss. Berlin 1905, XIV. Bd., pag. 307.
Bei der Weiterführung seiner Untersuchungen über den Adamellostock hat
Salomon die wichtige Thatsache constatirt, dass die noch erhaltenen Deck-
schollen des Adamellotonalits nicht concordant flach über dem Tonalit liegen,
sondern steil aufgerichtet sind und ihre Schichtlage oft fast rechtwinklig die
Oberfläche des Tonalits schneidet, so besonders am Monte la rossula und an der
Cima di Blumone. Dies sowohl wie der Umstand, dass die Sedimente ringsherum
trichterförmig unter die Intrusivmasse einschiessen, während bei den typischen
Lakolithen eine ursprünglich horizontale Lagerung dieser Schichten vorhanden
ist, veranlassten Salomon, für diese Form der Intrusion den neuen Terminus
„Ethmolith“ (Ethmos Trichter) einzuführen. Ausser der Form der Intrusivmasse
ist ein für die Genesis bedeutungsvoller Umstand der, dass die Faltungsintensität
der Sedimente in der Nähe des Tonalits durchwegs eine grössere ist als ferner
davon. Besonders sind die höher plastischen Schichten des Muschelkalkes stark
zusammengefaltet. Auch die schon im Carbon gefalteten Kkrystallinen Schiefer
zeigen eine Anpassung ihrer geologischen Richtungen an die Contactfläche. Diese
Umstände sprechen nach Salomon dafür, dass die Intrusion gleichzeitig mit der
Faltung der Sedimente eintrat, der Tonalit also tertiären Alters ist, da der Muschel-
kalk contactmetamorph verändert ist und vor dem Tertiär in den Südalpen keine
Faltung (nach der carbonischen) mehr stattfand. Bemerkenswerth ist, dass Baltzer')
bei der Intrusivmasse des Aarmassivs auch eine solche Decke mit steilstehenden
Schichten fand, diese Schichtstellung aber auf nachträgliche intensive Faltung
zurückführt. Bei einem so intensiv zusammengeschobenen Theile der Endrinde, wie
es die Alpen sind, ist es leicht möglich, dass derartige Schichtstellungen zustande
kommen und von der ursprünglich kuppelförmigen laccolithischen Aufwölbung
nichts mehr zu sehen ist. (Salomon konnte die Baltzer’sche Arbeit nicht mehr
berücksichtigen aus zeitlichen Gründen.) (W. Hammer.)
!) Baltzer, Neues Jahrb. f. Mineralogie etc. Beilage Bd. 16, 1903, pag 292.
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Verlag der k. k. geolog Reichsanstalt, Wien III., Rasumofskygasse 23
Gesellschafts-Buchdruckerei Brüder Hollinek, Wien, IlI., Erdbergstrasse 3.
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Verhandlungen der k.K. seolosischen Reichsanstalt
Bericht vom 31. Mai 1903,
Inhalt: VorgängeanderAnstalt: Jubiläum der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. —
70. Geburtstag von Ferd. Freiherr v. Richthofen. — Dr. E. Tietze’s Ernennung zum Ehren-
mitgliede der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. — 80. Geburtstag von Eduard Jahn. —
Eingesendete Mittheilungen: Dr. Ampferer: Ueber Wandbildung im Karwendel-
gebirge. — Reiseberichte: Dr.R. J. Schubert: Zur Geologie des Kartenblattes Benkovac—
Novigrad. (29. XIII.) II. Das Gebiet zwischen Zemonico und Benkovae — Dr. F. v. Kerner:
Reisebericht aus dem östlichen Mosorgebiete. — Literatur-Notizen: A. Penck und
E. Brückner. — H. Haas.
NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mittheilungen verantwortlich.
Vorgänge an der Anstalt.
Am 4. Mai d. J. feierte die Gesellschaft für Erdkunde
zu Berlin das Stiftungsfest ihres 75jährigen Bestehens und wurde
dazu auch von Seite unseres Instituts auf das Wärmste beglückwünscht.
Mit diesem Feste verbunden war zugleich die öffentliche Feier
des 70. Geburtstages (5. Mai) des um die Gesellschaft hochverdienten,
früheren langjährigen Vorsitzenden derselben, Herrn Geheimen Regie-
rungsrathes Prof. Ferdinand Freih.v. Riehthofen. Der Gefeierte,
zu dessen Ehren gelegentlich desselben Festes eine Stiftung ins Leben
gerufen wurde, wurde von der K. K. geologischen Reichsanstalt in einer
besonderen Adresse auf das Herzlichste begrüsst und an jene Zeit
erinnert, in welcher er, als junges Mitglied unseres Instituts an den
Arbeiten desselben lebhaftesten Antheil nehmend, seine ersten muster-
giltigen Untersuchungen in Ungarn, Vorarlberg und Südtirol durchführte.
In jener Festsitzung hat die Gesellschaft für Erdkunde auch
verschiedenen, um die geographische Forschung verdienten Männern be-
sondere Ehrungen zu Theil werden lassen. Unter den Ausgezeichneten
befindet sich auch der Director der k. K. geologischen Reichsanstalt,
Öberbergrath Dr. E. Tietze, der unter die Ehrenmitglieder der
Gesellschaft aufgenommen wurde.
Am 5. Mai feierte in vollkommener geistiger und körperlicher
Rüstigkeit der langjährige Kartograph unseres Instituts, Herr Eduard
Jahn, die Vollendung seines 80. Lebensjahres und wurden dem all-
semein beliebten Jubilar aus diesem Anlasse von der Direetion sowohl
als von den Mitgliedern der Anstalt die aufrichtigsten Glückwünsche
entgegen gebracht.
K. k. geol. Reichsanstalt. 1903. Nr. 10. Verhandlungen. 30
198 Verhandlungen. Nr. 10
Eingesendete Mittheilungen.
Dr. Ampferer. Ueber Wandbildung im Karwendel-
gebirge.
Zu den grossartigsten Ausdrucksmitteln des Hochgebirges gehören
hohe und langgestreckte Wände, die oft ganze Thalzüge begleiten. Das
Karwendelgebirge mit seinem ausgesprochen einseitigen Aufbau, dem
flachen Aufsteigen der Schichtplatten von Süden, dem plötzlichen
schroffen Abbruche gegen Norden ist ganz besonders reich an Wänden,
welche dasselbe in ungenau ostwestlicher Richtung und strenger Ab-
hängigkeit vom Faltenlaufe durchschneiden. Natürlich beherrschen diese
Bildungen vor allem die südliche Hälfte des Gebirges, wo in den
riesigen Massen des festen Wettersteinkalkes treffliche Baumittel vor-
handen sind. Von vornherein können wir gleich zwei Entstehungsarten
von Wänden unterscheiden, solche, welche durch tektonische Kraft, durch
Verwerfungen gebildet wurden, und solche, welche durch Erosion her-
gestellt wurden, wobei Verschiedenheiten der Structur der angrenzenden
Gesteinslagen bedingend waren. So sehr man nun vielleicht nach der von
Prof. Rothpletz herausgegebenen Karwendelkarte das Vorherrschen
von Verwerfungswänden vermuthen möchte, so gehört doch nur eine
kleine Menge derselben dieser Bildungsart an. Zudem sind die Ver-
werfungswände nirgends von einer bedeutsamen Höhe, so dass sie
nur dem ganz ins Einzelne dringenden Forscher auffallen, während sie
sonst im Gesammteindrucke verschwinden. Das gilt allerdings nicht für
jene Auffassung, welche Prof. Rothpletz seinerzeit vertreten hat und
nach der auch einige der grössten und wirkungsvollsten Wände als
Verwerfungen erklärt wurden, so besonders die riesige Wandflucht, mit
der die Vomper und Hinterauthaler Kette gegen Nordosten und Norden
zu abbricht. Dieser Wandgürtel, welcher das ganze Gebirge durchzieht
und zu den gewaltigsten Felsbauten der Alpen zählt, fand durch die
Annahme einer mächtigen Verwerfung scheinbar die befriedigendste
Erklärung, welche jedoch durch die Ergebnisse der neuen Aufnahmen
unhaltbar gemacht wurde. So ergibt sich nothwendigerweise die Ver-
anlassung, aufs neue den Ursachen dieser bedeutsamen Erscheinungen
nachzuspüren. Es ist nicht der Zweck dieser Studie, eine erschöpfende
Darstellung und Beschreibung der Karwendelwände zu liefern, vielmehr
sollen nur einige Typen Berücksichtigung finden, welche sich besonders
hervordrängen. Wenn wir die grössten und steilsten Abstürze der Inn-
thaler, der Hallthaler und Gleierscher Kette betrachten, so erkennen
wir sofort, dass nahezu oder völlig saiger aufgerichtete Schichten des
Wettersteinkalkes die Wände bilden, welche von den weichen Sand-
steinen, Schiefern und Mergeln der Raibler Schichten begrenzt sind.
In gewissem Sinne haben wir auch hier tektonisch gebildete Wände
vor uns, welche schon fertig von der Erosion aus ihrem Deckmantel
herausgeschält wurden. In einem einzigen Falle an der Südwand des
Höhenberges, von der die berühmte Martinswand ein Theil ist, machen
nicht die Raibler Schichten, sondern die Schieferzonen der Partnach-
schichten und Muschelkalk jenen Bestand aus, durch dessen Entfernung
die Wand hervorkam, Auffallend ist an diesen Wänden, dass meistens
sofort neben den tief ausgefressenen, weichen Zonen die erste feste
1903 Bericht vom 31. Mai. Dr. Ampferer. 199
Kalkbank bereits 200—300 m hoch glatt emporsteigt, was für die aus-
nehmende Haltbarkeit dieser Wände spricht. Ist diese Wand dann viel-
leicht noch aus einem überschobenen Sattel hervorgegangen und besitzt
daher über den saigeren Schichtbrettern eine Decke von flachliegenden,
so gehören ihre Formen zu denjenigen, welche sich nur schwer und
sehr allmälig verändern. In den Bergkämmen des Innthaler und
Gleiersch-Hallthaler Zuges finden sich dafür ausgezeichnete Beispiele.
Ersterer Kamm besitzt in der Solsteingruppe noch eine Decke und
daher glatte, geschlossene Wände. Gegen Osten verliert sich diese
schützende Decke und die Wand, mit der sich nun der saigere Wetter-
steinkalk von den Raibler Schichten abhebt, wird sofort von Rissen
und breiten Karen dergestalt zerschnitzelt, dass sie durchaus keinen
einheitlichen Eindruck mehr erzeugt. Dasselbe gilt vom Gleiersch-
Hallthaler Kamm, dessen Wände ebenfalls, wo ihnen die Oberdecken
fehlen, durch Karbildung und Schluchten viel rascher und tiefgründiger
angegriffen werden. Diese Wände aus saigeren Schichten setzen sich meist
erheblich ins Erdinnere fort und können von der Erosion noch erhöht
werden, wenn die Abtragung ihrer Scheitel langsamer vorrückt als die
Ausgrabung an ihren Füssen. Sie sind in horizontaler Richtung für
die Erosion nur schwer verschiebbar, liegen ausserdem abseits von den
grossen Wasserrinnen und besitzen meist noch ausser ihren Fussgräben
kleine Vorhöhen, welche sie vor einer Unterschneidung wirksam schützen.
Ihre Fusslinien verlaufen völlig unabhängig von den angelagerten Ge-
ländeformen rein nach der tektonischen Vorzeichnung der Auffaltung,
so dass gegen sie gerichtete Querthäler und Kämme ganz gleichmässig
abgeschnitten werden. Eine meist ziemlich schmale Zone eigener
Trümmer begleitet den Fussrand, nur an wenigen stärker angegriffenen
und gegen oben geschützten Stellen tritt das weiche Nebengestein
nackt hervor.
In ganz anderer Art erscheint die gewaltige Wand des Vomper-
Hinterauthaler Kammes aufgebaut. Hier begegnen wir statt saigerer
Stellungen vorzüglich ziemlich flach nach Süden gleitenden Neigungen,
welche sich nur ganz im Südosten, im Gebiete des Hochnissl, bis gegen
40° erhöhen. Grösstentheils ist die Neigung der Schichten am Grate
eine sehr geringe, welche sich erst im südlichen Abhange allgemach
versteilt. Die gewaltigen hier zu Tage tretenden Wände bestehen
ebenfalls wieder hauptsächlich aus Wettersteinkalk, doch tritt darunter
fast allenthalben noch der Muschelkalksockel hervor. War der Verl:
der Saigerschichtwände ein von den angrenzenden Thalungen völlız,
unabhängiger, so zeigt sich diese Wand aufs engste mit derselben ver-
knüpft. Jedes Thal dringt buchtförmig in den Verlauf der Mauer, die
wieder mit jedem Kamme durch einen oft weit vorspringenden Sporn
verwachsen ist. Thalsystem und Wand erscheinen in enger Wechsel-
beziehung, was man nicht übersehen darf, wenn man eine Erklärung
der seltsamen Thalläufe versuchen will, die sich hier einstellen.
Während nämlich das ganze übrige Gebirge eine dem Faltenwurfe
entsprechende Anordnung seiner Thäler aufweist, zweigen hier von der
grossen Wand vier bedeutende Querthäler ab, welche erst in grösserer
Entfernung wieder in tektonisch vorgezeichnete Richtungen umbiegen,
Merkwürdigerweise sind nun diese Querthäler ausgesprochene Durch-
30*
200 Verhandlungen. Nr. 10
bruchsthäler, welche ganz riesige Wälle steil aufgerichteter, harter
Kalke durchsägt haben, obwohl in der Gegend ihres Ursprunges, am
Fusse der Wand, entlang eine tiefe Zone weicher Schichtglieder ein-
gebettet liegt, welche der Entwicklung eines Längsthales den besten
Vorschub geleistet hätte. Dazu zeigen diese Thäler nicht etwa den
Charakter von tiefen, engen Klammen, sondern es sind sehr flach-
geneigte Trogthäler mit breiten Sohlen und steilen Wänden, welche
in ganz unglaublich schwachem Anstiege unmittelbar zu der riesigen,
oft fast lothrechten Querwand hineinführen. Betrachten wir die Seiten-
kämme näher, welche diese Thalungen begleiten, so sind wir erstaunt,
unmittelbar an die grosse Wand anstossend eine mehr oder weniger
breite Zone auffallend junger Schichten vom Hauptdolomit bis zum
oberen Jura anzutreffen, welche sich durchgehends in einer sehr flachen
und normalen Lagerung befinden, im einzelnen jedoch aufs ;heftigste
gefältelt und verquetscht sind (Fig. 1). Auf ihnen liegen, wie die
neuesten Aufnahmen klar gemacht haben, die Reste von weit älteren.
Schichten, so Bundsandstein, Reichenhaller Schichten und Muschelkalk.
Während nun längs der ganzen Wand zu ihren Füssen und unter ihren
Vorsprüngen junge Schichten hervorbrechen, liegen andererseits auf diesen
nördlich vorgelagerten Kämmen alte Schichtreste auf den jungen. An
diese Zone von jungen Schichten stösst gegen Norden zu ein sehr ver-
wickelt gebauter Wall von überkippten übereinandergeschobenen Platten
von Wettersteinkalk, Muschelkalk und Reichenhaller Schichten.
Im Westen zeigt die letzte äusserste Wettersteinplatte in regel-
mässiger Folge und saigerer oder nordwärts überkippter Lage den
Uebergang zu Raibler Schichten und Hauptdolomit. Wenn wir diese
tektonischen Ergebnisse zusammenfassen, so haben wir im Süden die
grosse Wand, ihr entlang eine Zone weicher, junger Schichten, an welche
sich ein mächtiges wirres Bollwerk von älteren Gesteinen anlegt. Wäre
eine solche Gestaltung der Oberfläche vom Anfang an dem Gebirge zu
eigen gewesen. so ist es höchst wahrscheinlich, dass sich längs der Wand
in den weichen Schichten eine breite Längsthalung ausgebildet hätte.
Von einer solchen finden wir nur an den beiden Endstrecken Beispiele
vor, indem einerseits das Stallenthal, andererseits das Karwendelthal
ungenau dem Verlaufe der Wand sich anschmiegt. Die Reste der alten
Schichten auf junger Unterlage, welche sich schön und deutlich auf
den Höhen des Stanserjoches, des Sonnenjoch-, Gamsjoch- und Falken-
kammes erhalten haben, scheinen mir die Möglichkeit einer Erklärung
nahe zu legen. Nach diesen Aufschlüssen ist es höchst wahrscheinlich,
dass die mächtige Vomper-Hinterauthaler Platte, welche jetzt haupt-
sächlich mit der grossen Wand endigt, einst weit nach Norden vor-
gereicht und dabei als schwere mächtige Decke mindestens die Zone
der jungen Schichten unter sich verborgen hat. Diese ganze ungeheure
Masse neigte sich theils gegen Süden, theils wölbte sie sich wohl flach
gegen Norden ab. Durch die Einwirkung der atmosphärischen Wasser
grub sich zu beiden Seiten des Scheitels ein Rinnennetz in die Tiefe,
das natürlich nach der ziemlich regelmässigen Wölbung der Platte sich
dementsprechend ausbildete. Dass eine solche Scheitelung der Platte
nicht unwahrscheinlich ist, beweisen zwei Stellen ihresjetzt noch erhaltenen
Restes, und zwar die Gegenden ums Hochglück einerseits und die um
201:
Ampferer.
Bericht vom 31. Mai. Dr.
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202 Verhandlungen. Nr. 10
Oed- und Birkkarspitze andererseits. Während nämlich an den übrigen
Stellen die Schichten der Platte gleichzeitig südwärts fallen, liegen sie
in den oben angeführten Orten eben oder fallen nach Norden. Die
Erosion zeigt sich hier als sehr empfindlich für diese Schwankungen,
sofort rückt der Scheitel gegen Süden und es senken sich auf der
Nordseite Kare ein, während sonst dieselben ganz auf die Südseite
beschränkt bleiben. In dem gegen Norden neigenden Theile der Platte
gelangten nun die Wasserrinnen, da derselbe nicht so mächtig und
so vielfach übereinandergeschuppt war wie der südliche, nach einer
gewissen Zeit auf die weiche Unterlage. Von diesem Momente an änderte
sich die Wirkung der Erosion ganz bedeutend, indem durch Unter-
spülung und Nachgeben der lockeren Unterlage das Losbrechen von
grossen Felsstücken und damit die Bildung von schroffen Wänden
begünstigt wurde. An der Westseite des Gamsjöchls ist dieser Vorgang
noch jetzt deutlich zu verfolgen. Wie sehr die Unterlage von weichen
nachgiebigen Schichten zur Bildung von steilen, ja senkrechten Wänden
aus sprödem starren Gestein beiträgt, kann man im nahen Sonnwend-
gebirge verfolgen, wo dieser Process sich mit grosser Lebendigkeit und
hoher Wirkung abspielt. Im Karwendel dürfte dieses Rückschreiten
der Wand nahezu schon das Ende erreicht haben, da aller Voraussicht
nach die jungen Unterlagen nicht mehr weit hineinreichen und somit
ihr Nachgeben die oben lastende Wand nicht mehr allzu sehr beein-
flussen kann. Am Kaisergrat des Hochglücks und am Nordgrat der
Grubenkarspitze hat man Gelegenheit, noch solche abgesunkene Thürme
im Zusammenhange mit der Wand zu beobachten. Im Vergleiche zum
Sonnwendgebirge fällt uns hier der Mangel an sehr grossen Blöcken
auf, welche sich nur ziemlich selten finden, doch mag dafür einestheils
der Stillstand des Wandrückzuges, anderentheils die Wegräumung durch
die Eismassen zur Erklärung angeführt werden. Ausserdem dürfte bei
so hohen Wänden (600—900 m) die gewaltige Wucht des Sturzes dem
Zusammenhalte allzu grosser Blöcke ungünstig sein.
Diese Erklärungshypothese, welche die Entstehung der grossen Wand
und der Durchbruchstbäler auf eine grössere Ausdehnung der Vomper-
Hinterauthaler Platte zurückführt, in welcher das gewöhnliche Thal-
system entstand, aber dann in ganz fremden Boden hinabsank, hat zur
Voraussetzung eine, wenn auch geringe Neigung dieser Platte gegen
Norden. Wenn wir aber nun die Reste jener Platte auf den nördlichen
Kämmen verfolgen und ihre Höhenlage beachten, so finden wir, dass
dieselben fast durchgängig eine höhere Lage als die ihnen nächsten
Theile der Wandfüsse einnehmen. Je weiter dabei die Vorkommnisse
von der Wand abliegen, desto mehr erhöhen sie sich. Allerdings liegen
sämmtliche Stellen auf Bergkämmen, so dass es ja leicht möglich ist,
dass die zwischenliegenden zerstörten Theile erheblich tiefer lagen.
Allein auch ohne diese Annahme bietet dieses Verhältnis nichts
Beiremdliches, kennt man doch schon mehrfach Stellen, aus denen sich
schliessen lässt, dass Gebiete, welche von einer gewaltigen Schichten-
last befreit wurden, sich ausdehnten und langsam erhoben. Ich erinnere
besonders an die Angaben Prof. Diener’s über die Structur der süd-
osttirolischen Dolomitstöcke (Mittheilungen der k. k. geographischen
Gesellschaft 1900, XLIIL, 13), welche im Gegensatze zu der.gekünstelten
1903 Bericht vom 31. Mai. Dr. Ampferer. 203
Hypothese Miss Ogilvier’s von Torsionsstruetur die eigenthümlichen
Störungen an den Rändern der mächtigen Dolomitklötze sehr einfach
durch Entlastungs- und Belastungserscheinungen erklären. Zudem ist
der Anstieg der jetzt noch erhaltenen Reste gegen Norden ein ganz
unbedeutender, wenn man von den Vorkommnissen am Sonnenjoch ab-
sieht, und beträgt zum Beispiel am Gamsjöchlkamme auf der Ostseite
vielleicht 30 m auf 4 km Entfernung, auf der Westseite ungefähr 80 m,
Interessant ist es auch, die Grössenverhältnisse der tiefen Quer-
thäler mit der Einschartung des Wandkammes in Vergleich zu ziehen.
Hier haben wir in gewissem Sinne zwei übereinander liegende Thal-
systeme vor uns, in der Tiefe die mächtigen breiten Thalfurchen und
auf der Platte droben die Zerschneidung des Grates mit den südwärts
anschliessenden Karen. Höchstwahrscheinlich besass die alte Decke,
welche die Querthäler einst überlagerte, auch eine ganz ähnliche Ver-
theilung ihrer Wasserfurchen, wie sie der Südtheil der Platte noch jetzt
bewahrt, so dass wir hier mit vorsichtigen Einschränkungen den Ver-
lauf der Thalbildung sehr weit zurück verfolgen können. Sehr deutlich
springt die Erscheinung ins Auge, dass aus mehreren Wasserfurchen
der ersten Anlage allmälig eine bestimmte, meist mittlere, eine oder
mehrere nachbarliche auffrisst und in sich vereinigt. Dieser Vorgang
hat sich indessen auch schon auf der Platte selbst abgespielt, freilich
in viel geringerem Umfange und besonders durch die Mitwirkung der
Gletscher. In der Zertheilung der Kammhöhe haben wir ein ziemlich
getreues Bild der ursprünglichen Anordnung der Wasserfurchen vor
uns, und im Allgemeinen entspricht auch jedem grösseren Gipfel ein
Querkamm, jeder bedeutenden Scharte ein Kar. Vielfach aber sehen
wir einzelne kleinere Gipfel überhaupt ohne Grat oder doch nur mit
einem unbedeutenden zwischen mächtigen Nachbarn verkümmern. Hier
haben sich ebenfalls mehrere Wasserfurchen später zu einer grossen
vereinigt. Ich spreche hier von Wasserfurchen nicht in dem Sinne, als
ob die Kare in ihrer jetzigen Gestalt etwa davon ausgestattet worden
wären, sondern in dem, dass sie die erste Anlage ausgearbeitet haben,
wofür auf der Vomper-Hinterauthaler Platte schon die bedeutende
Empfindlichkeit für die Neigungsverhältnisse der Schichten auf der
Kammhöhe deutlich Zeugnis ablegt.
In dem mächtigen Sammelkar des Rossloches nun finden wir
mindestens sieben ursprüngliche Furchen zu einem Bache vereinigt, so
zwar, dass die kleinen Gipfelzacken des Hauptkammes unmittelbar auf
einer rauhwelligen Hochfläche aufsitzen, welche klar erkennen lässt, dass
hier vorzüglich durch Eiswirkung die Zwischenriegel entfernt wurden.
Erst in grösserer Tiefe gelangen schmale Wasserrunsen zu einer Be-
deutung. So können wir mit Hilfe der Gratzeichnung der grossen Wand
vielfache Schlüsse auf die angrenzenden Thalungen gewinnen.
Auch der Karwendelkamm besitzt im Norden grossartige Wand-
anlagen, in welchen beide früher besprochene Typen übereinander ent-
halten sind. Wir finden sowohl Stellen, wo die Wand aus saigeren
Wettersteinkalkschichten errichtet ist, als auch solche, wo die über-
schobene, flachgelagerte Decke auf einem weichen Untermittel ruht,
und endlich Uebereinanderthürmung von beiden Arten. Wenden wir uns
gleich dieser Ausbildungsweise zu, weil sie bisher noch nicht vertreten
204 Verhandlungen. Nr. 10
war. Dieselbe zeigt sich am meisten in den Abstürzen der Schichten-
spitzen des Bärenalpkopfes und der Tiefkarspitze. Die untere, meist
weit kleinere Abtheilung besteht aus lothrechten Wettersteinkalkplatten,
an deren Fuss die nieder gewitterten Raibler Schichten lagern. Dann
thront darüber eine Zone arg zermalmter Rauhwacken worauf eine
flach südfallende Decke von Muschelkalk und Wettersteinkalk oder
letzterem allein das Ganze krönt. Wie solche zusammengesetzte Wände
sich rasch beträchtlich verändern können, lehrt in prächtiger Weise
das Rhonthal, ein kleineres Querthal, welches von den Nordwänden der
östlichen Karwendelwand nach Hinterriss zieht (Fig. 2). Auch diese
Wand ist zusammengesetzt, indem sie zwei furchtbar zerfaltete Rauh-
wackenbänder durchziehen, über denen die aufgeschobene Decke stellen-
weise in wilde Thürme gegliedert ist. Dieser Wand liegt ein vom Bach
durchbrochener Querwall von überkippten Partnach-, Wettersteinkalk-
und Raibler Schichten vor, an den sich ein enggefalteter, mächtiger
Bereich von Hauptdolomit schliesst, in "elchem der weitaus grösste
Theil des Thales liegt. Dasselbe läuft anfangs gegen Norden und biegt
dann fast rechtwinkelig nach Osten um. Im nördlich streichenden Theile
liegt der fast ebene Schuttboden der Rhonthalalpe, welcher an der
Umbugstelle in eine ungeheure Anhäufung von riesigen Wetterstein-
und Muschelkalkblöcken übergeht, die wohl die Ursache seiner An-
stauung bildete. Diese Blockmassen beherrschen den ganzen östlich
ziehenden Theil des Thales und enthalten hunderte von gewaltigen
Klötzen. Weit herum bestehen die angrenzenden Gehänge aus Haupt-
dolomit und noch jüngeren Schichten, weshalb eine Entstehung durch
Bergstürze völlig ausgeschlossen ist. Diese Massen können nur durch
einen Gletscher aus dem Thalhintergrunde geschleppt worden sein, wo
wahrscheinlich mehrere der schlanken, hohen Thürme auf das Eis
herabstürzten und hinausgetragen wurden. Das kann natürlich nur in
einem Rückzugsstadium der letzten Vergletscherung stattgefunden haben.
Reiseberichte.
R. J. Schubert. Zur Geologie des Kartenblatt-
bereiches Benkovac—Novigrad (29, XI).
II. Das Gebiet zwischen Zemonieo und Benkovae.
Das sich an die im vorigen Berichte besprochenen Küstenfalten
anschliessende Muldengebiet zwischen Unter- und Ober-Zemonico
weist an den von Zara nach Obrovazzo und Benkovac führenden Strassen
anscheinend einen regelmässigen Muldenbau auf: zwischen den beiden
von Imperforaten-!) und Nummulitenkalk flankirten Rudistenkalksätteln
!) Unter dem Namen Imperforatenkalk fasse ich die marinen Kalke
zwischen Cosina- (beziehungsweise Rudisten-) Kalk und dem Hauptnummulitenkalke
zusammen. Es sind die bisher als „oberer Foraminiferenkalk* (Stache) oder Milio-
liden- und Peneropliskalk und Alveolinenkalk bezeichneten Schichtglieder, die
wenigstens in Norddalmatien kartographisch bei ihrer vielfachen Wechsellagerung
nicht trennbar sind, so dass mir ein einheitlicher Namen für diese mit Alveolina,
Miliolideen (Bi- Tri-Quwinque-Spiroloeulina) und Peneroplis erfüllten alttertiären
Kalke, die unter dem Ilauptnummulitenkalke lagern, wünschenswerth schien. Da
1903 Bericht vom 31. März. R. J. Schubert. 205
erstreckt sich eine mit vorwiegend weichen Mergeln erfüllte Niederung.
Die weichen hellen Mergel sind mehrfach in Wasserrissen und den
Strasseneinschnitten entblösst, verrathen sich auch stellenweise durch die
helle Bodenfärbung. Dass jedoch hier keine einfache Synklinale vorliegt,
sieht man auch an dieser Strecke daraus, dass der bis an die Strasse
reichende Hügel, welcher das Trappistenkloster trägt, aus synklinal
gelagerten weichen Mergeln mit wechsellagernden härteren Bänken be-
steht. Die an der Strasse befindliche Quelle bezeichnet das Mulden-
tiefste. Noch deutlicher als die dem Südwestrande des Muldengebietes
so sehr genäherte Muldenlinie lässt der etwas abseits (nördlich) der
Strasse gelegene Hügel Gole$, der aus einem Nummulitenkalkaufbruche
besteht, erkennen, dass hier eine Doppelmulde vorliegt. Der Süd-
westrand dieser Doppelmulde verläuft über die Ortschaften Jagodnjedl.
—Lisane di Tinj—Unter-Zemonico—Smrdelje-Murvica,
der Nordostrand über die Ortschaften Rastevic—Skabrnje—
OÖber-Zemonico und östlich Smokovid. Nur in den von den
obenerwähnten Strassen gequerten Theilen ist scheinbar eine einheitliche
Mulde vorhanden in Folge einer Senkung der Achse des das Mulden-
gebiet von Zemonico durchziehenden Zwischensattels sowie auch durch
Brüche, wie der steile Abfall des Trappistenhügels beweist. Der er-
wähnte GoleShügel bedeutet einen nochmaligen Aufbruch des im Süd-
osten des Kartenblattes bis zum cenomanen Dolomit aufgebrochenen
Sattels von Polaca—Jagodnje grn. Dass nicht lediglich Senkungen
das Fehlen älterer tertiärer Schichten an den beiden Strassen bedingen,
erhellt einerseits aus dem allmäligen Schluss des Kreidezwischensattels,
dem eine relativ breite Zone von Imperforaten- und Nummulitenkalk
folgt, sowie aus dem umlaufenden Streichen des abermaligen Nummu-
litenkalkaufbruches am Goles.
Dieser Kreidesattel streicht als wenig gegen Südwest geneigte
Antiklinale (vergl. diese Verhandl. 1902, pag. 205) aus dem Karten-
blattbereiche Zaraveechia—Stretto in das in Rede stehende Gebiet.
Zunächst weist der aus Rudistenkalk bestehende Nordostflügel stärkere
Erhebungen auf (Debeljak und die Höhen östlich Jagodnje grn.). An
Brüchen, die mit dem Durchbruche der Klitevica durch den Nadinsattel
in Verbindung stehen, sank jedoch dieser Nordostflügel (im Bereiche
der Dubrava östlich Polaca) nieder und die Höhen, an deren Fuss
Polata liegt, bestehen aus südwestlich einfallenden Rudistenkalkbänken
des Südwestflügels jenes Sattels. Die Scheitellinie desselben ist durch
eine dolomitische Aufbruchzone markirt, die jedoch östlich und nördlich
von Pola@a nur schmal und wenig scharf von den Kalkflügeln zu trennen
ist. Im Einbruchgebiete, an dessen Nordostflanke bei Ober-Jagodnje
nun sämmtliche (darin reicher vertretenen Gattungen ihrer Schalenbeschaffenheit
nach zu den imperforaten (porcellaneen) Foraminiferen gehören, halte ich den
Namen Imperforatenkalk als am bezeichnendsten, umsomehr, als sowohl Nummu-
lites als auch die in den höheren eocänen Schichten so reichlich vorhandenen
Gattungen Orbitoides, Opereulina, Heterostegina, Rotalia, Globigerina, Cristellaria,
Nodosaria, Truncatulina, Lagena etc. perforirt sind. Die Bezeichnung oberer
Foraminiferenkalk, im Gegensatz zu dem unter dem Cosinakalke befindlichen unteren
Foraminiferenkalke gebraucht, kann äuf den ganzen Complex der Imperforaten-
kalke nicht ausgedehnt werden, da ja derselbe die Basis der marinen eocänen
Schichten bildet.
K. k. geol. Reichsanstalt. 1903. Nr. 10. Verhandlungen. 31
206 Verhandlungen. Nr. 10
sich eine altquartäre Ablagerung befindet, sanken nebst einem Theile
des dolomitischen Kernes auch Partien des kalkigen Südwestflügels
nieder. Auch diesem sind bei Polaa altquartäre Conceretionen führende
Lehme angelagert. Im Bereiche des jetzigen Nadinsko blato ist nun
der grösste Theil dieses Sattels niedergebrochen, und zwar nebst den
eretacischen und tertiären Schichten des Nordostflügels auch der Kern,
ja auch Theile des Südwestflügels. Vom Rudistenkalk des letzteren
wird auch das steilere Südwestufer des Sees zum grössten T'heil ge-
bildet. Nordwestlich des Nadinsees ist der Sattel wieder erhalten, der
Rudistenkalkaufbruch verschmälert sich jedoch rasch gegen Nordwest
und schliesst, von wenig mächtigen Cosinakalkresten umsäumt, im
flachen steinigen Hutweidengebiete südöstlich PrkoS. Dieses besteht
srösstentheils aus flach gelagerten tertiären Schichten, und zwar zunächst
dem Rudistenkalke aus einem Kerne von Imperforatenkalken, der
nördlich Prko$ auskeilt und von einem Mantel von Nummulitenkalken
und Knollenmergeln umgeben ist, die bis an den Na pletenica
potok reichen. Während jedech die Kalke des östlich von PrkoS von
einer starken Längsstörung betroffenen Nordostflügels dieses flachen
Sattels überall blossliegen, ist der Südwestflügel — besonders die
Nummulitenschichten desselben — westlich einer Linie Prkos—Nadinsee
grösstentheils von Quartär überdeckt, das zum Theil diluvialen Alters
sein dürfte; eine sichere Trennung des älteren Quartärs vom jüngeren
ist jedoch mangels guter Aufschlüsse gegenwärtig hier nicht möglich.
Dass jedoch altquartäre Schichten hier vorhanden sind, konnte ich an
kleinen Aufschlüssen nordwestlich des Brunnens Bojana sowohl an
dem nach Zemonico als auch an dem nach Prkos führenden Fahrwege
feststellen. Auch macht die relativ bedeutende Mächtigkeit, welche
diese der Flanke angelagerten Gebilde besitzen und wodurch dieser
einer Mulde entsprechende Terrainstreifen den Rudistenkalk des Nadinsee-
PrkoSsattels an absoluter Höhe übertrifft. eine reiche Vertretung des
Altquartärs wahrscheinlich. Auch die Breccienplatten an der Westecke
des Nadinsees, dort, wo das Tertiär an den Seerand tritt, könnten
möglicherweise Reste einer diluvialen Ablagerung sein. Andererseits liegt
wieder die Vermuthung nahe, dass die Rudistenkalkbreccien, die ganz
denen gleichen, wie sie in den obersten Lagen der altquartären Gebilde
anderer Localitäten vorkommen, erst nach dem Niederbruche des
Nadinseesattels entstanden.
Dieser Sattel trennt zwei Mulden, deren jüngste Glieder höhere
mitteleocäne Gebilde sind, die jedoch grossentheils mit alluvialen
Lehmen erfüllt erscheinen. Die nordöstliche der beiden, die bei Pristeg
und Ceranje im Bereiche des Kartenblattes Zaravecchia stärker erweitert
war (s. diese Verh. 1901, pag. 238), ist bei den Gehöften Gruli6 —
Coso— Trazivuk— Gjelet in Folge der stärkeren Auffaltung des
erwähnten Zwischensattels stark zusammengepresst, im Bereiche der
KliGevica anscheinend wieder weiter, jedoch sind durch deren
Alluvionen sowie durch Absenkungen die Tertiärschichten nur spärlich
erschlossen. Das Gleiche ist im Bereiche des Nadinsko blato der
Fall und erst vom Nordrande desselben an ist ihr Nordostrand über
Skabrnje-—Ober-Zemonico deutlich zu verfolgen, die über dem
Hauptnummulitenkalke und Knollenmergel folgenden Schichten sind
1903 Bericht vom 31. Mai. R. J, Schubert. 207
jedoch zum grössten Theil von jungen Lehmen überdeckt. Beim
Brunnen Marinovi6 und südlich Ober-Zemonico sind die weichen, mit
harten Bänken wechsellagernden Mergel an mehreren Stellen entblösst.
Dem Nordostflügel sind bei Rastevic und Ober-Zemonieo diluviale Lehme
angelagert, die beim ersteren Orte eine reichere Öonchylienfauna zu
beherbergen scheinen, da ich auch Olausilienreste fand. Die Mulden-
linie ist durch den Verlauf der Klitevica, die Brunnen Stankovac—
Ivkovac—Marinovicd, bei Sv. Luka, an der Strasse zwischen
Ober- und Unter-Zemonico gegeben. Der Abfluss dieser gegen Südost
geneigten Mulde trägt auch, wenngleich in geringerem Maße, zur
Inundirung des Nadinsko blato bei. Gegen Nordwest zu schliesst diese
Mulde, indem der Nummulitenkalk des Golesaufbruches an jenen des
Nordostflügels der Mulde (des Südwestflügels des nächsten nordostwärts
sich anschliessenden Sattels) gepresst erscheint.
Hiermit steht das Oeffnen der zweiten südwestlichen Mulde in
Verbindung. Diese streicht vom Südosten her (vergl. diese Verh. 1902,
pag. 202) zwischen Pola&a—Prkos einerseits, Unter-Jagodnje—Lisane di
Tinj andererseits in annähernd gleicher Breite, gleich der anderen Mulde
mit jüngeren Mergeln erfüllt, die jedoch zumeist von alluvialen Gebilden
überdeckt sind. Auch der Nordostflanke dieser Mulde sind diluviale
Lehme aufgelagert, so bei Polaöa, Prko$S, wahrscheinlich auch westlich
Tinj. Vielleicht bildeten dieselben eine zusammenhängende Ablagerung,
doeh scheint ihr Zusammenhang durch die postdiluvialen Senkungen
und Niederbrüche gegenwärtig unterbrochen zu sein; auf der Karte
konnte ich dieselben häufig mangels genügender Aufschlüsse nur in
den mächtigsten Partien ausscheiden, eventuell schematisch andeuten.
Das Terrain zwischen dem Schlusse des Zwischensattels nördlich von
PrkoS und der Strasse von Zara nach Obrovazzo ist grossentheils Sumpf-
gebiet, da die weichen, wasserundurchlässigen, hellen, mitteleocänen
Mergel in geringer Tiefe unter der Quartärdecke lagern, wie natürliche
und künstliche Einschnitte erkennen lassen. Nordöstlich Mostar ragt
aus dem Sumpfe eine kleine, aus Nummulitenkalk bestehende Kuppe,
eine kleine Aufwölbung, die sich in der Mitte zwischen dem Nummu-
litenkalk des Prkos—Poladasattels und dem des Gole$ befindet. Von
der Strasse an gegen Nordwesten ist der Verlauf der Mulde deutlich
erkennbar, indem auf die sie zu beiden Seiten begrenzenden Nummuliten-
kalke und Knollenmergel von Unter-Zemonico—Smrdelje—Murvica einer-
seits und der Gehöfte Kovatevic (Goles)— Dra&ie— Raskovic—Niegus —
Zupan—Petranovic—Pestovi6G andererseits eine Zone heller, weicher,
grossentheils von Quartär überdeckter Mergel folgt. Die Verbindungs-
linie der Quellen an der Strasse Zara—Obrovazzo (bei S. Katerina)
und an der Strasse Murvica—Polesnik bezeichnet den Verlauf der
Muldenlinie. Gegen diese fallen die Schichten ein, wie es besonders
die harten Mergel- und Kalksandsteinbänke erkennen lassen, und zwar
an der ganzen Strecke Perovie--Senj—Smokovic—Popovic—
Doduk gegen Nordost, beim Trappistenkloster und von da an in
einer zur vorigen parallelen Zone gegen Südwest. Besonders an diesem
Nordostflügel sind mehrere Querbrüche ersichtlich, durch welche die
harten Conglomerat- und Mergelbänke auffällig zerstückt sind. Die
Kalksandsteine sowie auch die harten Mergelbänke enthalten einzelne
31*
208 Verhandlungen. Nr. 10
Gerölle von Kalk, auch kieseligem Materiale, die bisweilen in Lagen
angeordnet sind, ja ganze Conglomeratbänkchen bilden. Ab und zu
sind darin perforirte Nummuliten und Assilinen in zahlreichen Exem-
plaren vorhanden. Der Nummulitenkalk der südwestlichen Umrandung
geht, wie dies auch sonst meist der Fall ist, nach oben zu in einen
fossilarmen Mergel über, der an der Oberfläche knollig abgesondert
ist, nach der Tiefe zu jedoch aus harten blaugrauen Bänken besteht.
Auf diese dunkle Färbung und ganz vereinzelte Kohlenhäutchen hin
wurde bei Murvica, nordöstlich der neuen Kirche, auf Kohle bisher
mit negativem Erfolge geschürft. Am Nordostrande der Mulde fand
ich in der Grenzzone des Hauptnummulitenkalkes gegen die höheren
Mergel bei Raskovic (östlich von Murvica) röthliche, Krabben und
andere besser erhaltene Fossilien führende Breccien, allerdings bisher
nur vereinzelt. Die jetzige Ausfüllung der Mulde besteht zumeist aus
jungen Verwitterungs- und Schwemmgebilden.
Gegen Nordosten wird die Doppelmulde von Zemonico von einem
Sattel begrenzt, der als nordwestliche Fortsetzung der Stankovac-
Antiklinale (s. diese Verh. 1901, pag. 237) das Kartenblatt als fast
normales Rudistenkalkgewölbe betritt. Von RastoviG an erscheint er
gegen Südwest geneigt und der flacher gelagerte Nordostflügel, dem
unter anderem die Gradina von Nadin angehört, besonders in der
Gegend südlich Nadin mehrfach gewellt und von Längsbrüchen durch-
setzt. Auch senkrecht zum Streichen sind mehrere Bruchlinien in den
Schluchten zwischen dem Kliöevicaquerthal und Nadin erkennbar. Die
jetzt mit jungquartären Gebilden erfüllten Absenkungsgebiete dieses
Sattels entstanden wohl ungefähr in derselben Zeit, in welcher der
Niederbruch des Nadinseegebietes erfolgte, postdiluvial. Doch sind auch
Reste älterer Lehme erhalten, so am klarsten südöstlich des Gehöftes
Deämalj bei Nadin, die dort in mehreren Wasserrissen ersichtlich sind.
Der geneigte Sattel richtet sich gegen Nordwesten zu wieder auf und
lässt eine östlich Skabrnje am breitesten denudirte dolomitische Auf-
bruchzone in der Sattelachse zu Tage treten. Dieselbe ist an der Strasse
Zemonico (Zara)—Benkovaec gut erkennbar, jedoch nicht als einheitlicher
Dolomitzug, sondern als Wechsellagerung von wollsackartig und flach
buckelig verwitternden Dolomit- und scharfkantigen Rudistenkalkbänken.
Bei dem allmäligen Uebergange und der vielfachen Wechsellagerung von
Dolomit- und Kalkbänken konnte hier wie bei den Gehöften Jakovie
und Viskovi& lediglich der Kern dieser dolomitischen, wahrscheinlich
cenomanen Aufbruchzone ausgeschieden werden. An der von Zemonico
nach Smileic führenden Strasse ist dieselbe nicht mehr ersichtlich, der
Kreidesattel ist hier im Ganzen zwar auch aufgerichtet, doch flacher
und namentlich im Nordostflügel von zahlreichen kleineren Brüchen
durchsetzt, die Streichen und Fallen der Rudistenkalkbänke unregel-
mässig erscheinen lassen. Der Rudistenkalkaufbruch verflacht und ver-
schmälert sich gegen Nordwesten rasch und schliesst, von gastropoden-
reichen Cosinakalkbändern umgeben, beim Gehöfte Potokosan, dessen
Lokva sich im thonigen Cosinakalk des südwestlichen Sattelflügels be-
findet. Eine Querung dieses Sattels zwischen den Ortschaften Suovare—
Smokovid über das Gehöft Bani& ergibt, dass die ganze Aufwölbung
auf eine Strecke von etwa 2 km lediglich aus Imperforatenkalken besteht,
1903 Bericht vom 31. Mai. R. J. Schubert. 209
Beim Lubitieca greb erscheint der Rudistenkalk wieder, und zwar
gleichfalls von Cosinakalk begleitet, aus den Tertiärkalken empor-
gepresst, und zwar an dem über diesen Hügel (101) führenden Fahr-
wege in zwei durch einen nach Nordwesten rasch auskeilenden Tertiär-
streifen getrennten Partien. Der Kreideaufbruch verbreitert sich gegen
Nordwesten und quert die von Murvica nach Polesnik führende Strasse
in seiner früheren Breite (ca. 2 km). Dass das Vorhandensein des
Tertiärs zwischen den beiden Rudistenkalkzonen am Fahrwege über
den Lubitica greb eine Längsbruchzone bedeutet, ist zweifellos. Weniger
sicher ist es jedoch, ob die südwestliche Kreidehälfte nicht etwa einer
Fortsetzung des Zwischensattels der besprochenen Doppelmulde von
Zemonico entspricht, da der Nummulitenkalkaufbruch dieser Sattelzone
nördlich GoleS bereits an den Nummulitenkalk des Südwestflügels
gepresst ist, was den Schluss der nordöstlichen Hälfte der Doppel-
mulde zur Folge hatte. Für diese Annahme scheint mir auch das
plötzliche Wiederaufbrechen des Rudistenkalkes des Nadinsattels, im
Gegensatze zum stark verschmälerten Schlusse beim Gehöfte Potokosan,
zu sprechen, der nicht etwa nur durch Brüche bedingt ist, wie das
relativ reiche Vorhandensein von Cosinakalk beweist. Doch spricht
dagegen der Umstand, dass sich südlich Potokosan mitten in dem
durch die Gehöfte Banic—Mizdalo- Potokosan—Javor—Dratan
— Gusa umgrenzten Qulturengebiete, das anscheinend ganz im tertiären
Imperforatenkalkbereiche sich befindet, eine kleine Rudistenkalkklippe
vorhanden zu sein scheint. Nördlich des von Gusa nach Javor führenden
Fahrweges sind nämlich Rudistenkalkstücke und Blöcke inmitten der
auf den Aeckern zerstreuten Imperforatenkalkstücke angehäuft, so dass
sie auf eine anstehende, gegenwärtig allerdings von Quartär überdeckte
Rudistenkalkpartie schliessen lassen.
Da die Uebersichtsaufnahme im Bereiche des ganzen Karten-
blattes keinen Cosinakalk verzeichnete, ist die weite Verbreitung dieses
Süsswassersediments im Bereiche dieses Sattels von grossem Interesse.
Es erhellt daraus, dass zur Zeit des Cosinakalkabsatzes zwischen dem
Rückzug des Kreidemeeres und dem Wiedervordringen der tertiären
Meere auch im Bereiche des jetzigen norddalmatinischen Festlandes
grössere Küstenseen bestanden. So streichen zunächst im Südosten aus
dem Bereiche des Kartenblattes Zaravecchia Cosinakalkbänke über die
Gehöfte Gjusic, Podlug bis etwas über die von Benkovac nach
Vrana führende Strasse, Reste eines Cosinasees, dem auch die in diesen
Verhandlungen 1901, pag. 239, besprochenen Schichten angehören.
Kleinere Cosinakalkreste fand ich südlich Rastevic, doch macht hier
die Ueberlagerung des Tertiärs und zum Theil auch der Kreide eine
nähere Verfolgung unmöglich. Aus einem weiteren grösseren Seegebiete
stammen die Cosinakalkstreifen, welche diesen Sattel bei Unter-Biljane
und Skabınje flankiren sowie auch den Schluss des Nadinseesattels
umsäumen. Reiche Faunen zum Theil mit Schalen ‚erhaltener Gastro-
poden, was sonst meist nicht der Fall ist, schliessen die thonigen Cosina-
kalke ein, die zwischen den beiden Querstrassen Murvica—Polesnik und
Zemonico—Smilöis6 den in diesem Abschnitte schliessenden und wieder
aufbrechenden Rudistenkalk begleiten, an den Strassen selbst sich
Jedoch kaum in merklichen Spuren finden und daher bei der Ueber-
210 Verhandlungen. Nr. 10
sichisaufnahme nicht beobachtet wurden, ebenso wie dies auch mit den
tektonischen Verhältnissen des Rudistenkalksattels zwischen den beiden
erwähnten Strassenzügen der Fall war, weshalb der Kreidesattel auch
als ungefähr gleichbreit durchstreichend eingezeichnet wurde.
An diesen Kreidesattel schliesst sich eine etwa 2 km im Mittel
breite Zone an, in welcher weiche Mergel vielfach den Untergrund
bilden, die daher bei der ungenügenden Entwässerung grossentheils
Fiebergebiete sind. Jm Südosten des Kartenblattes, südlich Benkovac,
streicht in dieses landschaftlich als Mulde sich darbietende Mergel-
gebiet der letzte Ausläufer der Vuksicantiklinale (cf. diese Verh. 1901,
pag. 236) mit einem Imperforatenkalkkern bis etwas über das Castell
von Perusic, sodann als Nummulitenkalkaufwölbung, soweit der Hügel-
zug von Perusi6 reicht. Weiterhin, und zwar an einer quer zum Streichen
verlaufenden Dislocation etwas verschoben, ist die antikline Schicht-
stellung der härteren Mergel- und Kalksteinbänke bis zur Strassen-
abzweigung von Benkovae nach Zara und Vrana zu beobachten, und zwar
nordöstliches Einfallen an dem von Benkovac nach Perusid führenden
Fahrwege, südwestliches längs des Terrainabfalles gegen die Bare der
Mulde von Kolarine. Das umlaufende Streichen und Fallen, das sich
an dem Hügel beobachten lässt, der sich westlich des Castellhügels
von Benkovac und nördlich der Strasse Benkovac—Zara befindet, spricht
dafür, dass hier diese Aufwölbungszone, in deren Achse zwischen
PoleSnik und Islam abermals ältere Kalke aufbrechen, schliesst. An
den Nummulitenkalk aus dem Südwestflügel der Aufwölbung von Perusie
sowie an denjenigen aus dem Nordostflügel des sich südwestlich
anschliessenden Kıeidesattels von Stankovac— Nadin schliesst sich je
eine Zone höherer mitteleocäner Mergel und Kalksandsteine, zwischen
denen sich ein versumpftes Senkungsgebiet ausbreitet. Bemerkenswerth
ist der Umstand, dass hier altquartäre, wohl zumeist äolische sandige
Lehme der Südwestflanke der Mulde — bei den Gehöften Vundac
und Vuletic von Podlug — angelagert sind, die hier gleichwie bei
Rastevic eine reichere Conchylienfauna zu beherbergen scheinen.
Auch hier fand ich Olausilia-Reste nebst Helix striata und einer grossen
Pupa. Auch an der Südwestflanke der zweiten östlichen, durch die
Aufwölbung von Perusid getrennten Mulde konnte ich Reste einer alt-
quartären Ablagerung feststellen.
Die Absenkung des jetzt versumpften Terrains zwischen Podlug
und Perusid erfolgte an einer Dislocationslinie, welche der jetzt am
Fusse des Sopothügels vorbeiführenden Strasse entspricht. Auch
die nordwestlich von diesem letzteren befindliche Niederung stellt
ein Senkungsterrain dar. Der Sopothügel ist der Rest der Ausfüllung
einer Mulde, deren Achse über den nördlichen Einschnitt beim Gehöfte
Arbanas die Quelle an der Strasse und mitten durch die Bare und
Ebene zwischen Perusid und Podlug verläuft. Während die Südwest-
hälfte Sopot— Coric ein nordöstliches Einfallen erkennen lässt, besteht
die Nordosthälfte des Hügelterrains aus südwestwärts einfallenden
Schichten kalkigen, zum Theil Fossilien von schlechtem Erhaltungs-
zustande führenden Sandsteines, auch dünnen Conglomeratbänken sowie
weichen Mergeln. Der Austritt der Quelle an der Strasse ist auch an
die Auflagerung der durchlässigen Kalksandsteine auf den weicheren
1903 Bericht vom 31. Mai. R. J. Schubert. 211
undurchlässigen Mergeln gebunden, wie man von der Strasse aus gut
beobachten kann. Während die Osthälfte des Sopothügelcomplexes zum
Südwestflügel der bei Castell Benja zum Imperforatenkalkniveau
aufgebrochenen Aufwölbung von Vuksic—Perusid gehört, entspricht der
Castellhügel von Benkovac, wie aus dem NÖ-Einfallen der ihn zusammen-
setzenden höheren mitteleocänen Kalksandsteine und Mergelbänke erhellt,
dem Nordostflügel derselben.
Das nordöstlich von dieser Aufwölbung zu beiden Seiten der von
Benkovae nach Ponti di Bribir führenden Strasse sich erstreckende
Terrain besteht aus nordöstlich einfallenden höheren mitteleocänen
Schichten von wechselnder petrographischer Beschaffenheit. Weiche,
helle, gelbliche bis bläuliche Mergel wechseln mit harten kalkigsandigen
Schichten von verschiedener Mächtigkeit, die bald feste Bänke dar-
stellen, welche unter einer bräunlichen Verwitterungskruste einen
bläulichgrauen Kern erkennen lassen, bald leicht zerbröckeln. Während
die weichen, schlämmbaren Mergel zumeist lediglich Mikroorganismen
enthalten, manchmal jedoch auch reich an Orbitoiden und Nummu-
liten sind, sind besonders in den leicht zerbröckelnden sandigen Kalk-
mergeln Gastropoden und Bivalven — allerdings fast stets als Stein-
kerne erhalten — nicht selten Da diese meist auch noch verdrückt
sind, eignen sie sich wenig zur specifischen Bestimmung und näheren
stratigraphischen Fixirung der sie enthaltenden Schichten. Korallen
fand ich nur in Bruchstücken. Die harten Bänke enthalten zuweilen
Seeigel und grosse Bivalven, auch Alveolinen vom bacillum-Typus. Die
in manchen Lagen vorhandenen Nummulites complanata und perforata
deuten darauf hin, dass diese Schichten noch dem obersten Mitteleocän
angehören dürften. Im Ganzen scheint der Faunencharakter dem von
Östrovizza zu entsprechen. Ob nun das Alter dieser letzteren Fossilien-
localität, bei der auch zweifellos Prominaschichten anstehen, als unteres
Obereocän oder oberstes Mitteleocän aufgefaßt wird, ist wohl für das
Kartenbild als auch die tektonische Deutung ohne Belang. Ein ein-
heitliches Profil dieser Schichten zwischen der Aufwölbung von Perusid
und dem Rande des grösstentheils aus Prominaplattenmergeln be-
stehenden Plateaus lässt sich bei dem petrographischen Wechsel nicht
geben, zumal auch die weichen, zwischen den härteren Bänken lagernden
Mergel vielfach zu localen Störungen Anlass gaben und das ganze
Gebiet von stellenweise sehr mächtigen Quartärgebilden (Torrenten-
schutt und Verwitterungslehm) bedeckt ist, so dass die eocänen Schichten
zumeist nur in den Wasserrissen stellenweise blossgelegt sind. Die
Höhen Sv. Duh Podgradina, Podvornice, Vreil, Bukovie,
Benkovac selo werden bereits von mehr minderplattigen Mergeln
der Prominaschichten gebildet, aus denen auch die Höhen von Lepuri,
Bulic sowie die Plattenmergel an der Strasse südlich LiSane auf Blatt
Zaravecchia angehören, die ich am Beginne meiner Arbeiten in jenem
Gebiete (cf. diese Verh. 1901, pag. 180) als noch in den Complex
der mitteleocänen Schichten gehörig betrachtete. Die Grenzlinie der-
selben gegen die höheren mitteleocänen Schichten ist wenigstens auf
der Strecke Podgradina—Benkovac selo eine Störungslinie. An der
Strasse von Benkovae nach Karin sowie in einigen Wasserrissen
(südlich Vröil, Podgradina) sieht man nämlich deutlich, dass die
912 Verhandlungen. Adfapr ° Nr. 10
untersten Prominaplattenmergel nicht gleichsinnig auf den mässig
gegen Nordost einfallenden älteren Mergelbänken lagern, sondern steil
gestellt, überkippt oder stark gepresst sind, bald darauf jedoch unter
nahezu gleichem Winkel wie die unterlagernden mitteleocänen Mergel
gegen Nordosten einfallen. so dass man dort, wo diese nur wenige
Schritte breite Störungszone von Quartär überdeckt ist, „uf eine con-
cordante Lagerung schliessen könnte. Eine tektonische Deutung dieser
Verhältnisse wird erst nach der Aufnahme des ganzen Bexeiches der
Prominaschichten möglich sein, desgleichen, ob in dem Mergelterrain
zwischen der Aufwölbung von Perusi6 und den ‚Prominaschichten eine
einheitliche Schichtfolge vorhanden ist. af ons
Hier mag noch eine interessante Erscheinung aus dem 4srenz-
gebiete der älteren und der Prominamergel kurz erwähnt sein, die: ich
von Korlat bis gegen Smil@ic wahrnehmen konnte, nämlich. ‚8
Vorhandensein eines Zuges von kleinen, aus Hauptalveolinenkais iin
stehenden Klippen im Bereiche sowohl der höheren mitteleocänen als’
auch der Prominaschichten. Diese Klippen und Klippchen bestehen
aus typischem hellen Alveolinenkalk mit den kleinen kugeligen bis
ovalen Alveolinen und ragen aus der gleichmässig flach gegen Nord-
osten einfallenden Sehichtfolge zum Theil als thurmar tige Massen senk-
recht empor, häufig fallen ihre Schichten gegen Nordosten ein, bis-
weilen jedoch, wie bei Tintor dem allgemeinen Verflächen entgegen-
gesetzt, gegen Südwesten.
Kaum verschmälert, streicht das mitteleoeäne Mergelterrain nach
Schluss der Aufwölbung von Perusid nordwestlich von Benkovae bis
Smil&ie weiter, im Südwesten durch einen schmalen Hauptnummuliten-
kalk- und Knollenmergelstreifen (von Unter-Biljane an von Alveo-
linenkalk), im Nordosten durch die Prominaplattenmergel längs Kulat-
lagie, Korlat, Ober-Biljane begrenzt. Zwischen Benkovae und
Smil&i@ ragen die härteren mergeligen und sandigen, auch conglome-
ratischen und zum Theil fossilführenden Kalkbänke in Form von zahl-
losen grösseren und kleineren Kuppen und Kämmen aus dem umhüllenden
Quartär hervor und die weichen, mit den härteren Bänken wechsel-
lagernden Mergel verrathen ihre Anwesenheit öfters durch hellere
Färbung der Aecker, sind auch bisweilen in Wasserrissen und kleineren,
wenngleich seltenen Entwässerungsgräben aufgeschlossen. Nur im Be-
reiche des Torrente Matica, nordwestlich. des Sopothügels, bieten
sowohl die harten wie die weichen Mergel selten zu Tage, da diese
Gebiet gleichwie das zwischen Podlug und Perusid ein
deren Zu beiden Seiten der von Zemonico (Zara) nach Smileie
(Obrovazzo) führenden Strasse lagern mächtige (bis zu einer Höhe von
201 m ansteigende) helle altquartäre Sande (auch Lehme) mit local
häufigen Üonceretionen, von welchen die Mergel und Kalksandsteine
zu beiden Seiten der Strasse grösstentheils überdeckt sind. Die zwischen
3enkovac und Smilöic aus dem Alluvium hervorragenden Kalkmergel-
und Sandsteinbänke fallen durchwegs gegen Nordosten ein, und zwar
mit beträchtlich schwankendem Einfallswinkel, was jedoch leicht dadurch
erklärlich ist, dass die Schichten vielfach gestört und zerstückt sind,
wie dies auch aus dem Vorkommen erhellt, und mit weichen Zwischen-
lagen wechsellagern, also leicht Rutschungen ausgesetzt sind. Da diese
1903 Be.. u vom 31. Mai. R. J. Schubert. 213
durchwegs gegen Nordosten einfallenden Schichtfolgen gegen Südwesten
an den in dieser Strecke gegen Südwesten geneigten Sattel von Nadin
grenzen, der weiter südöstlich, wo auch die Aufwölbung von Perusic
im Ganzen normal aufgerichtet ist, einen antiklinalen Bau besitzt, ist es
möglich, dass diese durchwegs NO einfallenden Schichten die gleichfalls
gegen Südwe ten geneigte Fortsetzung der Aufwölbung von Perusit
darstellen.
Beme.xkenswerth sınd die geologischen Verhältnisse der beiden
Torrenten Ri&ina—Jadova—Jaruga—Jezera und Ljubovlje—Matica—
Klitevica sowie des temporär inundirten Bruchpoljes des Nadinsees.
Iiı Senkungsgeh. te zwischen dem Schlusse des Nadinseesattels
und # x Strasse Zara- Obrovazzo östlich Zemonico sammeln sich mehrere
als ietenica und RastnosS potok auf der Karte bezeichnete
W .sse !aufe, die, durch den Sattel bei Prko$ sowie offenbar durch
‘ wwvis,se Gebilde an einem Abfluss gegen Südosten gehindert, ihren
Weg südlich Mostar in die im vorigen Berichte erwähnten jungen
Bruchgebiete im Bereiche des Rudistenkalksattels westlich (Gulina) und
nordöstlich von Galovae nehmen (als Torrente Riöina und Jadova).
Erst nach dem Eintritte in den Bereich der Mulde von Gorica nimmt
der nun Jaruga genannte Wildbach einen dem dinarischen Streichen
ungefähr parallelen Lauf an, um als Torrente Jezera dem Vranasumpfe
zuzufliessen. Von der NW—SO-Richtung biegt er südlich RaStani auffällig
gegen Südwest aus, indem er das Altquartär von Gorica und Rastani
umfliesst, ein Umstand, der gleichwie der Eintritt aus der Muldenzone
südöstlich Zemonico in die jungen Senkungsgebiete von Galovac für die
postdiluviale Entstehung des Torrenten in seiner jetzigen Gestalt spricht.
Einige Aehnlichkeiten besitzt dieser Torrente mit dem zweiten,
indem auch bei diesem ein aus mehreren Gerinnen entstandener Bach
(Torrente Ljubovlje) in allerdings längerem, dem Schichtstreichen
folgendem Laufe einem Senkungsgebiete zufliesst (Torrente Matica),
aus dem er den südwestlich sich anschliessenden Sattel durchbricht.
Wahrscheinlich würde der Torrente sich seinen Weg durch die mit
Quartär überdeckten Mergel zwischen Sopothügel und dem Rudisten-
kalksattel gebahnt haben, wenn ihm die Querbrüche durch diesen Sattel
(im Bereiche des heutigen Klicevica-Querthales) nicht einen leichteren
Abfluss gegen Südwest erlaubt und so zu einer Aenderung seiner
Rielitung veranlasst hätten. Nach Passirung des Querthales gelangt
dieser von dem Eintritte in den Rudistenkalksattel an KliGevica
genannte Torrent abermals in ein Muldengebiet (von Miranje), in dem
er, der Bodenneigung folgend, in der entgegengesetzten Richtung als
wie in seinem Ljubovlje und Matica genannten Oberlaufe — gegen
Nordwesten dem Bruchgebiete des Nadinsees zufliesst.
Der Nadinsee stellt das zeitweise inundirte Niederbruchsgebiet
eines Theiles des ins Niveau des Kreidedolomits aufgebrochenen Sattels
von Pola&a—Jagodnje grn. dar. Das Südwestufer dieses in der dinari-
schen Streichungsrichtung gestreckten Sees wird von den Resten des
Südwestflügels dieses Sattels — den Schichtköpfen 30—50° südwest-
wärts einfallender Rudistenkalkbänke — gebildet und nur auf einer
kurzen Strecke (in der Nordwestecke) tritt auch schon der Imperforaten-
kalk des Südwestflügels an den Seerand heran. Der Kern und vor
K. k. geol. Reichsanstalt. 1903. Nr. 10. Verhandlungen. 39
214 Verhandlungen. Nr. 10
Allem die ganze cretacische und tertiäre Schichtfolge des Nordostflügels
sanken nieder, Streifen des letzteren ragen jedoch vom Südost- sowie
Nordwestrand des Sees (der Ebene) in diesen hinein, vom Nordwestrand
ist es die auch auf den Karten eingezeichnete, weil über das Seeniveau
sich etwas erhebende Landzunge Nosat, vom Südostrande jedoch als
eine zur Zeit der Austrocknung des Sees gut ersichtliche, sonst aber
vom Wasser bedeckte Gesteinszone. Beide tektonisch völlig gleich-
werthigen Vorsprünge bestehen aus nordöstlich einfallenden Bänken
von Rudistenkalk, an welche sich gegen Nordosten zu Imperforaten-
kalke anschliessen. In der Verlängerung der Landzunge Nosa@ ragt
aus dem Sumpfboden eine allerdings sehr flache, aus oberstem Rudisten-
kalk des Nordostflügels bestehende Klippe hervor, desgleichen tritt
Rudistenkalk, allerdings des Sattelkernes, im Grunde und in der Um-
randung der in der Karte eingezeichneten Ponore zu Tage. Eine ganz
kurze Strecke des Südostufers wird von Kreidedolomit gebildet, dessen
Aufbruchszone am Bruchrande angeschnitten ist. Während das südwest-
liche Längsufer und die westlichen Hälften der beiden kürzeren Seeufer
überwiegend von cretacischen Schichten gebildet werden, treten längs
des Nordostufers sowie der östlichen Hälften der beiden kürzeren See-
ufer tertiäre Schichten aus beiden Flügeln der nordöstlich an den
Kreidesattel sieh schliessenden Mulde zu Tage. Die an beide Rudisten-
kalkvorsprünge sich anschliessenden Imperforatenkalke gehören dem
Südwestflügel dieser Mulde an, deren Ache durch den Verlauf der
Miranska jaruga und Klitevica sowie gegen Nordwesten zu
durch die Brunnen Stankovac, Ivkovac, Marinovic ersichtlich
ist. Der Nummulitenkalk dieses Flügels ist gegenwärtig meist von
Quartär überdeckt, desgleichen die jüngeren Mergel des Muldeninnersten
und der Nummulitenkalk des Nordostflügels der Mulde. Erst die Imper-
foratenkalke dieses Flügels sind wieder längs des Nordostufers des
Sumpfes gut ersichtlich, indem sie die steinige Randzone des Sees von
südöstlich des Brunnens Stankovae an verursachen. Derjenige Theil des
Nordostufers, welcher der Landzunge Nosa@ gegenüber liegt, wird noch
vom Imperforatenkalk des Südwestflügels der Mulde — des Nordost-
flügels des niedergebrochenen Sattels — gebildet und diese Schichten
sind es, welche die schmale Bucht am Nordufer des Sees umgeben, die
daher nicht den weichen Mergeln des Muldentiefsten entspricht, wie
man etwa glauben könnte. Das nordöstliche Seeufer selbst wird nur
auf eine kurze Strecke südwestlich der Glavica im Bereiche des
„Wald“gebietes, wo es gegen Osten zurückweicht, von Imperforaten-
kalk gebildet, während der grössere Theil dieses Tertiärs mit Quartär
und Culturen überdeckt ist.
Auch die östliche Hälfte des Südostrandes des Sees ist zum
grössten Theil mit quartären Lehmen, dem Alluvium der Klicevica,
überdeckt und lediglich gegen die Rudistenkalkgrenze sowie im Torrenten-
bette an einigen Stellen tritt der Imperforatenkalk zu Tage.
Ein Vergleich des Nadinsees (Nadinsumpfes) mit dem nahen Bruch-
gebiete des Vranasees und -Sumpfes !) ergibt mehrere wesentliche Ver-
schiedenheiten.
') cf. diese Verhandl. 1902, pag. 200.
1903 Bericht vom 31. Mai. F., v. Kerner. 215
Beide verdanken im Wesentlichen längsgestreckten Gewölbein-
brüchen ihre Entstehung, doch erfolgte beim Vranasee vorwiegend der
Niederbruch des Kernes, beim Nadinsee vorwiegend des Mittel-
schenkels einer Falte, wenngleich auch im geringeren Maße Kern-
reste bei ersterem erhalten blieben, bei letzterem niederbrachen.
Beide Bruchgebiete besitzen ihre Hauptponore in der Südecke,
doch ist die Art der Inundation eine wesentlich verschiedene. Während
beim Vranasee und -Sumpfe zumeist kalkreiche Rand- und Speiquellen
längs des Nordostrandes sowie ein von Nordwesten kommender Torrent
die beim See permanente Inundirung besorgen, rührt die Wassermenge
des den Karten nach im Hochsommer, heuer zum Beispiel jedoch auch
schon im Frühling völlig trockenen Nadinbruchgebietes zumeist von
dem in der Südostecke einmündenden Torrenten Klitevica her. Der am
Nordrande mündende Ausfluss, der die Brunnen Stankovac—Ivkovac
enthaltenden Mulde ist demgegenüber nur unbedeutend und in der
steinigen Randzone des Seegebietes sah ich zwar Löcher und Spalten
im Imperforatenkalke, die ganz gut Speilöcher sein könnten, nach den
Aussagen der Anwohner jedoch kaum in merklichem Grade als solche
dienen,
Mit den verschiedenen hydrographischen Verhältnissen hängt auch
wohl die verschiedene Beschaffenheit des Bodens zusammen. Im Vrana-
sumpfe Kalktuffbildungen und schwarzer Sumpfboden, bei Nadin, soviel
ich mangels anderer Aufschlüsse als an den Ponoren beobachten konnte,
Schwemmland, dessen lockere Beschaffenheit ein Offenhalten der Ponore
sehr erschwert Zur Zeit meiner Untersuchung (März— April) erschienen
diese, von denen ich etwa zehn wahrnehmen konnte, als Schwemmland-
dolinen von ovalem bis rundem Umrisse, trichterförmig bis seicht
vertieft, an denen die Zuströmungsrichtungen durch seichte Furchen
wahrnehmbar waren. Während bei einzelnen der Abzugscanal ganz
zugeschwemmt war, konnte ich bei anderen die spalt- bis lochförmigen
Abzugscanäle im Rudistenkalke wahrnehmen.
Im Gegensatze zu der reichen Conchylienfauna des Vranasumpfes
scheint die Fauna des Nadinsko blato wenigstens nach den jetzt im
Alluvium ersichtlichen organischen Resten eine kärgliche zu sein. Nebst
eingeschwemmten Landschnecken (vorwiegend Heliw-Arten) fand ich
nur Limnaeengehäuse, und zwar auch von dieser Gattung nur Limnaea
stagnalis und eine kleinere Art.
Islam greki, am 19. April 1903.
F. v. Kerner. Reisebericht aus dem östlichen Mosor-
gebiete.
Die diesjährigen Aufnahmen betrafen bis jetzt das Gebiet zwischen
der Hauptkette des Mosor und dem Mittellaufe der Cetina. Zunächst
wurde die Gegend von Dolae untersucht, welche sich als eine von
Eoeänflysch erfüllte Einsenkung im dolinenreichen eretacischen Hinter-
lande des Mosor erwies. Die Flyschmergel sind dortselbst durch eine
mächtige Kalkzwischenlage, welche im Landschaftsbilde als Felsriff
hervortritt, in eine obere und untere Abtheilung geschieden. Die
hangenden Partien dieser Zwischenlage werden durch einen plattigen
327
916 Verhandlungen. Nr. 10
bis bankigen, feinkörnigen Kalk, die liegenden Partien durch eine
klotzige Nummulitenbreccie gebildet. An der Basis des ganzen Com-
plexes erscheinen grobe Trümmerbreccien mit Einlagerungen von
Alveolinen führendem Kalk, in welchem diese Foraminiferen stellenweise
massenhaft angehäuft sind. Die Mächtigkeit dieser Flyschunterlage
ist sehr verschieden. Streckenweise gehen die Breccien alsbald in
Rudistenkalk über; an anderen Orten vollzieht sich der Ersatz des
homogenen Kalkes durch klastische Bildungen schon in grösserem
Abstande von der Muldenzone, welche mit den Eluvien der unteren
Flyschmergel erfüllt ist. Die Alveolinennester erscheinen stets auf
das unmittelbar Liegende der Flyschformation beschränkt. Es weist
dies im Zusammenhange mit der spärlichen Vertretung eocäner Kalke
in den Mosorbreccien wieder darauf hin, dass in der Gegend des
Mosor in der älteren Eocänzeit eine Ablagerung mariner Sedimente
nur in geringem Maße stattgefunden hat, dass dort, wie ich schon
im Vorjahre vermuthet habe'), beim Vordringen des Meeres nach
der Protocänzeit kleine Festlandsreste persistirten. Im Gegensatze
hierzu zeigt der Eocänstreifen, welcher wenige Kilometer weiter nord-
ostwärts längs der Oetina verläuft, schon ein den gewöhnlichen Verhält-
nissen sich näherndes Profil. Das reichliche Vorkommen von Nummu-
liten ist zwar auf eine sehr schmale Zone im Liegenden der Knollen-
mergel beschränkt, dagegen erreicht der Alveolinenkalk bei fast
typischer Entwicklung schon eine ansehnliche Mächtigkeit und er-
scheint durch eine Zone von protocänen Kalken vom Kreidekalk
getrennt.
Beide Eocänvorkommnisse, das bei Dolac und das an der Ce-
tina bei Trnbusi, sind von NÖ her von Kreideschichten überschoben.
Die Ueberschiebung von Dolac geht gegen NW zu allmälig in eine
Falte über, ein Structurwechsel, der es im Vereine mit einer Achsen-
hebung bedingt, dass der Flyscheomplex eine hemicentroklinale La-
gerung annimmt, die im Relief dadurch zum Ausdruck kommt, dass
der Felszug, welcher der vorerwähnten Kalkzwischenlage entspricht,
einen gegen NW convexen parabolischen Bogen beschreibt. Die
Ueberschiebung von Trnbusi ist dadurch bemerkenswerth, dass sie
von zwei grossen, sehr auffälligen Querverschiebungen durchsetzt wird.
Von ganz besonderem Interesse ist die Ueberschiebung von
Dolac. Es gelang mir, hier tektonische Befunde festzustellen, welche
keine der von mir bisher genau studirten Ueberschiebungen in Nord-
dalmatien aufweist. An vier Stellen treten inmitten des aufgeschobenen
Kreidekalkes die überschobenen Flyschmergel zu Tage. Zwei dieser
Fenster liegen in der Nähe des jetzigen Denudationsrandes des Ru-
distenkalkes, die anderen zwei sind fast 1 km von demselben ent-
fernt. Dieser Rand lässt den sonst meist flachwelligen Verlauf gleich-
falls vermissen und weist mehrere tiefe Buchten auf. In einem der
vorerwähnten Fenster, welches einer Doline entspricht, erscheinen
neben mehreren Mergelpartien auch Riffe einer Reibungsbreccie sowie
anstehende Felsen und lose Trümmer von Alveolinen und Nummuliten
führendem Kalk, zweifellos Reste eines Mittelflügels, wie sie nicht
1) Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1902, Nr. 17 u. 18, pag. 422.
1903 Bericht vom 31. Mai. F. v. Kerner. ale
selten an den Ueberschiebungsstirnen zu Tage treten und bei Trau
in grösserer Ausdehnung blossgelegt sind. An der diesem Fenster
zunächst gelegenen Strecke der Ueberschiebungslinie zeigen sich zwar
keine solchen Reste von älteren eocänen Kalken, doch kann dies
nicht befremden, da man sich diese Flügelreste ja nicht als eine
eontinuirliche, zwischen den Rudistenkalk und die Flyschmergel ein-
geschaltete Schicht vorstellen wird. Es erscheint im Gegentheile
leicht verständlich, dass gerade dort. wo Fetzen von mittleren Schicht-
gliedern in einer Ueberschiebungszone stecken blieben, weiter nach
vorn zu in dieser Zone keine Spuren solcher Schichtglieder mehr
angetroffen werden. Am höher gelegenen oberen Rande von zwei
anderen der in Rede stehenden Fenster treten schwache Quellen zu
Tage, die — obwohl einfache Schichtquellen — doch mit Rücksicht
auf die ungewöhnlichen Umstände, unter denen hier die Bedingungen
für das Auftreten solcher Quellen zu Stande kommen, besonderer Be-
achtung werth sind. Den Umstand, dass die Ueberschiebung von
Dolac die anderen bisher in Norddalmatien constatirten betreffs der
Weite so sehr übertrifft, könnte man mit der Nachbarschaft des Mosor
in Beziehung bringen und sich denken, dass die abnorm starke Auf-
faltung der Schichten in der Mosorgegend auch einen ungewöhnlich
grossen Nachschub von Gebirgsmasse von Nordosten her bedingte.
Die Begehung der nord- und westwärts von Dolac gelegenen Ru-
distenkalkgebiete gestaltete sich in stratigraphischer wie in tektonischer
Hinsicht sehr monoton. Einen Ersatz bot hier das Studium mehrerer
Mineralvorkommnisse, von denen die des Asphalts schon seit langer
Zeit bekannt und hinsichtlich ihrer technischen Verwerthbarkeit bereits
genau geprüft sind. Der Asphalt erscheint an verschiedenen Orten
theils als Ausfüllung der feinen Sprünge in? Kalkgestein, zum Theil
als Kittmasse von Breccien und bildet innerhalb derartig infiltrirter
Regionen stellenweise grössere Nester. Ein wesentlich anderes Vor-
kommen bituminöser Substanz ist das als Imprägnation von mergeligen
Plattenkalken, die in einem wiederholt unterbrochenen Zuge in mehr
oder minder grossem Abstande das rechte Cetinaufer begleiten.
Ein zweites Mineralvorkommen ist das von Brauneisenerz, das
auch schon seit einiger Zeit bekannt ist, aber erst in allerjüngster
Zeit zum Gegenstande grösserer Schurfarbeiten gemacht wurde,
Dieselben gestatten einen guten Einblick in das Verhalten derartiger
Erzvorkommnisse, von denen kleine Ausbisse bekanntlich nicht selten
in Kreidekalkgebieten angetroffen werden. Die Mehrzahl der erschürften
Vorkommnisse erwiesen sich in der That als räumlich nur beschränkte
Hohlraumfüllungen, nordwärts von Kotlenice wurde aber eine Erzmasse
angefahren, die in Form eines Lagers von wechselnder, einige Deci-
meter betragender Mächtigkeit nun schon viele Meter weit im Fallen
und im Streichen zu verfolgen ist und als Ausfüllung einer der Schichtung
annähernd parallelen Spalte betrachtet werden kann. Die zu Tage
geförderten Erze sind theils dicht, theils blättrig und bröcklig, theils
schlackenartig, porös. Ihr Eisengehalt soll nach in Spalato ausgeführten
Analysen zwischen 55 und 60°/, betragen.
Als drittes Mineralvorkommen liesse sich hier noch der Caleit
anschliessen, der stellenweise in den anlässlich der eben genannten
918 Verhandlungen. Nr. 10
Schurfarbeiten aufgeschlossenen lehmerfüllten Hohlräumen in sehr
schönen Drusen angetroffen wurde, besonders aber in einer bei Kot-
lenice befindlichen Grotte, von welcher ich in Gemeinschaft mit Herrn
L. Miotto eine rohe Vermessung vorgenommen habe, prachtvolle
Stalagmiten und Sinterwände bildet.
Die Nordabdachung des Mosor ist im Gegensatze zu der tektonisch
wie stratigraphisch mannigfaltigen Südseite sehr monoton. Sie wird
durch eine theils in flachen Wellen, theils in Flexuren zum Gipfel-
kamme ansteigende Kreidekalkmasse aufgebaut. Die auf der Südseite
des Berges so deutlich ausgesprochene Uebereinstimmung von Terrain-
und Schichtneigung ist auch an der Nordseite oft erkennbar; doch
spielen hier auch Abhänge, welche steiler als der Einfallswinkel der
Schichten sind, eine grosse Rolle. Solche Abhänge sind durch reiche
Moosentwicklung und das häufige Erscheinen nasser Streifen ausge-
zeichnet, In ein paar Fällen kommt es hier sogar zu schwachen
Quellenbildungen.
Der Nachweis, dass am Aufbaue der Hauptkette des Mosor zwei
Faltensättel Antheil nehmen, liess sich in der Gegend ostwärts des
Luti kamen führen.
Der Berg Botajna, mit welchem der Ostabschnitt der Hauptkette
beginnt, erscheint als die zu einem Bergkamm aufgewölbte Fortsetzung
des Randes der obersten Terrasse am Südabhange des Mittelstückes
der Hauptkette und die östliche Fortsetzung dieses letzteren Stückes
ist in den Kuppen und Vorsprüngen am Nordabhange der Botajna zu
erkennen. Der Ostabschnitt des Mosorkammes entspricht jedoch nicht
überall einem Faltensattel von Domstructur, seine schroffen Theile,
Kaba und Kozik, erweisen sich als steil gestellte isoklinale Faltenflügel.
Dolomitische Einlagerungen sind in den Kreidekalken der Nord-
seite des Mosor spärlich; die bemerkenswerthesten derselben finden
sich in der Hochmulde Lubljanski doci. Hornstein führende Kalke
konnte ich nur am Grate zwischen Lukovo Brdo und Kamena con-
statiren. Entlang dem Nordfusse des mittleren Gebirgsabschnittes liess
sich ein an Nerineen reicher Horizont verfolgen. Auch in den oberen
Regionen des Gebirges sind Durchschnitte von Gastropoden neben
solchen von Rudisten stellenweise häufig. Am Berge Botajna traf ich
in einer Aufbruchszone in jüngeren Kreidekalken jene körnigen, unvoll-
kommen plattigen Kalke an, an die zumeist das Auftreten von Chon-
drodonta Munsoni Hill. gebunden ist, doch war das Suchen nach Resten
dieser Östreenart vergeblich.
Grobkörnige, weisse, an Radioliten reiche Kalke erlangen an den
Nordabhängen des östlichen Mosor eine grosse Verbreitung und werden
oberhalb Simunie als vorzüglicher Baustein gebrochen.
Specielles Interesse bieten in der Hochregion des Mosor das
Schneeloch am Nordabfalle der Ljubirna und die Eishöhle Ledenica
im Trichtergewirre zwischen dem Triangulationspunkte und dem Berge
Jabukovac. Das Persistiren des Schnees an der ersteren Stelle könnte
wohl in der Tiefe der Kluft und in ihrer fast immerwährenden Be-
schattung begründet sein; beim Vorkommen von Eiskrusten an der
letzteren Stelle dürfte jedoch die Verdunstung in Folge einer durch
die besondere Terrainconfiguration erklärbaren Lufteirculation mit-
1903 Bericht vom 31. Mai, A. Penck u. E. Brückner, 219
spielen. Doch scheint es passend, bei derartigen Phänomenen erst
nach ihrer wiederholten Besichtigung zu verschiedenen Jahreszeiten
an nähere Erklärungsversuche heranzutreten.
Die Ostertage verwendete ich — einer freundlichen Einladung
des Herrn cand. ing. F. Bauöic folgend — zu einem Besuche der
Gegend von Almissa. Es bot dieser Besuch zunächst die erwünschte
Gelegenheit, zwei Profile durch den östlichsten, nicht mehr in das
Blatt Sinj Spalato fallenden Antheil der Mosor Planina zu legen, und
so die in Durchführung begriffene Erforschung dieses unwirthlichen
Gebirges gegen SO hin wenigstens zu einem nothdürftigen Abschlusse
zu bringen. Von Almissa aus wurden zwei Excursionen, eine Wagen-
fahrt zur Gubavica, dem Cetinafalle bei Duare, und ein Ritt zur
Bucht von Vrulja, unternommen. Die erstere Tour bot einen flüchtigen
Einbliek in die geologischen Verhältnisse der östlichen Poljiea (Vor-
gebirgszone des Mosor) und liess erkennen, dass die von mir im
Vorjahre in der Gegend von Sitno festgestellte eocäne Schichtfolge
auch noch weiter gegen SO hin anhält. Das Gesammtbild des Cetina-
calons bei Duare reiht sich den ersten dalmatinischen Naturschönheiten
würdig an die Seite, die Gubavica selbst schafft sich dadurch, dass
sie eine Cascade von alpinem Typus ist, in den vielgepriesenen
Schweizer Wasserfällen eine gefährliche Coneurrenz, wogegen der
Kerkafall bei Scardona als grossartiger Vertreter eines besonderen
Cascadentypus sich selbst neben Rheinfall, Trollhättan und Imatra
zu behaupten vermag.
Am Tage der Excursion nach Vrulja war das Meer zum Glücke
völlig ruhig, so dass sich der in der Literatur erwähnte, ob seiner
Abgeschiedenheit aber wohl selten besuchte Süsswassersprudel,
welcher dort nahe der Küste im Meere aufquillt und das grossartigste
der in Dalmatien bekannten Phänomene dieser Art ist, sehr gut
beobachten liess.
Die kommenden Wochen werden dem Anschlusse der jetzigen
Arbeiten an die im vorigen Herbste durchgeführte Kartirung der
Gegend von Konjsko gewidmet sein.
Kotlenice, Mitte Mai.
Literatur-Notizen.
A. Penck und E. Brückner. Die Alpen im FEiszeitalter.
Mit mehreren Vollbildern in Autotypie, zwei farbigen Profiltafeln sowie
zahlreichen Textillustrationen. Gekrönte Preisschrift. Verlag von ©. H.
Tauchnitz. Leipzig 1902. III. und IV. Lieferung.
Im Anschluss an die Besprechung der Moränenreste des Steyer- und Enns-
gletschers (siehe Verhandlungen der k. k. geol. R.-A. Nr. 8, 1902) folgt nun die
der Kalkalpengletscher östlich der Salzach, welche sich unabhängig von den
centralalpinen Eisströmen frei entwickelten und im Osten der Enns bereits allein
die Gebirgsthäler mit dem Ueberflusse ihres Eises speisten. Im Traisenthale zeigen
sich die letzten Anzeichen der Vergletscherung in Moränenresten, ebenso wie im
Vorland dieses Thales zum letzten Male die vier fluvioglacialen Schotter sich ab-
trennen lassen.
So erweist die Untersuchung der Moränengebiete in Harmonie mit den vier
Schottersystemen vier Endmoränensysteme, von denen das letzte der Würmeiszeit
20 Verhandlungen. Nr. 10
die Juugendmoränen hinterlassen hat, welche am deutlichsten ausgeprägt vorliegen.
Ziemlich klar lassen sich dann die Reste der Rissmoränen verfolgen, während die
der Mindeleiszeit schon ganz verwaschen sind. Die Spuren der Günzeiszeit konnten
nur in Bayrisch-Schwaben erfasst werden. Die Würmvergletscherung ist durchaus
in geringerem Umfange geblieben als ihre Vorläuferinnen, welche sich abwechselnd
überschlangen. Während dieser Eiszeiten haben sich die grossen Zungenbecken
der Gletscher auf stabiler Grundlage eingetieft und ihre Uebertiefung setzt sich
weit ins Gebirge in Form von einseitig tiefer ausgehöhlten Thalzweigen fort. Die
Schneegrenze wird für die Würmeiszeit etwa um 1300 m, für die Risseiszeit um
1400—1500 m tiefer als die jetzige angesetzt, mit welcher sie einen parallelen
Verlauf gemein hatte.
Von den Endmoränenzonen steigen wir nunmehr ins Nährgebiet der Ver-
gletscherungen empor, wo wir uns vor allem mit den Geländeformen beschäftigen
müssen, um die Ablagerungen richtig zu beurtheilen. Die obere Gletschergrenze
lässt sich nur an einzelnen Inselbergen, sogenannten Nunataken, annähernd genau
aus den Irrblöcken bestimmen, da diese an anderen Gehängen in mannigfacher
Weise herabgedrückt erscheinen. Fast durchaus höher als die Grenze der erra-
tischen Geschiebe zeigt sich die Schliffgrenze, unter welcher sich die Gehänge
abgeschliffen und gerundet erweisen, während oberhalb gebrochene Formen herr-
schen. An manchen Stellen hat das Eis eine förmliche Schliffkehle in die Abhänge
hineingearbeitet, welche sich besonders im Gneissgebirge oft gut erhalten hat. In
den Karen setzt die Schliffgrenze aus und die zackigen Formen reichen in den
Karboden herunter, welcher allenthalben tiefer als die erratische Grenze zu
liegen pflegt.
Mit der thatsächlichen Feststellung der Gletschergrenzen wird im Oberinn-
thale begonnen, wo der Inselberg des Tschirgant einen trefflichen Eispegel bildet.
Penck legt hier die erratische Grenze zu niedrig in 2250 —2300 m Höhe, da der
Referent in Begleitung W. Hammer’s vor mehreren Jahren am Westgrate dieses
Gipfels ein Hornblendeschieferstück noch in ungefähr 2340 m Höhe auffand. Auf-
fallend gering war das Gefälle jener riesigen Eisströme, das vom Tschirgant bis
Wörgl auf 115 km nur 400 m, also 3'5°/,,, betrug. Entsprechend war dasselbe im
Salzachthale auf 70 km Entfernung 200 m, also 3°/,,. Nach diesen grossen Höhen
zu schliessen, bildeten die Eismassen in der Längsthalflucht zwischen Ur- und
Nordalpen eine zusammenhängende Masse, welche die Kaikalpen an zahlreichen
Stellen überflutete und sie mit einem weit steileren Abfall von 25°/,, durchmass.
Jedenfalls stauten die Mauern der Kalkalpen das Eis um einige 100 m in die
Höhe. Uebrigens wurden nicht blos die Pässe der Kalkalpen vom centralalpinen
Eise überwältigt, es wurde auch der Arlberg gegen Westen, Reschenscheideck
und die Engadiner Pässe gegen Süden überflossen. Am Brenner sind die Verhält-
nisse nicht völlig sicher, am Pfitscher Joch fand ein Ueberströmen des Zillerthaler
Eises nach Süden statt, während am Radstätter Tauern sogar das Eis von Süden
nach Norden vordrang. Von der grossen Längsthalflucht stieg das Eis gegen die
Centralalpen anfangs mit etwa 10°,,, dann mit 20°/,, Neigung an, also weit flacher
als die heutigen Gletscher, weshalb sich die alte und die heutige Eisoberfläche
zum Beispiel im Oetzthale in einer Höhe von 3000—3100 m, im Zillerthale in
2700—2800 m treffen. Aus der Einheitlichkeit der Gefällsentwicklung der oberen
Gletschergrenze schliesst Penck auf ihre Zugehörigkeit zur Würmvergletscherung.
Die Kare sind an jene Stellen geknüpft, wo sich ein Firnfeld von engerem Hinter-
gehänge durch eine Randkluft scharf absetzt.
Die Uebertiefung des Innthalsystems wird nach den Stufenmündungen der
Seitenthäler, den Trogrändern und den Felsterrassen eingehend ermittelt und soll
am Eingange des Oetzthales 500 m, bei Innsbruck etwa 360 m, bei Oberaudorf
noch 200 m ausmachen. Die Uebertiefung beschränkt sich auf die Betten der
Hauptgletscherbewegung, beginnt in den innersten Thalwinkeln mit einem Trog-
schlusse und erreicht an der Vereinigung der Quellthäler ein Maximum, Auch die
Pässe des Brenner und Reschenscheideck erscheinen als übertieft, ebenso die
grösseren Thalzüge östlich vom Inngebiete. Ganz besonders gute Beispiele dieser
Uebertiefung gewähren die Trogthäler der grossen Kalkklötze, so die Wannen der
Gosauseen und des Königssees.
In scharfem Gegensatze zu diesen Zeugnissen gewaltiger Glacialerosion
stehen mächtige glaciale Ablagerungen, welche vielfach in den übertieften Thälern
lagern. Penck versucht nun zu beweisen, dass diese Ablagerungen erst nach der
1903 Bericht vom 31. Mai. Hippolyt Haas. 22]
Uebertiefung von einzelnen Rückzugsstadien der letzten Vergletscherung herrühren.
Am ausgebreitetsten besetzen sie das Innthal. In der Gegend von Kirchbichl sind
gewaltige Massen von Schottern und Moränen in einer gegenseitigen Verbindung
aufgehäuft, welche das Ganze als Endmoränengürtel eines Rückzugsstadiums, des
Bühlstadiums, erkennen lässt. Die an den Flanken dieser Gletscherzunge mündenden
Seitenthäler sind durch glaciale und fluvioglaciale Ablagerungen verbaut. Es zeigt
sicb jedoch besonders am Achenseedamm, dass das Bühlstadium nicht eine Halte-
stelle der zurückweichenden Vergletscherung, sondern ein neuerlicher Vorstoss
derselben war. Vor ihm lag das Innthal bis über Imst hinauf eisfrei, dann schwollen
die Gletscher neuerdings an, der Zillerthalgletscher erreichte weit früher das Inn-
thal als der Inngletscher. Er blockirt dasselbe und gab so Veranlassung zu einem
70 km langen, 3°5 km breiten, 200 m tiefen Stausee. Aus seiner Zuschüttung sind
die Terrassen im Innthale entstanden, über welchen die Moränen des Bühlvorstosses
sich ablagerten. Dieser grosse Rückzug wird nach dem damals entstandenen Achen-
see als Achenschwankung bezeichnet. Im Bühlstadium erreichte der Innthal-
gletscher eine Höhe von 1700—1800 m und überschritt daher sowohl den Fern-
pass als auch den Seefelder Sattel. In der Gegend von Weilheim oberhalb des
Ammersees finden sich hierher gehörige Endmoränen. Im Innthale sind die Gletscher
während der Achenschwankung um 180 km, im Isarthale um 120 km zurück -
gegangen und dann im Bühlstadium um 120 km und 90 /:m wieder vorgedrungen.
Ausser diesem Rückzugsstadium finden sich im Innthalgebiete noch zwei weitere,
viel enger begrenzte Stadien, das Gschnitzstadium und das Daunstadium. Das
erstere hat seinen Namen nach der ausgezeichneten Ausbildung seiner Endwälle
bei Trins im Gschnitzthale, das andere, weit kleinere, nach den im oberen Stubai-
thal häufigen Bergnamen Daunkogel, Daunkopf. Beide Stadien sowie das ältere
Bühlstadium besitzen eine sehr weite Verbreitung nicht nur im Inngebiete, sondern
auch im Salzachgebiete, im Lande Berchtesgaden, im Traun- und Ennsthale. Sie
geben uns ein Bild jener langen Uebergangszeit, welche zwischen Eiszeit und
Gegenwart eingeschaltet war und deren Klimaunterschied in lebhaften Schwan-
kungen ausglich. Jedem Stadium entsprach in seinem ganzen Verbreitungsgebiete
ein bestimmter Abstand seiner Schneegrenze von der heutigen. Es lag dieselbe
im Bühlstadium um 200--300 m höher als in der Würmeiszeit, im Gschnitz-
stadium um 300--400 m höher als im Bühlstadium, im Daunstadium um 200—300 m
höher als im letzteren und sie liegt in der Gegenwart abermals um 300 m darüber.
Nur wenige Spuren des Menschen lassen sich mit den eiszeitlichen Ab-
lagerungen in Beziehung bringen. In Niederösterreich fällt ein paläolithischer Fund
bei Hundssteig ins Glacialgebiet, der von Pencek spätestens in die Risswürm-
Interglaecialzeit zurückverlegt wird. Ein neolithischer Fund aus Angerberg im Unter-
innthale sowie ähnliche aus Hallstadt machen es wahrscheinlich, dass der Mensch
erst nach dem Bühlstadium in die Alpenthäler eingedrungen ist. Das Daunstadium
wird für älter als die Pfahlbauten im Allgemeinen angesehen und sein Ende etwa
2000—2500 Jahre v. Chr. gemuthmasst.
Eingehende Würdigung findet nun noch die Höttinger Breccie als das vor-
nehmste Beweismittel für eine Wiederholung von Vergletscherungen. Penck
weist ihr nun eine bestimmte Altersstellung zu, und zwar die Interglacialzeit
zwischen der Riss- und Würmvergletscherung. Ausser dieser mächtigen und aus-
gedehnten Interglacialbildung finden sich nur sehr spärliche Ablagerungen, welche
eine ähnliche Stellung einnehmen dürften.
Damit sind die Erörterungen über die nördlichen Ostalpen beendigt, welche
auch für die nun folgenden Gebiete der nördlichen Westalpen durchaus in Bezug
auf die Auffassung und Darstellung bestimmend wirken. (Dr. OÖ. Ampferer.)
Hippolyt Haas. Katechismus der Versteinerungs-
kunde. Leipzig 1902. 237 S. 8°,
Nach 16 Jahren ist die zweite Auflage dieses Werkchens erschienen, das
sich nun in ziemlich veränderter Gestalt uns zeigt. Aber nicht nur eine Er-
weiterung des Stoffes hat platzgegriffen, sondern es wurde auch eine gründliche
Umarbeitung des ganzen Materials vorgenommen. Die Zoopaläontologie findet sich
darin nach den bewährten „Grundzügen® Zittel’s zusammengestellt, während
Verf. bei Behandlung der Phytopaläontologie den Lehrbüchern Potoni@s und
K. k. geol. Reichsanstalt. 1903. Nr. 10. Verhandlungen. 33
222 Verhandlungen. Nr. 10
Zeiler’s folgt. Dem speciellen Theile sind zahlreiche (234) instructive, fast aus-
nahmslos vortreffliche Illustrationen im Texte beigefügt, an welchen nur das eine
auszustellen wäre, dass sie den Leser über die wahren Grössenverhältnisse voll-
kommen im Unklaren lassen. (So ist zum Beispiel der Mahlzahn von Ceratodus
Kaupii und der Kiefer von Eunieites eristatus in gleicher Grösse abgebildet.)
Wenn Verf. im allgemeinen Theile des Werkchens sagt: „Der Zweck des
vorliegenden Buches ist ja nur der, dem Laien einen Allgemeinen Ueberblick über
die Petrefactenkunde zu verschaffen. Wer sich eingehender mit dieser schönen
Wissenschaft beschäftigen will, wird sich selbstverständlich mit dem Studium
eines umfangreichen Lehrbuches der Petrefactenkunde befassen und zugleich eine
Sammlung von Versteinerungen zur Hand haben müssen“ — so umgrenzt er damit
selbst in richtiger Weise das Ziel dieses Buches. Dieses Ziel jedoch wird auch in
vorzüglicher Weise erreicht. (Dr. L. Waagen.).
Verlag d. k. k. geolog. Reichsanstalt, Wien, IIl., Rasumofskygasse 23.
Gesellschafts-Buchdruckerei Brüder Hollinek, Wien, III., Erdbergstrasse 3.
Verhandlungen derk k pie Reichsanstalt
Bericht vom 30. Juni 1903.
Inhalt: Fes gängean ads Neal Director E. zer zum n correspondirenden Mit-
gliede der Geol. Soc. of London erwählt. — Eingesendete Mittheilungen: Dr. M. RemeS:
Rhynchonella peregriua bei Freiberg in Mähren. — ©. Doelter: Zur Altersfolge der Eruptiv-
gesteine von Predazzo. — Dr. O9. Ampferer: Die Mündung des Vomperbaches. — Reis e-
bericht: Dr. L. Waagen: Ein Beitrag zur Geologie der Insel Veglia. IV. Die Umgebung des
Bescathales. — Literatur-Notizen: E. Fraas.
NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mittheilungen verantwortlich.
Vorgänge an der Anstalt.
Die Geological Society of London hat am 24. Juni den
Director der geologischen Reichsanstalt Dr. E. Tietze zum auswärtigen
eorrespondirenden Mitgliede erwählt.
Eingesendete Mittheilungen.
Dr. M. Remes. Rlhynchonella peregrina bei Freiberg in
Mähren.
Im März l. J. wurde bei Freiberg in Mähren auf einem Felde
beim Graben ein Block mit mehreren Exemplaren von Bhynchonella
peregrina Buch gefunden. Dieser Fund ist in mancher Beziehung inter-
essant, was mich veranlasst hat, nachfolgenden Bericht einzusenden.
Ich will die näheren Details dieses Fundes besprechen. Das erwähnte
Feld liest südöstlich von Freiberg. Um dahin zu gelangen, muss man
die nach Neutitschein führende "Kaiserstrasse bis zu dem durch ein
links an der Strasse stehendes Kreuz gekennzeichneten Galgenberg
verfolgen. Nahe an diesem Kreuze zweigt nach links ein Weg zu
dem sogenannten „Frauenwald“ ab. Nachdem man etwa 100 Schritte
bergabwärts gegangen ist, zweigt man von diesem Gemeindewege
nochmals nach links ab und etwa 60 Schritte in dieser Richtung
führen uns zu dem Fundorte. Auf diesem Felde wurden Drainage-
röhren gelest und zu dem Zwecke in der Richtung NS in der Nähe
des Abhanges des hier befindlichen Basalthügels ein 1/,—°/; m tiefer
Graben gegraben. In diesem Graben fand man, im gelben Lehm-
boden eingebettet, den erwähnten Block. Der Block wurde zerschlagen
und dadurch eine Anzahl von Rhynchonellen blossgelest, welche mir
übergeben wurden. Dass daselbst an den Feldern anstehendes Gestein
sich befände, ist Niemandem bekannt, wohl aber geben die Leute an,
K. k. geol. Reichsanstalt. 1903. Nr. 11. Verhandlungen. 34
D94 Verhandlungen. Nr
dass sie öfters bei der Feldarbeit auf einzelne isolirte Gesteinsblöcke
gestossen sind.
Wenn wir einen Blick auf Hohenegger’s geologische Karte
werfen, so finden wir folgende Verhältnisse. Der erwähnte sogenannte
Galgenberg besteht aus eruptivem Gestein, und zwar ist es Basalt, der
ihn zusammensetzt. Ringsherum finden sich Friedeker und an diese
anschliessend eocäne Schichten, Nach SW vom Galgenberg, im Thale
des Sedlnitzbaches, sind zwischen Liebisch und Freiberg diluviale Schichten
mit erratischen Geschieben eingezeichnet. Von diesen diluvialen Schichten
sieht man eine enge Bucht nach NO zwischen die genannten Friedeker
und eocänen Schichten sich erstrecken. In die Gegend dieser Bucht
wäre der besprochene Fundort zu verlegen. Bevor ich auf die Deutung
des Fundes übergehe, möchte ich zuerst einige Worte über die Fossilien
sagen. Die A hynchonella ist sicher eine peregrina. Ich hatte Gelegenheit,
sanz dieselben Formen in der paläontologischen Sammlung der "Wiener
Universität und im Münchener paläontologischen Museum zu sehen.
Diese Exemplare stammen aus dem Neocom von Chätillon bei Die
(Dröme). In Oesterreich ist Ahynchonella peregrina aus dem Grodischter
Sandstein, welcher in Mähren bei Wernsdorf, Lichnau, Frankstadt,
Trojanowitz vorkommt, durch Hohenegger bekannt geworden.
Prof. Uhlig hat in seiner Arbeit über die Öephalopodenfauna der
Teschener und Grodischter Schichten dieses Vorkommen ebenfalls
erwähnt und mit als Argument für das Mittelneocomalter der Grodischter
Schichten verwerthet. In Südfrankreich nämlich, wo diese Ahynchonella
sehr verbreitet ist, bildet sie eine Leitform des Hauterivien oder
Mittelneocom. Nach Uhlig besteht ein Unterschied zwischen den
Exemplaren von Freiberg und den schlesischen Formen, nämlich der,
dass bei den letztgenannten einzelne Rippen viel stärker sind als die
anderen. Meine Exemplare entsprechen genau dem Typus und sind,
dem Erhaltungszustande nach, den siebenbürgischen sehr ähnlich. In
Siebenbürgen ist diese Rhynchonella bei Vargyas und Zajzon bei Kron-
stadt durch Herbich gefunden worden. In Oesterreich scheinen die
Grodischter Schichten vorläufig ihr einziger Fundort zu sein. Uhlig
zweifelt nicht, dass in diesen Schichten auch typische Formen der
Ih. peregrina auftreten, aher sie scheinen gegen die erwähnte Varietät
jedenfalls zurückzutreten. Meine Exemplare erreichen eine beträchtliche
Grösse, bei einem habe ich 75 mm grösste Breite und 65 mm grösste
Länge gemessen.
Der Fund lässt sich auf zweifache Weise deuten. Entweder sind
an der erwähnten Localität Grodischter Schichten vorhanden, und zwar
unter den Friedeker oder eocänen Schichten ; dann ist es aber sonderbar,
dass man nie auf einen Felsen bei den verschiedenen Arbeiten ge-
stossen ist, wohl aber auf einzelne Blöcke. Wahrscheinlich ist, dass
der Block sich auf secundärer Lagerstätte befindet, wofür ausser dem
Vorkommen isolirter Blöcke noch der Umstand spricht, dass er in
selbem Lehm gefunden wurde. Wenn wir noch das obenerwähnte Vor-
kommen von diluvialen Schichten mit erratischen Geschieben in Er-
wägung ziehen, so gewinnt die Annahme einer secundären Lagerstätte
noch mehr an Wahrscheinlichkeit. Die plausibelste Erklärung wäre
wohl die, den Block als sogenannten exotischen nach Hohenegger
1903 Bericht vom 30. Juni. €, Doelter. 2925
aufzufassen. Bekanntermassen hat der genannte Autor auf das Vor-
kommen exotischer Blöcke älterer Gesteine im Eocän dieser Gegend
aufmerksam gemacht und schon im Jahre 1847 die Meinung ausge-
sprochen, dass „in der Eocänperiode das Steinkohlenbecken von Ostrau
und der Fuss der ganzen Sudetenkette durch plutonische Kräfte in
Verbindung mit dem Eindringen des Karpathenmeeres furchtbar an-
gegriffen und theilweise zerstört und die Trümmer des Steinkohlen-
gebirges und der älteren Gesteine von den Meeresfluthen weithin ge-
tragen und am Fusse der ganzen nördlichen Karpathen schichtenweise
abgelagert und im Schlamme begraben werden mussten“. Nun wäre
es wohl möglich, dass auch Grodischter Schichten zu dieser Zeit an-
gegriffen und Blöcke derselben an den nördlichen Ausläufern der
Karpathen verstreut wurden. Der Block konnte aus eocänem Gestein
ausgewaschen und dann auf secundäre Lagerstätte gelangt sein.
C. Doelter. Zur Altersfolge der Eruptivgesteine von
Predazzo.
In meiner Abhandlung über den Monzoni (Sitzungsber. d. kais.
Akad. d. Wiss. Wien, 18. December 1902 und 7. Juni 1903) hatte
ich Gelegenheit, über die Altersfolge der Monzonigesteine mich aus-
zusprechen und zu bemerken, dass bezüglich der Altersfolge der einzelnen
Gesteine das Schwergewicht in Predazzo liegt, insbesondere bezüglich
der Frage, ob Melaphyr oder Monzonit das ältere sei.
In meiner ersten Abhandlung über diesen Gegenstand (Sitzungsber.
d. kais. Akad. d. Wiss. 1876) hatte ich eine approximative Reihenfolge
festgestellt, während Reyer später (1881) eine nahezu umgekehrte anzu-
nehmen glaubte. Unsere beiden Annahmen waren insofern nicht richtig,
als wir den Granit für älter als die Melaphyre (Porphyrite) hielten,
obgleich auch ich ebenso wie Reyer jene Contactstellen an der West-
schrunde des Südabhanges des Mulatto kannte; diese Stellen können
aber vom rein tektonischen Standpunkte ohne Untersuchung der Contact-
verhältnisse verschiedenartig gedeutet werden, wie dies eben aus
Reyer’s Predazzo!) hervorgeht.
Ich hatte damals (1876) Material mitgebracht, um die Contact-
verhältnisse näher zu untersuchen, jedoch in Folge meines Abganges von
der K. K. geol. Reichsanstalt und anderweitiger Arbeiten es unterlassen
müssen. Nach neuerlicher wiederholter Untersuchung der Contactstellen
glaube ich mich der Ansicht von Brögger, Becke, Huber etc., nach
welchen jener Granit am Mulatto der jüngere sei, anschliessen zu
müssen. Ob dies aber für den ganzen Granit, der bis Predazzo vor-
kommt, gilt, ist noch weiterer Untersuchung vorbehalten; es wäre
immerhin möglich, dass es Melaphyre gibt, welche jünger als einzelne
Theile des Granits sind; ich halte die Zeitdifferenz der Eruptionen
beider Gesteine für keine grosse und es wäre auch ein theilweises
Alterniren möglich, aber die Hauptmasse des Melaphyrs ist wohl älter.
Bezüglich der Tiefengesteine habe ich bereits in der erwähnten
Arbeit über den Monzoni meine Ansicht geäussert, insbesondere was
1) Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 1881.
34*
226 Verhandlungen. Nr. 11
die Pvroxenite und Gabbros betrifft. Die sauren Syenite, Quarzsyenite,
sind jünger wie die Monzonite und wie die Gabbros und Pyroxenite;
und auch der Quarzmonzonit durchbricht in Gängen den gewöhnlichen
Monzonit;!) dies gilt für beide Gebiete.
Die Monzonitporphyre sind jünger wie die Tiefengesteine (Monzonit,
Gabbro ete.), sie werden von Gangsyeniten durchbrochen. Die gang-
förmigen Plagioklasporphyrite von Le Selle, die zumeist kersantitähnlich,
sind jünger als die Monzonite, welche auch von kersantitähnlichen
Monzonitporphyren, zum Beispiei am Pizmedakamm, durchbrochen
werden. Auch die Allochetite sind jünger als die Monzonite.
Herr Trappmann, Schulleiter in Vigo, fand nördlich der Lastei
beim Col di Laresch an der „Ort“ (orto) genannten Localität einen Gang,
welcher den Melaphyr von breceienartiger Beschaffenheit, der wahrschein-
lich gleichalterig mit dem vom Sasso di Dam und Bufaure ist, durchbricht.
Das Gestein ist von Dr. Ippen untersucht worden und wird
derselbe darüber im ÜOentralblatt für Mineralogie, Geologie ete. be-
richten. Das Gestein ist. ein kersantitisches und dasselbe Magma wie
die Monzonitporphyre des Pizmedakammes, es hat aber auch die
Aehnliehkeit mit den biotitreichen kersantitischen Plagioklasporphyriten,
welche Went beschrieb. ?)
Diese Gesteine sind also jünger wie die Monzonite und Melaphyre,
vielleicht aber gegenüber den Gangsyeniten älter, was aber noch nicht
sicher ist, die Monzonitporphyre sind am Monzoni älter wie die Syenit-
gänge.?)
Die Nephelingesteine: Nephelinsyenit, *) Theralith, die Nephelin-
syenitporphyre sind jünger als Monzonite und die damit im Verbande
stehenden Pyroxenite, Syenite. Ob sie jünger sind als die eigentlichen
Ganggesteine der syenitischen Gruppe (Syenitaplit, Alkalisyenit, Quarz-
syenit), kann ich nicht bestimmt sagen. Romberg bezeichnet sie als
jünger als die Syenite überhaupt, ohne aber einen Beweis zu geben;
darüber müssen weitere Untersuchungen entscheiden, eventuell auch
darüber, ob zwischen dem körnigen Nephelinsyenit und dem Nephelin-
syenitporphyr noch ein Unterschied im Alter besteht.
Jünger als die bisher erwähnten Gesteine sind Granit, welcher
wieder durch Granitaplit durchbrochen wird, und Liebenerit-, respective
Tinguaitporphyr, °) welche beide den Granit durchbrechen, zum Beispiel
t) Vergl. Romberg II, pag. 59.
?) Sitzungsber. d. kais. Akad. 1903, 18. Februar.
®) C. Doelter, Der Monzoni II, pag. 46.
*) Manche Gesteine des V. delle Scandole (Schrunde, welche in der Fort-
setzung des Rio Maggiore liegt) stehen zwischen Nephelinsyenit und Theralith.
Sie entsprechen den Nephelinmonzoniten, welche Lacroix aus Madagaskar be-
schrieben. N. Archives du Museum (4. Serie, Tome I). Ganz verfehlt ist der Ver-
gleich des von Romberg beschriebenen Theraliths von der SO-Schrunde mit
dem Shonkinit; die grossen Unterschiede beider in den von ihm selbst ange-
führten Analysen hätten Romberg darüber belehren müssen, dass Shonkinit
(über dessen Natur er im zweiten Theil seiner Arbeit pag. 36 nicht ganz klar
gewesen zu sein scheint, da er ihn zu den Nephelingesteinen rechnet, während er
im III. Theil eine andere Definition davon gibt) nichts mit jenem Theralith
gemein hat.
°) Der an wenigen Stellen vorkommende Bostonitporphyr (Cornon, Sforzella,
Monzoni, Südabhang der Ricoletta) ist älter wie der Camptonit, jünger wie Monzonit.
1903 Bericht vom 30. Juni. ©. Doelter. 2937
in der Ostschrunde des Mulattos, endlich erscheinen die Camptonite als
die allerjüngsten. Aus allem geht hervor, dass ein Alterniren zwischen
basischen und sauren Gesteinen stattfindet.
Die wichtigste Frage ist die, ob Monzonit oder Melaphyr (Porphyrit)
der jüngere ist; allerdings würde ihre Bedeutung geringer sein, wenn
die Ansicht, dass letzterer die effusive Facies des ersteren sei, richtig
ist. Es ist nun Thatsache, dass die Melaphyre zumeist über dem
Monzonit liegen, was früher Anlass gab, sie als Decken zu betrachten,
während jetzt mehr die Ansicht vorwaltet, auch die Melaphyre als
grosse Gangmassive anzusehen. !) (Für die Lager des Cornon- und
Pizmedathales müsste man aber wohl eine stromartige Entstehung
annehmen.) Da die Melaphyre meist die höheren Theile einnehmen,
so waren sie einem geringeren Drucke ausgesetzt und erstarrten mit
dichter oder porphyrartiger Structur. Jedoch finden wir stellenweise,
zum Beispiel bei Mezzavalle, NW-Ecke der Malgola, Verhältnisse, welche
die Erklärung erschweren; allerdings ist noch mit grossen Einsenkungen
und nachträglichen Verwerfungen und Störungen zu rechnen, die früher
hochgelegene Melaphyrmassen in die Tiefe brachten. Aehnliches glaubt
Romberg von den Melaphyrgängen von Forno annehmen zu können,
die ursprünglich mit jenen der hochgelegenen Vette di Viezena in
Zusammenhang gewesen sein sollen. 2)
Möglich ist ja auch, dass der Druck während der Dauer der
Thätigkeit des Vulcanherdes gewechselt hat, ferner dass andere Factoren,
zum Beispiel die Menge der Mineralisatoren, des Wassers ete., sich
änderten, wodurch Aenderungen in den Structurverhältnissen stattgefunden
haben. 3)
Man hat gegen den genetischen Zusammenhang von Monzonit und
Melaphyr den Einwand vorgebracht, dass letzterer wenig Orthoklas
enthalte; dies ist ja richtig, viele Melaphyre von Predazzo enthalten
keinen oder nur wenig Orthoklas, *) aber am Monzoni ist ein grosser
Theil der Tiefengesteine Diorit und auch von den Monzoniten ist ein
Theil eher dioritisch ; die Melaphyre wären nun Vertreter der dioritischen
Tiefengesteine, die ja auch orthoklasarm sind.5) Vom chemischen
Standpunkte lässt sich kein Einwand gegen den genetischen Zusammen-
hang machen, da die Uebereinstimmung eine vollständige ist.
Eine jener entgegengesetzte Ansicht ist die Romberg’s, welcher
Monzonit und Melaphyr als voneinander unabhängige Eruptionen, von
denen erstere die jüngere sein sollte, darstellt; nach demselben soll
die Grenze stets scharf sein und der Melaphyr (Porphyrit) stets ver-
ändert. Eine scharfe Grenze kommt meiner Ansicht nach, soweit ich
das Gebiet kenne, insofern nicht vor, als sich nur Üontactgesteine
!) Immerhin ist es nieht ausgeschlossen, dass Theile einer Decke am Mulatto
und an der Malgola noch vorhanden sind, namentlich die Augitporphyrblöcke auf
letzterer deuten darauf hin. Sie für erratische Blöcke anzusehen, wie das Romberg
that, ist unhaltbar.
®, Auch der Melaphyrstrom im unteren Pizmedathal dürfte abgesunken sein,
daher früher mit dem von Cadin brut im Zusammenhange gewesen sein.
®) Vergl. C. Doelter, Der Monzoni. II. Theil, pag. 60.
*) Andere zeigen merklichen Orthoklasgehalt, wie frühere Arbeiten darthun.
°) Vergl. C. Doelter, Der Monzoni. 11. Theil, pag. 60.
228 Verhandlungen. Nr. 11
zeigen, von denen man schwer sagen kann, ob sie zu dem Porphyrit
oder Monzonit gehören. Ich habe von allen Contactstellen: NW-Ecke
der Malgola, Bedovina, Vesuvianschrunde, der von Hlawatsch be-
schriebenen Stelle südlich Mezzavalle Contactstücke der Reihenfolge
nach gesammelt und untersucht.
An den meisten Üontaetstellen sind beide Gesteine verändert, es
entstehen biotit- und magnetitreiche, porphyrartige Varietäten, die
Uebergangsgesteine zwischen Monzonit und Melaphyr sind, man kann
sie nicht als contactveränderte Melaphyre auffassen, ebensowenig als
Randfacies des Monzonits. Es ist auch nicht ein einfaches Kleinkörniger-
werden des Monzonits bemerkbar, sondern weit complicirtere Verhältnisse ;
man hat allerdings in der Nähe der Contacte, z. B. an der Bedovina, an
der Malgola, den Eindruck, dass das Gestein am Contacte feinkörniger
wird. U. d. M. stellt sich die Sache etwas anders, es erscheinen auf
der Seite des Monzonits bedeutende Strueturunterschiede, indem ein
porphyritartiges Gestein entsteht, das durch viel Magnetit und Biotit
charakterisirt wird und allmälig in den Porphyrit übergeht; eine
scharfe Grenze konnte ich nicht finden, insbesondere hinter der Brauerei
von Predazzo, jenseits der Avisiobrücke, ist die Grenze verwischt, es
tritt ein pyritreiches Gestein auf, das äusserlich etwas an Porphyrit
erinnert, u. d. M. aber einem feinkörnigen Monzonit ähnelt. ')
Ueberall sehen wir Gesteine auftreten, welche die Bestandtheile
des Monzonits zeigen und dabei Porphyritstructur. Sie erinnern oft an
die kersantitähnlichen Gesteine vom Pizmedakamm ?) (zum Beispiel die
vom Gipfel des Mulatto), oft wieder an die Monzonitporphyre. Magnetit
und Biotit häufen sich und sehr verschiedene Varietäten treten auf,
welche den Eindruck eines Ueberganges zwischen Monzonit und Por-
phyrit machen. Dann treten Augitporphyrite auf, die sonst als selbst-
ständige Gänge vorkommen (siehe unten), die eine feinkörnige, monzo-
nitische Grundmasse zeigen, dabei die grossen charakteristischen Augite
der Augitporphyrite enthalten.
Allerdings schieben sich am Contaet mitunter Gänge von Tinguait,
Camptonit, Syenit ein, welche die Schwierigkeiten erhöhen. Aber es
können die Verhältnisse nicht so gedeutet werden, als wenn der fein-
körnige Monzonit den Porphyrit einfach umgewandelt hätte, wie Rom-
berg glaubt. Thatsache ist, dass man, sobald man sich vom normal-
körnigen Monzonit entfernt, bis in den Melaphyr hinein eigenthümliche
(Gesteine vor sich hat, die zwischen Monzonit und Melaphyr stehen.
Auch Hlawatsch hebt die Schwierigkeit einer Entscheidung hervor;
meiner Ansicht nach müsste diese eher dahin lauten, dass ein Ueber-
sang stattfindet, wenn auch mancher Punkt noch ungeklärt ist. 3)
Auch am Nordabhange der Malgola an der von Reyer beschriebenen
Schrunde, in welcher der Triaskalk von Süden eine Zunge in den
Monzonit schickt, welche tief hinunterreicht, sind sehr complicirte
Verhältnisse. Ausser dem unten anstehenden Granit treten Porphyrit-,
!) Vergl. Exeursion nach Predazzo, pag. 20.
?) C. Doelter, Der Monzoni. I, pag. 42.
’) Excursion nach Predazzo (im geologischen Führer des IX, internationalen
Congresses), pag. 32.
1903 Bericht vom 30. Juni. ©. Doelter. 3929
Monzonit-, Syenitgänge und Uebergangsgesteine zwischen Porphyrit und
Monzonit auf. Die vielen Verwerfungen erschweren die Entscheidung
ebenso wie der rapide Gesteinswechsel. Es treten aber gerade jene
kersantitähnlichen Monzonitporphyre wieder auf. !)
Die zahlreichen kleinen NS-Verwerfungen an der Malgola, am
Mulat treten ebensowenig wie die Hlarnische nur an den Gesteins-
grenzen auf, sondern mitten im Monzonit, zum Beispiel westlich der
Boscampobrücke und im Porphyrit an der NW-Ecke der Malgola. Sie
können nicht so gedeutet werden, als hätte sie der jüngere Monzonit im
Melaphyr hervorgebracht.
Es muss auch auf den Unterschied zwischen dem Contacte bei
Melaphyr und dem des Kalkes aufmerksam gemacht werden, welcher
so ziemlich allseitig anerkannt wurde. Dieser Unterschied ist aber ein
darartiger, dass man annehmen muss, es haben an der Melaphyrgrenze
ganz andere Verhältnisse geherrscht wie an der Kalkgrenze. Romberg?)
will allerdings auch eine Apophyse am Gipfel des Mulatto beobachtet
haben (von 27 cm), welche ich als eine solehe nicht bezeichnen kann.
Auch ich glaubte im Val deserta eine Apophyse gefunden zu haben,
das Gestein erwies sich aber als Syenit von lichter Farbe (Biotitsyenit),
welcher ja ohnehin zweifellos jünger ist. Am Mulattogipfel treten
deutlich Gänge von kersantitähnlichen, biotitreichen Gesteinen auf, wie
sie auch am Monzoni vorkommen.
Ausserdem gibt es Ganggesteine, welche einen Uebergang zwischen
Monzonit und Plagioklasporphyrit darstellen, von denen es schwer ist,
zu sagen, zu welchem der beiden Gesteine sie gehören, zum Beispiel
eben jene Augitporphyrite, respective Gabbroporphyrite der Malgola, dann
unterhalb der Tresca die Gänge im Kalk, manche kersantitähnliche
Monzonitporphyre.
Von Interesse ist auch das an einem Punkte der Westschrunde
am Contaet zwischen Granit und Porphyrit beobachtete Verhältnis (im
westlichen Theile siehe Huber’s®) Abbildung); hier ist der Plagioklas-
porphyrit durch Granit umgewandelt, und zwar in ein monzonitisches
Gestein mit Porphyrstructur, einen Monzonitporphyr.
Die Wahrscheinlichkeit eines Ueberganges zwischen Monzonit
und Porphyrit ist also vorhanden, wogegen ein grösserer Altersunter-
schied wohl nicht vorliegt; immerhin wäre es nicht unmöglich, dass
ebenso wie es verschiedene Porphyriteruptionen gab, auch die Monzonit-
massive nicht alle durch eine einzige Eruption enstanden sind und
dass auch einzelne Monzonitgangmassen ältere Porphyrite durchbrachen.
Andererseits gibt es Melaphyr- (Porphyrit-) Gänge, welche jünger
sind als Monzonit. K. Went hat in seiner Arbeit über „Melanokrate
Gesteine des Monzoni“ eine Anzahl angeführt, auch Ippen hat
zwei solche beschrieben (Ganggesteine von Predazzo, Sitzungsber. der
kais. Akad. 1902). Früher hat schon Huber Melaphyrgänge an dem
!) Die Quarzporphyrgrenze gegen Monzonit ist am Monzoni zumeist schlecht
auigeschlossen, es schieben sich Quarzite, Sandsteine ein. Der Monzonit scheint
aber auch hier öfters Apophysen in denselben zu senden.
2) Romberg |. c. II, pag. 21.
®) Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 1900.
930 Verhandlungen. Nr.(wt
Nordabhange der Malgola beobachtet, welche Romberg!) dagegen
nicht auffand.
Hier wären aber noch zu erwähnen jene Gänge, welche gabbro-
porphyritähnliche Augitporphyrite sind und eine sehr feinkörnige
Grundmasse mit grossen gelben und violetten Augiten, meist wie sie
in Melaphyren vorkommen, zeigen, oft auch bestäubte. Solche kommen
an der Tresca, Sforzella, an der Malgola im Kalk im östlichem Theile
vor. Sie sind oft zum Beispiel in der Schrunde östlich der Boscampo-
brücke, an der Grenze des Monzonits, mit Alkalisyenitgängen verge-
sellschaftet und dürften ebenso wie die zusammen vorkommenden anderen
Doppelgänge, zum Beispiel Camptonit und Liebeneritporphyr, engen
genetischen Zusammenhang besitzen, auf das Brögger hingewiesen
hat.?) Diese Melaphyrgänge sind ebenso wie die mit ihnen zusammen
vorkommenden Syenite (Quarzsyenite) jünger als die Monzonite, was
bezüglich letzterer auch Romberg zugibt; die ganze Art des Zu-
sammenvorkommens spricht aber für ein gleichzeitiges oder mindestens
nur wenig verschiedenes Alter. Aus den Beispielen, die früher als
unzweifelhafte erwähnt wurden, geht ja schon hervor, dass Melaphyr-
gänge den Monzonit durchbrechen.
Endlich möchte ich noch die Gänge vom Canzoceoli (Sforzella)
erwähnen, von denen die Mehrzahl den Kalk durchbricht; ich fand
jedoch auch im Monzonit einen, welchen Dr. J. Ippen beschrieb. Sehr
unwahrscheinlich ist die über den Spinellgehalt der den Kalkstein
durchbrechenden Augitporphyrgänge von Romberg?°) aufgestellte
Hypothese; er meint, dass diese älteren Gänge erst durch Umwandlung
des Monzonits spinellisirt wurden.
Nun gibt es aber am Monzoni kersantitähnliche Monzonitporphyr-
gänge *), welche spinellisirt sind; diese durchbrechen deutlich den Mon-
zonit und Contactsaalbänder sind bei Melaphyren ja in Predazzo bereits
früher beschrieben worden (Malga gardone gegen Tresca, Viezzena).
Die Spinellisirung ist eine Contaetwirkung der Gänge selbst, eine
endogene und braucht es hierzu keine weitere Hypothese.
Bezüglich der Frage: Ist das Alter der Predazzogesteine triadisch
oder tertiär? ist die Entscheidung wohl vorläufig dahin zu treffen,
dass ersteres wohl wahrscheinlicher ist, denn Deweise dafür, dass die
Gesteine tertiär seien, lagen bisher keine vor; die Analogie mit der
Cima d’Asta und anderen Massen, deren Alter auch noch nicht bestimmt
ist, kann doch nicht entscheidend sein. Auch die vonM.OgilvieGordon
angeführten Gründe sind nicht überzeugend. Die Möglichkeit, dass die
Eruptionen bis über die obere Trias andauerten, ist namentlich für
die Ganggesteine immerhin wahrscheinlich.
!) Romberg hat durch die Einführung seiner Augitcamptonite, die er
allerdings gar nicht definirt, Verwirrung in die Nomenclatur der Camptonite gebracht,
denn Uamptonite ohne Hornblende und Biotit sind eben keine Camptonite, man
müsste denn diese Gruppe als Sammelplatz für Alles, was nicht gut bestimmbar
ist, betrachten.
®) Eruptionsfolge der triadischen Gesteine von Predazzo, 1896.
2) l.2c 1129:
%) Siehe ©. Doelter, Der Monzoni und seine Gesteine. I. T'heil, 1902,
1903 Bericht vom 30. Juni. Dr. O. Ampferer. 231
Dr. OÖ. Ampferer. Die Mündung des Vomperbaches.
Ein durch Steinbruchsarbeiten neu geschaffener wichtiger Auf-
schluss im Mündungsgebiete des oberen Karwendelbaches veranlasst mich
zu einer genaueren Beschreibung der dortigen Verhältnisse, da der
Aufriss wahrscheinlich schon in kurzer Zeit vernichtet sein dürfte.
Der Bach, welcher in seinen oberen Theilen in eine ziemlich ein-
seitige Spitzmulde des Wettersteinkalkes eingebettet liegt, durchbricht
vor seinem Austritt ins Innthal eine quer vorlagernde, steil nordtallende
Zone von Hauptdolomit, Kössener und Juraschichten. Die letztgenannten
Schichtglieder nehmen wegen ihrer geringen Mächtigkeit und einge-
klemmten Lage keinen wesentlichen Einfluss auf die Gestaltung des
Thales, so dass man im allgemeinen von einem inneren, im Wetterstein-
kalk (Raibler Schichten) gelegenen Längsthale und von einem äusseren,
im Hauptdolomit geschnittenen Querthale reden kann. In letzterem hat
sich der Bach eine mächtige Klamm gebrochen, in welcher sich trotz
der 200—300 m hohen Seitenwände keine beträchtlicheren Wasserfälle
finden. Während nun die südliche und südöstliche Flanke dieser Klamm
Fig. 1.
Gnadenwalder Pfannen- Ober-
Anhöhe. schmiede. Vomperbach.
R — Rauhwacken. — m — Muschelkalk-Schliffstelle. — A — Hauptdolomit. —
mo — Grundmoränen. — © — Conglomerat. — Sch — Schotter.
einen durchaus einheitlichen Abfall aufweist, springen von der ent-
gegenliegenden mehrere Querrippen vor, die auf ihrer Höhe kleine
Sättel tragen, in welchen sich Schuttablagerungen bewahrten, die uns
einen alten, mehr östlich gerichteten Bachlauf anzeigen, für welchen
wir noch andere Beweise finden werden. Hat der Bach die lange Haupt-
dolomitsehlueht durchwandert, so tritt er durch eine schmale Zone
intensiv gefalteter alter Triasgesteine in eine Vorlage von verschiedenen
Geröllmassen ein, deren Aufbau (Fig. 1) nun näher untersucht werden
soll. Als ältestes Gebilde treten uns hier Grundmoränen und Bänder-
thon entgegen. Sie finden sich im allgemeinen nur noch in spärlichen
Resten und an besonders geschützten Stellen, ohne eine zusammen-
hängende Decke zu bilden. Wenn wir aus den vorderen Theilen der
Hauptdolomitschlucht auf den Seiten hinaufklettern, so treffen wir
ziemlich häufig zwischen dem Dolomit und den darauflagernden Schottern
schmale, versteckte Lagen von schlammiger Grundmoräne mit ge-
kritzten Geschieben. In ihren Massen sind centralalpine Geschiebe ver-
hältnismässig selten, der Hauptantheil ist dem benachbarten Gestein
entnommen. An einzelnen Stellen dringen diese Moränenreste ziemlich
weit in die Schlucht herab, vielfach allerdings in Foige der Rutschungen.
K.K. geol. Reichsanstalt. 1903. Nr. 11. Verhandlungen. 55
232 Verhandlungen. Nr. 11
Wir finden solche Grundmoränen auf den Klammabhängen des Vomper-
berges, des Ummelberges, besonders schön in dem Thälchen, das inner-
halb der Pfannenschmiede zur Höhe des Gnadenwaldes emporführt. Am
interessantesten ist jedoch ein Vorkommen ganz nahe am Bachufer,
wenig innerhalb der Säge, am Rande der alten Triaszone.
Hier queren saiger stehende Lagen von dunklen Kalken und
schwarzen Schiefern des unteren Muschelkalkes den Bach, welche auf
dem südwestlichen Ufer einen Riegel bilden, der gegenwärtig zur Stein-
gewinnung angebrochen wird. Durch diese Arbeiten wurde nun seine
Oberfläche auf etwa 10 »n ostwestlicher Ausdehnung blossgelegt und
zeigt sich als eine prächtige, fein geglättete und gekritzte Fläche.
Ausgezeichnet kann man dabei beobachten, wie die festen Kalkbänke
als Rücken hervorragen, während die weicheren Schiefer dazwischen
als Wannen ausgehobelt und stellenweise mehr als einen halben Meter
tief eingesenkt sind. Die Streichrichtung der Kalkbänke und der
Schrammen verläuft ungenau parallel etwa in ostwestlicher Richtung.
Dieser buckligen Schlifiläche ist unmittelbar eine 4—6 m mächtige
Grundmoräne aufgelagert, die vor allem aus kalkalpinem Material be-
steht, jedoch häufig kleine centralalpine Geschiebe in sich birgt. Auf-
fallend reichlich vertreten sind Stücke von rothem Buntsandstein, der thal-
aufwärts gegenwärtig erst bei Innsbruck zu Tage kommt, aber jedenfalls
aus einem viel näheren Aufschlusse stammt, welcher wohl nun unter
der Gnadenwaldterrasse verschüttet ruht. Prächtige Stückchen von
geschliffienen und gekritzten Geschieben sind in dieser Grundmoräne
sehr häufig, im Gegensatz ‚zu den bergwärts gelagerten, früher be-
schriebenen, welche daran sogar arm sind. Die Bedeutung dieses Auf-
schlusses liegt nun darin, dass sowohl aus seiner Lage wie aus der
Beschaffenheit des Schliffes und der Grundmoräne der sichere Schluss
gezogen werden kann, dass die Moräne nicht etwa erst nach Ablagerung
der jüngeren Schuttmassen hereingepresst worden sein kann, sondern
dass sie bereits vor ihrer Entstehung hingelegt wurde. Ueber dieser
Grundmoräne sowie den anderen weiter einwärts liegenden ähnlichen
Resten treffen wir nämlich die Ueberbleibsel eines sehr mächtigen,
verkitteten Schuttkegels des Vomperthales.
Seine innersten Theile sind auf einer Dolomitschulter der linken
Bachwand gegenüber dem Eck des Ummelberges in 320 m Höhe zu
finden, am rechten Ufer innerhalb und oberhalb der Pfannenschmiede
bei etwa 700 »n. Besonders an letzterer Stelle zeigen die dicken Bänke
dieses Uonglomerats eine ganz flache Lagerung, die thalauswärts rasch
zunimmt und gesen 30° erreicht. Penek gibt in seinem Werke über
die Alpen im Eiszeitalter das Gefälle mit 200 entschieden zu gering
an. In seinen äusseren Theilen zerschneiden steile Verwerfungen einiger-
massen seinen Körper. Die Gesteine stammen zum weitaus grössten
Theile aus dem Gebiet des Vomperbaches und zeigen jene für kurzen
Bachtransport eigenthümliche unvollkommene Anrundung der Ecken.
Nicht selten finden sich bis kopfgrosse Gerölle von centralalpinen
(resteinen darinnen aufbewahrt. Wenn wir den heutigen Bachschutt mit
diesem alten vergleichen, so ähnelt er ihm sehr, wenn auch so grosse
und so viele erratische Blöcke, wie sie jetzt der Bach mitrollt, in dem
Conglomerate nicht zu sehen sind. Die weithin aufgerissenen Bänke
1903 Bericht vom 30. Juni. Dr. O. Ampferer. 233
dieses alten Schuttkegels fallen schräg über den jetzigen Bachlauf gegen
Südwesten und lassen den Scheitel ihrer Aufschüttung erheblich weiter
im Osten unter der jetzigen Vomperberger Terrasse muthmassen. Dieses
Conglomerat bildet nun an den Seiten des Thales ziemlich steile Wände,
aus denen die festeren Zonen dächerförmig vorspringen. Seine von der
Erosion beschnittene Oberfläche wird von mächtigen. horizontal ge-
schichteten Schottern bekleidet, in denen 70—80°/, wohlgerundete
centralalpine Geschiebe vorhanden sind. Diese groben Schotter wechsel-
lagern öfters mit feineren Sandlagen und werden auf der Oberfläche
des Gnadenwaldes und der Vomperberger Terrasse von Grundmoränen
überdeckt, in denen die centralalpinen Geschiebe wiederum gegen die
kalkalpinen stark zurücktreten. Conglomerat und Schotter setzten die
hohen Hänge zusammen, an deren Fusse in dem engen Thale bei der
Säge am rechten Ufer der Gletscherschliff mit seiner Grundmoräne,
am linken Ufer gegenüber am Bachrande enggefältelter Bänderthon mit
schönen gekritzten Geschieben und eine kalkreiche Grundmoräne darüber
zu Tage kommen. Es ist undenkbar, dass der grosse ebene Felsschliff,
die Grundmoräne mit ihrem reichlichen Buntsandstein, die kalkige
Grundmoräne und die feinen Bänderthone in diesem jungen Thale erst
abgelagert wurden, sie müssen vor dem Oonglomerate und den Schottern
schon längst vorhanden gewesen sein. Jedenfalls lässt sich der Schliff
noch weit in den Berghang unter das Conglomerat hinein verfolgen,
doch dürfte er wahrscheinlich abgebrochen und verschüttet werden.
Die Bänderthone gegenüber diesem Felsschliffe bilden eine Strecke
weit das Bachufer und sind jetzt nicht mehr so schön erschlossen wie
vor Jahren, wo sie bereits von Penck beobachtet wurden. Sie liegen
nahezu eben und zeigen eine intensive, gegen Süden gerichtete Fältelung,
die sich zu kleinen Ueberschiebungen steigert und von Lagen helleren
und dunkleren kalkigen Thones deutlich hervorgehoben wird. (Im Süden
des Bänderthonlagers fand ich prächtig geschrammte dunkle Kalke in
ihm eingebettet.) Merkwürdig ist diese kräftige Faltung in Hinsicht
auf die äusserst flache, im grossen ungestörte Lagerung. Fester
Mehlsand mit Schutteinlagen legt sich darüber, der wieder von
einer kalkigen Grundmoräne überdeckt wird. Der reichlich von den
Schottern herabfallende Schutt bekleidet dann die Hänge bis zum
schroffen Ansatz des Conglomerats. Ausserhalb der Säge, welche in
einer kleinen Weitung liegt, bilden die Conglomeratbänke eine Enge,
die der Bach in Schnellen durcheilt. Hier fliesst er unmittelbar auf
den steil in den Boden hineinschiessenden Bänken, woraus man schliessen
muss, dass sich das Conglomerat in einem beträchtlich tieferen Innthale
abgesetzt hat. In der Nähe dieser Enge kann man nun auch am linken
Ufer drei steil südfallende Verwerfungen beobachten, denen sich am
gleichen Ufer südlich der Brücke bei Ober-Vomperbach noch eine kleine
gleichartige anschliesst. Sie dürften wohl im Zusammenhange mit der
Südfältelung des liegenden Bänderthones eine Gleitung und Senkung
der ganzen Masse andeuten. Hier südlich der eben erwähnten Bänke
zeigen sich die tiefsten Reste des alten Conglomerats unmittelbar am
Bachufer, wo sie nicht nur von Lagen grober, meist centralalpiner
Gerölle discordant überlagert, sondern auch mit steilem Abbruche be-
grenzt werden. Wenn wir diese Beobachtungen zusammenfassen, so
35*
234 Verhandlungen. Nr. 11
zeigen sie uns eine alte Grundmoränenbedeckung, darüber einen etwa
100 m mächtigen Schuttkegel des Vomperbaches in steiler Delta-
schüttung. Seine stark erodirte Oberfläche bedecken horizontal ge-
schichtete Schotter von mindestens 100 m Mächtigkeit, auf deren
ebenfalls erodirter Höhe wiederum Grundmoränen sich einstellen. In
der neuen, von Penck gegebenen Gliederung der glacialen Ablagerung
würden die unten liegenden Grundmoränen höchstwahrscheinlich Ueber-
resten der Würmvergletscherung zuzuweisen sein. Der deltaartige Schutt-
kegel fände seinen Platz etwa in der Achenschwankung, wo er im Inn-
thaler Stausee entstand. Die Schotter gehören zur Verlandung dieses
Sees und die oberen Grundmoränen zu den Spuren des Bühlstadiums.
Im Gebiete des Vomperthales sind erratische Geschiebe ziemlich weit
verbreitet. Am rechten Gehänge ist der lange Rücken des Ummelberges
vom Sattel des Walderjoches an reichlich mit centralalpinen Geschieben
besät. Am Walderjoch (1501 m) und bei der Ganalpe (1189 m) finden
sich auf den flachen Böden reichlicher versammelte erratische Stücke
sowie spärliche Reste von Grundmoränen mit gekritzten Geschieben.
Am linken Thalgehänge traf ich die innersten Urstücke auf dem Fels-
eck des Sonnschartkammes zwischen Zwerch- und Vomperbach von
1100 m an abwärts. Thalauswärs erhebt sich ihre Grenze zusehends,
bei Dawald steigt sie bis 1460 m, bei der Weberalpe bis 1574 m, im
Mahdgraben bis gegen 1650 m. Interessant ist das Vorkommen bei
Dawald, weil sie da in Verbindung mit einer ziemlich mächtigen Gehänge-
breccie auftreten. Hier zieht sieh von der Gehängestufe, auf welcher
die Jagdhütte (1240 m) steht, eine schmale Erosionszunge einer reinen
Wettersteinkalkbreceie bis zu 2000 m nahe an die Mittagsscharte empor.
In dieser verkitteten Hängeschuttmasse finden sich keine erratischen
(seschiebe, wenigstens Konnte ich trotz mehrmaligem Besuche keine
darin entdecken. Nordwestlich von der Jagdhütte, in einem tiefen
Graben, zeigt sich unter dieser verkitteten Schuttmasse eine unge-
schichtete, lose, grundmoränenartige Lage mit einzelnen gekritzten
Geschieben. Von der Jagdhütte aufwärts bis 1460 m aber liegen auf
dieser Breccie ziemlich viele eentralalpine Stücke, unten grössere, oben
kleinere, lose verstreut.
In den tieferen Theilen dieser Gehänge haben sich auf den schon
erwähnten Felsschultern an der östlichen Seite der Klamm hellweissliche
(rundmoränen vorzüglich aus Wettersteinkalk erhalten, welche von dem
Schneethalgraben auswärts sich finden. Da sie auf Hauptdolomit lagern,
selbst aber meist aus Wettersteinkalk bestehen, legen sie Zeugnis ab
von einem hier vorgedrungenen Vomperbachgletscher. Auf der äussersten
Schulter werden sie von den groben Schottern überlagert, weshalb sie
sich gegenüber der Achenschwankung als älter erweisen dürften.
Bemerkenswerth ist auch das Verhalten des Baches zum neuen
Schuttkegel, in welchen er sich gegenwärtig tief eingearbeitet hat.
Unterhalb von Ober-Vomperbach liegt in dem älteren Kegel eine breite
Furche, die am rechten Ufer nicht weniger als 4—5 Terrassen auf-
weist, deren tiefste das jetzige Bachbett begleitet und von ihm ange-
schnitten wird.
1903 Bericht vom 30. Juni. Dr. L. Waagen.
1)
>
oO
Reisebericht.
Dr. L. Waagen. Ein Beitrag zur Geologie der Insel
Veglia.
IV. Die Umgebung des Bescathales.
Der Bau des südlichsten Theiles der Insel Veglia ist in seinen
Grundzügen ein sehr einfacher. Das Bescathal selbst wird von jener
Grabenmulde gebildet, die, von Eocänablagerungen erfüllt, von NW
nach SO die Insel Veglia der ganzen Länge nach durchzieht. Beider-
seits reihen sich Kreideaufwölbungen an, welche an ihren Aussenrändern
wieder von Eocänsynklinalen begleitet werden. Im Westen findet sich
sodann noch einmal ein Kreidesattel vor, welcher das Vorgebirge Negritto
zusammensetzt, während im Osten der Canale della Morlacca an den
Eocängesteinen der Halbinsel Sokol (oder Rebiea) brandet und nur
draussen im Meere der kleine Scoglio Zezza noch ein Restchen des
folgenden Kreidezuges hervorblicken lässt.
Wir haben somit ein ziemlich symmetrisch gebautes Stück Land
vor uns. Die Details dagegen zeigen mannigfache Unregelmässigkeiten
und ziemlich weitgehende Störungen.
Das Charakteristische der mittleren eocänen Grabenmulde wurde
bereits in früheren Reiseberichten beschrieben. !) Es handelt sich hier
um eine Eocänsynklinale. welche durch zahlreiche Längsbrüche ihre
jetzige Gestalt erhielt. In dem in Rede stehenden Theile, dem Besca-
thale, jedoch ist die Störung eine viel mannigfaltigere, da auch zahl-
reiche Querbrüche, besonders am rechten Thalgehänge, angenommen
werden müssen. Denn hier sieht man sehr häufig einen Zug eocäner
Mergel und Sandsteine im Streichen plötzlich an Nummulitenkalken ab-
stossen, um nach einiger Zeit wieder ebenso unvermittelt zu beginnen,
während an einer Stelle eine vollkommen überkippte Lagerung beob-
achtet wurde, indem eine ziemlich mächtige Tafel von Nummulitenkalk
auf scheinbar ziemlich ungestörten Mergel- und Sandsteinschichten auf-
ruht. Einmal (bei St. Madonna) ist es auch ein Kreiderücken, welcher den
ganzen Eoeänstrich unterbricht. Diese Verhältnisse sind so complicirt,
dass deren genaue Klärung und Kartirung eine viel längere Zeit und
eine topographische Kartengrundlage etwa im Maßstabe 1: 10.000
erfordern würde. Denn zu diesen tektonischen Schwierigkeiten kommt
noch, dass der ganze Eocänzug oft unter ziemlich bedeutenden An-
häufungen von Gehängeschutt, Sand und jungen Breecien verschwindet,
so zwar, dass im unteren Theile des Thales, wo sich auch noch die
Bachaluvien dazugesellen, von den Mergel- und Sandsteinablagerungen
nur hie und da Spuren zu sehen sind. In Folge dieser Verhältnisse aber
ist es auch natürlich, dass meine Aufnahmen sich darauf beschränken
mussten, nur eine ungefähre Wiedergabe des Vorhandenen anzustreben
und auf vollständige Genauigkeit in den Details keinen Anspruch er-
heben können.
Die Synklinale, welche weiter im Norden beim Klamberge einen
ziemlich regelmässigen Bau zeigte, neigt sich nun ziemlich stark nach
!) Diese Zeitschrift 1902, S. 68 ff., S. 218 ff. und S. 251 ff.
236 Verhandlungen. Nr 1l
NO, indem beide randlichen eocänen Kalkzüge mit einem Winkel von
etwa 60—70° gegen NO einfallen. Später jedoch am Vallone di Bes-
canuova richten sich beide Flügel steil auf und stehen senkrecht.
Der eocäne Kalkzug (der Alveolinen-Nummulitenkalk der früheren Be-
richte) lässt sich am westlichen Abhange nicht ununterbrochen verfolgen,
da er stellenweise, mitunter auf grössere Strecken, von dem oben-
erwähnten Gehängeschutt vollständig verdeckt ist. Nur das eine lässt
sich beobachten, dass er immer weiter gegen die Thalsohle hinabzieht,
das Vallone di Beseanuova mit steilen Wänden begrenzt und endlich
am Fusse des Berges Gabri unter den Meeresspiegel hinabtaucht. Der
westliche Eocänkalkzug weist, wenn man den Weg nach Mala Luka
verfolgt, ein Einfallen von 40° NO auf, also scheinbar unter den hierauf
folgenden eingeschalteten Kreidekalkrücken, und wenn man die Mündung
des Torrente Polazorza überschritten hat, so gelangt man wieder an
senkrecht stehende Wände des Alveolinen-Nummulitenkalkes, welche
gegen das Meer ausstreichen. Bescanuova selbst steht auf Schichten
des höheren Eocän, welche mit 40% gegen NO einfallen. Auffallend ist
es, dass die höheren Eocänschichten in der Thalsohle, soweit dieselben
hier überhaupt sichtbar sind, stets gegen den Berghang mit Winkeln,
welche zwischen 35 und 45° liegen, geneigt erscheinen. Stache, der
diese Erscheinung ebenfalls beobachtete, glaubte darin eine „Zwischen-
faltung“ zu erkennen, die er als Fortsetzung des Klamberges betrachtete,
da ja dieser am Ost- und Westgehänge Alveolinenkalke aufweist. Nach
meinen Untersuchungen glaube ich jedoch dieser Auffassung nicht bei-
stimmen zu sollen. Denn die’Eocänablagerungen am Westabhange des
Klam scheinen mir nur flach angelagerte Lappen zu sein, während ich
die „Zwischenfaltung“* im unteren Bescathale als eine ganz neben-
sächliche Erscheinung betrachten und darauf zurückführen möchte,
dass die weicheren Schichten des höheren Eocän an der so steil ge-
stellten Kalkunterlage herabglitten und dabei im Thalgrunde sich zu
einigen Falten stauten.
Wenn man von Ponte durch das Valle de Sus den Weg nach
Beseca vecchia verfolgt, so stellen sich ein paar Schritte von dem
Passe, der mit Cöte 186 auf der Karte bezeichnet ist, die ersten Spuren
der Alveolinen-Nummulitenkalkschichten ein. Die kleine Ebene, die man
sodann betritt, wird von den Mergeln der höheren Gruppe eingenommen,
während der Kalkzug sich theilend die Gipfelgruppe, welche mit 165
und 167 m bezeichnet sind, umgibt und dann durch das Thal des
Torrente Stoklin gegen das Meer hinausstreicht. Jedoch auch die ganze
östliche Küste des Valle di Besea vecchia wird von den Eocängesteinen
beider Gruppen gebildet. Es ist dies ein sehr schmaler Eocänzug, denn
in der Punta Cernika taucht bereits wieder der Kreidegegenflügel auf
und ebenso wird der Scoglio Gallon von oberer Kreide zusammengesetzt.
Südlich von der gemeinsamen Mündung der beiden Valle Surbova findet
sich eine kleine Kreideaufwölbung dem Eoeänzuge eingeschaltet, der
selbst bald darauf unter dem Meere verschwindet. Das Verflächen dieses
Zuges geschieht zumeist unter 20—30° gegen SW. Dieser Eocänzug
dürfte, wie es das Streichen verräth, eine Fortsetzung zu jenen Eoeän-
resten bilden, welche an der Rada di Malinska kartirt und sonst bei
Poljica, Monte u. s. w. in Spuren aufgefunden wurden, wodurch die in
1903 Bericht vom 30. Juni. Dr. L. Waagen. 237
früheren Berichten bereits ausgesprochene und von Stache über-
nommene Vermuthung, dass auch hier ein zusammenhängender Eoeänzug
einst bestand, bestärkt wird.
Zwischen dem Bescathale und dem Eocän von Besca vecchia ist
ein Kreideaufbruch eingeschaltet, welcher in seiner Achse noch die tieferen
Kreideschichten zu Tage treten lässt. Tektonisch haben wir eine gegen NO
steil aufgerichtete Falte vor uns, bei welcher der aufsteigende Schenkel
ein ziemlich sanftes Verflächen (30—35° SW) aufweist, während der
absteigende Ostschenkel bald steil (70° NO), bald senkrecht, bald sogar
etwas widersinnig einfällt. Der im Norden den grössten Theil der Insel
erfüllende Aufbruch tieferer Kreide wird, wie im vorhergehenden Be-
richte erwähnt, von Ponte an durch die obere Kreide immer mehr
bis zur Breite von etwa 1 km eingeengt, zieht sich aber dennoch in
ziemlich gleichbleibender Breite bis Bocca di Segna, um auch noch
auf der Insel Perviechio die Westseite mitsammt dem Scoglio Gniviza
zusammenzusetzen. Perviechio ist überhaupt, wie es ja schon die topo-
graphische Karte vermuthen lässt, die Fortsetzung des eben besprochenen
Kreidezuges. Die Hauptmasse wird von oberer Kreide gebildet und nur
im Westen findet sich etwas tiefere Kreide. Ob im Östen nicht etwa
noch Reste eocäner Gesteine angelagert sind, konnte nicht festgestellt
werden, da die steilen, mitunter überhängenden Abstürze zum Meere
sehr schwer zugänglich sind und die ungünstige Witterung auch eine
Untersuchung von der Barke aus unmöglich machte.
Wenden wir uns nun dem dritten östlichen Eocänzuge zu, der
ebenfalls schon von Stache erwähnt wurde, »Stache kannte denselben
aus der Gegend von Vela- und Mala Luka, wonach er diesen Zug
auch benannte. Es gelang mir nun festzustellen, dass derselbe schon
bedeutend weiter nördlich, als von Stache angenommen, nämlich auf
der Punta Glavina, beginnt und von dort aus die ganze Ostküste der
Insel zusammensetzt. Im Streichen ist noch einmal die sigmoidale
Krümmung, welche in der Gegend des Klamberges erwähnt wurde,
angedeutet, indem das rein südliche Streichen der Gegend der Punta
Glavieca, conform den anderen Ablagerungen, später in ein südöst-
liches übergeht. Im nördlichen Theile des Zuges finden wir ein Ver-
flachen von 50—55° gegen Ost; weiter nach Süden stellen sich jedoch
die Schichten immer steiler auf und in der westlichen Begrenzung
der Vela Luka wurde sogar ein widersinniges Fallen von 80° NW
beobachtet. Stache brachte seinerzeit dieses Eocänvorkommen mit
dem Eocänstriche von Voss und von „Paschiek“ in Verbindung. Ich
konnte mich dieser Auffassung lange nicht anschliessen, denn im Norden
sehen wir zwischen dem Haupteocänzug und jenem von Voss eine
regelmässige Kreideantiklinale eingeschaltet mit einem Aufbruche
tieferer Kreide in der Achse. Dieser Aufbruch aber schliesst sich nicht
etwa, sondern streicht bei Verbenico ins Meer hinaus und südlich
findet sich nur mehr die Fortsetzung des östlichen Flügels oberer Kreide,
der mit 50° gegen Ost zum Meere einfällt. An diese Aufwölbung von
oberer Kreide legt sich dann scheinbar eoneordant der besprochene
Eocänzug an, den ich nach dem Gesagten für ein neues Element
ansehen musste. Allerdings konnte ich die starke Verbreiterung der
oberen Kreide zwischen den beiden Eocänzügen nicht erklären. Erst
238 Verhandlungen. Nr. 11
dadurch, dass ich im Süden bei Valle Dubna einen kleinen Aufbruch
tieferer Kreide antraf, sah ich mich gezwungen, im Norden nochmals
eine Begehung vorzunehmen, wobei ich wirklich beim Val Potovsca einen
ganz unbedeutenden Aufbruch mit südlichem Streichen und östlichem
Verflächen fand. Es scheint somit, dass der bei Verbenico ausstreichende
Zug unter dem Meere ebenfalls die sigmoidale Krümmung vollführt und
bei Val Potovsca wieder einstreicht, im Uebrigen aber von den Kalken
der oberen Kreide bedeckt wird und erst in dem Aufbruche von Val
Dubna wieder zum Vorscheine kommt. Die Stache’sche Vermuthung
erscheint somit durch die vorgebrachten Ergebnisse bestätigt.
Veglia, 6. Mai 1903.
Literatur-Notizen.
Dr. E. Fraas. Die Triaszeit in Schwaben. Verlag von
Otto Maier, Ravensburg. 40 8.
Verf. versteht es, in frischer, leicht fasslicher Darstellung einen Einblick in
den geologischen Aufbau der Trias-Landschaften Württembergs zu geben. Aus-
gehend von der bekannten geologischen Pyramide Blezinger’s auf der Wilhelms-
höhe bei Crailsheim, wird die Stratigraphie und Tektonik jener ganzen Gegend
besprochen. Doch geschieht dies nieht in trockenem docirenden Tone, sondern
in fesselnder, anschaulicher Weise, welche aber der wissenschaftlichen Gründlich-
keit keinen Abbruch thut. Das Büchlein ist umsomehr dem gebildeten Naturfreunde
zu empfehlen, da nicht etwa blos die württembergische Trias darin behandelt wird,
sondern auch manch ein Wort über die Entwicklung unseres Erdballes und die
Aufeinanderfolge verschiedener Thiergenerationen darin eingeflochten erscheint und
hübsche Illustrationen beigegeben sind.
Die Anordnung des Stoffes ist die, dass zunächst die einzelnen Schichtglieder
nach ihrer Altersfolge besprochen werden, wobei sowohl die petrographische Be-
schaffenheit als auch der paläontologische Inbalt eingehend erörtert wird. Als
Anhang findet sich dann noch ein geologischer Excursionsführer in die Umgebung
Crailsheims. (Dr. L. Waagen.)
Verlag der k. k. zeolog. Reiehsanstalt, Wien III., Rasumofskygasse 23
Gesellschafts-Buchdruckerei Brüder Hollinek, Wien, III., Erdbergstrasse 3.
Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt.
Bericht vom 31. Juli 1903.
Inhalt: Eingesendete Mittheilungen: Th. Fuchs: Ueber einige neue Beobach-
tungen in den Ziegeleien von Baden und Vöslau. — Dr. Julius Romberg: Zur Richtigstellung.
— Reisebericht: Dr. L. Waagen: Die Aufnahmen im Nordtheile der Insel Cherso. —
Einsendungen für die Bibliothek.
NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mittheilungen verantwortlich.
Eingesendete Mittheilungen.
Th. Fuchs. Ueber einige neue Beobachtungen in
den Ziegeleien von Baden und Vöslau.
Nachdem mir die Aufgabe zugefallen war, anlässlich des Inter-
nationalen Geologen-Congresses eine Excursion in die Tertiärbildungen
der Umgebung von Baden und Vöslau zu führen, betrachtete ich es
selbstverständlich als meine erste Pflicht, mich persönlich von dem
momentanen Stande der hierbei in Betracht kommenden Objecte zu
überzeugen und schien mir dies umsomehr geboten, als bereits ein
sehr langer Zeitraum verflossen war, seitdem ich die betreffende
Punkte zum letzten Male gesehen.
Bei dieser Gelegenheit stellte es sich nun heraus, dass that-
sächlich in den meisten Ziegeleien grosse Veränderungen vor sich
gegangen waren und ward mir dadurch Gelegenheit geboten, unsere
bisherigen Kenntnisse über diese Punkte mannigfach zu erweitern,
zu ergänzen oder auch zu rectifieiren.
Die wichtigsten dieser Beobachtungen sollen im Nachstehenden
mitgetheilt werden.
Baden. Die bekannte in Betrieb stehende Ziegelei, aus der
auch die bekannte Pleurotomen-reiche „Badener Fauna“ stammt, ist
vollständig in einem zarten, homogenen, lichtgrauen Tegel angelegt,
der bis an die Oberfläche reicht und von keinerlei anderen Schichten
mehr überlagert wird.
Die Schichten fallen leicht gegen Süd.
Geht man nun von dieser Ziegelei aus in südlicher Richtung
über den gegen den Hartberg zu führenden Fahrweg, so findet man
jenseits desselben eine zweite, jedoch seit langer Zeit bereits auf-
gelassene Ziegelei, in welcher der blaugraue Tegel von einer eigen-
thümlichen Geröllformation überlagert wird.
K. k. geol. Reichsanstalt. 1903. Nr. 12. Verhandlungen. 36
240 Verhandlungen. Nr. 12
Es finden sich hier Gerölle von Faust- bis Kopfgrösse, dazwischen
grössere Blöcke und Schollen bis zu einem Durchmesser von 1 m.
Dem Materiale nach herrscht eine ausserordentliche Mannig-
faltigkeit und finden sich die verschiedensten Alpenkalke, ferner
Flyschsandstein, Nulliporenkalk, Leithaconglomerat u. s. w.
Alle Gerölle und Blöcke, ja auch die grösseren Schollen sind
wohlabgerundet.
Diese Geröllformation liegt äusserst unregelmässig über dem
Tegel, indem sie vielfach Taschen in demselben bildet, während um-
gekehrt der Tegel zungenförmige Fortsätze in die 'Geröllmassen
hineinsendet.
Die grösste Mächtigkeit. dieses Schotters, beziehungsweise die
Tiefe der am tiefsten eingreifenden Tasche, beträgt eirca 3 m.
Diese Geröllformation ist ohne Zweifel mit jener identisch, die den
benachbarten, mit Buschwerk bewachsenen „Hartberg“ zusammensetzt.
Dieser Hartberg ist auf unseren geologischen Karten als Leithakalk
angegeben, was aber offenbar gänzlich irrig ist. Diese ganze Geröll-
bildung ist augenscheinlich gar keine marine Ablagerung, sondern
die Bildung eines Wildbaches, der aus dem Helenenthale herausbrach,
und meiner Ansicht nach wahrscheinlich diluvialen Alters.
Untersucht man nun den Tegel, der sich in der Ziegelei unmittel-
bar unter dem Schotter findet, so fällt sofort die ausserordentliche
Häufigkeit des Vermetus arenarius auf, eines Fossils, das der Badener
Fauna vollkommen fremd ist, hingegen zu den Leitfossilien der
Gainfahrner Schichten gehört. Neben Vermetus arenarius kommen eben-
falls noch häufig Vermetus intortus, Turritella turris, Turritella Archi-
medis, Arca diluvü, Venus multilamellata sowie Schalen von Ostrea
digitalina und Pecten Besser! vor, lauter Faunen, die der Badener
Fauna fremd sind, dagegen zu den bezeichnendsten Vorkommnissen
der Gainfahrner Schichten gehören. Allerdings fanden sich auch einige
Badener Typen vor, wie !usus longivostris, Pleurotoma obeliscus, Bucci-
num semistriatum, doch konnten wir von diesen nur je ein Exemplar
auffinden und überdies fanden sich dieselben nicht in den obersten
Schichten, sondern einige Meter tiefer am Abhange der Grube und
könnten demnach auch wirklich schon aus Badener Tegel stammen,
was aber bei den grossen Verrutschungen, die der Abhang der Ziegelei
zeigte, nicht zu entscheiden war.
Dem möge aber sein wie ihm wolle, auf jeden Fall sehen wir
hier unmittelbar unter dem überlagernden Schotter eine ausgesprochene
Gainfahrner Fauna auftreten und ebenso kann es nach Massgabe der
Verhältnisse wohl keinem Zweifel unterliegen, dass diese Schichten
mit der Gainfahrner Fauna ‘über dem eigentlichen Badener Tegel:
der zuerst besprochenen Grube liegen.
Soos. Die alten grossen Sooser Ziegeleien befinden sich gegen-
wärtig in einem ziemlich desolaten Zustande. Sie sind fast ganz unter
Wasser und werden nur noch wenig bearbeitet. An dem marinen Tegel
liessen sich daher auch keine Beobachtungen anstellen, dagegen wird
die Aufmerksamkeit sofort durch eine mächtige Schotterbildung ange-:
1903 Bericht vom 31. Juli. Th. Fuchs. 241
zogen, welche den Tegel überlagert und in einer Erstreckung von
mehreren hundert Schritten prachtvoll aufgeschlossen ist.
Es ist offenbar dieselbe Geröllformation, die wir soeben in der
aufgelassenen Badener Ziegelei beschrieben, nur ist dieselbe unver-
gleichlich stärker entwickelt, indem sie eine Mächtigkeit von 6 m
erreicht.
Das Material, aus dem die Gerölle bestehen, ist dasselbe wie
bei Baden und finden sich auch hier alle möglichen Abänderungen
des Alpenkalkes und der Flyschzone zusammen mit sehr viel Blöcken
von Nulliporenkalk und Leithaconglomerat, wobei unter letzterem
namentlich jene Abänderung auffällt, die aus grossen wohlgerundeten
Geröllen von Wiener Sandstein zusammengesetzt ist, wie sich die-
selben in den obersten Rauchstallbrunnbrüchen als Hangendes der
Conglomeratmasse findet.
Auch hier erreichen die Blöcke eine bedeutende Grösse und
fanden wir welche, die einen Durchmesser von 1'’5 m besassen, doch
waren auch diese allseits wohlabgerundet.
Die Schichtung ist im Allgemeinen eine sehr verworrene, fast
moränenhafte, indem kleine Gerölle und grosse Blöcke ordnungslos
wirr durcheinander liegen, doch kommt an einzelnen Stellen auch
eine etwas regelmässigere Schichtung zum Ausdruck. Dem oberen
Theile der Geröllmasse sind mergelige Schichten eingelagert, die mit-
unter ganz das Ansehen eines tertiären Tegels zeigen und mit den
benachbarten Schichten in mannigfachster Weise gestaucht sind.
Die unmittelbare Auflagerung dieser Geröllformation auf den
marinen Tegel ist gegenwärtig nicht zu sehen, dagegen ersehe ich
aus älteren Aufzeichnungen, die ich von hier besitze, dass dieselbe
auch hier taschenförmig in den Tegel eingreift und von dem Tegel
sich zungenförmige Fortsätze in den Schotter hinein erstrecken.
An Stelle dieser alten, wie erwähnt, gegenwärtig unter Wasser
stehenden Ziegelgrube wurde in den letzten Jahren östlich davon,
auf der anderen Seite des Bahnkörpers gelegen, eine neue Ziegelei
eröffnet. Dieselbe ist gegenwärtig bereits ziemlich ausgedehnt und
erreicht eine Tiefe von beiläufig 6 m. Hier ist keine Spur der vor-
hergehenden Geröllformation oder von irgendeiner anderen oberfläch-
lichen Schotterbildung vorhanden und sieht man in der ganzen Grube
von der Grassnarbe an bis zur Sohle nur einen zarten, lichtblaugrauen,
speckigen Tegel, der, wie es scheint, nur Badener Fossilien führt.
Die obersten Schichten sind etwas gelb verfärbt.
Vöslau. Seitdem in den Ziegeleien der Badener Gegend Auf-
sammlungen von Fossilien gemacht wurden, war die Ziegelei von
Vöslau durch die Eigenthümlichkeit bekannt, dass hier neben der
Fauna des Badener Tegels auch in grosser Menge Formen gefunden
wurden, die dem Badener Tegel sonst fremd sind und vielmehr den
Schichten von Gainfahrn und Enzesfeld, ja direet den Leithakalk-
bildungen angehörten.
Ebenso wurde aber auch allseits betont, dass in der Vöslauer
Ziegelei zwei Schichten unterschieden werden könnten, eine obere
mehr sandige gelbe und eine tiefere mehr tegelige blaue, und man
36*
249 Verhandlungen. Nr. 12
nahm an, dass die oberen gelben sandigen Schichten die Fauna von
Gainfahrn und Enzesfeld, die tieferen mehr tegeligen blauen aber
die Fauna von Baden führten. )
Es war dies aber doch eigentlich nur eine Annahme, die zwar
die grösste Wahrscheinlichkeit für sich hatte, aber doch nicht an Ort
und Stelle durch directe Beobachtung nachgewiesen war, und war
mir daher sehr daran gelegen, diese Verhältnisse vor der Excursion
des Congresses einer nochmaligen Prüfung zu unterziehen.
Dieselbe ergab ein sehr unerwartetes Resultat.
Als wir an die Grube herantraten, bemerkte ich sofort, dass
dieselbe seit meinen letzten Besuchen ansehnlich erweitert und vertieft
worden war, zugleich aber auch, dass sie sich in einem sehr ver-
wahrlosten Zustande befand und ziemlich ausser Betrieb gesetzt schien.
Die obere gelbe und die untere blaue Schicht war so wie
früher deutlich zu sehen, was mir aber neu war und was ich früher
niemals beobachtet hatte, waren grosse Haufen von grobem blauen
Sande und Geschieben, die am Rande der Grube lagen und die wahr-
haft überladen waren von den weissen Schalen grosser dickschaliger
Öonchylien, die iu auffallender Weise den Uharakter der Leithakalk-
fauna zeigten.
Indem wir uns nun nach dem Ursprunge dieses Materials
umsahen, fanden wir denselben bald in einer Bank von Sand und
Schotter, welcher im östlichen Theile der Grube beiläufig 3 m von
der Oberfläche dem blauen Terrain eingeschaltet war und eine
Mächtigkeit von eirca 1 m besass. Die Gerölle, welche sich in dieser
Bank finden, sind zumeist nuss- und faustgross, eiförmig, allseits sehr
regelmässig zugerundet und bestehen höchst merkwürdigerweise fast
ausschliesslich aus Wiener Sandstein und nur ganz ausnahmsweise
aus Alpenkalk.
Die Fossilien, welche sie enthalten, sind gut erhalten, das heisst
hart, aber fast immer zerbrochen und stellen eine ganz ausgesprochene
Leithakalkfauna dar, wie aus nachstehendem kleinen Verzeichnis der
häufigsten Arten hervorgeht, welche ich mir an Ort und Stelle notirte:
Venus umbonaria.
Oytherea pedemontana.
Lueina incrassata.
„. columbella.
Cardita Partscht.
Tapes vetula.
‘) Siehe über diesen Gegenstand folgende Publicationen:
1870. D. Stur, Beiträge zur Kenntnis der stratigraphischen Verhältnisse der
marinen Stufe des Wiener Beckens. (Jahrb. der k. k. geol. R.-A. XX, 303.)
1871. Th. Fuchs und F. Karrer, Ueber das Verhältnis des marinen Tegels zum
Leithakalke. (Jahrb. der k. k. geol. R.-A. XXI, 209.)
1874. D. Stur, Ueber den gelben oberen Tegel in der Tregelgrube von Vöslau.
(Verhandl. der k. k. geol. R.-A. VIII, 336.)
1874. F. Karrer, Die Conchylienführung der Sardschichten in Vöslau. (Verhandl.
der k. k. geol. R.-A. VIII, 288.)
1877. F. Karrer, Geologie der Kaiser Franz-Josefs-Hochquellen-Wasserleitung.
(Abhandl. der k. k. geol. R.-A. IX, 134.)
1903 Bericht vom 31. Juli. Th. Fuchs. 243
Cardium hians.
Peetuneulus pilosus.
Arca diluvii.
Pecten Besseri.
„ latissimus.
Ostrea digitalina.
Conus Mercati.
Ancillaria glandiformis.
Fusus Valenciennesi.
Turritella turris.
Tubo rugosus.
Vermetus arenarius ete.
Indem wir es nun versuchten, den Verlauf dieser Bank in
östlicher Richtung zu verfolgen, fanden wir, dass dieselbe bereits nach
kurzem Verlaufe plötzlich abschnitt, und indem wir auch die hangenden
und liegenden Schichten näher ins Auge fassten, überzeugten wir uns,
dass die Ziegelei von einer nordsüdlich streichenden und ziemlich
steil gegen Ost verflachenden Verwerfung durchzogen wurde und dass
man östlich und westlich von dieser Verwerfung ganz verschiedene
Schichten vor sich habe.
Oestlich der Verwerfung besteht das Terrain aus einem feineren
oder gröberem mergeligen Sande, dem die obenerwähnte Schotterlage
eingeschaltet ist, und findet man hier, soweit wir es constatiren konnten,
ausschliesslich Formen der Gainfahrner Schichten und des Leithakalkes.
Westlich der Verwerfung findet man von oben bis unten einen
gleichmässig homogenen, blaugrauen, feinsandigen Tegel, in dem wir
durch eigenes Sammeln nachstehende Formen constatiren konnten:
Cassis saburon.
Cassidaria echinophora.
Buceinum costulatum.
Pleurotoma cataphracta.
spiralis.
turricula.
obeliscus.
n coronata.
Natica helieina.
Corbula gibba.
N
Man sieht, es ist dies eine ausgesprochene Badener Fauna.
Wir haben demnach in der Vöslauer Ziegelei allerdings zwei
verschiedene Ablagerungen vor uns, von denen die eine die Gainfahrner
und die andere die Badener Fauna führt; aber diese beiden Ablagerungen
finden ihren Ausdruck nicht, wie man bisher annahm, in den gelben
und blauen Schichten, sondern vielmehr in Terrainmassen östlich und
westlich der Verwerfung.
Die sogenannte „gelbe Sandschicht“ ist überhaupt gar keine
einheitliche zusammenhängende Schicht, sondern stellt nur den von
244 Verhandlungen. Nr. 12
aussen gelblich verfärbten Theil des jeweilig an die Oberfläche
tretenden Terrains vor.
Öestlich von der Verwerfung enthält diese gelbe Schicht Gain-
fahrner Conchylien, westlich von derselben Badener Typen.
Würde man die Fossilien der gelben und der blauen Schichten
für sich sammeln, so bekäme man in beiden Fällen eine Mengung von
Gainfahrner und Badener Typen, während eine solche in Wirklichkeit
nicht zu bestehen scheint.
Die nachstehende Skizze möge zur Erläuterung dieser Ver-
hältnisse dienen.
Profil aus der’Ziegelgrube von“Vöslau.
un u 2...
Blaue
Schichten
— Diluvialer Kalkschotter (Steinfeldschotter).
b — Mergelige Sand- und Geröllage mit Fossilien der Gainfahrner Schichten, resp.
des Leithakalkes.
x—x = Verwerfung.
An Stelle der eben besprochenen alten, gegenwärtig fast auf-
selassenen Ziegelgrube wurde neuerer Zeit nördlich von derselben
in einigen hundert Schritten Entfernung eine andere eröffnet, welche
in sehr regem Betriebe zu stehen scheint. Dieselbe hat einen sehr
ansehnlichen Umfang, erreicht eine Tiefe von 3 m und steht voll-
ständig in einem zarten, homogenen, blaugrauen Tegel, der nur an
der Oberfläche etwas gelblich verfärbt ist. Der Mergel wird von einer
2 m mächtigen Schotterschicht überlagert, welche sich aber sehr
wesentlich von den Geröllablagerungen unterscheidet, die wir bei
Baden und Soos kennen gelernt. Es finden sich hier ausschliesslich
Kalkgeschiebe von Nuss- bis Faustgrösse, welche vollständig mit den
Schotterbildungen des Steinfeldes übereinstimmen, als dessen letzte
Ausläufer sie auch aufzufassen sind.
(Ganz derselbe Schotter, nur in geringerer Mächtigkeit, kommt
übrigens auch in der alten Ziegelgrube über der gelben Oberflächen-
schicht vor.
Bekanntlich hat die Vöslauer Ziegelei seit Langem als ein typisches
Beispiel der Ueberlagerung des Badener Tegels durch Gainfahrner
Schichten gegolten, wobei die oberen gelben Schichten als Gainfahrner
Schichten, die tieferen blauen jedoch als Badener Tegel aufgefasst
wurden,
u nn u un
1903 Bericht vom 31. Juli. Dr. Julius Romberg. 245
Dies ist nun in dieser Form allerdings nicht richtig, doch glaube.
ich trotzdem, dass nach Massgabe aller Umstände der in der Grube
anstehende Badener Tegel als das tiefere, der sandige Gainfahrner
Mergel mit der Schotterbank aber als das höhere Glied der Schicht-
folge angesehen werden muss.
Es hat sich nämlich im ganzen inneralpinen Theile des Wiener
Beckens als herrschende Regel herausgestellt, dass die Randbildungen
des Beckens in Staffelbrüchen gegen die Ebene zu abfallen, so dass
die jeweilig gebirgswärts liegenden Theile die älteren, respective
tieferen, die mehr gegen die Ebene zu liegenden Theile die jeweilig.
jüngeren, respective oberen Schichten darstellen.
Es liegt gar kein Grund vor, in dem vorliegenden Falle eine
Ausnahme vorauszusetzen und muss man demnach wirklich annehmen,
dass hier der westwärts der Verwerfung liegende Badener Tegel das
tiefere, der östlich liegende mergelige Sand mit der Geröllbank das
ursprünglich höher gelegene Schichtglied darstellt. ”
Dr. Julius Romberg (Berlin). Zur Riehtigstellung.
In seiner Abhandlung „Ueber den Allochetit vom Monzoni“
(Verhandl. d, k. k. geol. R.-A. 1905, Nr. T u. 8, S. 135--143) ver-
öffentlicht Dr. J. A. Ippen eine Reihe schwerer Angriffe gegen mich,
welche er, durch Entstellungen, eigene Zusätze oder Auslassungen
bei Citaten zu begründen versucht.
Von Nephelingesteinen am Monzoni war bei meiner Publi-
cation vom 22. Jänner 1903 (Stud. III) ausser Camptoniten thatsächlich
nur, ein einziger Liebeneritporphyrgang bekannt; ausserdem hatte
Doelter 1575 „vom Nordabhange des Pesmedaberges“ fleischrothe
Gänge beschrieben, die Nephelin enthalten sollten, Vergeblich hatte
ich alle Steilgehänge daselbst nach letzterem Gesteine abgesucht (es
fehlt jede Höhenangabe, der Fundpunkt ist auch mit dem Pesmeda-
berge der Karte nicht identisch) und constatirte danach für zwei
dort beobachtete, eventuell in Frage kommende Gänge die Thatsache,
„indes Nephelin enthielten beide Gesteine nicht“. Ippen schiebt rasch
(l. oe. 8. 139) trotz ‚Gänsefüsschen in meinen, Satz. das Wörtchen
sicher ein und nun kann er meine Behauptung „apodiectisch“ nennen
und weitere üble Bemerkungen daran anknüpfen. Vielleicht soll durch
letztere nur der fehlende Beweis verdeckt werden, der durch. ein-
fache Angabe des genauen Fundpunktes oder durch die neuen Unter-
suchungen Doelter’s bei Vorhandensein unschwer zu ‚erbringen ge-
wesen wäre.
Da hier also nur der eine Liebeneritporphyrgang sichergestellt
war. während man aus Predazzo schon eine ganze Reihe anstehender
Nephelingesteine kannte, fielen neun Hinweise über Vorkommen von
Nephelin am Monzoni in’ Doelter’s Abhandlung von 1902 (Tschermak’s
Miner. u. petr. Mitth. Bd. XXI, S. 65— 76, 97—106, 191—225), zwei
weitere von Ippen (Wien. Akad. 1902) auf und veranlassten mich
zu der Aeusserung: „Da Doelter wie auch Ippen ziemlich häufig
auf einen Nephelingehalt der Monzonigesteine hinweisen, möchte ich:
246 Verhandlungen. Nr. 12
bemerken, dass solche Vorkommen äusserst selten sind, falls dieses
Mineral zweifelsfrei festgestellt werden soll.“
Ippen sucht durch stärkeren Druck von häufig statt des
Wortes zweifelsfrei wieder den Sinn zu meinen Ungunsten zu corri-
giren und unterdrückt von den neun Bezugnahmen Doelter’s
auf Nephelingehalt deren fünf, trotz seiner ausdrücklichen Ver-
sicherung S. 139: „Weitere Stellen über das Vorkommen des Nephelins
finden sich in den von Romberg eitirten Arbeiten Doelter’s nicht.“
Es fehlen die Stellen: S. 69 „nephelinhaltiges Gestein, welches ich
im westlichen Theile des Monzoni fand“, S. 99 Pyroxenit, „welcher
liebeneritähnliche Durchschnitte zeigt“, S. 103 Shonkinit, „möglicher-
weise stammt ein Theil der Zersetzungsproducte aus Nephelin“, sowie
zwei Citate S. 204, wo das Gestein vom Pesmedakamm „mit hexagonalen
nephelinähnlichen Durchschnitten“, vielleicht ein „Liebeneritporphyr“,
geschildert wird (trotz grossporphyrischer Ausbildung und Granit-
ähnlichkeit), sowie ebenda ferner „Gesteine mit stark verändertem
Nephelin am Rizzoniberge“.
Gezwungenermassen bin ich auf diesen Sachverhalt genauer ein-
gegangen, weil solcher die einzige Grundlage abgeben muss für die
ärgsten Anschuldigungen Ippen’s S. 159: „Es geht aus dem bisnun
Gesagten wohl genügend hervor, dass Romberg genau das Gegen-
theil über die Arbeit eines Autors sagt, als was dieser selbst in die-
selbe legt: und es beruht ein grosser Theil von Romberg’s Arbeit
darauf, Autoren angebliche Unrichtigkeiten unterzuschieben, um mit
deren Bekämpfung und scheinbarer Klarlegung seinen eigenen Arbeiten
das höhere Verdienst zuzuweisen.“ In der Anmerkung dazu werden
diese Vorwürfe sogar noch erweitert.
So viel Worte, so viel Unwahrheiten, für die auch nicht der
Schatten eines Beweises erbracht werden kann, ebensowenig wie für
meine „zahlreichen Widersprüche“, „Behauptungen ohne Beweise“,
„besonders bei Behandlung der Altersfragen und der Contaet-
erscheinungen*. Vergeblich prüfe ich den Inhalt meiner Publicationen,
wo ich mit geradezu peinlicher Gewissenhaftigkeit möglichst genaue
Angaben über die Orte der Üontactmetamorphose sowie für jene
die Altersfolge beweisenden Apophysen machte.
Recht gern wäre ich eventuell auch zu dem weiteren Schritte
bereit, dem unparteiischen Sachverständigen an meinem ausgesuchten,
in Berlin befindlichen Material oder auch an Ort und Stelle, trotz-
dem meine Arbeit noch keineswegs abgeschlossen ist, die Richtigkeit
meiner Behauptungen zu demonstriren. Gab ich doch die ganz specielle
Beschreibung der Fundstellen geradezu aus dem Motive, dass etwaige
Irrthümer im Interesse der Sache durch die das Gebiet besuchenden
Forscher leicht reetifieirt werden könnten! Und wann und wo hätte
ich mir jemals ein höheres Verdienst zuweisen wollen? Vielleicht
dadurch, dass ich schweigend zusah, wie fast alle Gesteinsvarietäten,
die ich zuerst aufgefunden oder in ihrer wahren Bedeutung erkannt
und celassifieirt hatte, von anderer Seite ohne weiteres übernommen
wurden, wobei höchstens versteckt meiner gedacht wurde, wohl aus
Anschauungen heraus, wie sie Ippen (l. e. S. 247) über die nephelin-
führenden Gesteine äussert:
D
1903 Bericht vom 31. Juli. Dr. Julius Romberg. 247
„Die in Rede stehenden Gesteine sind zum grossen Theile
keine neu aufgefundenen, sie waren früher als Orthoklas-
porphyre, Syenitporphyre, Monzonite beschrieben ...*
Freilich würde nach diesem Principe nur dem ersten Geologen,
der ein Gebiet betritt, Anerkennung zu Theil werden müssen.
Allerdings habe ich in gewissen Einzelfällen begründete Zweifel
nicht unterdrücken dürfen, wie zum Beispiel bei Ippen’s Beschrei-
bungen von „Melaphyrgängen im Monzonit“ wegen des directen
Widerspruches mit meinen thatsächlichen Feststellungen über Monzonit-
apophysen im Porphyrit und der grossen Bedeutung für die Altersver-
hältnisse, auch hinsichtlich der Tektonik. Ippen’s, beziehungsweise
Doelter’s Bestimmungen erschienen umso auffallender, als aus den
Dünnschliffen dieser Gesteine typische braune Hornblende beschrieben
wurde, wie ich solche nur in den Gesteinen der Camptonit-Monchiquit-
reihe fand, zu denen nach meinem Material jene Gänge auch gehören.
Charakteristisch für die Art und Weise der Angriffe gegen mich ist,
dass von den beanständeten Gängen im Monzonit jener von der
Boseampobrücke todtgeschwiegen !) wird, der „Melaphyr“ von Palle
rabbiose aber in den neuesten Abhandlungen Doelter’s („Der
Monzoni und seine Gesteine.“ Wien. Akad., December 1902 und
März 1905), I., S. 977, zu einem „melaphyrartigen“, beziehungsweise
Il., S. 185, „melaphyrähnlichen* Gestein wird, dessen Beziehungen zu
Gamptonit-Monchiquit auch die Analyse erkennen lässt. Obgleich
indes Ippen (l. e. S. 240) schrieb: „besonders merkwürdig sind
auch Augitschnitte, auf denen sich braune, langnadelige, stark
pleochroitische Hornblende angesiedelt hat“ (wie ich solches
in typischen Camptoniten oft constatiren konnte), heisst es jetzt
plötzlich bei Doelter (l. ec. I, S. 979: „Hornblende fehlt
gänzlich (siehe die Beschreibung Ippen’s)*.
Ein gänzliches Missverständnis zeigt Ippen’s Bemerkung (l. c.
S. 142), dass ich die richtige Bestimmung der barkevikitischen Horn-
blende durch ihn im Gange am Agnello bezweifle, während ich solche
doch selbst vom Gange daneben beschrieb (Stud. II, S. 56) und
ausdrücklich hervorhob, dass sich in jenen in unmittelbarer Berührung
mit dem „Granitgange“ befindlichen Melaphyr schmale Apophysen
des ersteren erstrecken, an deren Grenzen sich eine bräunlichgrüne
(keine barkevikitische) Hornblende gebildet habe. Nach dem bezüglichen
Texte Doelter’s („Excursion nach Predazzo“, S. 24): „es lässt sich
schwer sagen, welches Gestein das jüngere ist“, war ihm und also
auch Ippen diese Thatsache und das betreffende Material nicht
bekannt.
Der wiederholte Vorwurf Ippen’s bezüglich der von mir auf-
geführten kleinen Gruppe von Augit-Camptoniten wird wieder
nur durch die Unterdrückung meines Zusatzes (Stud. II, S. 756) „(mit
wenig Hornblende)“ möglich. Recht verwunderlich sind daher auch
gleiche Ausstellungen Doelter’s, obgleich er (l. c. S. 978) für jene
Gesteine, „die neben Hornblende auch noch Augit enthalten“, diesen
Namen reserviren will.
!) Auch von dem Vorkommen im Toal da Mason ist nirgends mehr die Rede.
K. k. geol. Reichsanstalt. 1903. Nr. 12. Verhandlungen. 37
248 Verhandlungen. Nr. 12
Zur dürftigen Motivirung für Ippen’s beleidigende Insinuationen
sollen ferner (l. e. S. 140) Bemerkungen über Shonkinit dienen,
wieder durch Combination von Entstellungen.
Eine 1901 (Vorarb. S. 459) durch den Zusatz (Shonkinit?) aus-
gedrückte Möglichkeit, dass sich unter Pyroxeniten mit grossen
spiegelnden Biotiten Vertreter jener Gesteinsgruppe vorfinden könnten,
hatte ich 1902 (Stud. II, S. 738) zurückgezogen. Inzwischen hatte
Doelter in dem bis zu meiner letzteren Publication allein er-
schienenen Heft 1 („Ohemische Zusammensetzung und Genesis der
Monzonigesteine“, Tschermak’s Min.-petr. Mitth. Bd. XXI, S. 65— 76)
aus diesem Gebiete mit kalkreicheren Gesteinen gleichfalls Shonkinite
erwähnt, „aber für alle interessanten Typen (Shonkinit, Essexit,
Labradorfels, Nephelingesteine) nur Namen genannt“, wie ich (Stud. II,
S. 678) referirte, nach vorherigem selbstverständlichen Hinweise, dass
Fortsetzungen nachfolgen sollten.
Ganz speciell hatte ich damals (Stud. II, S. 738 u. 739) als
einziges mir bisher „bei Predazzo“ bekanntes, dem Shonkinit
nahestehendes Gestein ein Vorkommen beschrieben, „das an der
Westseite des Stollenmundloches am alten Magnetitbergwerk bei etwa
1570 m an der Südostseite des Mulatto ansteht“.
Mit höchstem Erstaunen ‚lese ich daher bei Ippen (l. e. S. 140):
„Eine Beschreibung dieses Shonkinitgesteines wird nicht gegeben,
also wohl auch nur der Name genannt“; und weiter: „derselbe Autor
wirft aber allen Anderen stets die geringe Genauigkeit der Fundorts-
angaben vor“. Wie schlecht muss es um eine Sache stehen, wenn zu
solchen Mitteln gegriffen wird, wo thatsächlich jeder Zweifel aus-
geschlossen ist, dass sich sowohl die detaillirte Schilderung S. 739
als auch die minutiöse Ortsbezeichnung auf das einzige S. 738
erwähnte derartige Gestein bei Predazzo beziehen müssen.
Auch Ippen’s Versuch, mir bezüglich des Shonkinittypus einen
Widerspruch nachzuweisen, ist gänzlich verfehlt. Nicht nur habe ich
(Stud. III, S. 57) bei Hinweis auf den Shonkinitcharakter bestimmter
Monzonitapophysen Pirsson’s Original-Definition ausführlich eitirt,
der selbst eine dieser Analysen (von Lemberg) zum Vergleiche
heranzieht, sondern auch erhärten können, dass Doelter’s Anwendung
dieses Namens für das (l. e. S. 103) beschriebene Gestein („Haupt-
bestandtheil ist der Labrador“) trotz seiner Berufung auf Pirsson
zu Unrecht erfolgte. Aber auch Rosenbusch’s Definition entspricht
letzterer Typus nicht. Bezeichnend für Ippen’s Sucht, etwas an mir
bekritteln zu wollen, ist die Thatsache, dass er in diesem Falle die
sonst ausschliesslich für ihn massgebende chemische Analyse nicht
beachtet (trotz Beiziehens durch Pirsson und auch Doelter für
diesen Typus) und die Monzonitapophysen als Orthoklasgabbro
bestimmen will.
Kurz kann ich mich bezüglich der Monzonitaplite fassen, welchen
Namen ich mit Recht für bestimmte, charakteristische, jüngere Gang-
gesteine aufstellte, die aussehliesslich auf den Monzonit be-
schränkt, wohl ein saures Spaltungsproduet seines Magmas sind, auch
wesentlich verschieden von Syenit- und Granitapliten, die gleich-
falls im älteren Monzonit aufsetzen können. Sie nähern sich einer
1903 Bericht vom 31. Juli. Dr. L. Waagen. 249
bestimmten Facies jüngerer Quarzmonzonite, wie ich sie nur bei
Predazzo kenne. Gegen jede Verquickung mit einer Grenzfacies des
älteren Monzonits musste ich mich daher stets entschieden aus-
sprechen; porphyrische Ausbildung waltet bei letzterer vor. Dem in
Doelter’s Führer für Predazzo, S. 16, bezeichneten Gange ent-
stammt mein Analysenmaterial nicht.
Auch die Unklarheit in der Bezeichnung „Fortsetzung der Linie
Val maggiore“ lässt sich nicht beschönigen; abgesehen von den ab-
weichenden Richtungen im Ober- und Unterlaufe treten am Mulatto
gegenüber in der angeführten Höhenlage drei Thäler, Val Tei,
Scandole und Coceoletti, mit ihren Abzweigungen recht nahe zusammen.
Meine Fussnote: „Ippen’s Abhandlung (vom März) erschien erst im
November 1902“ sollte erklären, warum ich das als „Cancrinitsyenit“
beschriebene Gestein nicht anstehend aufsuchen konnte; die Identi-
fication mit einer der in erwähnter Höhe gesammelten Varietäten
erwies sich als unmöglich. Irgendwelche Hindeutung auf die lange
Zeitdauer (acht Monate) bis zum Drucke, wodurch Aenderungen bei
der Correetur, vielleicht auf Grund eigener, inzwischen fortgesetzter
Studien nicht ausgeschlossen erscheinen könnten, war hier bestimmt
nicht beabsichtigt.
Ueber den Zeitpunkt für das Erscheinen meiner chemischen
Analysen sollte mir doch allein die Entscheidung zustehen; die bessere
Auswahl wird doch durch das vermehrte, mikroskopisch und geologisch
gründlich geprüfte Material erst gewährleistet.
Reisebericht.
Dr. L. Waagen. Die Aufnahmen im Nordtheile der
Insel Cherso.
Die Begehungen erstreckten sich in diesem Jahre auf jenen
Theil der Insel, welcher sich nördlich der Stadt Cherso erstreckt,
und wurde die Aufnahme der Insel, soweit dieselbe auf den Blättern
Zone 25, Col. X und Zone 25, Col. XI verzeichnet ist, abgeschlossen.
Die Neu-Ergebnisse dieser Arbeit sind recht gering, da im Norden
seinerzeit von Lorenz, weiter südlich von Stache ziemlich ein-
gehende Untersuchungen vorgenommen wurden und so die Abgrenzung
der einzelnen Glieder der Kreideformation nur an wenigen Punkten
modificirt werden musste, so dass das Kartenbild in den grossen
Zügen unverändert bleibt. Bezüglich der Tektonik jedoch bin ich zu
einer wesentlich abweichenden Anschauung gelangt. Während Stache!)
an der Westküste des nördlichen Cherso entlang eine regelmässige
Aufwölbung annimmt, in deren Achse noch die tieferen Kreideschichten
zu Tage treten, konnte festgestellt werden, dass es sich um eine gegen
SW überschlagene Synklinale handelt, da die pfirsichrothen oder
weissen Kreidekalke, welche von der Punta Trebenich bis zum Valle
Planikov die Westküste Chersos bilden, gegen NO einfallen, also
scheinbar unter die dichten oder breceiösen Kalke der mittleren
!) Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 1867, Bd. XVII, Taf. VI.
37*
250 Verhandlungen. Nr. 12
Kreidezone zu liegen kommen. Diese Neigung, die Randfalte gegen
SW zu überstürzen, ist auch weiter südlich noch da und dort zu
beobachten und so möchte ich die bei Stanza S. Biagio gegen NO
einfallenden Nummulitenschichten, die Wurzel einer Eocänfalte, auch
mit dieser Ueberschlagung in Zusammenhang bringen.
Eocänschichten sind in dem kartirten Gebiete von Cherso sehr
wenige vorhanden. Das eine Vorkommen bei Stanza S. Biagio wurde
bereits erwähnt. Es sind etwas mergelige Kalke, welche jedenfalls
schon einer höheren Gruppe des Eocäns angehören, da die Alveolinen
im Vergleiche zu den Nummuliten fast vollständig zurücktreten. Es
ist blos ein schmaler Streifen dieses Gesteines vorhanden, der, etwas
nördlich von S. Biagio beginnend, längs des Weges mit Unterbrechungen
nach Süden zieht, aber noch weit nördlich von S. Salvatore endet.
Die vereinzelten Blöcke, welche man weiter südlich antrifft, dürften
verschleppt sein, da trotz aller Bemühungen hier Anstehendes nicht
mehr beobachtet werden konnte.
Ein zweites Eocänvorkommen, das auch bereits Stache!) kannte,
findet sich im Norden der Insel. Es erstreckt sich von Petriei (richtiger
Petritevic) bis zu den ersten Häusern von Rusulja und wird von dem
Verbindungswege zwischen beiden Orten der Länge nach durchzogen.
Bei der Suche nach einer eventuellen Fortsetzung dieser Kreidescholle
traf ich dann noch ein kleines Vorkommen von Nummulitenkalken,
welches von dem Wege, der von Rusulja in die Gegend von Sterganac
und Val Bagua führt, geschnitten wird und etwas nordwestlich von
Ivagni liegt. Die stellenweise etwas krystallinischen Kalke dieser
beiden Punkte enthalten neben den Nummuliten sehr zahlreiche
Alveolinen und dürften daher als etwas älter anzusehen sein im Ver-
gleiche zu jenen von S. Biagio.
Anstehend wurden sonst im Nordtheile von Cherso keine Eocän-
ablagerungen gesehen, nur beim Abstiege von Niska gegen die Strasse
von Farasina wurden ein par Bänke angetroffen, welche als Flyschsand-
stein bezeichnet werden könnten. Da jedoch keine Spur von Nummu-
liten entdeckt werden konnte und die Bänke sich nur auf wenige
Schritte verfolgen liessen, so wurde von einer Ausscheidung auf der
Karte Abstand genommen.
Das Einfallen der Eocänschichten ist stets ein nordwestliches
und wechselt der Winkel zwischen 30° und 45°. Danach möchte ich
diese Vorkommnisse nicht als Denudationsreste eines Eocänmantels,
sondern als Wurzelstücke ansprechen, ebenso wie jenes von S Biagio.
Die Kreide zeigt zu oberst jene schon bekannten subkrystal-
linischen weissen und hellrosa Kalke, unter welchen wie in Veglia theils
dichte, theils dunkle breccienartige Kalke lagern. Aus der Gegend von
Predoschiza jedoch zieht längs der Ostküste gegen Norden ein Complex
von lichten Dolomitbreceien und splittrigen Dolomiten, welche auf
Veglia nicht beobachtet wurden und deren Alter und Stellung durch
die Aufnahmen auf Cherso nicht ganz klargestellt werden Konnte.
Eine Strecke weit scheinen sie von den obersten Kreidekalken
!) Diese Eocänscholle wurde von Stache westlich von Rusulja auf der
Karte eingetragen, wo jedoch allenthalben Kalke der obersten Kreide anstehen.
An
1903 Bericht vom 31. Juli. Dr. L. Waagen, 2a
ziemlich concordant überlagert zu werden. Später jedoch schiebt
sich zwischen beide Schichtglieder die Folge jener dichten Kalke
ein und alle drei Kreidezonen erscheinen dann concordant gelagert.
Weiter im Norden, am Wege von Jedro nach Konee (richtiger Konjaec),
schienen die dichten Kalke mit den dolomitischen Schichten stellen-
weise zu vicariren und in diese überzugehen, ebenso wie am West-
abhange des M. Syss, so dass wir dann nur eine Faciesverschiedenheit
vor uns hätten.
Stache hält diese dolomitischen Ablagerungen für das älteste
Schiehtglied und parallelisirt sie somit mit jenen Dolomiten, welche
an der Basis der Kreideformation, zum Beispiel in Dalmatien, sehr
häufig angetroffen werden, und ich will mich bis auf Weiteres dieser
Anschauung anschliessen.
Wien, Anfang Juli 1903.
Einsendungen für die Bibliothek.
Zusammengestellt von Dr. A. Matosch.
Einzelwerke und Separat-Abdrücke.
Eingelaufen vom 1. April bis Ende Juni 1903.
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Wien, C. Gerold’s Sohn, 1902. 8°.
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Doveton, &. D. The Camp Bird mine,
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1903. 8°. 11.8. (45—55) mit 1 Taf.
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Felix, J.. Ueber einige norddeutsche
Geschiebe, ihre Natur, Heimat und
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& Trömel, 1903. 8°. 14 S. mit 1 Text-
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Silian und St. Stefano del
Comelico. {Zone 19, Col. VII der
Einsendungen für die Bibliothek.
253
Specialkarte der österreichisch-unga-
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1:75.000.] Wien, R, Lechner, 1902.
8°. 50 S. und 1 Karte. (13987. 8°.)
Göbl, W, Geologisch - bergmännische
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den k. k. Bergbeamten ... heraus-
gegeben vom k. k. Ackerbau - Mini-
sterium. Wien, typ. Staatsdruckerei,
1903. 8°. 39 S. mit 2 Karten u. 74 Taf.
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(14022. 8°.)
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die geologische Detail-Aufnahme im
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bericht d. kgl. ungar. geolog. Anstalt
für 1900.) Budapest, typ. Franklin-
Verein, 1903. 8°. 10 S. (91—100).
Gesch. d. Autors. (13988. 8°.)
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providence, Cuba. (Separat. aus: Procee-
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of Philadelphia; dec. 1902.) Phila-
delphia, 1902. 8°. 6 S. (744—749) mit
1 Textfig. Gesch. d. Autors. (13989. 8°.)
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Bd. LIII. 1903. Hft. 1.) Wien, typ.
Brüder Hollinek, 1903. 8°. 26 S. (65— 90)
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(23990. ,8°.)
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(Separat. aus: Verhandlungen d.k.k.
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Wien, typ. Brüder Hollinek, 1903. 8°.
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Jahn, J. J. Uber die Etage H im mittel-
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anstalt. 1903. Nr. 4.) Wien, typ. Brüder
Hollinek, 1903. 8°. 7 S. (73—79). Gesch.
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the American Institute of Mining
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Instit. of Min. Engin., 1902. 8°. 16 S.
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Kerner, F. v. Erläuterungen zur geo-
logischen Speecialkarte.... SW-Gruppe.
Nr. 123. Sebenico--Traü [Zone 31,
Vol. XIV der Specialkarte der öster-
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Maßstabe 1: 75.000.) Wien, R. Lechner,
1902. 8°. 88 S. und 1 Karte.
(13995. 8°.)
Koto, B.u. S. Kanazawa. A Catalogue
of the romanized geographical names
of Korea. Tokyo, Maruya & Co., 1903.
8°. VI—-90—88 S. Gesch. d. Herrn
Koto. (14017. 8°.)
Kriz, M. Beiträge zur Kenntnis der
Quartärzeit in Mähren. Steinitz [Krem-
sier], typ. H. Slovak, 1903. 8°. 559 S.
mit zahlreichen Textfig. u. 2 Taf.
Gesch. d. Autors. (14018. 8°.)
Lethaea geognostica. Handbuch der
Erdgeschichte ... herausgegeben von
einer Vereinigung von Geologen unter
der Redaction von F. Frech. II Teil.
Das Mesozoicum.... Hft. 1. Trias;
Lfg. 1: Einleitung des Mesozoicums
und der Trias vom Herausgeber; con-
tinentale Trias von E. Philippi (mit
Beiträgen von J.Wysogörski). Stutt-
gart, E. Schweizerbart, 1903. 8°. 105 8.
mit 76 Textfig., 6 Tabellen u. 29 Tafeln.
Kauf. (6516. 8°.)
Lindgren, W. The geological features
of the gold production of North Ame-
rica. (Separat. aus: Transactions of
the American Institute of Mining
Engineers; octob. 1902.) New York,
Instit. of Min. Engin., 1902. 8%. 56 S.
Gesch. d. Instituts, (13996. 8°.)
Nr. 12
Lydekker, R. Catalogue of the fossil
Mammalia in the British Museum.
Parts. I-V. London, typ. Taylor &
Francis, 1885— 1887. 8°. 5 Vol. Gesch.
d. Brit. Museum.
Enthält:
Part. I. Primates, Chiroptera, Insec-
tivora, Carnivora and Rodentia. Ibid.
1885. XXX—268 8. mit 33 Textfig.
Part. II. Ungulata: Artiodactyla.
Ibid. 1885. XXII—324 8. mit 39
Textfig. r
Part. III. Ungulata: Perissodactyla,
Toxodontia, Condylarthra and Ambly-
opoda. Ibid. 1886. XVI—183 S. mit
30 Textfig.
Part. IV. Ungulata: Proboscidea.
Ibid. 1886. XXIV—233 S. mit 32
Textfig.
Part.V. Tillodontia: Sirenia, Cetacea,
Edentata, Marsupialia, Monotremata
and Supplement. Ibid. 1887. XXXV—
345 S. mit 55 Textfig. (14019. 8°.)
Lydekker, R. Catalogue of the fossil
Reptilia and Amphibia in the British
Museum. Parts I—-IV. London, typ.
Taylor & Franeis, 1888—1890. 8°.
4 Vol. Gesch. d. Brit. Museum.
Enthält:
Part. I. Ornithosauria, Crocodilia,
Dinosauria, Squamata, RBhyncho-
cephalia and Proterosauria. Ibid. 1888.
XXVIII—-369 S. mit 69 Textfig.
Part. II. Ichthyopterygia and Sauro-
pterygia. Ibid. 1889. XXI—307 S. mit
85 Textfig.
Part. III. Chelonia. Ibid. 1889.
XVIlI—239 S. mit 53 Textfig.
Part. IV. Anomodontia, Ecaudata,
Caudata and Labyrinthodontia and
Supplement. Ibid.1890. XXIII—295 8.
mit 66 Textfig. (14020, 8°.)
Manzano, J. P. The mineral zone of
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des Campina-Poiana. (In: Moniteur des
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IV. Nr. 6 1903) Bucarest, typ. In-
1903
stitut „Eminescn“, 1903. 8°. Franzö-
sischer und rumänischer Text. 4 S.
(167—170) mit i Profil. Gesch. d.
Autors. (13998. 8°.)
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Boryslaw. Berlin, J. Springer, 1903. 8°.
VI—218 S. mit 53 Textfig. u. 2. Taf.
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1902. S°. Vide: Finsterwalder. S.
& E. Muret. (13454. 8°.)
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— Prispevky k poznäni Geskeho siluru.
Dil I. Mit deutschem Resmme: Beiträge
zur Kenntnis der böhmischen Silur-
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Cis. Frantiska Josefa pro vedy, slo-
vesnost a umeni; tfida Il.) Prag, typ.
A. Wiesner, 1900. 4°. 16 S. mit 4 Text-
fig. u. 1 Taf. Gesch. d. Akademie.
(2604. 4°.)
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aus: Beiträge zur Paläontologie und
Geologie Oesterreich-Ungarns und des
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u. Leipzig, W. Braumüller, 1902. 4°.
32 S. (131—162) mit 8 Textfig. und
6 Taf. (VII—-XII). Gesch. d. kgl.
mineralog.-geolog.Museumszu Dresden.
(2605. 4°.)
Petraschek, W. Ueber Inoceramen aus
der Kreide Böhmens und Sachsens.
(Separat. aus: Jahrbuch d. k. k. geol.
Reichsanstalt. Bd. LIII. 1903. Hft. 1.)
Wien, typ. Brüder Hollinek, 1903. 8°.
16 S. (155—168) mit 2 Textfig. und
1 Taf. (VIII) Gesch. d Autors.
(13999. 8°.)
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1902.) New York, Instit. of Min. Engin.,
1902. 8°. 52 S. mit 10 Texifig. Gesch.
d. Instituts. (14000. 8°.)
(Raibl.) Geologisch - bergmännische
Karten mit Profilen von Raibl nebst
Bildern von den Blei- und Zink-
Lagerstätten in Raibl; aufgenommen
von den k. k. Bergbeamten...heraus-
gegeben vom k. k. Ackerbau - Mini-
Sterium. Wien, 1903. 8°. Vide: Göb1,W.
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York, Instit. of Min. Engin., 1902. 8°.
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für Krystallographie ... Bd. XXXVIl.
Hft. 6.) Leipzig, W. Engelmann, 1903.
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256 Verhandlungen. Nr. 12
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und Literatur in Böhmen. I. Theil.
Leipzig und Wien, F. Deuticke, 1903.
4°. XII—356 S. mit 96 Textfig., 19 Taf.
u. 1 geolog. Uebersichtskarte. Kauf.
(2609. 4°.)
Weed, W. H. Notes on a section across
.the Sierra Madre oceidental of Chihua-
hua and Sinaloa, Mexico. (Separat.
aus: Transactions of the American
Institute of Mining Engineers; nov.
1901.) New: York, Iustit. of Min. Engin.,
1901. 8°. 15 S. mit 1 Taf. Gesch. d.
Instituts. (14010. 8°.)
Weed, W. H, Ore-deposits near igneous
contacts. (Separat. aus: Transactions
of the American Institute of Mining
Engineers., octob. 1902.) New York,
Instit. of Min. Engin., 1902. 8°. 32 S.
mit 1 Textfig. Gesch. d. Instituts.
(14011. 8°.)
Woods, Th. H. The Camp Bird mine,
ÖOuray, Colorado. New York, 1902. 8°.
Vide: Purington, Ch. W., Woods,
Th. H. & G. D. Doveton.
(14000, 8°.)
Woodward, A. S. Catalogue of the
fossil Fishes in the British Museum.
Part. I. Hlasmobranchii. London, typ.
Taylor & Francis, 1889. 8°. XLVL—
474 'S., mit, 18 Texthosu.e Tee
Gesch. d. British Museum. (8403. 8°.)
Woodward, H. A Catalogue of british
fossil Crustacea with theyr synonyms
and the range in time of each genus
and order. London, typ. Taylor &
Francis, 1877. 8°. XTI—155 S. Gesch.
d. British Museum. (14023. 8°.)
Young, M. B. & R. S. MeCaffery. The
ore-deposits of the San Pedro district,
New Mexico. (Separat. aus: Trans-
actions of the American Institute of
Min. Engin.; octob. 1902.) New York,
Instit. of Min. Engin., 1902. 8°. 138.
mit 5 Textfig. u. 2 Kärtchen. Gesch.
d. Instituts. (14012. 8°.)
Zelizko, J. V. Ueber das neue Vor-
kommen einer untersilurischen Fauna
bei Lhotka, Mittelböhmen. (Separat.
aus: Verhandlungen d. k. k. geolog.
Reichsanstalt. 1903. Nr. 3.) Wien,
typ. Brüder Hollinek, 1903. 8°. 5 S.
(61—65.) Gesch. d. Autors. (14013. 8°.)
Zirkel, F. Ueber Urausscheidungen in
rheinischen Basalten. (Separat. aus:
Abhandlungen der math.-phys. Olasse d.
kgl. sächsischen Gesellschaft d. Wissen-
schaften. Bd. XXVIII.) Leipzig, B. G.
Teubner, 1903. 8°. 98 S. (101—198.)
Gesch. d. Verlegers. (14014, 8°.)
Verlag der k. k. geolog. Reichsanstalt, Wien III., Rasumofskygasse 23.
Gesellschafts-Buchdruckerei Brüder Hollinek, Wien, III., Erdbergstrasse 3.
=
FORTE VArTis
GE en 7
Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt.
Bericht vom 31. August 1903.
Inhalt:EingesendeteMittheilungen:Prof. A. Rzehak: Kalktuff bei Gross-Orzechau
in Mähren. — Ueber das Auftreten der Gattung Papyrotheca Brusina in den Congerienschichten
von Niederösterreich und Mähren. — W. Petrascheck: Zur Geologie des Heuscheuergebirges.
— Vietor Zeleny: Serpentin mit Eisenglanz im Hornungsthal bei Grünbach (Niederösterreich).
— Literaturnotizen: Dr. J. Romberg, Fabian Konrad.
NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mittheilungen verantwortlich.
Eingesendete Mittheilungen.
Prof. A. Rzehak. Kalktuff bei Gross-ÖOrzechau in
Mähren.
Der Ort Gross-OÖrzechau liegt ziemlich genau nördlich von
Ungarisch-Brod, also in jenem Theile der Karpathen, den ©.M. Paul
als das „mährisch-ungarische Grenzgebirge“ bezeichnete. Der genannte
Forscher erwähnt auch !) kurz, dass in der Gegend von Gross-Orzechau
und Dubrav ein homogener, nicht weiter trennbarer Complex von
Schiefern und Sandsteinen vorhanden ist, der den „oberen Hiero-
glyphenschichten* zugewiesen wird. Ich beobachtete bei Orzechau
meist sehr flach gelagerte, theils westlich, theils nördlich ein-
fallende hellgraue Sandsteine und Mergelschiefer. Die Sandsteine
enthalten einzelne sehr feste Partien von blaugrauer Farbe und an
einer Stelle eigenthümliche, sehr grobe Hieroglyphen, wie ich sie
sonst in den mährischen Karpathen noch nirgends gesehen habe.
Durch diese Hieroglyphen, ferner durch eingestreute Glauconitkörner
und stellenweise recht reichliche Caleitadern unterscheiden sich die
Sandsteine ziemlich bedeutend von den Sandsteinen der „oberen
Hieroglyphenschichten‘*, wie sie im Marsgebirge und in seinen Depen-
denzen auftreten.
Bei Gross-Orzechau gab der Gehalt des Sandsteines an Calcium-
carbonat Veranlassung zu einer räumlich allerdings nur unbedeutenden
Ablagerung von Kalktuff. Derselbe ist gelblichgrau, porös und zv ı
Theil erdig. In der lockeren erdigen Masse, sehr vereinzelt auch ın
den festeren Stücken, fand ich eine kleine Conchylienfauna aus
folgenden Formen bestehend:
1) Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. XL. Bd., 1890, S. 486.
K. k. geol. Reichsanstalt. 1903, Nr. 13. Verhandlungen. 39
258 Verhandlungen. Nr. 13
Limax f. ind.
Hyalina (Conulus) fulva Dray.
Zonitoides nitida Müll.
Helix (Patuld) ruderata Stud.
„. (Yallonia) pulchella Müll.
„ (Helicogena) pomatia L.
„ (Frutieicola) f. ind.
Cochliecopa (Zua) lubrica Müll.
Caecilianella acieula Müll.
Olausilia f. ind.
Suceinea (Lucena) oblonga Drap.
Limnaea (Gulnaria) ovata Drap.
Diese Fauna trägt im Allgemeinen ein sehr jugendliches Gepräge
und dürfte dem obersten Pieistocän zuzuweisen sein. Bemerkenswerth
ist Helix (Patula) ruderata Stud. als einzige alpine Form. Caeeilianella
acicula Müll. ist mir bisher aus dem mährischen Quartär gar nicht
bekannt gewesen; man findet sie zwar nicht selten ziemlich tief im
Löss oder Lehm, es handelt sich dann aber immer um recente
Exemplare, die sich in den Boden verkrochen haben.
Derlei Vorkommnisse von Kalktuff haben im Gebiete der
karpathischen Sandsteinzone eine gewisse geologische Bedeutung, weil
sie das Vorhandensein kalkreicherer Schichten andeuten. Schon vor
vielen Jahren habe ich ein derartiges Vorkommen aus der Gegend
von Hochwald bei Freiberg und ein zweites von Welka (östlich von
Strassnitz, unweit der ungarischen Grenze) bekannt gemacht. (Vergl.
„Die pleistocäne Conchylienfauna Mährens“; Verh. d. naturf. Ver.
in Brünn 1888, 26. Bd.)
Prof. A. Rzehak. Ueber das Auftreten der Gattung
Papyrotheca Brusina in den Congerienschichten von Nieder-
österreich und Mähren.
In meinem kurzen „Beitrag zur Kenntnis der Fauna der Con-
gerienschichten von Leobersdorf* (diese „Verhandlungen“ 1902,
Nr. 10) habe ich erwähnt, dass ich sowohl in Leobersdorf als auch
in Gaya (Mähren) Fragmente von Conchylien auffand, die „entweder
zu Papyrotheca oder zu Succinea papyrotheca Brus.“ gehören. Es ist
mir nun gelungen, in dem feinen Sande, welcher die Schalen von
Melanopsis martiniana aus Gaya erfüllt, zwei vollständig erhaltene
(rehäuse des fraglichen Fossils aufzufinden. Sie stimmen genau überein
mit der von E. Lörenthey in seiner schönen Schrift: „Die
pannonische Fauna von Budapest“ (Palaeontographica 48. Bd., 1902)
auf 5. 152 ff. beschriebenen und auf Taf. XIL, Fig. 9 und Taf. XIV,
Fig. 3, 4 abgebildeten Papyrotheca gracilıs Lörenthey; das grössere
Exemplar misst allerdings blos 5 mm, während das von Lörenthey
auf Taf. XIV, Fig. 3 abgebildete doppelt so gross ist. Der Schnecken-
charakter ist ganz deutlich ausgesprochen, insbesondere die Ver-
u nn EEE. EEE EEE
1903 Bericht vom 31. August. W. Petrascheck. 959
wandtschaft mit Swceinea in die Augen springend; dennoch ist die
Vereinigung von Papyrotheca mit Succinea unstatthaft. Ich vermuthe,
dass Papyrotheca pseudogyra Brusina und Suceinea papyrotheca Brusina
(Brusina: Ieconographia molluse. fossil. in Tellure
tertiaria ete., Taf. I, Fig. 5 und 6) mit Papyrotheca gracilis Lör.
identisch sind.
Wie bei Budapest und an ihrem ÖOriginalfundorte Ripanj in
Serbien, so ist auch bei uns die Gattung Papyrotheca eine grosse
Seltenheit; es ist aber gewiss bemerkenswerth, dass sich dieselbe mit
der nicht weniger merkwürdigen Gattung Orygoceras bis in die nörd-
lichsten Gebiete des einstigen pannonischen Beckens verbreitet hat.
W. Petrascheck. Zur Geologie des Heuscheuer-
gebirges.
Die höchsten Erhebungen des Heuscheuergebirges, die Heuscheuer
und der Spiegelberg, werden von einer Schicht Sandstein gebildet,
deren genauere Altersstellung noch nicht genügend sicher ist. Die
kartographischen Darstellungen des Gebietes enthalten Widersprüche
insofern, als sie diese Sandsteinschicht an einer Stelle vom Pläner
unterlagern lassen, an einer anderen Stelle aber sie von demselben
Pläner überlagern lassen. Auf Beyrich’s geologischer Karte des
Gebietes liegt der Quader g? in der Heuscheuer auf, in der Wünschel-
burger Lehne unter dem Pläner y des Karlsberger Plateaus. Ganz
ähnlich ist die Darstellung Leppla’s auf seiner vor mehreren Jahren
erschienenen geologischen Uebersichtskarte des Niederschlagsgebietes
der Glatzer Neisse.. Und doch verdankt man den ganz anderen
Zwecken gewidmeten Untersuchungen Leppla’s einen wichtigen
Fortschritt auch in der Stratigraphie des Gebietes, denn er erkannte,
dass an dem Wünschelburger Abfalle des Gebirges zwei verschiedene
Sandsteinschichten zu unterscheiden sind.
Da man an dem gegen Cudowa gerichteten Abhange nur eine
Quadersandsteinschicht, eben die des Spiegelberges, bemerkt, könnte
man einen Moment an die Möglichkeit denken, dass es sich nur um
eine durch eine längs der Wünschelburger Lehne verlaufende Ver-
werfung bedingte Wiederholung derselben Schichten handeln könnte.
Die Begehung des Hanges bringt jedoch bald die Ueberzeugung, dass
solches nicht der Fall ist, daher spricht auch Leppla von zwei mit
aller Sicherheit erkennbaren Zonen von Quadersandstein.
Ueber dem Plänersandsteine liegen also an der Wünschelburger
Lehne zwei Pläner- und zwei Quaderschichten. Nach Leppla’s!)
Beobachtungen ist dortselbst die untere der beiden Plänerschichten
10—20 m, die untere der beiden Quaderschichten 60— 70 m mächtig.
Der höhere, das Karlsberger Plateau bildende Plänerhorizont erreicht
nach ihm circa 100 m, der Heuscheuer Sandstein über 50 m.
Zwischen den beiden Plänerzonen lassen sich im Gesteinshabitus
keine durchgreifenden Unterschiede finden. Die untere ist grau,
kalkig, schiefrig und stark zerklüftet. Die obere ist oft ebenso, oft
!) Abhandl. der preuss. Landesanst. Heft 32, pag. 11.
39
260 Verhandlungen. Nr. 13
auch in Folge Entkalkung bräunlich und feinsandig. Zuweilen findet
man Plänersandstein ähnliche Bänke eingeschaltet. Ja sogar eine
schwache Schicht von mürbem Sandstein liegt wenig oherhalb des
Quadermittels im Pläner eingelagert. Man findet somit oberhalb des
Plänersandsteines (Genoman) folgenden Wechsel:
Pläner des Karlsberger Plateaus;
brauner mürber Sandstein ;
grauer Pläner;
Quadersandsteinmittel ;
schiefriger grauer Kalksandstein ;
grauer Pläner;
Liegendes: Plänersandstein.
Dem Quadersandsteinmittel der Wünschelburger Lehne ist der
Heuscheuer Sandstein sehr ähnlich, nur ist ersterer meist gröber im
Korne und oft nicht so blendend weiss, wie dies in hervorragendem
Grade am Spiegelberge bemerkbar ist. Dieselben rosenrothen Quarz-
körner und dieselben auf kalkige Concretionen zurückzuführenden
Hohlräume sind in beiden zu beobachten. Auch ist in beiden Sand-
steinhorizonten eine sehr auffällige, stets nach SW fallende Trans-
versalschichtung bemerkbar, die andeutet, dass die Zufuhr des sandigen
Materials aus östlicher Richtung erfolgte.
Im Gegensatz zur Wünschelburger Lehne tritt an dem gegen
Cudowa gerichteten Abfalle des Gebirges kein Sandsteinmittel zu Tage.
Hier steht ausschliesslich Pläner an, der theils harte, kalkreiche, dicke
Bänke bildet, theils schiefrig ist. Oft zeigt er überdies noch trans-
versale Schieferung, was dann zu griffelförmiger Absonderung führt.
Einzelne Lagen des Pläners sind feinsandig, so dass sie dem Pläner-
sandsteine ähneln.
Ueber die den Pläner unterlagernden Kreidegebilde ist nicht
viel zu sagen. Allerwärts bemerkt man als sein Liegendes den Pläner-
sandstein oder Rauhstein. Er grenzt sich gegen den Pläner durch
eine sehr glauconitreiche Schicht ab, auf die zuerst Michael?) die
Aufmerksamkeit lenkte und die sich im Verein mit gewissen ziegel-
} ‚ rosenrothen Plänersandsteinen im Verlaufe unserer Aufnahmen als
ein ausgezeichneter und weithin verfolgbarer Leithorizont erwiesen
hat. Auf den cenomanen Quader, ‘der die älteste der Kreidestufen
bildet, stiessen wir nur an wenigen Stellen, nämlich bei Straussenei,
bei Mölten und Barzendorf sowie oberhalb Albendorf.
Unter der Kreide liegen bekanntlich an der Wünschelburger
Lehne die Conglomerate und Sandsteine des oberen Rothliegenden.
Rothliegendes sahen wir auch an der Thalsohle bei Brunnenkress zu
Tage treten. Bei Straussenei unterteuft Carbon (Schatzlarer Schichten
und Schwadowitzer Schichten) die Kreide. Wenig östlich davon, bei
Jakobowitz, grenzt der Oudowaer Granit wohl in Folge eines Ver-
wurfes unmittelbar an den Pläner. Auch Glimmerschiefer liegt hier,
') Zeitschr. d. Deatsch. geol. Gesellsch. 1893, pag. 195.
1903 Bericht vom 31. August. W. Petrascheck, 961
wie schon Beyrich’s Karte zeigt, unter der Kreide. Noch weiter
östlich, an der von Cudowa nach Karlsberg führenden Chaussee, treten
wiederum Gesteine des Carbons zu Tage. Wir fanden nördlich der
Schwarzkoppe anstehend nach NO fallende Kaolinsandsteine und Con-
glomerate der Schatzlarer Schichten. Es ergibt sich daraus, dass die
Carbonmulde, deren Rand bei Straussenei zu Tage tritt, sich unter
der Kreide auch in östlicher Richtung noch einige Kilometer weit
fortsetzt.
Dem ganzen Heuscheuergebirge ist ein terrassenförmiger Aufbau
eigenthümlich. Zwei Stufen sind es, die sich vor Allem abheben, eine
untere, die des Pläners mit seinem Sandsteinmittel, und eine obere,
die des Heuscheuer Sandsteines. Verfolgt man die untere aus der
Gegend von Friedrichsberg über Bukowina, Passendorf nach Klein-
Karlsberg, so wird man schon an der Einheitlichkeit und Niveau-
beständigkeit der ganzen Platte erkennen, dass hier keine bedeutenden
Verwürfe vorhanden sind und dass die Einschaltung eines Sandstein-
mittels auf der einen Seite (Wünschelburger Lehne) das Fehlen des-
selben auf der anderen (Friedrichsberg-Bukowina) wohl durch Facies-
wechsel zu erklären sein dürfte.
Dies wird zur Gewissheit, wenn man die Gegend von Passendorf
— Naussenei besucht. Vom Fusse Heuscheuer nach Passendorf gehend,
bewegt man sich erst über den Pläner des Karlsberger Plateaus.
Nach Passirung einer Terrainkante kommt man in den Sandstein, der
in zusammenhängenden Wänden den steilen Absturz der gegen Kalt-
wasser gerichteten Gründe bildet und sich dann in den Sandstein
der Wünschelburger Lehne fortsetzt. Von Passendorf aus den dicht
an der Reichsgrenze entlang nach Naussenei führenden Weg nehmend,
passirt man erst eine aus mürben, braunen, feinkörnigen Bänken ge-
nannten Sandsteines gebildete Plateaufläche. Absteigend kommt man
in harten grauen Pläner, der am Wege ansteht, darauf wieder in
Quadersandstein (an der Schleife der Strasse) und schliesslich in
einen mannigfachen Wechsel von Quadersandstein, schiefrigem Sand-
stein mit Pläner, Plänermergel mit Thon. Man befindet sich im
Uebergang beider Facies, die hier innig miteinander verquickt sind,
denn die Sandsteinbänke keilen sich nicht nur in den Pläner hinein
aus, beide Gesteine gehen auch ineinander über unter Bildung von
sandigen Zwischengliedern, Plänersandsteinen, die die groben, mit-
unter rosenrothen Quarzkörner des Quaders führen.
An dem wenig NNO gelegenen, von Passendorf nach Mölten
führenden Wege überwiegen bereits die Sandsteine völlig, nur grau-
srüne schiefrig - kalkige Sandsteine findet man noch in dickeren
Sehichten eingelagert. In den schon oben erwähnten, nach Kaltwasser
gerichteten Gründen steht aber ausschliesslich Quader an. Die Auf-
schlüsse sind ungünstig, so dass man nicht erkennen kann, ob noch
ein Pläner zwischen diesem Quader und dem cenomanen Plänersand-
steine liegt. Bruchstücke eines sandigen grauen Pläners mit grossen
Quarzkörnern, wie sie sich in dieser Position anstehend weiter nördlich
zwischen Barzendorf und Brunnenkress vorfanden, deuten auf sein
Vorhandensein hin,
962 Verhandlungen. Ne.\E3
Steigt man dahingegen aus dem weiten Thalkessel von Naussenei
an dem jenseitigen westlichen Hange entlang der neugebauten Strasse
empor, so befindet man sich bereits ganz in der Plänerfaecies. Allent-
halben steht ein im frischen Zustande blaugrauer, entkalkt bräunlicher
und dann feinsandiger dem von Wehlowitz bei Melnik ähnelnden
Pläner an.
Die geschilderte Wechsellagerung im Grenzgebiete beider Ent-
wicklungsformen der unteren Stufe des Heuscheuergebirges bestätigt,
was schon der ganze Bau des Gebirges wahrscheinlich machte, nämlich
dass hier eine theilweise facielle Vertretung von Pläner durch Sand-
stein statt hat. Die sandige Facies liegt östlich von der reinen Pläner-
facies, also in der Richtung, auf die bereits die Transversalschichtung
des Quaders hinwies.
Das Schema der Schichtfolge im Heuscheuergebiete würde sich
demnach wie folgt darstellen lassen :
Heuscheuer Sandstein
Pläner von Karlsberg ve
und Sandstein der Wünschelburger Lehne
Bukowina Be
Plänersandstein
Öenomaner Quader
Noch wäre die Vertretung des Pläners durch den Sandstein an
der Wünschelburger Lehne durch Fossilien zu erweisen. Hierzu das
nöthige Material aufzubringen, war bei einer zur Örientirung unter-
nommenen Uebersichtstour nicht möglich, da alle die angeführten
(Gesteine verhältnismässig arm an zur Niveaubestimmung geeigneten
organischen Resten sind. Wir hoffen, später beim Abschlusse unserer
Arbeiten in diesem Gebiete über etwas mehr Material verfügen zu
können und werden dann auch nochmals auf die Bestimmungen der
unten anzuführenden Versteinerungen zurückkommen.
Vorläufig muss man sich bei der Altersbestimmung der ver-
schiedenen Horizonte noch sehr an analoge Verhältnisse anderer
(segenden halten. Die Schichtfolge, wie man sie von Wünschelburg
zur Heuscheuer aufsteigend wahrnimmt, ähnelt derjenigen des Iser-
gebietes in Böhmen. Man wird an die Iserschiehten mit ihren beiden
Kokoriner Quadern und dem Zwischenpläner erinnert. Doch ist damit
für die Altersbestimmung nicht viel geholfen, denn die Stellung der
Sandsteine der Iserschichten ist noch eontrovers. Der untere Kokoriner
(Quader wurde als Aequivalent der Malnitzer Schichten gedeutet, was
auch im Gebiete möglich wäre, wenngleich dann für die Weissen-
1903 Bericht vom 31. August. W, Petrascheck. 263
berger Schichten eine recht geringe Mächtigkeit übrig bliebe, nämlich
die 10-20 m des das Quadermittel unterteufenden Pläners. Auch mit
der Schichtfolge der sächsich-böhmischen Schweiz besteht insofern
Uebereinstimmung, als dort über der ZLabiatus-Stufe, die also bei uns
wieder der unteren der beiden Plänerzonen entsprechen würde, Sand-
steine, und zwar Grünsandsteine mit Ahynchonella bohemica liegen, die
ebenfalls den Malnitzer Schichten entsprechen. Hierauf folgt eine
Plänerschicht mit /noceramus Brongniarti und Micraster cor testudinarium,
die ihrerseits vom Drongniarti-Quader der sächsischen Schweiz über-
lagert wird. Dieser letztere würde somit dem Heuscheuer Sandsteine
entsprechen, was auch Geinitz!) annahm.
Eine exacte Altersbestimmung ist aber nur auf Grund von Fossil-
funden möglich, über solche ist aber bislang recht wenig bekannt
geworden.
Die Stellung des Plänersandsteines ist besonders durch die bereits
erwähnte Untersuchung Michael’s geklärt worden. Er gehört an die
Grenze von Cenoman und Turon. Im Pläner, unmittelbar über dem
Plänersandstein, fand ich bei Mölten den Jnoceramus labiatus Schloth.
Ebenfalls aus dem Pläner, und zwar von Karlsberg, also aus seinen
hangenden Schichten, citirt Michael?) Pachydiscus peramplus und
Inoceramus labiatus. Letzteres Fossil sowie kleine Ostreen wurden
darin auch von Krejcti?) wahrgenommen.
Am Fusse der Heuscheuer befindet sich seitwärts des von
Karlsberg in die Felsen führenden Weges ein kleiner Steinbruch, in
dem nur im Winter der Pläner gewonnen wird. Aus demselben soll
eine kleine Collection von Fossilien herrühren, die der Besitzer des
Hotels „zur Heuscheuer“ in Karlsberg, Herr Stiebler, aufbewahrt.
Dieselbe enthält:
Pachydiscus peramplus Mant.
Nautilus sublaevigatus d’Orb.
N. cf. rugatus Fr. (nicht ganz sicher, nur 1 Abdruck).
Inoceramus Brongniarti Sow.
Lima canalifera Goldf.
Mutiella Ringmerensis Mant.
Mieraster breviporus Ag.
überdies noch eine Anzahl verdrückter Steinkerne, die an Uyprina
quadrata d’Orb. erinnern, sowie eine schlechterhaltene Pholadomya,
die Ph. designata Goldf. nahe steht.
Nach diesen Fossilien möchte man auf Brongniarti-, wenn nicht
gar auf Scaphiten-Pläner schliessen, denn auch dieser letztere führt
bei Strehlen noch den J/noceramus Brongniarti. So hoch aber geht
Inoceramus labiatus, der von zwei Autoren erwähnt wird, nicht hinauf.
!) Charakteristik der Schichten und Petrefacten des sächs.-böhm. Kreide-
gebirges. Heft 4, pag. 4.
alalre: Ipacl 298:
®) Archiv f. böhm. Landesdurchforschung. Bd. I, pag. 166.
264 Verhandlungen. Nr. 13
Nautilus rugatus würde allerdings für ein ziemlich junges .Alter
sprechen, er geht nicht tiefer als bis in den Scaphiten - Pläner.
Andererseits hat Nautilus sublaevigatus sein Verbreitungsgebiet gerade
im Labiatus- und Brongniarti-Pläner (Weissenberger und Malnitzer
Schichten). Lima canalifera ist auch schon im Labiatus-Pläner vor-
handen. Micraster breviporus ist zwar ein Leitfossil des Scaphiten-
Pläners, er ist aber doch auch schon im Brongniarti-Pläner gefunden
worden.
Namentlich mit Rücksicht auf das Vorkommen von Inoceramus
labiatus und von Nautilus sublaevigatus scheint es gerechtfertigt zu
sein, in der Plänerstufe des Heuscheuergebirges kein jüngeres
Niveau als das des Brongniarti-Pläners (Malnitzer Schichten)
zu suchen. Eine Trennung von Labiatus- und Brongniarti-Pläner ist
aber nicht durchführbar, einmal weil /noceramus Brongniarti in Böhmen
oft genug schon in den untersten Schichten des Turons vorkommt,
dann aber auch, weil /noceramus labiatus noch wenig unter dem Heu-
scheuer Sandsteine, also in den hangenden Schichten der Plänerstufe,
nachgewiesen worden ist.
Im Quadersandstein der Wünschelburger Lehne fand ich nur
Exogyra columba Lam., und zwar bankweise angehäuft. Diese Art ist
aber im hereynischen Kreideareale kein Leitfossil. Sie ist im Cenoman
wie im Unter- und Mittelturon gleich häufig und bildet überall ganze
Bänke. Höher hinauf wird sie selten. Genannter Herr Stiebler
besitzt auch noch Inoceramus Brongniarti Sow. und Lima canalifera
Goldf. aus dem Wünschelburger Steinbruche. In der Sammlung des
Herrn stud. Knackrick, Glatz, sahen wir ferner noch Tirigonia
limbata und Stellaster Schulze Cotta und Reich.
Mit der Kreide Böhmens verglichen, möchte man in dem Quader-
mittel, namentlich der Trigonia wegen, Iserschichten suchen. Labiatus-
Schichten in der Sandsteinfacies spielen aber in Böhmen eine sehr
geringe Rolle und haben auch in Sachsen nur wenig Fossilien geliefert,
so dass es schwer ist, sie zum Vergleiche heranzuziehen. Hier sind
weitere Aufsammlungen sehr erwünscht. Was vorliegt, spricht mehr
für Brongniarti- als für Labiatus-Schichten.
Noch armseliger sind unsere Kenntnisse des jüngsten Horizonts
des Gebietes, des Sandsteines der Heuscheuer und des Spiegelberges.
Auf letzterem erhielt ich nur in dem nahe der Cudowaer Chaussee
liegenden Steinbruche Fossilien, und zwar zwei verdrückte Steinkerne
von Seeigeln, die wohl Cardiaster ananchytis Leske angehören dürften,
einer Art, die im untersten Senon verbreitet ist, aber doch auch
schon aus dem Drongniarti-Quader der sächsischen Schweiz angeführt
wird. Gleichen Alters wie der Quader des Spiegelberges dürften wohl
die Sandsteine, die die Friedrichsgrunder Lehne bilden, sein. Hier
erhielt ich in dem bei dem Forsthause gelegenen Steinbruche mehrere
Exemplare eines Inoceramen aus der Gruppe des /noceramus Brong-
niarti Sow., was auch noch für ein turones Alter des Sandsteines
sprechen würde.
Enthält die oben besprochene Plänerstufe kein Jüngeres Niveau
als das des Brongniarti-Pläners, so kommt für den Heuscheuer Sand-
stein der Scaphiten-Pläner in Betracht. Er wäre dann thatsächlich ein
1903 Bericht vom 31. August. W. Petrascheck. 365
Aequivalent des Brongniarti-Quaders der sächsischen Schweiz, aus
dem man ebenfalls einige Arten kennt, die ihr eigentliches Ver-
breitungsgebiet erst in noch höheren Schichten haben. Immerhin
bleibt auch hier die Altersbestimmung noch unsicher.
Die sich vom Heuscheuergebirge aus nach SO erstreckenden
Kreidegebiete wurden nur flüchtig berührt. Hier selbst finden sich,
wie Leppla’s Karte richtig darstellt, die Sandsteine der Wünschel-
burger Lehne in weiter Verbreitung vor. An den Exogyrenbänken,
neben denen auch noch mehr oder wenig häufig Lima canalifera auf-
tritt, sind sie leicht wieder zu erkennen. Bei Reinerz liegen sie noch
auf dem Pläner, bei Biebersdorf lagern sie sich aber auch unmittelbar
auf dem Plänersandsteine, der Pläner aber folgt erst etwas höher. Es
tritt also hier an der Basis des Turons eine Verschiebung der Facies-
verhältnisse ein. Aehnlich ist es wohl in der Nähe von Glatz. Frech?)
bildete kürzlich den Hauptbruch am Rothen Berge bei Glatz ab.
Nach ihm zeigt sich hier eine Wechsellagerung von Cenomanquader
und Turonpläner. Wir halten den Quader seines Profils auch noch
für Turon und suchen das Cenoman erst in den grauen kieseligen
Sandsteinen in seinem Liegenden. Uebrigens ist für die Gegend von
Habelschwerdt bereits von Sturm?) erkannt worden, dass in der
Labiatus-Stufe sowohl wie in der Brongniarti-Stufe nach W und NW
eine Vertretung von Pläner durch Quader statt hat.
Den im Zuge der Sudeten gelegenen Kreideschichten, von denen
das Heuscheuergebiet nur einen kleinen Theil umfasst, hat man als
Verbindungsglied zwischen den ausgedehnten Kreidearealen Böhmens
und des übrigen Schlesien grosse Bedeutung beigelegt. Die eigen-
thümliche Verbreitung genannter sudetischer Kreidebildungen und ihre
Lagerung in Depressionen zwischen Massen älterer Gebirgsarten ver-
leiteten zu der Annahme, dass hier mehr oder weniger enge Meeres-
arme zwischen nicht vom Kreidemeere überflutheten Inseln vorhanden
wären. Beyrich’s und Leppla’s Aufnahmen führten aber das Vor-
handensein der Kreidegolfe auf posteretaeische tektonische Verände-
rungen zurück. Leppla kommt schliesslich zu der begründeten
Ansicht, dass der böhmische Kamm das Kreidemeer kaum viel über-
ragt haben kann. Bezüglich des Baues des ganzen Gebirges schliesst
sich Leppla der herrschenden Meinung an, dass die Sudeten ein
Horstgebirge mit abgesunkenen Rändern sind. Es müssten sonach die
hochgelegenen Kreideschichten wie die des Heuscheuergebirges die
am wenigsten aus ihrer ursprünglichen Lage gebrachten sein. Im
Vergleich zu den weit ausgedehnten horizontal und wenig gestört
liegenden Kreidegebieten Böhmens kann dies aber nicht angenommen
werden. Die genaue Aufnahme des böhmischen Abfalles der Mittel-
sudeten, soweit er auf Blatt Josefstadt—Nachod fällt, hat gezeigt,
dass hier keinerlei Randbrüche vorhanden sind. Aus den Niederungen
von Königgrätz gegen das Gebirge aufsteigend, kommt man in immer
ältere Kreideschichten, die unter oft nicht ganz unbeträchtlichen
Winkeln vom Gebirge abfallen. Nur unbedeutende Verwerfungen sind
1) Hettner, Geographische Zeitschrift Bd. 8 (1902), pag. 553, Taf. 14.
2) Jahrb. d. preuss. Landesanstalt 1900, pag. 43.
K. k. geol. Reichsanstalt. 1903. Nr. 13. Verhandlungen. 40
266 Verhandlungen. Nr. 13
vorhanden. Höher aufsteigend gewahrt man, dass die Kreidedecke
immer dünner wird, bis sie sich schliesslich ganz auflöst. Der Abhang
hat den Charakter eines Schenkels einer sehr weiten und flachen
Antiklinale, deren Scheitelregion abgetragen ist, so dass die jung-
paläozoischen und die krystallinen Schiefergesteine die Kreide über-
höhend zu Tage treten. Der Scheitel der Antiklinale weist intensive
Störungen auf, alte und jüngere Längsbrüche durchziehen ihn, tiefe
srabenartige Einsenkungen (Kreidescholle von Cudowa) enthalten noch
Theile des Daches jenes zerstörten Sattels, auch die weite Kreide-
mulde von Wekelsdorf, die sich noch in das Heuscheuergebiet hinein
fortsetzt, dürfte vielleicht nichts anderes als eine Einfaltung dieses
Sattels sein. Auch der jenseitige Schenkel der Antiklinale ist stark
zerstört und lückenhaft erhalten. Er dürfte wohl an der Wünschel-
burger Lehne und in den ihr vorgelagerten Kreiderelieten zu suchen
sein. Die Bildung einer Antiklinale würde aber eine Heraushebung
des Adlergebirges aus ihrem Vorlande bedingen, eine Heraus-
hebung, wie sie aus anderen Gründen kürzlich Frech!) für die
ganzen Sudeten angenommen hat. Auf jeden Fall sind gerade die
mittleren Sudeten geeignet, Aufschluss über die Entstehung des
Gebirges zu geben, weil sie allein noch eine Decke junger Sedimentär-
formationen tragen, deren Ablagerung den intensivsten Störungen
nicht sehr viel vorangegangen ist.
Victor Zeleny. Serpentin mitEisenglanzimHornunes-
thal bei Grünbach (Niederösterreich).
Gelegentlich der von den Hörern der k. k. Bergakademie in
Leoben unter der Leitung des Docenten Dr. K. A. Redlich unter-
nommenen geologischen Studienreise in die Gegend von Puchberg und
Grünbach fand ich im Hornungsthal bei Grünbach Serpentin im
Werfener Schiefer. Derselbe gleicht vollständig den schon von
Tschermak?) beschriebenen Vorkommen von Kirchbühel und Strelz-
hof bei Höflein?). Der genaue Fundort liegt im rückwärtigen Homuunggs
thal an der Lehne hinter dem letzten Gehöfte.
Der Serpentin durchbricht an mehreren Stellen stockförmig den
Werfener Schiefer. Er ist olivengrün, dicht und erhält durch einge-
sprengte schillernde Blättchen ein porphyrartiges Aussehen. — Die
Blättehen werden schon von Tschermak als Bastit, das ganze Gestein
als ein umgewandelter Olivingabbro beschrieben. Unweit davon findet
man im Werfener Schiefer Gypslager, in denen Eisenglanz in Form
von leicht spaltbaren glänzenden Blättchen auftritt, auf welchen an
mehreren Stellen selbstverständlich nutzlose Schürfungen vorge-
nommen wurden. Der KEisenglanz, welcher zugleich mit Ocker
Höhlungen im Gyps ausfüllt, scheint eine spätere Reductionsbildung
zu sein.
ELICHaDA2E562.
°) G. Tschermak, Die Porphyrgesteine Oesterreichs aus der mittleren
geologischen Epoche. Wien 1869, pag. 167.
®») A. Bittner, Die geologischen Verhältnisse von Hernstein in Nieder-
österreich. Wien 1882, s. geol. Karte.
1903 Bericht vom 31. August. Dr. J. Romberg und F. Konrad. 267
Ich fand auch Eisenglanz im Werfener Schiefer im Eisenbahn-
einschnitt unter dem Eichberg bei Grünbach und in der Nähe von
Rothengrub.
Literatur-Notizen.
Dr. Julius Romberg. Geologisch-petrographische
Studien im Gebiete von Predazzo. Sitzungsberichte der k.
preuss. Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Jahrg. 1902, I, S.
675— 702; II, 731— 762; III, 1905, S. 43—68.
Der Verfasser hat in dieser Arbeit einige der wichtigsten Resultate seiner
Studien in Predazzo und Monzoni mitgetheilt, nachdem er schon seit einigen
Jahren, mit Unterstützung der k. Akademie der Wissenschaften in Berlin, mit
der Aufnahme und Untersuchung dieses höchst interessanten Gebietes behufs Publi-
cation einer Monographie beschäftigt ist. Seine Sammlung der verschiedenen
Eruptivgesteine besteht aus 2500 Handstücken, so dass kaum ein Gesteinstypus
von Bedeutung darin fehlen dürfte.
Die Resultate der Untersuchungen, welche in der I. und II. Mittheilung
niedergelegt sind, lassen sich nach dem Verfasser vorläufig in Folgendem zusammen-
fassen:
1. Aelteste Eruption: Basische Gang- und Ergussgesteine: Melaphyre, Aueit-
porphyrite, Plagioklasporphyrite, Mandelsteine, Tuffe u. s. w.
2. Den späteren Eruptionen obiger Gesteine entsprechen auch basische Tiefen-
gesteine, davon unbedeutende Massen als Grenzfaciesbildungen (Pyroxenit, Gabbro-
diabase, Monzonite u. s. w.) etwas saurer Gesteine.
3. Diese sauren Gesteine, wesentlich Monzonite (local mit Facies von Augit-
syenit(?), Augitdiorit u. s. w.), sind Orthoklas-Plagioklasgesteine. Ihre Mischung
ist als Ergussgestein durch gewisse Plagioklasporphyrite der Decken des Mulatto
u. S. w. repräsentirt.
4. Jünger als die Monzonite und die ihnen in Zeit und Mischung entsprechenden
Ergussgesteine sind Granitite mit Grenzfacies von Turmalingranit u. s. w. Eventuell
Aplite und Gänge von Quarzporphyr.
5. Die jüngsten Eruptionen sind complementäre Gänge von Camptoniten
(und verwandten Typen) und „Liebeneritporphyren“, d. h. „Nephelin - Bostonit-
porphyren“.,
Die Liebeneritporphyre scheinen überhaupt die jüngsten Eruptionen der
ganzen Epoche zu repräsentiren.
Die dritte Mittheilung betrifft die Ergebnisse der Thätigkeit des Verfassers
im Arbeitsgebiete im Sommer 1902. Es werden neue Gesteinstypen erwähnt (Kersantit,
Gauteit und Nephelinsyenitaplite) und es wird durch Auffindung von Granit-(Peg-
matit-)Einschlüssen im Melaphyr das Vorhandensein eines älteren Granits in der
Tiefe erwiesen.
In dem speciellen Theile werden werthvolle neue Beiträge zur Beschreibung
des ganzen Gebietes vorgeführt und wird durch die neuen Untersuchungen die
aufgestellte Altersfolge in vielfacher Weise bestätigt und erweitert durch den Nach-
weis des höheren Alters von Monzonit gegenüber (Juarzmonzonit, von Nephelinsyenit-
porphyr gegenüber Tinguait.
Abschliessende Ergebnisse bezüglich der Tektonik liegen nicht vor, weil
die Untersuchung des umgrenzenden Sedimentärgebietes, welche von anderer Seite
unternommen wurde, noch nicht weit genug vorgeschritten ist. (G. B. Trener.)
Fabian Konrad. Ueber einige Porphyrite und Mela-
phyre des Fassa- und Fleimserthales. Mittheilungen des
naturwissenschaftlichen Vereines für Steiermark. Jahrg. 1902, S. 122 bis
156. Graz 1902.
Verfasser hat die Bearbeitung eines Theiles des Gesteinsmaterials, welches
Prof. Doelter im Sommer 1901 in Predazzo und Monzoni gesammelt hatte, über-
nommen, Die beschriebenen Gesteine theilt der Verfasser in: Plagioklasporphyrite,
40*
268 Verhandlungen. Nr. 913
Melaphyre, Augitporphyrite, Gabbroporphyrite und Diabasporphyrite. Auf Grund
dieser Eintheilung, welche nach Meinung des Autors selbst eine Festigung dadurch
finden würde, wenn gut optisch untersuchte Repräsentanten dieser Typen auch
chemisch untersucht würden, ergibt sich, dass unter den untersuchten Gesteinen
sich vorwiegend Plagioklasporphyrite befinden; diesen folgen dann Augitporphyrite
und Melaphyre.
Am Schlusse liegt eine Zusammenstellung 23 chemischer Analysen von Mela-
phyren, Augitporphyriten und Plagioklasporphyriten nach Lemberg, Brögger,
Tschermak und Streng vor. (G. B. Trener.)
Verlag d. k. K. geolog. Reichsanstalt, Wien, IL., Rasumofskygasse 23.
Gesellschafts-Buchdruckerei Brüder Hollinek, Wien, III., Erdbergstrasse 3.
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Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt.
Bericht vom 30. September 1903.
Inhalt: Eingesendete Mittheilungen: Dr. Franz Bayer: Neue Fische der Kreide-
formation Böhmens. — Prof. A. Rzehak: Spuren des Lias und Dogger im Klippenjura der
karpathischen Saudsteinzone Mährens. — R. J. Schubert: Zur Geologie des Kartenblatt-
bereiches Benkovae—Novigrad (29, XUI). III. Das Gebiet zwischen Poleänik, Smildic und
Possedaria.
NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mittheilungen verantwortlich.
Eingesendete Mittheilungen.
Dr. Franz Bayer. Neue Fische der Kreideformation
Böhmens.)
Seit dem Jahre 1878, in welchem A. Fritsch seine Mono-
graphie der Reptilien und Fische der böhmischen Kreide ?2) heraus-
gegeben hat, erwarb das Prager Museum zahlreiche fossile Fische
aus derselben Formation, unter denen sich auch neue Arten befinden.
Sie sind theils für Böhmen neu (z. B. Cestracion canaliculatus Egerton,
Stachel der Rückenflosse; Protosphyraena ferox Leidy, Zähne, Frag-
mente des Rostrums, Fragment des Pectoralstachels und ein Hypurale),
theils ganz neue, bisher unbekannte Arten; ich habe wenigstens in den
wichtigsten paläontologischen Sammlungen (London, Paris, München,
Münster, Genf u. a.) nichts Aehnliches gefunden und die einschlägige
Literatur bringt auch keine Anhaltspunkte dafür, dass sie schon von
anderswo bekannt wären. Nur A. Fritsch hat einige von ihnen in
seinen „Studien* genannt?), aber nicht beschrieben.
In folgenden Zeilen sollen vorerst neue Arten bekannter
Gattungen (1.), dann Vertreter höchstwahrscheinlich ganz neuer Genera
(11.) kurz beschrieben werden.
!) Vorläufiger Bericht. Zugleich Auszug aus der gleichnamigen, in der Samm-
lung Palaeontographica Bohemiae (Nr. VII) herausgegebenen böhmischen
Öriginalarbeit von A. Fritsch und Fr. Bayer (mit 3 Tafeln und 9 Textfiguren).
Prag 1902.
2) A. Fritsch: Die Reptilien und Fische der böhmischen Kreideformation.
Prag 1878.
®) A. Fritsch: Studien im Gebiete der böhmischen Kreideformation:
II. Iserschichten. Prag 1883. — V. Priesener Schichten. Prag 1893.
K. k. geol. Reichsanstalt. 1903. Nr. 14. Verhandlungen. 4]
970 Verhandlungen. Nr. 14
ıB
1. Ischyodus bohemicus n. sp. Von Vinar. Es ist dies ein 35 cm
langer, wenig gebogener Stachel, den schon Zittel in seiner Paläo-
zoologie erwähnt!). An einigen Stellen ist der dunkelbraune Kern
mit einer auf der Oberfläche granulirten Kruste bedeckt; die winzigen
Körnchen (Chagrinkörner ?) sind fast in regelmässigen Längsreihen
seordnet. Am Hinterrande des Stachels sieht man keine Zähne; da
sich unser Stachel auch sonst von den bisher beschriebenen Ischyodus-
Arten unterscheidet, kann man ihn wohl als eine neue Art betrachten.
2. Hoplopteryx brevis n. sp. Unser Museum besitzt einige Exem-
plare aus dem Weissenberger Pläner, die sich von den übrigen
Hoplopterys-Arten durch geringe Grösse, Verhältnisse der Dimen-
sionen (der Länge zur Höhe) u. A. unterscheiden. Sie hatten eine
Länge (bis zur Basis der Schwanzflosse) von nur 9 cm; die grösste
Höhe des Rumpfes beträgt 6 cm, seine Länge bis zur Basis der
Schwanzflosse 5 cm und der Kopf mit dem Kiemendeckel ist etwa
um 0'5 cm kürzer als die grösste Höhe. Die Wirbelsäule zählt
mindestens 20 Wirbel; die Schwanzwirbel haben sehr hohe obere und
untere Dornen, die Entfernung ihrer Spitzen beträgt bis 3 cm. Die
vordersten Stützknochen der sehr langen Rückenflosse mit 9 harten
und 11 weichen Strahlen sitzen schon oberhalb des Opereulums; die
ersten Strahlen dieser Flosse befinden sich schon vor dem Hinter-
rande des Opereulums. Die ersten Strahlen des Anale liegen etwa
25 cm vor den untersten Strahlen der Schwanzflosse; von den vier
starken Strahlen der Analflosse misst der längste 17 mm. Andere
kleinere, von Smith Woodward in seinem Catalog?) angeführte
Arten, zum Beispiel HM. Lewisi (Davis) und FH. syriacus (Pictet und
Humbert), sind zwar auch 10—15 cm lang, aber bei der ersten Art
gleicht die Höhe des Rumpfes seiner Länge vom Anfange der Brust-
flosse bis zur Basis der Schwanzflosse, bei der anderen Species ist
wiederum die Länge des Kopfes sammt dem Opercularapparat geringer
als die grösste Höhe des Rumpfes. 7. Stachei (Kramberger) ist auch
10 cm lang und dem I. syriacus ähnlich, aber hat den weichen Theil
der Rückenflosse länger als unsere neue Art.
9. Derranus cretaceus n. sp. Fossile Arten der Gattung Serranus
Cuv. wurden bisher nur in der Tertiärformation gefunden. Aber unser
Fragment des Schädels, des Kiemendeckels und der Brustflosse (aus
dem Wehlowitzer iläner) zeigt eine solche Uebereinstimmung mit
den correspondirenden Theilen des Serranus-Skeletes, dass man es
kaum für etwas Anderes halten kann, als für eine Art der genannten
Gattung, die aiso viel älter ist, als man bisher angenommen.
4. Osmeroides vinarensis Fr. Diese neue Art, die in sehr gut
conservirten Exemplaren bei Vinar gefunden wird, erwähnt Fritsch
in seinen schon eitirten „Studien“ 3). Sie unterscheidet sich von den
") III. Band, Seite 108.
?) A. Smith Woodward: Catalogue of the Fossil Fishes in the British
Museum. Part. IV. London 1901.
») A. Fritsch: Studien (loc. eit.): III. Iserschichten.
1903 Bericht vom 30. September. Dr. Franz Bayer. 271
übrigen Species der Gattung Osmeroides Ag. vor Allem durch eine
ansehnliche Grösse; ein Exemplar misst ohne Schwanztlosse 58 cm,
ein anderes ohne den vordersten Theil des Kopfes sogar 63 cm. Diese
Fische haben zwar auch den Rumpf viermal länger als den Kopf
sammt dem Kiemendeckel, wie zum Beispiel Osmeroides cretaceus
(v. d. Marck),; aber die Länge des Kopfes mit dem Kiemendeckel
ist grösser als die grösste Höhe des Rumpfes, die Rückenflosse ist
kürzer und ihre vordersten Strahlen sind dem Hinterkopfe näher als
der Schwanzflosse. Von den übrigen Osmeroides-Arten unterscheidet
sich ©. vinarensis insbesondere durch glatte Kopfknochen (nur die
hintere Partie des Schädeldaches ist rauh) und die Form mancher
Schädeltheile überhaupt; auch die Breite des Hinterhauptes ist
geringer als die Hälfte der Kopflänge. Die eiförmigen, an der vor-
deren (gedeckten) Peripherie seicht dreilappigen, mit concentrischen
Furchen und gewöhnlich drei wenig entwickelten Leisten geschmückten
Schuppen haben eine röthlichbraune Farbe.
5. Elopopsis Smith Woodwardi n. sp. Fritsch erwähnt nur die
Gattung Zlopopsis in seinen „Studien“ !) und setzte hinter diesen
Gattungsnamen ein Fragezeichen. Es ist aber zweifellos, dass der
schöne, dunkelbraune, fast gänzlich aus Sphärosiderit bestehende
Fisch von Priesen, dem nur der Hintertheil des Körpers fehlt, zu
der erwähnten Gattung gehört. Er war gewiss über 70 cm lang. Von
der westphälischen Art %. Ziegleri v. d. Marck unterscheidet er sich
dadurch, dass er im Oberkiefer grössere, im Unterkiefer kleinere
Zähne hat; die Grösse der Zähne wächst nicht in der Richtung nach
hinten wie bei E. Fenzli Heck., .E. microdon Heck. und E. Heckeli
keuss,; der Oberkiefer ist an seinem unteren Rande nicht so convex
und der Unterkiefer verschmälert sich nicht so „rapid“ gegen die
Symphyse wie bei E. crassus (Dixon); von den genannten drei Arten
Heckel’s und von E. Heckeli unterscheidet sich unsere neue Species
noch dadurch, dass die Länge des Kopfes sammt dem Kiemendeckel
etwa der grössten Höhe des Rumpfes gleicht, von der Dixon’schen
Art dadurch, dass die Höhe des Hinterkopfes kleiner ist als die Länge
des Schädels. Ausserdem fehlen bei ihr den Gesichtsknochen die für
Heckel’s Arten so charakteristischen Protuberanzen. Die Schuppen
sind gleich am Anfange des Rumpfes am grössten und haben ins-
gesammt einen schwärzlichen Rand.
6. Tachynectes vinarensis n. sp. Unser Museum besitzt drei
Exemplare der nach Smith Woodward „ungenügend definirten“
Scopelidengattung Tachynectes v. d. Marck?) von Vinar, an denen
meistentheils nur der Schädel und die mächtigen Brustflossen er-
halten sind. Dieselben haben ausser einem starken Stachel 15—16
weiche Strahlen, während sie bei den drei westphälischen Arten
v. d. Marck’s höchstens 12 Strahlen besitzen. Von denselben unter-
scheidet sich unsere gewiss neue Art noch durch grössere Zähne des
Öberkiefers, die etwa 1 mm im Durchmesser haben.
1) A. Fritsch: Studien (loc. eit.): V. Priesener Schichten.
2) W. v. d. Marck: Fossile Fische, Krebse nnd Pflanzen aus dem Platten-
kalke der jüngsten Kreide in Westphalen. Palaeontographica XI. Band, 1863.
41*
272 Verhandlungen. Nr. 14
oe
Von den ganz neuen Formen unserer fossilen Fische, die zu
keiner bisher bekannten und beschriebenen Gattung recht passen
wollen, sollen hier in erster Reihe vier schwer bestimmbare, weil
grösstentheils unvollständig erhaltene Fische kurz erwähnt werden.
Es sind dies:
7. Lichütes cretaceus Fr. Diesen provisorischen Namen gab
Fritsch einem Fragment aus dem Weissenberger Pläner, weil er der
tertiären Art Lichia (jetzt Seriola) prisca Ag. ähnlich sieht. Man sieht
daran einige rundliche Schuppen (14 X 17 bis 15 X 13 mm), vier Wirbel
von etwa 9 mm Länge, Reste der zwei Rückenflossen (Interneuralia,
harte Stacheln der ersten und Ueberbleibsel der weichen Strahlen
der zweiten Rückenflosse), einige Interhämalia der Afterflosse und
guterhaltene Strahlen der tief gegabelten Schwanzflosse.
8. Denticopsis Spottüi (Fr.). Lose Fragmente des Schädels, ins-
besondere Prämaxillare mit einem grösseren und fünf kleineren Zähnen,
Dentale mit zwei Fangzähnen u. A., dann Stacheln und weiche Strahlen
der Rückenflosse und Reste der Brustflosse, ebenfalls aus dem Weissen-
berger Pläner. Früher von Fritsch als Istieus Spottii beschrieben !),
gehört aber nicht zu der Gattung Istieus Ag. Das Gebiss erinnert eher
an die Bezahnung von Dentex Cuv.
9. Coryphaenopsis brevis Fr. Ein einziges bisher bekanntes Fxem-
plar von Vinar. Der ganze Fisch war etwa 12 cm lang; alle Skelet-
theile — die Schuppen sind nur schwach angedeutet — haben eine
dunkelbraune Farbe und einen ziemlich starken Glanz. Fritsch
gab ihm den Gattungsnamen Coryphaenopsis nur deshalb, weil die Form
des Kopfes ein wenig an die Goldmakrelen erinnert; da vom Schädel
nur die Kiefer (aber keine Zähne) und der Kiemendeckel besser
erhalten sind und die paarigen Flossen nebst der Schwanzflosse fast
gänzlich fehlen, so ist es schwer zu entscheiden, wohin unter den
Acanthopterygiern dieser seltsame Fisch zu stellen wäre. Er hatte
einen kurzen, aber hohen Schädel und einen mindestens dreimal so
langen, von den Seiten zusammengedrückten Rumpf, dessen Höhe
etwa der Hälfte der Länge gleichkommt. Charakteristisch ist das
hohe und schmale Operculum, das an einige Schuppenflossler erinnert;
von diesen unterscheidet sich aber unser Fisch durch zahlreiche, im
hinteren Theile der Wirbelsäule ungemein kurze Wirbel. Die ge-
krümmten Rippen sind ziemlich stark. Von der ersten Rückenflosse,
deren erste Strahlen gewiss gleich hinter dem Kopfe standen, sind
an unserem Exemplare 11 kurze Stacheln erhalten; von der zweiten
Rückenflosse blieben da nur 19 Interneuralia. Die Schwanzflosse ist
blos angedeutet.
10. Parelops Prazdkii n. g. (2), n. sp. Aus dem Wehlowitzer Pläner.
Ein grosser Fisch, der gewiss zu den Elopiden gehört, aber sich von
allen drei bisher bekannten Gattungen (Klopopsis Heck., Osmeroides
Ag., Protelops Laube) dieser Familie wesentlich unterscheidet. Der
!) Sitzungsberichte der kön. böhm. Gesellschaft der Wissenschaften. Prag 1879.
1903 Bericht vom 30. September. Dr. Franz Bayer. 273
ganze Rest (ohne den Hintertheil der Wirbelsäule) hat eine Gesammt-
länge von 50 cm — der vollständige Fisch musste wenigstens 70 cm
gemessen haben. Der Schädel ist 15 cm lang, aber nach links
umgedreht und ein wenig zerdrückt; man sieht daran oberhalb der
grossen Orbita das Frontale und die beiden Parietalia, vor derselben
das umgestürzte Präethmoideum. Unter dem Vorderende des Schädels
liegt das nach hinten erweiterte Prämaxillare. Ausser den genannten
Knochen und noch einigen Theilen des Kiemendeckels sind die
übrigen Schädelknochen der Lage und Form nach höchstens nur an-
gedeutet. Die ersten, starke Rippen tragenden Wirbel haben unge-
mein kurze Wirbelkörper (6—7T mm lang); in der Richtung nach
hinten werden diese Wirbelkörper länger und länger, so dass die
hintersten erhaltenen Wirbel schon normale, 11—12 mm lange Körper
haben. Von den Flossen haben sich nur neun Strahlen der Rücken-
flosse erhalten; dieselbe war nicht über 5 cm hoch.
Der interessanteste von allen unseren neuen Fischresten ist
ohne Zweifel
12. Schizospondylus dubius n. y. (2), n. sp. (Fig. 1-—4) aus dem
Wehlowitzer Pläner. Man sieht davon deutlich nur die etwa 32 cm
lange, in der Mitte seicht nach unten gekrümmte Wirbelsäule (ohne
die Schwanzregion), dann die Brust-, Bauch- und Rückenflosse. Ober-
halb und unterhalb der Wirbelsäule sind da einige in Längsreihen
stehende knöcherne Hautschilder erhalten; die Schilder der oberen
Reihen (Fig. 1) unterscheiden sich von den Schildern der unteren
Reihe (Fig. 2) wesentlich durch ihre Form — alle haben aber diver-
girende erhabene Leisten auf ihrer Oberfläche. Es ist zweifellos,
Fig. 1.
Hautschilder von Schizospondylus dubius, oberhalb der Wirbelsäule. 5:1.
dass unser Fisch zu den Dercetidae (A. Smith Woodward; Hoplo-
pleuridae Pietet) gehört; er unterscheidet sich aber von allen drei
Gattungen dieser Familie !) durch die eigenartige Form der Wirbel,
durch die Form der Hautschilder und theilweise auch durch die Lage
und Grösse der Flossen. So haben zum Beispiel die Gattungen Dercetis
Münst. und Pelargorhynchus v. d. March eine viel längere Rückenflosse
und herzförmige (hinten ausgeschnittene) Hautschilder; die Gattung
Leptotrachelus v. d. Marck hat wiederum anders geformte Wirbel und
1) A. Smith Woodward, loc. cit. Part. IV, page. 171.
974 Verhandlungen. Nr. 14
pfeilförmige oder längliche und hinten dichotomisch getheilte Knochen-
schilder. Die erhaltenen Flossen, insbesondere aber die Brust- und
Bauchflosse, sind bei unserer neuen Gattung sehr kurz.
Merkwürdig ist der Bau der Wirbelsäule (Fig. 3 und 4), die
besser erhalten ist als bei den übrigen Gattungen der Dercetiden.
Fig. 2.
Hautschilder von Schizospondylus dubius, unterhalb der Wirbelsäule. 5:1.
Fast alle Wirbel haben getheilte Körper; wir haben es hier ohne
Zweifel mit sogenannten Halbwirbeln zu thun, die für einige Ganoiden
(z. B. Megalurus, Eurycormus u. a.) so charakteristisch sind. Die
Wirbel aus der vorderen Partie der Wirbelsäule von Schisospondylus dubius
(zwischen den Brust- und Bauchflossen). 4:1.
b — Basalstümpfe. pa — Parapophyse.
vordere Hälfte des Wirbels trägt mächtige Basalstümpfe (Fig. 3 und
4b), die hintere trägt kürzere, aber dennoch gutentwickelte Para-
pophysen (pa), die bei anderen Dercetiden kaum angedeutet zu sein
pflegen. An einigen der vorderen Wirbel haben sich auch obere
Bogen erhalten; sie sitzen mit ihrem getheilten proximalen Ende
1903 Bericht vom 30. September. Dr. Franz Bayer. 275
gerade oberhalb der Grenze zweier Wirbelkörper (vergl. manche
Ganoiden). Von den Schwanzwirbeln haben sich nur ihre deutlich
getheilten Wirbelkörper erhalten.
Die Structur der Wirbel und die Lage der oberen Bogen lässt
uns vermuthen, dass Schizospondylus und die Dercetiden überhaupt
nicht zu den „Knochenfischen* (bei Smith Woodward: Ordo
Wirbel knapp vor den Bauchflossen von Schizospondylus dubius. 4:1.
b — Basalstümpfe. pa = Parapophysen.
Actinopterygü, Subordo Isospondyli), sondern eher zu den sogenannten
Ganoiden ?) gehören. Ohne den Schädel lässt sich freilich nicht be-
stimmen, in welche Unterordnung daselbst Schizospondylus zu stellen
wäre; aller Wahrscheinlichkeit nach passt er noch am besten in die
Unterordnung Protospondyli (A. Smith Woodward), obzwar Smith
Woodward unter den Charakteren dieser Gruppe auch echte
Ganoidschuppen aufzählt.
K3
*
Die Gesammtzahl der bisher in der Kreideformation Böhmens
sefundenen, von Fritsch (loe. eit.), Laube?) und dem Autor dieser
Zeilen beschriebenen Fischarten festzustellen und anzugeben, wird
erst dann möglich sein, bis so manche problematische Form (Haifisch-
zähne, Chimaerenreste, Ganoidenzähne, isolirte Kiemendeckel und
Schuppen) gehörig bestimmt und die ganze Fischfauna unserer Kreide?)
insbesondere mit Hilfe des „Catalogue of the fossil Fishes“ von Smith
Woodward genau revidirt werden wird. Dann erst wollen wir ein
ausführliches Verzeichnis aller dieser Reste veröffentlichen.
!) Die neuere Systematik der Fische gebraucht, wie bekannt, diesen Terminus
nicht mehr.
2) Prof. Dr. G. Laube: Ein Beitrag zur Kenntnis der Fische des böhm.
Turons. Denkschr. d. kais. Akademie d. Wissenschaften L. Band, Wien 1885.
®) Die hier angeführten Arten ausgenommen.
976 Verhandlungen. Nr. 14
Prof. A. Rzehak. Spuren des Lias und Dosser im
Klippenjura der karpathischen Sandsteinzone Mährens.
Vor einiger Zeit wurden durch P. Joh. Wiesbauer in Gross-
Lukow bei Freistadt! in Mähren an das mährische Landesmuseum
verschiedenartige exotische Gesteine eingesendet, unter denen sich
auch ein dunkelgrauer, thoniger, sehr bituminöser und mit Pyrit durch-
setzter Kalkstein befindet. War schon die petrographische Beschaffenheit
dieses Gesteins höchst auffallend, so erschien dieses Vorkommen noch
befremdlicher durch die darin auftretenden Fossilien, die auf den
ersten Blick den liasischen Habitus erkennen liessen. Da sind zunächst
3elemniten, die zwar alle nur in Fragmenten erhalten sind, aber doch
mit Sicherheit der liasischen Gruppe der „Paxillosi“ zugewiesen werden
können. Ein schönerhaltener Ammonit stimmt gut überein mit Amaltheus
costatus Rein. var. nudus (Qu., die Mündung ist etwas höher als breit,
die Ausbildung der Rippenknoten sehr unbedeutend, dagegen die Aus-
bildung der knotigen Anschwellungen des Siphonalkieles wenigstens
auf der Wohnkammer ganz deutlich. Von zwei anderen Ammoniten-
formen liegen blos Abdrücke kleiner Schalentheile vor, so dass nicht
einmal eine sichere Gattungsbestimmung möglich ist.
Recht häufig scheinen Bivalven vorzukommen. Bemerkenswerth
ist eine Avicula (Pseudomonotis), die ziemlich genau mit der weit-
verbreiteten Avicula inaequivalvis Sow. übereinstimmt; die zwischen
den Hauptrippen liegenden Streifen sind alle ziemlich gleich stark,
während bei der typischen Form ein Mittelstreifen etwas stärker
hervortritt. Ein nur mit sehr spärlichen Schalenüberresten versehener
Steinkern einer Pleuromya erinnert an gewisse Varietäten der P!.
unioides Gldf., stimmt aber in der Form auch recht gut mit einem
Fossil aus dem Lias von Boll, welches in der Sammlung des mährischen
Landesmuseums als Pholadomya ambigua Sow. bezeichnet ist, anscheinend
jedoch ebenfalls zu Pleuromya gehört. Von sonstigen Bivalven sind
bemerkenswerth: eine grosse Pholadomya, von welcher leider nur
Fragmente vorliegen, die auf Ph. murchisoni Sow. aus dem braunen
Jura $ bezogen werden könnten, ferner eine grosse, ebenfalls nur in
Fragmenten vorliegende Lima mit breiten flachen Rippen, ein kleiner
gerippter Pecten und endlich eine anscheinend recht häufig vor-
kommende, zur Untergattung Entolium gehörige Peetenform, die sich
von P. disciformis Ziet. (= demissus auct.) aus dem braunen Jura &
schwer trennen lässt.
Brachiopoden scheinen selten zu sein; unter dem mir vorliegenden
Material findet sich blos eine verdrückte biplicate Terebratula und
ein beschädigtes, aber vermöge seiner charakteristischen Faltenbildung
leicht bestimmbares Exemplar von Ahynchonella acuta Sow.
ei vielen der erwähnten Fossilien zeigen sich Anfänge der
Verkiesung; der obengenannte Ammonit besitzt Luftkammern, die
zum Theil mit körnigem, weissem Caleit, zum Theil mit dunkler,
fast dichter Pyritsubstanz erfüllt sind, während der Steinkern der
Pleuromya mit vom Wirbel ausstrahlenden kıystallinischen Pyrit-
1903 Bericht vom 30. September. Prof. A. Rzehak. DI
dendriten bedeckt erscheint. Bemerkenswerth ist das häufige Vor-
kommen kleiner, dunkler, flach bohnenförmiger Körperchen, die wohl
als eine Art von Concretionen zu deuten sind; im Dünnschliff zeigen
sie sich gewöhnlich aus drei Zonen zusammengesetzt: einer schwarzen,
aus bituminösem Material bestehenden Kernpartie, einer mittleren
farblosen und einer äusseren braungelben, aus körnig - faserigem
Caleit bestehenden Zone.
Die vorstehend beschriebenen fossilführenden Kalksteine stammen
aus einer Schottergrube, die sich ostnordöstlich von Klein - Lukow
(Lukovecek) bei Freistadtl vorfindet. Die Gerölle liegen mit ver-
schiedenen krystallinischen Gesteinen in einer lehmigen Schicht
unter dem anstehenden Flyschsandsteine. Wie P. Wiesbauer, dem
ich die Angaben über die Lagerungsverhältnisse verdanke, schreibt,
liegt „unter dem Conglomerat eine mächtige Schicht weisslichen
Thones“. Unter den mir vorliegenden Geröllen verdienen noch zwei
Stücke eine besondere Erwähnung; das eine ist ein hellgrauer, dichter
Jurakalk, in dessen Oberfläche offenbar in Folge tektonischer Vorgänge
Quarzkörner unter Hinterlassung paralleler Furchen eingepresst sind,
das andere ein rother, dichter Kalkstein, der neben einem Belemniten
auch ein fast nussgrosses abgerolltes Stück Granit enthält.
Sehr merkwürdig ist es, dass die Fundstätte der in Rede stehenden
exotischen Gerölle in der unmittelbaren Nähe jener kleinen Jura-
klippe zu liegen scheint, welche Herr Prof. Dr. V. Uhlig gelegentlich
seiner geologischen Aufnahmsarbeiten im Gebiete des Kartenblattes
Kremsier—Prerau aufgefunden hat. Diese Klippe besteht nach einer
brieflichen Mittheilung Prof. Uhlig’s aus weissem Kalkstein mit
Perisphincten und liegt nach einer mir von dem Genannten
freundlichst übermittelten Kartenskizze knapp unter der Cöte 410
der Generalstabskarte, ostnordöstlich von Klein-Lukow; fast genau
dieselbe Stelle bezeichnete mir P. Wiesbauer als Fundstätte der
Liasgerölle. Es ist gewiss merkwürdig, dass hier die älteren Ablage-
rungen gänzlich zerstört wurden, während von den jüngeren doch ein
Rest geblieben ist; es ist übrigens, wie Herr Prof. Dr. Uhlig schreibt,
durchaus nicht unmöglich, dass die Klippe von Klein-Lukow in Wirklich-
keit nur ein grosser Kalkblock ist, so dass dann auch der Oberjura
in dieser Gegend nur in Form von losen Klippenüberresten vor-
handen wäre.
Auf jeden Fall bleibt der Nachweis tieferer Juraschichten im
Gebiete der karpathischen Sandsteinzone Mährens sehr interessant,
da man bisher berechtigt war, anzunehmen, dass sowohl der schwarze
wie der braune Jura in Mähren vollständig fehlen. Die hier vorläufig
nur ganz oberflächlich beschriebene Fauna deutet auf die Schichten
vom mittleren Lias aufwärts. Es wäre wichtig, festzustellen, ob die
mir von P. Wiesbauer mitgetheilte Auffindung eines Farnkrautes
im Lias von Klein-Lukow wirklich mit dieser Formation in Zusammen-
hang gebracht werden kann; wenn dies der Fall wäre, so wäre
damit vielleicht ein Anzeichen der beginnenden Liastransgression
gegeben.
K. k. geol. Reichsanstalt. 1903. Nr. 14. Verhandlungen. 42
IS)
-—1
Verhandlungen. Nr. 14
R. J. Schubert. Zur Geologie des Kartenblatt-
bereiches Benkovac—Novigrad (29, XII).
III. Das Gebiet zwischen PoleSnik, Smil@ic und Possedaria.
Das im vorigen Berichte (diese Verhandlungen 1903, pag. 212
u. v.) beschriebene eocäne Mergelterrain des Muldenbereiches von
Benkovac streicht jenseits der von Zemonico (Zara) nach Smilcie
(Obrovazzo) führenden Strasse gegen Nordwesten weiter. Dadurch,
dass die dasselbe gegen Nordosten zu begrenzenden Prominaplatten-
mergel in der Höhe von Kasie zurücktreten, erweitert es sich zwischen
Smil&eieE und Islam latinski um mehr als das Doppelte. Zwischen
Polesnik und Islam latinski erscheint in dieser Muldenzone eine der
Aufwölbung von Perusid entsprechende, gleichfalls zum grössten Theil
aus Imperforatenkalk aufgewölbte Antiklinale, so dass zwischen
Possedaria und Polesnik schon der Doppelmuldencharakter erkennbar
ist. Zwischen Smil&ie und Korlat erscheint er besonders dadurch un-
deutlich ausgeprägt, dass hier die mit Prominaplattenmergeln aus-
sefüllte östliche Mulde stark gegen Südwest geneigt und über den
hier abermals ins Imperforatenkalkniveau aufgebrochenen Zwischen-
sattel geschoben wurde, dessen Reste gegenwärtig als eine Anzahl
kleiner Klippen aus der gleichmässig gegen Nordosten einfallenden
Folge der Prominaplattenmergel und höheren mitteleocänen Mergel
hervorragen.
Die südwestliche Hälfte dieser Doppelmulde ist zwischen
Polesnik und den Gehöften Rupalj vorwiegend mit weichen, über
dem Hauptnummulitenkalke lagernden Mergeln erfüllt. Ein Längsthal
fehlt jedoch dieser nördlich von Visotani schliessenden Mulde, da die
(übrigens kleinen) Entwässerungsrinnen zumeist Querstörungen folgen,
so dass dieses Mergelterrain in senkrecht oder schräg zum Streichen
gestreckte Buckel oder Rücken zerlegt erscheint. Längsreliefs sind
jedoch dort vorhanden, wo harte Bänke das Muldeninnere bilden,
zum Beispiel in den Radnovacki und zwischen Suovare und BasStine,
wo Kalksandsteine und harte Mergelbänke ähnlich wie zwischen
Benkovae nnd Smilöie in einer Anzahl von Kämmen mit deutlich
ausgesprochenem dinarischen Streichen aus den weichen Mergeln und
Alluvionen hervorragen.
Die Schichtfolee im Bereiche der nordöstlichen Muldenhälfte
— vonRadovin—Islam latinski — ist gut ersichtlich bei einer
(Querung der Mulde bei Radovin, da gegen Südosten zu die Eocän-
sebilde grossentheils von jüngeren Sanden und Lehmen bedeckt sind.
Bei Marasovic folgen auf den Hauptnummulitenkalk und Knollen-
mergel weiche helle und meist gelbliche, von braunen Adern durch-
zogene Mergel, dann bei Dokozie und Rudeli@ nordöstlich einfallende
harte Bänke, die als Kämme hervorragen, sodann gelbe und bläuliche
Mergel und bei Mio&ie eine breite Zone dickgebankter Kalksandsteine
mit Nummuliten, Orbitoiden und schleckterhaltenen Fossilresten, auch
kleinen Geröllen, die stellenweise auswittern. Während diese vielfach
zerklüfteten harten Bänke beim Gehöfte Miocic und bei Radovin
überhaupt gegen Nordosten einfallen, ist am Uevinkafahrwege bald
1903 Bericht vom 30. September, R. J. Schubert. 279
südwestliches, bald nordöstliches Einfallen zu beobachten. Die Synklinal-
achse verläuft nämlich auf dem Höhenrücken OCevinka, der somit einen
Synklinal- oder Muldenrücken darstellt. Diesem Rücken gehört auch
der mit der Pt. Ljuba& ins Valone di Ljuba@ der dalmatinischen
Nordküste ragende Küstenvorsprung an. Unter den gegen Südwesten
einfallenden harten Bänken des Synklinalrückens von Radovin folgen,
sleichwie im Südwestflügel, weiche helle Mergel, und zwar gelbliche
mit bläulichen wechselnd, denen im Terrain, gleichwie im Südwest-
flügel, eine Tiefenzone entspricht. Am Nordosthange derselben —
auf den weichen Mergeln — steht die Kapelle Sv. Manda, während
die ostwärts davon befindliche Häusergruppe der Miodic bereits auf
Kalksandsteinbänken steht, welche hier die tiefsten Schichten der
höheren mitteleocänen über dem Hauptnummulitenkalke und Knollen-
mergel folgenden Gebilden darstellen. Sie sind meist dünngebankt,
gelblichbraun und wechseln mit untergeordneten weichen sandigen
Mergeln und härteren Mergelbänkchen.
Auch zwischen Islam grcki und dem ins Mare di Novegradi
mündenden Slapaca-Torrenten lässt sich im Bereiche der nord-
östlichen Mulde, und zwar im Südwestflügel derselben, die Schichten-
folge der höheren mitteleocänen Gebilde genauer erkennen. Auf den
Nummulitenkalk folgen von Nordost gegen Südwest (von unten nach
oben):
Blaue und gelbe, zum Theil sritfelförmig abgesonderte Mergel;
wenig mächtige Bänke von plattigen Kalksandsteinen;
weiche mit Quartär überdeckte Mergel;
dünne Conglomeratbänke ;
an Nummulites perforata reiche Mergel (ganze Strecken sind mit
den ausgewitterten Exemplaren bedeckt);
mächtige harte, fast fossilleere Kalksandsteine.
Diese letzteren bilden hier das Muldeninnerste und in einem
bald darüberfolgenden Niveau kommen an der Strasse von Benkovac
nach Ponti di Bribir!) (südlich Podvornice) meist schlechterhaltene
Fossilreste vor, darunter Porocidaris Schmiedeli, Velates Schmiedelianus,
Vulsella cf. elongata, Natica sp., ebenso bei Kasice die im Folgenden
angeführte Fauna. Dieser Complex von harten massigen, oft jedoch
stark angewitterten Kalksandsteinen und sandigen Mergeln, der vom
Hauptnummulitenkalk und Knollenmergel durch eine Folge von weichen
hellen (bläulichen bis gelben) Mergeln getrennt ist, denen allerdings auch
vereinzelte härtere Mergel- uud Kalksandsteinbänke eingeschaltet sind,
wird von Prominaplattenmergeln (in der Literatur auch Promina-
mergelschiefer genannt) überlagert. Bei Benkovac sind allerdings
nochmals weiche Mergel in grösserer Mächtigkeit eingeschaltet, bei
Kasic fehlen solche, was jedoch möglicherweise durch Störungen
bedingt ist. Bei der Häusergruppe Kozul (zu Islam greki gehörig)
und südöstlich davon ist eine Trennung der höheren mitteleocänen
(hier als plattige Kalksandsteine entwickelten) Gebilde von den
Prominaplattenmergeln nur schwer, bis zu einem gewissen Grade nur
!) cfr. diese Verhandl. 1903, pag. 211.
42*
280 Verhandlungen. Nr. 14
schematisch durchführbar, da auch in den unteren Zonen der letzteren
faciell den höheren mitteleocänen Gebilden gleichende Bänke vor-
handen sind. In diesen höheren Kalksandsteinen, deren Lagerung
ziemlich hoch über dem Hauptnummulitenkalke in ihrer nordwestlichen
Fortsetzung bei Islam gröki und latinski deutlich ersichtlich ist, also
in ungefähr gleichem Niveau wie bei Benkovac, wie auch die Faunen-
übereinstimmung darthut, fand ich östlich von Kasic längs des von
Kovatevic—Kozul nach Smileie führenden Fahrweges eine Fauna, von
der eine Anzahl mit Schalen erhaltener Exemplare eine specifische
Bestimmung zuliess. Ich werde in einem weiteren Theile, den ich noch
im Laufe dieses Winters fertigzustellen hoffe, ausführlichere Angaben
über diese Fauna machen und begnüge mich daher, hier blos die
bezeichnendsten Typen mitzutheilen. Es sind dies:
Nummulites perforata Orb.
5 complanata Lam.
Assilina exponens Dow.
Orbitolites complanata Lam.
Heliopora Bellardii J. Haime.
Columnastraea Caillaudi Mich.
Porocidaris Schmiedeli Münst.
Velates Schmiedelianus Chemn.
Cardium af. gratum Defr.
Vulsella ef. elongata Schauroth.
Nicht überall sind diese Kalksandsteine gleich fossilreich, meist
enthalten sie nur verdrückte Steinkerne, so bei Dubrava und Islam.
Während sie zwischen Radovin und Kasic die jüngsten in der nord-
östlichen Hälfte der Doppelmulde erhaltenen Schichten bilden, sind
von der Häusergruppe Kozul an Prominaplattenmergel erhalten, aller-
dings nicht mehr in syuklinaler, sondern in anscheinend isoklinaler
Lagerung. Ueber die geologischen Verhältnisse des mit Promina-
schiehten bedeckten Terrains, werde ich nach der Aufnahme und
Durcharbeitung des ganzen Terrains, soweit es wenigstens in den
Bereich des Blattes Benkovaec fällt, zusammenfassend berichten.
Nicht überall im Bereiche der Doppelmulde treten die Mergel
und Kalksandsteine zu Tage, da sie vielfach von Altquartär bedeckt
sind. Dieses besteht im Süden von Islam latinski vorzugsweise aus
sandigen, im Norden davon meist aus lettigen Gebilden. Die ersteren
sind locker, hellgelb bis hellrostbraun, von verschiedener Korngrösse,
Fossilien sind darin sehr selten, ich fand nur beim Torrenten Katinovaec
Helix striata und eine kleine Pupa. Den Mergelconcretionen der mehr
lehmigen Altquartärgebilde entsprechen Sandconcretionen, die bei
einer lagenartigen Anordnung anscheinend eine Schichtung der grössten-
theils äolischen Sande bedingen. Es ist nun nicht immer leicht, diese
ÖConeretionen von den plattigen eocänen Kalksandsteinen zu unter-
scheiden, wo diese durch Flugsand erodirt, ähnliche „gedrehte“ Ge-
stalten erhielten, wie sie den sandigen Ooncretionen eigen zu sein
pflegen. Da das Material dieser Sandablagerungen wahrscheinlich vom
Zerfall mürber eocäner Kalksandsteine herrührt, ist es auffallend, dass
1903 Bericht vom 30. September. R. J. Schubert. 281
die altquartären Gebilde bei Islam latinski und besonders nördlich
davon überwiegend lettig sind, obgleich auch dort eocäne Kalksand-
steine häufig sind. Im Hohlwege, mit dem der Fahrweg Dubrava—Islam
latinski an die Strasse von Possedaria nach Zara stösst, sieht man
mächtige rostbraune Letten mit hellen und dunkelbraunen Zwischen-
lagen, auch ganz weissen Sanden und bläulichen Letten wechselnd
aufgeschlossen. Die Entstehung dieser kalkfreien Gebilde aus eocänen
Mergeln ist ziemlich wahrscheinlich, da man öfter beobachten kann,
wie bläuliche Mergel von Klüften und Adern durchzogen sind, an
denen durch Sickerwässer die Umwandlung in rostfarbenen Letten
sich vollzieht. Stellenweise, zum Beispiel nördlich Islam, nordöstlich
Grgurica, bei Radovin kommen im Letten auch Gerölle von Kalk-
und Hornsteinen vor, die gleichfalls für die Herkunft der sie ein-
schliessenden Letten von den höheren mitteleocänen Gebilden sprechen,
denn in den höheren Lagen derselben sind conglomeratische Lagen
nicht selten, deren Gerölle theilweise aus Hornsteinen bestehen.
Der obenerwähnte Faciesunterschied der altquartären Gebilde
— südlich von Islam sandig, nördlich lettig — lässt schliessen, dass im
Altquartär bei Smilöic—Kasice vorwiegend der Wind, bei Islam—
Radovin vorwiegend das Wasser thätig war, was mit der grösseren
Höhenlage des südlichen Gebietes dem nördlichen gegenüber zusammen-
hängen dürfte, die auch dann vorhanden ist, wenn man beiderseits
von den quartären Hüllen absieht.
Die Mächtigkeit dieser Quartärgebilde wechselt so, dass oft die
kartographische Trennung derselben vom Eocän nicht leicht wird, oft
nur etwas schematisch vorgenommen werden musste. So bilden zum
Beispiel im ganzen Hügelcomplexe zwischen Islam und SlaSnice eocäne
Mergel und Sandsteine die Grundlage, doch sind sie nur spärlich
aufgeschlossen (zum Beispiel an der von Possedaria nach Polesnik
führenden Strasse nahe dem Umbuge aus der NO—SW- in die
SO—NW-Richtung und an der Brücke über den Torrenten Bascica
sowie am Wege Grgurica—SlaSnice auf der Höhe), zumeist sind sie
mit einem rostbraunen, wahrscheinlich diluvialen Verwitterungslehme
bedeckt, wenngleich mit einer vermuthlich nur geringen Hülle.
Die Altquartärdecke südlich Kasie ist, gleichwie das eocäne
Mergelterrain südöstlich dieses Ortes, von mehreren Senkungen unter-
brochen, in deren Bereich einzelne eocäne Kalksandsteinklippchen
und -Kämme aus dem Wiesengrunde hervorragen. Ich schied diese
Wiesen als alluvial aus, da die Quellen und Torrenten an der Füllung
dieser Senkungsgebiete und Umbildung zu kleinen Ebenen theilnahmen.
Doch sieht man auch, dass stellenweise ein grosser Theil von nach-
sestürzten altquartären feinen und gröberen Sanden gebildet wird.
Der Wiederaufbruch des Zwischensattels, dem die Aufwölbung
von Vuksic—Perusic sowie der Klippenzug Korlat—Smileiec angehört,
zum Niveau des Imperforatenkalkes hebt sich auch landschaftlich
aus dem Mergelterrain ab. Bei der Brücke über den Torrenten Bascica,
bei der Einmündung des Torrenten Omari, treten die Knollenmergel
und Hauptnummulitenkalke aus der jüngeren Hülle zu Tage und bei
den Gehöften Rupalj erscheint auch in der Sattelachse Imperforaten-
kalk, der bis über die Kartenblattgrenze den Kern der Aufwölbung
989 Verhandlungen. Nr. 14
bildet. Der ihn gegen Südwesten begrenzende Nummulitenkalk des
Südwestflügels erscheint etwas breiter als der des Nordostflügels. Die
dieser Erscheinung zu Grunde liegende steilere Stellung des Nord-
ostflügels ist eine Folge von Störungen, die auch mehrfache Nieder-
brüche von Theilen des Sattelkernes und Nordostflügels veranlassten
(besonders nordöstlich Sv. Luka und bei Marasovic), so wie die Quer-
brüche bei Rupalj, Bogovie und Sv. Mijo, an denen eine wenngleich
nur mässige Verschiebung des Sattels stattfand. Diese sind jedoch
nie so stark und einheitlich, dass ein Torrent diesen Sattel durch-
brach, wie es bei anderen Sätteln geschah. Gegen Nordwest zu,
bereits im Bereiche des Kartenblattes Zara, erscheint dieser Zwischen-
sattel an den südwestlich davon streichenden von Nadin—Polesnik
angepresst, so dass die Doppelmulde als anscheinend einfache Mulde
ins Meer ausstreicht. Denn die in das Vallone di Ljubat der
dalmatinischen Nordküste vorspringende Punta Ljuba@ (auf Blatt Pago)
entspricht nicht einer Fortsetzung des Zwischensattels, sondern, wie
bereits oben erwähnt wurde, einem dem Verlaufe der Achse der östlichen
Mulde entsprechenden Synklinalrücken. Bemerkenswerth ist, dass dieser
relativ weiten Muldenzone der norddalmatinischen Küste auf der die
Fortsetzung bildenden Insel Pago ein Sattel entspricht. Denn während
der das Vallone di Ljuba@ nordöstlich begrenzende Sattel nur durch
das Stretto di Ljuba@ unterbrochen nach Pago hinüberstreicht (als
der dem Canal della Montagna zugekehrte Küstensattel), erscheint der
südwestliche Theil der Insel Pago an Querbrüchen verschoben und
das als Fortsetzung des Vallone di Ljubac anzusprechende Vallone
Dinjiska stark zusammengepresst.
Der die Doppelmulde von Islam—Benkovac südwestlich be-
srenzende Rudistenkalksattel von Nadin—Polesnik (ef. diese Verhandl.
1905, pag. 208, 209) erscheint an der Westgrenze des Kartenblattes als
einfaches, zum Kreidedolomit aufgebrochenes Gewölbe. Im Dolomit,
dessen schwarze wollsackähnliche Massen zum Rudistenkalk con-
trastiren, verläuft eine Strecke der Torrent Jaruga, nachdem er den
Nordostflügel des Sattels südlich Viso@ani durchbrochen hat. Auch
bei Polesnik deutet die Querverschiebung des Nummulitenkalkes aus
dem Nordostflügel des Sattels auf @Querstörungen. Der Haupt-
nummulitenkalk ist wie gewöhnlich auch hier von Knollenmergel be-
gleitet, in dem auch Krabben vorkommen. Auch Serpula spirulaea
fand ich darin zwischen Visotani und Polesnik. Obwohl an der Strasse
Polesnik— Zara kaum Spuren von Cosinakalk nachweisbar sind (ef. 1. e.
pag. 209), so ist dennoch Gastropoden führender Cosinakalk aus dem
Nordostflügel jenseits — nordwestlich — der Strasse abermals erhalten,
und zwar bis gegen das Gehöft Derenja. Im Südwestflügel dieses
Sattels fand ich Reste davon jenseits der Kartenblattgrenze auf Blatt
Zara, an der Miljasi@ jaruga. Dort kommt auch wahrscheinlich ganz
junger Kalktuff vor, der auch auf das Kartenblatt Benkovae herüber-
reicht. Einen ähnlichen in Bildung begriffenen Kalktuff fand ich auch
im Bereiche der Islammulde bei der Quelle nordöstlich Grgurica.
Im völligen Gegensatz zu der Karte der Uebersichtsaufnahme,
bei der die Südwestküste des Mare di Novegradi von Plattenmergeln
der Prominaschichten gebildet wird und diese Schichten auch das
1903 Bericht vom 30, September. R. J. Schubert. 283
Gebiet zwischen diesem Mare und der Linie Kasic—Islam—Slasnice
erfüllen, wird die erwähnte Südwestküste, abgesehen von Quartär-
gebilden, von Rudistenkalk und Kreidedolomit eines Sattels gebildet,
in dessen Bereich die Bucht von Possedaria sich befindet, weshalb er
auch kurz der Sattel von Possedaria genannt sein mag, und
der im Wesen die Halbinsel Bojcete der norddalmatinischen Küste
aufbaut. Südlich Novigrad taucht dieser von alttertiären Kalken
flankirte Kreidesattel unter die Hülle der Prominaschichten. So ein-
heitlich sein Verlauf scheint, so weist er doch so zahlreiche Störungen
auf, dass ihnen gegenüber die Einheitlichkeit im Verlaufe des Sattels
befremdet.
Deutlich sind die vielfachen Störungen des Sattels an einer
Querung auf dem Wege von dem südlichen der auf der Specialkarte
bezeichneten Gehöfte Miolovi@ nach dem nördlichen der beiden
Gehöfte Kalac (über den Torrente BaScica) wahrzunehmen. Unter
den Kalksandsteinen der Mulde von Islam folgt eine schmale
Nummulitenkalkzone, sodann verhältnismässig wenig gestörter Imper-
foratenkalk aus dem Südwestflügel des Sattels. Analog ist auch die
.Schichtenfolge des Nordostflügels, obwohl hier die Nummulitenkalke
noch weniger deutlich, sondern vielfach verdrückt sind. Dagegen
lässt der Kreideaufbruch sehr starke und mannigfache Störungen
erkennen. Bis zum Torrente BaScica erscheint der Südwestflügel
noch einheitlich, die Grenzlinie zwischen Alveolinen- und Rudisten-
kalk lässt sich als Störungslinie den Hang der Gradina (156 m)
hinauf verfolgen. Der Rudistenkalk ist weiss und roth brecciös,
wird bald mächtig; vom linken Torrenteufer an scheint ein nord-
östliches Einfallen auf Zugehörigkeit zum Nordostflügel zu deuten,
doch ist dies nur eine Folge von Störungen, denn die dolomitische
Zone, die wohl mit Recht als Kern der Auffaltung angesehen werden
kann, quert erst später den Weg nach der Abzweigung des Pfades
nach dem südlichen Kalacgehöfte. Dann folgt dementsprechend der
Nordostflügel, der einen bunten Wechsel von allen möglichen Einfalls-
riehtungen erkennen lässt, nach SW, NW, SO, NO. Offenbar ist
besonders dieser Flügel durch Brüche vielfach zerstückt und die
einzelnen Schollen unregelmässig gegen einander verschoben worden.
Zu beiden Seiten des Dolomits folgen rothe und weisse Breccien,
die ganz den obersten Kreideschichten ähneln. Da ich nun ander-
wärts, zum Beispiel auf der Insel Morter, feststellte, dass solche
weisse Breccien auch in den untersten Lagen des Rudistenkalkes
vorkommen, wäre ein ähnliches Verhältnis auch hier möglich. Anderer-
seits ist es jedoch nicht ausgeschlossen, dass das wiederholte Er-
scheinen des subkrystallinen Rudistenkalkes lediglich eine Folge von
Brüchen ist, da es sich späterhin gegen den Alveolinenkalk zu mehr-
fach wiederholt, was dann sicher auf Störungen zurückgeführt werden
muss. Solche rothe und weisse brecciöse, stellenweise auch an-
scheinend dolomitische Kalke sind auch in anderen Theilen dieses
Sattels ersichtlich, so an der Strasse von Possedaria nach Polesnik.
Bei der Queruug des Sattels in der Richtung Miolovic—Kirche
Sv. Kuzman i Damjan ist der Rudistenkalk schmäler und der
Weg quert keine halbwegs als einheitlich anzusprechende Dolomitzone,
984 Verhandlungen. Nr. 14
obwohl dolomitische Bänkchen im Rudistenkalk sich finden und wahr-
scheinlich der Culturenzone Miolovic— Zekie— Burelic— VerZie zuGrunde
liegen. Der Imperforatenkalk des Nordflügels ist hier sehr zerstückt,
es kommen in den tieferen Partien thonige Kalke vor, die äusserlich
dem Oosinakalke recht ähnlich sehen, jedoch kleine Nummuliten, Korallen-
fragmente und Bivalvenabdrücke enthalten, also entweder ein tieferes
Alveolinenkalkniveau darstellen, das für eine Altersbestimmung wichtige
Fossilien liefern könnte, oder, was ich eher annehmen möchte, in Bruch-
spalten eingeklemmte Fetzen höherer Nummulitenschichten. Denn im
Südwestflügel fand ich an dem erwähnten Querwege im Alveolinen-
kalke eine Doline, welche gelbe bis bläuliche Mergel enthielt.
Bei der Querung auf der Strecke Lergovic—Zekic—Grn.
Slivnica folgt auf die Kalksandsteine gleichfalls eine Zone von
Kalken, welche als Reste des Hauptnummulitenkalkes angesehen werden
können, sodann die Hauptmasse des Imperforatenkalkes und von diesem
durch eine hier im Terrain als Senke gekennzeichnete Bruchzone
getrennt, hudistenkalk. Gegen Nordosten folgen über dem Rudisten-
kalke Alveolinenkalk und Imperforatenkalk überhaupt, in dessen Bereich
jedoch auch einige Bänke mit kleinen Nummuliten vorkommen.
Ungefähr in der Achse dieses Sattels zwischen Mioloviec nördlich
der Gradina (156 m) und nördlich von der Gradina velka (165 m)
erscheint die bei den Querungen bereits erwähnte dolomitische Zone
denudirt, die in der Westecke des Mare di Novegradi bei der Quelle
Kuki an der Küstenbegrenzung auf eine kurze Strecke theilnimmt.
Diese strömt aus einer Spalte des Dolomits, der dort zu beiden Seiten
des Vorsprunges in der Bucht die Küste bildet, und zwar mit süd-
westlichem Einfallen, während der südostwärts folgende Rudistenkalk
im Mündungsbereiche des Skrile potok und der Gradina draga (laut
Karte 1:25.000) gegen Nordosten einfällt. Im Wesentlichen besitzt
der Rudistenkalk des Südwestflügels hier südwestliches Einfallen,
obgleich durch die Einbrüche des Mare di Novegradi natürlich
vielfach wechselndes Einfallen bedingt ist. Nördlich der Gradina
velka schliesst der Dolomitaufbruch und dieser tritt nur mehr in
vereinzelten Bänken an das Südwestufer des erwähnten Binnenmeeres.
Dieses Südwestufer wird vom Rudistenkalke des in Rede stehenden
Sattels gebildet, der südostwärts bis gegen das Gehöft Badan) streicht.
Die Hauptmasse des Rudistenkalkes ist hier, wie an der von Smileie nach
Novigrad führenden Strasse ersichtlich ist, ein typischer hellbrauner
Kalk, doch sind an der Grenze gegen den Imperforatenkalk des Süd-
westflügels auch einige weisse Bänke, die offenbar aus den obersten
’artien stammen, erhalten. Auch einige Blöcke thonigen Gastropoden-
(Cosina-)kalkes fand ich dort. Im Kreidekalke wechselt südwestliches
mit nordöstlichem Einfallen. Im Ganzen hat es jedoch den Anschein,
als wenn hier im südöstlichen Theile vorwiegend Rudistenkalk aus
dem Nordostflügel erhalten wäre. Die Grenzen zwischen dem Rudisten-
kalke und dem Imperforatenkalke sind übrigens in beiden Flügeln
nicht einfach, da an der Grenze in Folge zahlreicher Störungen creta-
eische und tertiäre Kalke wechseln, die oft bei Fossilmangel schwer
scheidbar sind.
Nordwestlich der Gehöfte Nekic, also bei den oben beschriebenen
1903 Bericht vom 30. September. R. J. Schubert. 285
(Juerungen auf den Wegen Miolovic—Kalac, Miolovie—Sv. Kuzman
i Damjan, Lergovic—Gornj. Slivnica, entsprachen die den Kreideauf-
bruch beiderseits in annähernd gleicher Breite begleitenden altter-
tiären Kalkzonen noch ziemlich gut dem Charakter des Imperforaten-
kalkes, wie er sonst im norddalmatinischen Festlande vorhanden ist;
einige Abweichungen davon wurden bereits erwähnt. Südöstlich der
erwähnten Gehöfte jedoch wechselt die petrographische Beschaffenheit
der beiden altertiären Kalkbänder in einer Weise, die an der Zuge-
hörigkeit der Kalkbänder zum Niveau des Imperforatenkalkes zweifeln
lässt. Betrachten wir zunächst das des Südflügels. Bis gegen den
Torrente Svizdica ist an der Grenze des verkarsteten Kalkrückens
segen das mit Oulturen grossentheils bedeckte Mergei-, beziehungs-
weise Diluvialgebiet östlich der Ortschaft Dubrava eine schmale Zone
typischer Hauptnummulitenkalke ausscheidbar. Nordostwärts davon folgt
beim Gehöfte Gradina eine fossilarme Zone, die scherbig wie der
Alveolinenkalk verwittert, aber fast nur vereinzelte kleine Nummuliten,
bisweilen auch Milioliden und Peneroplis enthält. Aus dieser
ragen vereinzelte aus massigem typischen Alveolinenkalk bestehende
Bänke und Stücke davon hervor, die nordöstlich einfallen. So verhält
es sich fast bis unter den Gipfel der Gradina velka, wo dann eine
stärkere Längsstörung vorhanden ist und von wo an die Schichten im
Ganzen südwestwärts einfallen. Hier kommen auch Alveolinenkalk-
breccien und Conglomerate vor, die letzteren aus (seröllen und einer
versteinerungsarmen Grundmasse bestehend, welche an die Gesteins-
masse der beschriebenen fossilarmen Bänke erinnert. Diese passen
sanz gut in den Rahmen des Imperforatenkalkes?). Auch das Hervor-
ragen der härteren massigen Hauptalveolinenkalkbänke aus der
weicheren, scherbig verwitternden Gesteinsfolge würde bei den viel-
fachen Störungen, denen dieser Sattel ja ausgesetzt war und deren
Wirkungen auch am Rudistenkalk ersichtlich sind, nicht befremden.
Auffällig sind jedoch die Alveolinenkalk - Conglomerate, die dafür
sprechen, dass diese Conglomerate höheren mitteleocänen Schichten,
eventuell gar Prominaschichten angehören könnten und als Denu-
dations-, beziehungsweise Einfaltungsreste aufzufassen wären.
Andererseits fand ich in der Grundmasse der Conglomerate Alveo-
linen, wodurch auf eine locale Trockenlegung und Wiederüberfluthung
während der Absatzzeit des Imperforatenkalkes geschlossen werden
sollte, wofern sie sich auf primärer Lagerstätte in der Grundmasse
der Conglomerate befinden. Solche Conglomerate fand ich, abgesehen
von vereinzelten Punkten, wie an der Grenze des Rudistenkalkes
gegen den Alveolinenkalk des Südwestflügels, an der Strasse Novigrad
— Smilcie, besonders in einer sehr schmalen von der Gradina velka über
Salina gegen 153 der Strasse Smilcic—Novegradi streichenden Zone,
so dass immerhin die Möglichkeit vorhanden ist, dass diese Zone
Längsbruchlinien entspricht, in denen höhere Conglomerate erhalten
sind, und dass das von mir beobachtete Vorkommen von Alveolinen
des Hauptalveolinenkalkes in der Grundmasse der Üonglomerate
durch Einschwemmung aus zerstörtem Material des Alveolinenkalkes
!) Siehe diese Verhandlungen 1903, pag. 204, 205.
K. k. geol. Reichsanstalt. 1903. Nr. 14. Verhandlungen. 43
286 Verhandlungen. Nr. 14
zu erklären ist. Es würde damit auch der Umstand übereinstimmen.
dass im nordwestlichen Theile des Sattels auf den Südwestflügel des-
selben eine breite, fast regelmässig gelagerte Mulde folgt und dass
das tertiäre Kalkband, welches den Rudistenkalkaufbruch begleitet,
von den erwähnten Gehöften Nekic an gegen Südosten in dem Masse
breiter wird, als die höheren mitteleocänen Schichten zerstört und
von der Oberfläche verdrängt erscheinen. Ja, auf kurze Strecken, zum
Beispiel beim Gehöfte Coric, lagert Hauptnummulitenkalk dicht an
dem Prominaplattenmergel.
Nebst typischem Hauptalveolinenkalke, Conglomeraten und Milio-
lidenkalk kommen in der alttertiären Kalkzone zwischen Torrente
Svizdiea und Novigrad auch Kalke vor, über deren näheres Alter ich noch
nicht ins Klare zu kommen vermochte. Es sind dies meist helle massige.
thonige bis sandige Kalke ohne Alveolinen, doch mit kleinen Nummuliten
und undeutlichen, nicht auslösbaren und ungünstig erhaltenen Korallen,
auch Lithotamnien und Crinoidenresten. Unter den Nummuliten finden
sich Formen aus der Verwandtschaft des N. perforata, sonst sind sie
meist klein und für eine nähere Altersbestimmung, ob unteres oder
höheres Mitteleocän oder Obereocän vorliege, unbrauchbar. Auch der
Erhaltungszustand der übrigen Fossilreste lässt nicht hoffen, dass
durch sie eine nähere Altersbestimmung möglich sein wird, und die
Aufschlüsse sind in dem verkarsteten Gebiete unzulänglich. Nordöstlich
des Gehöftes Kukalj am Rande des Torrente Mosunia und weiterhin
gegen Osten schräg zum Torrente absteigend. sieht man bis 2 m etwa
mächtige Bänke den dünnplattigen, im Ganzen nordöstlich einfallenden
Prominaplattenmergeln eingelagert. Von weitem sehen sie aus wie
Conglomeratbänke, in der Nähe sieht man jedoch, dass es harte
Kalke mit Lithotamnien, Korallen, kleinen Nummuliten und Orbitoiden
auch anderen Fossilresten sind, die ganz den oben besprochenen
ähneln. Hier ist das relative Alter der Kalke durch die Einlagerung
in dem Complex der Prominaplattenmergel, und zwar in deren tieferen
Partien sichergestellt. Der am schwierigsten passirbare Theil des
Torrente Mosunia (derjenige Theil, wo auf der Specialkarte der Name
Trt. Mosunia steht) ist ganz in harte Kalke eingeschnitten, die sich
von diesen den Prominaplattenmergeln eingeschalteten nicht wesentlich
unterscheiden. Streichen und Fallen stimmt auch mit dem der Platten-
mergel, von denen sie bei Bratovic überlagert werden. Petrographisch
ähnliche Kalke scheinen auch bereits in älteren Schichten vorzukommen,
da sie vielfach nicht mit Prominaplattenmergel, sondern mit Alveolinen-
und Hauptnummulitenkalk verbunden sind, wie nördlich der Gehöfte
Palju und Baraba. Ob sie nun hier aus den obersten Schichten des von
mir als „höhere mitteleocäne Gebilde“ zusammengefassten Complexes
stammen oder aus dem älteren Mitteleocän — dem Niveau des
Imperforatenkalkes — konnte ich bislang nicht entscheiden. Fossil-
arme, nur Crinoiden, Korallenfragmente und kleine Nummulitenformen
führende, auch fossilleere Kalke bilden dagegen bisweilen, wie ich
im norddalmatinischen Küstenbereiche feststellen konnte, die Grenz-
zone zwischen Alveolinen- und Nummulitenkalk. Solange ich daher
nicht Anhaltspunkte finde, dass die fraglichen Kalke mit Korallen,
Crinoiden, kleinen Nummuliten, Lithotamnien ete. nördlich Palju und
u
1903 Bericht vom 30. September. R. J. Schubert. 287
Baraba sicher nicht dem Imperforatenkalkniveau angehören, möchte
ich sie auf der Karte mit den typischen Imperforatenkalken, von denen
sie schwer scheidbar sind, vereinen, da sonst die ohnedies nur schmale
Kalkzone zwischen dem Kreideaufbruche und der Linie Portada—
Glavica— Buterin—Palju ein äusserst complieirtes Kartenbild aufweisen
würde, wo die Möglichkeit vorhanden ist. dass sie lediglich den viel-
fach zerstückten, aus Imperforatenkalk bestehenden Südwestflügel
darstellt.
Mehrfach ist im Bereiche des norddalmatinischen Eocäns zu
beobachten, wie ein und dieselbe petrographische Facies in verschie-
denen Niveaux wiederkehrt. So kommen fossilleere bis höchstens
miliolidenerfüllte Kalke im Imperforatenkalke — in den höheren mittel-
eocänen Gebilden — auch in der Prominaschiehtreihe vor, desgleichen
sandige Kalke, Conglomerate und Breecien in den höheren mittel-
eocänen Niveaux und den Prominaschichten, Orbitoidenkalke im Haupt-
nummulitenkalke (z. B. Perusie), in den höheren mitteleocänen Gebilden
und unteren I’rominaplattenmergeln, Orbitolitenkalke im Imperforaten-
kalk und in dem oberen Mitteleocän u. s. w.
Vom Nordostflügel des Sattels von Possedaria sind grosse
Theile im Bereiche des heutigen Binnenmeeres von Novigrad zwischen
Possedaria und Novigrad niedergebrochen. Der erstere Ort selbst
steht bereits auf einer in seiner jetzigen Lagerung wahrscheinlich
Jungquartären Anschwemmung, deren Material jedoch zum Theil umge-
lagertes Altquartär darstellt. Das letztere besteht hier wie auch
anderwärts aus ziegelrothen Lehmen mit stellenweise massenhaft
eingestreuten Rudistenkalkstückchen, auch Breceien, Conglomeraten
und in den tieferen, durch Regenrinnen mehrfach entblössten Lagen
mit Mergelconcretionen; diese Gebilde sind gut bei einem Auf-
stiege von Possedaria nach den Gehöften „za platina staje* zu beob-
achten. Die Breccien bilden mitunter ganze Platten. Das Altquartär
bildet hier die Ausfüllung einer grossen — neogenen — Faltungs-
bruchzone, in welcher der grösste Theil der Schichten zwischen
Hauptnummulitenkalk und den Prominaschichten aus dem Mittel-
schenkel des Sattels von Possedaria—Novigrad absank. Obgleich der
Einbruch des Mare di Novegradi in seinem jetzigen Umfange wohl
zweifellos in die gleiche — quartäre — PBruchperiode gehört, in
welcher auch die übrigen norddalmatinischen Küsteneinbrüche statt-
fanden, beweisen doch, abgesehen von der vorher erwähnten, mit
Altquartär ausgefüllten Bruchzone nordwestlich von Possedaria, die
Reliete pleistocäner Ablagerungen in der Nähe der Südwestküste
dieses Binnenmeeres, dass auch bei den präquartären Faltungen Nord-
dalmatiens im Bereiche des jetzigen Mare di Novegradi einzelne
Gewölbepartien niederbrachen, die dann während des Pleistocäns mit
wohl zumeist äolischen Bildungen ausgefüllt wurden. So sind dem
Rudistenkalke der Südwestküste des Binnenmeeres etwa von der Hälfte
an bis zur Südecke gelbe Sande mit bisweilen fast 1 »n mächtigen
Concretionsbänken aufgelagert, welch letztere durch Auswaschung der
lockeren Sande oft ins Meer stürzten und so die Bildung winziger
Klippen veranlassten. Diese dieken Bänke sehen bisweilen ähnlich
wie der Dolomit aus und wenn nicht die zweifellose Wechsellagerung
43*
288 Verhandlungen. Nr. 14
mit den hellen Sanden ersichtlich wäre, könnte man versucht sein,
anzunehmen, dass der obenerwähnte Dolomitaufbruch in der Achse des
Sattels von Possedaria sich bis in die Südecke des Mare di Novegradi
erstrecke. Dass auch die altquartären Gebilde von wenngleich nicht
beträchtlichen Verwerfungen durchsetzt sind, die mit dem Niederbruche
des Binnenmeeres offenbar zusammenhängen, ist an der Westküste
desselben zu beobachten. Durch merglige Partien der den altquar-
tären Sanden eingelagerten Concretionsbänke erklärt sich die zur
Zeit meines Besuches (7. Mai 19053) völlige Salzfreiheit der nur
wenige Schritte vom Ufer des Mare di Novegradi entspringenden Quelle.
Die Höhle nahe der westlichen Südecke des Mare di Novegradi
befindet sich im oberen Rudistenkalke nahe der Grenze gegen den
tertiären Kalk des Nordostflügels des Sattels von Possedaria und
entstand offenbar durch Nachsturz zerklüfteter Kalksteinmassen in
einen durch Auslaugung entstandenen Raum. Sie weist kaum be-
merkenswerthe Tropfsteine oder Sintergebilde auf.
Im Entwässerungssystem werden die zahlreichen Quer-
brüche, durch welche das besprochene Gebiet zerstückt wurde, zum
Ausdrucke gebracht. So entspringen die ins Binnenmeer von Novigrad
mündenden Wildbäche im eocänen Mergelterrain der Mulde von Islam,
um den auch von zahlreichen kleinen Schluchten durchsetzten Sattel
von Possedaria fast senkrecht zum, Schichtstreichen zu durchbrechen,
wie der Svizdica, Begovac—Skrile und Slapaca. Der grösste
dieser Wildbäche, der Torrente BaScica, sammelt sich aus
mehreren Gerinnen, darunter auch aus den auf der Karte als Torrente
Omari und Rasinovac bezeichneten, im Bereiche der mit eocänen
Mergeln und Quartär ausgefüllten Mulde von Islam—Polesnik, be-
gleitet zunächst in einem Isoklinalthale, im Wesentlichen nordwestlich
fliessend, den Nordostfuss des Zwischensattels von Rupalj—Basöica.
In den Slasnice vereinigt er sich mit einem von Nordwesten längs
des erwähnten Sattelrückens kommenden, der auf der Karte im
Maßstabe 1: 25.000 gleichfalls als Torrente Baseica bezeichnet ist,
und durchbricht den aus massigeren Sandsteinen bestehenden Mulden-
rücken von Radovin, worauf er den längs dieses Rückens von Nord-
westen in einem Isoklinalthale kommenden Torrente Otok aufnimmt.
Er schrägt das Muldengebiet, vereint sich beim Eintritte in die Kalk-
zone des Possedariasattels mit einem aus Südosten kommenden, dem
Streichen folgenden Wildbach und fliesst in mehreren Windungen
Anfangs im Südwest-, im letzten Theile im Nordostflügel des er-
wähnten Sattels der Bucht von Possedaria (des Binnenmeeres von
Novigrad) zu.
Auch der Torrente Jaruga, nordwestlich Polesnik, entspringt
in einem Muldenterrain, der südwestlichen Hälfte der Doppelmulde
von Islam, und durchbricht den Nordostflügel des Sattels von Nadin—
Polesnik, um dann fast bis zur Grenze des Kartenblattes als Anti-
klinalthal dem Aufbruche des Kreidedolomits zu folgen.
Ebenso besitzen auch die kleinen Torrenten zwischen Kasie
und Smileic, zum Beispiel der Torrente Katinovac, eine im Grossen
und Ganzen quer zum Schichtstreichen verlaufende Richtung.
Verlag der k. k. geolog. Reichsanstalt, Wien, III., Rasumofskygasse 23.
Gesellschayts-Buchdruckerei Brüder Hollinek, Wien, III., Erdbergstrasse 3.
Verhandlungen der i k a © Reichsanstalt.
Bericht. vom 31. October 1908.
Inhalt: Bingese Hat Mi enge n: Dr. W. Teisseyre: ven einer Tektonik
des Vorlandes der Karps ae in Galizien und in der Bukowina. — Literatur-Notizen: Albin
Weisbach, Eduard Döll, M. Gortani, Franz E. Suess.
NB. Die Autoren ar für den Inhalt ihrer AItEnBTlU gu verantwortlich.
Eingesendete Mittheilungen.
Dr. W. Teisseyre. Versuch einer Tektonik des Vor-
landes der Karpathen in Galizien und in der Bukowina.
Kurzer Bericht über meine bisherigen Untersuchungen in diesem
Gebiete !). Mit 2 Kartenskizzen.
Nur ein Untersuchungsweg mag mitunter in einem ganz flach
gebauten Gebiete zur Auffindung wirklicher Strueturlinien führen,
welche sonst der Feststellung sich entziehen. Es ist dies die geologisch-
hypsometrische Aufnahme und die in derselben fussende paläo-
morphologische Methode, welche naturgemäss erst in einem mehr
vorgeschrittenen Stadium der localen stratigraphischen Studien ein-
zugreifen bestimmt sind.
Wenn man den morphologischen Bau der gesammten paläozoischen
Oberfläche von Galizisch-Podolien, des Silurs im Osten sowie des Devons
im Westen, mit der bekannten Art und Weise combinirt, wie die
einzelnen Etagen auf der paläozoischen Oberfläche vertheilt sind,
stellt sich erstens heraus, dass die Schichten des galizischen Silurgebietes
weder nach Südwesten, noch auch nach Südsüdwesten, sondern nach
Westwestsüden überaus sanft geneigt sind. Es fällt sofort auf, dass
die auf diese Weise ableitbare Fallrichtung mit dem auf den geolo-
gischen Karten in der That ersichtlichen nordnordwestlichen allge-
meinen Streichen der podolischen Zonen (Granit, Silur, Devon, Jura)
übereinstimmt. Es ist dies eine Verlaufsrichtung, welche überdies
ebensogut von den einzelnen in Galizisch-Podolien unterschiedenen
Siluretagen, als auch namentlich von der östlichen Grenze der juras-
sischen Vorkommnisse am Dnjestr nachgeahmt wird.
1) Dieser Skizze sollen partielle Localbeschreibungen aus dem Gebiete
der vorkarpathischen Schollentektonik auf dem Fusse folgen. Davon ist der erste
Theil soeben im Erscheinen begriffen: „Der paläozoische Horst und die ihn um-
eebenden Senkungsfelder.* Beiträge zur Geologie und Paläontologie Oesterreich-
Ungarns. 1903.
K. k. geol. Beichsanstalt. 1903. Nr. 15. Verhandlungen. 44
288 Verhandlungen. Nr. 14
mit den hellen Sanden ersichtlich wäre, könnte man versucht sein,
anzunehmen, dass der obenerwähnte Dolomitaufbruch in der Achse des
Sattels von Possedaria sich bis in die Südecke des Mare di Novegradi
erstrecke. Dass auch die altquartären Gebilde von wenngleich nicht
beträchtlichen Verwerfungen durchsetzt sind, die mit dem Niederbruche
des Binnenmeeres offenbar zusammenhängen, ist an der Westküste
desselben zu beobachten. Durch merglige Partien der den altquar-
tären Sanden eingelagerten Concretionsbänke erklärt sich die zur
Zeit meines Besuches (7. Mai 19053) völlige Salzfreiheit der nur
wenige Schritte vom Ufer des Mare di Novegradi entspringenden Quelle.
Die Höhle nahe der westlichen Südecke des Mare di Novegradi
befindet sich im oberen Rudistenkalke nahe der Grenze gegen den
tertiären Kalk des Nordostflügels des Sattels von Possedaria und
entstand offenbar durch Nachsturz zerklüfteter Kalksteinmassen in
einen durch Auslaugung entstandenen Raum. Sie weist kaum be-
merkenswerthe Tropfsteine oder Sintergebilde auf.
Im Entwässerungssystem werden die zahlreichen Quer-
brüche, durch welche das besprochene Gebiet zerstückt wurde, zum
Ausdrucke gebracht. So entspringen die ins Binnenmeer von Novigrad
mündenden Wildbäche im eocänen Mergelterrain der Mulde von Islam,
um den auch von zahlreichen kleinen Schluchten durchsetzten Sattel
von Possedaria fast senkrecht zum Schichtstreichen zu durchbrechen,
wie der Svizdica, Begovac—Skrile und Slapaca. Der grösste
dieser Wildbäche, der Torrente BaScica. sammelt sich aus
mehreren Gerinnen, darunter auch aus den auf der Karte als Torrente
Omari und Rasinovac bezeichneten, im Bereiche der mit eocänen
Mergeln und Quartär ausgefüllten Mulde von Islam—Polesnik, be-
gleitet zunächst in einem Isoklinalthale, im Wesentlichen nordwestlich
fliessend, den Nordostfuss des Zwischensattels von Rupalj—Bas£ica.
In den Slasnice vereinigt er sich mit einem von Nordwesten längs
des erwähnten Sattelrückens kommenden, der auf der Karte im
Maßstabe 1:25.000 gleichfalls als Torrente Baseica bezeichnet ist,
und durchbricht den aus massigeren Sandsteinen bestehenden Mulden-
rücken von Radovin, worauf er den längs dieses Rückens von Nord-
westen in einem Isoklinalthale kommenden Torrente Otok aufnimmt.
Er schrägt das Muldengebiet, vereint sich beim Eintritte in die Kalk-
zone des Possedariasattels mit einem aus Südosten kommenden, dem
Streichen folgenden Wildbach und fliesst in mehreren Windungen
Anfangs im Südwest-, im letzten Theile im Nordostflügel des er-
wähnten Sattels der Bucht von Possedaria (des Binnenmeeres von
Novigrad) zu.
Auch der Torrente Jaruga, nordwestlich Polesnik, entspringt
in einem Muldenterrain, der südwestlichen Hälfte der Doppelmulde
von Islam, und durchbricht den Nordostflügel des Sattels von Nadin—
Polesnik, um dann fast bis zur Grenze des Kartenblattes als Anti-
klinalthal dem Aufbruche des Kreidedolomits zu folgen.
Ebenso besitzen auch die kleinen Torrenten zwischen Kasie
und Smileie, zum Beispiel der Torrente Katinovac, eine im Grossen
und Ganzen quer zum Schichtstreichen verlaufende Richtung.
Verlag der k. k. geolog. Reichsanstalt, Wien, III., Rasumofskygasse 23.
Gesellschajts-Buchdruckerei Brüder Hollinek, Wien, III., Erdbergstrasse 3.
1903 Bericht vom 31. October. Dr. W. Teisseyre. 291
grossen Theil Nordgaliziens umfasst und weithin nach Wolhynien
fortläuft.
Ursprünglich wurde von mir diese nordgalizisch-wolhynische
Senke im Wege einer hypsometrischen Untersuchung von Devon
(Kowalöwka— Smykowce) und Senon (Ikwathal im Norden von Zalozce)
je nach ihren Grenzen bestimmt. Bald darauf fand aber die Richtigkeit
dieses Ergebnisses eine glänzende Bestätigung. Im Jahre 1894 wurde
auf dem Ausstellungsplatze in Lemberg eine Versuchsbohrung ver-
anstaltet, welche fast 500 m tief hinabgetrieben wurde, ohne indessen,
wie Niedzwiedzki zeigte, das Senon zu durchteufen.
Auf diese Weise erweist es sich, wie wenig die übliche Vor-
stellung berechtigt ist, nach welcher die paläozoische Platte in Podolien
regelmässig nach den entgegengesetzten Richtungen unter der Decke
der jüngeren Sedimente fortstreicht.
Podolien im weiteren Sinne zerfällt danach in das Gebiet des vom
wolhynischen Granitplateau auslaufenden, aus paläozoischen Schichten
aufgebauten Horstes und in die denselben umgebenden Senkungsfelder,
welche wahrscheinlich insgesammt mit Senon ausgefüllt sind. Wie im
Nordwesten des Horstes nimmt das Senon auch in der Richtung gegen
die vorkarpathische Senke an Mächtigkeit zu. Sowohl die paläozoischen
Schichten, als auch, wie die Versuchsbohrung von Lemberg (1894)
zeigt, das Senon — sind 500— 1000 m mächtig.
Derpaläozoische Horst wird durch drei verschiedene Dislo-
cationen eingefasst. Fs sind dies die Linie Kowalöwka W—Smykowece 2)
im Nordwesten, die Linie Berdo °) —Narol®) im Südwesten und die
Linie Czernowitz— Perkowce ?) im Südosten ‘des Horstes. Davon sind
die beiden ersteren, je nach ihrem Dislocationstypus als Flexuren, aus
den verticalen Verbreitungsverhältnissen des Devon, Jura und der
oberen Kreide ableitbar. Die Existenz der bezüglich ihrer wahren Lage
noch etwas problematischen Linie Czernowitz—Perkowce (? Werbowce
bei Zaleszezyki—Perkowce) ist aber ebenfalls durch das Fehlen der
paläozoischen Schichten ausserhalb des so umschriebenen Gebietes
nachweisbar, zwar in Meereshöhen, welche jenen des paläozoischen
Horstes und seiner Ränder bei weitem nachstehen.
Das Charakteristische an der Linie Özernowitz (Werbowce ))—
Perkowce und zugleich das Wesentliche an dem jenseits von derselben
sich ausbreitenden Gebiete der sarmatischen Platte des Bukowinaer
und Moldauer Flachlandes liegt darin, dass wir es hier ebenso wie auf
der Strecke zwischen dem podolischen Horste und dem polnischen
Mittelgebirge mit einer .jähen Unterbrechung der fortstreichenden
podolischen Zonen zu thun haben, zwar durch eine weithin quer auf
dieselben sich ausbreitende Decke jüngerer Sedimente. Diese der
Kürze halber so zu nennende Moldauer Senke, welche dem
Moldauer Territorium nur grossentheils entspricht, ist, trotzdem ihre
innere Structur durch die sarmatischen Schichten verhüllt wird,
D)
!) Monasterzyska (N).
) Tarnopol (NE).
°) Verkürzt anstatt Berdo-Horodyszeze 515 m, im Norden von Üzernowitz.
*) Tomaszöw (SE).
°) Chocim (SE), am Dnjestr.
44*
292 Verhandlungen. Nr. 5
zweifellos in mancher Hinsicht mit der nordgalizisch-wolhynischen
Senkung zu vergleichen, was bereits im Allgemeinen aus der analogen
Lage dieser Senkungsgebiete zwischen dem podolischen Horste und dem
polnischen Mittelgebirge einerseits sowie der Dobrudscha andererseits
hervorgeht.
Nach diesen einleitenden Bemerkungen will ich nun versuchen, die
für das Vorland der Karpathen in Galizien und Bukowina bezeichnenden
tektonischen Erscheinungen je nach ihrem genetischen Zusammen-
hange und je nach ihrer chronologischen Reihenfolge zu ordnen }).
!) Ich habe bereits früher darauf hingewiesen, dass die zuerst von Bloede,
später aber seit 1889 von Szajmocha vertretene Ansicht, dass das podolische
Schichtensystem nach Südsüdwesten sanft abdacht, mit den thatsäch-
lichen, durch die Autoren nachgewiesenen Verbreitungsverhältnissen der einzelnen
Etagen des Silurs in Galizien, zumal aber der l’orszezower und der Skalaer Schichten,
nicht übereinstimmt. Die einschlägigen Profile, welche dem Aufsatze von Prof.
Szajnocha über das Silur von Podolien (1889) beigegeben sind, wurden nicht,
wie es von vornherein scheinen möchte, aus Beobachtungen über von früheren
Autoren unerwartete Verbreitungsverhältnisse der Schichten abgeleitet, sondern es
liegen den Profilen und auch dem zugehörigen erläuternden Text einige hypo-
thetische Annahmen über das locale Erscheinen und Nichterscheinen der besagten
Schichtengruppen zu Grunde. Die weitgehenden Differenzen zwischen den auf diesem
Wege sich ergebenden Schlussfolgerungen einerseits und der Literatur andererseits
werden von dem Autor übersehen. Allein es ist selbstverständlich, dass die von
Herrn Prof. Szajnocha angenommene südsüdwestliche Fallrichtung des podo-
lischen Silurs und Devons bereits mit dem auf den früheren geologischen Karten
ersichtlichen nordnordwestlichen Streichen der podolischen Hauptzonen (Silur, Devon,
Jura) unvereinbar ist, ganz abgesehen also von den vorerwähnten Verbreitungs-
verhältnissen der einzelnen Silurstufen unter sich.
Was die Mächtigkeit der einzelnen Etagen des Silurs anbelangt, habe ich gleich-
falls bereits früher gezeigt, dass dieselbe oft bereits im Bereiche eines und desselben
Aufschlusses bedeutend, bis fast doppelt grösser ist, als von Herrn Szajnocha
entsprechend den Erfordernissen seiner Profile dortselbst angenommen wird.
Um die stratigraphische Parallelisirung des podolischen Silurs hat sich ferner
neulich Weniukoff verdient gemacht. Leider stimmen aber diese seine Ergeb-
nisse, wie er selbst betont, mit jenen von Herrn Prof. Szajnocha nicht überein.
Die sehr genaue Beschreibung der Fauna des galizischen Silurs wurde von
Alth nicht zu Ende geführt. Bereits der erste Theil dieser Monveraphie liess uns
die Wichtigkeit dieser Lücke unserer Kenntnisse durchblicken. Unter Anderem
hat auch sein frühzeitig verstorbener ehemaliger Assistent Prof. F. Bieniasz,
welcher ausserdem speciell durch die Erforschung des Jura am Dnjester bekannt
ist, grosse Aufsammlungen von Silurpetrefacten zusammengebracht. Die Silurarbeit
Szajnocha’s enthält ihrerseits auch eine Reihe von neuen Speciesnamen, welche
für die künftighin zu beschreibenden und abzubildenden Fossilien vorgeschlagen
werden. Auf Grund früherer Verzeichnisse von Dunikowski wurde von
Szajnocha, in der in Rede stehenden Arbeit, welche in den Berichten der
physiographischen Commission vom Jahre 1889 erschien, auf die wahrscheinliche
Existenz einer Bruchlinie bei UScieczko am Dnjester hingewiesen. Es ist dies eine
bis jetzt unentschiedene Frage. Doch ist dieselbe von streng localer Bedeutung.
Die heutige sanfte Südostneigung der podolischen Hochebene wird von Herrn
Prof. Szajnocha durch die cenomane und miocäne Abrasion erklärt. Die Neigung
dieser Arbrasionsfläche ist aber in Podolien, wie es sich nunmehr herausstellt, blos
darum eine südöstliche, weil wir uns in Podolien auf dem Südostflügel des flachen
Gotogöry—Krzemieniecer Sattels befinden.
Während ich mit der Correetur dieser Zeilen beschäftigt war, ist mir der
„Führer für die Excursionen des IX. Internationalen Geologen-Congresses, Wien
1903* zugekommen und ich muss mir an dieser Stelle die Bemerkung gestatten,
dass geradezu der podolische Theil dieses werthvollen Werkes, abgesehen von einer
irreführenden, etwas übertriebenen Angabe über den Inhalt der vorbesprochenen
Publication des nämlichen Autors, auch sonst einen etwas dürftigen Eindruck macht.
en ee.
> man
1903 Bericht vom 31. October. Dr. W, Teisseyre. 293
Uebersicht der vortertiären Dislocationen und ihrer Begleit-
erscheinungen.
(Hierzu Fig. 1.)
Die mit dem vorsilurischen Continente, beziehungsweise mit der
jungsilurisch - unterdevonischen Meeresphase in Podolien einher-
schreitenden Bewegungen entziehen sich jeder Beurtheilung, zumal
einem Studium innerhalb der Staatsgrenzen. Theoretische Speculationen
an der Hand von verdienstlichen Beobachtungen der Autoren über
die Tektonik des von Osten benachbarten wolhynischen Granitplateaus
(Karpinski, Gurow), würden dem Zweck dieser Zeilen nicht ent-
sprechen. Problematisch sind sogar tektonische Vorgänge, welche sich
in Podolien in der späteren Zeit vom mittleren Devon einschliesslich
bis zum Anfang der oberjurassischen Transgression abspielen mögen.
Doch hier gibt es bereits eine ganze Reihe unterschiedlicher Er-
scheinungen, welche, wenn sie auch nicht ganz ausreichen, um die
damalige tektonische Orientirung der paläozoischen Platte Podoliens
endgiltig zu beurtheilen, dennoch ein Beweis sind, dass man nicht
ohne weiters gewisse anscheinend seit dem oberen Jura datirende
Zustände und Bewegungen je nach ihrem Anfange bereits bis zum
mittleren Devon zurückversetzen darf.
Diese Bedeutung hat vor Allem die räumliche und verticale
Vertheilung des mittleren Devons in Westpodolien. Im vollen Gegen-
satze zu dem unteren Devon ist das mittlere Devon nicht ein Be-
standtheil des paläozoischen Horstes, sondern nimmt dasselbe viel-
mehr, ebenso wie das Senon, an der Ausfüllung der angrenzenden
Senkungsfelder Antheil. Es fehlt nieht an Anzeichen, dass das mittlere
Devon der nordgalizisch-wolhynischen Senke angehört, nicht aber der
den Südwestrand des Horstes umsäumenden Depression, welche
ursprünglich mit der sogleich zu besprechenden podolisch-sudetischen
Faltung einherschreitet, später aber dem Gebiete der miocänen Vor-
karpathischen Senke zufällt. Die sudetische Faltung ist offenbar sowohl
in Podolien als auch bekanntlich im polnischen Mittelgebirge über-
haupt geologisch bei weitem jünger, als das mittlere Devon.
Wie bereits erwähnt, gestatten die geologischen Karten die
Thatsache zu erkennen, dass die heutigen podolischen Zonen, von
der Westgrenze des wolhynischen Granitplateaus angefangen bis zu
den Unterabtheilungen des Silurs in Galizien und bis zu der Ostgrenze
des Jura am Dnjestr, überallhin von Nordnordwesten nach Südsüdosten
verlaufen. Allein das mittlere Devon verhält sich in dieser Beziehung
vielleicht ganz anders. Indem das mittlere Devon, anstatt von West-
westsüden an das untere Devon sich anzureihen, wie es ja für den Jura
am Dnjestr zutrifft, auf das Gebiet im Nordwesten der Oldredzone
beschränkt zu sein scheint, dürfte dieses Vorkommnis den Rest einer
ursprünglichen abweichenden Anordnung der altpaläozoischen
Zonen Podoliens in sich bergen. Allerdings müssen noch weitere
Untersuchungen über diesen Gegenstand abgewartet werden.
Das mittlere Devon hat offenbar in Podolien eine merklich
grössere Verbreitung unter der Decke jüngerer Sedimente, als es
von vornherein scheinen möchte. Die wenigen hauptsächlich durch
294 Verhandlungen. Nr. 15
Bieniasz bekannten mitteldevonischen Entblössungen — in der
Gegend von Zawadöwka — sind nicht durch Zufall an einem Punkte
concentrirt, wo das tiefe Zlota-Lipathal von der unten zu besprechenden
miocänen Antiklinallinie Berdo—Narol gekreuzt wird, welche gerade
an dieser Stelle in das nordgalizisch-wolhynische Senkungsgebiet hinein-
läuft. Dabei ist vielleicht das mittlere Devon, wie die an der Basis
des podolischen Jura vorkommenden Oonglomerate mitteldevonischer
Herkunft (Alth und Bieniasz) zu beweisen scheinen, ursprünglich
nicht an das nordgalizisch-wolhynische Senkungsgebiet gebunden, wenn
es auch vielleicht ausschliesslich innerhalb des letzteren erhalten bleibt.
Mit all dem stimmt gleichsam die Thatsache überein, dass der
Nordwestrand des podolischen Horstes, — eine sanfte unterdevonische
Böschung, an deren Fusse das Vorkommen von Zawadöwka liegt, — dem
polnischen Mittelgebirge zugewendet ist, welches bekanntlich seiner-
seits ein eigenthümliches System paläozoischer Falten besitzt.
Ueberdies unter gleichzeitiger Berücksichtigung des Baues der
wolhynischen Granitplatte wird man künftighin mit der Eventualität
zu rechnen haben. dass die paläozoische Platte Podoliens ursprünglich
beinahe in der Richtung zum polnischen Mittelgebirge geneigt war
(so zu nennende ukraino-podolische Bewegung).
Danach entspricht anscheinend die subcenomane nordgalizisch-
wolhynische Depression bereits einer mitteldevonisch-vorjuras-
sischen Synklinale der paläozoischen Schichten. Nach dieser Ver-
muthung weist damals das paläozoische Gebiet Podoliens eine überaus
sanfte nordwestliche oder nördliche Schollenneigung der Schichten
auf. Im Süden dieses Gebietes scheint die Achse des zugehörigen
ukraino-podolischen Sattels auf Berdo-Horodyszeze 515 m (Czernowitz
Nord) zu entfallen, einen Bergkamm, welcher vielleicht aus eben
diesem Grunde die podolisehe Platte bis heutzutage von Südosten her
hypsometrisch beherrscht, trotzdem dieselbe, je nach ihrer ganzen
Ausdehnung, gerade in dieser Richtung sanft abdacht.
Nebenbei mag hier vorläufig ganz kurz vermerkt werden, dass
in der That das südöstliche Gefälle der paläozoischen Platte in der
Richtung vom Gologöry —Krzemieniecer Höhenzug zum Berdorücken
kein ursprüngliches ist, sondern sich dadurch erklärt, dass dieses
vanze Gebiet dein südöstlichen Flügel des noch zu besprechenden
Gologöry — Krzemieniecer Sattels zufällt, welcher seit der unter-
sarmatischen Stufe zurückdatirt.
Sollten also früher die paläozoischen Schichten von Podolien,
etwa seit dem mittleren Devon oder seit der jungpaläozoischen Zeit,
in der Richtung zum polnischen Mittelgebirge abdachen, etwa in
Uebereinstimmung mit den von Suess im polnischen Mittelgebirge
unterschiedenen Faltungen aus der Zeit des Bergkalkes, welche
ihrerseits mit dem ukraino-podolischen System identisch wären ?
Wie dem auch sei, so viel ist sicher, dass mit Anbruch der
oberjurassischen Transgression die tektonischen Verhältnisse Podeliens
eründliche Aenderuneen erleiden.
Die geographische Verbreitung des oberen Jura schreitet in
Podolien offenbar mit einer nordwestlich streichenden flachen Schollen-
falte einher. Es ist dies die podolische Abzweigung des grossen sude-
u Bet m
Er
1903 Bericht vom 31. October. Dr. W. Teisseyre. 295
Fig. 1.
Die nordgalizisch-wolhynisehe Senkung und der podolische sowie der prä-
karpathische Antheil des Sudetensystems.
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N ++ 4 r++
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Erklärung zu der Figurenbezeichnung:
1. Paläozoisches Gebiet von Podolien.
2. Paläozoisches Gebiet des polrtischen Mittelgebirges.
3. Juraformation (I. Jurainsel von Kurdwanöw; II. Jurazone von Podolien).
4. Flyschzone der Karpathen.
5. Gebiet der nordgalizisch-wolhynischen Senkung.
6. Dislocationen an den Rändern des Senkungsgebietes: 1. Weichselbruch
oder die Linie Kurdwanow—Zawichost. 2. Die Störangslinie Kowalöwka—Smykowce
oder die Nordwestgrenze des Devons in Podolien.
7. Dem Flyschmeere und dem Karpathengebirge zeitlich vorausgehende
Schollenfaltungen, dem Sudetensystem angehörig.
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tischen Störungssystems. Durch diese Bewegung wird die podolische
Platte sichtlich etwas später erfasst (oberer Jura), als bekanntlich
die sudetische (Trias). In Podolien äussert sich diese neue Wirkung
namentlich dadurch, dass der obere Jura am Nordwestrande des
devonischen Gebietes überall felılt, statt dessen aber eine im Fort-
streichen des jurassischen Nordostflügels des polni-
schen Mittelgebirges gelegene und dem letzteren ebensogut
angepasste Zone darstellt (sudetisch-podolische Synclinale).
Der überaus flache Bau des sudetisch-podolischen Sattels, dessen
Südwestflügel Ostgalizien umfasst, erinnert an den Typus
der weiter unten zu "besprechenden tertiären Faltungen Podoliens.
Danach wäre es ein Gewölbe von sanft dachförmigem Bau und mit
deutlicher Achsenkante, welche ursprünglich orographisch hervortritt,
kurzum eine Art oberflächlicher Schollenstauchung.
Die jenseits der Staatsgrenze zu suchende Achse des Gewölbes
ist anscheinend der cenomanen Abrasion erlegen und dürfte im Gegen-
satze zu den opolischen Sätteln keine orographische Bedeutung heut-
zutage mehr haben.
Die Achse scheint in nordwestlicher Richtung fortzustreichen,
entsprechend dem Verlaufe des podolisch-mittelpolni-
schen Jurazuges. Auch muss dieselbe nach dieser Richtung hin
sanft geneigt sein, falls in der That dieser Theil des sudetisch-podoli-
schen Störungsgebietes bereits früher einem älteren nordöstlich strei-
chenden ukraino-podolischen Sattel (Mitteldevon — oberer Jura) und
zwar seinem Nordwestschenkel zufällt. Daraus ergibt sich ein beinahe
westliches Fallen und ein fast nordsüdliches ursprüngliches Fortstreichen
der Schichten am Südwestflügel des sudetisch-podolischen Sattels.
Dass es übrigens von vornherein ausgeschlossen ist, dass der
Verlauf der sudetisch-podolischen Sattelachse mit dem heutigen nord-
nordwestlichen Streichen der podolischen Zonen übereinstimmen könnte,
ergibt sich aus der weiter unten ersichtlichen Art und Weise, wie in
der Tertiärzeit die noch zu besprechenden opolischen Sättel auf diese
Scholle einwirken.
Abgesehen davon, dass also in den sich deckenden
Störungsgebieten verschiedener Zeitalter der Verlauf
der podolischen Zonen von jenem der sudetisch-podolischen Sattel-
achse mehr oder weniger abgelenkt sein muss, ist die Anordnung
dieser Zonen und das derselben entsprechende allgemeine Schichten-
gefälle ein Werk der sudetisch-podolischen Antiklinale einerseits und
der cenomanen Abrasion andererseits.
Dass somit heutzutage in Podolien Silur, Devonsandstein und
zuletzt der obere Jura in beinahe westlicher Richtung aufeinander-
folgen, erklärt sich dadurch, dass diese Schichten zur Cenomanzeit
beiläufig nach Westen abdachen, mit anderen Worten, dass die sude-
tische Bewegung in Podolien bis zum Cenoman andauert. Dass aber
diese Bewegung seit dem Anfange des Cenomans zum
Abschlusse gelangt, scheint daraushervorzugehen. dass
der sudetisch-podolische Sattel durch die cenomane
Abrasion abgetragen und ausgeebnet wird, wo